Stadt der Engel von matvo (Schatten und Licht, Band 1) ================================================================================ Kapitel 45: Lagebesprechung --------------------------- Hoch konzentriert und mit schnellen Schritten verließ Allen die Hebebühne des Crusadors und hielt auf die fünfzig Meter entfernte Eingangsrampe der Katzenpranke zu. Noch mehr als sonst bemühte er sich einen neutralen Gesichtsausdruck, da niemand ihm den unruhigen Schlaf letzter Nacht anmerken sollte. Siri war ihm einfach nicht aus dem Kopf gegangen. Fast die ganze Nacht hatte er wach gelegen, während Bilder von ihrer gemeinsamen Reise mit dem Konvoi, dem dreitägigen Training, dem Ball, dem Kampf in seiner Villa und schließlich von der heftigen Schlacht im Tempelhof immer wieder durch seinen Schädel spukten. In seinen Gedanken hatte sich das übliche Procedere abgespielt, wie es jedes Mal, nachdem er eine Beziehung beendet hatte, geschah. Er hatte daran denken müssen, wie er sie zu seinem Schüler gemachte, wie sie während der Ausbildung zur Lady wiederholt Annährungsversuche unternommen, wie er sie stets abgewiesen und ihr damit dutzende Male ein bisschen das Herz gebrochenen hatte. Eine Beziehung hatte er nicht gewollt, spätestens seit ihrem Kommentar über sein Alter. Warum also fühlte er sich schuldig? Die Tränen auf Siris Wange, während sie ihn mit ihrem Schwert bedroht hatte, waren nicht seine Schuld. Er hatte alles getan um ihr Fließen zu verhindern. Hatte er versagt? Hatte er wieder einmal dem Verlangen nachgegeben, die Leere in seinem Innern zu füllen, welche Marlene zurückgelassen hatte? Oder hatte er nur ein schlechtes Gewissen, weil er einen weiteren Untergebenen verloren hatte? Allens Gedanken fanden ein jähes Ende, als er Siris Mutter am Ende der Rampe stehen sah. Sie war der Grund dafür gewesen, dass er sich gestern geweigert hatte, die Katzenpranke zu betreten. Sie war der Grund, dass er Vans Einladung zur Lagebesprechung nur widerwillig folgte. Aufmerksam musterte er sie, während er näher kam. Ihr Gesicht selbst verriet keinerlei Emotionen, doch ein dunkles Feuer, welches in ihren Augen brannte, sagte alles über ihre Absichten aus. Das von einer Scheide verborgene Schwert stand im totalen Gegensatz zum Arztkittel, den sie trug. Nur noch wenige Meter war er von der Katzenpranke entfernt, als ihr Daumen die Klinge mit einem Klicken wenige Zentimeter aus der Scheide schob. Schweigend standen sich beide gegenüber. „Vor nicht allzu langer Zeit wurde euch meine Tochter anvertraut. Sie sollte einen Konvoi begleiten, der unter eurem Befehl stand, Ritter Allen.“, sagte sie schließlich. „Seitdem hat sie sich von dem Einsatz nicht zurückgemeldet. Meinen Quellen zufolge habt ihr, Allen Shezar, ihr den Kopf verdreht, weswegen ich euch schon töten könnte. Viel schlimmer ist allerdings, dass ihr hier seid und sie nicht. Wo ist sie?“ „Wir sollten reingehen.“, schlug Allen vor. Ohne der kampfbereiten Ärztin einen Blick zu zuwerfen, trat er an sie vorbei. Siris Mutter hielt ihre Wut nun nicht mehr zurück und warf die Schiede weg. Das gezogene Schwert richtete sie auf seinen Rücken. „Wehrt euch!