Novemberlied von Bienchen1709 ================================================================================ Kapitel 8: Ist das so? ---------------------- So, das vorerst letzte vorrätige Kapitel. Ab jetzt wird es immer ein wenig länger dauern, bis ich die nächsten Kapitel veröffentliche, auch wenn ich bald schon wieder Herbstferien habe und mich natürlich bemühen werde so schnell wie möglich weiter zu schreiben. Noch einmal Danke an Chiyoko2704, weil ich ihr mit diesem Kapitel viel Arbeit gemacht habe und an meine Kommischreiber, weil mich Kommentare sehr glücklich machen. Liebe Grüße Bienchen Es war der letzte Tag vor dem Ball. Kagome stand mit ihrer Mutter in der Küche und bereitete das Abendessen vor. Aus dem geöffneten Küchenfenster drangen Sotas Rufe und Inu Yashas Lachen und sie konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Sie schälte abwesend einige Möhren und schnitt sie in kleine Würfel, während sie sich Inu Yasha und Sota vorstellte, die im Garten rauften. Die Begegnung zwischen ihrer Mutter und Inu Yasha war nicht einfach nur gut gewesen- sie war großartig. Jedes im Schrein lebende Mitglied der Familie Higurashi schien froher, berauschter, und um eine Last erleichterter zu sein, seitdem Inu Yasha auf sie getroffen war. Kagome selbst fühlte sich besser als sie es jemals in Erinnerung hatte. Ihre Gedanken waren leicht und unbeschwert, ihr Herz verwundbar für ihn, aber auch unverletzlich für alle Personen, die nicht den Namen Inu Yasha trugen. Und es schien nicht so als würde er ihr Herz in absehbarer Zeit verletzen wollen. Im Gegenteil. Er war zuvorkommend, ehrlich ohne taktlos oder gefühllos zu erscheinen und strahlte einen Zauber auf sie und ihre Familie, aus der ihnen allen gut tat. Sie liebte dieses Gefühl, welches sie aber keineswegs damit gleichsetzen wollte, dass sie auch ihn liebte. Zugegebener Maßen hatte sie romantische Gefühle für ihn, war vielleicht „verliebt“. Lieben tat sie die Art, wie er sie berührte, wie er sie ansah und wie er sie und ihre Familie in diesen berauschenden Zustand gebracht hatte. Sie hatte ihn einst geliebt daran zweifelte sie nicht im Geringsten, doch heute war es ein wenig anders. Nun, da waren immer noch die Indizien für das verliebt sein: das schnelle Schlagen ihres Herzens, ihr aufgeregter Atem, die Art, wie ihre Muskeln unter seinen Fingern tanzten, wenn er sie berührte. Doch Kagome fehlte eine entscheidende Sache, um von Liebe ausgehen zu können: die Enttäuschung. Jeden, den sie liebte, hatte sie enttäuscht, oder wurde von ihnen enttäuscht. Das war immer so gewesen und deswegen war die Liebe für sie wie eine mathematische Gleichung, die, solange man von irdischen Maßstäben ausging, aufgehen musste. Liebe = Enttäuschung oder ohne Enttäuschung keine Liebe. „Holst du die Jungs zum Essen, Liebes?“, unterbrach ihre Mutter ihre Gedanken. Sie bemerkte erst jetzt, dass sie wohl eine Zeit lang „Offspace“ gewesen war, wie Sango es zu sagen pflegte, wenn sie vor sich hinträumte. „Na, bist du wieder Out of Space? Träumst du von pinken Pferden, die von pinken Traumprinzen geritten werden?“, fragte sie dann, oder sie murmelte nur ein verheißungsvolles „Offspace“, wenn sie anderen Kagomes Lage erklären wollte. „Bin schon unterwegs.“, erwiderte Kagome schnell und machte sich auf den Weg Richtung Hof. Als sie ankam, führte Inu Yasha gerade einen Trick mit dem Fußball vor, lies ihn über seine Nacken rollen, fing ihn mit dem Fuß wieder auf, all das gefolgt von einem lachenden Sota. Kagome beobachtete zuerst stumm die beiden, spürte, wie die Freude sie ein weiteres Mal ergriff und sich ein Lächeln auf ihre Lippen stahl. Im Moment war alles so perfekt. Zu perfekt für Kagomes Geschmack, denn sie wusste nur zu gut, welchen Preis die Perfektion mit sich trug. