Die unerträgliche Leichtigkeit des Dies von NanaSaintClair (...Manche Menschen machen es sich wirklich zu einfach! [Die x Kao]) ================================================================================ Kapitel 2: Die(s) Rivalin ------------------------- Schön, dass Ihr Lieben meine neue FF entdeckt habt.^^ Danke für Eure Kommis, Januce, eba-chan, chb, Tetsu, Tsukasa_kun, tigre_de_noir, Totchan, Riesuke, yumeky, DemonicDreams, Kei_Kishimoto, _Domestic_Fucker, Salamander, Shinya_san & CrimsonBubble: liebe jeden einzelnen... Kapitel Zwei Das Tolle am Leben in Kaorus Wohnung ist das alles nach Kaoru riecht. So ist es auch nicht verwunderlich, dass ich letzte Nacht einen sehr netten Traum hatte. Er handelte von Kaoru – wem auch sonst – und wir haben es getan. Erst im Wohnzimmer, dann in der Küche, im Bad natürlich auch, das Schlafzimmer auch nicht ausgelassen und letztlich sogar im Hausflur. Das nenne ich mal einen Traum nach meinem Geschmack! Leider wurde ich viel zu früh von einer lauten Bemerkung geweckt. „Ach du Scheiße.“ Klirr! Na, da ging gerade etwas kaputt. Ich zwinge mich also die Augen zu öffnen und sehe, wie Kaoru die Scherben einer Kaffeetasse aufsammelt und versucht mich nicht anzusehen. „Guten Morgen sagt man ja eigentlich, aber ach du Scheiße tut’s natürlich auch,“ lalle ich schlaftrunken und strecke mich. „Die, würde es dir was ausmachen dich zuzudecken?“, grummelt Kao zurück und ich frage mich, ob die Scherben als Metapher dienen für die nicht mehr vorhandenen Tassen in Kaorus Schrank. Hat der sie noch alle? „Wieso?“, frage ich also erst einmal und suche nach dem Auslöser von des Leaders kleinem Problemchen. Ich schaue mich also mal um, recht, links, oben, unten— ach du Scheiße! Woah—kleines Problemchen würde ich das aber nicht nennen. Sieht mir eher nach dem Resultat von letzter Nacht aus. „Jetzt ist der auch noch stolz. Ich hätte es mir denken können,“ brummt Kao und geht in seine mit dem Wohnzimmer verbundene Singleküche. „Ich weiß nicht, was du hast. Das zeichnet doch nur meine Potenz aus.“ Ist doch wahr! Und der soll mir nicht erzählen, er habe morgens nie eine Latte. „Die Frage ist nur, ob andere deine Potenz interessiert,“ schallt es aus dem Kühlschrank, in den er gerade sein Gesicht steckt. „Tut sie, tut sie,“ nicke ich, denn ich weiß genau, dass Tausende von Menschen meine Potenz interessiert. „Fein, hier bin aber nur ich.“ Er schmeißt die Kühlschranktür zu und lässt sich auf einem der Stühle nieder. „Und mich interessiert deine Potenz nicht die Bohne.“ „Warum reden wir denn dann die ganze Zeit darüber?“, frage ich mich am Kopf kratzend und schwinge meine Beine vom Sofa. Wo waren denn meine Boxershorts geblieben? „Du hast doch damit angefangen.“ „Ich? Wieso denn ich? Ich will lediglich, dass du dich bedeckt hältst. Zumindest in meiner Umgebung und Gegenwart,“ palavert er mich zu und schlürft von seinem Kaffee, während ich mir endlich ein paar Shorts und ein T-Shirt aus meiner Reisetasche anziehe. „Warum trägst du eigentlich keinen Pyjama wie normale Menschen?“ „Oooch,“ so viele Fragen am frühen Morgen. „Ich schlafe eben gerne nackt.“ „Na, wegen mir... Aber könntest du wenigstens für die Dauer deines Aufenthaltes in der Residenz Niikura deine Shorts anbehalten?“, giftet er mich liebevoll an und ich lächle, als ich mich auf den Stuhl ihm gegenüber hinab lasse. „Warum? Hast du Angst, dass du geil auf mich wirst?“ „Ja.“ „Was?“ Mist. Jetzt ist mir mein Nutellabrötchen umgedreht auf den Tisch gefallen. „Ich werde geil drauf, dir den Hals rumzudrehen, weil du null Anstand hast. Außerdem könnte Aiko ja mal auftauchen und dann muss sie wirklich nicht deine rasierten Eier sehen.“ Das ist ihm aufgefallen? Wie niedlich er doch ist. „Findest du, es sieht gut aus? Rasiert, mein ich,“ frage ich und sammele mein Brötchen auf, wobei ich mit dem Messer die Schokoladencreme von der Tischplatte kratze. „Dass du mich so was fragen kannst beim Essen...“ Kaoru schüttelt den Kopf und sieht mich mitleidig an. „Du kennst mich. Deine Meinung ist eben gefragt,“ grinse ich ihn lieb an und bringe ihn ausnahmsweise sogar mal zum Lächeln. „Weißt du Die. Irgendwie ist mir das egal. Denn, wie gesagt, ich möchte bitte, dass du deine Eier bedeckt hältst, danke. Außerdem fände ich es nett, wenn wir das Thema langsam beenden, sonst schmeckt mir nämlich der Kaffee nicht und du kennst mich, Die. Kaffee ist wichtig für meine Tageslaune und die solltest du nicht gefährden, weil,“ er hebt den Zeigefinger. „Weil wir heute wieder Proben gehen und da steht ihr alle schließlich wieder unter meinem Kommando.“ Er wird sich wohl nie ändern. „Aye sir.