“, schrie sie ihn an. Allen blieb stehen, doch anstatt ihr zu antworten, löste er den Gürtel, an dem sein Schwert hing, woraufhin es klirrend auf den Metallboden aufschlug. Wehrlos streckte er seine Hände vom Körper weg. Einen Moment glaubte er, sie würde ihrem Zorn nachgeben, doch dann hörte er, wie sie sein Schwert aufhob, und spürte, wie sie ihn anstieß. „Vorwärts!“, befahl sie. Ein wenig überrascht registrierte Allen, dass sie ihn in den Konferenzraum trieb, der ihn als Treffpunkt beschrieben worden war. Kurz bevor sie beide eintraten, steckte Siris Mutter ihr Schwert weg. Hitomi empfing ihn mit einem warmherzigen Lächeln und einer festen Umarmung, die ihn nichts mehr von der Verlegenheit, die sie ihm vor drei Jahren stets entgegengebracht hatte, spüren ließ. „Du bist erwachsen geworden…“, stellte Allen bewundernd fest, während er sie musterte. Ihr schlichtes Kleid unterstrich ihren Anspruch eine Frau zu sein. „…und du bist vergeben.“, fügte er hinzu, als er Vans Arm um ihre Hüfte liegen sah. Langsam sank allen auf seine Knie und gab ihr einen Handkuss. „Ich wünsche euch alles Gute, euer Hoheit.“, sagte er förmlich. „Noch sind wir nicht verheiratet.“, verbesserte Hitomi ihn verlegen, woraufhin Allen triumphierend lächelte. Van hingegen begrüßte ihn gewohnt kühl und beließ es bei einem festen Händedruck. Dann viel ihm die Frau auf, die hinter Allen hereingekommen war und beide Hände hinter ihrem Rücken verschränkte. „Ich kann mich nicht daran erinnern, euch eingeladen zu haben.“, erkundigte er sich streng. „Die Einladung hat sie von mir.“, erklärte Allen schnell, ehe Siris Mutter antworten konnte. „Ich denke, sie hat ein Recht hier zu sein.“ Van wollte ihn gerade zurechtweißen, als Hitomi seine Hand nahm, sie sanft drückte und ihn anlächelte. „Ich fürchte, man hat uns einander noch nicht vorgestellt.“, sagte sie zu der Frau. „Mein Name ist Kanzaki Hitomi.“ Die Ärztin horchte auf. „Ich dachte, Hitomi wäre euer Vorname.“, wunderte sie sich. „Dort, wo ich herkomme, sagt man den Familiennamen zuerst. Mein persönlicher Name lautet tatsächlich Hitomi.“, klärte Hitomi sie auf. „Wie heißt ihr?“ Die Frau warf ihr einen eiskalten Blick zu, doch Hitomi behielt ihr entwaffnendes Lächeln bei. „Sana Riston.“, sagte die Frau schließlich. Ohne Hitomi einen weiteren Blick zu würdigen, ging sie auf den ovalen Konferenztisch zu und setzte sich. Respektvoll nickte sie Merle zu, die ihr gegenübersaß. Sowohl Van als auch Hitomi setzten sich neben das Katzenmädchen, welche angesichts dieser fürsorglichen Geste mürrisch ihre Mine verzog. Allen nahm den Platz zwischen Sana und Hitomi ein. Schweigen. Merle blickte ungeduldig in die Runde. „Worauf warten wir?“, fragte sie. „Sophia und Antigonos sind noch nicht hier. Es dauert aber nicht mehr…“, antwortete ihr Hitomi. Die Tür flog krachend auf. „Entschuldigt bitte die Verspätung.“, hechelte Sophia, die durch die Tür stürmte und Antigonos dabei hinter sich her zog. „Ich musste Antigonos erst wecken.“ „Macht nichts.“, beruhigte Hitomi. „Wenigstens können wir anfangen.“ „Womit denn?