Art lasts forever but doesn't have to! von Dat-Yun-chan (SasoDei One-Shot Collection) ================================================================================ Shot Three: {Pitiful} --------------------- Pitiful Nach einem SasoDei-RPG zwischen meiner Freundin und mir Erbärmlich. Das ist es, was er in den Augen seines Dannas war, nicht mehr und nicht weniger. Der Marionettenmeister hatte es ihm ins Gesicht gesagt, fast sogar geschrieen, hatte damit mehr Emotionen gezeigt als in all den Jahren, die sie nun schon zusammenarbeiteten. Er war schwach und viel zu emotional, alles, was ein Krimineller in der Organisation Akatsuki nicht sein sollte. Deidara wusste nicht, was er dagegen unternehmen sollte. Seine Schwäche könnte er mithilfe von Training beseitigen, doch wie sollte es ihm gelingen, seine Emotionalität zu verbannen? Er wusste es nicht, war sich vollkommen sicher, es niemals auch nur im Ansatz herausfinden zu können. Ihm war klar, es musste irgendetwas geben, irgendeine Tat, die ihn als jemanden auszeichnete, der es geschafft hat, über die Erbärmlichkeit hinweg zu kommen. Nur war ihm nicht klar, was er machen könnte. Tage waren schon vergangen, die er mit Nachdenken verbracht hat, diese Jämmerlichkeit in irgendeiner Art und Weise von sich zu weisen, doch bisher ereilte ihn nicht auch nur eine Idee. Er traute sich nicht, die anderen zu fragen, hatte seit jener Bekanntgabe nicht mehr mit Sasori gesprochen, aus Angst, von ihm deswegen regelrecht zum Teufel gejagt zu werden. Aber es ist nun mal, wie es ist. Man kann aus ihm keine erbarmungslose Kampfmaschine machen. Dafür ließ er sich zu sehr von seinem Herzen leiten, wurde mehr als häufig aus diesem Grunde seelisch verletzt und behielt auf ewig diese Narben in dem schlagenden Muskel in seiner Brust. Seine körperliche Kraft war mehr als miserabel, weshalb er sich auf Fernkampf konzentrierte, wodurch er wiederum niemals genau sah, was mit seinen Opfern geschah, sobald sie seinen Explosionen erlagen, es sei denn, er entschied sich dazu, sie über sein Fernglas, das in seinem Distanzmesser enthalten war, zu beobachten. Direkt dabei zu sein, wie ihre Körper auseinander gefetzt wurden und die Teile in alle Himmelsrichtungen flogen, wollte er eindeutig nicht. Auch wenn er dieses Schauspiel als Kunst ansah, änderte es nichts daran, in ihm Ekel zu entfachen, sobald er den Ort des Geschehens betrat und die unterschiedlichsten Gedärme vorfand. Weiterhin in Gedanken versunken, betrat er die kleine Duschkabine des Badezimmers, das er sich mit seinem Partner teilte, und drehte das Wasser an. Als eiskaltes Wasser auf seine nackte Haut traf, kämpfte sich der Drang des Zähneklapperns in ihm hoch, doch schaffte er es, diesem zu widerstehen. Dafür hasste er diese Duschen! Es war vollkommen egal, welche Temperatur man einstellte, es begann mit arktischer Kälte! Doch auch wenn Deidara dagegen war, sich im Wasser des Nordpoles zu reinigen, so fand er es als eine gelungene Art, die Widerstandskraft des eigenen Körpers zusätzlich zu trainieren. Sein Leib gewöhnte sich rasch an die Frostigkeit jener Flüssigkeit, die nach und nach dem Erwärmen erlag, was jedoch mehrere Minuten in Anspruch nahm, um überhaupt als lauwarm gelten zu können. Innerhalb dieser Zeit entschied er sich dazu, seinen Körper vom Schmutz und Dreck und weiß Gott nicht alles, was noch an seiner Haut klebte, zu befreien. Erst