“ Man könnte durchaus behaupten, ich sei noch keinen Schritt weiter. Stimmt aber so nicht. Denn so wie wir uns an diesem Morgen näher gekommen sind, werden wir uns auch in Zukunft jeden Tag ein wenig näher kommen, über rasierte Eier sprechen, zusammen frühstücken und so weiter und so fort. So, und nicht anders, ist der Plan! „Ich geh duschen. Du willst nicht vielleicht mit, oder?“, sage ich ganz lässig und schiebe mich hoch von meinem Platz. „Danke, nein. Ich hab schon,“ grient Kaoru ironisch zurück. „Spaßbremse,“ lache ich und mache mich auf in das Badezimmer. Die Tür schließe ich natürlich nicht hinter mir ab. Ich bin ja auch nicht blöd. Kann doch sein, dass Kaoru kommt und dringend ins Bad will, dann soll er doch nicht vor verschlossener Tür stehen. Und das im eigenen Apartment! Nein, ich hab doch Anstand und versperr ihm keine Türen. Schon gar nicht, wenn ich nackt bin. Leider kommt Kaoru nicht rein, sondern gibt Klopfzeichen und ruft von draußen, dass er in fünf Minuten geht. Lieber Gott, wenn es dich gibt, ich verfluche dich! Wozu, denkst du, stehe ich hier seit geschlagenen dreißig Minuten nackt vorm Spiegel, hm? Warum schickst du Kaoru denn nicht zu mir rein? Verflixt. Ich werfe mir also schnell ein Handtuch die Hüften und schmeiß den Fön an. Danach stürme ich ins Wohnzimmer, wo ich meine Tasche nach geeigneter Kleidung durchwühle. „Bist du jetzt mal fertig? Wir kommen zu spät,“ schallte es aus einem anderen Teil der Wohnung, den ich gerade nicht lokalisieren kann. „Ja, sofort. Jetzt drängle doch nicht so!“ Schleunigst schlüpfe ich in meine Hosen und suche mir ein T-Shirt und Pullover. Der Winter lässt zwar dieses Jahr zu wünschen übrig, aber man es war schon durchaus etwas frisch Anfang November. „Das nächste Mal fahren wir getrennt,“ mault Kaoru, als wir endlich im Wagen sitzen und zu den Proben fahren. „Grandiose Idee,“ gähne ich als Antwort. „Heißt nicht, dass ich deine Unpünktlichkeit dann unterstütze, klar?“ Meckere doch alleine weiter, alter Ziegenbock. Bart hast du ja schon. Perfekt. Blah und blubb. Als wir endlich ankommen, sind natürlich alle schon da und glotzen uns blöd an, als wir hintereinander einmarschieren. Vor allem starren sie den mürrischen Bandleader an, denn der kommt das erste mal in seiner Karriere genau 13 Minuten zu spät. „Hast du Die etwa abholen müssen?“, fragt Kyo und schiebt die Augenbrauen nach oben. Ist der Grund für Kaos Zuspätkommen denn so offensichtlich? „Nee, der hat bei mir gepennt...“, murrt er und geht schnurstracks zu seinem Platz an der Leaderseite. „Waaas?“, quietscht es von hinten links und ich sehe Toshiyas verwirrtes Gesicht aufblitzen. „Auf dem Sofa!“, knurrt der Leadgitarrist und zeigt mit ausgestrecktem Arm auf mich. Kichernd geht Toshi an mir vorbei und klopft mir auf die Schulter. Kaoru nimmt das mit einem skeptischen Blick wahr. „Seine Wohnung steht unter Wasser.“ Toshiya bricht in Gelächter aus und Kyo grinst verstohlen. Ungläubig hebt Shinya den Kopf. „Wasserrohrbruch,“ bestätige ich zu aller Aufklärung. „Gestern stand ich knietief im Wasser.“ Bedauernd sehen mich alle an. Alle bis auf Shinya, aber da mache ich mir nichts draus und gehe an meinen Platz, wo ich mir die Gitarre umschnalle. „Ist die Setlist hier irgendwo?“, fragt Kaoru und durchwühlt Zettel in der Nähe des Drumkits. „Wir haben nur zwei Wochen zum Rehearsen, also los.“ So sieht der Arbeitsalltag aus bei uns. Wie soll da ein normaler Schwuler wie ich dem Mann seiner Träume näher kommen? Null Chance. In der Pause verschwindet Kaoru in einem der Büroräume, während Toshiya und Kyo nach Essbarem grasen. Der Drummer bewegt sich verdächtig auf mich zu. „Wasserrohrbruch, wie originell.“ Ich schenke Shinya meinen verdattertsten Blick. „Hä?“ „Dein Vorwand um bei Kaoru Einzug zu halten,“ grient er rum und verschränkt die Arme. „Ich weiß nicht, wovon du sprichst.“ Wie kann der das wissen? Panik steigt in mir hoch und ich vermeide seinen allwissenden Blick. Da denkt man, man hätte den Vorteil eines Weisen, wenn man älter ist, aber nichts. Verdammt. „Gestern war ich zufällig in deiner Gegend und dachte mir, reich ich Die mal die CDs rein, die ich mir von ihm geborgt habe. Nach Überschwemmung sieht es bei dir ja nicht gerade aus...“ „Wehe, du sagst es ihm!“, wettere ich drohend mit den Händen durch die Luft. „Keine Angst, ich will schließlich nicht für deinen Tod verantwortlich sein.“ Shinya zuckt mir den Schultern und streicht sich die Haare aus dem Gesicht. „Auch nicht den anderen,“ flehe ich ihn an. „Wenn Kaoru DAS erfährt, bin ich Geschichte.“ „Schön, dass du dir darüber im Klaren bist.“ Ich seufze. Zweimal sogar. „Ach Die, warum gibst du nicht auf? Der Mann steht einfach nicht auf Kerle. Sieh ihn dir doch nur mal an,“ sagt der Schnösel und wir beobachten Kaoru eine Weile durch das Fensterglas. „Wie oft hat er dich jetzt schon abblitzen lassen?