“, fragte Sana barsch. „Wir könnten damit beginnen, dass jeder dem anderen erzählt, warum er hier ist.“, schlug Hitomi geduldig vor. „Ich bin auf der Katzenpranke stationiert und bin eigentlich nur hier, um zu erfahren, wie es meiner Tochter geht.“, kommentierte Sana. „Van und ich kamen mit der Katzenpranke, um dich zu retten.“, führte Sophia weiter aus. „Allen?“, erkundigte sich Hitomi. „Meine Geschichte ist etwas länger.“, warnte Allen. „Es begann damit, dass Siri den Konvoi, der unter meinem Befehl stand, von Farnelia nach Palas begleitete. Ich merkte sofort, was für ein großes Potential dieses Mädchen hatte und da man in Farnelia offenbar der Meinung war, nichts mehr für ihre Entwicklung tun zu können, nahm ich mich ihrer an. Sie willigte ein, mein Schüler zu werden.“ „Wie kam es dann, dass ihr beide bei dem Ball als Paar aufgetreten seid?“, unterbrach Sana ihn. „Siri wollte das Verschwinden von Hitomi aufklären und die Hinweise führten nach Palas. Mit der Einladung zu Ball ermöglichte ich ihr den Kontakt zu Personen, die sie für ihre Ermittlungen brauchen würde.“, erklärte Allen. „Wenn sie eure Schülerin ist, warum ist sie dann nicht hier?“, hakte sie nach. „Auf der Heimfahrt… wurden wir in meiner Kutsche überfallen. Der Angreifer schoss mit einem Bolzen den Kutscher nieder und besiegte mich in einem Duell.“ „Was?“, platzte es aus Sophia heraus. „Wer könnte euch besiegen?“ „Gestern sah es auch nicht gut für mich aus.“, erinnerte Allen sie. „War es etwa der Glatzkopf?“, fragte sie neugierig. „Nein, der Angreifer hatte eine viel elegantere Schwertführung, als dieser Soldat aus Fraid sie jemals haben könnte. Er schlug mich nieder und als ich aufwachte, fand ich Siri in der Kutsche liegend mit zwei Stichwunden zwischen Hals und Nacken. Ich brachte sie in meine Villa. Als sie eine Woche später aufwachte, sagte sie mir noch, dass sie den Angreifer kennen würde, bevor sie versuchte mich umzubringen. Ich konnte gegen sie bestehen, aber nur weil sie noch Schwächen in ihren Techniken hatte. Ansonsten hätte ich, wie gegen den Angreifer eine Woche zuvor, keine Chance gegen ihre übermenschliche Schnelligkeit und Stärke gehabt. Nachdem ich sie verletzen hatte, floh sie.“ Sana starrte schweigend auf den Tisch. Besorgt registrierte Hitomi das gelegentliche Zucken ihrer Wangen. „Das erklärt immer noch nicht, warum du hier bist.“, drängte Van. „Nachdem ich am nächsten Tag meinen Bericht bei Baron Trias abgab, traf ich Dryden. Nein, eigentlich traf er mich. Er drückte mir heimlich eine Notiz in die Hand, in der er behauptete, dass bei niedrigem Sonnenstand des Öfteren Hitzeflimmern über dem Tempelgelände gesehen wurde.“ Einen Augenblick lang wusste Hitomi nicht, worauf Allen hinaus wollte, bis Erinnerungen aus der Schlacht um Farnelia wieder hochkamen. „Zaibacher Tarnumhänge!“, schlussfolgerte sie. Der Ritter nickte. „Das war auch mein Gedanke. Ich hegte schon länger den Veracht, dass der Abrüstungsvertrag, welcher die totale Demontierung des Zaibacher Militärbestandes vorschreibt, nicht eingehalten worden war. Da ich nicht die Mittel hatte um Siri aufzuspüren, nahm ich mich stattdessen dieser Sache an. Dass ich ihr damit sogar folgte, ahnte ich nicht.