Hinrichtung mit Hindernissen von S_ACD (Viel zu viel Chaos in einer viel zu kleinen Stadt...) ================================================================================ Kapitel 1: Montag ----------------- Am nächsten Tag stand es in allen Schlagzeilen: „Strohhut-Ruffy gefasst!“ Die Nachricht ging um die ganze Grand Line. Die Marine hatte es geschafft. Endlich einmal hatte sie einen der gefährlichen Piraten festgenommen und nicht immer nur unbedeutende Winzlinge, die ohnehin niemanden interessierten. Die Hinrichtung war für in einer Woche festgesetzt worden. Schließlich musste man diesen Sieg in aller Öffentlichkeit feiern. In letzter Zeit waren schon einige Stimmen laut geworden, die der Marine vorwarfen, nicht mehr gegen die Piraten anzukommen und da kam ein derartiges Ereignis gerade recht. Vor allem jetzt, wo man munkelte, dass der Rote wieder aktiv wurde und außerdem Whitebeards Vize in Alabasta und einigen anderen Städten gesehen worden war, musste dieser Triumph bis aufs äußerste ausgekostet werden. Und der Strohhut war zwar keiner der legendären Vier, aber er war ein großer Fisch und hatte ziemlich viel Ärger gemacht. Schon ein paar Mal waren die Zeitungen voll von seinen Anschlägen gewesen. Die größte Frechheit war wohl sein Angriff auf Eniel’s Lobby, der als uneinnehmbar geltenden Gefängnisinsel. Dass er und seine Mannschaft ungestraft davonkommen konnten, versetzte die Bevölkerung in Angst und Schrecken. Und jetzt war er von der Marine geschnappt worden. Etliche Leute atmeten erleichtert auf. Kurz war überlegt worden, ihn nach Rouge Town zu bringen, um ihn dort wie Gold Roger hinrichten zu lassen. Damit hätte man ein Exempel statuiert und den unzähligen Piraten, die immer übermütiger geworden waren, einen Dämpfer verpasst. Aber letztendlich entschied sich der zuständige Offizier, er hieß Dimidatus, dagegen. Von der Mannschaft des Strohhuts hatte man weder während der Ergreifung noch später den kleinsten Mucks gehört oder gesehen und es war nicht unwahrscheinlich, dass ihnen eine der spektakulär angelegten Befreiungsaktionen, die dieses verdammte Piratenpack so zu lieben schien, noch bevorstand. Und der lange Seeweg war für eine derartige Aktion geradezu ideal. Der Strohhut selber hatte keinen Piep von sich gegeben und auf keine Fragen, so handgreiflich sie auch gestellt worden waren, geantwortet. So war die Hinrichtung in einem kleinen, abgelegenen Städtchen namens Vino festgelegt worden, bei dem Monkey D. Ruffy auch geschnappt worden war. Eingebettet in Fels und mit nur einem einzigen Hafen, der sich leicht überwachen ließ, bot sie beinahe den Anblick einer Festung. Außerdem war sie nicht besonders groß, was es eventuellen Befreiern schwer machen würde, unentdeckt zu bleiben. Kleine, malerische Gässchen, eng und verwinkelt und mit nur einem einzigen größeren Platz, auf dem sich Marktstände aneinanderreihten… es war wirklich ein hübsches Städtchen. Die Häuser waren schmal, wie um Platz zu sparen und ragten über fünf Stockwerke in die Höhe. Das größte Gebäude der Stadt, das Rathaus, war kurzerhand zum Gefängnis und Marinehauptquartier umfunktioniert worden. Zum Glück der Marine waren das Rathaus und die Bank, die sich