I'll be with you...forever? von dat_Yoh-Chan ================================================================================ Kapitel 1: I'll be with you... ------------------------------ Frühling. Jedes Jahr das Gleiche. Das Wetter wird mal besser, mal schlechter, überall sieht man irgendwelche frisch verliebten Pärchen und neben Pollen fliegen auch noch irgendwelche Viren in der Luft. Das war eigentlich mein einziges Problem. Denn jedes Jahr im Frühling wurde ich von einer saftigen Erkältung heimgesucht. Ich konnte praktisch die Uhr danach stellen! Doch dieses Jahr war es schlimmer als sonst. Aus der Erkältung wurde eine ordentliche Grippe. Aber was ist schon eine Grippe? Für mich noch lang kein Grund, zum Arzt zu gehen oder die Probe sausen zu lassen. Nur irgendwie war ich der Einzige, der das so sah. „Verdammt Hizu! Geh endlich zum Arzt! Dieses Gekrächze kann sich ja niemand mehr mit anhören. Und am Ende steckst du uns nur auch noch an! Wenn du also nicht augenblicklich deinen Hintern zum Arzt schleift, dann übernehme ich das für dich!“ Knurrend drehte ich mich zu Tsukasa um und verdrehte die Augen. Ich wollte etwas erwidern, doch ich bekam keinen Ton heraus. Erst nach einem Räuspern tat meine Stimme das, was ich wollte. „Hallo, ich freue mich auch, dich zu sehen!“, brachte ich irgendwie heraus und rieb mir den Hals. Irgendwann würden diese Halsschmerzen mich noch umbringen. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie nun auch noch Karyu die Augenbraue hob. „Kannst du mir mal verraten, wie du SINGEN willst, wenn du nicht einmal SPRECHEN kannst?“, fragte er und ich seufzte genervt. Dass sie mich auch nicht einfach in Ruhe lassen konnten. Fehlte nur noch einer. Doch es blieb still, was mich zum blinzeln veranlasste. Ich drehte mich um die eigene Achse und sah mich um. Wo war Zero? Erst dachte ich, er wäre ausnahmsweise einmal zu spät – dabei war ich schon mit etwa einer halben Stunde Verspätung, natürlich Verkehrsverschuldet, angekommen – doch dann entdeckte ich ihn, wie er in der dunklen Ecke des Probenraumes stand und an seiner Zigarette zog. Sein undefinierbarer Blick lag auf mir und er schüttelte den Kopf, bevor er den Blick abwandte und der Zigarette ihr Leben nahm. Ich verstand es nicht, aber diese Situation verpasste mir eine gehörige Gänsehaut. Doch bevor ich Zero weiter anstarren konnte, schüttelte ich den Kopf. Ich hatte keine Lust zum Arzt zu gehen, aber die anderen hatten Recht: So konnte es nicht weitergehen. Und so war ich nur einige Stunden später – der Warteraum war wie immer brechend voll gewesen - wieder auf dem Heimweg. „Toll, »Bronchitis«!“, äffte ich den Doktor immer wieder nach. Irgendwie bekam ich mit meiner kratzigen Stimme jedoch nicht diesen lächerlichen Unterton hin, den immer nur ich von ihm zu hören bekam. Jetzt musste ich nur deswegen einen Umweg machen, weil er mir unbedingt Antibiotika und Hustensaft verschreiben musste. Und, was nicht zu vergessen wäre: Strenge Bettruhe. Ich seufzte entnervt. Das wurde doch nie was! Noch am gleichen Tag stand Tsukasa vor meiner Tür. Eigentlich war mir klar gewesen, dass er sicher noch vorbeikommen würde, trotzdem war ich nicht darauf vorbereitet und hatte nicht einmal aufgeräumt. Wie sollte ich das andererseits auch, wenn ich doch im Bett liegen musste?! Hatte ich doch tatsächlich wieder eine Ausrede gefunden. Und trotzdem starrte mich mein Leader an, als käme ich frisch vom Mars. Vielleicht lag das auch daran, dass ich etwas zerzaust aussah und er mich noch nie so gesehen hatte: Schlabberhosen, ein schwarzes Shirt mit der weißen Aufschrift »Fuck me till I’m dead« und dazu mein pinker Schal. Ja pink! Ich hätte mich nie gewagt, den auch nur ein Mal in der Öffentlichkeit zu tragen, aber wenn ich allein zu Haus war, reichte er doch vollkommen aus. Nachdem ich Tsukasa einen erwartungsvollen Blick zugeworfen und ihn ganz nebenbei auch noch aus Versehen angehustet hatte, hatte er sich auch wieder gefangen. „Ich wollte eigentlich fragen, was der Arzt gesagt hat.