kürzlich musste er einen Trupp ANBU aus Amegakure in die ewigen Jagdgründe schicken – das Blut, welches sie in einem kurzen Mann-gegen-Mann-Gefecht auf seinem Leibe hinterlassen hatten, bevor er genügend Abstand zwischen sich selbst und ihnen bringen konnte, was mittlerweile getrocknet war, musste weg! Seine Hand tastete sich zu dem an der Kachelwand mit einem Kunai aufgehängtem Waschlappen, welchen er von seiner Befestigung riss und damit begann, sich jegliche Unsauberkeit vom Körper zu rubbeln, bis seine Haut sich rötlich verfärbte und an einigen Stellen leichte Kratzspuren zurückblieben. Mist, wenn er dreckig wurde, dann richtig! Inzwischen hatte auch das aus dem Duschkopf tretende Wasser eine angenehm warme Temperatur erreicht, womit er schließlich und endlich damit begann, seinen gesamtem Leib mit Duschgel einzureiben und seine Haare zu shampoonieren. Auch wenn ihm seine lange Mähne mehr als nur gefiel, es war eine Qual, seine bis zu seinem Hintern reichenden blonden Haare immer wieder zu waschen, zu trocknen und zu kämmen. Shampoo trat ihm ins linke Auge, brannte höllisch, doch wusch er es schnell wieder heraus. Verdammt, da war dieses Auge schon nutzlos ob halber Erblindung dank einer Krankheit, da musste es ihm immer wieder Probleme bereiten. Gut, mithilfe seines Distanzmessers war es ihm möglich, auch auf ihm scharf zu sehen, doch wäre es ihm lieber gewesen, IMMER mit ihm sehen zu können. Moment mal! Immer mit dem linken Auge sehen können, nie wieder auf jenes metallene Gebilde zurückzugreifen müssen? War dies nicht ein gelungener Start in ein Leben weit entfernt von genannter Erbärmlichkeit? Der Weg in ein Leben, in dem jeder ihn akzeptieren konnte, auch wenn er körperlich ein Schwächling war? Überzeugt befreite er sich von jeglichem Schaum, nahm sich das Kunai aus der Wand, trat aus der Kabine hinaus, schlang ein großes Handtuch um seinen schmächtigen Körper und trat an den Spiegel. Dieser war beschlagen, zwang ihn dazu, ihn erst einmal von seinem Film getrockneter Wasserperlen zu befreien, um immerhin sein verschwommenes Ebenbild darin erkennen zu können. Sich selbst, sein nasses, blondes Haar und seine ungleich leuchtenden Augen betrachtend, fragte er sich, ob er sich richtig entschieden hatte, zu tun, was zu tun war. Doch wusste er auch, für ihn gab es keinen anderen Weg, sich so zu ändern, dass er akzeptiert wurde. Noch einmal tief durchatmend, hob er seine Hand, in der er das Kunai hielt, griff nach seinem langen Haar. Die Augen schließend, legte er an, durchtrennte die Strähnen ohne auch nur einmal ins Stocken zu geraten, ließ die abgeschnittenen Stränge auf den Boden gleiten. Als er seine Augen wieder öffnete und seine Reflektion betrachtete, reichte seine Haarpracht nur noch knapp über seine Schultern, sein Pony ein kleines Stückchen länger. Er fand es merkwürdig, auf einmal dermaßen kurzes Haar zu haben, doch wusste er, es würde wieder wachsen und eine akzeptable Länge erreichen. Seufzend legte er das Wurfmesser weg, machte sich daran, sich abzutrocknen. Noch immer in das Handtuch gewickelt, begab er sich in das Zimmer, welches er sich mit Sasori teilte, und dankte jedem Gott, einschließlich Jashin, dass der rothaarige Marionettenspieler nicht da war. Zu seinem kleinen Schrank gehend, suchte er sich einige ältere, mit Blut mehr als nur besudelte Kleidungsstücke heraus, die er einfach überzog, darüber den Mantel