gleich daneben befand, bestens befestigt. Der Grund dafür war denkbar einfach und hatte sogar mit Piraten zu tun. Die Bank von Vino war die einzige und somit auch größte der Umgebung. Im Umkreis von hundert Meilen gab es keine andere, was beinahe zwangsläufig dazu geführt hatte, dass die beherbergten Mengen an Geld, Gold und anderen Wertgegenständen eine beinahe schon atemberaubende Dimension angenommen hatten. Und auf der Grand Line lockte derartiger Reichtum bekanntlich Piraten an wie die Motten das Licht. Deshalb hatte man die Bank auch so abgelegen platziert und sich größte Mühe mit der Befestigung gegeben. Ganz Vino war von dicken Stadtmauern umgeben, am Eingangstor wurde jeder Passant aufs Genaueste kontrolliert und der Hafen stand sowieso unter ständiger Beobachtung. Aber seit dem Einzug der Marine in Vino – ihren wertvollen Gefangenen im Schlepptau – war die friedliche Stadt in einen Bienenkorb verwandelt worden. ~*~*~*~*~*~*~ Kapitel 2: Freitag ------------------ Dimidatus stand am Fenster des Bürgermeisterbüros im Rathaus, das vorübergehend als sein Schlafzimmer herhalten musste und sah stirnrunzelnd hinaus. So sehr er auch auf seinen unvergleichlichen Triumph, den Strohhut gefasst zu haben, stolz war und so sehr er auch dankbar war für die Ehre, die Verantwortung für die Hinrichtung übertragen bekommen zu haben… er würde froh sein, wenn das alles hier vorbei war. Er hatte gedacht, dass es ziemlich schlau gewesen war, nach Vino zu übersiedeln, aber in den letzten paar Tagen hatte sich herausgestellt, dass die Idee vielleicht doch nicht so toll war. Sechs Stockwerke unter ihm breitete sich der Marktplatz aus, auf dem der verdammte Strohhut in zwei Tagen um Punkt zwölf Uhr mittags sein Leben aushauchen würde. Als sie angekommen waren, hatte der Markt nur aus gut zwanzig bunten Ständen bestanden und aus vielleicht fünfzig Leuten mit Einkaufskörben, die gemächlich dazwischen herumgeschlendert waren. Das hatte sich innerhalb von ein paar Tagen rapide geändert. Dimidatus starrte jetzt hinunter auf ein buntes Gewusel aus unzähligen Menschen. Der Marktplatz schien beinahe überzugehen vor lauter Leuten, die Stände waren kaum mehr zu sehen. Alte, Junge, Kleine, Große, Männer und Frauen… alles war vertreten. Dazwischen tummelten sich Verkäufer mit Bauchläden, ein paar Standbesitzer, die das Geschäft ihres Lebens witterten, standen auf ihren Stühlen und priesen brüllend ihre Ware an, aus den Fenstern steckten Leute ihre Köpfe und unterhielten sich mit anderen, die draußen standen, kurz – es war ein kunterbuntes Durcheinander, ein chaotisches Treiben. Und Dimidatus hasste nichts mehr als Chaos. Am Ende einer Gasse hatte er eine der von ihm höchstpersönlich angeordneten Marinepatroullien erspäht, die sichtlich Mühe hatte, sich zum Rathaus durchzukämpfen. Niemand machte Platz, keiner schien die sich nährende Autorität auch nur zu bemerken. Der Offizier biss die Zähne zusammen. Das konnte ja was werden. Kaum, dass sie die Meldung von der Hinrichtung des Strohhuts an die Zeitung herausgegeben hatten, war das Theater hier auch schon losgegangen. Unzählige Menschen waren nach Vino geströmt und mittlerweile platzte die Stadt beinahe aus den