Affection Of The Hated von Sunny_Valentine (Wenn Verhasste aufeinander treffen) ================================================================================ Prolog: Gefangennahme --------------------- Mit dröhnendem Kopf erwache ich und langsam richte ich mich auf, damit ich mich setzen kann. Was war denn nur passiert? Behutsam fasse ich meinen Hinterkopf an, dort wo es schmerzt und merke eine Flüssigkeit an der Stelle unter meinen Haaren. Ist es Blut? Ich kann nichts sehen, denn alles ist dunkel. Wo bin ich eigentlich? Ich kann mich nicht so recht daran erinnern. Ein gequältes, leises Stöhnen entweicht meinen Lippen, denn die Schmerzen in meinem Kopf und Nacken sind einfach zu stark. Mit meiner Hand reibe ich an einer Stelle meines Nackens herum, in der Hoffnung, dass es ein bisschen gegen die Schmerzen hilft. Doch es hilft nicht so wirklich. Vielleicht mit ein bisschen Einbildung könnte es klappen, aber darauf kann ich mich nicht konzentrieren. Vielmehr mach ich mir Gedanken, was ich hier mache?! Plötzlich kommt mir ein Gedankenblitz. Zu Mitternacht ging ich mit Yugi hinauf zur Oberwelt um die frische Nachtluft zu genießen. Die Nachtzeit ist die einzige Zeit in der wir, aus der Unterschicht, hinaus können ohne dass uns die Polizei direkt auf den Fersen klebt. Klar die haben auch Nachtwache, aber die Fahndungsstreife zu der Zeit ist nicht so streng wie die am Tag. Yugi und ich gingen durch dichte Gassen um nicht aufzufallen und dort wo keiner des Nachts herumlief. Wir gingen zu der Stelle, an der wir die meiste Sicht zum nächtlichen Himmel hatten, einen kleinen Park. Dort setzten wir uns halb unter einem Baum hin und unterhielten uns. Es war befriedigend die frische Luft zu atmen, denn in der Atmosphäre im Untergrund war es recht stickig. Underground-City wurde zwar alltäglich belüftet durch irgendwelche Lüftungsanlagen, aber wirklich frisch war die Luft nun auch wieder nicht. So kam es mir zumindest vor. Yugi schwelgte wieder in Gedanken, an das Leben in der Oberwelt. Wie gerne würde er dort leben wollen. So sagte er es wie jeden Abend. Mir war es egal - nein, eigentlich nicht. Ich regte mich wieder auf, über die Leute die in der Oberwelt lebten. Sie können mich mal - meinte ich. Yugi versuchte mich zu beruhigen und schaffte es nach kurzer Zeit. Mit seinem unschuldigen und verzeihenden Blick schaffte er es immer wieder. Wenn es um die Oberwelt ging, waren er und ich nie einer Meinung. Nur bei einem Thema waren wir der selben Ansicht, die Luft hier oben war bedeutend besser, als die in Underground-City. Nach einer Stunde wollten wie wieder den Rücktritt antreten, als Sirenengeräusche ertönten. Wir wollten schnell wieder zu den Gassen zurück, doch da kamen uns zwei junge Männer entgegen mit einem Beutel und rempelten uns an. Yugi fiel dabei zu Boden. Sie entschuldigten sich sofort und meinten wir sollten schnell verschwinden, denn die Nachtwache, sei ihnen auf den Fersen. Ich half Yugi schnell auf und wir beide rannten den Jungs hinterher, da Yugi und ich zu überrascht waren, fiel uns in dem Moment nichts besseres ein. Der kleinere von den beiden Weißhaarigen warnte uns, dass wir ihnen nicht folgen sollten. Ich reagierte sofort, zog Yugi hinter mir und wollte gerade in einer Gasse abbiegen, aber da schlug ich gegen etwas an. Nein, nicht etwas, sondern einen Polizisten, der sich mir in den Weg stellte. Wie schnell waren die denn? Kaum das ich reagieren konnte, packte dieser mich am Kragen und drang mich auf die Knie. Ich wollte Yugi noch darlegen, dass er schnell wegrennen und sich in Sicherheit bringen solle, aber da wurde er schon zu Boden geschlagen. Wie konnten die miesen Schweine ihm das antun?! Sahen die denn nicht, dass er kein Mensch für körperliche Gewalt war. Ich war wütend darüber und konnte mich irgendwie aus dem Griff des Wachmann befreien, um Yugi zur Hilfe zu kommen, dabei schlug ich dem Mann ins Gesicht, der Yugi zu Boden drosch. Dieser taumelte leicht und sah darauf nicht sehr freundlich aus. Das letzte das ich noch weiß war, dass ich einen Schlag auf dem Hinterkopf bekommen habe. Dem Anschein nach muss ich im Gefängnis sein. Das gefällt mir gar nicht, denn ich weiß nicht wie ich hier rauskommen soll. Und wo ist Yugi? Ist er auch hier? “Yugi?”, frage ich vorsichtig. Keine Antwort. “Yugi?”, frage ich lauter, fast rufend. Kurz darauf höre ich ein Rascheln in der Nähe. “Bist du das, Yugi?” Ich vernehme ein Murren. “Nein, hier ist kein Yugi. Nur du, mein Freund und ich.”, meint eine männliche Stimme. Mist, Yugi ist nicht hier. Wo ist er dann? Konnte er doch noch entwischen? “Was ist denn los?”, fragt eine andere Stimme genervt. “Der neue ist wach.”, antwortet die erste Stimme. Kurz darauf höre ich ein weiteres Rascheln aus der gleichen Richtung, wie das erste. “Wie ist dein Name?”, fragt mich die zweite Stimme. “Joey.”, gebe ich kurz zurück “Mein Name ist Mariku.”, sagt der, dem ich meinen Namen genannt habe. “Und Malik ist mein Name.”, stellt sich der andere vor. “Wie lange seit ihr schon hier?”, frage ich als Schweigen eintritt. “Seit zwei Wochen.”, antwortet Mariku. “Uns hat man bei der Überfahrt hierher erwischt.”, fügt Malik hinzu. “Ihr seit übers Meer hier her?”, frage ich nach. “Jupp sind wir.”, antwortet Malik. “Und warum wolltet ihr hier her?”, erkundige ich mich. “Weil sie unser Versteck entdeckt haben.”, beantwortet Malik mir die Frage. “Lasst uns noch etwas schlafen. Nachher können wir weiter reden.”, meint Mariku leicht mürrisch und darauf höre ich wieder etwas rascheln. Bald danach tretet wieder die Ruhe ein. Ich lege mich vorsichtig hin und starre nach oben. Diese Dunkelheit macht mich etwas nervös, aber ich bewahre die Ruhe. Da ich nicht schlafen kann überlege ich, wie ich von hier fliehen könnte. Aber noch fällt mir nichts ein. Das macht mich wütend. Ich will meine Freiheit haben, auch wenn man es nicht als Freiheit betiteln kann. Außerdem will ich wieder zu Yugi. Was er wohl macht? Ich hoffe es geht ihm gut! Kapitel 1: Ausbruch ------------------- Ein Geräusch lässt mich schreckhaft aufwachen. Zerrüttelt will ich mich umsehen und werde von grellem Licht geblendet. Aus Reflex kneife ich meine Augen zusammen. Daraufhin blinzle ich etwas, bis sich meine Augen wenigstens ein bisschen an die Helligkeit gewöhnen. “Was war denn das?”, erkundige ich mich verwirrt. “Das war nur das Essen.”, wird meine Frage beantwortet. Es ist Malik der geantwortet hat. Ich erkenne ihn an der Stimme. “Essen?”, frage ich noch mal nach. “Ja, wir bekommen, pro Person, zwei Malzeiten am Tag. Morgens und Abends.”, erklärt er mir. Als sich hinter ihm etwas regt, staune ich verdutzt. Ich muss mir erstmal die Augen reiben, weil ich glaube, dass ich einen Knick im Sehvermögen habe. Malik und der andere sehen sich verdammt ähnlich. Gleiche Haarfarbe und gleiche Hautfarbe. “Was guckst du denn so merkwürdig?”, fragt mich Malik besorgt. “Ach nichts. Ich hab mich nur gewundert, wie ähnlich ihr euch seht.”, stammele ich. Darauf muss der vermeintliche Mariku lachen und richtet sich auf. “Ja, wir sehen uns ähnlich…”, meint er dann darauf. Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte ich meinen, dass man bei mir ein Fragezeichen über dem Kopf sieht. Erst lacht er und dann sagt er das gleiche, was ich gesagt habe. Das muss ich doch nicht verstehen, oder? “Ihr seid komisch.”, murmle ich. Darauf sehen sie mich beleidigt an, während mir dabei unwohl zu Mute ist. “Sorry, war nicht so gemeint.”, gebe ich von mir und sehe verlegen weg. “Schon gut.”, meint Malik missgelaunt und steht auf. Mit meinen Augen folge ich ihm. Er bewegt sich zur Tür und hebt ein Tablett, mit etwas darauf, vom Boden auf. Danach drückt er mir ein Stück Brot in die Hand. Verwundert sehe ich mir das Brot an. Soll das etwas alles sein, was die Schweine uns geben? Miesmadig brumme ich auf. “Ich muss hier so schnell wie möglich weg.”, sage ich zu mir selbst, als ich einen Happen nehme. Das Brot schmeckt irgendwie ekelig. “Sag mal… wie kommst du eigentlich hierher?”, fragt mich Malik mit halbvollem Mund. “Kurz erklärt, zur falschen Zeit am falschen Ort.”, antworte ich. “Ach so…”, gibt Malik von sich. “Habt ihr ne Ahnung, ob mein Freund Yugi auch hier irgendwo ist?”, befrage ich beide. “Ich glaub schon. Die Nachtwachen erwähnten ihn.”, erzählt Mariku. Yugi ist doch hier! So ein Mist… und ich habe gehofft, er konnte doch noch entwischen. Ich fluche unerklärliche Worte und beinahe hätte ich das Stück Brot in meiner Hand zerdrückt. Besser ist ich beruhige mich ein wenig, aber so wie es aussieht, klappt es nicht, denn ich mach mir zu große Sorgen um Yugi. Ob er sich von dem Schlag erholen konnte? Wie geht es ihm überhaupt? “Mach dir keine Sorgen um ihn. Ihm wird es bestimmt nicht schlechter als uns ergehen.”, versucht mich Malik zu beruhigen. Hätte er das nicht anders sagen können? Egal wie, aber nicht so. Denn es hilft überhaupt nicht. Verschlimmern aber irgendwie auch nicht. Mist, ich bin zu verwirrt und ständig kommt mir das Bild von Yugi, wie er auf dem Boden liegt und sich krümmt, in meinen Gedanken vor. Ich habe ihn noch nie mit so einem schmerzverzerrtem Gesicht gesehen. Beschützen muss ich ihn doch. Dieses Versprechen gab ich seinem Großvater, als dieser gestorben war. Yugi war das wichtigste im Leben des alten Mannes. Plötzlich und unerwartet klopft es an der Tür. Ich sehe meine Zellengenossen fragend an, doch sie selbst schauen verwirrt drein. Daraus schließe ich, dass es nicht allzu oft vorkommt. “Joey?”, erklingt eine Stimme von der anderen Seite der Tür. Die Stimme hört sich verzerrt an, aber ich glaube ich kenne sie. “Bist du da drinnen?”, ertönt die gleiche Stimme wieder. Ist es Yugi? “Ich bin es, Joey!”, er muss es sein. “Yugi? Ja, ich bin hier.”, antworte ich auf dessen Frage. Kurz darauf höre ich, wie das Schloss der Tür betätigt wird. “Joey?”, erkundigt sich Yugi, als er hinein kommt. Als er mich erblickt, strahlt er über das ganze Gesicht. Ich bin überglücklich, als ich sehe, dass es ihm gut geht. Aber im Moment bin ich viel zu überrascht. Wie kommt er hier her? “Komm mit, wir wollen fliehen.”, sagt er aufgeregt zu mir. “Wer denn noch?”, frage ich nach. “Weißt du noch, die, die uns gestern angerempelt haben?”, erklärt er mir. Oh ja, an die kann ich mich erinnern. Wegen diese beiden sind wir doch erst in diese Lage gekommen. “Was ist mit denen?”, frage ich miesepetrig. “Erklär’ ich dir später… jetzt komm endlich!”, äußert er sich und zieht mich an dem Ärmel. Zu sehr überrumpelt kann ich gar nicht sofort reagieren, aber nach ein paar Millisekunden stehe ich auf und lass mich mitziehen. “Los! Ihr kommt auch mit… das ist eure Chance!”, kann ich noch zu meinen Zellengenossen sagen, als ich schon aus dem Raum gezogen wurde. “Ist es eigentlich nicht üblich Nachtens auszubrechen?”, erkundigt sich Malik, sichtlich durcheinander. Sie laufen uns hinterher. Aber wo Malik Recht hat, hat er Recht. Es ist doch wirklich unüblich mitten am Tag auszubüchsen. Keiner ist so verrückt. Ähm... doch, wir! Wir sind so verrückt. Viele kurze Gänge laufen wir entlang. Die Gänge sind kaum voneinander zu unterscheiden, aber Yugi kommt anscheinend mit ihnen zurecht. “Wo weißt du eigentlich wo wir hinmüssen?”, frage ich ihn darauf. “Ich habe mir Eselsbrücken gebaut”, antwortet er und biegt auch schon den nächsten Gang rechts ab. Doch da kommt uns ein Bulle entgegen. Rückartigartig halte ich Yugi davon ab in dessen Arme zu rennen. “Ist schon in Ordnung, Joey.”, gibt er von sich und lächelt mich dabei an. Verwirrt sehe ich zu ihm. “Das ist Bakura!”, stellt er mich dem Polizisten vor. Ich betrachte ihn mir genauer und dabei fallen mir seine weißen Haare auf. Und da fällt es mir wie Schuppen von den Augen, dass ist einer der beiden von gestern Nacht. Ich glaub mich tritt ein Pferd. Ist der etwa ein Bulle? “Yugi, was wird hier gespielt?”, frage ich ärgerlich. “Ach Joey… er hat sich als Wachmann verkleidet. Das sieht man doch!”, erklärt er mir. Stimmt! Wieso bin ich nicht gleich darauf gekommen? Liegt vielleicht daran, dass ich immer noch etwas zu überrascht bin. “War nicht die Rede von einem?”, erklingt es fragend hinter uns. Schreckhaft drehe ich mich um und erblicke einen zweiten Weißhaarigen in Uniform. “Da bist du ja Kura.”, bemerkt Bakura. Kura sah ein wenig verärgert aus. Irgendwie Angst einflößend. Bei dem Anblick läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken. Er hat eine Narbe im Gesicht, direkt unter dem rechten Auge und ist ziemlich braungebrannt. Plötzlich schmeißt er mir etwas entgegen. Ich fange es und staune nicht schlecht, es ist eine weitere Uniform. “Zieh das an!”, sagt er zu mir und gesellt sich dann zu seinem Freund. Fragend sehe ich ihn an und weiß nicht so recht was ich mit