Black day von Daedun ================================================================================ Kapitel 5: Oh Tannenbaum ------------------------ Da Emmett den Unbekannten nicht gesehen hatte musste ich ihn noch mal haarklein beschreiben. „Ungefähr so groß wie Emmett, aber nicht so breit eher so wie du und seine Haare steckten unter einer schwarzen Wollmütze. Alles andere an ihm war auch schwarz. Schwarze Jacke, schwarze Hose, schwarze Schuhe.“ Leierte ich zum x mal herunter, doch Edward wurde immer noch nicht müde mich auszufragen. „Und ansonsten war da nichts, ich meine hatte er vielleicht irgend etwas in den Händen, hat er was gesagt?“ Ich tat so als müsse ich noch einmal angestrengt überlegen, dabei wusste ich längst die Antwort „Nein“ Er setzte schon zu einer neuen Frage an, ließ es dann aber gut sein. „Na schön sei es wie es sei.“ Hörte ich ihn über mir murmeln. Wir lagen zusammen auf einem der langen weißen Sofas, mit denen wir das Wohnzimmer, bestückt hatten und sahen mit Alice fern. Da ich mit dem Kopf auf seiner Brust lag, konnte ich nicht sehen, wo genau er hin schaute, aber an Alice verdrehten Augen ahnte ich es schon. „Nein, ich sehe nichts und ich spüre auch nicht das wir ungebetenen Besuch bekommen. Du kannst dich also wieder entspannen.“ Endlich merkte ich wie er wirklich locker wurde. Meine Lippen wanderten zu seinem Hals hinauf. Liebewohl drückte er mich dafür an sich. „Warum beunruhigt dich das so?“ flüsterte ich, in der Hoffnung zu leise für Alice zu sein. Er berührten sanft mein Ohr „Jeder Artgenosse den man trifft erweckt Neugierde, bei dir doch auch?“ Eine durch aus schlüssige Antwort, aber ich kannte ihn zu gut. „Das ist es nicht, du bist eher misstrauisch ob er nicht vielleicht eine Gefahr da stellt richtig?“ Sein heftiges Ausatmen langte mir als Bestätigung meiner Vermutung. Edward und sein ausgeprägter Beschützerinstinkt, doch wenn ich ehrlich war, hatte ihn dieser bis her nie getäuscht. Viele Namen fielen mir dazu ein Viktoria, James, Laurent, die Volturie. Aber auf der anderen Seite hatten sie nur eine gefährliche Rolle gespielt, solange ich noch ein Mensch gewesen war. Jetzt konnte mir niemand mehr etwas tun, zu mindest nicht aus dem Grund das er mich jagte oder dafür zu bestrafen das ich zu viel wusste. „Was mich stutzig macht, ist das er sich zwischen den Menschen bewegt, aber eben doch nicht wie wir.“ Er zog mich noch ein Stück weit näher zu sich heran „In wie Fern?“ Eine kurze Pause entstand, bevor er weitersprach „So wie du ihn beschrieben hast wirkte er wie uniformiert. Die durchweg schwarzen Klamotten, die Mütze,“ „Vielleicht mag einfach nur die Farbe?“ warf Alice von der anderen Seite des Zimmers aus ein. Sie lümmelte nicht länger auf der bequemen Couch herum, sondern saß nun vor ihrem Laptop am Esstisch. „Es soll ja solche Leute geben, passt bestimmt gut zu seinen blauen Augen.“ Edward einziger Kommentar dazu war ein tiefer Seufzer. Ich befreite mich ein Stück weit aus seiner Umklammerung um ihm ins Gesicht sehen zu können. „Das mit den Augen versteh ich übrigens auch nicht, du etwa?“ Er bedachte mich unter seinen langen Wimpern mit einem ernsten Blick. „Nein und ehrlich gesagt wurmt mich das auch.“ „Es hat auf jeden Fall was mit der Ernährung zu tun“ da war ich mir nach dem Gespräch mit Emmett sicher. Der ernste Ausdruck blieb „Davon ist auszugehen“ stimmte er nach kurzem Zögern zu. Ich konnte ihm ansehen, dass er noch mehr sagen wollte, als Alice heller Aufschrei unsere Überlegungen zur Nebensache machte. „Seht mal Carlisle und Esme!