Nähten. Alle Hotels, Pensionen und Motels (von denen es ohnehin nicht allzu viele gab) waren voll, nein, sie waren überbelegt und viele Bürger vermieteten privat Zimmer oder Betten, um diese unverhoffte Einnahmequelle zu nutzen. Der Hafen war überfüllt, es war so eng, dass viele Kapitäne ihre Schiffe weiter draußen vor der Bucht ankern ließen, anstatt an den Docks anzulegen. Die Überwachung der ganzen Ankömmlinge war so gut wie unmöglich geworden, die Kontrolle am Stadttor einen einzige Katastrophe. Und ein Ende war nicht abzusehen. Im Gegenteil, mit jedem Tag kamen mehr Menschen, obwohl die Stadt schon jetzt so gut wie keinen Platz mehr für sie hatte. Es klopfte an der Tür. Dimidatus riss sich von dem Anblick des wirren Treibens, dass sich vor ihm ausbreitet, los und knurrte: „Herein.“ Die Tür flog auf und ein Marinesoldat kam herein. Er salutierte zackig. „Melde gehorsamst, Strohhut noch sicher in Gewahrsam, keine verdächtigen Vorkommnisse.“ „Gut…“ Dimidatus war stolz auf diesen Einfall. Jede volle Stunde hatte eine der Wachen bei ihm Meldung zu machen, ob mit dem Gefangenen alles in Ordnung war. Auf diese Weise war eine Befreiung noch schwieriger, weil sie beinahe unverzüglich entdeckt werden würde. Sollte sich die Meldung einmal verzögern, würde Dimidatus unverzüglich Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um zu erfahren, was vorging. Er hatte sich mit Herz und Seele dieser Aufgabe verschrieben, er würde den Strohhut übermorgen hinrichten lassen und nichts würde ihn davon abhalten. Selbst wenn das bedeutete, dass er nachts zu jeder vollen Stunde aus dem Schlaf gerissen wurde, um sich die Meldung seiner Leute anzuhören. Der Soldat salutierte wieder und wollte gerade hinausgehen, als Dimidatus noch etwas einfiel. „Hat er was gesagt?“ „Nein, Sir.“ „Habt ihr es weiter versucht?“ Das Gesicht des Marines weitete sich überrascht. „Nein, Sir. Sie hatten doch gesagt, wir sollen ihn in Ruhe lassen, damit er am Sonntag nicht so kaputt aussieht…“ Der Offizier verdrehte die Augen. „Natürlich“, sagte er ungeduldig, „Aber ich dachte, vielleicht ist ihm ja von alleine was über die Lippen gekommen.“ Selbstverständlich hatten sie nach Monkey D. Ruffys Ergreifung mit allen möglichen Mitteln versucht, ihn zum Sprechen zu bringen, aber er schwieg beharrlich. Es war beinahe schon erstaunlich, wie viele Schmerzen dieser schmale Junge aushalten konnte, ohne auch nur einen Laut von sich zu geben. Dimidatus war erstaunt darüber gewesen, wie schmächtig und vor allem wie jung der gefürchtete Pirat aus der Nähe wirkte. Aber Pirat war Pirat und außerdem hatte das Bürschchen Teufelskräfte. „Ach so, Sir“, der Soldat wirkte erleichtert, „Ich meine, nein, Sir. Er hat nichts gesagt.“ Dimidatus seufzte. „Schon gut“, er winkte ab, „Sie können gehen.