der Kleidung machen soll. Soll ich sie wirklich anziehen? Schließlich entscheide ich mich doch die Uniform anzuziehen. “Joey, die Uniform steht dir!”, bemerkt Yugi und grinst mich dabei an. “Hehe, da kannst du mal sehen kleiner.” meine ich und kratze mir leicht verlegen an dem Hinterkopf. “Los, kommt… wir gehen!”, sagt Kura nach einer Weile und geht mit Bakura den Weg weiter. Wir folgen den beiden. “Damit eins klar ist… wir sind Polizisten und die drei hier sind unsere Gefangene.”, erklärt mir Kura und zeigt darauf auf Yugi, Malik und Mariku. Für wie blöd hält der mich eigentlich? Sehe ich etwa so dumm aus? Ich bin zwar blond, aber noch lange nicht geistesarm. Leicht blase ich meine Wangen auf. “Nimm deine Handschellen und fessle damit einen von den Ägyptern.”, meint Bakura, als wir alle stehen bleiben. Handschellen? Welche? Ich taste mich an meiner Uniform um und spüre diese Dinger an meinem Gürtel. Ich nehme sie in die Hand und schwenke sie ein wenig vor den Augen der Weißhaarigen. “Ist gut… nun fessle einen von beiden”, knurrte Bakura, sichtlich entnervt. Da muss ich wohl etwas übertrieben haben. Mir egal, schließlich ist es ihre Schuld warum Yugi und ich hier sind. Dies spreche ich aber lieber nicht aus, nicht, dass die mich hier lassen und ich überhaupt nicht mehr raus kann. Nein, nein, ich halte meinen Mund. “Wen darf ich von euch?”, frage ich die beiden Blonden. Mariku dreht sich von mir weg und streckt mir seine Arme entgegen. Also soll ich ihn nehmen. Kein Problem, und schon sind die Dinger dran. “Ich will die aber so schnell wie möglich loswerden.”, knurrt er dann leise. “Keine Sorge, jeder hat einen Schlüssel. Sobald ihr beide hier raus seid, nimmt er dir die Handschellen wieder ab.”, erklärt Kura. Nervös krame ich in meine Hosentaschen, um zu sehen, ob die Schlüssel wirklich da sind. Tief atme ich auf, als ich den Schlüssel um meiner rechten Hosentasche fühle. “Wie sieht überhaupt der Plan aus?”, frage ich nach. “Du nimmst den Ägypter, Kura und ich nehmen Yugi und den anderen, dann versuchen wir auf zwei verschiedene Wegen hier raus zu kommen.”, erklärt mir Bakura. “Und wo muss ich hin?” erkundige ich mich. “Du nimmst den Vorderausgang.”, teilt mir Kura mit. So weit, so gut. Den Sinn habe ich verstanden. Funktioniert das auch, wie sich die beiden das denken? Außerdem hätte ich viel lieber Yugi an meiner Seite. “Das wird schon gut gehen.”, meint Yugi und legt seine Hand auf meine Schulter. “Ich hoffe es.”, murmle ich. “Los du nimmst die Treppe.”, sagt Kura und deutet auf die Treppe, die sich vor uns hinstreckt. Plötzlich fängt mein Herz an zu rasen. Ich habe richtig Bammel davor. Was ist wenn sie mich ertappen? Ich bin doch jetzt schon total aufgeregt. Wie soll das werden, wenn ich oben bin und mich irgendwelche, von den Oberschicht-Heinis, anreden? “Für den Fall, dass dich welche anreden, sagst du einfach, dass der hier umquartiert wird. Oder lass dir irgendwas anderes einfallen.”, fügt Kura hinzu. Kann der Gedanken lesen?! Na toll, ich werde bestimmt keinen vernünftigen Satz zu Stande bringen. Bleibt nur zu hoffen, dass ich ohne Ausfragerei hier rauskomme. “Können wir?”, fragt mich Mariku, während Yugi und Malik gefesselt werden. “Kann ich nicht Yugi mitnehmen?”, frage ich. “Nein.” antwortet Bakura. “Und warum nicht?” “Weil er uns zeigen muss, wo der Eingang zu Underground-City ist.”, erklärt mir Kura. “Kommt ihr nicht von hier?”, befrage ich ihn. “Genau.“, bekomme ich nur zur Antwort. “Das Gespräch können wir später weiterverfolgen. Jetzt lasst uns gehen.”, meint Bakura und geht mit Yugi und Malik zu einer Tür. Kura folgt ihnen und bald darauf verschwinden sie hinter der Tür. “Die sind mir nicht ganz geheuer.”, meint Mariku und ist im Begriff die Treppe hinauf zu gehen. “Warte, ich komme mit.”, meine ich und folge ihm, schließlich muss ich ja bei ihm bleiben. “Halt mich an meiner Schulter und Handschellen fest, dann fallen wir nicht großartig auf.”, unterweist er mich. Ich tue dies und wir beide gehen gemeinsam die Treppen hoch. “Mir ist total unwohl.”, sage ich leise. “Das wird schon. Du musst nur selbstbewusst auftreten.”, sagt er beruhigend zu mir. Nur leider klappt das nicht so und deswegen bin ich immer noch so unruhig. Das ist mir alles zu kompliziert. Ich habe so etwas noch nie gemacht. Das ist doch zum Mäusemelken. Wir erreichen das Ende der Treppe und ein riesiger Lichthof erstreckt sich vor uns. Mein Magen zieht sich bei dem Anblick zusammen und meine Nervosität wird auch größer. Ich sehe mich genau um, irgendwo muss hier doch der Ausgang sein. Ich will hier weg und das wirklich schnell. “Bleib ruhig und hör auf zu zittern.”, flüstert mir mein angeblicher Gefangener entgegen. “Oh, sorry.”, bemerke ich leise. “Da vorne rechts… sieht aus wie ein Ausgang.”, fispert Mariku. Wir gehen beide in diese Richtung. Ich muss ruhig bleiben. Immer wieder verdeutliche ich mir das, denn ich habe das Gefühl, dass wie beobachtet werden. Ich versuche mit dem Zittern aufzuhören. “Hey sie… ich kenne sie gar nicht!”, erklingt eine Stimme weiter hinter mir. Ertappt zucke ich zusammen und drehe mich um. Das hatte gerade noch gefehlt. Ich muss mir was einfallen lassen. “Das liegt daran, dass ich erst neu hierher versetzt wurde.”, lüge ich. “Ach so! Und wo willst du mit ihm hin?”, fragt er darauf. “Er soll umquartiert werden.”, antworte ich, so wie Kura es mir erklärte. Ich hoffe, der Typ fragt jetzt nicht weiter, denn mir fällt jetzt überhaupt nichts mehr ein. Und zu meiner Überraschung, kommt der Kerl auch noch näher. Warum muss mir immer sowas passieren? “Nimm mir die Handschellen ab, ich glaube er hat was gemerkt.”, flüstert Mariku mir zu. Wie auf Befehl krame ich in meiner Hosentasche nach dem Schlüssel. Ich zücke ihn schnell und suche krampfhaft nach dem Schloss der Handschellen. “Mach schnell.” drängt Mariku. “Ich mach ja schon, ich mach ja schon.”, flüstere ich zurück. Jetzt habe ich es gefunden, stecke den Schlüssel rein und öffne dieses blöde Schloss. Unerwartet packt mich Mariku am Arm und zerrt mich mit. “Hey, bleibt stehen!”, ruft uns der Wachmann hinterher. “Scheiße.”, fluche ich. Mariku und ich rennen was das Zeug hält nach draußen. Dann bleibt er stehen, lässt meinen Arm los und sieht sich fragend um. “Wo müssen wir lang?”, fragt er mich. Darauf ergreife ich seinen Arm und renne los. Bedrohlich schnelle Schritte