I didn't hear you leave von abgemeldet ================================================================================ How it feels ------------ Langsam, bewusst langsam, ging ich durch den Wald. Ich konzentrierte mich auf jeden einzelnen Schritt. Jeder Schritt, der mich ihm näher bringen würde. Ich blickte in den Himmel und sah eine sternenklare Nacht. Mir ging wieder die Unterhaltung durch den Kopf, die ich grade mit Alice geführt hatte. Ich lag in meinem Bett, der Fußboden in meinem Zimmer war übersäht von zahlreichen Tüten, von meinem Einkauf mit Rosalie. Sie hatte vor nichts halt gemacht. Ich lächelte müde und starrte weiter an die Decke. Jetzt war es halb zwei in der Nacht. Wir waren noch ins Kino gegangen, in die Spätvorstellung. Ich dachte nicht, dass Edward immer noch auf mich warte. Sicher hatte er schon aufgegeben. Ich bereute es irgendwie seine Nachricht gelöscht zu haben. Das war unser erster Kontakt gewesen, seit er weggegangen ist. Vielleicht hatte ich zu impulsiv reagiert? Alice trat in mein Zimmer, bahnte sich einen Weg durch die Tüten und legte sich neben mich aufs Bett und starrte ebenfalls die Decke an. Seit der Sache, seit Edward Jake getötet hatte, waren wir noch mehr zusammen gewachsen. „Du willst nicht zu ihm gehen?“ Natürlich wusste sie bescheid. Sie wusste immer bescheid. „Alice“, sagte ich, bemüht ruhig zu bleiben, „Edward hat Jake umgebracht.“ „Du weißt, in meiner Vision habe ich sie kämpfen sehen. Ich kann dir nicht sagen, wer angegriffen hat. Es könnte genauso gut Jake gewesen sein…“ „Wieso hätte Jake das tun sollen?“ Und obwohl mir selbst der eine oder andere Grund eingefallen wäre, ich konnte nicht glauben, dass Jake so was getan hätte. Dazu kannte ich ihn zu gut. „Weißt du“, seufzte Alice, „Wie schnell du doch bereit bist an Jakes Unschuld zu glauben. Du hast ihn doch verlassen. Du hast dich für Edward entschieden-“ „Deshalb wünsche ich ihm noch längst nicht den Tod!“, sagte ich laut und sprang vom Bett auf und sah wütend auf Alice hinab. „Jake war ein guter Vampir-“ „Jake hat Menschen getötet, Bella.“, unterbrach sie mich. „Nach all den Jahren, die ich Edward kenne…Und auch wenn du das nicht hören willst, ich bezweifle, dass er keinen Grund gehabt haben sollte, Jake zu töten.“ Ich schwieg dazu. Wir waren eben unterschiedlicher Meinungen. „Und statt es raus finden zu wollen, redest du nicht mehr mit ihm?“, Alice war jetzt ebenfalls vom Bett aufgestanden und sah mir in die Augen. Sah meine Zweifel. Ich zweifelte an meinen eigenen Taten und Entscheidungen. Ich versuchte mich zu verteidigen, „Es ist nicht so, dass ich nicht mit ihm reden würde, wir sprechen nicht miteinander. Das beruht auf Gegenseitigkeit.“ „Falsch.“, flüsterte Alice, „Er hat sich bei dir gemeldet.“ Ich wusste nicht was ich sagen sollte. „Weißt du, Bella. Letztendlich ist es doch ganz einfach oder? Gehst du zu ihm oder gehst du nicht?“ Und als ich nicht antwortete, fragte sie, „Leugnest du deine Liebe?“ Und ich ging weiter durch den Wald, der See war nicht mehr weit. Es ist nicht so schwer wütend auf ihn zu sein, wenn man ihn nicht sieht. Wenn man keinen Kontakt zu ihm hat. Wenn man nicht mit ihm spricht. Ich hatte Angst, dass ich in seiner Gegenwart nicht standhaft sein könnte. Ich hatte Angst, dass ich schwach war. Doch als ich am See ankam, bestand meine einzige Angst darin, dass er nicht mehr da sein würde. Das ich zu spät kam. „Setz dich.