“, brachte er irgendwie heraus und ich musste mir ein Lachen verkneifen. Stattdessen grinste ich nur. „Stell dir vor, das konnte ich mir sogar denken.“. lachte ich, doch es hörte sich sicherlich mehr als eigenartig an und ging auch gleich in Husten über. Ich kam mir vor, als hätte die Medizin nur alles schlimmer gemacht. Ich hasste Ärzte! Und da ich mich erstmal nicht mehr einkriegte, ließ ich die Worte sein und trat nur einen Schritt beiseite. Ich wusste, Tsukasa würde mich auch so verstehen. Und ich blieb im Recht: mit einem besorgten Blick ging er an mir vorbei in meine kleine, bescheidene Wohnung. „Was zu trinken?“, konnte ich nach einiger Zeit dann wenigstens verständlich über meine Lippen bringen und wie erwartet nahm er an, woraufhin ich mit einem Lächeln in der Küche verschwand. So lief es immer, wenn er mich einmal besuchen kam. Und schon wenig später konnte ich ihm auch schon ein schönes, kühles Wasser servieren. „Hab vergessen einzukaufen, deswegen ist nichts anderes mehr da.“, erklärte ich und setzte mich ihm gegenüber. Noch immer musterte er argwöhnisch das Glas vor sich, bis sein Blick irgendwann sagte ‚Was soll´s’. Dann sah er mich wieder an und mir fiel ein, dass ich ihm noch gar nicht geantwortet hatte. „Ach ja, der Arzt meinte, es wäre ein Bronchitis.“, sagte ich schlicht und er nickte zum Zeichen, dass er verstanden hatte. „Ich hab dir doch gleich gesagt, dass sich das alles andere als normal anhört.“, kam es noch von ihm und ich verdrehte die Augen. Das hatte jetzt auch unbedingt sein müssen. „Hai hai, du hast ja Recht gehabt. Aber irgendwann wäre die auch vorbei. Auch ohne Arzt.“, versuchte ich mich zu verteidigen, doch ich wusste, dass es damit nicht erledigt war. „Wenn du das nicht zu einer Lungenentzündung verschleppst und dann im Krankenhaus landest, könnte das stimmen.“, sagte er fachmännisch und grinste siegessicher. Ich seufzte nur resignierend. In Sachen Medizin hatte Tsukasa eindeutig den besseren Durchblick. Er blieb auch noch eine ganze Weile und wir amüsierten uns prächtig. Die anderen hatten nämlich noch ohne mich weitergeprobt und es ist ein Unfall nach dem nächsten passiert. Tja, wenn ich einmal nicht da war. Die Zeit verging, wie ihm Fluge und plötzlich meinte Tsukasa nur, dass er gehen müsse. Ich fand es schade, aber er verfrachtete mich auch gleich wieder ins Bett. “Du hast lang genug rumgeturnt. Du musst dich ja ausruhen, damit du bald wieder fit bist.“, sagte er nur lächelnd, als er gehen wollte und knuffte mich in die Seite. Ich nickte nur hörig. “Ja Mami, sobald du weg bist, leg ich mich hin und versuche zu schlafen.“, versprach ich und er ging zufrieden. Selbstverständlich hielt ich mich nicht an dieses Versprechen. Meiner Meinung nach war es noch viel zu früh, um ins Bett zu gehen und so setzte ich mich auf meine Couch und sah noch etwas fern. Ich bemerkte nicht einmal, wie ich irgendwann einschlief. Tsukasa kam mich die nächsten Tage regelmäßig besuchen. Aus der Bettruhe wurde so zwar nichts, aber besser ging es mir trotzdem langsam. Wenigstens etwas. Irgendwann brachte er auch einmal Karyu mit und der beschloss, wenig später sogar allein aufzutauchen. Nur leider hatte ich die Nacht davor nicht schlafen können. Kein Wunder, wenn man sich die Nacht mit DVD´s um die Ohren schlägt. Ich war verdammt noch mal müde, aber Karyu ließ sich so nicht