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis jemand diesen Preis einfordern würde und dann würde nichts anderes kommen als die Enttäuschung. Nach dem Essen verließen Kagome und Inu Yasha den Schrein, um noch ein wenig Zeit alleine zu verbringen. Sie gingen wieder auf den Hügel vor dem Sportplatz und genossen die, für die Jahreszeit ungewöhnliche, Wärme. „Warum wolltest du unbedingt noch alleine mit mir sein?“, fragte Kagome und legte ihren Kopf in den Nacken um die Sterne beobachten zu können. „Ist es verboten mit seiner Freundin Zeit alleine verbringen zu wollen?“, fragte er gegen und Kagome wurde augenblicklich rot. „Du hast an was Perverses gedacht!“, lachte er, als er ihren Rotstich bemerkte, und zog sie zwischen seine Beine, damit sie sich gegen ihn lehnen konnte. „Was?! Nein!“, protestierte Kagome, aber das dunkle Rot auf ihren Wangen, sagte ihm alles, was er wissen musste. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich einmal eine perverse Freundin haben würde”, hauchte er in ihr Ohr und Kagome spürte wie sie eine Menge unterschiedliche, angenehme Gefühle befielen, als sie seinen warmen Atem auf ihrer Haut spürte. „Ach, halt doch den Mund”, meckerte sie, schmiegte sich aber trotzdem an ihn und schloss für eine Weile die Augen. Sie musste zugeben, dass es nichts Angenehmeres gab, als in seinen Armen zu liegen, seine Wärme zu spüren. „Hmm… du riechst gut”, seufzte er, während er sein Gesicht in ihren Haaren vergrub und Kagome hoffte, dass diese Perfektion solange wie möglich bleiben würde. Hojo war wie immer pünktlich, als er sie zu dem Ball abholte. Als er seinen Mund nicht mehr zubekommen hatte, nachdem er Kagome angeblickt hatte, wusste sie, dass es die richtige Entscheidung war, dieses Kleid anzuziehen, die Haare hochzustecken und die dunkelblauen, hochhackigen Sandalen von Sango anzuziehen. Sie fuhren stumm zusammen im Auto, bis Hojo die Frage stellte, vor der sich Kagome lange gefürchtet hatte. „Gehst du mir im Moment aus dem Weg?“ Ehrlich? Ja. Aber das konnte sie ihm unmöglich so sagen. „Wie kommst du darauf?“, fragte sie gegen, suchte fieberhaft nach einer ausweichenden Antwort. „Kam mir nur so vor. Vielleicht habe ich mir das ja auch nur eingebildet”, erwiderte er. Kagome gab keine Antwort und starrte verbissen aus dem Seitenfenster. Die Straßen waren dunkel, der Verkehr gering und trotzdem dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis sie an der Schule ankamen und Kagome nicht mehr alleine mit ihm und dieser furchtbaren Stille, die sich zwischen ihnen breitgemacht hatte, sein musste. Die Aula war schon jetzt ziemlich voll, die Mädchen alle in Abendkleidern, die eine Unmenge Geld gekostet haben mussten, die Jungs in Fracks und plötzlich fühlte sich Kagome gar nicht mehr so hübsch wie noch vor wenigen Augenblicken. Ihr Kleid war viel schlichter und sie war sich sicher, dass die anderen sehen konnten, dass es selbst genäht war. Und furchtbar wurde es, als sie sich mit Sango, Miroku und Hojo an einen Tisch gesetzt hatte und plötzlich Inu Yasha mit Kikyo auftauchte. Kikyo war wunderschön, wie sie beneidend feststellen musste. Ihr langes schwarzes Haar hatte sie hochgesteckt, ihr Kleid war scharlachrot und zeigte nicht zu viel, aber ausreichend Haut. Es musste wahnsinnig teuer gewesen sein. Sie spürte, wie ihr Blut aus ihrem Gesicht wich, und ärgerte sich über ihre Eifersucht, die sie nicht kontrollieren konnte, wie sie verbittert einsehen musste. Inu Yasha nickte ihr kurz zu, als er und Kikyo sich zu ihnen gesellten. Kagome spürte unbeherrschte Wut in sich aufsteigen. Auch wenn es abgemacht war, dass sie auf dem Ball nicht zu viel Aufmerksamkeit erregen wollten, weil sie ja immer noch inoffiziell ein Paar waren, ärgerte sie sein ignorantes Verhalten