Like the Last Day We Have von Mon_star ================================================================================ Kapitel 2: Teil II ------------------ Am Abend dieses Tages saß Asu noch lange in ihrem Zimmer und dachte über den verstörten Jungen an der Brücke nach. Seine Arme waren ganz blutig. Hatte er sich diese Wunden selbst zugefügt? Aber warum sollte er sich so etwas antun? Um sich abzulenken ging Asu in die Küche um sich etwas zu essen zumachen. Als sie für einen Salat Tomaten schnitt, war sie einen Augenblick unachtsam und schnitt sich leicht in den Finger. Wie betäubt betrachtete sie die Schnittstelle. Ja, so muss es bei ihm ausgesehen haben… es tat ja nicht mal richtig weh. Die Tomaten warf sie in den Mülleimer und nahm stattdessen das Messer mit auf ihr Zimmer. Erst betrachtete sie das Messer von allen Seiten. Dann zog den Ärmel ihres Shirts hoch und sah ihren Unterarm an. Was auch immer er dabei empfand, sie würde es jetzt auch spüren. Vorsichtig legte sie die Klinge auf ihre Haut und zog sie schnell wieder runter. Dabei kniff sie ihre Augen zu, als sie den Schmerz erwartete. Aber sie spürte nichts. Vorsichtig öffnete sie erst ein Auge, dann das andere. Es war nichts passiert. Sie hatte sich gar nicht geschnitten. Halb erleichtert fasste sie ihren Mut aber noch einmal zusammen und versuchte es erneut. Diesmal drückte sie fester zu. Da sie die Vorstellung nicht ertragen konnte wie ihre Haut förmlich zerriss und Blut aus der Wunde floss schloss sie wieder die Augen und drehte ihren Kopf weg. Ein brennen kündigte ihr an, dass es diesmal funktioniert hatte. Etwas überrascht strich sie über den Schnitt und verwischte dabei das frische Blut.. „Warum hat er so was gemacht? Es tut doch nur weh. Und es wird noch Narben geben.“, dachte sie. Achtsam legte sie das Messer in ihre Schreibtischschublade und zog den Ärmel wieder runter. Das Blut der kleinen Wunde war bereits angetrocknet und konnte keine Flecken mehr au´f dem Shirt hinterlassen. „Gut“, ging in ihrem Kopf vor, „wenn wir jetzt wieder eine vollständige Band sind, dann wird es wohl wieder Zeit zu arbeiten.“ Mit den Gedanken im Kopf holte sie einen Block und einen Stift heraus. Es war Zeit einen neuen Song zu schreiben. Während sie auf ihrem Bett saß, mit dem Block im Schoß, spürte sie ständig das brennen auf ihrem Arm. Automatisch kratzte sie sich dort. Erst zu spät bemerkte sie, wie sie damit die Wunde wieder öffnete. „Ach verdammt! Wie soll man sich da konzentrieren? Hätte ich damit erst gar nicht angefangen! Warum tun sich Menschen so was an?“ Wütend schmiss sie den Block in die Ecke und krallte sich ihr Kissen. Vor lauter Wut hätte sie laut hinaus schreien können, aber das wollte sie ihrer Familie nicht antun. Was hätte sie ihnen dann erklären sollen? Stattdessen presste sie ihr Gesicht in das Kissen um die Schreie zu dämpfen. Am nächsten Tag hatte Asu verschlafen. Sie wollte früher zum Dom gehen um die Bandproben zu organisieren. Doch nun musste sie es verschieben. Sie krallte sich nur schnell ihre Tasche und wollte grade das Haus verlassen. Noch an der Haustür fiel ihr Blick auf ihren Unterarm, auf den sich eine lange Blutrote Linie abzeichnete. Es war viel zu warm um etwas längeres, als ein T-Shirt anzuziehen. Sie zögerte kurz. Eigentlich wollte sie lieber noch mal rein gehen und überlegen wie sie den Schnitt vertuschen könnte, aber sie war schon viel zu spät dran. Aber so wollte sie sich auch nicht vor ihren Freunden zeigen. Sofort griff sie sich ihr Halstuch und schnürte es sich sorgfältig um ihr Handgelenk. So würde es bestimmt niemanden auffallen, dass sie etwas zu verstecken hätte. Eilig rannte sie los Richtung Dom. Aber schon nach den ersten hundert Metern machte sie schlapp. Ihr Kreislauf spielte Verrückt. Zum Glück konnte sie sich noch an einer Mauer, neben ihr festhalten. Ihre Knie knickten ein und sie lies sich auf den Boden fallen. Wie wahnsinnig wedelte sie sich Luft zu. Ihr Puls stieg und sie wusste nicht mehr ein und aus. Dieses Gefühl kannte sie schon. Mit solchen Attacken hatte sie schon öfter zu kämpfen. Sie wusste ebenfalls, dass sich alles nach ein paar Minuten legen würde, aber sie konnte nicht so lange warten. „So muss sich ein Kuss des Todes anfühlen.“, dachte sie immer wieder. Als sie auf dem Boden saß wurd ihr noch schwindeliger. Sie sah die Straße nur noch verschwommen. „Bist du nicht das Mädchen, von der Brücke?