abwimmeln und bestand drauf, reinzukommen. Schließlich zuckte ich mit den Schultern. Sollte er doch sehen, was er davon hatte. Ich für meinen Teil verzog mich mit einem Grummeln –mittlerweile erkannte man es sogar wieder als solches- in mein Schlafzimmer. Viel schlafen konnte ich trotzdem nicht. Ich hätte Karyu niemals allein lassen sollen, denn in meiner Wohnung roch es auf einmal. Und zwar nach Essen! Wieso roch es verdammt noch mal nach Essen?! Ich zog die Augenbrauen zusammen und war in Rekordgeschwindigkeit in der Küche. Und sofort wanderte die Augenbraue nach oben. „Karyu, was machst du da?“, fragte ich tonlos, werkelte er doch tatsächlich mit Schürze am Herd herum. Mit einem Grinsen drehte er sich zu mir um. “Ich koche, sieht man doch.“ „Eh...“, ich war verwirrt und kratzte mich am Hinterkopf. Womit hatte ich das denn verdient? „Was kochst du denn?“, fragte ich weiter und gesellte mich zu ihm, um in den Topf zu sehen. Eines musste ich ihm lassen, es roch lecker. „Ich hab mir gedacht, wenn du ne Erkältung hast –oder etwas ähnliches– kann ich dir ja mal ne Hühnersuppe kochen.“, erklärte er und grinste mich an. „Außerdem kann die auch nicht anbrennen.“, zwinkerte er und ich nickte nur. Wenn er meinte... „Die ist sogar nach einem Originalrezept von meiner Oma. Na gut, ich hab das Rezept zu Hause liegen gelassen, aber ich weiß ja noch in etwa was rankam.“, grinste er weiter „Eh, ja...“ Ich hob meine Augenbrauen nur noch weiter an und zog es vor, den Fluchtweg Richtung Wohnzimmer anzutreten. Hoffentlich würde ich diesen Abend noch erleben! Und ich überlebte das Essen! Nur leider bekam ich auch diese Nacht kein Auge zu. Dieses Mal lief kein Fernseher und nur das Mondlicht erhellte mein Wohnzimmer. Ich lag auf meiner Couch auf dem Rücken, starrte an die Decke und drehte nachdenklich einen Bleistift vor meinen Augen. Es war nicht die anstehende Probe, die mich beschäftigte –ich wollte den nächsten Tag wieder hingehen, obwohl ich noch eine Woche krank geschrieben war –sondern eine ganz andere Tatsache. Tsukasa kam vorbei und unterhielt mich, lenkte mich ab. Karyu kochte sogar für mich. Aber Zero rief nicht einmal an. Gerade Zero. Eigentlich konnte es mir egal sein, ob er sich einen Scheißdreck für mich interessierte, aber das war es verdammt noch einmal nicht. Selbst wenn die ganze Welt mich vergessen würde. Wenn Zero auch nur einen Gedanken an mich verschwenden würde, wäre mir alles andere egal. Aber er tat es verdammt noch einmal nicht! Ich knurrte leise und drehte mich um. Die Arme ließt ich über die Armstütze hängen, den Kopf legte ich darauf. So konnte ich genau aus dem Fenster sehen und die Lichter der Stadt betrachten. Nebenbei allerdings auch das kleine Lämpchen an meinem Anrufbeantworter. Aber wie immer hatte mir niemand eine Nachricht hinterlassen. Er hielt es also nicht einmal für nötig, mich anzurufen! Ich schloss leise seufzend die Augen und schüttelte den Kopf. Ich sollte aufhören, darüber nachzudenken! Als wenn das so einfach wäre! Wieder und wieder erschien sein Bild vor meinem Auge. Jedes Mal, wenn ich die Augen schloss. Und wie jedes Mal bekam ich eine Gänsehaut. Was machst du nur mit mir, obwohl du nicht da bist? Unweigerlich musste ich daran denken, wie es mir immer ging, wenn ich mit dir allein war und mich nicht ablenken konnte und schüttelte mich unweigerlich. Falsche Gedanken, ganz falsch! Ich versuchte, mich abzulenken und legte einen Arm über meine Augen, doch es gelang mir nicht und ein wohlig warmes Kribbeln jagte über meine Haut. Doch ein plötzliches Rascheln ließ mich herumfahren. Wer oder was war da?! Ich sah umrisse einer Person im Türrahmen stehen, doch mehr konnte ich nicht erkennen, also kniff ich die Augen etwas zusammen und richtete mich leicht auf. Ich schluckte, als dieser jemand sich auch noch bewegte und auf mich zukam. Eine Welle der Angst flutete mich, doch dann konnte ich erkennen, wer es war und atmete erleichtert aus, als Zero sich mir gegenüber auf den Sessel setzte. „Hab ich dir Angst eingejagt?