“ „Achtundfünfzig Mal,“ antworte ich ohne meinen Blick vom Leader anzuwenden. Er ist so verdammt heiß. Ich würde ihn am liebsten sofort auf einem der Bürotische hier nageln. Sein Hintern ist die absolute Perfektion und seine dunklen Augen haben so etwas Gewieftes. „Prima, du hast mitgezählt.“ Höre ich da einen sarkastischen Unterton in Shinyas Stimme? „Lass mich mal machen, Shin. Sei einfach still, ja?“ Langsam geht er mir nämlich auf den Docht und das nicht zu knapp. „Ich will dir nur zurück auf den Teppich helfen,“ sagt er schulterzuckend. „Schaffst du eh nicht,“ grinse ich verschlagen und erhebe mich um den Babydrummer allein zu lassen. Nase voll hier. Kaoru ist das Nonplusultra. Den macht mir keiner schlecht. Nach einem harten Tag Proben haben wir endlich Feierabend und ich fahre glücklich mit Kaoru nach Hause. Dort angekommen schaue ich ihn verdutzt an und frage mich, warum er den Motor vom Auto nicht abstellt. „Willst du noch wohin?“ „Zu Aiko,“ sagt er und ich haue mir in Gedanken gegen die Stirn. Natürlich, das hatte ich wohl vergessen. Er will ja noch zu der Alten. Missmutig verlasse ich das Auto und starre Kaoru mit einem sehnsüchtigen Blick hinterher, als er davon düst. Und was mache ich jetzt mit dem angebrochenen Tag? Am liebsten wäre mir ja nach Weggehen und die Sau rauslassen, besoffen einen Typen abschleppen und mich nageln zu lassen. Trauerfick quasi, aber das kann ich jetzt wohl kaum bringen. Jetzt, wo ich endlich so weit bin und einen konkreten Plan habe, kann ich weder die Nacht wegbleiben, noch einen Kerl mit in Kaorus Bude bringen. Wohl oder übel werde ich mir wohl die sexuellen Aktivitäten mit Fremden aus dem Kopf schlagen müssen, aber das heißt ja nicht, dass ich keinen saufen gehen kann. Ich packe mich also direkt wieder ein meinen sportlichen roten Kleinwagen und fahre damit in meine Lieblingskneipe. Dort begrüßt einen wenigstens der Türsteher mit einem freundlichen: „Hallöchen Die. Siehst blendend aus wie immer.“ „Danke Schätzchen,“ winke ich ab und gehe hinein. Nach drei Stunden und etwa fünf neuen Telefonnummern sitze ich noch immer am selben Tisch und halte meinen Kopf in der Hand, den Ellbogen auf die Tischplatte gestützt. Wenn doch nur Kaoru hier wäre... Der bringt mich noch um. Und wenn ich mir vorstelle, was er vielleicht gerade mit dieser Aiko-Tussi tut, dann möchte ich auf der Stelle einen qualvollen Tod sterben. „Boah, ich fahr Heim,“ führe ich meinen Monolog und stehe auf. Ich werfe das Geld für meine Getränke auf den Tisch und stapfe davon, deprimiert und eifersüchtig. Als ich wieder an Kaorus Apartment ankomme, sehe ich sein Auto, dann in der Wohnung seine Schlüssel, die Schuhe, die Jacke, alles da! Mein Kaokao ist zu Hause! Nur, wo ist er? Gespannt lauschend, stelle ich fest, dass er nur an einem Ort sein kann. Da, wo das Wasser rauscht! Unwillkürlich wächst mir ein Grinsen vom linken zum rechten Ohr und ich stürme Richtung Badezimmer. Hand an der Klinke und los geht’s! „Kaoruuu! Bin wieder da-haaa!“ Ein lauter Schrei erhallt durch die Wohnung und lässt das Haus beben, als ich unvermittelt im Zimmer mit einem nackten, duschenden Kao-Hasen stehe. Yes! 1:0 für Daisuke Andou. „Die! Du verdammter Wichser! Verpiss dich aus dem Badezimmer!“ Die unschönen Worte hören meine Ohren nicht und ich schaue ganz belämmert zu meinem Lieblingsleader. „Warum denn gleich so patzig?“ „Raaaus!“, brüllt er mich an und zeigt mir, wo der Maurer die Tür gelassen hat. Ich hasse diese Duschkabinen aus Milchglas. Ich kann gar nichts erkennen. Rasiert ist er jedenfalls nicht. Aber über die Größe lässt sich von hier aus schlecht urteilen. „Hast du’s mit den Ohren? Beweg deinen Arsch hier raus, bevor ich ihn trete!“ Er sieht ja so süß aus, wenn er so mit dem Kopf um die Scheibe guckt. Noch ein Stückchen Kao, dann hast du es. Dann sehe ich dich. Komm... put put put. Ich lächle ihn an und verschränke die Arme. „Die,“ knurrte er. „Ich warne dich... treib es nicht zu weit.“ Wir treiben es noch gar nicht, aber wenn er will... ich wäre dabei. Hahaha! Komm raus, komm raus, wo immer du bist. AUTSCH! Meine Gedanken kehren zur Realität zurück, als mich ein Stück Kernseife am Kopf trifft. Ich sehe noch, wie Kaoru nach einem Handtuch greift, es sich um die Hüften wickelt und die Schiebetüren der Dusche aufreißt. Ah oh. Er hat diesen Blick in den Augen. Scheiße! Die, setz dich in Bewegung! Na, los, worauf wartest du? Ich starre und kann mich nicht bewegen. Kaoru wird mir wieder auf den Kopf schlagen, ich weiß es. „Whaaaaaa!“ Schreiend laufe ich endlich los und vermesse natürlich zuerst einmal den Fußboden des Badezimmers. Was muss der auch feucht und rutschig sein? Auf allen Vieren krabbele ich aus dem Zimmer und rappele mich auf um die Flucht ins Wohnzimmer fortzusetzen, während hinter mir furchteinflössendes Gelächter ausbricht. So etwas traut man eigentlich nur Kyo zu, aber da täuscht man sich. Kyo ist in Wahrheit so lieb und Kaoru dagegen mutiert zum Monster. Ich bewaffne mich vorsichtshalber mit einer Vase, die hier irgendwo rumsteht. „Dieee...