Rayos Reise von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 4: Kira --------------- Konnichi wa!!! Hier Tara(unter Amys Nick) Endlich komme ich mal dazu, den vierten Teil zu schreiben! Ich habe eine Inspiration! Jipiie!!! Ich möchte euch heute nicht viel aufhalten! Danke für eure Tipps, ich werde sicher für vieles Verwendung finden, ich weiß nur noch nicht, wann! Danke! Danke! Danke!!! Viel Spaß also noch beim Lesen! "..." Gesprochen >...< Rayos Gedanken =>...< Rayos innere Stimme Rayos Reise Part 4 "Ich kann dir sonst nichts mehr erzählen!", stellte Rayo sich quer. "Ich bin müde, ich hatte heute einen sehr wirschen Tag!" Daron seufzte resigniert. "Na, dann!" Er zog sich sein Oberteil über den Kopf und warf es neben das Bett auf den Boden. Überrascht starrte Rayo, der noch immer vor dem Bett saß, zu dem Prinzen hoch, konnte nichts anders, als seinen Blick über den muskulösen Oberkörper des Jungen wandern zu lassen und die samtene gleichmäßig gebräunte Haut zu bewundern. >Dieser verwöhnte Stubenhocker scheint ja doch recht oft an der frischen Luft zu sein...< Die goldenen Augen wanderten über das Schlüsselbein hinauf zu Darons Gesicht. Der erwiderte den Blick mit seinen grauen Augen. Rayo konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. Aber er war fesselnd. >Was mache ich hier eigentlich? Und wieso... wieso werde ich schon wieder rot?! Ich merke es genau, ich mutiere noch zur Tomate! Das ist alles seine Schuld!< Rayo wandte sich schnell ab und sprang auf die Füße, um zu seinem Bett zu gehen. Er schlug die Decke zurück und wollte sich gerade in die Federn kuscheln, als Daron hinter ihm räusperte. Obwohl alles in ihm dagegen protestierte, drehte er sich, auf dem Bett sitzend, zu dem Prinzen um. "Willst du in den stinkenden Klamotten schlafen?" "Die stinken nicht!", fauchte Rayo. "Ach? Ist es dir dann etwa peinlich, weil ich viel attraktiver bin, als du?", reizte der Prinz mit fiesem Grinsen. "So wie du mich gerade angestarrt hast..." In seine Augen trat ein Funkeln, das Rayo nicht zuordnen konnte. "Quatsch!", rief Rayo verlegen aus. Rasch zog er sein Oberteil ebenfalls über den Kopf und legte es etwas sorgfältiger als es der Prinz zuvor getan hatte, neben das Bett. Er wagte es nicht, den mitten im Raum stehenden Schwarzhaarigen anzusehen. "Ich sag's ja: Ich bin viel attraktiver!", sagte der plötzlich und kam näher. Rayo sah nun doch auf. Er schämte sich vor einem Jungen, das war doch lächerlich! Und was sagte dieser Blödmann? "Das ist nicht wahr! Ich treibe täglich Sport!" >Da zahlt der Fußball sich halt aus!< =>Ja, bei deinen Beinen! Über die Arme wollen wir lieber nicht reden!< >Hmpf!< "Sieht man dir aber nicht an..." Der Prinz ging vor ihm in die Hocke und musterte ihn eindringlich. >Wieso will der mich so reizen? Was will er überhaupt? Der soll einfach ins Bett verschwinden!< "Überhaupt bist du für einen Jungen viel zu zierlich gebaut! Fast wie ein Mädchen! Du und deine Schwester seid euch wirklich noch ähnlicher, als ich dachte. Wenn ich dich so von nahem betrachte..." Sein Gesicht näherte sich Rayos. Der wusste nicht mehr, was er von dem Prinzen halten sollte. >Was will er? Was will er? Was will er?< Er fühlte sich nicht imstande zurückzuweichen. Sein Atem beschleunigte sich etwas, als hätte er Angst. Daron war ihm so nah, dass er die Wärme, die von ihm ausging, auf seinem nackten Oberkörper spüren konnte. Sein Atem streifte über Rayos Gesicht, löste ein leichtes Prickeln an den Stellen aus, die er berührte. >Verdammt, was soll ich machen?< Er tat gar nichts. Und ausnahmsweise wusste auch seine innere Stimme nichts dazu zu sagen. Die Lippen des Prinzen berührten sanft seine, strichen fordernd über sie und ließen Rayos Verstand nun vollends ausklinken. Er hatte schon geküsst, aber das war einfach anders als alles andere, das er je erlebt hatte. Das warme Gefühl in seinem Bauch glich tatsächlich Tausenden von Schmetterlingen, die durcheinanderwirbelten und deren Flügel über seine Organe kitzelten. Automatisch öffnete er den Mund, völlig vergessend, wen er vor sich hatte. Ein Gewicht legte sich auf seine Beine, Daron hatte sich auf seinen Schoß gesetzt und ließ seine Hände in seinen Nacken gleiten, um dort durch die sich aufstellenden Härchen zu kraulen.. Der Prinz erforschte seine Mundhöhle, berührte Rayos Zunge vorsichtig mit seiner und bat um Erwiderung des innigen Kusses. Dann war es plötzlich vorbei. Darons Lippen lösten sich von Rayos und er blickte mit Schalk in den grauen Augen hinab zu seinem unfreiwilligen Gast, auf dessen Schoß er saß. "Durch und durch ein Mädchen!", lachte er. "Was sollte das?" Rayo traute sich noch immer nicht, sich zu rühren. "Jetzt weiß ich schon einiges mehr über dich!", erklärte Daron. "Hä?" "Küssen kannst du!" Daron grinste, machte keine Anstalten, aufzustehen, oder seine Hände wegzunehmen. "Bist du verheiratet?" "Wie bitte?!", gab Rayo ungläubig von sich. "Ich bin erst sechzehn!" "Erst?", fragte