“, fragte er und grinste ein Grinsen, wie nur er es konnte. Sofort nickte ich. „Und wie! Wie kommst du eigentlich hier rein?“, fragte ich, doch er zuckte nur mit den Schultern, als er unschuldig lachte. „Die Tür war offen.“ Ich legte den Kopf schief. Wieso verdammt war die Tür offen? Hatte Karyu sie etwa nicht richtig zugemacht, als er gegangen war? „Karyu!“, knurrte ich. Der konnte sich schon einmal auf etwas gefasst machen, doch Zero lächelte nur. „Ich habe ihn darum gebeten.“, verteidigte er den Anderen und ich konnte nicht umhin, ihn entgeistert anzustarren. „Wieso?!“, fragte ich ungläubig, doch er lachte nur ein weiteres Mal. „Ge-heim-nis.“ Ich zog eine Schnute. Das war wirklich gemein! Doch ich hatte keine Zeit, mich weiter darüber zu ärgern, denn augenblicklich schlug mein Herz schneller, weil Zero sich zu mir auf die Couch setzte, auf der ich noch immer mehr oder weniger lag. „Nicht böse sein, okay? Das steht dir nicht.“, stellte er fest und strich mir über die Wange. Doch ich war unfähig, mich zu bewegen. Ich wusste, er würde mich auslachen, wenn er auch nur ansatzweise wüsste, was er in mir auslöste. „Was hast du? Nicht so verspannt!“ Aus seinem Mund hörte es sich so einfach an, so lächerlich und doch reagierte ich nicht, als dass ich den Kopf schüttelte. „Nichts.“, fügte ich noch bestätigend hinzu und wieder lächelte Zero. „Komm her, ich massiere dich.“ Ich blinzelte. Das war doch einmal ein verlockendes Angebot. Also setzte ich mich langsam auf und drehte mich mit dem Rücken zu ihm. Mir wurde gleich ganz warm, als er seine Hände an meine Schultern legte. Sie waren eiskalt, das spürte ich sogar durch den Stoff meines Hemdes. Und doch brachten sie mich dazu, wohlig aufzuseufzen und die Augen zu schließen. Er verstand sich wirklich darin, jemandem Entspannung zu verschaffen und meine Gedanken drifteten langsam ab und beinahe wäre ich eingeschlafen, hätte er nicht angefangen, das Hemd, das ich nicht ganz zugeknöpft hatte, von meinen Schultern zu streifen. Sofort drehte ich mich um und sah ihn verschreckt an, doch er lächelte nur. „Was machst du da?“, fragte ich. Ich wusste nicht, was er dachte und war mehr als nur verwirrt. „Ich weiß doch, dass du es willst. Ich sehe es in deinen Augen, seit Wochen!“, flüsterte er und küsste meine entblößte Schulter. Meine Kinnlade rutschte gleich zwei Etagen auf einmal tiefer. Was sollte ich darauf antworten? Doch das war vollkommen unnötig, denn seine Finger begaben sich schon weiter auf Wanderschaft und schon bald fühlte ich seine kalte Haut unter dem Stoff. Ich schloss kurz die Augen und atmete tief ein. Wie sollte ich diesem Angebot nur widerstehen? „Was ist es für dich?“, fragte ich noch einmal leise. Wenigstens das wollte ich wissen, bevor ich meinen Verstand vollkommen abkapselte. Er beugte sich zu meinem Ohr, drückte sich von hinten an mich. „Die Erfüllung deines Traumes!“, hauchte er und ich bekam eine Gänsehaut, nicht nur von seiner Stimme, sondern auch von der Hand, die erstaunlich schnell ihren Weg in meinen Schritt gefunden hatte und mir so ein leises Stöhnen entlockte. Was hatte das zu bedeuten? Ich drehte meinen Kopf etwas, um ihn ansehen zu können, meine Lider flatterten auf Halbmast. Er war so wunderschön. „Zero ich – liebe dich.“, hauchte ich, hoffte, dass er es erwidern würde, doch er lächelte nur. „Ich weiß!