“ „Hast du etwas gefunden?“, fragte Van. „Nur ein Luftschiff, das von einem Tarnnetz umgeben ist. Meine Männer bewachen es. Offensichtlich verwendeten die Bauer dieses Schiffes Zaibacher Technologie, doch da es sich um eine Neuentwicklung handelt, fällt es nicht unter den Vertrag.“, sagte Allen enttäuscht. „Das ist mein Schiff.“, klärte Merle Allen auf. „Farnelia hat es entwickelt?“ „Nein, wir haben es von Astoria beschlagnahmt.“ „Der Vertrag wurde trotzdem gebrochen.“, offenbarte Hitomi. „Ich wurde von einem Zaibacher Guymelef entführt und Trias hat mir gegenüber zugegeben, dass seine Kopfgeldjäger diese Maschinen verwenden. Mir hat er gesagt, dass sie eine offizielle Erlaubnis dazu hätten.“ „Nun, wenn sie eine solche Erlaubnis haben, von wem auch immer, dann ist sie bestimmt nicht offiziell.“, warf Sophia ein. „Wenn die Allianz davon erfährt…“ „…würde das auch nichts ändern.“, würgte Van ab. „Die kleinen Mitglieder haben in der Allianz längst nichts mehr zu sagen. Jedenfalls nicht solange Vasram mit seiner Bombe prahlen kann. Ehrlich gesagt würde es mich wundern, wenn Chuzario und Vasram nicht auch ihre eigenen Zaibacher Maschinen haben. Selbst ein Paar der Fliegenden Festungen könnte dank eines stetigen Flusses aus Geld zu den Inspektoren übersehen worden sein. Was mich mehr interessiert, ist, wie du mit Trias reden konntest. Hat er etwa…?“ „Ja, er brach in meinem Kopf ein, aber das geschah in der Siedlung der Wolfsmenschen, lange bevor ich gefangen wurde. Unser Gespräch hingegen führten wir von Angesicht zu Angesicht. Er besuchte mich während meiner Gefangenschaft hier und versuchte mich auf seine Seite zu ziehen.“, entgegnete Hitomi. „Kann er noch immer deine Gedanken spüren?“, fragte er besorgt. „Er versucht es nicht mehr. Wozu auch? Er weiß sowieso schon alles, was ich weiß.“ „Und Siri gehorcht ihm?“, wollte Allen wissen. „Sie hat ihn mir als ihren Meister vorgestellt.“, erwiderte Hitomi. „Dann war also Baron Trias der Attentäter.“, schlussfolgerte er. „Wahrscheinlich.“, stimmte sie zu. „Er hat sie mit einem Virus unter seiner Kontrolle gebracht, der sie an seinen Willen kettet, sie viel stärker macht und ihren Körper sehr schnell heilen lässt. Er behauptet, diesen Virus selbst kreiert zu haben.“ „Dann ist sie verloren?“, fragte Sana, während sie gegen ihre Tränen kämpfte. „Nein. Sie hat noch immer einen Rest eigenen Willen.“, widersprach Allen. „Zumindest hatte sie ihn noch, als sie gegen mich kämpfte, aber Trias scheint diesen unterdrücken zu können.“ „Durch Schmerzen. Wenn sie ihm nicht gehorcht, quält er sie auf unmenschliche Art und Weise. Doch wenn Trias sterben oder sie gehen lassen würden, hätten wir wahrscheinlich die alte Siri wieder.“, ergänzte Hitomi. „Aber das sind alles Vermutungen.“, stellte Sana fest. „Keiner hier weiß etwas Genaueres.“ „Um mehr zu wissen, müsste man den Virus selbst untersuchen.“, gab Hitomi zu. „Wie kamst du und Merle überhaupt hier her?“, fragte Van. „Nun, wie schon gesagt, flohen wir aus Farnelia erst einmal in die Höhle der Wolfsmenschen. Dort blieben wir einige Zeit lang, bis wir beschlossen, nach den Nachfahren des Volkes des Drachengottes zu suchen. Deshalb flogen wir beide mit dem beschlagnahmten Luftschiff hierher.