der Prinz. "In deinem Alter solltest du schon längst eine Frau haben!" "Pah! Und du? Du bist doch auch nicht verheiratet!" "Ich kann mir Zeit lassen. Meine Eltern können es sich leisten! Ausserdem werde ich in einer Woche verheiratet sein... Mit deiner bezaubernden Schwester Raya!" "Und was hast du noch so über mich in Erfahrung gebracht?", lenkte Rayo vom Thema ab. "Ahm... Zum Beispiel, dass du ziemlich leicht aus der Fassung zu bringen bist. Du lässt dich einfach so von mir küssen... Oder bist du etwa so seiner...?!" "Ich bin durch und durch hetero!!!" "Was bitte?" Das Grinsen tauschte mit einem verwirrten Gesichtsausdruck. "Soll heißen: Ich bin nicht schwul! Ich küsse keine anderen Jungs!" "Was willst du damit sagen, du Sittenstrolch?", knurrte Daron. "Du hast dich nicht gewehrt, ich wollte bloß..." "Ja, was wolltest du, du Perversling?" "Ich wollte dich prüfen!", meinte Daron nur selbstsicher. "Immerhin bist du deiner Schwester sehr ähnlich, da wollte ich einfach mal probieren..." "Na, danke!", murmelte Rayo bitter. "Sei nicht angefressen, der Kuss war nicht persönlich gemeint... Sollen wir das noch mal ausprobieren?" "Red keinen Scheiß! Geh lieber runter und in dein eigenes Bett!" "Spielverderber!", griente Daron, stand auf und streckte sich. Rayo starrte verunsichert auf seine Hände. >Blödmann... Will bei mir ausprobieren wie Raya küsst. Das fällt echt nur ihm ein... Wenn ich es mir aber recht überlege, war es eigentlich nicht so schlecht. Wenn er kein Junge wäre... Igitt!< Plötzlich wurde sein Kinn nach oben gedrückt und Daron drückte seine Lippen kurz auf Rayos. Der riss perplex die Augen auf. "Gute Nacht... Wenn deine Schwester auch so köstlich ist wie du, wird es mir ein vergnügen sein, sie zu ehelichen!" >Ich könnte heulen!!! Meine arme Schwester!< "Nacht... Und meine Schwester wirst du nicht kriegen!" Er drehte sich weg, wickelte sich in die Decke und starrte verwirrt und betroffen die Wand an. Das Licht der Kerzen hinter ihm verlosch. Man hörte noch die Decke rascheln und das Bett knarren. Dann wurde es still. Rayo seufzte und griff nach dem Anhänger seiner Mutter, den er immer um den Hals trug. >Verflixt...< Er tastete hektisch, doch seine Hand ergriff kein kühles Metall. >Er ist weg!< Er warf sich herum und wühlte in seinem Oberteil, für den Fall, dass er es beim Ausziehen verloren hatte. Nichts... >Das Kloster! Ich muss ihm beim Schlafen verloren haben! Wieso habe ich das nicht schon früher bemerkt? Ich muss ihn wiederhaben! Gleich morgen reite ich hin! Als Junge kann ich da unmöglich reingehen. Leider ist mein Umhang futsch... Ich muss mir wohl schon wieder was nehmen... Ich werde mir etwas von einem Dienstmädchen leihen. Peinlich! Dummer Prinz!< Mit diesen letzten durcheinanderwirbelnden Gedanken fiel er in einen Erschöpfungsschlaf. Der nächste Morgen brach katastrophal über ihm herein. Er wurde durch eine äußerst unbequeme Kopfnuß des Prinzen aus dem Schlaf gerissen. "Hey... lass mich gefälligst in Ruhe!", murmelte er verschlafen und drehte sich weg. Er war fest entschlossen, weiterzuschlafen. "Rayo, du stehst jetzt auf! Die Sonne geht gleich auf!" "Waaas?!", fuhr Rayo hoch. "Dann ist es ja noch Nacht!" "Gar nicht!", maulte Daron und zerrte ihn auf die Füße. "Ich muss jetzt kurz weg, morgendliches Schwerttraining!" "Und was habe ich damit zu tun...?" "Du hättest dich sonst gefragt, wo ich bin..." Daron strich mit der Fußspitze über den Teppich. "Ich schlafe noch mindestens die nächsten drei Stunden, also geh ruhig..." Der Prinz zuckte nur die Achseln und verließ das Zimmer. Leider war Rayo jetzt wach und würde auf keinen Fall mehr einschlafen können. Was war nur gestern in den Prinzen gefahren? >Bah, widerlich! Ich habe einen Jungen geküsst... Nein, warte mal! Ein Junge hat mich geküsst! Das zählt nicht!< =>Es hätte nicht gezählt, wenn du den Kuss nicht mit Genuß erwidert hättest!" >Ich habe es nicht genossen!!!< =>Nicht? Ich schon...< >Halt die Klappe! Ich bin nicht du!< =>Ich fürchte aber schon< >Nein, nein, nein, nein, nein! Ich - habe - es - nicht - genossen!!!< =>Ist gut, wenn du meinst...< >Ja, meine ich!< Rayo zog sich das Oberteil wieder über und verließ schnell das Zimmer. Er lief den Gang hinab. >Ein Dienstmädchen fragen werde ich sicher nicht! Ich leihe mir einfach so was aus...