“ Und mit diesen Worten versiegelte er meine Lippen mit den seinen. Ich schlief lange an diesem Morgen und im Endeffekt wünschte ich mir, ich wäre nie wieder aufgewacht. Mein Hals fühlte sich rau und trocken an, doch das war mir egal, immerhin war Zero bei mir – dachte ich. Ich lächelte leicht und wollte mich an den warmen Körper kuscheln, der neben mir liegen musste, doch als ich keinen fand, schlug ich langsam die Augen auf. Mein Lächeln wurde etwas kleiner und ich setzte mich auf –und zog scharf die Luft ein. Mein Hintern brannte wie Feuer! So schnell es also möglich war, stand ich auf und wickelte die Wolldecke, die über mir gelegen hatte, um meinen Körper. Neugierig sah ich mich um. Keine Spur von Zero. Vielleicht war er auch in einem der anderen Zimmer? Also machte ich mich auf die Suche. „Zero?“, rief ich, doch auch in der restlichen Wohnung fand ich ihn nicht. Nicht einmal eine Nachricht! Traurig sah ich aus dem Fenster. Wieso? Wieso hatte er das getan? Wollte er mir unbedingt weh tun? Immerhin hatte er mich nur benutzt – obwohl er schon vorher gewusst zu haben schien, was ich für ihn fühlte. Ich lehnte mich leicht nach vorn und hielt mich an einem meiner Küchenstühle fest. Ich wollte dagegen ankämpfen, doch meine Augen füllten sich mit Tränen und meine Beine gaben nach, sodass ich mit den Knien ungehindert auf den kalten Fliesen aufschlug. Es tat weh, doch es war nichts im Gegensatz zu dem Schmerz, den nur ein Gedanke in mir entfachte. Ich schlang die Arme fest um meinen Oberkörper, doch so konnte ich die Einsamkeit, die mich flutete, auch nicht verdrängen. Er hatte mich benutzt. Und er hatte genau gewusst, dass er mich damit verletzen würde. Was hatte ich getan, dass er mich so sehr hasste? Zu allem Überfluss, prangte an meinem Hals auch noch ein Knutschfleck vom Feinsten. Irgendwann würde ich mich wahrscheinlich noch bei dem Urheber dafür „bedanken“, doch nun schlich ich erst einmal mit dickem Schal in den Probenraum „Hoi!“, rief ich mit noch immer etwas kratziger Stimme und wurde von 2 Augenpaaren verwirrt angesehen. „Was machst du denn hier?“ Und das dritte Paar Augen legte sich auf mich, bracht meine Nackenhaare dazu, sich aufzurichten. Doch ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen und zuckte mit den Schultern. “Wird mal wieder Zeit zu Proben, meint ihr nicht?“, beantwortete ich Tsukasas Frage und Karyu begann, mich anzugrinsen. „Meine Suppe hat wohl Wunder gewirkt.“, witzelte er, doch ich warf ihm einen eindeutigen Blick zu. Er wusste genau, dass ich froh war, das Essen überlebt zu haben. Er nahm es mir nicht übel, sondern fing leise an zu lachen und auch ich musste grinsen. Wenigstens 2 Freunde hatte ich in diesem Raum! „Also dann: fangen wir an!“ Die Probe verlief weitgehend gut, ich ignorierte einfach die Blicke, die sich in meinen Rücken bohrten. Ich wusste, dass sie von Zero stammten, konnte sie mir allerdings nicht erklären. Wieso starrte er mich an? Das machte mich nervös. Zudem wurde ich auch irgendwann von meinem Halsweh heimgesucht und wir mussten eine Pause einlegen, weil ich keinen Ton mehr herausbekam. „Setz dich doch!“, forderte Tsukasa beunruhigt und legte mir einen Arm um die Schultern. Ich sah auf den Boden und schüttelte den Kopf. Richtig sitzen würde ich wahrscheinlich frühestens den nächsten Tag erst wieder können. Und das war alles Zeros Schuld! Nur unbewusst nahm ich war, dass Tsukasa seinen Blick von mir abwandte und dann trat eine Hand mit einem Glas Wasser in mein Blickfeld. „Vielleicht hilft es, wenn du deine Stimme etwas ölst!“ Ich sah auf und traf auf den Blick Zeros, wie er dastand und leicht lächelte. „Danke.