der Akatsuki schlang, damit niemand die große Veränderung bemerkte, die er bereits mit dem ersten Schritt in eine neue Existenz getan hatte. Er wühlte weiter, riss eine Schublade beinahe schon aus ihrer Halterung, während er suchte, was er für den nächsten Schritt benötigte. Ihm kam alles Mögliche entgegen, fingerlose Handschuhe, Haarbänder, Bürsten, Kunai, Shuriken, Nähnadeln, nur nicht das, was er zu finden hoffte. Hatte sein Danna etwa wieder durch seinen Schrank gewühlt, um irgendetwas zu finden, was sich prima zur Erpressung eignete? Es wäre zumindest nicht das erste Mal, dass er Kisame mit einen Foto, das er heimlich von Itachi machte, während dieser dem Schlafe fröhnte, in der Hand in der Tür stehen sähe. Mit einem >Klock!< fiel ein kleiner runder, metallener Gegenstand auf den Boden. Verwirrt blickte der Blondhaarige auf selbigen, nur, um zu erkennen, dass es sich dabei um das gesuchte Objekt handelte! Erfreut griff er danach, versteckte es in seiner Manteltasche, fügte noch seinen Distanzmesser, welcher auf seinem Nachttisch zu stehen pflegte, hinzu und verließ den Raum, schloss die Tür hinter sich und machte sich auf zu einem Trakt in dieser Höhle, der recht selten Besuch von einem von ihnen erhielt: dem Krankenflügel. Es war seine einzige Chance, redete er sich ein, seine einzige Chance, von demjenigen akzeptiert zu werden, der ihm mehr bedeutete als seine Eltern es taten. Eine Welle von Trauer brach über ihn herein, als er daran dachte, wie vergebens seine Bemühungen waren, auch nur ein einziges Lächeln auf die Züge des Rosthaarigen zu bringen. Er wünschte es sich, wenigstens einmal etwas anderes als Wut und Langeweile in den rötlichen Augen glitzern zu sehen, beispielsweise Freude oder gar... Liebe. Aber dies würde nichts weiter bleiben als ein Traum, hielt ihn der andere doch für nutzlos und erbärmlich. Doch vielleicht... vielleicht konnte er wenigstens dies ändern! Zielstrebig steuerte er die Türe zum kleinen Operationssaal an, betrat diesen und verschloss die Pforte hinter sich, wollte von niemandem bei dem, was nun vor sich gehen würde, gestört werden, am allerwenigsten von Sasori, war dessen Puppenwerkstatt nur einen Gang weiter genau das Zimmer, welches an diesem hier grenzte. Würde ihn jetzt jemand stören, könnte er sein gesamtes Vorhaben vergessen und würde nie auch nur im Ansatz den Segen des ehemaligen Suna-nins erhalten. Seine Handmünder hielt er radikal geschlossen, seine Hand führte er in seine Tasche, kramte die beiden metallenen Gegenstände hervor und trat zu einer Art Arbeitsplatte an der Wand, über der ein kleiner Spiegel befestigt war. Dort legte er die Dinger ab, die er bei sich trug: seinen Distanzmesser und ein metallenes Auge, eine merkwürdige Erbauung, die einem echten jedoch in nichts nachstand, sah man davon ab, dass sie aus Metall war, keine Iris und auch keine Pupille in dem Sinne besaß. Seine Linke ließ der die Arbeitsplatte auf ihrer Unterseite entlang gleiten, bis er das Fach fand, in dem sich operative Werkzeuge befanden, während seine Rechte einen nahe stehenden Stuhl heranzog, auf dem er sich niederließ. Er zog die gefundene Lade auf, sah sich die säuberlich geordneten Gerätschaften darin an und nahm sich eine Pinzette, einen Bohrer mit kleinen Schrauben und ein Skalpell heraus, legte jene Teile genau vor sich hin. Etwas anderes würde nicht helfen. Seinen Mantel ausziehend, noch einmal