< Er öffnete eine Tür und fand sich in einem leeren Zimmer wieder. Leider keine Spur von Mädchenklamotten! Er trat zurück auf den Gang und schob die Tür zum nächsten Zimmer auf. Niemand war hier, aber es sah schon eher nach einem Mädchenzimmer aus. Ein Schminktisch mit vielen Parfümflaschen stand in der einen Ecke. Dahinter ein großer Spiegel. Rayo trat an den großen Kleiderschrank und riss willkürlich etwas heraus, das nach Mädchen aussah. Er wollte sich nicht länger hier aufhalten als nötig und verließ den Raum wieder. Die Klamotten schnürte er zu einem Bündel zusammen und klemmte sie sich unter den Arm. Gut, dass er sich den Weg zum Ausgang gemerkt hatte. So kam er recht rasch zum Stall, begegnete zwischendurch nur wenigen Leuten. Daron war wohl echt ein Frühaufsteher, selbst für die Dienstboten des Schlosses. Er betrat den Stall und ging zu der Box seines Haflingers herüber. Der schnaubte leise und steckte den Kopf durch den Spalt des Tors. Er knabberte leicht an Rayos Ärmel und rieb seine Nase an seiner Hand. "Hey, du...", grüßte er im Flüsterton. "Ich werde wohl jetzt nicht mit dir ausreiten... Darons Pferd ist schneller und ich bin sicher, er wird versuchen, mir zu folgen. Aber ich komme gleich wieder." Er wandte sich von dem Pferd ab und suchte einen Stallburschen. Den fand er schlafend auf einem Holzbalken vor. "Hallo! Entschuldigen Sie!", rief er zu ihm herauf. Der Junge schrak aus dem Schlaf hoch und blickte verwirrt zu ihm herunter. "Oh, Verzeihen Sie, Sir!" Er sprang herab und sah ihn erwartungsvoll an. "Sie wollen ausreiten?" "Ja und zwar mit Prinz Darons schwarzem Hengst. Er hat sich einverstanden erklärt, keine Sorge!" Der Junge schaute kurz misstrauisch und nickte dann. >Lügen kann man wohl doch lernen.< Rayo ließ sich das Pferd satteln. Er hätte es selbst machen können, aber der Stallbursche bestand darauf, es für ihn zu tun. Also bedankte er sich bei dem Jungen und verließ mit dem Pferd am Strick den Stall. "Sagen Sie dem Prinzen, wenn er nach mir fragt, ich komme später wieder!" Er sprang auf den Rücken des schwarzen Hengstes, klopfte ihm kurz beruhigend auf den Hals und nahm dann die Zügel. Er trieb das Pferd an, war trotzdem noch vorsichtig, da er es nicht kannte. Der Hengst erwies sich als sehr temperamentvoll und lauffreudig. Dass er schnell war, wusste Rayo bereits. Doch ein Problem tat sich an dieser Stelle vor ihm auf: Er wusste nicht, wohin er reiten sollte, da er die meiste Zeit ihres Ritts bewusstlos gewesen war. >Mist, und jetzt? So finde ich das Kloster nie! Wenn ich doch wenigstens wüsste, wie die Stadt heißt...< Er traf auf einen Bauernhof und ritt auf das Hauptgebäude zu. Dann musste er eben fragen, was war schon dabei? Plötzlich blitzte es vor ihm auf und ehe er sich versah, drückte jemand ein Messer an seine Kehle. Rayo brach der Angstschweiß aus. >Waaah! Ich werde sterben!!< "Wer bist du?", fragte eine helle Stimme hinter ihm. "Und was willst du hier?" "Ich wollte...", Rayo schluckte panisch. "Ich wollte nur fragen, wo die nächste Stadt liegt..." Eine Hand tastete über seine Hüfte. "Du trägst keine Waffe bei dir...?", fragte die Stimme überrascht. "Was ist in dem Bündel da?" "K-kleidung...", stotterte Rayo zitternd. Das Messer verschwand und endlich konnte er sich herumdrehen und das Mädchen mustern, das auf einer weißen Stute saß und das Messer noch immer misstrauisch auf ihn gerichtet hielt. "Wie konntest du dich mit deinem Pferd so einfach von hinten an mich heranschleichen?!", fragte Rayo zittrig. "Mein Pferd ist leiser als ein Wiesel und schneller als eine Antilope!", prahlte das Mädchen mit finsterem Gesicht. "Aha..." Rayo ging mit dem Hengst etwas auf Abstand und musterte seine Kontrahentin prüfend. "Und kannst du mir sagen wo die nächste Stadt liegt?" "Ich wollte gerade in die Stadt, also kannst du mir ja einfach folgen. Dein Pferd sieht so aus, als könnte es sogar mit meiner Tamira mithalten." Ihr Blick glitt bewundernd über den Leib des schwarzen Prachtexemplars. "Den hast du sicher geklaut, nicht?" "Nein, nur geliehen...", gab Rayo grinsend zurück. "Ist nicht meiner!" Zum ersten Mal, seit er sie gesehen hatte, wurden die Züge des Mädchens etwas lockerer. Ihr Misstrauen schien zu schwinden. Das Messer verschwand in einem Oberschenkelgürtel. "Und du bist?", fragte Rayo. "Kira!", sagte das blonde Mädchen. "Nenn mich einfach Kira, mehr musst du nicht wissen." "Dann sag du einfach Rayo zu mir." "Gut, Rayo. Dann zeig mal, was dein Hengst drauf hat!" Sie preschte ohne Vorwarnung los. Die weiße Stute war schneller, als sie aussah. Bedeutend schneller. Rayo trieb den schwarzen Hengst zu Höchstleistungen an und hatte selbst dann Schwierigkeiten, sie einzuholen. Als er wieder auf einer Höhe mit ihr war, lächelte sie zu ihm herüber. "Gar nicht schlecht! Dafür, dass er nur geliehen ist, kannst du gut mit ihm umgehen!" "Danke! Du bist auch eine echt gute Reiterin!" Die blauen Augen der Blonden leuchteten kurz auf, dann wandte sie sich wieder dem Weg zu. Sie ritten über eine Ebene mit trockenen Sträuchern und Gräsern. Hier brannte die aufgehende Sonne direkt auf sie nieder, keine Bäume spendeten Schatten. "Ist es sehr weit bis zur Stadt?", fragte Rayo, als sie im leichten Trab nebeneinander her ritten. "Und woher weißt du, in welche Richtung wir müssen, wo doch alles gleich aussieht?" "Ja, wir werden noch eine ganze Weile brauchen! Und die Richtung weiß ich durch den Sonnenstand... Hast du eigentlich gar keine Ahnung?" "Hä? Worüber?" >Scheiße, ich fühl mich richtig blöd...< =>War auch ein dummer Kommentar!< >Klappe, du hast doch auch keinen Schimmer...