Genetic engineering - only artificial life? von -Couli (Uruha x Aoi) ================================================================================ never without you ----------------- Es vergingen einige Wochen, fast ein Monat, indem Aoi Uruha als Assistent zur Seite stand. Niemand wusste, das Aoi von Uruha geschaffen worden war. Kisaki hatte das Gerücht in die Welt gesetzt, dass Aoi lediglich ein neuer Angestellter aus dem Ausland sei. Uruha war es Recht so gewesen und auch Aoi hatte nichts dagegen eingewendet. Er arbeitete Seite an Seite mit Uruha, half bei seinen neuen Experimenten, unterstützte oder korrigierte seine Theorien, besorgte ihm gewünschte Materialien und erledigte andere Dienste für ihn, die ihm seine Arbeit um ein Vielfaches erleichterten. Aoi erwies sich als ganz hervorragender Assistent. Er verstand viel von dem Bereich der Gentechnologie und Physik, Chemie und auch Latein bereitete ihm keine Probleme. Es war Mittwochabend. Uruha hatte endlich Feierabend. Er räumte grade seine restlichen Unterlagen in die Schubladen, sortierte das ein oder andere noch aus, als Aoi sich wieder neben ihn hinter dem Schreibtisch niederließ und scheinbar ganz erwartungsvoll darauf wartete, dass Uruha fertig war. „Hast du was auf dem Herzen?“ fragte Uruha seinen Assistenten. Aoi zögerte kurz, dann nickte er. „Ich weiß noch nicht besonders viel, über den Ort, an dem ich lebe,“ erklärte er und Uruha nickte zustimmend. „Wieso gibt es hier keine Fenster? Warum bekommen wir das Licht nur von diesen Neonlampen? Warum bekommen wir unseren Sauerstoff nur von Belüftungsanlagen? Warum…müssen wir hier unter der Erde hocken?“ fragte Aoi weiter und letzteres versetzte Uruha in leichtes Staunen. „Wenn du bereits weißt, dass wir unter der Erde sind, müsste das doch eigentlich Antwort genug auf deine Fragen sein, oder?“ gab Uruha zu bedenken, doch Aoi schüttelte nur den Kopf. „ja, okay, meine ersten Fragen sind überflüssig gewesen,“ gab er dann zu. „Aber wieso…leben wir hier? Nach dem Wissen und den Bildern, die ihr mir in meinen Kopf eingebaut habt, existiert beim weiten nicht jedes Gebäude unter der Erde. Also warum wir? Wieso leben wir hier und nicht an der Oberfläche? Wie kommt es denn, dass ich bisher niemanden gesehen habe, der das Labor verlassen hat?“ Uruha räumte die restlichen Blätter ein, schloss seinen Schreibtisch ab und legte seine Brille, die er bei Lesearbeiten immer benötigte, in das zugehörige Etui. Nachdem er noch mal kontrolliert hatte, ob auch alles an seinem Platz war, wandte er sich Aoi zu, welcher geduldig auf seine Antwort wartete. „Hatte ich dir denn nicht schon mal erzählt, dass das ein Geheimlabor ist? Denkst du echt, wir könnten geheim bleiben, wenn wir mitten in einer Großstadt unser Quartier bauen, Aoi? Das musst du doch schon längst durchschaut haben, oder nicht?“ erklärte Uruha, doch Aoi zuckte nur mit den Schultern. „Aber warum verlässt nie jemand das Gebäude? Ich persönlich finde es ächzend Tag ein, Tag aus unter der Erde zu hocken. Ich will lieber an die Sonne“, gab er schließlich zu. Bei diesem Geständnis musste Uruha lächeln. Er erhob sich, streckte sich und gähnte erstmal herzhaft. Es stimmte. Auch er selbst hatte das Gebäude seit fast einem Jahr nicht mehr verlasen. Neben seinem Laborzimmer hatte er eine kleine Wohnung, die er sich seit neustem mit Aoi teilte. Er aß hier, er schlief hier und er arbeitete hier seit mehr als vier Jahren. „Der Chef traut uns nicht. Er will nicht, dass wir unsere Forschungsergebnisse an die Außenwelt liefern. Ohne Genehmigung kommen wir hier nicht so schnell raus, Aoi. Wenn wir hier raus wollen, brauchen wir Kisaki-sans Erlaubnis!“ erklärte Uruha weiter. „Und das lässt ihr alle euch einfach so gefallen?