“, knurrt es und Kaorus verrücktes Antlitz taucht auf. „Komm nicht näher. Ich hab hier...“ Kurzer Blick um noch mal zu prüfen. „...eine Vase!“ „Stell sie hin und dir wird nichts passieren...“ Mir gefällt das Knurren nicht in seiner Stimme. Ob ich ihm trauen kann? Eher nicht, oder? „Ich glaub dir kein Wort.“ „Vertrau mir, Dieee...“ Wie er meinen Namen so in die Länge zieht, ist mir auch nicht geheuer. „Schwöre, dass du mir nichts tust.“ Warum antwortet er nicht? Hey, wir waren doch Verbündete im Video zu KR Cube! Hat er das vergessen? Warum hatte ich keine Knarre bei mir? Dann könnte ich ihn betäuben! „Schwöre es! Los!“, quietsche ich und werde panisch. „Sonst ist die Vase Vergangenheit!“ Oh Gott. Ich glaube, seine Augen fangen an zu leuchten. Das war es. Er war schön, auf der Welt gewesen zu sein. „Scheiß auf die Vase...“ Blitzschnell rast er auf mich zu, bringt mich zu Boden und fängt an mich zu würgen. Was aus der Vase geworden ist, kann ich nicht sagen. In den Bruchteilen einer Sekunde kann das menschliche Hirn schon manchmal versagen. „Kaoru, hör auf! Bitte!“, flehe ich mit kehliger Stimme. „Es tut mir leid. Ich tue es nie wieder! Kaoru, bitte! Ich... ich sterbe...“ Da fällt mir auf einmal was ein. Der hat ja nur ein Handtuch um. Das heißt, dass er quasi gerade so gut wie nackt auf mir hockt und mich umzubringen versucht. Wie schön kann denn ein Tod noch sein? Das ist es mir wert. Ich verleiere die Augen und schließe sie. Dann werde ich regungslos und so langsam lässt Kaoru auch mal von mir ab. „Die?“, höre ich ihn nach kurzer Pause rufen. „Die, hörst du mich?“ Jetzt schlägt er mir auch noch die Wange. So ein Doofi. Glaubt der echt, ich sei bewusstlos? Von seinem zarten Händedruck doch wohl nicht. Eher noch von seinem betörenden Duft und der reinen Tatsache, dass er nur mit Handtuch um seine Hüften auf mir hockt. „Hey Die, wach auf.“ Er beugt sich zu mir runter um meinen Atem zu lauschen. „Die, mach schon. Aufwachen.“ „Buh!“ Ich reiße die Augen auf und erschrecke ihn noch einmal. „Kitzelattacke!“ So leicht trickst man das Kaotierchen aus! Mit geringstem Zeit- und Kraftaufwand, lediglich dem Einsatz meiner agilen Fingerspitzen, drehe ich den Spieß um, so dass Kaoru sich nun windend am Boden befindet und ich die Oberhand habe. „Die, hör sofort auf! Das ist nicht fair. Ich kann nichts dafür, dass ich kitzelig bin,“ sagt er nach Luft schnappend, aber ich denke gar nicht daran aufzuhören. „Die! Ah! Nicht! Bitte! Hör auf!“ Musik in meinen Ohren und unweigerlich zaubert es ein verträumtes Lächeln auf meine Lippen. Als Kaoru die Tränen in den Augen stehen, höre ich auf und stütze meine Hände neben seinem Kopf ab. Er ringt nach Luft und seine Brust hebt und senkt sich in großen, schweren Zügen. Total erschöpft von meiner Kitzelattacke liegt er da und sieht einfach nur zum Anbeißen aus. Ich würde ihn zu gern küssen, aber ich traue mich nicht. Stattdessen strecke ich meine Hand unbewusst aus, um ihm ein paar dunkle Haarsträhnen aus dem Gesichts zu streichen. Meine Fingerknöchel streifen seine Wange und auf einmal richtet er sein Augenmerk auf mich. Sein Atmen wird wieder normal und er starrt mich an. Nicht böse. Verwundert. Verträumt? Nein, das wäre Wunschdenken, aber sein Blick macht mich verrückt und doch kann ich meinen nicht abwenden. Plötzlich räuspert er sich. „Gehst du mal bitte von mir runter?“ Harter, kalter Ton, und er benutzt ‚bitte’. Dann wäre mir eine hitzige Drohung fast noch lieber. Ich weiche von ihm und krabbele auf das Sofa, während sich Kaoru in eine aufrechte Position begibt und weggeht. „Gute Nacht,“ sagte er noch und ist auch schon verschwunden. Leise seufzend schmeiße ich mich rücklings auf die Couch und verschränke die Hände im Nacken. Es tut schon ein bisschen weh, wenn er so fluchtartig abhaut und kalt zu mir ist, aber auf der anderen Seite macht mich der Moment von vor zwei Minuten richtig hoffnungsvoll. Solche Momente waren in den letzten Jahren einfach zu selten, fast nie, da gewesen, aber sind es doch gerade die, auf die ich mit dem Einzug hier gebaut habe. Heute ist der erste komplette Tag als Kaorus neuer Mitbewohner und ich durfte ihn bereits halbnackt durchkitzeln. Ist das nichts? Aber hallo! Die ist auf dem Vormarsch! Und damit das auch so bleibt, stelle ich mir lieber noch den Wecker, bevor ich mich ausziehe und unter die Decke auf dem Sofa krabbele. Ob Kaoru wohl schon schläft? Er sieht ja immer zu knuffig aus, wenn er pennt. Er schließt bestimmt die Tür hinter sich ab. Vielleicht sollte ich mal testen? Ach nein, heute Nacht nicht mehr. Dann flieg ich womöglich noch hochkant raus. Schade... Die Aiko-Tante müssen wir los werden, Kao-Schätzi. Aber wie? Noch bevor ich viel Zeit habe mir darüber den Kopf zu zerbrechen, schlafe ich ein. Als der Wecker klingelt, gähne ich lautstark und kratze mir verdattert den Kopf. Mann, ich habe geträumt, Kaoru wolle Aiko heiraten und auf ihrer Hochzeit habe ich sie mit dem Tortenschieber erledigt, woraufhin mir Kao eine Standpauke gehalten hat, wie sie denn jetzt Torte essen sollen. Komische Träume hat man manchmal... Egal, leise schiebe ich mich vom Sofa und fange an mit der Planerfüllung. Als Kaoru Punkt sieben aus dem Bett kriecht und in die Küche gewackelt kommt, grinse ich ihn an. „Morgen Die, was ist denn hier los?