Du bist Schuld! von Tsuka (|| Tsukasa x Karyu ||) ================================================================================ Ich weiß nicht, wie lange ich schon wieder hier stehe und dich einfach nur ansehe. Wahrscheinlich schon eine ganze Weile. Doch ich kann nicht anders. Immer wieder verspüre ich den Drang einfach nur in deiner Nähe zu sein und zuzusehen, wie du gehst, wie du redest, wie du lachst... Dein Lachen mag ich besonders an dir, geht dann doch jedes Mal die Sonne für mich auf. Aber ich unterdrücke diesen Drang, versuche mich so normal wie möglich zu verhalten. Dass das schon lange nicht mehr funktioniert, weiß ich selbst. Schon öfters wurde ich in der letzten Zeit darauf angesprochen, was denn mit mir los sei. Von Hizumi, von Zero und auch von dir... Doch immer habe ich einfach nur mit dem Kopf geschüttelt, schwach gelächelt und gemeint, es sei alles in Ordnung. Ich weiß nicht, ob man mir geglaubt hat, aber es wurde hingenommen. Auch spüre ich die besorgten Blicke, aber ich weiß, dass es euch nur um die Band geht. Auf der Bühne und bei Interviews überspiele ich alles so gut wie möglich, es muss ja schließlich nicht jeder wissen, dass es mir im Moment einfach nur scheiße geht. Und das alles wegen dir... Ich weiß nicht, wie lange ich dich schon liebe, mich nach dir verzehre. Ich habe schon längst aufgehört, die Tage zu zählen. Zu sagen, diese Liebe würde mich glücklich machen, wäre gelogen. Denn es schmerzt mich, dass ich dich nicht haben kann. Es versetzt mir einen Stich ins Herz, wenn ich sehe, wie du mit den anderen lachst und mit Hizumi deine Späße machst. Hizumi... Ich weiß, dass er dein bester Freund ist und dennoch überkommt mich jedes Mal eine Welle aus Eifersucht, wenn ich dich mit ihm so sehe. Ich weiß selbst, dass das albern ist, aber ich kann nichts dagegen machen. Schon früher habe ich mich gefragt, wie denn die große und wahre Liebe aussieht. Jetzt habe ich sie gefunden und ich wünschte, ich hätte mich nie in dich verliebt. Ich wünschte, ich könnte so wie früher einfach unbeschwert mit dir reden und lachen, so wie du jetzt mit Hizumi lachst. Sogar Zero habt ihr angesteckt, was schon ein seltenes Bild ist. Doch ich stehe etwas von euch weg, sehe mir das Geschehen aus einer gewissen Entfernung an. Du schaust zu mir, winkst mir herüber und meinst, ich solle doch auch herkommen. Aber wie schon so oft in der letzten Zeit, schüttele ich nur den Kopf, versuche zu lächeln und wende mich von euch ab. Dass du die kleine Träne gesehen hast, die sich aus meinem Auge gestohlen hat, habe ich nicht bemerkt. Genauso wenig habe ich bemerkt, wie du mir traurig hinterher gesehen hast und auch nicht, wie Hizumi und Zero dir gut zureden und meinen, mir zu folgen. Ich selbst bin nach draußen gegangen, stehe nun in dem kleinen Hof hinter unserem Probenraum und sehe mir den Nachthimmel an. Auch heute ist es wieder spät geworden, wie die vorherigen Tage. Denn es steht eine große Tour an und dementsprechend haben wir die Proben verdoppelt. Aber auch das verschafft mir nicht die erhoffte Ablenkung. Wirklich zum heulen... Der Himmel ist wunderschön heute, es herrscht eine sternenklare Nacht. Ich bin so vertieft in meine Gedanken, die sich wieder nur um dich drehen, dass ich gar nicht merke, wie du dich neben mich stellst und meinem Blick folgst. „Wunderschön, nicht wahr?