“, murmelte ich also kleinlaut und griff nach dem Glas, wobei ich mit meinen Fingerspitzen seine Hand streifte. Sofort durchfuhr ein warmes Kribbeln meine Finger, doch ich setzte aufgesetzt unberührt das Glas an meine Lippen und trank etwas. Leider zu hastig und so fing ich augenblicklich an zu Husten. Nicht gut, bei meinem gereizten Hals! Ein weiterer Arm legte sich um mich, doch ich wusste nicht, wessen –es interessierte mich auch nicht- und dann wurde ich aus dem Raum geführt. Ich dachte mir, dass es eine gute Idee war. Vielleicht würde etwas frische Luft helfen. Da hätte ich auch selbst drauf kommen können! Erst als der Husten nachließ, realisierte ich, mit wem ich nun allein war und augenblicklich verfinsterte sich mein Gesicht, auch wenn ich mich nicht abwandte. „Ich denke, wir sollten reden.“, fing er an und ich ahnte schreckliches. „Worüber?“ „Gestern Nacht.“ Wusste ich es doch! Vielleicht sollte ich Hellseher werden. Doch nun schluckte ich erst einmal schwer. „Was gibt es da zu reden? Nachdem du einfach verschwunden bist, gehe ich davon aus, dass es eine einmalige Sache gewesen ist.“, knurrte ich und bemerkte, wie seine Augen aufblitzten. Was sollte das? Für mich war das eindeutig genug gewesen! „Wenn du das meinst.“ „Ich wünschte, es wäre anders. Aber meine Gefühle sind dir doch offensichtlich sowieso egal.“, gab ich leise zu. Doch er antwortete nur, indem er den Blick senkte. Mir reichte das vollkommen aus, deswegen drehte ich mich um und ging wieder hinein zu den Anderen. Endlich fand ich eine Nacht mal wieder meinen wohlverdienten Schlaf. Ich seufzte wohlig und lächelte leicht. Es ging doch nichts über ein schönes warmes Bett. Doch plötzlich klingelte es an der Tür und ich grummelte leicht. Was sollte das denn? Ich wollte jetzt nicht aufstehen! Und doch tat ich es und öffnete müde die Tür. Sofort war ich wieder wach. „Was willst du noch hier?“, fuhr ich den an, der davor stand und mir einen undefinierbaren Blick zuwarf. „Dir sagen, dass es anders ist, als du denkst.“ „Das fällt dir jetzt ein?“ „Ich wollte dich nicht verletzen.“ „Hast du aber! Ich kann mich kaum setzen!“ „Du weißt, dass ich nicht das meine. Aber es geht nicht!“ „Was geht nicht?“ Er streckte seine Hand aus und legte sie mir auf die Wange, doch ich wand mich ab. Er sollte es nicht wagen, mich anzufassen! Sein Blick wurde traurig. „Das mit uns.“ „Wie sollte es auch?“, spottete ich und als Antwort zog er mich zu sich heran und küsste mich intensiv. Ich riss dir Augen auf. Was sollte das? Wollte er mich schon wieder verletzen? „Lass das!“, knurrte ich, als ich es schaffte, mich von ihm loszureißen. „Ich will es aber nicht lassen müssen.“ „Das hast du dir selbst verbaut!“ Ich sah, wie der Schmerz in seine Augen trat und ich fühlte mich immer kleiner. Lang würde ich diese abweisende Haltung nicht aushalten. „Ich habe es nur nicht mehr ohne dich ausgehalten.“ Ich blinzelte verwirrt. Was wollte er damit andeuten? „Was heißt das?“ „Ich liebe dich.“ Meine Augen weiteten sich und ich schluckte, als mein Herz einen freudigen Hüpfer machte. Ich zog ihn ganz in meine Wohnung und schloss die Tür. Ich wollte nicht, dass alle anderen Hausbewohner mithören konnten. Ich lehnte mich an das Holz und sah zu Zero hinauf. „Warum geht es dann nicht?“, fragte ich ernst und mein Herz begann zu rasen, als er nach Worten suchte. „Wegen meinem Vater.“ „Deinem Vater?“, fragte ich verwirrt. Was verdammt hatte der denn damit zu tun? Doch er nickte nur. „Er hasst so etwas.“, murmelte er. Ich ging auf ihn zu und legte meine Hand auf seine Wange und suchte seinen Blick. „Aber das ist doch egal!“ Zero schüttelte nur den Kopf du schloss die Augen. Warum konnte er mir nicht in die Augen sehen? „Er würde mich umbringen! Und dich wahrscheinlich gleich mit.