“ „Einen wunderschönen guten Morgen, lieber Kaoru-sama!“ Ich kann heller strahlen als ein Omnibus. „Ich habe Frühstück gemacht heute.“ „Das sehe ich...“ Tellergroße, dunkelbraune Augen starren auf den Küchentisch. „Sogar mit Kerzen...“ „Setz dich doch und iss etwas.“ Ich gestikuliere mit den Händen zu einem der Stühle und als er Platz nimmt, eile ich schnell zur Kaffeemaschine. „Kaffee schwarz, ohne Zucker?“ „Ja, bitte.“ Er nickt freundlich und schmunzelt. „Du hast dir ja richtig Mühe gegeben...“ „Schon,“ sage ich und schenke ihm Kaffee ein, bevor ich mich gegenüber setze zu meiner Tassen heißem Kakao. „Ich will ja nicht nur eine Last für dich darstellen hier...“ „Bist du schon nicht, keine Sorge.“ Er kann richtig lieb sein, wenn er will, aber sein leicht arrogantes Grinsen verrät mir: da kommt noch was. „Ich nehme deine Entschuldigung an.“ „Was denn für eine Entschuldigung?“ Empört schaue ich auf und stelle mich dumm. Ich entschuldige mich doch nicht für meine Badezimmerauftritt von gestern. Spinnt der? „Na für...“ Er seufzt und lacht dann leise. „Vergiss es einfach.“ Schulterzuckend belasse ich es dabei. Ich wäre ja auch schön blöd, wenn nicht. Ich bin mir keiner Schuld bewusst. Soll er eben die Tür abschließen. „Wo warst du eigentlich gestern Abend?“, fragt Kao ganz nebenbei und trinkt von seinem Kaffee. „Was trinken,“ antworte ich und nehme mir Toast und Erdbeermarmelade. „Allein?“ „Du kommst ja nie mit,“ grinse ich frech und beiße in meinen Marmeladentoast. „Bleibst doch eh nie lange allein,“ lächelt er schon fast mit Wehmut, was mich doch etwas stutzig macht. „Bist doch ein begehrter Artikel.“ „Danke, ich weiß,“ schmatze ich zurück und nicke mehrmals. So etwas hört man doch gern! Stimmt ja auch. Dem Die kann keiner widerstehen – mal angesehen von Kaoru. „Willst du dir denn nicht auch mal einen... Freund suchen? Ich meine, einen festen... eine richtige Beziehung. Kann doch nicht schön sein, wenn man immer nur...“ Ich lausche ihm gespannt. „...One-Night-Stands hat.“ Jetzt bin ich doch etwas verwirrt, vielleicht auch ein wenig gekränkt, aber ich kenne das nicht anders. Man wird hier einfach nicht ernst genommen. „So viele One-Night-Stands hatte ich ja nun auch wieder nicht und... Weißt du, ich lass mich nicht von jedem nageln, der mir mal einen blasen darf.“ „So genau wollte ich es gar nicht wissen,“ sagt der verklemmte Homophob und versteckt sich beinahe hinter seiner Morgenzeitung, die ICH – ja, ich! – ihm auch noch hingelegt habe. „Ist eben auch nicht so einfach einen passenden Freund zu finden heutzutage. Die guten Männer sind entweder vergeben oder hetero.“ Da fällt mir doch glatt noch was ein, wenn ich mir Kaoru so ansehe. „Oder sogar beides.“ Er schnallt natürlich nicht, dass ich auf ihn anspiele, oder überspielt es zumindest perfekt. „Du wirst schon auch noch den Passenden finden.“ So langsam geht mir das Gespräch echt gegen den Strich, denn ich werde frustriert und wenn ich das werde, schlägt sich das oft in Ärger und Provokation um. „Und, denkst du, du hast jetzt die Passende gefunden... mit Aiko?“ Ich ziehe ihren Namen extra etwas auseinander, denn ich find ihn beschissen. Aiko bedeutet so etwas wie Kind der Liebe. Sind wir nicht alle Kinder der Liebe? Er schaut auf, sieht sogar nachdenklich aus und zuckt dann kurz mit den Schultern. „Kann ich noch nicht sagen.“ Kann doch nicht wahr sein. Ich muss mir ein Lächeln verkneifen. Ohne Scheiß, aber ich hätte jetzt mit einem verliebt verträumten Lächeln gerechnet und einem heftigen Nicken nach dem Motto ‚Ja, sie ist die perfekte Frau!’, aber nein, mein Kao-boy war sich nicht sicher. „Wie das?“ Cool bleiben, Die. Bloß nicht grinsen. „Ist nicht meine erste Freundin und auch wenn ich optimistisch bin, aber nach so kurzer Zeit kann ich einfach noch nicht sagen, ob sie die Frau meines Lebens ist.“ Sachlich, abgeklärt und leicht verbittert würde ich sagen. „Bin vielleicht einmal zu oft schon auf die Schnauze gefallen.“ Er lacht betrübt. Ich auch, denn ich habe einen neuen Hoffnungsschimmer. Jetzt kann ich ja endlich lachen und außerdem hat Kaoru Aufmunterung nötig. „Na, wenn nicht... ich tröste dich gern! Jederzeit. Brauchst es nur sagen.