Edward - Bis(s) der Tag anbrach von Ricchan ================================================================================ Kapitel 13: Abschluss --------------------- Edward – Bis(s) der Tag anbrach Kapitel 13 : Abschluss Ich rief Mr. Bloom nicht an. Ich hatte mir, nach meinem Abschuss, vorgenommen Medizin zu studieren und hatte mir dafür auch bereits ein College herausgesucht. Jetzt standen wir bei einem Automobil-Verkäufer und schauten uns die neusten Modelle an, denn ich bräuchte für die 50km täglich dringend ein Auto. Natürlich wäre ich zu Fuß schneller gewesen, allerdings wollte ich auch nicht wissen, wie meine Studienkameraden reagieren würden, wenn ich ihnen das sagte. Also dann. Irgendwo wird hier ja wohl ein nettes kleines Gefährt für mich sein, oder? „Schau mal, das hier!“, rief Esme quer über das Gelände. Ich sah zu ihr rüber. Sie zeigte auf einen dunkel grünen Packard Twin Six Pheaton, von dem ich wusste, dass der keine 100 km/h schaffte. Ich schüttelte den Kopf, worauf sie sich traurig umdrehte. Wenn ihr die Maschine so gut gefällt, dann soll sie sie sich ja kaufen, dachte ich mir. Der Verkäufer beobachtete, voller Misstrauen, unser stummes Spiel. Ich konnte die Angst in seinen Venen spüren und die verzweifelten Gedanken lesen. Er glaubte, wir wollten die Dinger klauen, dabei sehen wir doch nicht gerade wie Diebe aus. Und umbringen werden wir ihn auch nicht, immerhin hatten wir gerade erst gegessen! Ich grinste und ließ meinen Blick weiter über die vielen verschiedenen Modelle schweifen. Dann fiel mein Blick auf einen schwarz lackierten Alfa Romeo. Schnell las ich die Aufschrift in der Frontscheibe: Austro Daimler (schwarz) Typ: AD 6-17 Leistung:60 PS bei 2500 U/min 6 Zylinder in Reihe SOHC Hubraum: 4430cm³ Der da ist perfekt!“, rief ich meinen Eltern zu, die sofort zu mir herüberkamen. Sie folgte meinem glänzenden Blick und nickten Beide. nicht schlecht das Teil! , stimmte Carlisle mir zu. „Find ich auch.“ „Aber, der hat eine zu hohe Pferdestärke“, grübelte Esme und schlich mehrfach um den Wagen herum. „Das ist doch der Sinn dahinter, Mum. Sonst fährst der doch nicht so schnell, wenn die PS niedrig sind! Und ich wollte schon gerne wenigstens ansatzweise meine eigene Geschwindigkeit erreichen.“ Carlisle baute sich vor Esme auf und zwang sie, mit dem mustern aufzuhören. „Schatz, wenn Edward der Austro gefällt, dann soll er ihn auch haben. Es ist immerhin sein Auto!“ „Wenn du unbedingt willst“, gab sie stöhnend nach. Ich grinste und winkte dem immer noch eingeschüchterten Verkäufer zu. Langsam schlich er zu uns und rieb sich nervös die Hände. „Ja, bitte?“ „Ich würde gerne das Auto hier kaufen.“, meinte ich fröhlich und die Augen des Mannes weiteten sich - er erkannte endlich, das wir ganz normale Kunden und keine Meuchelmörder waren. „Oh, ja….aber sicher doch! Folgen sie uns bitte“, sagte er etwas beruhigter und führte uns zur Kasse um den Handel abzuschließen. Ich ließ mir sofort den Schlüssel geben, da ich den Austro erst einmal einfahren wollte. Carlisle und Esme kamen auch gut zu Fuß nach Hause. Außerdem mag sie meinen Fahrstil nicht – das ist wohl das einzige, was sie neben ihrer Fürsorge aus ihrem menschlichen Dasein mitgebracht hatte. Draußen stieg ich sofort in den Wagen und brauste die Straße davon. Einem unbekannten Ziel entgegen. Die letzte Schulwoche verrann wie im Flug. Das kam selbst mir, der die Ewigkeit vor sich hatte so vor. Und ehe man sich versah war der Tag des Abschlusses da. Die gesamte Stufe stürmte in Anzügen und Festkleidern in die riesige Aula unserer Schule. Ich fuhr natürlich mit meinem neu erworbenen Auto vor und erntete gleich neidische Blicke von Schülern und Lehrern. Ein Auto neu zu kaufen, war selbst in den goldenen Zwanzigern nur den Reichen vergönnt. Als ich, gefolgt von meinen Eltern, die Aula betrat, donnerte sofort von allen Seiten getuschel und gekicher auf mich nieder. Es hatte sich natürlich herumgesprochen, wer Jahresbester mit außergewöhnlichen Noten geworden ist. Überlegen schritt ich zu meinem Platz in den dritten Sitzreihen – die Stühle waren nach Anfangsbuchstaben der Nachnamen geordnet – und nahm neben einem brünetten Mädchen, in einem furchtbaren grasgrünen Kleid platz, von der ich wusste, dass