“ Ihren Blick auf Antigonos gerichtet, sagte sie: „Einen haben wir sogar gefunden.“ „Haben wir?“, wunderte sich Merle. „Natürlich.“, versicherte Hitomi. „Nicht wahr, Antigonos?“ „Wie kommst du darauf?“, knurrte Antigonos. „Nun, die Falle war für Van bestimmt. Da sich Trias offenbar mit Gentechnologie auskennt, war er wohl auf Vans Erbinformationen aus. Und dir hatte Trias auch schon mal eine solche Falle gestellt, nicht wahr? Also bist auch du ein Nachkomme des Drachenvolkes.“, erläuterte Hitomi. „Ich bin nicht nur einfach ein Nachkomme. Ich bin vom Drachenvolk!“, verkündete Antigonos stolz. „Genauso wie dieser Trias, wenn es stimmt, dass er das Virus erschaffen hat.“ „Was ist passiert?“, forderte ihn Hitomi sanft auf. „Welches Datum haben wir?“ Hitomi sah Van fragend an, der Antigonos das Datum nannte. „Dann muss es jetzt schon eine Ewigkeit her sein. Der Verlust von Atlantis lag erst ein paar Jahrhunderte zurück und trotzdem verblassten langsam unsere Erinnerungen. Es gab wieder einige, die sich wie Götter fühlten. Zu dieser Zeit lebten wir auf einem Luftschiff. Auch wenn unsere Ängste schwanden, war unser Gesetz unumstößlich. Jeder, der wieder mit seinen Willen die Welt beeinflussen wollte, wurde verbannt. So geschah es auch mit Trias. Er hielt die menschliche Rasse für schwach und wollte sie stärker machen, indem er sie mit Tieren kreuzte.“ Mit funkelnden Augen sah er Merle an. „Ja, auch du, Katzenmädchen, bist nur ein Produkt aus seinem Labor.“ Merle ballte vor lauter Wut ihr Faust, doch Hitomi hielt sie zurück. „Man dachte, mit der Verbannung wäre das Problem gelöst, doch Trias gelang es durch einen seiner Schüler Laborausrüstung aus unserem Luftschiff herauszuschmuggeln und weiterzumachen. Ich bekam zufällig mit, was mein Klassenkamerad tat und stellte ihn zur Rede.“, erzählte Antigonos weiter. „Trias jedoch hatte ihn mit seinem Wahnsinn vergiftet, so dass er mich angriff.“ Antigonos schluckte. „Der Rat der Ältesten lehnte meine Bitte ab, dem nachzugehen, also flog ich alleine los um Trias zu stellen, doch er nahm mich gefangen.“ „Ist es normal, dass jemand deines Volkes nicht altert?“, erkundigte sich Sana. „Nein, wir haben eine Lebenserwartung von nur tausend Jahren, wobei es aber Ausnahmen gibt. Das Kühlmittel im Tank hat meinen Körper die ganze Zeit über konserviert. Schon zu meiner Zeit verfügte Trias über diese Technologie, um die Gewebeproben für seine Experimente möglichst lange frisch zu halten.“, erklärte er. „Also haben wir hier es mit einem unsterblichen Irren zu tun, der über eine hohe gesellschaftliche Position und Biotechnologie verfügt, damit Supermenschen erschafft und sie versklavt. Jetzt stellt sich nur noch die Frage, wozu das ganze.“, fasste Allen zusammen. „Außerdem verfügt er über Kontakte zur Erde.“, fügte Hitomi hinzu. „Woher weißt du das?“, hakte Allen nach. „Er weiß Dinge. Dinge, die er eigentlich nicht wissen sollte.“ „Könnte er sie nicht von dir haben?