folgen uns und als ich mich umsehe sind uns schon vier Wachmänner auf den Fersen. Darauf hin lege ich noch einen Zahn zu. Mein Herz rast schnell, man könnte meinen, es zerspringt fast gleich. Aber darauf kann ich jetzt nicht achten. Ich sehe mich beim laufen um und sehe kurze Zeit später, eine der Gassen, die Yugi und ich immer benutzen. Weiterhin an Mariku zerrend biege ich ab und überlege wo es weitergeht. Ein paar mal drehe ich mich um, um zu sehen wie nah die Wachmänner uns sind, aber immer jedes mal sind sie ein Stück weiter entfernt. Jetzt noch zwei mal nach rechts und dann können Mariku und ich in einem Haus verschwinden. Kaum eine Minute Später erblicke ich die Tür, die ich so lange ersehne und verschwinde mit Mariku hinter dieser. Völlig aus der Puste hocke ich mich hin und atme tief durch. “Und was jetzt?”, fragt Mariku schnaufend, die Hände auf seinen Knien abstützend. “Ab in den Keller.”, erkläre ich und stehe auf. Schnellen Schrittes gehe ich die Treppen hinunter und einen Gang nach links. “Hier geht’s nicht weiter.”, sagt Mariku, als er sich umsieht. “Doch geht es.”, meine ich und deute auf zwei große Holzkisten, die übereinander gestapelt sind. Verwirrt sieht er mich an. “Hilf mir mal, die Kisten nach vorn zu ziehen.”, sage ich und gehe an die Kisten heran. Wie befohlen hilft er mir und staunt nicht schlecht, als sich ein kleiner Gang hinter den Kisten offenbarte. “Das ist einer der vielen Eingänge zu Underground-City.”, erkläre ich ihm und krauche in den Gang hinein. Mariku folgt mir und ich ziehe die Kisten mit einer Vorrichtung zurück. “Ziemlich clever.”, staunt Mariku. “Jepp, find ich auch!”, äußere ich mich und grinse leicht hinterlistig. Die Leute aus der Oberschicht sind auch wirklich zu dumm, dass die das nicht schnallen. Bei diesen Gedanken muss ich leicht kichern. “Was ist?”, fragt mich Mariku. “Ach nichts.”, gebe ich von mir und bewege mich langsam fort. Kapitel 2: Prügelei ------------------- Zwei Wochen ist es nun her, seit dem so genannten Gefängnisbesuch in der Oberstadt Domino. Die beiden Ägypter Mariku und Malik entschieden sich bei Yugi und mir zu bleiben. Und mittlerweile ist zwischen uns eine gewisse Freundschaft entstanden. Gut, Freundschaft kann man nicht sagen, es ist eher eine Zweckgemeinschaft, zumindest meinerseits. Aber wir verstehen uns trotzdem sehr gut. Vor allem Yugi und Malik. Mein Kumpel hört sich gerne die Geschichten des Ägypters an. Eine Zeit lang tat ich es auch, aber auf Dauer wurde es mir nun doch zu langweilig. Kura und Bakura blieben nur für zwei Tage bei uns und dann verschwanden sie. Aber kurz darauf kamen sie wieder und gingen auch sogleich. Viel mit ihnen reden konnte man nicht, denn sie erzählten nichts von sich. Selbst als man sie darauf ansprach. Ich werde aus den beiden nicht schlau. Ich mag sie nicht. Sie haben etwas an sich, was ich nicht leiden kann. Jetzt bin ich sogar schon soweit, dass ich denke, dass sie aus der Oberschicht kommen. Aber so ganz kann ich das nicht glauben, denn als wir auf dem Thema Oberschicht kamen, redeten sie fast genauso wie ich darüber. Eindach nur schlecht! Sie können Domino genauso wenig leiden wie ich. Trotzdem frage ich mich, was sie im Schilde führen. Ich meine - wo leben sie überhaupt? Hier bestimmt nicht, denn dann hätte ich sie bestimmt mehrmals gesehen. Aber dies ist nicht der Fall. Selbst Yugi meint, dass etwas nicht mit ihnen stimmt. Und das soll schon was heißen, denn Yugi ist jemand der immer nur das Gute in einem Menschen sieht. Halb liegend sitze ich auf meinem Sessel und starre die Decke an. Mir ist langweilig. Meine Mitbewohner haben alle etwas zu tun. Na ja, so kann man das auch nicht sagen, Mariku schläft und Yugi unterhält sich wie immer mit Malik. Langsam aber sich empfinde ich Neid. Ich ertrage es nicht mehr, dass ich mit Yugi kaum etwas unternehmen kann. Okay, ich freue mich schon für ihn, dass er endlich mal einen anderen Gesprächspartner gefunden hat. Vor allem jemandem, mit dem er sich über Themen unterhalten kann, bei denen ich kein Interesse dafür aufbringe. Trotzdem, ich vermisse die Zweisamkeit. Yugi hat bisher immer mein Leben erhellt. Ich will, dass alles so ist wie es vorher war. Aber seit die Ägypter da sind, geht das nicht mehr. Mir ist immer noch langweilig. Was mache ich jetzt? Gehe ich zur Oberschicht hinaus? Ich sehe auf die Uhr. Es ist neun vor halb zehn Abends. Zu früh. Jetzt kann man noch nicht raus. Aber ich habe keinen Bock eineinhalb Stunden zu warten, bis ich an die Oberfläche kann. Anscheinend bleibt mir nichts anderes übrig. Ein lautes Gelächter lässt mich aus meinen Gedanken reißen. Es ist Yugi, der wieder über etwas Erzähltes von Malik lacht. Grummelnd setze ich mich auf und sehe verärgert zu den beiden rüber, aber keiner von ihnen beachtet mich. Sie sind so miteinander vertieft, dass sie noch nicht einmal mitkriegen würden, wenn Mariku an seiner eigenen verschluckten Spucke krepiert. Mir reicht es, ich gehe! Ich stehe auf und verlasse unsere Unterkunft. Im schnellen Schritt gehe ich die Durchgänge Underground-Citys entlang. Leider weiß ich nicht wohin ich will und das ärgert mich noch mehr. Doch ich entscheide mich hinaus nach Domino zu gehen. Ich gehe die nächste Gasse hinein und betrete den Lift der dort hinten steht. Mit einer Taste betätige ich den Fahrstuhl und er fährt nach oben. Das Quietschen, dass dabei fabriziert wird, geht mir gewaltig auf den Senkel. Haben die Leute das immer noch nicht auf die Reihe gekriegt. Ich sehe es noch kommen - wir werden bald auffliegen. Und dann ist Funkstille. Viele Tote und noch mehr Knechte. Nicht mit mir. Wenn es soweit kommt, bin ich der erste, der die Flucht ergreift. Die Ohren zuhaltend, durch das Quietschen, summe ich vor mich hin und warte, bis der Lift endlich anhält. Ich hasse dieses Geräusch. Schließlich bleibt er stehen und ich gehe hinaus um nur hinterher durch einen Gang zu krauchen. Ich glaube heute ist so ein Tag, an dem mich alles aufregt. Selbst das bisschen Krauchen ist mir zu viel und ich fluche vor mich hin. Es ist doch alles zum Kotzen. Wieso musste nur dieser Krieg ausgebrochen sein? Wenn der nicht gewesen wäre, könnte ich heute schön vor einem Kamin sitzen und das Feuer beobachten. Aber nein, der Herr Gott, war nicht auf meiner Seite und auf vielen anderen. Ich verfluche ihn. Ja, es gab eine Zeit, in der ich an Gott glaubte, aber