“ Die Tür schloss sich wieder. Der Strohhut schwieg, von seiner Mannschaft war immer noch weit und breit nichts zu sehen und die Stadt Vino verwandelte sich langsam aber sicher in einen überfüllten, orientalischen Basar. Wobei sich Dimidatus sicher war, dass ein Großteil der Menschen, die gekommen waren, um die Hinrichtung zu sehen, keine ehrbaren Bürger waren, sondern ebenfalls zu diesem verdammten, blutgeilen Piratenpack gehörten. Er wandte sich wieder dem Fenster zu und seufzte tief. So weit, so schlecht. ~*~*~*~*~*~*~ Die alte Marktfrau hatte Mühe, die Lebensmittel alle in Tüten zu verstauen. Rund um die kleine hölzerne Bude wogten die Menschenmassen. Sie angelte nach der vierten Papiertüte und stopfte das Obst und Gemüse mit geübten, raschen Handbewegungen hinein. Ihre beiden Kunden, die nicht von vier klapprigen Bretterwänden geschützt wurden, hatten ihre liebe Not damit, nicht abgedrängt zu werden. „Verzeihen Sie bitte vielmals“, ächzte sie und wischte sich den Schweiß von der Stirn, „Ich bin gleich fertig.“ „Das wird auch höchste Zeit“, nörgelte die schlanke, rothaarige Frau mit der Sonnebrille, „Hier wird man ja zu Tode getrampelt.“ „Keine Sorge, Mäuschen“, zwitscherte ihr Begleiter, „Ich lasse doch nicht zu, dass dir was passiert. Sei unbesorgt.“ Er schob mit einigen Schwierigkeiten seine Hand in die Hosentasche und angelte nach seinem Feuerzeug. Die Marktfrau füllte die fünfte Tüte, während der Mann sich eine weitere Zigarette ansteckte. Innerhalb der letzten zehn Minuten hatte er bereits drei geraucht und die alte Marktfrau musste sich Mühe geben, ihn nicht darauf hinzuweisen, wie gesundheitsschädigend eine derartige Dauerqualmerei sein konnte. Stattdessen suchte sie nach einem unverfänglichen Thema. „Haben Sie schon gehört?“ „Was gehört?“ Die Frau machte kein besonders interessiertes Gesicht. „Na ja… übermorgen ist doch diese Hinrichtung…“ „Ach, tatsächlich?“, jetzt klang sie spöttisch, „Was glauben Sie wohl, warum wir hier sind?“ Meine Güte, war die unhöflich. Hübsch, aber furchtbar unhöflich. „Das habe ich nicht gemeint“, die Marktfrau machte ein eingeschnapptes Gesicht und stopfte die sechste Tüte. „Was ich sagen wollte, war: Haben Sie schon gehört, dass die Marine jetzt Flugblätter mir den Gesichter von sämtlichen Crewmitglieder dieses Verbrechers herausgebracht hat?“ Der Mann mit den blonden Haaren hustete los. „Wie… wie bitte?“ Ja, ja, das Rauchen, dachte die alte Marktfrau, kein Wunder, dass er bei dieser Menge Zigaretten Raucherhusten kriegt. Dabei ist er doch noch so jung. Sie reckte triumphierend das Kinn, weil ihre Bemerkung auch die unfreundliche junge Frau beeindruckt zu haben schien. „Ja, Flugblätter. Sie verteilen sie seit heute morgen. Alle Mitglieder dieser Strohhutbande, inklusive Namen. Sollen ja gar nicht so viele sein, dafür, was sie alles angestellt haben.“ „Ta-tasächlich?“ Der Frau schien es die Sprache verschlagen zu haben. „Ist ja toll… ich meine… ähm… großartig. Oder?“ Sie stieß ihrem immer noch nach Luft schnappendem Begleiter in die Rippen. „Stimmt doch?“ „Ja, natürlich…“, er hustete wieder, „Da hast du… vollkommen recht… Mäuschen.“ Seine Stimme klang verdächtig nach einem akuten Asthmaanfall. „Ähm… sagen Sie mal…“, mit einem Mal klang ihre Stimme viel freundlicher, „Würde es Ihnen was ausmachen, sich zu beeilen? Wir haben noch was… Wichtiges zu erledigen.“ „Selbstverständlich, Fräulein.“ Die alte Marktfrau füllte, zufrieden mit sich und ihrer Leistung, die letzte Tüte und stellte sie auf den Tresen. „Bitte schön.