sie jede meiner Bewegungen im Mathematik Unterricht beobachtet hatte. Genervt von ihren kindischen Gedanken wandte ich mich nach vorne zum Rednerpult, hinter dem Gerade der Rektor um Ruhe bat. „Liebe Schülerinnen und Schüler, ihr habt heute einen wichtigen Teil eures Lebens abgeschossen-„ Einen Teil, den ich wahrscheinlich noch Millionen Mal durch laufen werde… „und startet jetzt in eine noch unbekannte Zukunft! Ich möchte euch…“ Es folgte eine endlos lange Rede über Stärken und Schwächen, Moral und Krieg und was man sonst noch alles erzählt, wenn die Schulzeit endlich vorbei ist und man die Kinder auf die Gefahren des Lebens aufmerksam macht. Ich hörte nur halb zu, genauso wie viele meiner nun ehemaligen Klassenkameraden. Alle wartete nur auf die Zeugnisausgabe und den danach stattfindenden tanz – irgendwie stritten sich die Mädchen schon seit Wochen, wem ich die Ehre erweisen würde, als wenn ich das bei irgendwem hier tun würde. Und dann plötzlich, erkannte ich aus den vielen Stimmen in meinem Kopf eine wieder. Ich klärte meine Gedanken und filterte die Stimme aus dem Wirrwarr heraus. Oh Mann, könnte der nicht endlich aufhören zu reden und seine neuen Kollegen vorstellen?, beschwerte sich die etwas hohe, männliche Stimme. Ich ließ meinen Blick durch den Saal gleiten, bis ich den Mann fand. Er war groß, hatte dunkle Haare und leichte Bartstoppel im Gesicht. Seine Augen leuchteten blau im Licht der Scheinwerfer und bildeten so einen starken Kontrast zu seinem schwarzen Anzug. Ich wusste nicht, woher mir die Stimme bekannt vorkam. Irgendetwas nagte an meinen Erinnerungen, wollte sich aber nicht festbeißen. Ich kam nicht drauf, empfand es aber trotzdem für sinnvoll meine Eltern zu verständigen. Schnell und viel zu tief, als das irgendein Mensch im Saal es hätte verstehen können, sprach ich mit meinem Sitznachbarn. “Der Mann, der ganz außen beim Kollegium steht – rechts außen, Esme – ich weiß nicht, aber…ich kenne seine Stimme, ich habe sie schon einmal gehört, ziemlich oft sogar!“ „Bist du ihm schon einmal begegnet?“, fragte Esme im selben ton. „Ja. Ich denke schon, sonst würde sie mir ja nicht vertraut vorkommen, oder?“ „Sehr merkwürdig.“, Carlisle blickte misstrauisch drein. „Wir sollten besser nicht zu lange hier verweilen – sobald du dein Zeugnis hast, gehen wir!“ Das Gespräch dauerte nicht einmal 10 Sekunden. Der Rektor las seine Rede immer noch runter und die Notenumschläge waren noch verschlossen. Wie gebannt beobachte ich den neuen Lehrer, nicht eine seiner Bewegungen entgingen mir. Und dann unterbrach der Beifall meine Konzentration – der Rektor war endlich fertig. Sorgfältig wurde ein Umschlag nach dem anderen geöffnet und die Namen der Reihenfolge nach vorgelesen. „Edward Cullen“, schallte dann mein Name und ich musste mich erheben, durch die Reihen kämpfen und darauf achten, dass ich nicht zu viele der Schüler und Eltern berührte, denen auf Grund meiner Haut sofort Schauer über den Rücken liefen – eine natürliche Abwehrreaktion. Als ich die Treppe zum Podium bestieg und das Licht der Scheinwerfer auf mich fiel erstarrte ich für eine Sekunde in meiner Bewegung, denn die vertraute Stimme klang wieder in meinem kopf. Edward Anthony Mason! Nein! Das kann gar nicht sein! Das ist völlig unmöglich! Er ist tot! Er ist vor 7 Jahren gestorben!!! Mein Kopf fuhr zu dem eigenartigen jungen Mann herum und ich musterte ihn genauer. Und dann sah ich die Bilder in seinen Gedanken und es traf mich wie ein Blitz. Es war Brian Stancer! Wir besuchten dieselbe Mittelschule und waren sogar in einer Klasse. Meine Augen suchten die meiner Eltern, denn als einzigen meine Erstarrung aufgefallen war. „Was ist los?“, fragte Esme in dem hohen ton über die Schüler hinweg. „Wir müssen verschwinden - schnell! Mir ist eingefallen, woher ich den Lehrer kenne, ich bin mit ihm zur Schule gegangen, als ich noch ein Mensch war!