je älter ich wurde, umso mehr wurde mir bewusst, dass dieser liebe Gott nur ein Hirngespinst einiger Leute war, nur damit die Geld scheffeln konnten. Endlich habe ich das Ende des Ganges erreicht. Sogleich benutze ich die mechanische Vorrichtung und schiebe somit die Kisten weg. Doch jetzt wird mir erst bewusst was ich hier mache. Ich gehe zu verbotenen Zeiten an die Oberfläche. Das wird bestimmt Ärger geben, ich weiß es. Gut, ich könnte einen Rückzieher machen, aber mein Ego erlaubt es mir nicht. Zu sehr bin ich angefressen, als dass ich jetzt wieder zurück gehen kann. Argh, warum muss ich nur so einen beschissenen, falschen Stolz haben? Ich klettere raus und schiebe die Kisten wieder zurück. Puh, allein ist das wirklich anstrengend. Sonst war Yugi immer dabei, der mir half. Ich gehe weiter und verfalle wieder in meine Gedanken an Yugi. Hab aber keine Lust darauf und versuche mich mit anderen Gedanken abzulenken. Das funktioniert aber nicht so wie ich es mir denke, denn in jeden meiner Gedanken kommt Yugi darin vor. Es ist doch zum verzweifeln. Habe ich wirklich mein ganzes Leben mit Yugi verbracht? Anscheinend schon, denn mir fällt keine einzige Zeit ein, an der wir nicht zusammen waren. Außer seit den letzten zwei Wochen. Ich trete außer Haus und erblicke die Gasse vor mir. Ich atme tief die frische Luft ein. Es ist wunderbar, nicht mehr die stickige Luft unten zu atmen. Immer noch Gedankenversunken gehe ich die Gassen entlang, ohne ein wirkliches Ziel vor Augen zu haben. Rechts, rechts, links. So sind meine Wege. Plötzlich höre ich ein Poltern und wirres Gerede. Aber nicht nur das, auch ein flennendes Kind. Mist, was mache ich jetzt? Sind das die Bullen? Wird wieder jemand verhaftet? Viele Fragen schwirren in meinem Kopf herum und ich entschließe mich dummerweise der Sache auf dem Grund zu gehen. Vorsichtig schleiche ich mich hinter einer Kiste, die an der Häuserwand steht und schaue nach vorn. Aber niemand ist zu sehen. Anscheinend ist das Geschehen weiter weg. Langsam tapse ich nach vorn und biege in die nächste Gasse ein. Und da sehe ich wie zwei Kerle auf einen anderen einschlagen und ein weiterer Kerl einen Jungen festhält. Es spielt sich alles fünf Meter vor mir ab. Ich gehe wieder einen Schritt zurück und atme kurz auf. Ein Glück, dass es nicht die Bullen sind. Ein weiteres Poltern ertönt und meine Neugier läst mich wieder nachschauen. Warum muss ich nur so neugierig sein? Irgendwann wird das mein Ende sein. Der Typ, der zu vor auf den Kartons lag und einige Schläge einsteckte, wird nun an die Wand gedrückt. Einer der Kerle sagt zu ihm etwas, aber ich verstehe nicht was. Kurz darauf zieht der Kerl, der den Jungen in seiner Gewalt hat, ein Messer und hält es den kleinen an seiner Kehle. Ich schlucke auf. Was geht denn hier ab? Schreite ich ein? Soll ich helfen? Lieber nicht. Das ist nicht mein Ding. Es geht mich nichts an. Außerdem sind die von der Oberschicht. Also was habe ich mit denen zu tun? Nichts, rein gar nichts? Sie können mich mal. Ich hasse sie. Der Junge quietscht auf und es lässt mich erzittern. Scheiße, was mache ich jetzt? Der eine Kerl wird immer noch an die Wand gedrückt, aber so wie ich es aus meiner Sichtweise sagen kann, ist kein Anzeichen von Angst in ihm zu erkennen. Das macht mich etwas stutzig. Ist der größenwahnsinnig. Anscheinend schon, denn jetzt bedroht er den anderen. Wo bin ich nur hier gelandet? Wieso musste ich jetzt auch zur Oberschicht? Ich verfluche mich. “Los, bring den kleinen um!”, höre ich. Was? Im Ernst? Was kann denn der kleine dafür? Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen und renne drauf los. Warum mache ich das? Ich sitze doch hinterher in der gleiche Scheiße, wie die beiden. Doch jetzt kann ich nicht mehr zurück. Ich bin schon fast an ihnen dran. Anscheinend funktioniert mein ungewolltes Überraschungsmanöver, denn die Kerle lassen die Bedrohten los. Der Typ, der zuvor nur sinnlos herumstand geht auf mich zu, doch ich stoppe nicht, ich renne weiter. Er bleibt stehen und hebt seine Fäuste. Jetzt müsste ich eigentlich stoppen, aber meine Beine wollen nicht. Und ehe ich mich versehe, renne ich ihn um und falle mit ihm. Ich liege auf ihm, besinne mich und setze mich auf. Völlig überrumpelt sieht er mich an und ich nutze die Gelegenheit und ich schlage zu. Voll auf die Nase. Er stöhnt laut auf und versucht sich zu wehren, doch ich lasse den Kerl nicht dazu kommen. Ich schlage immer weiter auf seinen Kopf ein. Langsam merke ich Schmerzen in meine Hände. Unerwartet werde ich am Kragen hochgezogen und gegen die Wand geschleudert. Dabei pralle ich mit meiner Schulter dagegen. Ein stechender Schmerz überfährt sie. Ich bin gerade dabei zusammen zusacken, aber dazu komme ich nicht, denn schon im nächsten Moment werde ich wieder herum geschleudert. “Was fällt dir ein, du Bastard!”, höre ich drohend. Schwerfällig sehe ich auf und erkenne, dass zwei der Kerle direkt vor mir stehen. Einer der beiden ist ein richtiger Schrank und ich schlucke. Warum muss ich mich in Sachen einmischen, die mich nichts angehen? Der Schrank packt mich an den Schultern und zieht mich hoch. Überaus wütend sieht er mich an. Ich spüre einen starken Schmerz in meiner Magengegend. Stöhnend sehe ich nach unten. Sein Knie ist dort, wo ich die Schmerzen haben. Das kann doch nicht wahr sein, er hat mich getreten! “Das geschieht dir recht!”, meint er zu mir. Und kurz darauf fange ich mir eine ein. Mühselig halte ich mich auf den Beinen um nicht zu fallen. Mit aller, versuchter Kraft versuche ich ihn zu rammen, aber er weicht aus. Ich stürze zu Boden. Vor Schmerzen kneife ich die Augen zusammen. “Hey, alles in Ordnung bei dir?”, fragt mich der kleine und hilft mir mich aufzusetzen. Plötzlich höre ich wie jemand den Namen des Jungen ruft. Mokuba heißt dieser. Ich öffne meine Augen und sehe wie einer der Kerle schnell, mit einem Messer, auf uns zu kommt. Meine Reaktion - ich schubse den Jungen weg. Doch dann merke ich einen schneidenen Schmerz in meinem linken Oberarm. Das Messer streift mich genau dort. Wie konnte ich mich nur dazu bewegen in diese Situation zu geraten? Ich habe es doch von Anfang an gewusst, dass ich den kürzeren ziehen werde. Aber nein, mein Übereifer trieb mich dazu. Wieder liege ich auf den Boden. Doch nicht mit mir, ich gebe nicht auf! Mit Schwung trete ich gegen das Schienbein des