“ Zu ihrer Verblüffung begann die Rothaarige, zeitweise behindert durch vorbeihastende Menschen, von denen sie angerempelt wurde, alle Tüten dem Blonden neben sich aufzuladen. Und der beschwerte sich nicht einmal. Auch, wenn es ihm offensichtlich schwer fiel, in dem Gedränge das Gleichgewicht zu halten. Mit einem Mal schien sie es sehr eilig zu haben. Die Marktfrau nannte den Preis, die Frau bezahlte und dann kämpften sich die beiden auch schon einen Weg durch die Menschenmassen frei. Die Alte sah dem Tütenberg, der sich langsam Richtung Seitengässchen schob, verwundert nach und konnte noch hören, wie der Blonde fragte: „Brauchen wir noch was?“ „Ja“, antwortete die Rothaarige, „Sake.“ „Oh nein, zum Teufel, muss das denn sein? Der Penner wird es doch auch ein paar Tage ohne aushalten!“ Dann waren sie in dem Gedränge verschwunden. Die Marktfrau begann, ihren Tresen abzuwischen, bevor es der nächsten Kundschaft gelang, sich zu ihr durchzudrängen und keine zwei Stunden später hatte sie die beiden seltsamen Leute vergessen. ~*~*~*~*~*~*~ Es dämmerte schon, als Nami, den kaputten Sanji im Schlepptau, ein winziges, düsteres Seitengässchen erreichte. Hier war von der Hype, die die ganze Stadt befallen zu haben schien, nicht viel zu merken. Ein Mann schlief neben ein paar Mülltonnen, wobei er Pappkarton als Decke benutze, aber abgesehen davon war weit und breit niemand zu sehen. Sie marschierte zielstrebig zum Ende der Sackgasse, wo sich, verdeckt von einem weiteren Batallion Müllcontainer und einer rostigen Feuertreppe eine kleine, unscheinbare Tür mit eingelassenem Spion befand. Hinter ihr schepperte es. Sie zuckte zusammen und fuhr mit klopfendem Herzen herum, aber dann stellte sie fest, dass er nur Sanji gewesen war, der mit dem Gepäckstapel auf seinem Rücken zwei Mülltonnen skalpiert hatte. „Mann, bist du vielleicht leise?“ „Verzeihung, Nami-Mäuschen“, ächzte er und kam taumelnd ein paar Schritte näher, „Es war keine Absicht.“ „Das will ich auch hoffen“, knurrte sie, hob die Hand und klopfte. Zweimal lang, dreimal kurz, wie vereinbart. Als keine Reaktion kam, klopfte sie noch einmal. Obwohl es weit und breit keine Anzeichen dafür gab, stieg auf einmal Unbehagen in ihr auf. Scheiße, wo blieben die denn? Womöglich war etwas passiert. Die Marine hatte sie entdeckt. Die anderen waren alle festgenommen worden. Das war ein Hinterhalt. Hinter der Tür lauerten lauter Soldaten, die nur auf ihre Rückkehr gewartete hatten… In diesem Moment tönte eine gedämpfte Stimme durch das Holz: „Passwort?“ Sie atmete insgeheim erleichtert auf. „Franky, lass den Scheiß. Wir sind’s.“ Das mit dem Passwort war kompletter Blödsinn. Er konnte sowieso durch den Türspion sehen, wer draußen stand. Es war bloß eines der idiotischen Spiele, die Lysop, Chopper und er sich in den letzten Tagen ausgedacht hatten, weil sie ihren ‚Undercovereinsatz’ so unsagbar cool fanden. „Tut mir leid, aber ohne Passwort kann ich euch hier nicht reinlassen.“ Ein unterdrücktes Kichern. Bevor Nami etwas sagen konnte, stand Sanji schon neben ihr. „Alter, ich hab schon seit drei Stunden das Gefühl, dass ich mir mein Kreuz gebrochen habe! Wenn du also diese Scheißtür nicht augenblicklich aufmachst, trete ich sie ein und dann kannst du auch noch nen Tritt in die Fresse haben!