“ Ihr helles Quicken lockte auch Rosalie an, so dass wir uns zu viert um den kleinen Bildschirm drängten. Tatsächlich winkten uns die Zwei, durch das verschwommene Objektiv einer Webkamera, aus New York zu und ich vergaß aus lauter Freude, über das unverhoffte Wiedersehen, den fremden Vampir. Trotz der schlechten Auflösung war Esme gut zu erkennen, denn sie strahlte wie eine Sonne und kurz darauf ertönte ihre helle aufgeregte Stimme durch den Lautsprecher. „Schön euch zu sehen.“ Die Internetkonferenz dauerte fast fünf Stunden, weil jeder von uns so viel zu erzählen hatte. Zu erst musste Rosalie ihre letzten Erlebnisse aus Brasilien zum besten geben, wobei Emmett der auch dazu kam, sie ständig ärgerte, in dem er immer wieder seine Kommentare ab gab. „Ich glaub es gibt in ganz Südamerika keine Stofffabrik die wir nicht besichtigt haben“ klagte er zum Schluss, bevor Alice das Gespräch an sich riss. „Wir sind übrigens jetzt auch umgezogen. Hier haben wir eindeutig mehr Platz für alles“ Ich dachte dabei an ihre unzähligen Schuhe, sie wahrscheinlich an Edwards Konzertflügel, den er sich gleich nach dem Kauf des Hauses zu gelegt hatte und der jetzt majestätisch den halben Wintergarten einnahm. Rosalie stöhnte, als sie sich über den Linksverkehr aufregte. „Wie kann man nur so fahren!“ Edward und Emmett warfen sich verschwörerische Blicke zu „Das Gleiche denken die bestimmt über den Rest der Welt Rose“ Carlisle stimmte in Esmes Lachen mit ein. „Und wie geht es dir Bella? Wie gefällt dir England?“ Bildete ich es mir nur ein oder steckte hinter dieser unbekümmerten Frage mehr als nur das Interesse ob mir die Landschaft, das Klima oder die Leute zu sagten. Als Edward anfing mir beruhigend über den Rücken zu streicheln, war ich mir sicher Carlisle Andeutungen richtig verstanden zu haben, „Ich fühle mich großartig ,“beeilte ich mich ihm zu versichern, „Die Universität ist toll, der Campus, die geschichtsträchtigen Hallen. Es gibt so viele Möglichkeiten hier, vor allem wenn man nicht länger schlafen muss“ fügte ich noch hinzu und tatsächlich verschwand der ernste Ausdruck aus seinen Augen, der gerade noch im Gegensatz zu der fröhlichen Miene gestanden hatte. Selbst Esme sah aus, als sei ihr gerade ein riesiger Stein vom Herzen gefallen. Edward war also nicht der einzige der sich Sorgen machte, ob alles was passieren musste, auch richtig war. „Das freut mich und ich hoffe ihr habt weiterhin eine tolle Zeit, bis wir kommen.“ „Danach nicht mehr?“ fragte Emmett entrüstet „Witzbold, aber im ernst, ich hoffe ich kann davon ausgehen, dass ihr uns pünktlich am 22 am Flughafen abholen werdet?“ „Ihr kommt zu Weihnachten?!“ kreischten Alice und ich gleichzeitig, das der Rest kurz schmerzhaft die Stirn kraus zog. Esmes Lächeln wurde so breit, dass es fast den ganzen Bildschirm einnahm. „Was habt ihr denn gedacht? Erst später fiel mir auf, dass damit meine Pläne meine alte Familie zu besuchen ins Wasser fielen. Das schlechte Gewissen darüber und die Frage wie ich es am schonensten Reneé und Charly beibringen konnte, dass ich über die Feiertage nicht zurück in die Staaten flog, nahm ich die nächsten Tage mit in die Vorlesungen. Alice, so zu sehr mit ihren neuen Pflichtfächern beschäftigt war, bemerkte meinen Zwiespalt nicht. Edward hingegen konnte ich nichts vormachen. „Was ist los?“ fragte er mich schließlich, als wir in einer Pause durch die kleine Innenstadt bummelten. Der Himmel wurde schon langsam dunkel, obwohl es erst vier Uhr nachmittags war. Seufzend ergab ich mich. Es hatte keinen Sinn auszuweichen, er würde so lange bohren, bis ich es ihm sagte. Ich fand es schon mehr als erstaunlich, dass er es bis jetzt ausgehalten hatte und ich musste mir trotz allem ein Grinsen verkneifen. Für ihn stellte der Umstand meine Gedanken nicht zu kennen eine noch gemeinere Tatsache da, als für irgendjemanden sonst. „Ach, nichts weiter,“ versuchte ich es dennoch herunter zu spielen, Ich frag mich nur wie ich Santa Claus erklären soll das ich nicht nach Amerika komme.