“ „Das würde er nicht wagen.“ Endlich sah er mich an, doch sein Blick erschreckte mich. „Das ist das Problem: Er würde es. Deshalb vergiss bitte alles.“, sagte er schnell, dann wandte er den Blick wieder ab. Ich zuckte zusammen. Wie sollte ich denn alles vergessen? Das war unmöglich! Doch ich kam nicht mehr zum fragen, denn schon kurz darauf war er gegangen und hatte mich wieder allein gelassen, hinterließ eine weitere schmerzende Lücke in meinem Herzen. Den nächsten Morgen wurde ich vom Telefon geweckt. Verschlafen tastete ich nach dem Hörer und hob ab. „Hm?“, brummte ich. Ich hatte verdammte Kopfschmerzen! „Hizu? Ich wollt dir nur bescheid sagen, dass du dich heute nicht aus dem Bett quälen musst.“, vernahm ich Tsukasas Stimme am anderen Ende der Leitung. „Nicht? Wasn passiert?“, murrte ich und kratzte mich am Hinterkopf. „Zero kommt nicht.“ Allein der Name trieb mir Tränen in die Augen. „Hat er gesagt, wieso?“, fragte ich angestrengt unbeteiligt. „Sein Vater liegt im Krankenhaus.“ „Hm.“, knurrte ich nur leise und ich konnte nicht gegen die Welle aus Hass ankämpfen, die mich seit der letzten Nacht immer zu überspülen drohte. Bevor ich noch etwas Falsches sagen konnte, hatte ich aufgelegt. Die nächsten Tage vergingen viel zu langsam. Eigentlich verbrachte ich sie damit, auf einen Anruf von Tsukasa zu warten, dass ich doch noch zur Probe kommen konnte, doch er kam nicht und mein Kühlschrank wurde immer leerer. Nicht, dass er jemals voll gewesen wäre! Nun saß ich auf meinem Balkon, die Beine angewinkelt und die Arme darumgelegt. Wenn ich es mir so überlegte, hatte ich gar nicht das Bedürfnis, einen der anderen zu sehen. Ich redete mir ein, gerade Zero nicht sehen zu wollen, doch eigentlich wusste ich, dass ich mich mit jeder Faser meines Körpers nach ihm sehnte. Und das schlimmste daran war, dass ich nun wusste, dass ich ihn haben könnte, ganz für mich allein. Wäre da nicht... Ich seufzte tief und drückte mein Gesicht an meine Knie, als sich mein Magen schmerzhaft zusammenzog. Ich wusste, ich hatte nichts mehr zu Essen im Haus, aber eigentlich wollte ich diese Wohnung nicht verlassen. Ich hasste Einkaufen ohnehin. Viel zu viele Menschen auf einem Haufen, zu viel Hektik und Gedränge. Aber ich musste wieder essen –immerhin hatte ich nun schon mehr als 24 Stunden darauf verzichtet. Etwas länger hätte ich auch noch ausgehalten, aber immerhin sollte ich mich schon noch bewegen können. Also leckte ich über meine trockenen Lippen und erhob mich. Vorher sollte ich auf jeden Fall noch einmal duschen und mich wenigstens rasieren. Also tat ich das und machte mich dann auf den Weg. Zwar regnete es, doch es war nicht weit und deshalb lief ich. Es war mir egal, dass ich vollkommen durchnässt in dem Supermarkt ankam. Ich brauchte nur wenige Dinge, bezahlte und dann ging ich wieder. Auf dem Heimweg jedoch vibrierte mein Handy. Ich fröstelte und griff dann mit meinen nassen Händen in meine Tasche, um es hastig herauszuholen und den Anruf anzunehmen. „MoshiMoshi?“ „Hey Hizu, ich bins.“ Ich schluckte. Am liebsten hätte ich aufgelegt. „Was ist? Ist dein Vater endlich abgekratzt?“, fragte ich schroff, obwohl ich wusste, dass es unfair war. Zero konnte auch nichts dafür. Und er hing an seinem Vater. Immerhin war er der einige, den er noch hatte. Ich hörte sein leises Seufzen. „Nein ist er nicht. Aber ich würde dich trotzdem gern wiedersehen.“, sagte er zaghaft und ich blieb stehen, kämpfte mit mir selbst. „Wann und wo?“, fragte ich zögernd. Ich vermisste ihn einfach zu sehr. „Ich bin eigentlich den ganzen Tag am Fuyisaki-Krankenhaus.“, erwiderte er und ich nickte. “Ich...kann ich gleich vorbeikommen? Ich bin gerade einmal unterwegs?