“ Dies war sehr leise gesprochen. Ich brauchte die Person nicht zu sehen, um zu wissen, von wem die Stimme kam. Ich setzte mich hin und dann ließ sich Edward drei Schritte von mir entfernt im Schutz eines Baumes nieder. Er war bleich wie immer, seine Haut war weiß, sein Blick ernst. Er sah wunderbar aus. Er sah mich schweigend an und ich erwiderte seinen Blick und spürte, dass ich aufgehört hatte zu atmen. „Was machst du hier?“, fragte ich ihn, während sich die Gedanken in meinem Kopf überschlugen. Er ließ sich Zeit zu antworten und als er schließlich sprach war er vorsichtig. „Seltsam“, sagte er. „Ich dachte, ich hätte alle Antworten für alles, was du sagen könntest, bereit. Aber jetzt sind sie verschwunden.“ Ich hielt die Hände fest gefaltet, um nicht dem Drang nachzugeben, sie nach ihm auszustrecken. „Wieso wolltest du mich sprechen, Edward?“ Als ich seinen Namen sagte, schnellte sein Kopf nach oben und er sah mich an. Doch er antwortete mir nicht. „Du gehst zur Schule?“ Ich nickte nur, weil ich mir nicht sicher war, ob meine Stimme fest genug sein würde, um ihm antworten zu können. „Ist das nicht zu gefährlich?“, fragte er skeptisch. „Carlisle lässt mich jeden Tag jagen gehen. Ich denke auch wenn ich nicht jeden Tag jagte würde ich es schaffen. Aber ich stelle meine Willenskraft nicht unnötigerweise auf die Probe.“ Sein Blick wanderte durch den Wald. „Ich habe Jake getötet.“ Ich verkrampfte innerlich. „Ich verlange keine Vergebung. Ich weiß nicht wie viel er dir bedeutet hat, aber ich sehe ein, dass es dumm von mir war eure Beziehung nach so vielen Jahren in Frage zu stellen.“ Es gelang mir, ihn nicht zu unterbrechen und ihn zu korrigieren. Es gelang mir, nicht die Hand auszustrecken und ihn zu berühren. „Ich verlange nicht von dir, dass du mir glaubst, aber ich kann nicht… du solltest einfach wissen, was passiert ist. Ja, ich war es, der ihn aufgesucht hat. Und ich sehe ein, dass auch das dumm von mir war. Ich hätte es besser wissen müssen. Wie es ist dich zu verlieren. Ich hätte wissen müssen in welchem Zustand er sich befindet.“ Ich hörte wie er ausatmete und dann schwieg er eine Weile. In Gedanken war ich bei Jake und ich sah ihn vor meinen Augen, in dem Zustand in dem Edward ihn gefunden hat. Ich hätte Edward gerne gebeten aufzuhören. Ich wollte das nicht hören. Aber genauso sehr wie ich wusste, dass er es aussprechen musste, wusste ich, dass ich das hören musste. „Ich habe ihn gefragt, was damals geschehen ist, als er dich gefunden hat… Aber er… ich bezweifle, dass er mich überhaupt gehört hat.“ Edward sah mir wieder ins Gesicht, aber ich hielt seinem Blick nicht stand und starrte den See an. „Wenn du und Alice nicht gekommen wärt… Wenn deine Anwesenheit ihn nicht so sehr abgelenkt hätte…“ Er sprach nicht weiter. Er hatte genug gesagt. Dann stand er auf und blickte in die entgegengesetzte Richtung aus der ich gekommen war. Ich stand ebenfalls auf. Ich streckte die Hand aus und er griff danach. Nun war er es, der meinem Blick auswich. Was mich anging, ich spürte seine Berührung in jeder Faser meines Körpers und musste mich ungeheuer anstrengen, ihn nicht auf der Stelle zu umarmen oder etwas zu sagen, das ihm klar machte, wie angestrengt ich mich beherrschte. Er ließ meine Hand wieder los. Ich wandte mich ab und machte mich auf den Rückweg. Ein Blick nach hinten verriet mir, dass er schon verschwunden war. Ich dachte über das nach, was ich grade erfahren hatte. Jakes und Edwards Kampf ging also um Leben oder Tod. Und Jake hatte verloren. Plötzlich blieb ich stehen, als mir etwas Schreckliches bewusst wurde. Hätte Jake… hätte Jake Edward umgebracht… dann hätte ich ihn getötet. Egal, wie der Kampf zu Ende gegangen wäre… Jake wäre gestorben. So oder so. „Es macht dich nicht besser.