Messerträgers. Er fällt auf die Knie. Darin sehe ich meine Chance und trete ihn ins Gesicht. Er fällt nach hinten. Schwerfällig stehe ich schnell auf und trete weiter auf ihn ein. Ein Schrei erklingt hinter mir. Ich sehe dort hin. Der Junge hat sich in den Arm des anderen hinein gebissen. Anscheinend wollte dieser mich hinterrücks angreifen. Der kleine hat Mut, das muss ich sagen. Echt pfiffig der kleine. Ich drehe mich zu ihnen und hole mit voller Wucht aus. Mitten ins Gesicht treffe ich den Typen. Der Junge lässt von ihm ab und der Typ tippelt nach hinten. Von hinten ergreift mich jemand. Ich bin in einer Zwickmühle. Was mache ich jetzt? Der Typ, den ich als erstes angegriffen habe, hält mich wie ein Schraubstock fest und fängt an zu lachen. Ich muss etwas tun, denn der Messerträger ist auf dem Weg zu mir. Da fällt mir etwas ein. Mit mühe trete ich den Typen, der mich festhält, mit aller Gewalt auf den Fuß. Er schreit auf und lässt mich los. Der Messerträger greift sich den Jungen und hält ihm das Messer an die Kehle. Doch unerwartet wird er von jemanden niedergeschlagen. Erstaunt sehe ich den Niederschläger an. Behutsam hält er seine Hände auf den Schultern des Jungen. Sirenen erklingen. Mist! Jetzt stecke ich in der Klemme! Wäre ich bloß nicht auf die Idee gekommen hier herauf zu gehen. Überanstrengt gehe ich zu Boden. Mein ganzer Körper schmerzt, besonders die Schnittstelle an meinem Arm. Ich sehe hin und ein Kloß bildet sich in meinem Hals. Die Stelle blutet ziemlich stark und auf dem Boden unter mir bildet sich schon eine kleine Blutlache. In was bin bloß hinein geraten? Vorher habe ich die Schmerzen gar nicht so für stark gehalten. Aber jetzt? Sie sind fast unerträglich. “An eurer Stelle würde ich verschwinden.”, meint der junge Mann bedrohlich zu den Angreifern. Sie raufen sich zusammen und flüchten, wie auf Befehl. Erstaunt sehe ich ihnen nach. Ich bin fix und fertig. Auf den Boden rutschend lehne ich mich erschöpft an die Wand. Ich bin viel zu Müde um jetzt Reißaus zu nehmen. Ich kann nicht mehr. Mit meinen rechten Hand halte ich die Wunde fest, um zu verhindern, dass es nicht mehr so stark blutet. Es funktioniert aber anscheinend nicht. So ein Mist! Was mache ich jetzt? “Danke für deine Hilfe.”, sagt der kleine und hockt sich zu mir hin. Ich lächle leicht, werde aber von Husten unterbrochen. Meine Lunge schmerzt dabei. “Komm Mokuba, wir gehen.”, meint der andere. Entrüstet sieht der Junge ihn an. “Was ist?”, fragt der junge Mann. “Wir können ihn nicht hier lassen.”, deutet der Junge auf meine Wunde. “Was geht mich fremdes Elend an?!”, sagt der junge Mann entnervt und verschränkt seine Arme vor die Brust. So ein eingebildeter Schnösel. Was glaubt er wer er ist? Ach ja, stimmt ja, er gehört zu Oberschicht. Ich kann ihn nicht leiden. “Aber… er hat uns doch geholfen, Seto”, äußert sich der kleine. Ja, ich habe den beiden geholfen. Warum, weiß ich nicht. Ist mir jetzt aber egal. Viel wichtiger ist die Wunde an meinem Arm, welche mich ziemlich schwächt. Ich verliere zu viel Blut. Bedächtig versuche ich mich aufzurichten, aber es geht nicht, ich falle wieder zurück. “Seto, bitte.” ertönt die Stimme des genannten Mokuba. Dieser grummelt nur etwas vor sich hin. Ich höre wie die Sirenen näher kommen und einige Fußschritte auch. Angst steigt in mir auf. Die Bullen werden gleich hier sein. Und ich bin dann am Arsch. Scheiße, wie komme ich hier bloß weg? Ich kann nicht einmal aufstehen. Plötzlich wird alles schwarz um mich herum. Ich glaube, ich werde bewusstlos. In was für eine Scheiße bin ich bloß geraten? Kapitel 3: kleiner Pfleger -------------------------- Gedämmtes Licht erhellt dürftig die Dunkelheit, in der ich aufwache. Zuerst ist mir nicht klar wo ich mich befinde, doch nach kurzem Umsehen erkenne ich, dass ich in einem Zimmer sein muss. Schwerfällig richte ich mich geringfügig auf und sehe mich etwas genauer um. Hmm, ich befinde mich auf einem Bett, einem großen Bett, um genauer zu sagen auf einem Bett wo eindeutig drei Personen Platz finden dürften. Ich staune wirklich nicht schlecht, bin ja schließlich so was nicht gewohnt. Links neben dem Bett, am Kopfende, steht ein kleiner Nachtschrank und darauf die Lampe, die das Zimmer erleuchtet. Farblich kann ich nicht viel zu dem Zimmer sagen, nur dass es von seiner Größe her dürftig eingerichtet ist, denn außer dem Bett und dem kleinen Nachtschrank steht hier nur eine mittelgroße Kommode herum, direkt neben der Tür. Wo bin ich hier eigentlich gelandet? Was mache ich Herr Gott noch mal hier? Sollte ich nicht bei Yugi und den anderen beiden sein? Wie bin ich überhaupt hier her gekommen? Ich will mich richtig aufsetzen und da fällt es mir wie Schuppen von den Augen, als mir ein stechender Schmerz durch meinen Oberarm fährt, meine Schulter nicht zu vergessen. Ich war in einer Prügelei hineingeraten. Na ja, hineingeraten ist eher ein schlechter Ausdruck dafür, so ähnlich sollte es aber dennoch gewesen sein. Da bin ich mir sicher. Das letzte woran ich mich erinnere ist dieser kleine schwarzhaarige Junge der, glaube ich zumindest, Mokuba hieß. Dafür, dass er am Anfang ganz schön herumgequietscht hatte, hatte er trotzdem ganz schönen Mut gezeigt. Gewiefter kleiner Kerl der. Nur schade, dass er der Oberschicht angehört. Mit diesem Gedanken lasse ich mich unwillig nach hinten zurück fallen und schlafe sofort wieder ein. Gefühlte Stunden später wache ich wieder auf, weil ich mitbekommen habe, dass irgendwer leise ins Zimmer hinein getreten ist. Ich schrecke auf und sehe zu dieser Person hin. Es ist der kleine Junge von neulich. Missmutig sehe ich an. Vorsicht ist immer noch besser als Nachsicht. … Oh Mann, wenn ich nur öfters darauf hören würde. “Ähm, Guten Morgen.”, spricht der Junge mich verlegen an. Aus Trotz sage ich nichts, sehe ihn aber immer noch missmutig an. “Deine Schnittwunde am Arm müsste schnell wieder verheilt sein, frühesten in zwei bis drei Wochen können die Nähte gezogen werden und deine Schulterprellung ist auch nichts Großes. Also fast alles in bester Ordnung!” erzählt er mit einem leichten Lächeln im Gesicht. Wahrscheinlich versucht er damit die Situation aufzulockern. Trotzdem erfüllt betretendes Schweigen den Raum. Ich bin immer noch unwillig ein Wort zu sagen und starre ihn weiterhin an, nur nicht mehr so gereizt wie vorher. Meine Wunde wurde genäht? Beachtlich! Hätte nicht gedacht, dass mir so etwas zu Gute kommt. Mir fällt auf, der kleine sieht mal nach unten zu seinen Füßen, dann wieder zu mir, nur um danach kurz aus dem Fenster zu gucken. Die Prozedur noch einmal wiederholend. “Mein Name ist Mokuba Kaiba… und deiner?”, fragt er mich später daraufhin. Ich antworte ihm nicht. “Wo bin ich hier?”, frage ich endlich stattdessen. “Bei uns zu Hause.”, antwortet es gelassen. “Wer ist ‘uns’?”, kommt mein beläppertes, kleines Verhör. “Meinem großen Bruder Seto und mir.”, geduldig ist seine Antwort, und ein Unterton von Wertschätzung schwingt mit, bemerkt auf seinem Bruder. Seto… Seto? Warte mal, da kommt was in meiner Erinnerung vor, was sich mit diesem Namen verbindet. Und schnell kommt in mir aufgestaute Wut hervor. Seto war doch diese vermaledeite Type, die mich hätte verrecken lassen wollen. “Wo ist dieser Penner? Ich zeig ihm gleich ‘Was geht mich fremdes Elend an.’