< =>Natür...< Kiras helles Lachen hinderte seine innere Stimme am Weitersprechen. "Du reist mit einem kleinen Bündel Kleidung, ohne Nahrung und jegliches Wissen über deine Umgebung durch das Land? So hast du nicht die geringste Überlebenschance, Kleiner!" "Ich weiß schon, was ich tue!", grummelte Rayo missmutig. "Scheint mir aber nicht so! Du hast keinerlei Orientierung, kein Essen, keine Decke zum Schlafen und nicht einmal eine Waffe, um dich zu verteidigen!" Wieder lachte sie verächtlich. Rayo kochte vor Wut. Er würde ihr gerne seine Meinung sagen, aber von ihrem Standpunkt gesehen, hatte sie nicht ganz unrecht. "Stimmt schon.", gab er also einsichtig zu. "Deshalb brauchst du dich aber nicht über mich lustig zu machen, ich habe schon meine Gründe..." "Ach, Gründe? Weißt du eigentlich wie viele Diebe und Räuber es hier gibt? Dein Pferd ist es denen wert, dich zu töten." Ihr Blick war ernst und kein Spott glänzte mehr in ihren schönen blauen Augen. "Für dich ist es aber auch nicht gerade ungefährlich, alleine in die Stadt zu gehen!" Er deutete auf ihren schlanken Körper. "Du bist es ihnen auch wert, dich zu vergewaltigen!" Sie wurde bis unter die Haarwurzeln rot und verbarg ihr Gesicht in den Händen. "Flegel!", fauchte sie. "Über so etwas redet man nicht in der Anwesenheit einer Dame!" Sie lugte beschämt zwischen den Fingern hindurch. Rayo war verwirrt. >Was ist an diesem Thema jetzt so schlimm?< "Warum?", fragte er also kleinlaut. "Du hast echt gar keine Manieren! Schlechte Kinderstube, was?!" Sie nahm die Hände von ihren Augen und warf ihm einen empörten Blick zu. "Ich habe keine Ahnung von sowas, also lass mich damit in Ruhe! Was in der Ehe passiert, erfährt eine Frau erst, wenn sie heiratet!" "Echt?", keuchte Rayo. "Ist ja dämlich..." >Wieder so eine Sitte...< // Anm. der Autorin: Für alle, die es nicht wissen Früher wussten Frauen wirklich nicht, was im Ehebett gemacht wird. Entsprechend groß war die Angst vorher. Sex vor der Ehe gab es sowieso nicht, zumindest nicht offiziell und in guten Kreisen. Es galt als Verstoß gegen die guten Sitten. Besonders in der feinen Gesellschaft gab man sich nicht mit solchen Leuten ab und wollte auf gar keinen Fall mit jemanden gesehen werden, der einen schlechten Ruf hatte. Eine Frau wusste eigentlich gar nichts über Männer. Auch nicht wie man küsst, oder was ein Mann so in der Hose hat ^^ Die Frauen waren total unerfahren und auch Mütter erzählten ihren Töchtern nichts. Muss schrecklich gewesen sein... Das erklärt jetzt hoffentlich für alle, die es nicht wussten, Kiras Reaktion. Niemand redet über sowas und deshalb ist es ihr peinlich, dass Rayo es tut... Also, weiter im Text \\ "Dämlich? Du redest echt nur Müll! Was bist du bloß für einer?" "Und du darfst echt alleine so weit reiten?", lenkte Rayo verlegen lächelnd ab. "Mein Vater hat mich vom Haus aus beobachtet. Ich darf nicht alleine weg, aber ich habe doch eine Begleitung, oder? Er wird mich nachher noch löchern mit Fragen über dich. Ich hatte mich schon geärgert, weil keiner Zeit für mich hatte..." =>Deshalb hat das Mädchen so schnell klein bei gegeben... Hab ich's doch geahnt!< >Tja, so ist es eben... Wenigstens komm ich jetzt in die Stadt!< => Du sagst es... Eine Hand wäscht die andere!< "Aber ich kann dich nicht beschützen!", erklärte Rayo. "Wie du schon betont hast, ich habe keine Waffe und kräftig bin ich dazu auch noch nicht einmal!" "Du bist ja auch gebaut wie ein Mädchen!", lästerte Kira. >Wie ein Mädchen... Argh!< => Wie sagte Daron nicht gleich? Durch und durch ein Mädchen...< >Nein!!!< "Klappe!", brüllte Rayo. "Wie ich gebaut bin, geht dich nichts an! Dann bin ich eben klein und schmächtig!" "Beruhige dich!", lächelte Kira. "Größer als ich bist du doch sicher..." >Der Prinz verfolgt mich selbst bis hierher! Hat man denn nie seine Ruhe?< In den folgenden Stunden erfuhr Rayo von dem, wie er mitbekommen hatte, ebenfalls sechzehnjährigen Mädchen Kira, einiges über ihr Leben. Ihr Vater war einfacher Bauer, der es liebte, Bücher zu sammeln. Ihre Mutter machte den Haushalt. Sie erzählte ihm von ihrem Stall, der wie sie ihm flüsternd berichtete, klasse Pferde züchtete. Rayo wunderte sich, dass selbst das Thema Pferdezucht zu dem Bereich zählte, der für Frauen Tabu war und über das man in ihrer Anwesenheit nicht sprach. Sie schämte sich eindeutig, darüber geredet zu haben. Was sollte dieser fremde junge Mann jetzt von ihr denken? Rayo hätte sie liebend gern beruhigt, aber er traute sich nicht, noch weiter über diese Sache zu reden. Durfte man hier eigentlich gar nicht frei seine Meinung sagen? Dann endlich waren sie da. Die Reise hierher hatte länger gedauert, als er gedacht hatte, aber es war erst gegen Mittag, da sie ja in aller Herrgottsfrühe losgeritten waren. Sie stiegen am Stadttor von den Pferden. Tatsächlich war Rayo ein kleines Stück größer als Kira. Aber auch nur ein kleines. Und hier würden sich also ihre Wege trennen. "Danke, dass du mir den Weg gezeigt hast!", lächelte Rayo, erleichtert, endlich am Ziel zu sein. Dann fiel ihm spontan etwas ein. Er musst ja noch einen Weg zurück in seine Welt finden! "Gibt es hier eigentlich sowas wie Hexen, Magier, oder Wahrsager?" "Was?!" Entsetzt starrte das Mädchen ihn an. "Hexen?" >Oh, nein... Da war ja was mit Hexenverbrennung, oder...?