“ Wenn man es so formulierte verlor es sogar ein Stück von seiner Bitterkeit, die es trotz meines Wiederstandes in sich hatte. Der Arm, den er um meine Taille gelegt hatte spannte sich an. „Verstehe. Hast du denn schon mit einem von ihnen gesprochen?“ Ich betrachte sein Profil das sich gegen die grauen Steinwände gesehen, noch weißer und reiner abzeichnete, als sonst. Eisige Winterluft fegte durch die engen Gassen und trieb außer und alle menschlichen Wesen in die schützenden Läden und Cafes, trotzdem gingen wir weiter. „Noch nicht, ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung wie ich es am besten formulieren soll.“ Er schob seine marmorglatte Unterlippe ein Stück nach vorne. Ein Zeichen das er nach dachte „Mmmh,“ sagte er dann, nach dem er mich fünf Minuten lang schweigend neben sich geführt hatte. „Koregiere mich, wenn ich falsch liege, aber du hättest die Reise doch eh aufteilen müssen richtig?“ „Wir“ verbesserte ich automatisch und er lächelte „Äh ja,“ fuhr ich fort „natürlich entweder zu erst zu Reneé und dann zu Charly, oh halt das geht ja so wie so nicht.“ Da war es wieder, Jacobs verzehrtes Gesicht. Olympia war für immer tabu. Der Griff um meine Taille wurde enger und ich ertappte mich dabei wie ich kurz zusammen zuckte. Konnte Edward vielleicht doch meine Gedanken lesen? Aber ein Blick in seine versteinerten Topas Augen sagte mir, dass es wohl alleine meine Reaktion war, vielleicht der Klang meiner Stimme? „Ich weiß, dass das nicht leicht ist Bella“ Plötzlich hielt er an und zog mich an sich. Gequält strichen seine langen kalten Finger über meine Wangen. Worte wie Verzicht und Verlust schossen mir in den Sinn, ich wollte sie abschütteln und verzog meine Lippen zu einem hoffentlich zuversichtlichen Grinsen „Hast du eine Lösung?“ Es funktionierte, die Qual wich ein Stück weit aus seinen Zügen, als er mich weiter zärtlich streichelte. Ich genoss es und fragte mich ob wir uns gerade auf kroteske Art und Weise gegenseitig trösteten. „Na ja wir könnten ja über Silvester zu deiner Mom und Phil fahren,“ das Streicheln hört nicht auf „und Charly, nun den könnten wir doch zur Abwechslung mal einladen.“ Mir klappte der Mund auf. Edwards schob seine Hand unter mein Kinn und schloss ihn wieder. Mittlerweile hatte es angefangen zu schneien, kleine Schneeflocken durchsetzten seine bronzenen Haare, trotz des schönen Anblicks war ich über seinen Vorschlag gelinde gesagt fassungslos „Ist das dein ernst? Einladen hier her?“ Ich versuchte mir Charly in einem Flieger nach Europa vorzustellen, ich versuchte mir Charly überhaupt außerhalb der nordischen Halbinsel Whashingtons vorzustellen. Es gelang mir nicht. Edward hingegen schien keine Probleme damit zu haben auch nicht damit meinen Vater in ein Haus voller Vampire zu holen, von denen eine übrigens seine Tochter war. „Wie stellst du dir das denn bitte vor?“ Er zuckte nur mit den Achseln „Das Haus ist doch groß genug. Wir können ihn aber auch wo anders unterbringen, oder mit ihm ein paar Tage in London fahren, wenn dir das lieber ist.“ Für den Moment war ich mit der Entscheidung ehrlich gesagt ein wenig überfordert und zu keiner Antwort fähig, zu mal ich erst einmal Charlys Reaktion auf diese Idee haben wollte. „Ich werde mit ihm darüber sprechen“ war alles was ich raus bringen konnte. Die Idee mit Silvester hingegen gefiel mir außerordentlich gut. „Dann sag deiner Mutter doch gleich heute Abend Bescheid“ Ich stellte mich auf die Zehenspitzen um ihn zu küssen. „Mach ich, auch wenn es seltsam ist vom Winter in den Sommer zu kommen.