“ „Was?“ „Du bist nicht gut. Du bist ein Vampir.“ „Jake, ich hab nicht die leiseste Ahnung wovon du da redest. Also wenn du mich nicht an deinem Gespräch beteiligen möchtest, dann werde ich mir das nicht länger anhören.“, sagte ich und wollte grade aus der Tür gehen. „Du weißt was ich meine! Du glaubst du bist nicht schlecht? Nicht böse? Bitte. Aber du solltest wissen, dass du auch nicht gut bist!“, rief er mir hinterher. Ich war in der Tür stehen geblieben, um mir seine Worte anzuhören, hatte mich aber nicht umgedreht. Und ging jetzt weiter, ohne mich nach ihm umzudrehen. Seltsam, dass ich mich grade jetzt daran erinnerte. Eins der Monolge, die ich mir damals von Jake anhören durfte, als ich aufgehört habe Menschenblut zu trinken. Er hat es nicht verstanden. Er hat mich nicht verstanden. Ich ging durch den Wald, Schritt für Schritt, sehr langsam und still. Am See vorbei. Edward war nicht hier, aber das überraschte mich nicht. Ich wusste, ich würde ihn finden. Ich musste nur weiter gehen. Ich weiß nicht wie lange ich ging. Wie weit ich gegangen war. Der Weg war unbedeutend. Ich sah ihn auf einem Felsen sitzen, er beobachtete den Himmel. Es graute schon, es war kurz vor Sonnenaufgang. Er hatte mir den Rücken zugekehrt. Er saß in Richtung Osten, erwartete den Sonnenaufgang. Er konnte so reglos dasitzen, als wäre er Teil der Felsen, die ihn umgaben. Als ich näher ging, fragte ich mich, worüber er wohl nachdachte. Er blickte hinauf in die Wolken als hoffte er, von dort eine Stimme zu vernehmen oder eine Vision zu erhalten. Er starrte hinauf, als gierte er nach Antworten. Ich blieb wenige Schritte von ihm entfernt stehen und sah auch in den Himmel. Vielleicht würde ich ja auch Antworten kriegen, wenn ich es nur lange genug versuchte. Nach einer Weile warf ich einen Blick über die Schulter und erwartete, dass Edward immer noch reglos auf den Steinen saß. Aber nun stand er aufrecht und sah mich an. Er regte sich nicht. Offensichtlich war es meine Aufgabe mir die richtigen Worte einfallen zu lassen. Ich war unsicher und schlang meine Arme um meinen Oberkörper, als müsste ich mich vor dem beißenden Wind schützen, den ich kaum spürte. Ich wollte grade auf Edward zugehen, doch er war schneller, er streckte die Arme aus, um mir seine Jacke um die Schultern zu legen. So viel für die Wahl der richtigen Worte. Ich konnte nicht atmen und erst recht nichts sagen, was irgendwie verständlich gewesen wäre. Die Jacke fiel zu Boden, Edward schlang die Arme um mich, ich umarmte ihn, und ich spürte seine Lippen auf meinen, in einem Kuss von solcher Süße… Er legte die Hände auf meine Wangen, fuhr sanft mit dem Daumen über die Haut von Schläfe und Wange, als könnte er nicht ganz glauben, dass ich tatsächlich da war. Das Begehren in seinem Blick strafte die Zurückhaltung dieser Berührung Lügen. „Edward…“, wie konnte ich in Worte fassen, was ich fühlte? Er hob die Jacke hoch und legte sie mir um die Schultern. „Glaubst du etwa mir ist kalt?“, lachte ich. Er lachte auch und es war bei weitem das schönste Geräusch, dass ich je gehört hatte, „Lass mich doch im Glauben, die vor dem Wetter beschützen zu können.“ Ich nickte, und es fiel mir immer noch schwer, zu sprechen und zu atmen. „Ich brauche keinen Beschützer, ich brauche dich.“ Ich hatte es ausgesprochen. Die Worte, die schon hätten vor so langer Zeit ausgesprochen werden sollen. Edward küsste mich wieder und die Sonne ging auf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)