“ Esme hielt sich die Hand vor den Mund und Carlisle sah wieder zu Stancer rüber. Bevor es jemand bemerkte, setzte ich meinen Gang fort und nahm mein Zeugnis und die Beglückwünschung entgegen. Dann stellte ich mich zu den anderen Schülern an die Seite und ließ mein Gesicht im Schatten verschwinden, von wo aus ich Stancer weiterhin beobachtete. Auch er konnte seine Blicke nicht von mir abwenden. Es dauerte noch über 30 Minuten bis alle 400 Schüler durch waren. Noch eine Rede und die Eltern durften endlich zu ihren Kindern und sie in den Arm nehmen. Tränen flossen und Brian Stancer kam von seinem Platz direkt auf mich zu. „Er kommt“, meinte ich schlicht zu meinen Eltern und drehte mich zum Ausgang. Das Problem war, das just in diesem Moment der Tanz eröffnet wurde und sich blitzschnell eine Horde Mädchen um mich herum versammelt hatten. Ohne Aufzufallen kam ich hier nicht weg. „Hallo, Mr. Cullen.“, sagte Stancer höflich und widerwillig drehte ich mich zu ihm um. „Guten Abend.“, erwiderte ich mit so viel Feindseeligkeit, dass die Mädchen zurückwichen. Ich bin mir ganz sicher! Es muss Edward Mason sein! „Entschuldigen Sie bitte, aber könnten Sie bitte gehen, damit ich mit den Damen hier ungestört bin.“ Ich versprühte den Hass wie ein Feuerwehrschlauch das Wasser. Stancer schüttelte leicht den Kopf. Ich konnte seine Angst spüren, die wie Adrenalin durch sein Blut schoss. Und ich sah, wie sich seine Nackenhaare aufstellten. Die Mädchen stimmten mir lauthals zu. Manchmal war diese Beliebtheit schon ganz praktisch. Ich griff mir, ohne genau hinzusehen, eines der kreischenden Geschöpfe und zog sie durch die anderen mit zur Tanzfläche, obwohl ich merkte, dass die Panik ihr Unterbewusstsein ergriff, als ich sie berührte. Stancer blieb wo er war, eingeschüchtert stehen. Zufrieden drehte ich mich zu meiner Begleiterin, um festzustellen, wen ich überhaupt erwischt hatte. Ihre Gedanken hatte ich bis dato ausgeblendet, aber jetzt trafen sie mich mit voller Wucht. Es war die blonde aus einem Mathe-Kurs, das Mädchen, was schon mit so ziemlich jedem Jungen aus unserer Stufe im Bett war. Na toll! Das nächste Mal, wenn ich eine spontane Entscheidung treffe, dann stelle ich meine Ohren nicht auf Durchzug und beachte lieber die Gedanken meiner Opfer. Die Musik setzte an und mir blieb nichts mehr anderes übrig, als mit ihr über die Tanzfläche zu wirbeln und wenigstens das eine Lied auszuhalten. Der Geruch ihres heiß pulsierenden Blutes ließ meine Nasenflügel sich aufblähen. Sie roch gar nicht mal so schlecht. Wenn ich kein Vegetarier wäre, würde ich der Einladung nachgehen. Ich versuchte nicht daran zu denken und suchte lieber den Saal nach den Stimmen meiner Eltern ab. Sie erreichten mich erst, als ich den Kreis erweiterte und den Parkplatz mit abhörte. Carlisle und Esme waren bereits gegangen. Sie haben auf meine Warnung gehört und sich sofort von der Feier gestohlen, als sich die erste Gelegenheit dazu ergab. Ich musste dasselbe tun und ich wusste genau, wann meine Chance gekommen war. Als das Lied endete und sich bereits neue Pärchen sammelten, entschuldigte ich mich bei meiner Partnerin, da ich auf die Toilette müsste. Sobald ich die Tür erreicht hatte, beschleunigte ich meine Schritte und verschwand. Für die Gäste würde es so aussehen, als ob ich das WC betreten hätte, aber nie wieder hinausgekommen wäre. Ich rannte mit einer Geschwindigkeit, die selbst mein neues Auto niemals erreichen würde über den Parkplatz und blieb einen Meter vor meinen Eltern stehen, die mich freudig angrinsten. „Jetzt bist du also ein richtiger Mann, Edward.“, meinte Esme und kicherte. „Da~nke…eigentlich dachte ich dass ich das schon vor meinem Abschluss war.“ Wir lachten alle gemeinsam, bevor wir uns in meinen kleinen Flitzer bequemten und Richtung zuhause düsten. ~ 2 Jahre später ~ „Bin weg, bis heute Abend!“, rief ich wie jeden Tag, seitdem ich das College in Duluth besuchte. Sofort kam Esme angerannt, stellte sich leichtfüssig auf ihre Zehenspitzen und gab mir einen Kuss auf die Wange. „Bring Hunger mit.“, lächelte sie. „Immer doch!“ Ich griff nach meiner Tasche und den Autoschlüsseln, öffnete die Tür und verschwand in meinem Wagen, bevor ein Nachbar es mitbekommen konnte. Wobei diese ja in den letzten zwei Jahren so oft aus und eingezogen sind, dass es schon an Magie grenzte. Esme wollte einfach nicht wahr haben, dass das an unserer Präsens lag. Sanft startete ich den Motor und ließ die Tachoanzeige auf 140 schnellen. Ich brauste los, ohne zu ahnen, dass ich an diesem Tag lieber zuhause geblieben wäre. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)