“ Der Schnee fiel nun dichter und Edward sah in zum schwarzen Himmel hinauf. „Ja in Miami werden wir wohl keinen Schneemann bauen können.“ Reneé war wie befürchtet, nicht so angetan von der Idee ihre Tochter zum Fest der Liebe nicht zu sehen, aber nach dem ich ihr hoch und heilig versprach, die Webkamera einzuschalten und mit ihr und Phil auf diese Art und Weise Bescherung zu feiern und natürlich Silvester mit Edward vorbei zu kommen, hatte ich sie versöhnt. „Du wirst mir trotzdem fehlen mein Schatz, auch wenn ich langsam kapieren muss das du dein eigenes Leben hast.“ Seufzte sie traurig in den Hörer. Ich biss mir auf die Unterlippe. Wie recht du hast Mum „Du mir auch, schöne Grüße übrigens. Emmett machte mir von der Treppe aus ein Zeichen, verblüfft schaute ich zu ihm hoch. „Ja mach ich, wart mal kurz. Was ist los?“ Doch der schwarzhaarige Vampir sprang nur geschmeidig über das Geländer, mir direkt vor beziehungsweise auf die Füße und bevor ich auch nur ein Wort der Entrüstung von mir geben konnte hatte er mir das Telefon weg genommen. „Hallo Reneé!“ röhrte er in die Muschel „Na alles klar bei dir und Phil?“ Ich war sprachlos. Was war das denn? Während ich ihm dabei zuhörte wie er im vertraulichen Plauderton mit meiner Mutter telefonierte kam Jasper durch die Tür. Seine blonde Mähne stand in wilden Schwüngen von seinem Kopf ab, als ob er in eine Steckdose gefasst hätte. An scheinend hatte er heute auf den Bus verzichtet und war einfach nach der Vorlesung nach Hause gerannt. „Hallo Bella, alles klar?“ Ich deutete auf das breite Kreuz das unser Bruder uns zu gewandt hatte. „Alles bestens Jass. Außer das ich nicht glaube, was ich da gerade sehe“ Er sah mich verständnislos an „Emmett telefoniert mit meiner Mutter,“ Klärte ich ihn auf . „Ach so, schöne Grüße!“ Hä? Warum fand denn nur ich das komisch? Jetzt lachten die Zwei neben mir auch noch über einen gemeinsamen Witz. Jass ließ das Ungetüm von Rucksack, den er trug, von den Schultern gleiten. „Es klingt als wäre es seine. Seit wann kennen die sich so gut?“ versuchte ich noch mal meine Verständnislosigkeit zu erklären. Jass reckte sich nur und winkte dann ab „Keine Ahnung, frag ihn doch einfach, wenn er fertig ist. Du sei mir nicht böse, aber ich muss noch mal weg, wegen Alice Weihnachtsgeschenk.“ Er nickte nach oben, dann bekam sein Gesicht einen verlegenen Ausdruck. „Würdest du mir vielleicht deinen Wagen leihen?“ Ich lachte. „Klar, der Schlüssel steckt viel Spaß“ Er zwinkerte mir zu, dann war er auch schon verschwunden. Ich wandte mich wieder der Tratschtante zu, die mich scheinbar vollkommen vergessen hatte. „Super Brasilien echt klasse Rio so wieso, da müsst ihr auch mal unbedingt hin.“ Ich streckte stumm die Hand aus, doch anstatt mir meine Mutter zurück zu geben fuchtelte Emmett jetzt wild mit dem Finger durch die Gegend. „Hast du was zu schreiben, klasse also das Hotel heißt...“ „Bella?!“ ertönte plötzlich Edwards samtige, aber dennoch durchdringende Stimme aus dem Keller. Ich sah zu der kleinen Tür unter der Treppe hinüber, die nach unten führte, dann wieder zu Emmett und entschied mich erst nach zu forschen was ihn dazu veranlasste nach mir zu rufen. Meine Mutter schien eh kein Verlangen mehr nach mir zu haben. Wenn ich gedacht hatte in Edward einen verständnisvollen Zuhörer dafür zu finden, hatte ich mich getäuscht. „Freu dich doch darüber.