< "Ich meine, damit ich weiß, ob ich mich vorsehen muss. Ich kenne mich hier doch nicht aus..." "Hexen sind gefährlich und..." Ihr Blick wurde düster. "...werden verbrannt, ich weiß..." "Verbrannt?", fragte Kira überrascht. "Wo gibt es denn sowas? In den Sagen über Hexen wurde noch nie eine verbrannt... soweit ich weiß..." "Sagen?" >Ich glaube, ich habe doch keine Ahnung! War das eine falsche Episode?< "Ja, Sagen..." Sie lachte. "Ach, so!" Rayo kratzte sich peinlich berührt am Hinterkopf. "Die Sagen!" "Du bist total durchgeknallt...", grinste Kira. "Hexen gibt es nicht, Trottelchen! Ich habe dich reingelegt!" Rayo würde sich in Zukunft wohl erkundigen müssen, bevor er redete. "Ich muss jetzt aber weg! Danke noch mal...", murmelte er und verbeugte sich leicht. >Lieber schnell zum Kloster und...< "Du willst eine arme schwache Frau allein in die Stadt gehen lassen? Wo steckt eigentlich der Gentleman in dir?" Wehleidig blickte sie ihn aus flehenden Augen an. "Ich habe aber wirklich keine Zeit..." "Aber ich kann doch nicht..." "Ich kann dir sowieso nicht helfen..." "Ich... ich..." Tränen glänzten in ihren blauen Augen und sie schickte ihm noch einen Rehblick. "Gut, gut!", gab Rayo trotzig nach. "Ich komme ja mit! Ich kann aber für nichts garantieren!" Strahlend hakte sie sich bei ihm ein und zerrte ihn durch das Tor in die Stadt. An ihrer freien Hand führte sie die Stute und Rayo hatte Probleme den Hengst, der die Menschenmassen nicht gewohnt war, ebenfalls mit einer Hand durch das Gedränge zu lotsen. "Frischer Fisch!", rief ein Händler links von ihm. "Kaufen Sie! Heute besonders günstig!" "Oh, Fisch brauche ich!", rief Kira. "Sieh mal, Rayo!" "Der sieht aber gar nicht gut aus..." "Hey, mein Fisch ist frisch!", meckerte der Verkäufer. "Ist er nicht! Ich kenne mich da ein wenig aus!" Rayo ging weiter. Diesmal zog er Kira mit sich. "Du kennst dich da wirklich aus?", fragte Kira verwirrt. "Du bist ein Mann!" "Ja, und?", fauchte Rayo. "Ich bin nicht so wie andere Typen, merk dir das!" Kira quietschte plötzlich vergnügt auf und riss ihn mit sich zu einem anderen Stand. "Guck mal!" Sie deutete auf das silberne Armband auf der Theke des Schmuckhändlers. "Das ist schön!" Wieder schenkte sie ihm einen bettelnden Rehblick. "Kauf es mir... Bitte!" "Nein!", rief Rayo empört aus. "Bist du in die Stadt gegangen, um dich durchzuschnorren?" "Ne, aber ich kann mir das Armband nicht leisten. Ich brauch mein Geld für Essen. Du könntest mir aber doch sicher... Bitte..." "Guck mich nicht so an! Das ist unfair!", wehrte er sich vergeblich. => Du hast ein zu weiches Herz! Sie wird dich bis auf die Knochen auslaugen...< >Du hast recht!< "Och, komm schon..." "Kommt nicht in Frage!" "Hast du nicht genug Geld...? Na, dann lass es!" Rayo nickte und schwieg. Als er weitergehen wollte, hielt sie ihn zurück. "Fühlst du dich in deinem Stolz gar nicht verletzt?", fragte sie grimmig. "Jeder andere Kerl hätte sich beweisen wollen!" "Ich bin nicht jeder andere Kerl, Kira!", murrte Rayo. "Du bist gemein!", jammerte sie weinerlich. =>Achtung, Junge! Sie greift zu ihrer letzten und gefährlichsten Waffe!< >Bitte, keine Tränen!!!< "Ich kaufe es dir!" Rayo holte seufzend Darons Beutel hervor und bezahlte dem grinsenden Händler die fünfzig Silberlinge für das Armband. Der Mann packte das gute Stück in eine Papiertüte und drückte es ihm in die Hand. "Da ist jeder machtlos!", lächelte er verständnisinnig. "Pass gut auf deine kleine Freundin auf!" Rayo grummelte nur ein "Wiedersehen" und ließ sich genervt von Kira zum nächsten Stand ziehen. Zum Glück kaufte sie hier nur Obst und Gemüse. Darauf am folgenden Stand Fleisch und an einem anderen Fisch, bei dem sie Rayo um Rat fragte. "Ist der auch wirklich gut, Rayo?" "Der ist in Ordnung, habe ich doch schon gesagt! Du solltest aber jetzt zurückreiten, sonst wird das Zeug schlecht!" "Oh, gut! Aber vorher gehen wir noch was essen, ja?" "Von mir aus..." "Du lädst mich ja ein, nicht wahr? Danke!" >Diese... ich glaube es nicht!< =>Sie nutzt dich aus!< >Ach, nein! Das habe ich noch gar nicht bemerkt!