“ „Mann, du bist ja gut drauf.“ Die Stimme verstummte, dann war das Klicken von unzähligen Schlössern zu hören und endlich schwang die Tür lautlos auf. Nami trat ein, wobei sie Frankys Grinsen geflissentlich übersah und atmete tief durch. Hinter ihr rumpelte Sanji mit einigen Schwierigkeiten durch die Türöffnung. Mit einem ungeduldigen „Hier, halt das mal!“ drückte er Franky einen Teil seiner Last in die Arme und stieß die Tür mit dem Fuß an. Mit einem Knall flog sie zu. „Und jetzt ab in die Küche damit“, kommandierte er. Franky folgte ihm ergeben. „Nami, sperrst du bitte wieder zu?“ „Klar“, seufzte sie und verriegelte und verrammelte die Tür wieder nach allen Regeln der Kunst. Hinter ihr betrat jemand den Flur. „Na, wieder da?“ Sie drehte sich um. Robin sah, ein offenes Buch in der Hand, so entspannt aus wie immer. „Wieder, ja“, sagte sie genervt, „Meine Güte, da draußen ist der Teufel los.“ „Kann man wohl sagen“, Robin lächelte und Nami fiel ein, dass sie mit Chopper ja heute auch auf Erkundungstour gewesen war. „Habt ihr’s gepackt?“, erkundigte sie sich neugierig. „Ja, so ziemlich. Und wir haben was Tolles rausgekriegt.“ „Echt? Was denn?“ „Erzählen wir euch nach dem Abendessen. Da gehen wir den Plan ja noch mal durch, wenn ich das heute Morgen richtig verstanden habe.“ „Stimmt“, Nami seufzte wieder und fuhr sich übers Gesicht, „Seid ihr zwei schon lange wieder da?“ „Nein“, Robin klappte das Buch zu und wandte sich der schmalen, nicht besonders vertrauenserweckenden Wendeltreppe am Ende des Flurs zu, „Grade erst gekommen. Also, falls ihr mich sucht, ich bin noch schnell mal unter der Dusche.“ Und weg war sie. Nami schlenderte, immer dem Lärm nach, gemächlich durch die einzige Tür, die neben der Küchentür noch infrage kam. Sie betrat einen großen, dunklen Raum dessen einziges Fenster von dicken, mottenzerfressenen Gardinen verdeckt wurde. Ein paar Sekunden lang blinzelte sie, dann hatten sich ihre Augen an das Dämmerlicht gewöhnt. Die Wände waren grau verputzt und an etlichen Stellen schimmerte die blanke Ziegelwand durch. Eine Garnitur zerschlissener, ehemals dunkelrote gepolsterter Sitzmöbel füllte die gesamte Wandseite aus, ein holzwurmzerfressenes, altersschwaches Regal mit drei Büchern darin stand neben der Tür und den restlichen Platz beanspruchte ein gewaltiger Tisch aus dunklem Holz für sich, der auch schon bessere Zeiten gesehen hatte. Im Moment war er das einzige Möbel in diesem Zimmer, das auch benutzt wurde. Lysop hatte darauf über die Tage etwas aufgebaut, dass Nami immer wieder unangenehm an Frankensteins Labor erinnerte. Mehrere große Glasbehälter mit verschiedenfarbigen Flüssigkeiten darin, zusätzlich ein paar Töpfe und Schüsseln sowie einen Kochlöffel und einen Schneebesen, die er alle aus Sanjis Küchenzubehör zweckentfremdet hatte. Dazwischen ein paar aufgeschlagene Bücher und zahlreiche voll gekritzelte Notizblätter. An einem der abgenutzten Polstersessel, die früher einmal ganz gemütlich gewesen sein mussten, lehnten drei Schwerter. Zorro selber stand am anderen Ende des Raumes, wo sich eine weiter Tür befand, die zu einer kleinen, spinnenverseuchten Abstellkammer führte und rüttelte verschwitzt, mit hochrotem Kopf und offensichtlich vollkommen entnervt am Türknauf. Chopper stand daneben und feuerte ihn lautstark an. Namis Auftauchen blieb weitgehend unbemerkt. „Lysop, du Trottel!