“ Murmelte er abwesend während ich ihm half die Lichterkette für den Weihnachtsbaum zu sortieren. Meinem Gefühl nach musste dieses Ding mindestens vier Meter lang sein leider in Form eines undurchdringbaren Knäuls. „Das tu ich auch,“ Na ja ehrlich gesagt fand ich es schon ein wenig gruselig „Nur merkwürdig ist das schon“ Mein hochkonzentrierter Ehemann grinste nur schief. „Ich glaub das fing auf unsere Hochzeit an. Ich kann mich jedenfalls daran erinnern, dass die beiden und auch Rose oft die Köpfe zusammen gesteckt haben.“ Plötzlich bekam ich einen Geistesblitz. Ich ließ für einen Augenblick die Lichterkette sinken „Vielleicht ist es, das. Ich mein Rose und meine Mutter, na sie ist ja schließlich ein Mensch und vielleicht fühlen sie sich beide Rose und Emmett in ihrer Gegenwart sehr wohl, weil wenn es Rose gut geht, dann geht es ja auch Emmett gut oder?“ Meine Güte stammelte ich ein wirres Zeug. Edward verstand dennoch, was ich ihm damit sagen wollte. Das dunkle Gold seiner Augen wurde weich „Klingt logisch“ stimmte er mir zu, dann machte er unvermittelte eine schnelle Bewegung aus dem Handgelenk und die unzähligen Lichter langen auseinandergebreitet vor uns. Ich zog anerkennend die Augenbrauen hoch. Wir trugen die endlosen Bahnen nach oben, wo bereits ein Monstrum von Tannenbaum auf uns wartete. Alice, die daneben noch zerbrechlicher wirkte als so wie so schon, strahlte mit den Kugeln, Kerzen, Lametta und Glasfiguren um die Wette. „Ich hätte ihn fast nicht durch die Tür bekommen,“ gestand sie , „aber er war von allen die ich gefunden habe der Schönste“ Es war wirklich eine prachtvolle Tanne, dessen dichte Zweige so satt grün schimmerten, dass man fast meinte sie wäre schwarz und dann dieser herrliche Duft nach Harz, wenn auch insgesamt für meinen Geschmack ein Bisschen zu breit, aber wer brauchte von uns schon einen freien Weg zur Gästetoilette. Rosalie, die mit einem Arm voller Wäsche herein kam, warf skeptisch den Kopf in den Nacken. „Haben wir überhaupt so viel Zeug um dieses Ungetüm zu schmücken?“ Schnell zog ich die ersten Kugeln aus dem Karton, bevor Alice, die beleidigt einen Flunsch zog, etwas erwidern konnte und hängte sie auf. „Wenn nicht kaufen wir halt noch was“ Ich hatte keine Lust auf Diskussionen, schließlich war das hier mein erstes Weihnachtsfest mit meiner neuen Familie und das wollte ich in vollen Zügen genießen. Alice, die meinem Beispiel gefolgt war fummelte an der anderen Seite des Baumes herum. Ich hörte sie leise vor sich hin summen. Lächelnd steckte ich ein kleines silbernes Schaukelpferd zwischen die Zweige. Das klang nach Weihnachten, nach Hochstimmung und Vorfreude, nach Eierpunsch und Braten, nach Geschenken und Kinderlachen. Ich ließ mich anstecken und fing an Jingelbelles zu singen. Erst ganz leise, aber als Alice lauthals mit einstimmte hielt ich mich auch nicht länger zurück. Edward begleiteten das ganze mit Klaviermusik, Emmett mit seinem dunklen Bass und nach dem dritten Lied war ich mir sicher noch nie so ausgelassen in Weihnachtsstimmung gewesen zu sein. Sicherlich waren auch meine bis her erlebten Feste schön gewesen, alles samt in der Regel mit Reneé und von Charly ein Paket, aber dennoch war das hier etwas vollkommen anderes. Es gab dafür keine richtigen Worte. Auch lag es nicht an dem Baum, dem Schmuck oder das wir in Europa waren. Ich hob den Kopf um zum Klavier hinüber zu sehen. Sein glückliches Gesicht gab mir die Antwort. Es fühlte sich so gut an, weil er bei mir war. Er und die Gewissheit, dass all das hier niemals mehr enden würde, dass ich ihn niemals mehr verlieren würde. Plötzlich verschwand das Glück und an seiner Stelle erschien erschrockene Verblüffung. Die Musik verspielte Musik erstarb augenblicklich und in der nächsten Sekunde die Tür so heftig aufgerissen, dass die Angeln knirschend nachgaben. Jasper, der ins Zimmer geschossen kam wie eine Rakete, schenkte diesem Umstand und Alice Protest uns gefälligst nicht so zu Erschrecken keinerlei Beachtung. Mit gehetztem Blick baute er sich vor Edward auf. „Es gibt noch mehr von denen“ platzte er heraus. Ich wusste sofort vom wem er sprach. „Wie bitte?