< Sie banden die Pferde draussen an und traten in eine kleine Gaststube. Dort setzten sich an einen Tisch in einer abgelegeneren Ecke. Kira blickte Rayo, der ihr gegenüber saß, lächelnd an. "Dass du mir das Armband gekauft hast, fand ich wirklich lieb von dir!" Rayo holte die Tüte hervor und öffnete sie. Kira betrachtete mit leuchtenden Augen den schimmernden Gegenstand. "Legst du es mir an?", fragte sie errötend. "Na, klar!" Rayo streifte ihr das Armband über die Hand. "Es steht dir gut!" Kira errötete noch mehr und sah schüchtern zu ihm herüber. "Danke..." "Keine Ursache." Rayo wusste die Währung dieses Landes nicht einzuschätzen, also war ihm der Preis recht egal gewesen. Hauptsache sie hörte auf zu nerven. "Ich weiß, ich habe dich ziemlich ausgenutzt... Das war nicht nett von mir..." Kira senkte den Blick auf das Holz des Tisches und strich die Rillen leicht mit den Fingern nach. "Ich bin echt blöd..." "Bist du nicht...", sagte Rayo leise. "Nur etwas unverschämt!" "Waaas?!", fuhr Kira auf. Einige Leute drehten sich zu ihnen um. "Was fällt dir ein, mich so zu beleidigen!" "Was wollen Sie bestellen?", fragte plötzlich ein Kellner vorsichtig. "Ach, ja!!! Ich möchte bitte einmal das Tagesmenü mit Getränk und eine große Portion Fleischauflauf! Dazu die Nachspeise und..." "...für mich bitte nichts." "Du willst nichts?", fragte Kira verwundert. "Nein, dein Essen reicht sicher für zwei!" "Gemeinheit! Ich esse doch nicht mit dir von einem Teller! Ist ja ekelig!" "Du musst ja nichts essen!" Kira verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust und lehnte sich zurück. >Frauen sind so schwierig...< Rayo begnügte sich mit dem Schweigen und stützte die sein Kinn auf seine Hände. Wenig später kam das köstliche Mahl. Zuerst weigerte Kira sich strikt, mitzuessen, aber ihr Hunger siegte über ihre Wut und sie schlug herzhaft zu. "Einfach lecker!", kommentierte Rayo. "Das Essen hier ist wirklich nicht schlecht! Fast so gut wie zu Hause!" "Du hast also auch ein Zuhause...", bemerkte Kira ironisch. "Bisher habe nur ich von mir erzählt! Von dir weiß ich nichts!" "Ich möchte auch nichts von mir erzählen. Sonst hätte ich es sicher schon getan." Rayo lächelte geheimnisvoll. "Und da das Essen jetzt vertilgt ist, werde ich mich wieder auf den Weg machen! Allein!" Er bezahlte dem Kellner die verlangten 20 Silberlinge und stand auf. "Ich komme noch mit zum Ausgang der Stadt...", sagte Kira mit neugierigem Blick. "Darf man wenigstens erfahren, wo du jetzt hinwillst?" "Tut mir leid, da muss ich passen!" Die alte Verlegenheit blitzte wieder an die Oberfläche und zeigte sich in einer unsicheren Geste mit der Hand zum Hinterkopf. "Du bist echt ein komischer Typ!" Kiras Blick nahm wieder etwas von ihrer vorherigen Überlegenheit an, da sie durch Rayos Unsicherheit neuen Mut gewann. "Und wie soll ich allein nach Hause kommen?" "Ich bin nicht dein Schutzengel!", beschwerte sich der Schwarzhaarige. Er war wieder eindeutig in der Defensive. "Und wenn mir was passiert?", schniefte Kira. "Dann bist du Schuld, weil du mich nicht beschützt hast!" "Ich muss aber noch was erledigen..." "Was denn?" "Es geht um einen Anhänger meiner Mutter, den ich holen muss... und zwar aus dem Kloster..." =>Bist du blöd?! Warum erzählst du ihr das?!< >Ich kann ihr nichts abschlagen...< =>Du bist doof!< >Schön, das weiß ich auch!< "Aus dem Kloster?", kreischte Kira. "Pssst!", machte Rayo erschrocken und zog das Mädchen schnell von ihrem Platz aus dem Laden. Sie schaffte es gerade noch, ihre Einkäufe mitzunehmen. "Erzähl weiter!", sagte sie aufgeregt, als sie bei den Pferden ankamen und Rayo den schwarzen Hengst losband. "Ganz einfach, ich habe einen Anhänger dort verloren, als ich mich im Kloster als Mädchen versteckt habe. Und den muss ich zurückholen. Als Mädchen!" Kira schüttelte fassungslos und mit glühenden Wangen den Kopf. "In einem Kloster, Rayo!", schimpfte sie. "Wenn ich nicht wüsste, dass du ein guter Mensch bist... also, nein!" "Ich musste mich da nur verstecken!", rechtfertigte Rayo sich. "Weil ich keinen Schlafplatz hatte!" "Ich glaube dir ja!", lachte Kira. "Die Sache ist einfach zu komisch! Deshalb treibst du dich hier also rum! Ich werde dir helfen und mit dir ins Kloster gehen! Das muss ich sehen! Dich als Mädchen!" "Das ist nicht komisch!" Sie verließen die Stadt nun endgültig und ritten in den nahen Wald beim Kloster, mit dem Rayo schon bittere Erfahrungen gemacht hatte. "Pass auf, Rayo!", warnte Kira. "Da ist ein Abgrund, den man erst gar nicht bemerkt, wenn man durch den Wald reitet." "Ich weiß...", knurrte der Junge. >Der Prinz hätte mich wirklich liegenlassen können...< Sie blieben stehen und Rayo stieg vom Pferd. "Verstecken wir hier die Pferde?", fragte das Mädchen. "Unter anderem.", bestätigte Rayo. "Ich geh mich eben dort drüben umziehen. Ich muss ja als Mädchen hin..." "Deshalb das Kleidungsbündel!", rief Kira aus. "Na, dann beeil dich!" Rayo packte sich besagtes Bündel und verschwand zwischen den Bäumen. Dort rollte er es aus und fand ein züchtiges Kleid mit hohem Verschluss. Genau das, was er brauchte! Er zog sich bis auf die Unterwäsche aus und streifte das Kleid über. >Es passt perfekt... Wie peinlich...