“ Deine sanfte Stimme reißt mich aus meinen Gedanken und abrupt drehe ich mich zu dir. Doch du lächelst mich nur entschuldigend an. „Hab ich dich erschreckt? Tut mir Leid, das wollte ich nicht.“ „Ist schon in Ordnung.“ Wieder schüttele ich einfach nur den Kopf, versuche zu lächeln und versage wieder einmal kläglich. Du wendest dich von mir ab, was mich ein wenig traurig stimmt, und schaust dir wieder den Himmel an. Stille herrscht zwischen uns... eine sehr bedrückende Stille. Ich möchte diese Stille nicht, ich möchte, dass du wieder zu den anderen gehst und mich hier alleine lässt, denn in deiner Nähe halt ich es bestimmt nicht mehr lange aus. Doch du siehst nicht so aus, als würdest du in nächster Zeit wieder zurückgehen. Du bist ganz in deine Gedanken versunken. Ich sehe dich immer noch an, sehe, wie sich das Mondlicht in deinen Augen spiegelt. Zu gerne würde ich dir jetzt sagen, dass ich dich hübsch finde, doch ich kann es nicht. Ich habe mir schon oft überlegt, dir einfach zu sagen, dass ich dich mag, dass ich in dir mehr sehe als nur einen Bandkollegen und Freund, dass ich dich liebe... Doch ich habe Angst vor deiner Reaktion, habe Angst, dass du mich dann abstoßend finden wirst. Deshalb sage ich es dir nicht, sondern behalte es lieber für mich, auch wenn ich dadurch leide. Denn ich will dich wenigstens als Freund behalten, wenn ich dich schon nicht als Geliebten haben kann. Wieder unterbrichst du meine Gedankengänge, indem du leise anfängst zu sprechen, deinen Blick aber nicht vom Himmel nimmst. „Warum hast du vorhin geweint?“ Erschrocken reiße ich die Augen auf. Hast du es etwa gesehen? Das kann nicht sein... Das darf nicht sein... „I-ich habe nicht geweint...“ Mehr als ein Stottern bringe ich nicht zustande. Jetzt siehst du zu mir, schaust mich ernst an. „Ich hab es doch gesehen... Bitte Karyu, sag mir, was mit dir los ist.“ Mir ist der flehende Unterton in deiner Stimme nicht entgangen, trotzdem kann ich es dir nicht sagen. „Es ist nichts...“ Ungläubig schüttelst du nur den Kopf. „Bitte lüg mich nicht an.“ Du schaust mir fest in die Augen, dass es mir schwer fällt, deinem Blick standzuhalten. „Karyu... du kannst mir doch alles erzählen, ich bin doch immer für dich da.“ Nein, das kann ich dir nicht erzählen, du würdest es nicht verstehen. Doch noch immer siehst du mich mit diesem bittenden Blick an. Und plötzlich kann ich nicht mehr, die Tränen brechen einfach so aus mir heraus. Schluchzend falle ich auf die Knie, verstecke mein Gesicht in meinen Händen. Du stehst da, weißt nicht, was du machen sollst. Ich habe mich schon fast damit abgefunden, dass du jetzt gehst, aber dann tust du etwas, was ich nie im Leben geglaubt hätte. Du hockst dich neben mich und nimmst mich in den Arm, streichst mir beruhigend über den Rücken. Nun kann ich es erst recht nicht mehr zurückhalten. Ich klammer mich an dir fest, sodass du nach hinten fällst und nun auf dem Boden sitzt. Du ziehst mich näher zu dir, ich sitze schon fast auf deinem Schoß, doch dich stört es nicht. Du hältst mich weiterhin im Arm, wiegst mich etwas hin und her, dass ich mich wieder beruhige. Es dauert zwar eine Weile, aber schließlich versiegen auch bei mir die letzten Tränen. Am liebsten würde ich jetzt wegrennen, einfach flüchten. Aber ich kann nicht, denn du hast fest deine Arme um mich geschlossen, bist nicht gewillt mich