“, brüllte Zorro gerade, „Ich hab’s so was von satt! Es reicht, das Zeug ist gut!“ „Nur noch ein paar Minuten!“, kam Lysops geschäftige Stimme gedämpft durch die Tür, „Wenn sie innerhalb der nächsten fünf Minuten nicht nachgibt, dann hast du’s geschafft!“ „Keine bescheuerten fünf Minuten mehr! Mir reicht’s! Mach deinen Scheiß doch alleine!“ „Ach, komm schon“, jammerte Chopper ein Stockwerk unter Zorro, „Du hast es doch gleich. Du packst das, Zorro!“ „Nein!“, fauchte der Schwertkämpfer wütend und ließ den Türknauf los, „Mir steht’s bis hierher. Der Kleber hält und basta. Ich hab genug.“ „Oooch…“ Chopper verzog enttäuscht das Gesicht. „Hast du gehört, Lysop? Er will nicht mehr!“ „Spielverderber“, tönte es durch die Tür. „Mir egal…“, murmelte Zorro, drehte sich um und entdeckte Nami. „Hey, ihr seid schon wieder da?“ „Eben eingetroffen. Ihr kommt ja gut voran, wie ich sehe.“ Sie grinste. Zorro warf ihr einen finsteren Blick zu und ließ sich auf einen der Polstersessel fallen. „Seit sechs Stunden versuche ich, diese gottverdammte Tür aufzukriegen“, knurrte er, „Das war jetzt mindestens der tausendste Versuch.“ „Nein“, ließ sich Lysop vernehmen, „Genau der neunhundertdreiundfünfzigste.“ Zorro fuhr in die Höhe. „Soll das heißen, du schreibst das mit?!“ „Aber klar“, Lysop schien sich sicher zu fühlen, weil er in der Besenkammer saß und Zorro nicht, „Neunhundertdreiundfünfzig Versuche, neunhunderteinundfünfzig davon positiv und die letzen beiden negativ.“ „Wow“, Chopper sah beeindruckt aus, „So oft hast du sie aufgekriegt?“ Aber Zorro schien das nicht wirklich mitzubekommen. „Ich glaub, du tickst nicht mehr ganz richtig!“ Mit drei Schritten stand er vor der Tür, „Komm auf der Stelle da raus!“ „Damit du mir eine verpassen kannst?“, spielte Lysop sich auf, „Vergiss es. Du kannst mir im Moment gar nichts anhaben!“ Das stimmte. Aber Nami fand es trotzdem dämlich von Lysop, sich jetzt mit Zorro anzulegen. Die Tür bestand schließlich auch nur aus Brettern und wenn der Schwertkämpfer auf die Idee kommen sollte, seine Schwerter… Zorro schien soeben derselbe Gedanke gekommen zu sein. „Ich mach gleich Kleinholz aus der verdammten Tür!“, brüllte er und hämmerte dagegen. Anscheinend war das Geschrei auch im Nebenzimmer zu hören. „Könnt ihr Säcke nicht mal für fünf Minuten die Klappe halten!“, donnerte es aus der Küche, „Wenn da nicht bald Ruhe ist, komme ich rüber!“ „Oh, da hab ich jetzt aber Angst!“, gab Zorro zurück. Er war ohnehin schon mies gelaunt und da auch Sanjis Laune im Moment nicht grade die beste war, hatte Nami deutlich das Gefühl, dass das Ganze in eine Prügelei ausarten würde, wenn sie nichts unternahm. „HEY!“, verschaffte sie sich lautstark Gehör. Chopper und Zorro zuckten zusammen. „Was?“, knurrte der Größere gereizt. „Was?“, tönte es neugierig durch die Abstellkammertür. Nami strahlte sie an. „Ihr habt es geschafft, Jungs!“ „Hä?“ Sie verdrehte die Augen, lächelte aber weiter breit: „Ihr habt es hinbekommen! Klasse!