seufzend, spürte sein Herz vor Angst verschnellt schlagen, doch war es jetzt zu spät für einen Rückzieher. Sich sein Haar aus dem Gesicht streichend, blickte er noch einmal auf sein linkes Auge, welches mit weniger Glanz als sein rechtes zu strahlen schien, trotz allem noch als “schön“ hätte durchgehen können, sagte ihm jeder damals, als er noch ein Kind war und noch beide Augen sehen konnten, er hätte schöne Augen. Er schluckte hart, als er das Skalpell in die Hand nahm, sich mit jenem Messer langsam seinem Auge näherte, kurz davor anhielt und es schließlich radikal hineinbohrte. Unbeschreibbarer Schmerz durchflutete ihn augenblicklich, als Blut anfing, in unglaublichen Strömen aus der Eintrittstelle zu sickern. Ein Schrei wollte sich aus seiner Kehle lösen, kam jedoch nur als gepeinigtes Stöhnen hervor, hatte Deidara es geschafft, seine Stimme im letzen Moment zu dämpfen, um nicht eventuelle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Durch den Schmerz hindurch konzentrierte er sich, sandte Chakra hinauf zu seiner Augenhöhle, versuchte, die Nerven zu betäuben, sich selbst somit das Leiden ertragbar zu gestalten, um fortfahren zu können – und es gelangt ihm, wenn auch nur schleppend. Doch anstelle darauf zu warten, dass es nachließ, fing er an, mit dem Operationsmesser in seinem Auge hin und her zu wandern, zu schneiden, sein Auge zu zerstören, es rauszuschneiden, den Blick auf den Spiegel vor sich gerichtet zu sehen, was genau er dort tat. Pupille und Iris hatte er geschafft, zu entfernen, fiel jenes menschliche Gewebe einfach auf seine Hose hinab, glitt weiter auf den Boden und wurde vergessen. Das Skalpell weiterhin dazu benutzend, sein Auge auseinander zu schneiden, griff er mit der anderen Hand zu der Pinzette, benutzte sie, einige der Teile des Glaskörpers zu entfernen, einfach auf den Boden zu werfen, interessierte es ihn in diesem Moment nicht, was mit seiner Umgebung geschah. Ein Schrei echote durch den gesamten Raum, als er versehentlich den Nerv mit der Klinge des Skalpells berührte, glücklicherweise jedoch nichts verletzte. Immer mehr des roten Lebenssaftes trat aus der Augenhöhle heraus, je weiter er ging, Netzhaut, Pigmentschicht, Aderhaut und die harte Augenhaut durchtrennte, den Glaskörper selbst verließ und den Lidheber beseitigte. Mit einigem Kraftaufwand entzog er das Gerät wieder aus seinem Auge, nahm Blut mit sich mit, ging zu seinen Augenlidern und schnitt sie ab, waren sie nicht mehr nötig. Seine Konzentration schwand gänzlich, das Chakra, welches er zu seinem Auge geschickt hatte, entschwand dieser Stelle, ließ nichts zurück außer ungeheurem Leid, der sich in seinen gesamten Körper fraß, seine Gedanken taub werden ließ, ihm nach und nach die Besinnung raubte. Doch bevor er sich vollkommen verlor, musste Deidara erst diesen Vorgang zu Ende bringen. Die Stücke Haut fielen zu Boden, der letzte Rest seines Auges, der noch in seiner Augenhöhle war, hinterher, als er in den Spiegel schaute und ihm nichts weiter als ein Loch gegenüber war, aus dem unaufhaltsam zähflüssige Substanzen schwappten, die er gar nicht zu benennen wusste. Schweiß hatte sich auf seiner Stirn gebildet, seine Hände begannen, zu zittern, sein Herz schlug gleich einem Marathonläufer auf den letzten Metern eines fünf Kilometer langen Laufes, jedoch nicht vor Sicherheit auf den Sieg, sondern aus Angst, jede Sekunde den falschen