jetzt loszulassen. Auch ich klammer mich weiterhin an dir fest, kann einfach nicht gehen, egal, wie sehr ich es auch wollte. Ich habe die Augen geschlossen, vergrab mein Gesicht in deiner Halsbeuge, atme deinen Duft ein. Du riechst so angenehm und du bist so warm, dass ich überall ein Kribbeln verspüre. Merkst du denn nicht, was du mit mir machst? Merkst du denn nicht, dass ich dich so sehr liebe, dass es schon wehtut? Nein... wie solltest du auch, schließlich habe ich nie auch nur die kleinste Andeutung gemacht. Dein Griff lockert sich und du hebst meinen Kopf an, um mir in die Augen zu sehen. „Willst du mir immer noch weiß machen, dass alles in Ordnung sei?“ Deine Stimme ist weder ernst noch wütend, nur so unglaublich sanft, dass mir schon wieder Tränen in die Augen steigen und langsam meine Wange herunterlaufen. Leise seufzend streichst du sie weg, ehe du weitersprichst. „Karyu... Wir machen uns alle Sorgen um dich. Ich mache mir Sorgen um dich, aber wenn du nichts sagst, kann ich dir nicht helfen.“ Du hast Recht, niemand kann mir helfen. Nicht einmal ich selbst kann es, obwohl ich doch endlich von diesem Leiden befreit werden möchte. Aber es ist hoffnungslos, schlicht und ergreifend hoffnungslos. Ich löse mich aus deiner Umarmung, stehe auf. „Versteh doch endlich... es ist wirklich alles okay.“ Beinahe verzweifelt sehe ich dich an, dann drehe ich mich um und will gehen. Doch wieder lässt du es nicht zu, dass ich weglaufe. Warum machst du das? Erfreut es dich so sehr, wenn ich leide, wenn ich Schmerzen habe? Nein, das ist nicht deine Art. Aber warum dann? Ich verstehe es nicht. „Weißt du eigentlich, dass es mir jedes Mal im Herzen wehtut, dich so zu sehen?“ Du sprichst sehr leise, ich habe sogar das Gefühl, dass es dir nicht leicht fällt, mir das zusagen. Ich bleibe stehen, starre mit weit geöffneten Augen vor mich hin, bin mir nicht sicher, ob ich mich vielleicht verhört hab. „Tsukasa...“ Mehr als ein Flüstern bringe ich nicht zustande, immer noch überrascht von dem, was ich grad gehört hab. Du sitzt noch immer auf dem Boden, als ich mich langsam zu dir umdrehe. Ich gehe auf dich zu, bleibe schließlich vor dir stehen und sehe auf dich herab. Du hast dich abgewendet, schaust verbissen in eine andere Richtung. Ist es dir peinlich, so etwas gesagt zu haben? Doch bevor ich dich das fragen kann, bemerke ich etwas anderes, was mein Herz höher schlagen lässt. Man sieht es nur ganz schwach, aber im Mondlicht ist zu erkennen, dass du ein wenig rot angelaufen bist. Jetzt muss ich lächeln. Ein kleines Lächeln, seit Wochen das erste aufrichtige. Du siehst es nicht, scheinst in Gedanken versunken. Wieder herrscht Stille zwischen uns und wieder empfinde ich das als unangenehm. Ich weiß einfach nie, was ich in solchen Situationen machen soll. Und wieder bist du es, der plötzlich das Schweigen unterbricht. „Ich kann es nicht ertragen, dich weinen zu sehen. Du bist doch viel hübscher, wenn du lachst.“ Du sprichst leise und langsam, es scheint dir wirklich nicht leicht zu fallen. Meine Beine geben nach und ich sinke vor dir auf die Knie, schaue dich an. Doch du siehst immer noch weg. „Wieso sagst du mir nicht einfach, wie ich dir helfen kann?“ Jetzt schaust du mir ins Gesicht, direkt in die Augen. Ich kann mich von dir nicht losreißen, bin einfach zu schwach. Und dann fange ich doch an zu sprechen, kann es nicht verhindern, dass ich nun die Worte sage, die mir seit Wochen im Kopf herumschwirren. „Weil du an allem Schuld hast...