und dass er nicht so reagiert hatte, wie Hojo als er sie angesehen hatte. Sie versuchte immer wieder Blickkontakt mit ihm aufzubauen, aber er würdigte ihr nicht einen einzigen Blick und unterhielt sich die gesamte Zeit mit Kikyo, die immer noch atemberaubend schön aussah. Wütend und enttäuscht erhob sich Kagome von ihrem Platz und verließ ihre Freunde mit der Ausrede, sie würde sie etwas zu trinken holen. Nachdem sie Hojo abgewimmelt hatte, der sie unbedingt begleiten wollte, kämpfte sie sich durch die Menge, stellte sich an die Bar und bestellte sich einen Caipirinha. Normalerweise trank sie keinen Alkohol, weil das nicht in ihren Zeitplan passte, aber an diesem Tag sah sie keinen Grund dazu sich nur Wasser zubestellen. Sie setzte sich an die Bar, weil sie nicht mehr das Bedürfnis hatte, sich in Inu Yashas Nähe aufzuhalten und rührte gelangweilt in ihrem Cocktail. „Na, so alleine schöne Frau?“ Ohne sich umdrehen zu müssen, wusste sie, wer da hinter ihr stand. „Nur kurzfristig. Ich werde gleich zurück zu meinen Freunden gehen”, erwiderte sie. Koga setzte sich neben sie, bestellte sich ein Bier. „Mit wem bist du denn hier?“, fragte er dann und besah ihren ganzen Körper mit einem einzigen Blick. „Hojo”, seufzte sie ohne ihn einmal anzusehen. Koga war ihr schon immer etwas zu aufdringlich gewesen und sie überlegte aufzustehen und zurück zu gehen, als er etwas sagte, dass ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. „Hojo? Nicht mit Inu Yasha? Ich hatte das Gefühl ihr wärt euch näher gekommen.“ Erschrocken hob sie ihren Blick von ihrem Glas und sah ihn ungläubig an. „Wie…“. Sie räusperte sich. „Wie kommst du darauf?“ „Ich weiß nicht, es schien mir halt so”, entgegnete er dann schulterzuckend. „Ich denke wir sollten darüber reden, Kagome”, seufzte er dann und schon alleine, dass er sie nicht mit „schöne Frau“ oder „Liebes“ angesprochen hatte, wie er es normalerweise tat, irritierte sie zutiefst. „Reden? Worüber?“, fragte sie ängstlich. „Über Inu Yasha. Es gibt da etwas, dass ich dir nicht vorenthalten will, wenn meine Vermutung richtig ist.“ „Würdest du dich bitte etwas deutlicher ausdrücken?! Ich habe nämlich nicht die geringste Ahnung, was du mir damit sagen willst”, zischte Kagome entnervt über die Geheimniskrämerei. „Nicht so ungeduldig, Liebes. Ich werde dir alles sagen was ich weiß”, erwiderte er, aber seine Miene verzog sich nicht ein einziges Mal zu einem Grinsen, was für Kogas Verhältnisse ungewöhnlich war, denn normalerweise konnte er nicht eine Sekunde ernst bleiben. „Du weißt, dass Inu Yashas Mutter vor vier Jahren gestorben ist?“ „Selbstverständlich”, entgegnete sie. „Und du kennst auch das Gerücht, das umging, warum seine Mutter gestorben ist?“, fragte er verheißungsvoll. „Sie war krank”, erwiderte Kagome, die immer noch nicht die geringste Ahnung hatte, worauf Koga hinaus wollte. „Ja, das war die offizielle Version. Aber kennst du auch die Inoffizielle?“ „Komm auf den Punkt!“, fauchte Kagome. „Schon gut. Schon gut”, erwiderte er und hielt kapitulierend die Hände vor den Brustkorb. „Die inoffizielle Version war, dass seine Mutter sich umgebracht hat, weil sie es nicht mehr ausgehalten hat, wie dein Vater sie und ihre Familie öffentlich in den Schmutz gezogen hat.“ Erschrocken blickte Kagome ihn an, dieses Gerücht hatte sie wirklich noch nie zuvor gehört. „Selbstmord? Nein, es stand doch in den Zeitungen und…“ „Kagome, Liebes, bitte nicht so naiv. Ich weiß doch, dass du eigentlich eine ganz Schlaue bist”, unterbrach er sie. „Die Zeitungen, jedenfalls die Lokalen wurden doch alle von deinem Vater manipuliert, weil er der „begabteste“ Journalist in ganz Japan war und sie es nicht riskieren konnten, dass er nicht mehr für sie arbeiten würde, oder dass Menschen seine Artikel nicht mehr lesen wollen würden.