“ Asu versuchte jemanden zu finden, der das gesagt hatte. Angestrengt hebte sie ihren Kopf. Sie konnte nicht erkennen wer da vor ihr stand. Die Person kniete sich vor sie. Nur ein paar Zentimeter vor ihrem Gesicht sah sie ein verzerrtes Gesicht. „Ja“, grinste er, „was machst du denn hier?“ Asu konnte nicht antworten. Sie versuchte immer noch angestrengt herauszufinden wer mit ihr redete. Der Junge zog sie auf die Beine und half ihr sich auf die Mauer zu setzten. Er lehnte sich neben ihr an die Mauer an und guckte schüchtern auf den Boden. „Ich sollte dir für letztes mal danken. Für das was du getan hast.“ Währendessen versuchte sich Asu an die Stimme zu erinnern. Aber sie konnte sie niemanden zuordnen. Langsam focusierte sich ihr Blick wieder und ihr Herz begann wieder in einem normalen Tempo zu schlagen. „Ich muss wieder los.“, mit den Worten verabschiedete sich der Junge und verschwand schon in der nächsten Ecke. Vorsichtig rutschte Asu von der Mauer und versuchte ihm nachzusehen. Ihre Augen gaben ihr immer noch keinen klaren Blick und schwach stand sie an dieser Stelle, an der sie zuvor zusammen brach. Asu fügte langsam die Bilder und Worte zusammen. Sollte es wirklich der Typ von der Brücke gewesen sein? Es gab sonst niemanden zu dem sie all das zuordnen könnte. Es seiden er hätte sie verwechselt. Aber das konnte sie sich nicht vorstellen. Wütend biss sie sich auf die Unterlippe, sie verfluchte sich, dass ihr Kreislauf so schlecht war, dass sie nicht mitbekam, was genau gerade passiert war. Sie war sich so sicher, dass er es gewesen sein muss. Am Dom angekommen war sie schon in Sorge, die letzte zu sein, aber es war kaum jemand gekommen. Noch nicht einmal Maik war da. Erleichtert saß sie sich auf den Boden und tippte Ben auf die Schulter. „War Maik schon da?“ Ben drehte sich um und nahm seinen Joint aus dem Mund. „Ja, aber da du noch nicht da warst ist er was essen gegangen. Er wollte später wiederkommen.“ Asu lehnte sich seufzend an die Mauer und schloss die Augen. Es hätte alles anders kommen können, aber nun muss sie sich mit so was auseinander schlagen. Wäre sie heute bloß niemanden begegnet… Plötzlich roch sie einen Hamburger. Er musste ganz nahe sein. Um herauszufinden was es war öffnete sie ihre Augen. Maik stand vor ihr und hielt einen Hamburger vor ihre Nase. „Hier, hast du Hunger?“ Asu sagte nichts, nahm aber den Burger und packte aus. Nachdem sie reinbiss schaute sie ungeduldig auf die Uhr. „Wo bleibt Alice?“ „Keine Ahnung.“, sagte Maik und schaute sich in der Ungebung um. Ausser Touristen, die den Dom besuchten und Passanten, die die Einkaufstraße betraten und verließen war niemand zu sehen. Asu ärgerte sich innerlich weiter. Jetzt hatte sie sich so beeilt und es war umsonst gewesen. Nervös und wütend zugleich zerfetzte sie das Papier des Burgers in kleine Einzelteile. Wie Schnee fielen diese vor Asus Füßen auf den kalten Boden. Mitfühlend setzte sich Maik neben das Mädchen. Er wollte sie etwas aufmuntern, wusste aber nicht wie. So schwiegen sich die beiden an. Es kam ihnen vor, als würden sie schon Ewigkeiten warten. Doch schon hörten sie die vertraute Stimme hinter sich. „Feuer!?“, hechelte Alice erschöpft. Asu wollte schon aufstehen und ihr eine Predigt darüber halten, dass sie viel zu spät war, aber Maik hatte schon das Feuerzeug von Ben weiter gereicht und Alice war viel mehr damit beschäftigt ihre Zigarette anzuzünden. „Wo warst du?“, fragte Asu gezwungen beruhigt. „Tut mir leid… ich hatte noch wen getroffen…“, nuschelte Alice mit der Zigarette im Mundwinkel. Asu wollte nicht weiter nachfragen, da sie schon in sich spürte, dass sie nicht weiter die gelassene spielen könnte. Also schleppte sie Alice, Maik und Chris mit zu dem Leerstehenden Gebäude am Rheinufer, wo Asu und Alice öfter waren. Das Haus hätte eigentlich abgerissen werden sollen, aber es stand nun schon seit vielen Jahren leer. So hatten die Mädchen es zum Proberaum ihrer Band umfunktioniert. Ihre Instrumente standen, wie immer bereit, im Raum. Während sich Maik den Bass umschnallte und Chris seine Gitarre, suchte Asu in einem Haufen von Blättern Noten heraus. „Das sind ein paar von unseren Songs. Ich hoffe du kannst das schnell lernen.“, sagte Asu und überreichte ihm die Blätter. Maik nahm sie und überflog sie schnell. „Ich werde mich dran versuchen…“, murmelte er dabei. Alice nahm ihre Drumsticks und setzte sich ans Schlagzeug. „Sollen wir dann erstmal was spielen was wir alle kennen?“, fragte sie dabei. Asu nickte, „Smells like Teenspirit.” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)