“ Mit dem richtigen Charme und ein paar witzigen Gesten, die zudem sogar noch verteufelt süß aussehen, bring ich damit sogar den alten Miesepeter zum Grinsen. Dann steckt er sich seine morgendliche Kippe an und vergräbt sein Gesicht in der Zeitung. Nach dem Frühstück fahren wir wieder GEMEINSAM ins Studio zum Proben. Die Tourdaten stehen und auch die Setlist. Es geht alles nach Plan. Keine besonderen Vorkommnisse während des Arbeitsalltages. Gegen Feierabend ahne ich allerdings Schlimmes. Kaoru sitzt im Büro fest, weil unsere sogenannten Fachmänner einfach ein paar Termine ausgetauscht haben. Leider sind die Umbuchungen der Hotels nicht vorgenommen worden, geschweige denn dass eine Mitteilung an die Presse ergangen ist. Die anderen haben bereits zusammengepackt und auch ich bin eigentlich schon abfahrbereit. Und jetzt? Ich klopfe an der Bürotür und stecke vorsichtig den Kopf ins Zimmer. „Ähm... Kao... Soll ich dir irgendwie helfen?“ Er seufzt kurz leise und sieht mich kopfschüttelnd an. „Nein, dank dir. Aber frag doch mal einen der anderen, ob sie dich nach Hause fahren können. Ich komm hier so schnell nicht weg.“ Schade, aber was soll ich machen. „Okay... äh... Kommst du dann nach Hause, wenn du fertig bist, oder fährst du noch zu Aiko?“ Man muss den Tatsachen ins Auge sehen und mit etwas Mut konnte ich meiner Frage Ausdruck verleihen. „Nach Hause,“ sagt er und ich muss aufpassen, dass ich mich nicht verschlucke. „Wenn ich hier mal fertig bin, will ich nur noch Heim, glaub mir.“ Armes Kao-Hasi-Schätzi. Aber er kommt nach Hause, juhu, und fährt nicht zur alten Aiko-Tante! Super! „Okay, dann... Ich organisier dir was zu essen, wenn du kommst.“ Er nickt dankbar. „Nett von dir, danke.“ „Keine Ursache.“ Ich zwinkere kurz mit einem Auge und lass ihn dann allein, denn ich muss mein Taxi noch erwischen. „Toshi!“, schreie ich armwedelnd und renne dem Toto hinterher, weil er anscheinend der letzte ist, der noch hier ist und mich nach Hause fahren kann. „Toshi, wart doch mal!“ „Was denn?“ Er stoppt an seinem gelben Miniflitzer und sieht mich mit dem typischen Toshiya-Schnütchen an. „Kannst du... mich mal... Heim fahren?“ Ganz schön aus der Puste bin ich. Ich muss mehr Sport machen, meinen Körper trainieren, Muskeln aufbauen... ob Kaoru drauf steht? „Wegen mir,“ antwortet er schulterzuckend und hüpft ins Wägelchen. Ich kletterte schnell zur Beifahrerseite hinein. „Zu dir Heim oder zu Kaoru Heim?“ „Zu Kao bitte,“ grinse ich nickend und Toshiya startet den Wagen. „Och menno, das ist ein Umweg von 30 Minuten. Dafür bist du mir was schuldig, Die.“ Das Toto verzieht sein Schmollmündchen und düst los. „Ja, ich kann doch auch nichts dafür, dass meine Bude unter Wasser steht und Kaoru hier fest sitzt. Wir hätten eben getrennt fahren sollen, aber egal...“ Warum erzähl ich das eigentlich alles? „Und, wie ist das Leben unter einem Dach mit unserem Kaokao so?“, kichert die Toshi-Maus und ich schaue ihn fragend an. Schlimm genug, dass er ‚unserem’ Kaokao gesagt hat, aber auf Krümelkackerei habe ich gerade null Bock. „Ich stelle mir das ja nett vor, sauber und geregelt. Na, und Kaoru ist ja auch ein Lieber... und er sieht gut aus, nicht zu vergessen. Man kann bestimmt mit ihm leben, aber der olle Brummbär meckert doch bestimmt auch viel rum, ne?“ „Nö,“ lüge ich und zucke mit den Achseln. „Bei mir nicht.“ Toshiya kichert einmal mehr. „Ja, sicher Die. Wo gerade du ihm nie auf den Keks gehst...“ „Ich geh ihm höchstens auf die Eier Toshi,“ sage ich schlagfertig wie immer. „Aber da lässt er mich nicht ran, also widerlege ich deine These damit.“ „Rede nicht immer wie ein Philosoph, Die.“ „Warum nicht?“ „Steht dir nicht.“ Toshiyas Fahrstil lässt mich kurzzeitig am Seitenfenster kleben, bis ich wieder gerade sitze. „Aber wenn du es jemals schaffen solltest bei Kaoru zu landen, sag mir bitte bescheid.“ „Hä? Wieso?“ Hat er tatsächlich Hoffnung in mich oder wo führt das wieder hin hier? „Na logisch, dass ich wissen will, wenn sich Kao von einem Typen hat flachlegen lassen. Dann will ich aber auch mal ran!“ Typisches Toshi-Lachen: halb Kichern, halb Einsabbern. Der hat doch wohl den Schuss nicht gehört. Man nimmt mich hier einfach nicht ernst! Jeder weiß, dass ich es auf Kaoru abgesehen habe, aber keiner kann sich vorstellen, dass ich ihn nicht einfach nur mal nageln möchte, sondern... ja, eine Beziehung eben! Gott verdammt! Leider bin ich zu sehr an die Missachtung meiner Ernsthaftigkeit gewöhnt und es lässt mich kalt. Ich zucke wieder mal mit den Schultern und starre zum Fenster raus, als im selben Moment mein Kopf mit der Windschutzscheibe zusammenprallt. „Sind da!