“ Das Wort „begabteste“ setzte er mit seinen Fingern in Gänsefüßchen. „Und nun rate mal was Inu Yasha von dir will, wenn dieses Gerücht nur ein Fünkchen Wahrheit in sich trägt.“ Kagome riss erschrocken ihre Augen auf, drehte sich zu Inu Yasha um, der gerade zusammen mit Kikyo lachte. „Du meinst…“, sagte sie erschrocken, als sie sich wieder zu Koga umgedreht hatte. „Rache”, ergänzte er nickend ihren Satz. Und da war es, das Gefühl das ihre Gleichung mal wieder aufgehen ließ: Enttäuschung. Sie konnte sich zwar noch nicht sicher sein, dass das, was Koga sagte, wahr war, aber genauso wenig wusste sie, ob es nicht wahr war. „Ich… ich muss gehen”, sagte sie und fühlte sich plötzlich ganz schwach. „Soll ich dich nach Hause fahren?“, fragte er und war ihr dabei behilflich vom Barhocker zu steigen, indem er ihren Unterarm umfasste und sie stützte. „Nein”, erwiderte sie, schüttelte ihren Kopf und setzte ein Lächeln auf. „Nein, mir geht es gut. Du hast dich geirrt, zwischen mir und Inu Yasha ist nichts. Ich brauche nur ein wenig frische Luft, ich bin Alkohol nicht gewöhnt.“ Koga sah nicht überzeugt aus, nickte aber schließlich und ließ sie gehen. „Pass auf dich auf, Kagome”, hörte sie ihn sagen, als sie mit schnellen Schritten auf zittrigen Beinen losging, aber dieser Rat kam leider schon zu spät. Die kühle Luft tat gut, auch wenn sich ihr Herz immer noch krampfhaft in ihrem Brustkorb zusammenzog. Sie hörte das Klicken ihrer Absätze auf dem Asphalt und zog ihre Jacke noch ein wenig fester um ihren Körper um sich vor der Kälte zu schützen. Der Gedanke an Kogas Worte war schmerzhaft und sie wusste, dass es nicht der richtige Weg war, jetzt einfach zu verschwinden, aber sie konnte Inu Yasha wohl kaum auf dem Ball zur Rede stellen. Sie wollte nicht glauben, dass Inu Yasha zu so etwas fähig war, aber auch wenn sie versuchte ihm zu vertrauen, hörte ihr Herz nicht auf zu schmerzen. „Kagome! Hey!“, hörte sie jemanden hinter sich rufen und blieb stehen. Es war Inu Yasha, der jetzt auf sie zugerannt kam. „Was tust du denn? Du kannst doch nicht so spät alleine nach Hause gehen!“, meckerte er, als sie nicht mehr viele Meter trennte, aber Kagome drehte sich trotzdem kein einziges Mal zu ihm um. „Komm lass uns zurückgehen. Wenn du unbedingt nach Hause möchtest, fahre ich dich”, sagte er, als er neben ihr zum Stehen kam und sie vorsichtig an der Schulter in seine Richtung zog. „Hey, was ist los?“, fragte er irritiert, als Kagome nicht zu ihm hoch sah und nichts erwiderte. „Ich… Wir… Wir sollten über etwas reden”, stotterte sie unbeholfen ohne ihren Blick vom Asphalt zu heben. „Okay. Ich höre”, erwiderte und drückte ihre Schulter etwas. „Es ist… Ich habe… Koga hat da etwas…“ Sie unterbrach sich selbst und schloss einen Moment lang ihre Augen um sich besser konzentrieren zu können. „Stimmt es, dass mein Vater Schuld an dem Tod deiner Mutter ist?“, fragte sie schließlich mit festerer Stimme als zuvor und sah jetzt zu ihm hinauf. Er ließ ihre Schulter los als hätte er sich an ihr verbrannt und machte einen Schritt rückwärts. „Ist das so, Inu Yasha? Willst du dich jetzt an mir rächen, mir das Herz brechen?“, fragte sie verzweifelt, als er nicht erwiderte und sie mit unergründlicher Miene anblickte. „Antworte mir, bitte”, flehte sie mit belegter Stimme, aber er tat es nicht, sondern starrte sie nur eine Weile lang stumm an. „Ist das so? Inu Yasha, ist das so?“, fragte sie und kämpfte jetzt mit Tränen, die ihre Atemwege zuschnürten und sich brennend hinter ihren Augenlidern sammelten. Es vergingen wieder einige Augenblicke, bis er etwas anderes tat, als sie nur anzustarren. Er drehte sich um und ließ sie, ohne ein weiteres Wort zu sagen, alleine. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)