!”, ich rolle mich aus dem Bett, verfluche gleichzeitig mein Handeln, weil ich vergessen habe, dass mein Arm und meine Schulter immer noch verletzt sind, und knurre kurz auf. Auf den Füßen stehend bemerke ich, dass ich andere Sachen anhabe, als die ich eigentlich haben sollte. Ich habe einen dunkelgrauen Schlafanzug an?! Wer hat mich umgezogen? Verflucht! “Wo sind meine Klamotten?”, frage ich Mokuba barsch. In dem Moment stellt sich der kleine mit ernstem Gesichtsausdruck vor die Tür und antwortet. “Deine Sachen sind in der Wäsche. Keine Sorge, die bekommst du auch bald wieder. An deiner Stelle würde ich aber noch im Bett bleiben. Außerdem ist mein Bruder nicht da… er ist in der Firma arbeiten.” Ich schaue ihn erstaunt an, ich wusste ja nicht, dass er so in einen herben Tonfall reden kann und dabei so herrisch aussehen kann. Irgendwie ein bisschen Angst einflößend. “Also… rede nicht so über Seto und leg dich wieder hin. Vorerst ist es besser so für dich.”, fügt er noch hinzu, geht zu mir und drückt mich sanft auf das Bett zurück. Warum lasse ich das eigentlich mit mir machen? Klar… ich habe es ja ihm zu verdanken, dass ich behandelt wurde, schließlich habe ich noch mitbekommen, wie er seinen Bruder bat mir zu helfen. “Wer hat mich eigentlich behandelt?”, frage ich nach meinem kurzen Gedankengang. “Verrate mir aber vorher deinen Namen!”, sagt er mit einem verräterischen Grinsen im Gesicht, als er sich neben mich setzt. “Joey…”, sage ich kurz angebunden. “Unser hauseigener Arzt.” “Aha…”, kommt es eher kommentarlos von mir. “ Na ja, er ist nicht nur hier zugestellt, eigentlich mehr für die Firma meines Bruders.” erklärte er mir. Schon wieder dieser Seto… am liebsten würde ich ihm gerne eine reinwürgen, so dass er nicht mehr weiß, wo oben und unten ist. Ach ja, das würde mir gefallen. “Oh, jetzt hab ich doch glatt vergessen, warum ich eigentlich hier bin.”, spricht er eher zu sich als zu mir. Mokuba springt auf, rennt um das Bett und holt aus dem Nachtschrank eine kleine Kiste hervor. Verwundert sehe ich ihm zu wie er sich wieder neben mich setzt und in der Kiste herumwühlt. “Ich wollte dir den Verband wechseln.”, spricht er zu mir. Ich starre ihn verblüfft an. Das kann der kleine? “Würdest du bitte dein Oberteil ausziehen?”, fragt er mich, was eher an einem Befehl erinnert. Wortlos knöpfte ich mein Oberteil auf und streiche es mir, unter Schulterschmerzen, von der Haut. Nebenbei sehe ich mir den Verband an, der um meinen Arm gewickelt ist und entdecke kurz darauf den riesigen gefärbten Fleck auf meiner Schulter. “Dafür dass die Prellung nichts großes ist, sieht das Ding aber riesig aus.”, meine ich und deute mit einem Kopfnicken auf die Stelle. “Das ist normal, hat Doktor Goat gemeint. Wenn du dich schonst sollte der Bluterguss schnell wieder weggehen.”, berichtet mir der kleine. “Du hast Glück gehabt, dass dein Muskel nur angekratzt wurde. Sonst so musste nur genäht werden.”, erklärt Mokuba mir, während er mit der Schere den Verband entzwei schneidet. “Boah… muss ja echt tief gewesen sein.”, bemerke ich mit verzogenem Gesicht. “Wie gesagt, dein Muskel wurde nur angekratzt. Demnach hat der Schnitt alle oberen Hautschichten durchtrennt.” Mokuba legt die Schere weg und nimmt eine Sprayflasche aus der Kiste. “Kann sein, dass es jetzt etwas brennen wird.”, meint er als er die Flaschenkopfhülle entfernt. “Desinfektionsspray?”, frage ich leicht verunsichert? “Japp…”, kommt die Antwort und in dem Moment entweicht mir ein Schmerzensschrei. Der kleine hat mir doch, ohne Verzug, tatsächlich das Zeug auf die Wunde gesprüht. “Du kleiner mieser...”, entfährt es mir, doch Mokubas ernster Gesichtsausdruck lässt mich verstummen. Wie konnte er nur? Er ließ mir noch nicht mal Zeit mich vorzubereiten! Scheiße auch, das Zeug brennt barbarisch! Ungewillt ziehe ich eine Schnute. “Mies vielleicht, aber klein noch lange nicht! Außerdem wachse ich noch.”, berichtigt mich Mokuba mit schmollender Miene und ernstem Tonfall. Seine Stimmungsschwankungen sind bemerkenswert. Von wem er das wohl hat? “Sorry!”, meine ich kleinlaut. Trotzdem bleibt er der kleine… ha! “Na ja… jetzt kommt nur noch der neue Verband.”, meint er und greift sich auch gleich den eingepackten Verband. “Sag mal, woher kannst du das eigentlich?”, frage ich, während er die Hülle entfernt und kurz darauf meinen Arm neu bandagiert. “Doktor Goat hatte es mir bis ins kleinste Detail erklärt und so schwer ist es nun auch wieder nicht. Finde ich zumindest. Außerdem ist es nicht das erste Mal, dass ich dir den Verband wechsle.” “Du scheinst ja echt was auf’n Kasten zu haben.”, gebe ich mühselig zu. “Es scheint nicht nur so, es ist auch so!”, gibt er stolz von sich, packt unterdessen die ganzen Utensilien wieder ein und legt die Kiste beiseite. In dem Moment knurrt mein Magen gnadenlos laut auf. Fast vergleichbar mit einem schnarchenden Löwen. “Hättest du was zu essen für mich. Hört und fühlt sich so an, als ob ich seit Tagen nichts gegessen hätte.”, gurgele ich fast, vor Schreck meines eigenen verursachten Geräusches. Mokuba kichert leise. “Was gibt es da zu lachen?”, frage ich verdutzt und mit zur Seite angewinkelten Kopf. “Na ja, mit den Tagen bist du nicht weit davon entfernt. Du hast schließlich fast zwei Tage durchgeschlafen.”, legt er mir dar. Ungläubig starre ich ihn an. Zwei Tage sagt er? Heilige Scheiße… was mach ich denn jetzt? Yugi macht sich bestimmt Sorgen um mich. So wie ich ihn