“, ruft das Toto freudig und ich rubbele mir den wunden Punkt am Schädel. „Ähm... danke,“ sage ich aus reiner Höflichkeit und steige aus. Toshiya winkt und fährt weiter, als ich mich auf den Weg ins traute Heim mache. Kaoru kommt! Zwar jetzt noch nicht, aber er wird kommen und dann werde ich mit Essen, Bier und einer netten DVD auf ihn warten. Das ist doch wohl der ultimative Ausgleich, oder? Ich bin ein Genie! Ein Blick in den Kühlschrank und ich weiß, dass ich wohl besser eines der Tiefkühlgerichte auftauen muss. Irgendwas mit Nudeln krame ich heraus und stecke es in den Ofen. Super! Das bäckt sich ganz allein und ich kann mich auf die Suche nach einem romantischen Filmchen machen. Igitt. Kao hat ja nur ekelige Filme. Horror, Action, Porno. Tolle Auswahl. Dann gucken wir eben einen dieser Actionfilme. Da sind wenigstens ein paar nette Typen dabei, die ganz schnuckelig aussehen. Nicht so gut wie Kaoru, aber den habe ich dann ja neben mir sitzen und brauch ihn nicht in der Glotze. Huch! Ich erschrecke mich leicht, als es an der Tür klingelt. Hat Kao etwa seinen Schlüssel vergessen? Ach, nein! Ich sehe es. Ich habe meinen von innen stecken lassen. Ich bin aber auch ein Dummerchen. „Sorry, ich...“ Da verschlägt es mir die Sprache. Mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund starre ich auf keine andere Person als diese Aiko. Es würgt mich leicht in der Kehle. „Hallo Die,“ sagt sie lieblich und lächelt. „Kaoru ist nicht da.“ Sachlich, knapp, direkt. Ich habe eben doch etwas in all den Jahren vom Kao-Man gelernt. „Hab ich mir schon gedacht, als sein Auto nicht da stand,“ gibt sie zu und schwingt ihr langes braunes Haar nach hinten. „Hast du was dagegen, wenn ich drin auf ihn warte?“ Eigentlich schon, denn ich darf im Grunde noch nicht mal die Haustür öffnen. Wenn ich doch nur nicht gedacht hätte, es sei Kao! Und jetzt steht seine Ische hier und ich kann ihr doch nicht die Tür vor die Nase knallen. Das würde sie ihm petzen und er wäre sauer. Scheiße. Ich halte ihr also die Tür auf, drehe mich um und gehe zurück in die Küche um den Ofen auszuschalten. Essen ist fertig. Na, hoffentlich schmeckt es den beiden. Mist verfluchter! „Hast du gekocht?“, fragt Aiko und betritt die Küche. „Nee, vielmehr was in Ofen geschoben...“ maule ich und stecke mir eine Kippe an. „Nett von dir.“ Sie verfolgt mich, als ich ins Wohnzimmer gehe und mich auf dem Sofa niederlasse. „Tut mir wirklich leid, das mit deinem Wasserrohrbruch...“ Sie bemitleidet mich und pflanzt sich auch noch neben mich, wie unsympathisch. Ich nicke nur lahm. „Hat Kaoru etwas gesagt, wann er wieder da sein wird?“ Ich unterdrücke mein Kopfschütteln und zwinge mich zum Lügen – und wenn es mich den Kopf kosten sollte! „Kann noch ziemlich lange dauern, bis er da ist.“ „Kann ich trotzdem warten?“ Das Ding legt mir ihre Hand auf das Knie und innerlich fangen meinen Sirenen laut an zu heulen. Ach du Scheiße! Was soll denn das jetzt? Langsam drehe ich mich um zu dem Monster, was mich mit einem lüsternen Bettelblick ansieht. „Äh...“ Mir fällt gerade gar nichts ein. „Also...“ Aiko winkelt den Kopf leicht an und schmollt. Das macht mir Angst. Als sie jedoch anfängt, mit ihrer Hand meinem Obenschenkel auf und ab zu streicheln, krieg ich Panik. „Wir könnten uns die Zeit auch etwas vertreiben...“ Ich glaub, die hackt. Die gräbt mich an! So eine Schlampe! Ich möchte ihr am liebsten eine kleben. Wie kann sie das meinem Kaoru nur antun? Ich greife also nach ihrem Handgelenk und lege ihr Pfötchen vom meinem Schenkel weg auf ihren eigenen. „Nein, danke. Keinen Bedarf,“ sage ich zischend und schaue sie mit dem fiesesten Blick an, den ich habe. „Du musst das nicht tun.“ Bitte was?! Was muss ich nicht tun? „Kaoru muss es doch nicht wissen.“ „Ich glaub, du tickst nicht mehr ganz richtig!“ Endlich habe ich mein Sprachvermögen wieder und bin in Vollbesitz meiner geistigen Fähigkeiten. Ich springe also auf und blaffe sie an! „Was denkst du eigentlich, was du hier machst? Kommst hier einfach an und gräbst an mir rum! Wenn Kaoru davon erfährt...“ Sie unterbricht mich in einem scharfen Ton und steht auf. „Wehe, du sagst ihm auch nur ein Wort!“ „Was dann?! Sag mir, warum ich es ihm nicht sagen sollte, was für eine hinterhältige Hure du bist?“ Boah, ich habe heute echt mein vollstes Vokabular im Hirn. Ich unterstütze meine Beleidigung, indem ich mit dem Finger auf sie zeige und die andere Hand in die Hüfte stemme. „Weil er dir kein einziges Wort glauben würde!“ Siegessicher grient sie mich an. „Ha! Hahaha! Und wie der mir glauben wird!“ Denke ich. Hoffe ich. Wird er? Gott, er ist verliebt in die Schlampe, warum sollte er mir glauben? Er wird denken, ich sage es, weil ich eifersüchtig bin. „Na dann, sag es ihm doch.“ Sie schnappt ihre Handtasche und läuft zur Tür. „Kaoru wird dir nicht einmal glauben, dass ich hier war. Außerdem ist mir noch nie ein so prüder Idiot wie du begegnet. Entweder bist du schwul...