Schnitt zu tätigen. Seine zittrigen Finger legten das Messer weg, griffen nach dem metallenen Auge, führten selbiges zu der leeren Höhle. Er wischte mit seinem Ärmel das Blut und sämtliche andere Substanzen hinfort, solange, bis er sich sicher war, nicht mehr besonders viel davon jemals wieder sehen zu müssen, war alles trotz der Tatsache, dass er all seine Gefühle verdrängte, mehr als nur eklig. Als alles so ziemlich befreit war von schleimiger Brühe, setzte er das Gebilde aus Metall ein, versuchte, selbiges an seinen Sehnerv mithilfe von Chakra anzupassen, selbigen in die Kugel einzuführen, war es ihm nicht möglich, dafür seine Finger zu benutzen. Alles brannte höllisch, sogar seine Haarwurzeln schmerzten. Langsam aber sicher viel ihm das Atmen schwer, seine Schultern begannen, unkontrolliert zu zittern, so stark, dass er dachte, sie könnten jeden Augenblick auseinander springen. Das Hämmern an der Tür nahm er gar nicht war, als sich ein weiterer Schrei über seine Lippen brach, womit er das sein Gesicht bereits hinabgelaufene Blut, welches noch an seiner Haut haftete, in den Mund bekam und seinen eigenartigen, nach Blut und noch etwas anderem schmeckenden Geschmack wahrnahm, welcher in ihm einen starken Brechreiz auslöste, den er allerdings schnell verdrängte. Als der Nerv endlich an das Metallauge angeschlossen war, konnte er durch es hindurch wahrlich sehen, besser sogar, als mit seinem funktionstüchtigen rechten! Ein Teil von ihm freute sich darüber, doch im Großen und Ganzen würde er sich lieber übergeben, als dies auch nur noch einmal durchleben zu müssen. Doch auch wenn er schon mal sehen konnte, so war seine Arbeit noch nicht getan. Tief atmete er durch, als er nach dem Skalpell griff und damit anfing, sich Teile der Haut seiner Wangen wegzuschneiden, ganz knapp an der Muskulatur vorbei glitt. Er brauchte Halt, Halt für den letzten Schritt, den er nun zu tun hatte. Er ergriff den Bohrer, setzte eine Schraube auf seine Spitze, legte seinen Distanzmesser passend auf seine linke Gesichtshälfe und find an, jenes Gerät anzuschrauben. Mit jedem Millimeter, den die Schraube sich in seine Knochen bohrte und nur haarscharf an seinen Gesichtsmuskeln vorbeiglitt, schrie er lauter vor Schmerz auf, der nun seinen gesamten Körper durchfuhr. Von seinen Beinen hatte er bereits die Kontrolle verloren, zitterten diese stärker, als wenn sie in einen Ventilator geraten wären, schabten mit den Füßen über den gefliesten Boden – Deidara war sich nicht sicher, doch glaubte er, sie würden nach einem Halt suchen, diesem Schmerz entgegen zu stehen und nicht zu weichen. Und er hatte noch drei weitere Schrauben vor sich! Unter riesigen Schmerzen, die ihn theoretisch hätten umbringen können, es aber nicht schafften, brachte er auch noch die anderen Schrauben in seinen Kopf, ließ jenes Gebilde fest werden, sodass man es ihm niemals vom Antlitz reißen können würde. Erschöpft sank er in dem Stuhl zurück, verlor jegliche Kraft, die noch in ihm war, an die unendlich erscheinende Pein, der er sich ausgesetzt hatte, spürte, wie seine Arme leblos nach unten hingen und der Bohrer ihm aus der Hand glitt, auf dem Boden aufprallte, doch war dieses Geräusch nur noch gedämpft. Sein Geist verabschiedete sich von dieser Welt, alles verschwamm vor seiner Sicht, verlor sich in einem Strudel, der bedächtiger Geschwindigkeit immer dunkler wurde. Er rutschte vom Stuhl, traf