kenne, wird er wie wild geworden durch die Gänge rasen und nach mir suchen und vor Sorge umkommen. Er kann ja nicht mal für einen halben Tag alleine sein, ohne in Besorgnis zu geraten. “Mokuba… scheiß auf meinen Hunger, ich muss los!”, springe ich auf und verfluche mich wieder, weil ich meinen Schulter außer Acht gelassen habe. “Wo wohnst du überhaupt?”, fragt er mich plötzlich. Mist, muss er mich das fragen?! Was soll ich denn darauf antworten? Ich kann ihm doch nicht sagen, dass ich aus der Unterschicht komme. “Auf dem Mond!”, plappere ich und bin im Begriff zur Tür zu gehen. Wieder stellt sich der kleine vor die Tür. Diesmal ernster als vorher. “Glaubst du etwa, du kannst draußen einfach so durch die Straßen gehen? Abgesehen von den Sachen, die du gerade anhast?”, weißt er mich hin. Wo er Recht hat, hat er Recht. Halt, womit hat er eigentlich Recht, außer der Sache mit den Klamotten? “Denkst du, ich weiß nicht, dass du von der Unterschicht kommst?”, fließt es aus ihm heraus. Gerade im Begriff ihn zur Seite zu schieben, bleibe ich abrupt still stehen. Meine Finger krallen sich in dem Stoff auf seinen Schultern. Jetzt bin ich aufgeschmissen. Ich sehe mich schon hinter Gittern, wieder auf diese ungemütliche Pritsche liegend. Nein, nein! Das werde ich zu verhindern wissen. “Lass mich durch, wenn du das weißt habe ich hier nichts zu suchen!”, krähe ich fast heraus. “Ich habe keine Lust wieder in die Zelle zu landen, nur um hinterher ein Sklave für euch, aus der Oberschicht, zu enden.”, füge ich hinzu und drücke Mokuba gegen die Tür. Panik steigt in mir auf. Soweit darf es gar nicht erst kommen. Dieses Mal werde ich nicht so viel Glück haben wie letztens. Eigentlich hätte es ‘letztens’ auch gar nicht geben dürfen, wenn nicht die weißhaarigen Spinner an Yugi und mir vorbeigelaufen wären. “Joey…” “Nichts mit ‘Joey‘! Unsere Schichten sind verfeindet und ich würde euch alle die Pest an den Hals wünschen… so viel halte ich von eurer Schicht. Ihr haltet so viel von euch, nur weil ihr den dämlichen Krieg gewonnen habt. Ihr lebt in Saus und Braus. Ihr könnt euch auf die faule Haut legen. … Wie ich euch verabscheue!”, sprudelt es Wut entbrannt aus mir heraus. Am liebsten würde ich ihm noch viel mehr Sachen an den Kopf werfen, doch mir ist wieder etwas eingefallen. Er hat mir ja geholfen. Darum lass ich den eingeschüchterten Mokuba los, gehe ein paar Schritte zurück und lass mich mit dem Hintern auf den Boden allmählich fallen. “Sorry… vielleicht sollte ich dir für deine Hilfe danken…”, werfe ich ohne den Satz zu beenden in den Raum und sehe betrübt zu Boden. Eine Weile ist es still im Zimmer, bedrückend still. Keiner von uns beiden bewegt sich, Mokuba steht starr da und ich sehe immer noch auf den Teppich unter mir. “Joey…”, kommt es fast flüsternd von dem schwarzhaarigen Wuschelkopf. Betreten und irgendwie demütig zugleich, sehe ich zu ihm auf. Er sieht ziemlich hilflos aus mit seinen hängenden Schultern. “… ich habe keine Vorurteile euch gegenüber. Ich denke nicht so über euch, wie die anderen.”, erklärt er mir kurz und lässt sich, so wie ich zuvor, zu Boden plumpsen. “Hm…” bringe ich nur hervor und sehe wieder nach unten. Schon wieder ist es still zwischen Mokuba und mir. Das meint er doch nicht im Ernst?! Schließlich sind er und seine Schicht schuld daran, dass unser Leben der Hölle gleicht. Wieder knurrt mein Magen auf und unterbricht somit die Stille. “Möchtest du immer noch etwas essen?”, fragt mich Mokuba kurz darauf. “Solange kein Gift im Essen ist?”, erfrage ich mit einem bitteren Nachgeschmack im Wortlaut. Leise grummelnd richtet er sich auf und geht ohne ein weiteres Wort zu sagen aus dem Zimmer. Nun sitze ich immer noch hier nicht wissend, was ich jetzt mit mir anfange. Nach kurzen Überlegungen entschließe ich mich aufzustehen und an das Fenster zu gehen. Ich betrachte die aufgehende Sonne am Himmel und denke über das eben geschehene nach. Nach etwa einer Stunde kommt Mokuba mit einem Servicewagen voller Essen herein. Er schließt die Tür hinter sich und räuspert sich. “Ich habe dir lecker Essen gemacht. Da ich nicht wusste, was genau du essen willst, habe ich dir von allen Etwas mitgebracht, von dem, was ich alleine zubereiten kann“ quasselt er aufgeweckt. Ich frage mich, was der kleine noch so kann. Er müsste ungefähr 11 bis 13 Jahre alt sein und für sein Alter, denke ich mal, ist das ‘ne reife Leistung. “Na ja, wirklich viel ist es nicht, aber immerhin macht es satt. Also… ich habe Nudeln mit Tomatensoße, Gemüseauflauf und Lasagne gemacht. Ich hoffe es schmeckt dir?”, brabbelt Mokuba weiter. Irgendwie ist es belustigend wie er da vor sich hinredet, anscheinend ist er sehr stolz auf sein Machwerk. Er muss echt eine unbeschwerte Kindheit gehabt haben. Die hätte ich auch gerne gehabt. Nur leider ist dies nicht Fall. In mich hineingrummelnd springe ich über meine Schatten. “Mokuba… es tut mir Leid, wegen vorhin. Ich hätte dich nicht so ankeifen sollen.” stocke ich etwas. “Ach weißt du, es ist auch wirklich nicht leicht, über die Tatsachen hinweg zu sehen. Die Sache mit der Ober- und Unterschicht geht mir persönlich ziemlich auf den Keks. Ich meine, vor dem Krieg waren wir alle gleichgestellt… oh, warte mal… nicht wirklich, es gab auch Zeiten wo dies nicht Fall war, Bürgerkrieg, Revolution und so ‘ne Sachen. Na ja, irgendwie wiederholen sich die ganzen Geschichten. Die Menschheit lernt leider nicht aus ihren Fehlern und verzapft deshalb alle paar Jahre denselben Mist. Nur das dieser Mist immer schlimmer wird, je weiter die Technologie ist und…” Ohne Erwartung wird er still. Sieht so aus, als ob er etwas überlegen würde. “Kann es ein, dass ich vom Thema abgekommen bin?”, fragt er nach einer kurzen Weile. Verdutzt sehe ich ihn an. Hat er das gerade wirklich gefragt? Irgendwie verstehe ich nur Bahnhof. Gut, mit dem Geschichtskram kenne ich mich nicht wirklich so aus, aber Mokuba scheint eine Menge zu wissen. “Vielen Dank für das Essen.” bringe ich heraus, gehe zum Wagen und nehme mir den Teller mit den Nudeln. “Ach, keine Ursache. Ich koche eh gerne.”, meint der kleine und setzt sich auf das Bett. Ich tue es ihm gleich und verschlinge fast förmlich das Essen. So etwas Leckeres habe ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gegessen. Mensch, Mokuba kann echt gut kochen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)