< Der seidene Stoff legte sich locker um seinen Körper, wäre er ein Mädchen, würde es ihm gefallen. Nur etwas für den Oberkörper brauchte er noch... Ja, da war ein passender Umhang gegen die kühle Luft. Ein empfindliches Fräulein durfte sich ja schließlich nicht erkälten... Rayo trat zurück zu den Pferden und Kira aus den Büschen. Kira bekam einen ausgewachsenen Lachanfall. "Du siehst ja wirklich wie ein Mädchen aus! Genial!" "Hör auf zu lachen!", schrie Rayo. "Ich finde das ätzend." "Ja, ja!", grinste Kira. "Guck nicht so undamenhaft!" "Kira... Mach mich nicht wütend!" "Tut mir leid, aber ich habe noch nie einen Mann in Frauenkleidern gesehen. Du kannst wirklich jeden damit täuschen. Du bist zu feminin." "Das weiß ich selbst!", murrte Rayo vor sich hin. "Ich finde das widerlich!" "Stimmt gar nicht, ich finde das wirklich süß!" "Ich möchte aber nicht >süß< sein!" "Bist du aber!" Kira hakte sich wieder unter und zog den Jungen aus dem kleinen Wald heraus über die Lichtung zum Kloster. "Und dort sollen wir rein?" "Ja..." Er trat nahe an die Tür heran und klopfte kräftig gegen das Holz. "Wie soll ich dich überhaupt nennen, Rayo?" "Sag..." Die Tür öffnete sich einen Spalt und eine Nonne mit tiefen Ringen unter den Augen lugte hervor. "Schwester Thera?", fragte Rayo mit seiner verstellten Stimme und musterte die Frau besorgt. Kiras Lachen hinter ihm überhörte er einfach. "Miss Raya!" Thera öffnete erfreut die Tür, aber ihre Stimme blieb leise. "Die Mutter ist gestern Nacht verstorben, wir haben die ganze Nacht hindurch an ihrem Sterbebett gewacht. Jetzt kommen Sie aber erst einmal herein, Miss. Sie haben Begleitung?" "Ja, das ist eine gute Freundin von mir. Miss Kira!" "Ihre Freunde sind auch unsere Freunde!" Ein gutmütiges Lächeln zierte das Gesicht der alten Frau. Sie betraten das Kloster und folgten Schwester Thera in den Empfangssaal. "Ich weiß schon, weshalb Sie gekommen sind." Sie öffnete ein kleines Kästchen und zog den Anhänger hervor, der Schuld an Rayos Reise war. "Er ist ein schönes Stück! Besonders der Stein, der in ihn hineingearbeitet ist. Je nach dem, wie die Sonne drauffällt, ändert er seine Farbe. Wunderschön!" "Ja, das ist er!", freute Rayo sich. "Der lange Ritt war also nicht umsonst!" "Bitte sehr." Thera gab ihm den Anhänger, den er sich schnell um den Hals band. "Bäh...", flüsterte Kira ihm ins Ohr. "Eine Junge, der Schmuck trägt. Du bist wirklich wie ein Mädchen..." >Warum muss eigentlich immer jeder betonen, dass ich wie ein Mädchen aussehe oder benehme... das macht mich wahnsinnig!< "Nicht sauer sein...", lachte Kira mit unschuldigem Augenaufschlag. "Miss Raya, Miss Kira?" Schwester Thera deutete auf einen Tisch, an dem duftendes Essen stand. "Wollen Sie nicht noch was essen und mir dabei erzählen, was alles so passiert ist, nachdem der Prinz Sie, Miss Raya, verfolgt hat?" "Ne...", begann Rayo. "Aber natürlich!" Kira lächelte das Essen entzückt an und setzte sich sogleich. "Du hast gar keine Manieren.", tadelte Rayo sie. "Und du hast gemeint, ich hätte keine..." "Hast du ja auch nicht, Raya-Schätzchen..." "Du bist hier im Kloster, also benimm dich!" "Miss Raya, Sie haben sich kein bisschen verändert!", lachte Thera und setzte sich zu ihnen an den Tisch. "Essen Sie soviel Sie wollen, Miss Kira!" "Danke!" "Und nun, Miss Raya? Was war mit dem Prinzen und ihrem Verlobten?" Kira hustete und klopfte sich auf die Brust. "Der Prinz hat mich natürlich nicht gefunden und ich konnte heil nach Hause zurückkehren.", log Rayo mit flauem Gefühl im Bauch. Daron anzulügen war etwas anderes, als Thera etwas vorspielen zu müssen. Es stimmte zwar, dass er ihr von Anfang an nicht die Wahrheit gesagt hatte, aber es fiel ihm schwerer als bei dem idiotischen Prinzen. "Er hat Sie nicht gefunden?", staunte Schwester Thera. "Wie sind Sie ihm entkommen, Kindchen?" Kira grinste. Sie konnte sich wohl schon denken, wie. "Er wusste ja nicht, wo ich lebe und das ist sehr weit weg von hier. Soweit ist er wohl nicht geritten." "Er machte einen sehr entschlossenen Eindruck auf mich.", sinnierte Thera. "Er hat Sie also nicht weiter belästigt? Mir kam nämlich zu Ohren, er würde Sie im ganzen Land suchen. Hier im Kloster war ein Bote von ihm und hat sich nach Ihnen erkundigt. Wenn Sie auftauchen, soll ich das sofort melden..." "Schwester?", fragte Rayo erschrocken. "Keine Sorge!", lächelte die Nonne. "Sie sind doch verlobt. Es ist meine heilige Pflicht, die Verlobung zu schützen. Ich werde Sie nicht verraten." "Ich danke Ihnen!" "Du musst mir nicht danken, es ist mir eine Ehre..." "Ich danke Ihnen trotzdem. Allerdings können wir nicht länger bleiben. Die Heimreise steht an und man wartet sicher schon auf uns!" "Gut, Gott möge euch schützen. Ich begleite euch noch zur Tür." Gesagt, getan. Die alte Nonne brachte sie zur Tür und sah den beiden belustigt nach. Miss Raya war wirklich sonderbar mit ihrem fast schulterlangen Haar und den zu großen Händen. Sie würde den kleinen Wildfang wirklich zu gerne unter ihre Fittiche nehmen, aber sie wusste, das Mädchen würde sich nicht für ein Kloster begeistern lassen. Jedenfalls würde sie ihren Schützling weiter beobachten und Raya zur Seite stehen, wenn sie Hilfe brauchte. "Das musst du mir jetzt genauer erklären!" Kaum, dass sie den Wald betreten hatten, verstellte Kira Rayo den Weg und fuchtelte aufgeregt mit den Armen herum. "Du kennst Prinz Daron Troya? Und wieso hat er dich verfolgt? War es das Pferd? Hast du es ihm doch geklaut?" "Quatsch!" Wütend stemmte Rayo die Hände in die Hüften. "Der Prinz wollte meine Schwester heiraten! Dieser verdammte... Dabei ist sie verlobt! Ich werde sie beschützen!" =>Idiot!