“, zweifelte Merle. „Selbst wenn du Recht hast, erklärt das noch nicht die Falle im Gang, die aus Projektilwaffen und Lichtschranken gefertigt war.“, widersprach Hitomi. „Licht…was?“, fragte Merle. „Sofern der Bann, der ihn an Gaia fesselt, nicht aufgelöst worden ist, kann er die nicht selbst geholt haben.“, gab Antigonos zu bedenken. „Wenn Siri die Wahrheit gesagt hat, ist der Bann noch immer wirksam. Bei seinen Sklaven ist das eine ganz andere Sache.“, sagte Hitomi und kämpfte mit ihren Tränen. „Siri holte meinen Bruder von der Erde und biss ihn vor meinen Augen.“ „Das heißt also, er könnte auch auf dem Mond seine Anhänger haben.“, äußerte Allen seine Vermutung. „Es gibt nichts, was ihn daran hindern könnte.“, wimmerte Hitomi. Schnell stand Van auf und bot Hitomi an, sie nach draußen zu begleiten, doch sie entzog sich seinem sanften Griff. „Nein, das hier ist wichtig.“, bekräftigte sie und schluckte ihren Kummer herunter. „Aber warum tut er das? Was ist sein Ziel?“, wiederholte Allen seine Frage. „Er wollte mich dazu überzeugen mit der Kraft meiner Gedanken einen Krieg von Zaum zu brechen, der alle Menschen töten sollte. Angeblich, um endlich einen totalen Frieden zu ermöglichen.“ „Das heißt, wir müssen dich verstecken. Damit er es nicht noch einmal versuchen kann.“, schlussfolgerte Van. „Das wird er nicht. Ich habe ihm gesagt, dass ich da nicht mitspiele und jetzt weiß er es auch. Deswegen sollte auch Ryu…mein Bruder mich töten. Ich war wohl schon seit meinem Abschied von Gaia vor drei Jahren nur ein Ausweichplan, mit dem Trias die Ausrottung der Menschheit am schnellsten erreicht hätte. Inzwischen bin ich eine Belastung für ihn und seine Sklaven sind sein neuer Plan.“, erläuterte Hitomi. „Schließlich beißen sie nicht nur zu, um neue Sklaven zu erhalten, sondern auch um ihren Durst zu stillen. Sie bräuchten zwar das menschliche Blut nicht zum Überleben, dennoch stellt es für sie ein Leckerbissen dar, dem sie sich nur schwer entziehen können.“ „Trifft das auch auf seine anderen Schöpfungen zu?“, erkundigte sich Merle leise, während sie auf die Tischkante starrte. „Nein.“, beruhigte Antigonos sie. „Meiner Klasse gegenüber hatte Trias noch gesagt, dass die Menschen in seinen Augen vor allem wegen ihrem großen Ego zu schwach sind. Sie könnten keine einheitliche Gemeinschaft bilden, die sich über ihren gesamten Lebensraum erstreckt. Deswegen wollte er sie mit anderen Tierrassen kreuzen, um Menschen mit einem größeren Bewusstsein für das Kollektiv zu erschaffen.“ Wieder sah er Merle an, als er hinzufügte: „Anscheinend hat er auch das Gegenteil versucht.“ Ein weiters Mal wollte Merle ihn an die Kehle springen, doch Van und Hitomi hielten sie gemeinsam zurück. „Das reicht!“, entschied Allen. „Ich gehe nach Astoria und töte Trias. Dann hat der Spuk ein Ende.“ „Wie willst du das alleine schaffen?“, wunderte sich Van. „Du hast ihn schon einmal nicht besiegen können.“ „Außerdem bringt es nichts, ihn zu töten.“, gab Hitomi zu bedenken. „Seine Anhängerschaft ist schon längst ein Selbstläufer geworden. Auch ohne ihn werden sie sich vermehren.“ „Nicht nur das.