“, fragte ich leise weiter und schluckte, als sich meine Füße wieder in Bewegung setzten. Wieso kam ich mir so hilflos vor? „Ja, natürlich. Ich warte auf dich.“ Ich konnte förmlich hören, wie er leicht lächelte, dann legte ich auf. Ich musste ohnehin an meiner Wohnung vorbei und so konnte ich den Einkauf schnell abstellen. Nur langsam führten mich meine Schritte in die gewünschte Richtung, während ich meine Hände in den Jackentaschen vergraben hatte. Unaufhörlich prasselte der Regen auf mich hinab und für die Strecke, die ich eigentlich etwa 20 Minuten gebraucht hätte, benötigte ich beinahe eine Stunde. Erst als das Schild der Einfahrt des Krankenhauses vor mir stand hob ich den Blick zum Eingang. Zero hatte tatsächlich gewartet. Er stand unter dem Vordach und inhalierte den Rauch einer Zigarette, während er unaufhörlich von einem Fuß auf den anderen trat. Doch er bemerkte mich nicht. Ich seufzte tief und ging dann weiter auf ihn zu. Erst nun sah er mich an und seine Augen weiteten sich. “Spinnst du?“, fragte er und kam zu mir gerannt, um mich sofort mit unter das Dach zu ziehen. Ich stolperte nur hinterher. „Hallo Zero, ich freue mich auch dich zu sehen.“, knurrte ich und sah ihn an. Er sah müde aus. „Was ist los?“, fragte ich deshalb etwas freundlicher weiter. Er antwortete zunächst nicht, sah mich nur an. Dann drückte er die Zigarette aus und kam auf mich zu. Ich konnte nicht anders, mein Herz fing an zu rasen. Obwohl ich durch und durch durchnässt war, wurde mir schlagartig heiß, als er seine Hand unter mein Kinn legte und vorsichtig mein Gesicht etwas anhob. Nur wenig später spürte ich seine Lippen auf den meinen und Erinnerungen kochten hoch. Erinnerungen an eine längst vergangene Nacht. Und sie trieben mir die Tränen in die Augen. Ich schloss sie und versuchte, das Nass zurückzukämpfen, doch ich reagierte nicht. Ich wollte nicht, dass wieder etwas geschah, was er bereuen musste. Und so ließ er nach einem Moment wieder von mir ab. „Er hatte einen Schlaganfall.“, fing er an und ich blinzelte. Ich wusste zunächst gar nicht, von wem er redete. Doch dann nickte ich. „Aber was habe ich damit zu tun?“, fragte ich leise und er lächelte traurig. „Er wird wahrscheinlich für den Rest seines Lebens ein Pflegefall bleiben.“ Noch immer erkannte ich nicht, was das mit mir zu tun haben sollte und legte den Kopf schief. Meine Haare tropften und ich blinzelte, als etwas Wasser in meine Augen lief. „Ich bin der Einzige, den er noch hat. Einen Heimplatz für ihn kann ich mir nicht leisten, genauso wenig eine private Krankenschwester.“, erklärte er leise und langsam dämmerte mir etwas. „Was wird mit der Band?“ Wie ich befürchtet hatte schüttelte er traurig den Kopf und ein Kloß bildete sich in meinem Hals. „Das schaffe ich nicht, Hi-chan.“ Dieses Mal versuchte ich nicht, die Tränen aufzuhalten. Ich wusste, ich hatte keine Chance. „Wieso sagst du das gerade mir?“, wisperte ich erstickt, doch er lächelte ein weiteres Mal. „Weil ich mich von dir persönlich verabschieden wollte.“ Eine blasse Hand hob sich und strich die Tränen von meiner Wange. „Es tut mir leid.“, flüsterte er und zog mich an sich, um mir einen weiteren sanften Kuss zu rauben. Dieses Mal blieb ich nicht untätig und drückte mich an ihn, krallte mich leicht in seine Jacke, während ich sein sanftes Zungenspiel erwiderte. Wieso nur musste es so weh tun? „Ich will nicht, dass wir uns nie wieder sehen.“, gab ich meine Angst preis und sah in seine Augen, als er meinen Blick traurig erwiderte, mich in seinem Blick ertrinken ließ. „Keine Angst, ich werde immer bei dir sein!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)