Edward - Bis(s) der Tag anbrach von Ricchan ================================================================================ Kapitel 15: Menschenblut ------------------------ Kapitel 15: Menschenblut Danach durchzog ein schriller Schrei die Luft. Ich sprang sofort auf und versuchte die Richtung aus zumachen, aus der Amandas Rufe kamen. Selbst die Menschen, unten auf dem Spielfeld, hatten den Schrei gehört – das Spiel war unterbrochen worden. Die Mädchen standen alle auf der Tribüne und drehten den Kopf wild hin und her. Alle waren in Alarmbereitschaft. Ich spitze meine Ohren. Und dann hörte ich, neben Amandas, noch die Gedanken eines Mannes. Angst durchzog mich – obwohl ich, als mächtigstes Wesen auf diesem Planeten, mich eigentlich nicht fürchten brauchte. Als ich die Worte in mich aufnahm kam neben der Angst, noch die Wut dazu. Ohne daran zu denken, in welchem Umfeld ich mich befand, rannte ich los, wurde für alle unsichtbar. Es war mir egal, solange ich nur rechtzeitig da war. //Schrei nur! Dir wird eh keiner mehr Helfen können! Gleich bist du stumm!//, vernahm ich die irren Gedanken und sah, wie durch seine Augen, auf das verängstigte Mädchen, dass zitternd auf dem Boden lag, hinab. Ich beschleunigte meinen Lauf, blickte aus Amandas Augen in das Gesicht des Mannes, sah das blitzende Messer und wusste, dass ich zu spät war. Ich war so nah! Ich konnte durch das Dichte Blätterwerk der Bäume und Sträucher die schreckens Szene mit meinen normalen Augen sehen! Ich konnte das frische Blut riechen, so extrem, wie noch nie zuvor! Und doch, war ich zu spät. Als ich durch das Dickicht gesprungen kam, lautlos und unsichtbar, konnte ich Amandas Gedanken nicht mehr hören. Nur die des wahnsinnigen Mannes direkt vor mir vernahm ich noch. Ohne darüber nachzudenken, sprang ich auf seinen Rücken und rammte meine giftigen Zähne in seine Kehle. Das heiße Blut spritze und floss kräftig pumpend aus der Wunde. Ich konnte es riechen, sehen, schmecken. Meine Gedanken wurden vom Geschmack benebelt – nicht ein Tier, was ich bis dato gerissen hatte, schmeckte so gut, wie ein Mensch! Meine Sinne waren auf einmal schärfer als je zuvor. Ich konnte hören wie in der entfernten Schule die Lehrer und Schüler aufgeregt von einem Ort zum anderen liefen, konnte hören was sie sagten und dachten, konnte sie beinahe schon sehen und riechen. Es war erstaunlich. Unter meinem Gewicht strauchelte mein Opfer und fiel. Kurz ließ ich von ihm ab, nur um dann auf der anderen Seite noch einmal mit meinem Kiefer eine tiefe Wunde in seinen Hals zu schlitzen, um dann den letzten Rest des Lebenselixiers heraus zu saugen. Wie von selbst fanden meinen Lippen den Weg und bissen in das heiße Fleisch. Es war zu schön, zu grausam, um wahr zu sein. Was ich hier tat, verstieß gegen alle Gesetzte, die Carlisle für uns aufgestellt hatte. Doch es war mir egal – dem Blutrausch völlig verfallen konnte ich nicht anders, als zu trinken. Erst als der letzte Tropfen meine Lippen benetzte ließ ich endgültig von ihm ab. Der Mann war tot. Und ich hatte ihn getötet. Regungslos stand ich da und starrte auf das, was ich getan hatte. Ich hatte einen Menschen ermordet! Der Nebel löste sich und meine Gedanken schlossen wieder zu mir auf. Mir fiel ein, warum ich wie eine wilde Bestie auf den Mann losgegangen war. Warum ich ohne zu zögern, sein Blut getrunken und ihn somit dem Tode übergeben hatte. Denn wenige Meter entfernt lag Amanda steif auf dem Boden. Ihre vorher so blauen Augen starrten leer in den Himmel. In ihrer Brust steckte das silberne Messer. Um ihren Körper floss das dunkle Blut und färbte die ganze Szene in einen grauenvollen Ton. Wäre ich jetzt nicht satt gewesen, ich hätte mich auf sie gestürzt und auch ihr Blut genommen. Stattdessen war mir nach weinen zu mute. Ich wusste, dass es meine Schuld war! Meine Schuld, dass Amanda jetzt Tod war. Wenn ich ihr heute Morgen nicht die kalte Schulter gezeigt hätte – was ich ja eigentlich bei jedem Menschen tat, nur damit sie mir, ihrer eigenen Sicherheitswillen, nicht zu Nahe kamen – dann wäre sie nicht heulend davon gerannt. Dann wäre sie niemals hier in den Wald und wäre ihrem Mörder nicht begegnet. Dann wäre sie jetzt noch am Leben. Auf den Gedanken, dass es auch ihre Schuld war, weil sie ja nicht so hätte reagieren müssen, und vor allem seine, weil er so krank war und einfach eine Schülern ermordet, nur weil sie gerade da war, darauf kam ich nicht. Für mich war in dem Moment die alleinige Schuld. für zwei Morde, bei mir. Wäre ich schneller gewesen, hätte ich sofort reagiert, nur ein paar Sekunden eher, ich hätte die Schreckenstat vielleicht verhindern können. Verhindern?! Ja, warum eigentlich nicht! Immer jagte ich Tiere, ernährte mich von ihnen, aber nie wurde ich richtig satt. Ich wollte kein Mörder sein. Mörder einer Art, der ich früher einmal angehört hatte. Nur deshalb trank ich kein