“ Fragte Edward ruhig, obwohl ich sehen konnte wie er den Kiefer anspannte. Offensichtlich las er schon die Informationen, die er haben wollte, direkt aus Jass Erinnerungen. Uns spannte er bei diesem stillen Vorgang allerdings brutal auf die Folter. Ich sprang von der Trittleiter, auf der ich stand. „Wo hast du sie gesehen?“ Anstatt Jasper antwortete Edward „Oxford Street und es waren dieses mal vier“ Alice riss erstaunt die Augen auf. „Vier?“ Jasper und sie wechselten rasch einen Blick. „Ja, aber sie haben mich nicht bemerkt, ich stand in Windrichtung, darum habe ich sie überhaupt gerochen.“ Er zog die Nase kraus. „Sie rochen überhaupt ganz merkwürdig.“ „In wie fern?“ hakte Emmett nach, der jetzt ebenfalls wachsam Jasper beobachte. Erst jetzt fiel es mir auf. Jass wirkte verwirrt, mehr als verwirrt. Mit fahrigen Bewegungen strich er sich die Haare aus der bleichen Stirn. „Es ist schwer zu beschreiben. Irgendwie, ranzig, nicht typisch süß und ihre Aura fühlt sich auch komisch an.“ Sein leerer Blick, als er sich daran erinnerte, ließ mir einen Schauder über den Rücken laufen. Ganz offensichtlich hatte mich mein erster Eindruck nicht getäuscht. Nicht nur die Augenfarbe war anders. Das waren keine gewöhnlichen Artgenossen. Wir standen jetzt alle mehr oder weniger im Halbkreis nebeneinander. Jasper neben Alice, die angestrengt vor sich hin blinzelte, ich neben Edward, der sich meine Hand gegriffen hatte und sie beobachtete und auf der anderen Seite Emmett der seine Arme vor der breiten Brust verschränkte. Keiner von uns sagte für ein paar Minuten ein Wort, bis Alice verärgert die Stirn runzelte. „Alles zu verschwommen, ich kann nichts richtiges erkennen, sie sind zu weit weg und ändern ständig ihre Richtung.“ „Aber du kannst sie sehen?“ Sie warf Emmett einen vernichtenden Blick zu „Ja es sind schließlich keine Werwölfe“ „Das ist schon mal beruhigend“ „Ich weiß nicht“ Edward drückte mit einem mal meine Hand und ich merkte das ich mich versteift hatte. Nicht wegen der Erwähnung der Werwölfe, sondern weil ich wieder das schneeweiße Gesicht dieses Vampirs vor Augen hatte. Ich lächelte scheu zu ihm hoch. „Das ist doch alles mehr als sonderbar oder nicht? Was sind das für Wesen?“ Er lächelte zurück, der besorgte Ausdruck in seinen Augen war weitest gehend verschwunden „Keine Ahnung, aber sie scheinen sich wie es aussieht nicht mit uns zu befassen, sonst hätte Alice es gesehen, das ist das Wichtigste. Fürs erste jedenfalls“ er deutete mit dem Kinn über seine Schulter. „Wenn Carlisle da ist sehen wir weiter, bis dahin sollten wir uns die Stimmung nicht verderben lassen.“ Damit war für ihn das Thema erledigt, jedenfalls schien es so, denn er ließ meine Hand los, nach dem er mich zu sich herangezogen und geküsst hatte und ermunterte mich und Alice dazu weiter den Baum zu schmücken, während er Jasper beim einpacken der Geschenke helfen wollte. Leicht verstört blieben Alice und ich im Zimmer zurück. Alice nächster Satz bestätigte mein ungutes Gefühl „Ich möchte Wetten, dass das noch lange nicht das Ende vom Lied ist.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)