“, stimmte Merle zu. „Sie wären ohne Oberhaupt und damit unkontrollierbar. Außerdem wissen wir nicht, wie viele es von ihnen gibt und wo sie sich befinden.“ „Wir müssen auf jeden Fall mehr Informationen beschaffen, bevor wir reagieren können.“, riet Van. „Wir beide müssen nur eines, Van. Nach Hause fliegen.“, verbesserte ihn Sophia. „Wir sind schon viel zu lange weg.“ „Aber…“ „Sie hat Recht, Van, und du weißt es.“, sagte Hitomi. „Es wäre besser, wenn Allen und Merle gemeinsam die Infos besorgen, die wir brauchen.“ „Gemeinsam?“, fragten Merle und Allen im Einklang. „Natürlich.“, sagte Hitomi und lächelte. „Allen ist von uns am ehesten dazu in der Lage sich in den offiziellen Kreisen von Astoria zu bewegen, während Merle keine Schwierigkeiten haben sollte, sich dort inoffiziell zu betätigen. Ihr ergänzt euch perfekt.“ Missmutig sah Merle Allen an, der seine gefühlsneutrale Mine beibehielt. „Ich fürchte, ich muss ablehnen.“, verkündete er. „Sollte ich tatsächlich mal einen Einbrecher benötigen, wende ich mich an den Maulwurf.“ „Willst du etwa sagen, ich wäre schlechter als dieser Fettsack?“, brüllte Merle ihn an. „Natürlich nicht.“, beschwichtigte Allen. „Aber im Gegensatz zu dir kann er auf seinen eigenen Füßen zu stehen.“ In Merles Augen standen in Flammen, als sie sich mit einem Arm auf den Tisch abstützte und mit dem anderen ihren Stuhl zurückschob. Dann stemmte sie mit beiden Armen ihren Körper empor und zog schließlich ihre Arme zurück. Wankend stand sie da und versuchte, die Schmerzen in ihren Gliedern durch ein Grinsen zu überdecken. „Zufrieden?“, fragte sie. „Ich nehme dich mit nach Palas, aber nur unter der Bedingung, dass du dich wieder hinsetzt.“, gab Allen nach. Langsam sankt Merle zurück in ihren Stuhl, während Hitomi und Van sie abstützten. „Als erstes werden wir zum Krankenhaus gehen.“ „So krank bin ich nicht!“, widersprach Merle. „Nicht wegen dir.“, klärte Allen sie auf. „Die Offenlegung der Zaibacher Technologie hatte die Einrichtung eines Institutes ermöglicht, welches sich auf Gentechnik spezialisiert. Ich denke, wir sollten dort anfangen.“ „Kann man dem Personal vertrauen?“, fragte Hitomi. „Ich nehme es an. Schließlich hat Milerna vor kurzem die Leitung des Krankenhauses übernommen.“, entgegnete Allen. „Milerna? Dann durfte sie ihr Medizinstudium beenden?“, freute sich Hitomi. „Sie durfte. Aber nur, weil sie in der Zeit zwischen Drydens Verschwinden und der Genesung König Astons die Amtsgeschäfte führte. Innerhalb dieser kurzen Zeit hatte sie so viel über die Politik gelernt, dass sie anfing auch danach ihre Möglichkeiten auszuschöpfen, um den Opfern des Krieges zu helfen. Damit sie sich nicht mehr einmischt, hat ihr Vater etwas zu tun gegeben.“, erzählte Allen. „Je mehr ich über dieses Schwein weiß, umso mehr schäm ich mich, einmal mit ihm in einen Raum gewesen zu sein.“, kommentierte Merle. „Ich würde gerne ebenfalls mitkommen.“, meldete sich Sana zu Wort. „Wenn es ein Mittel gegen diesen Virus gibt, möchte ich helfen es zu entwickeln.“ „Einverstanden.“, sagte Allen und nickte ihr zu. „Wir werden den Crusador nehmen.“ „Warte! Was wird aus dem Kopfgeldjägerschiff? Ich bin der einzige, der es fliegen kann“, fragte Merle. „Wie tragen es mit der Katzenpranke nach Farnelia.