“ Diesmal unterbreche ich sie und fauche sie an, als ich ihr freundlicherweise die Tür öffne und sie hinaus befördere. „Genau das! Schönen Abend noch!“ Rumms! Ich schlage ihr die Tür vor der Nase zu und stapfe ins Wohnzimmer, wo ich mich mit verschränkten Armen und stinksauer auf die Couch fallen lass. Diese verfluchte Mistkröte hat auch noch recht! Kaoru glaubt mir kein Wort, wenn ich ihm davon erzähle. Argh. Ich könnte alles zusammenschlagen! Ich brauche jetzt ein Bier. Nach einer halben Schachtel Zigaretten und zwei Bier habe ich mich halbwegs wieder beruhigt. Zwar habe ich nach wie vor keinen Plan, was ich jetzt tun soll, aber mir immerhin schon einmal fest vorgenommen einen kühlen Kopf zu bewahren. Bringt ja nichts jetzt auszurasten. Dabei könnte ich dieser miesen kleinen Kröte echt den Hals rumdrehen! Ach, es tut mir so leid für Kaoru. Dass er ausgerechnet wieder so ein Pech haben muss und dass er noch nicht einmal etwas weiß von seinem Unglück! Also gut, der Abend wird fortgesetzt wie geplant. Ich werde mir später einen Schlachtplan überlegen. Als mein Lieblingsleader endlich nach Hause kommt, begrüße ich ihm mit einem lieben Hallo und sage ihm, dass er es sich auf dem Sofa bequem machen soll. „Gibt’s irgendwas zu feiern? Hab ich was gewonnen? Du verwöhnst mich ja,“ lacht er und setzt sich brav hin, während ich das Essen hole. „Vielleicht will ich dich dann gar nicht mehr gehen lassen.“ Guter Witz, denke ich und bringe ihm seine Nudeln. „Tu dir keinen Zwang an.“ „Hm, was gibt’s denn? Tiefkühlnudeln?“ Der ist ja echt gut gelaunt. Wenn der wüsste...?! „Ja, ich glaub, ich muss mal für dich einkaufen gehen,“ sage ich und stell ihm noch ein Bierchen auf den Tisch. „Ich dachte, wir essen und sehen uns einen Film an. Ich hab was aus deiner Sammlung gekramt. Ist das okay oder willst du was anderes machen?“ Er schüttelt den Kopf langsam. „Nein, passt prima. Ich bin so im Eimer, da ist mir der Film so was von egal. Essen und Bier sind genau richtig!“ „Sehr gut.“ Ich schalte also den DVD-Player ein und genieße einfach mal die Situation mit Kaoru neben mir, wie wir gemeinsam essen und uns einen Film ansehen. Gemütlich. Ohne Stress. Nur er und ich. Zuhause. Leider driften meine Gedanken immer wieder zu dieser bescheuerten Aiko. Die Dinge könnten nicht schlechter liegen. Es tut richtig weh Kao in die Augen zu sehen. Ist zwar schön, dass sie nicht die perfekte Frau für ihn ist, aber das muss er erst einmal sehen! Nur wie? „Alles in Ordnung Die?“ „Hm?“ Ich drehe mich zu Kaoru um und lächle zaghaft. „Ja, sicher.“ „Du siehst so abwesend aus. Gefällt dir der Film nicht? Oder bedrückt dich etwas? Du wirst doch nicht krank, oder?“ Seelsorgender Leader-sama, du. Er ist so lieb. Ich schüttele mein rotgefärbtes Haupt. „Alles bestens.“ „Okay.“ Er hört sich skeptisch an, aber das kann ich jetzt auch nicht ändern. Ich versuche mich auf den Film zu konzentrieren und wundere mich nicht, als Kao neben mir in seiner sitzenden Position einpennt. Der Streifen war zwar nicht übel, aber wach hält der einen nicht. Schon gar nicht, wenn man wie mein Süßer erst schon total fertig auf der Möhre ist. Das Kaokao ist so putzig, wenn er schläft! Ich ziehe die Knie an meine Brust und schlinge meine Arme um die Beine, so dass ich meinen Kopf darauf anlegen kann. In dieser Position kann ich ihn am besten beobachten. Seine leicht geöffneten Lippen, sein dunkles Haar, das ihm ins Gesicht fällt, seine Brust, die sich sanft hebt und wieder fällt mit jedem Atemzug. Kein Sorge, Kaoru. Wir kriegen das schon hin mit dieser Aiko. Noch mag sie dir ja die Hucke voll lügen, aber ich werde sie schon noch entlarven und dann bin ich für dich da. Ist doch egal, ob du mich willst oder nicht. Dann bin ich eben nur ein Freund für dich, aber wenigstens sind wir dieses Miststück dann los. Kaoru schreckt leicht hoch, als er aufwacht. „Ist der Film schon zu Ende?“ „Yep.“ Ich nicke und lächle, weil er gerade schlichtweg wie ein Dussel aussieht. Seltener Anblick. „Dann geh ich mal ins Bett.“ Langsam steht er auf und streckt sich. „Nacht Die und danke noch mal. Fand ich nett heut mit dir, mal einen ganz Ruhigen zu machen. Bist ja doch kein Partytier.“ Ich winke ab, als er mich angrinst. „Los, hau ab.“ Er lacht und macht sich gähnend auf in sein Schlafzimmer. Ich hingegen mache es mir auf dem Sofa bequem und versuche mein Hirn und Herz zu beruhigen. Was mach ich nur? Was mach ich nur? Der Gedanke lässt mich einfach nicht in Ruhe. Wie zur Hölle soll ich diese Aiko entlarven? Irgendwie gestaltet sich alles schwieriger, als erahnt. Aber dafür bin ich ja da! JETZT wird alles anders! Ende Kapitel Zwei. ... Irgendwie sollte es ja witzig werden... aber... ich könnt heulen, so süß ist Die! ;) Und wie geht's euch? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)