auf die Fliesen des Bodens, blieb einfach liegen, hörte nur noch, wie die Tür aufgerissen wurde, dachte noch einmal daran, dass er es geschafft hatte, seinen Weg aus der Erbärmlichkeit zu ebnen, bevor alles schwarz wurde... *~+~*~°~*~+~*~°~*~+~*~°~*~+~* Schon seit einer Woche saß er an seinem Bett, unbewegt, wie leblos, nur ihn betrachtend und nichts weiter tuend. Seine roten Augen hefteten sich an das bekannte und doch fremde Gesicht des schlafenden Nuke-nins aus Iwagakure, konnte er sich beim besten Willen nicht erklären, wieso dieser solch eine Tat begangen hatte. Sasori vom Roten Sand konnte sich nicht vorstellen, was für einen Grund ein Mensch haben musste, so etwas zu machen. Gut, er selbst hatte sich in eine Puppe verwandelt, doch nur, um sich Unsterblichkeit zu sichern und selbst seine eigene Kunst darzustellen, doch was genau brachte Deidara dazu, sich das Auge auszustechen und gegen eines aus Metall zu ersetzen? Er konnte jetzt vielleicht besser sehen, was Sasori allerdings nicht einschätzen konnte, aber das konnte doch wohl unmöglich alles gewesen sein... oder? Gab es eventuell eine gänzlich andere Erklärung für diese, selbst für ihn abscheuliche Tat? Etwas, das er selbst vielleicht gesagt hatte? Er wusste es nicht, beim besten Willen nicht. Eine ganze Woche lang dachte er nach, doch kam ihm nie die Erinnerung, was genau er dem anderen an den Kopf geworfen haben könnte, das ihn dazu verleitet hatte. Einzig und allein erinnern konnte er sich an die Schreie, die er aus dem Nachbarzimmer gehört hatte, als er an einer neuen Marionette gearbeitet hatte. Im ersten Moment hatte er sie ignoriert, war der Auffassung, Hidan war wieder einmal damit beschäftigt, irgendeinen Gefangenen zu quälen, doch als ihn die Realisation traf, dass es sich bei dem Schreienden um Deidara, seinen eigenen Partner, handelte, war er aufgesprungen, rannte hinüber in den Krankenflügel, informierte jeden, der ihm über den Weg kam, und brach zusammen mit Kisame schließlich die Tür ein. Auf das Bild, das sich ihm daraufhin geboten hatte, hätte er liebend gerne verzichtet. Wie tot lag der sonst so lebendige Blondschopf auf dem Boden, seine Kleidung mit Blut durchtränkt, die Fliesen mit schleimigem, undefinierbarem Zeug besudelt, das schließlich nach einiger Untersuchung als Augenmasse identifiziert wurde. Sein Körper war bleich, auch in seinem bewusstlosen Stadium zuckten seine Gliedmaßen, seine linke Gesichtshälfte war von seinen Haaren verdeckt. Neben ihm lag ein Bohrer, auf der Arbeitsplatte konnte man zwischen Blut eine Pinzette und ein Skalpell entdecken, der Spiegel war mit Blutspritzern dermaßen besudelt, dass man seiner eigenen Reflektion nicht mehr gewahr wurde. Gegen all seinen Prinzipien, alles eher desinteressiert aufzunehmen, traf ihn die Erkenntnis, dass Deidara sich selbst etwas Schreckliches angetan hatte, wie ein Blitz. So schnell er konnte, hechtete er durch den Raum, griff sich den leblos erscheinenden Körper und schüttelte ihn. Er wusste damals nicht, wieso er dies tat, konnte nicht denken, nicht einen klaren Gedanken fassen. Alles, woran er denken konnte, war der Drang, Deidara zu helfen. Alles Mögliche hatten sie noch am selben Tage getan – Blutung stillende Mittel eingesetzt, eine Bluttransfusion durchgenommen, ihn an einen Tropf gehangen, doch reichte dies nicht, die Sorge aus Sasoris künstlichem Körper zu bannen. Mittlerweile