“ fragte Aoi verwundert und Uruha legte ihm beschwichtigend die Hand auf die Schulter. „Wir haben diesen Weg alle selbst gewählt, Aoi. Wir wussten, worauf wir uns einlassen würden, als wir anfingen hier zu arbeiten. Außerdem sind die meisten hier so sehr in ihre Arbeit vertieft, dass sie nicht mal ihren Urlaub in Anspruch nehmen. Der Arbeitsdrang der Forscher ist zugegeben sehr wundersam,“ erzählte Uruha weiter und lächelte Aoi aufmunternd zu. Doch dieser senkte nur den Blick. „Ich habe es mir nicht ausgesucht. Mich hat keiner gefragt, ob ich hier bleiben will,“ flüsterte er dann. Der traurige Unterton von Aois Stimme ließ Uruha nachdenklich werden. „Wenn du…hier nicht leben willst, Aoi, dann musst du schnell eine Entscheidung treffen. Noch bist du nicht sehr lange hier. Vielleicht hast du noch die Wahl, weil du noch nicht so viel gesehen hast. Vielleicht kannst du noch kündigen,“ meinte Uruha und wippte dabei leicht mit dem Kopf hin und her. „Wenn ich von hier weg will…würdet ihr dann mit mir kommen, Uruha-san?“ fragte Aoi plötzlich und schaute seinem Schöpfer dabei direkt in die Augen. Uruha starte ihn etwas perplex an, ehe er den Sinn der Worte begriff. Würde Aoi tatsächlich von hier weg wollen? Wollte er ihn mitnehmen? Uruha schüttelte sanft den kopf. „Nein, Aoi. Ich bleibe hier. Das hier ist jetzt mein zu Hause,“ erklärte er sanft und Aoi senkte den Blick wieder. So nah es ging beugte sich Uruha zu Aoi herunter, strich dem Schwarzhaarigen behutsam eine Strähne aus dem Gesicht, legte seine Hand unter dessen Kinn und zwang ihn wieder zu Blickkontakt. „Ich werde nicht mitkommen, Aoi. Wirst du dennoch weg gehen wollen?“ hauchte er dann leise. Die Augen des Angesprochenen wurden größer, als sie ohnehin schon waren und auf einmal bekam Aois Gesicht etwas unglaublich Niedliches, etwas, was Uruha nicht beabsichtigt hatte ihm einzubauen. Plötzlich packte Aoi Uruha an den Oberarmen und einen Moment schien es so, als ob er ihn endgültig zu sich ziehen wollte. Doch nach einigem Zögern ließ er es bleiben und lockerte seinen Griff wieder. „Nein, Uruha-san, ich bleibe bei euch. Wenn ihr nicht geht, dann gehe ich auch nicht,“ sagte Aoi dann ganz leise und Uruha musste bei dieser Antwort wieder lächeln. Scheinbar waren er und Aoi in den letzten Wochen enger zusammen gewachsen als es schien. Oder hatte Aoi einfach nur Angst vor dem Unbekannten? Sehnte er sich nach der Außenwelt und fürchtete sich dennoch davor, allein dorthin zu gehen? Nun, das war auf jeden Fall wahrscheinlicher, als das sie beide jetzt schon so unzertrennlich waren, dass der eine ohne den anderen nirgendwo mehr hinging. „Weißt du, Aoi, nicht das ganze Labor liegt unter der Erde,“ sagte Uruha plötzlich und sofort schaute sein Gegenüber ihn wieder hoffnungsvoll an. „Das Labor befindet sich unter der Erde, aber ganz oben gibt es eine Glaskuppel, die über die Erde herausragt. Für manche Experimente benötigen wir nämlich Sonnenlicht. Sollte sich mal eine Gelegenheit dazu ergeben, dann nehme ich dich dorthin mit, okay?“ schlug Uruha vor und Aois Augen strahlen. „Können wir nicht gleich dort hinauf gehen?“ fragte er dann und verstärkte seinen Griff um Uruhas Oberarme wieder. Uruha hatte das Gefühl, dass das Blut an diesen Stellen stocke. Aoi hatte einen ziemlich festen Griff. Trotzdem gelang es Uruha sich nach kurzer Zeit aus dem Griff zu befreien. Etwas murrend rieb er sich über die Arme. „Das geht nicht. Auch für einen Besuch in die Glaskuppel brauchen wir eine Genehmigung vom Chef,“ erklärte er dann und plötzlich wurde Aois Blick finster. „Bestimmt der Kerl hier eigentlich alles?“ fragte er dann und verschränkte die Arme. Er gab sich scheinbar größte Mühe damit, nicht allzu böse zu klingen. „Tja, Kisaki-san ist nicht umsonst der Chef, Aoi,“ sagte Uruha nur, wandte sich von Aoi ab und ging in Richtung Tür. „Komm jetzt, Aoi, es ist genug für heute. Lass uns endlich schlafen, okay?“ sagte er und öffnete die Tür. Aoi erhob sich und lief ihm nach. In Uruhas Wohnung machten sie es sich bequem. Die Wohnung war klein, sie bestand nur aus Küche und Wohnzimmer in einem, einem kleinen Bad und einem Schlafzimmer, wo grad mal Uruha selbst Platz hatte. Das war auch der Grund, warum Aoi auf dem Sofa schlafen musste. Und genau auf diesem hatten Uruha und Aoi es sich grade so gemütlich gemacht. Dicht beieinander, aber ohne sich zu berühren saßen sie da mit je einer Tasse Tee in der Hand. Schon halb am schlafen schauten sie auf die Nachrichten. Zumindest war Kisaki so großzügig, sie fernsehen zu lassen, was sie wollten. Und so hielt sich Uruha dank der Nachrichten auch immer ungefähr auf dem laufendem, was die Außenwelt betraf. Uruha hatte grade den letzten Schluck seines Tees getrunken und die Tasse abgestellt, als Aoi seinen Kopf an seine Schulter lehnte. Uruha schmunzelte und kraulte den Schwarzhaarigen etwas am Nacken. „Bist du müde, Aoi-chan?