“, schlug Van vor. „Fällt das nicht auf, wenn die Haken draußen sind, aber nichts dranhängt?“, gab Merle zu bedenken. Van zuckte mit den Schultern. „Wir behaupten einfach, dass die entsprechenden Kontrollen kaputt sind.“ „Und was wird aus Hitomi und Antigonos?“, hakte Merle nach. „Sie können mitkommen.“ „Van, das geht nicht. Du riskierst einen Krieg.“, widersprach Sophia. „Niemand muss wissen, dass sie in Farnelia sind. Wir können sie in den Höhlen der Kopfgeldjäger unterbringen.“, konterte Van. Merle schüttelte ungläubig ihren Kopf. „Und du glaubst wirklich, dass die Kopfgeldjäger sie dort nicht finden werden?“ „Merle und Sophia haben Recht, Van.“, stimmte Hitomi zu. „Farnelia ist nicht sicher für mich.“ „Der Mond ist es aber auch nicht.“, sagte Merle. „Trias weiß, wo du wohnst.“ „Ich kann sowieso nicht dorthin gehen. Vans Bann hält mich noch immer zurück.“, erklärte Hitomi lächelnd. „Ich muss an einen Ort auf Gaia, an dem die Allianz keine Macht hat.“ „Du wirst keinen finden.“, erwiderte Allen. „Es sind zwar nicht alle Länder Mitglieder der Allianz, aber vor allem durch Vasrams Bombe konnte mit jedem Land ein Auslieferungsvertrag vereinbart werden.“ „Zumindest allen Ländern, die sie kennen. Aber Vans Mutter muss ja auch irgendwo gelebt haben, bevor sie seinen Vater traf. Vielleicht gibt es sogar noch das Luftschiff, von dem Antigonos gesprochen hat.“, mutmaßte Hitomi. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass es noch da ist. Alles, was unser Volk erschafft, ist für die Ewigkeit gebaut.“, bestätigte Antigonos. „Unmöglich! Ein Luftschiff, welches ein ganzes Volk beherbergt, kann sich nicht verstecken. Es müsste riesig sein.“, meinte Sana. „Och, das Schiff der Isparno war auch nicht schlecht. Damals hätte ich nicht gedacht, dass eine Werkstatt so groß sein kann.“, widersprach Hitomi. „Ihr habt die Isparno getroffen.“, staunte Antigonos. „Sie reparierten meinen Guymelef.“, sagte Van. „Die haben euch wirklich geholfen?“, hakte Antigonos nach. „Nachdem Dryden ihnen seine ganze Handelsflotte überlassen hatte.“, antwortete Hitomi trocken. „Also, bringst du mich zu ihnen? Oder weißt du etwa nicht, wo sich das Luftschiff deiner Leute befindet.“ „Ich kann spüren, wo es ist.“, sagte er, wobei er sich fragte, warum niemand sich über seine Aussage zu wundern schien. „Allerdings darf niemand das Flugschiff betreten, der mechanische Mittel einsetzt, um dorthin zu gelangen.“ „Ich transportiere mich mit eine Lichtsäule auf das Schiff.“, schlug Hitomi vor. „Auch das ist verboten.“ „Dann trag mich bitte.“ „So stark bin ich nicht. Das Schiff befindet sich tausende Meter über dem Meeresspiegel. In dieser Höhe brauche ich sämtliche Kraft für mich selbst. Es gibt jedoch ein anderes Wesen, welches die nötige Stärke besitzt, um dich so hoch zu tragen. Aber es wird nicht einfach sein, es zu überreden.“, erläuterte Antigonos. „Das krieg ich schon hin.“, äußerte sich Hitomi optimistisch. „Wir alle müssen uns noch vorbereiten. Packen wir es an!“, befahl Van. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)