Menschenblut. Aber… Dieser Mann hat einfach so ein Mädchen getötet! Wahrscheinlich hat er auch vorher schon Frauen und Kinder vergewaltigt und ermordet. Er war also kaum besser als ich. Er war kaum mehr menschlich. Die Justiz tat nie viel, gegen diese Ungeheuer. Warum also… Wenn ich, als mächtigstes Wesen hier, für Gerechtigkeit sorgen würde und dabei vielleicht Menschen retten konnte… Vielleicht würde Gott mir dann etwas Gnade entgegen bringen! Ich würde Gutes Tun – den Menschen helfen! Ich hatte mit meiner Tat einen Weg gefunden, wie ich sühnen und gleichzeitig meinen Durst stillen konnte. Plötzlich vernahm ich Schritte. Die Professoren und Schüler machten sich offenbar auf den Weg hier her – noch waren sie weit entfernt. Ich hatte Zeit. Schnell schnappte ich mir das Messer aus der Brust des Mädchens und schlitzte damit über den Hals des Mannes, sodass meine Bisswunden nicht mehr sichtbar waren. Dann legte ich seine Hand um das Messer und führte es präzise wieder in das Loch ein. Es schmerzte leicht, so etwas mit Amanda zu tun, doch ich konnte eh nichts mehr für sie tun! Also blieb mir nichts anderes übrig, als meine Spuren zu verwischen. Es würde so aussehen, als hätten sie gerangelt und sie hätte ihm dabei in den Hals geschnitten. Er hat dann darauf das Messer in ihre Brust gestoßen. Irgendwie raffiniert. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Menschen auf solch billige Tricks wirklich rein fielen. Aber die Bilder aus Fernsehen und Zeitung waren eindeutig – nie bemerkten sie den unterschied zwischen Mord und dem Angriff eines Vampirs! Als das Bild in meinen Augen perfekt war, machte ich mich auf den Weg. Ich rannte unsichtbar zurück zur Uni. Natürlich kam ich an der suchenden Meute vorbei, die bald den schrecklichsten Fund ihres Lebens machen wird. Welch ein Jammer. Mit meinen Ohren lauschte ich ihren Stimmen, mit meinen Augen fixierte ich das große Universitätsgebäude vor mir. Ich suchte die Räume ab, um fest zustellen, wer alles da geblieben war. Ohne große Mühe konnte ich die Krankenschwester erkennen. Meine Heimfahrt war also gesichert. Schnell machte ich mich auf den Weg zum Krankenzimmer. Die Tür öffnete sich, als ich gerade wieder sichtbar wurde und meine Gesichtszüge veränderte. „Oh!“, stieß die junge Frau aus, als sie mich erblickte. „Mr. Cullen, was ist? Geht es Ihnen nicht gut?“, fragte sie mich besorgt. „Ich fühle mich nicht, dürfte ich vielleicht nach Hause fahren?“, säuselte ich mit kranker aber immer noch weicher Stimme. Sie wurde rot, als sie meinen Ton vernahm. Eigentlich wollte ich gar nicht wissen, was in ihren Gedanken vor sich ging, aber ich kam mal wieder nicht drum herum es mir ansehen zu müssen. Die Menschen waren echt naiv und leichtgläubig, und sehr leicht rum zu bekommen! „Aber natürlich dürfen Sie fahren, Mr. Cullen. Ich bringe ihr Atest dann zum Direktor, in Ordnung?“ „Danke, dass ist wirklich lieb von Ihnen.“ Ich warf einen schnellen Blick in ihre Augen, um sicher zu gehen, dass meine Worte auch nicht ihr Ziel verfehlen. Ihre Gedanken schrieen mich förmlich an. Wenn ich noch ein Mensch gewesen wäre, ich wäre bestimmt auf ihre Gestiken, die sie mir gegenüber immer anwandte, angesprungen. Aber momentan, war es mir einfach vollkommen egal. Ich wollte nur weg, bevor jemand meine Veränderung bemerkt. Wir gingen in entgegen gesetzte Richtungen davon. Als ich aus ihrem Sichtfeld verschwunden war, wurde ich wieder unsichtbar. Der Weg zu meinem Auto war kurz, doch trotzdem war ich froh, als ich das unangenehme Nass hinter mir lassen konnte. Nachdem ich meine Tasche auf den Rücksitz befördert hatte und den Gurt angelegt – Sicherheit geht vor, auch wenn ich keine brauchte – wagte ich einen vorsichtigen Blick in meinen Rückspiegel. Eigentlich war ich ja drauf vorbereitet gewesen, dass ich mich bestimmt verändert hatte, doch mein Anblick schlug mir trotzdem heftig ins Gesicht. Meine Wangen hatten einen leicht rosigen Farbton bekommen. Meine Augen glühten mir blutrot entgegen. Doch das schlimmste waren meine Gesichtszüge im Ganzen. Ich sah alt und jung zu gleich aus. Schön, aber vor allem furcht einflössend. In den paar Sekunden, in denen ich das Blut getrunken hatte, war mein Gesicht so unmenschlich geworden, wie nie zuvor. Wie würde wohl Carlisle darauf reagieren, oder Esme, wenn ich ihnen so gegenübertrat? Ich atmete geräuschvoll aus. Es blieb mir nichts anderes übrig, als das Gespräch über mich ergehen zu lassen. Einerseits war ich so überzeugt von meiner Vorstellung Gutes zu tun. Andererseits wollte ich gerne meinem Vater, Mentor, Freund folgen, der mir doch mehr gegeben hatte, als ich eigentlich verdient hatte. Doch es half alles nichts. Ich hatte mich verändert – und das nicht nur Äußerlich. Es war wie eine Besessenheit! Ich hatte Menschenblut getrunken! Ich war nun ein wirklicher Vampir! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)