< "Deine Schwester?", fragte Kira verwirrt. "Raya!", antwortete Rayo aufgebracht, stockte dann jedoch. "M-mich... meine ich..." "Er wollte dich heiraten?!", keuchte Kira. "Aber du bist ein Junge..." "Guck mich doch an! Sehe ich in den Klamotten aus wie ein Junge?" "Also...", überlegte die Blonde. "Wenn du so guckst wie jetzt, dann nicht!" "In dem Moment dachten aber alle, ich wäre ein Mädchen, weil ich mich auch so benehmen musste, um nicht aufzufliegen! Als der Prinz mir dann diesen ätzenden Antrag gemacht hat, habe ich ihm erzählt, ich wäre verlobt. Er sollte mich bloß in Ruhe lassen!" "Und?" Interessiert beugte Kira sich zu ihm vor. "Es war ihm egal!", brauste der Schwarzhaarige auf. Das Mädchen brach in schallendes Gelächter aus und klopfte ihm mitleidig auf die rechte Schulter. "Und dann bist du weggelaufen, nicht wahr?", lachte sie. "Und hast dir dabei seinen schönen Hengst >geliehenAuf Leben und Tod?!< Rayo ließ seinen Blick von dem Muskelprotz zu Daron und wieder zurück gleiten. "Boss!", riefen die beiden anderen Männer ebenfalls entsetzt und unsicher. "Lass das!" Der Angesprochene warf seinen Leuten nur einen bösen Blick zu und wandte sich dann wieder an Daron. Der spuckte nur verächtlich aus. "Es ist deine Sache, wenn du sterben willst!", murmelte der Prinz. "Die Klinge von Baldo hat dein Blut geschmeckt und wartet ungeduldig auf mehr!" Wie zum Beweis hob er das Schwert in seinen Händen, dessen blutige Spitze im Sonnenlicht dumpf leuchtete. Jede seiner Bewegungen zeugte von jahrelangem harten Training. Er wusste genau, was er tat und dieser Angeber würde nicht die geringste Chance gegen ihn haben. Schweren Herzens trat Rayo in die Büsche und zog Kira, die noch zu erschrocken war, um zu protestieren, zu den Pferden, die in der Nähe standen. Schweigend deutete er ihr, die weiße Stute Tamira zu besteigen, riss sich das Kleid herunter und zog seine eigene Kleidung wieder an. Den Rest schnürte er zu einem Bündel und band es an den Sattel des schwarzen Hengstes, der schnaubend den Kopf zu ihm umwandte. Rayo warf ihm einen kurzen Blick zu und schwang sich auf seinen Rücken. "Lass uns von hier verschwinden!", flüsterte er dem blonden Mädchen zu. "Der Prinz schafft das schon!" Kira sah ihn zweifelnd an und trieb ihre Stute an. Im scharfen Galopp verließen sie den Wald und lenkten ihre Pferde in stillem Einverständnis in Richtung des Bauernhofes, den Kira mit ihren Eltern bewohnte. To be continued... So, das war der vierte Teil. Sorry, dass es so lange gedauert hat, aber zwischendurch bin ich auch mit anderen Projekten beschäftigt, die meine Aufmerksamkeit verlangen. Außerdem hatte ich extremen Klausurenstress, was ja jetzt endlich so gut wie vorüber ist! Jetzt werde ich wohl mehr zum Schreiben kommen. Das heißt, wenn mein Vater mich nicht davon abhält mit Sprüchen wie >Lern mal für die Schule!<, oder sowas ähnliches. Das kennt jeder, nicht wahr? Der ewige Konflikt mit den Eltern! Nie sind sie zufrieden mit einem! Na, ja! Was soll's! ^^ Ich hoffe es hat euch gefallen! Daron kam im letzten Teil dieses Parts sehr wenig vor, aber der Anfang reicht sicherlich als Entschädigung, ne?! *ggg* Die Kussszene konnte ich einfach nicht weglassen... Amy sagt, ich könnte es so stehen lassen, weil Daron ja aus dem Motiv heraus Rayo küsst, ihn zu >probieren<, um zu sehen wie Raya küsst. Fadenscheinig, ich weiß, aber ich wollte das unbedingt da reinbringen - vor allem, weil es für Rayo so unerwartet kommt. Der zweite Kuss direkt danach hätte nicht sein müssen. Gutenachkuss ^^. Ich wollte aber ausdrücken, dass Daron seine Finger einfach nicht von dem kleinen Rayo lassen kann, auch, wenn er selbst es wahrscheinlich gar nicht mal merkt! Und hiermit widme ich die FF Mistery! @Mistery: Du schreibst mir immer so liebe Kommentare, dafür muss ich mich mal endlich bedanken. Deine ENS hatte ich bekommen, als ich noch nicht wusste wie man die schreibt... gomen, deshalb konnte ich nicht antworten... Deine Ideen sind prima! Ich würde mich freuen, wenn du mir auch weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehst... *liebguck* Ich danke auch allen anderen, denen meine Story gefallen hat und besonders denen, die mir das auch sagen! Mag sein, dass dieser Teil nicht so lustig war wie die vorigen, aber die ernstere Episode musste mal sein! Ich wollte den Kuss der beiden nicht veralbern! Ausserdem sollte Kira nicht in ein falsches Licht gerückt werden! Rayos Reise wird weitergehen!!! Ciao Tara Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)