“ fragte er amüsiert und ein herzhafter Gähner des anderen beantwortete die Frage zur Genüge. „Weißt du, vielleicht schaff ich es ja irgendwann, Kisaki-san dazu zu überreden mir Urlaub zu geben. Dann fahr ich mit dir ans Meer und wir können uns wundervolle Tage machen, okay?“ schlug Uruha vor. „Jaja, das können wir machen,“ meinte Aoi ganz verschlafen und legte noch die Arme um die Hüften des Größeren. „Du hörst mir gar nicht richtig zu,“ stellte Uruha fest und knuffte Aoi in die Seite. Doch dieser zeigte keine Reaktion. Uruha seufzte und schob Aoi sanft von sich, woraufhin dieser anfing zu murren und Uruha wieder zum Lächeln brachte. Uruha erhob sich und deckte Aoi zu wie ein kleines Kind. Überrascht wich er wieder zurück, als Aoi anfing das Sofa nach ihm abzutasten und nach einer Weile der erfolglosen Suche sich enger in die Decke kuschelte und leise vor sich hin grummelte. Doch letzten Endes schlief er ein. Das Aoi so anhänglich geworden war, war gar nicht geplant gewesen. Wirklich nicht. Es war nicht Uruhas Schuld, dass der Schwarzhaarige ständig an ihm hing. Uruha dachte zurück an die Zeit, kurz nachdem Shinya „entsorgt“ worden war. Kisaki hatte damals ernst auf ihn eingeredet. „Diese Sache macht sie fertig, Uruha-san. Sie sind vielleicht zu gefühlvoll für diese Aufgabe. Lassen sie es bleiben. Ich kann diesen Auftrag auch jemand anderem überlassen,“ hatte Kisaki ihm mitgeteilt. Doch Uruha hatte nur wild mit den Kopf geschüttelt. „Nein, Chef! Ich kann das! Geben sie mir noch eine Chance!“ hatte er gebettelt und am Ende hatte Kisaki tatsächlich nachgegeben und so war Aoi zu Stande gekommen. „Gut, Uruha-san. Tun sie, was sie nicht lassen können. Aber ich warne sie: hängen sie nicht ihr Herz an die Kreaturen, die sie schaffen. Sie mögen noch so menschlich sein. Aber letzten Endes sind sie nicht mehr als unsere Experimente! Niemand wird für das Leben oder für die Zukunft dieser Wesen garantieren können,“ hatte Kisaki erklärt. Rückblickend spukten Uruha die ganze Zeit zwei Dinge durch den Kopf: Erstens: warum hatte er darauf bestanden, noch einen Menschen zu schaffen, wo er doch ganz genau gemerkt hatte, wie sehr ihn dieses Experiment belastete? Und Zweitens: was hatte sein Chef am Ende gemeint? Wieso konnte er nicht für Aois Leben garantieren? Körperlich fehlte es Aoi doch an nichts! Das wusste Uruha selbst am besten. Besorgt schaute Uruha wieder auf den Schwarzhaarigen unter sich, welcher mittlerweile eng in die Decke gekuschelt schlief. Er sah ganz friedlich aus. Er sollte ein erwachsener Mann sein, aber nun wirkte er wie ein Kind, für das Uruha die Verantwortung übernommen hatte. Und plötzlich fiel es dem Blonden unsagbar schwer, seinen Blick von Aoi abzuwenden. Widerwillig drehte er sich um, zog sich schnell um und schlüpfte dann in sein eigenes Bett. Es war mittlerweile stockdunkel im Zimmer und allein die Dunkelheit ließ Uruha in seinen Gedanken versinken. Er verdrängte die Erinnerung an den Vorfall mit Shinya und versuchte sich den heutigen Tag besser ins Gedächtnis zu rufen. Aoi wollte von hier weg, aber nur mit ihm. Hieß das denn nicht auch, dass er ihm sein Leben anvertraute? Uruha seufzte leise, irgendwann würde er Aoi wirklich mit ans Meer nehmen. Und nicht nur ans Meer, auch in die Berge und die Wüste und sonst überall hin, wo Aoi auch nur hinwollte. Uruha spürte auf einmal das Verlangen diesem Mann jeden Wunsch zu erfüllen. Und es dauerte nicht lange, bis Uruha schließlich klar wurde: Es war zu spät. Aoi hatte bereits einen festen platz in seinem Herzen. Doch noch ahnte Uruha nicht, welcher Platz genau das war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)