“ Nur geflüstert und dennoch erreichen dich meine Worte. Du weitest geschockt deine Augen, willst etwas erwidern, doch ich rede einfach weiter. „Du bist Schuld, dass ich nachts nicht schlafen kann! Du bist Schuld, dass ich nicht mehr richtig essen kann! Du bist Schuld, dass ich mich bei den Proben nicht mehr konzentrieren kann!“ Mit jedem Wort steigen mir wieder die Tränen hoch und ich lasse sie einfach laufen, verhindere sie nicht. „Du bist Schuld, dass ich Tag und Nacht nur noch an dich denke! Du bist Schuld, dass ich leide, wenn ich daran denke, dass ich dich nicht haben kann! Du bist Schuld...“ Ich senke den Blick, kann dir nicht länger ins Gesicht sehen. Ich will am liebsten weg von hier, will deine Reaktion nicht sehen und doch kann ich nicht vermeiden, dass mir die nächsten Worte über die Lippen kommen. „...weil ich dich liebe!“ Ich stehe auf, halte es in deiner Nähe einfach nicht länger aus. Ich sehe dich nicht an, sehe nicht, wie du mir einen liebevollen Blick zuwirfst. Ich drehe mich einfach um und gehe. Aber nur ein paar Schritte, denn dann werde ich aufgehalten. Du bist aufgestanden, mir nachgegangen und hast deine Arme von hinten um mich geschlungen, mich somit fest im Griff. „Wieso hast du das denn nicht schon früher gesagt?“ Ich stehe wie versteinert da und weiß nicht, was ich davon halten soll. Willst du mir damit sagen, dass ich zu spät komme? Dass du schon jemand anderen hast? Dass ich doch Chancen gehabt hätte...? Du drehst mich zu dir um, streichst mir mit einer Hand über die Wange. Du lächelst mich an, deine Augen strahlen eine unglaublich Wärme aus. Dann ziehst du mich zu dir heran. Und bevor ich überhaupt weiß, wie mir geschieht, spüre ich deine weichen Lippen auf meinen. Erst bin ich erschrocken, doch dann schließe ich die Augen, genieße diesen doch recht schüchternen Kuss. So lange habe ich auf diesen Augenblick gewartet. Bedeutet das etwa, dass du meine Gefühle erwiderst? Aber bevor ich mir noch weitere Gedanken machen kann, löst du den Kuss. Langsam öffne ich meine Augen wieder und sehe, wie du mich weiterhin anlächelst. „Du Dummerchen...“ Ich bin unfähig etwas zu sagen. Das scheinst auch du zu merken. „Ich hatte schon alle Hoffnungen aufgegeben, weil du dich in letzter Zeit so von mir distanziert hast.“ Mein Herz schlägt immer schneller. Ich habe die Situation immer noch nicht ganz realisiert. Doch dann sagst du die Worte, von denen ich nie im Leben gedacht hätte, dass sie mich einmal so glücklich machen könnten. „Ich liebe dich auch.“ Obwohl in meinem Inneren gerade ein Feuerwerk der Gefühle losbricht, schaue ich dich etwas unsicher an. „Wirklich?“ Jetzt lachst du. Habe ich eigentlich schon einmal erwähnt, wie sehr ich dein Lachen mag? „Natürlich! Oder denkst du, ich sag das einfach nur so?“ Jetzt ist es an mir zu lächeln. Ich schüttele den Kopf und schmiege mich einfach an dich. Du erwiderst die Umarmung und bist anscheinend nicht gewillt, mich in der nächsten Zeit wieder loszulassen. Aber das will ich auch gar nicht. Alles was ich will, ist einfach deine Nähe und deine Liebe spüren. Deine Liebe, von der ich nie gedacht hätte, dass du sie mir entgegenbringst. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)