lag er wieder in ihrem gemeinsamen Zimmer, abgenommen von allen lebenserhaltenden Maßnahmen, gerettet, nur noch im Koma; und zu keiner Zeit wich Sasori von seiner Seite. Immer wieder hatte er sich in dieser Zeit gefragt, wieso er so reagiert hatte, wie er reagiert hatte. Es dauerte lange, doch nach und nach hatte er es verstanden. Auch wenn er den blondhaarigen Wirbelwind als eine richtige Nervensäge ansah, so war er doch der einzige, der ihn so nahm, wie er war, mit ihm umsprang, wie er selbst es wollte, und nicht irgendeinen gespielten Respekt an den Tag legte, der aus Furcht und Angst hervorkam. Sie respektierten einander, jedoch auf einer anderen, einer höheren Ebene, die nichts mit ihrem geschichtlichen Hintergrund und dem, was sie waren, zu tun hatte. Sie respektierten sich als die Menschen, die sie waren – beziehungsweise Puppen. Aus ursprünglichem Hass entstand dieser Respekt, wandelte sich unbemerkt in Sympathie um und wurde mit den Jahren immer mehr, blieb jedoch unentdeckt; und den blonden Ninja so schutzlos und schwach am Boden liegen zu sehen, hatte all das an die Oberfläche gebracht. Panik hatte sein Herz beherrscht, als er die Schreie vernahm, breitete sich in seinem gesamten Körper aus, als er zum Operationssaal rannte, übernahm sein gesamtes Denken, benebelte seinen Verstand. Es war pure Angst, Deidara zu verlieren. Den einzigen, der ihm zeigen konnte, was Gefühle waren, der sie in ihm wachrief, waren es nun Fröhlichkeit oder Zorn, ihn für immer an die Dunkelheit zu verlieren, war es, was ihm erstmals in seinem nun schon fast dreißig Jahre währendem Leben wahre, unbändige Angst bereitet hatte. Und warum? Weil sein Herz sich dazu entschlossen hatte, in die Hände des ehemaligen Iwa-nins gelegt zu werden. Ein Stöhnen erklang von unter ihm, ließ ihn aufblicken, auf das Gesicht des anderen, mit Metall entstellt und doch nichts an seiner Schönheit eingebüßt habend. Das rechte, einzig noch wirklich vorhandene Auge flackerte unter den geschlossenen Lidern, die sich allmählich öffneten, sich kurzzeitig noch einmal schlossen und schließlich aufblieben. Ein Leuchten erschien an einer Stelle des Distanzmessers, zeigte an, dass auch dort die Sehfunktion eingeschaltet worden sein musste. Unwirsch suchten Deidaras Augen den Raum ab, blieben auf Sasori hängen. Ein leichtes Lächeln formte sich auf seinen Lippen, als der Rosthaarige erleichtert aufatmete. Seinem Partner ging es gut, wunderbar. Doch als er die sanfte, jedoch mehr als nur schwach klingende Stimme vernahm, wusste er, warum es so gekommen war: “Bin ich jetzt immer noch erbärmlich..., un?“ Das war es gewesen! Diese eine Auseinandersetzung zwischen ihnen, in der er ihn in seiner Wut als ein erbärmliches Individuum bezeichnet hatte, war der Grund für Deidara gewesen, sich das Auge zu entfernen! Oh Gott, wie hatte er so etwas nur fälschlicher Weise in den Mund nehmen und dem anderen an den Kopf werfen können? “Bist du nicht, du warst es nie“, antwortete er ihm, beugte sich vor und platzierte einen leichten Kuss auf dem metallenen Gebilde. Deidaras sichtbares Auge weitete sich überrascht, war dies eine für seinen Charakter untypische Handlung, die er vollzogen hatte. Ein Lächeln stahl sich auf seine eigenen, kalten Lippen, ließ den Blick des Blonden noch verdutzter werden. “Ich hatte mir große Sorgen um dich gemacht.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)