“ „Ich glaub, sie meint mich“, ließ sich Lysops gedämpfte Stimme vernehmen. Zorro schnaubte, aber er schien sich wieder eingekriegt zu haben. „Träum weiter.“ Bevor irgendjemand antworten konnte, erschien Frankie im Türrahmen. „Abendessen ist fertig.“ ~*~*~*~*~*~*~ Sie quetschten sich zu siebt um den Küchentisch und stürzten sich auf das Abendessen. Zorro war so glücklich darüber, endlich wieder Sake zu haben, dass er Sanji vor lauter Freude beinahe um den Hals gefallen wäre. Aber nur beinahe. Nami wartete, bis die Jungs fertig damit waren, das Essen in sich hineinzuschaufeln, als ob sie seit Monaten nichts mehr gegessen hätten und wieder einigermaßen Ruhe am Tisch eingekehrt war. Dann ließ sie die Bombe platzen: „Hey, wisst ihr was?“ „Was?“ Fünf paar Augen sahen sie erwartungsvoll an. Nur Sanji, der ja wusste, was kommen würde, nutzte die Gelegenheit und schnappte sich blitzschnell das letzte Brötchen, bevor ihm jemand zuvorkommen konnte. „Die verteilen seit heute morgen Flugblätter mit Bildern von uns.“ „Wer, die?“ Chopper machte große Augen. „Die Marine?“ „Jope. Mit Bildern, Namen, Alter… alles, was sie eben wissen.“ „Ach, du Scheiße“, Franky griff nach dem Brotkorb und verzog das Gesicht, als er feststellen musste, dass dieser leer war, „Und warum bitteschön?“ „Zur ‚Allgemeinen Warnung und Erkennungshilfe der Bevölkerung von gemeingefährlichen und blutrünstigen Verbrechern’“, leierte Sanji grinsend den lahmen Slogan herunter, „Mit unseren Steckbriefbildern.“ Jetzt sahen alle beunruhigt aus. „Na toll“, sagte Zorro und leerte die fünfte Flasche Sake an diesem Abend, „Das war ja mal wieder klar.“ „Aber echt“, stimmte Lysop ihm zu, „So ein Glück haben immer nur wir.“ Robin runzelte die Stirn und schob unter Sanjis verletztem Blick ihren Teller, der immerhin noch halb voll war, ein Stück von sich weg. „Oh, Mist“, sagte sie, „Vielleicht war es doch keine so gute Idee, dass ich heute draußen war. Was, wenn mich jemand erkannt hat?“ Lysop schüttelte den Kopf. „Glaub ich kaum. Ich meine, ihr seid doch nicht aufgefallen, oder?“ „Nein, natürlich nicht. Wir waren so unauffällig, dass uns wahrscheinlich kaum jemand bemerkt hat.“ „Außerdem…“, stellte Nami ruhig fest, „Bei dem Theater, das da draußen los ist… da wird niemand auf euch geachtet haben.“ „Na, wenn das so ist“, schaltete sich Zorro ein, „Kann mir dann bitte mal jemand erklären, warum Robin raus darf und ich seit sechst Tagen in diesem schimmligen Loch hocken muss?“ Nami verdrehte die Augen. Jetzt ging das schon wieder los! „Ganz einfach“, sagte sie mit so viel Geduld, wie sie nur aufbringen konnte, „Weil du, nach Ruffy, der Bekannteste von uns bist. Wenn dich da draußen irgendjemand mit drei Schwertern rumrennen sieht, sind wir mit ein bisschen Pech geliefert.“ „Und was ist mit Robin?“, wiederholte Zorro mit der Beharrlichkeit eines Kleinkindes, „Die ist mindestens genauso bekannt, wenn nicht noch bekannter. Wieso…?“ „Weil Robinchen im Gegensatz zu dir zu unserem Versteck zurückfindet ohne sich fünftausend Mal zu verlaufen!“, unterbrach ihn Sanji unwirsch, „Alles klar?“ Zorro wuchs augenblicklich um zwanzig Zentimeter. „Willst du mir damit was unterstellen, du bescheuerter Kochlöffelschwinger?“ „Ja“, fauchte Sanji zurück, „Ich unterstelle dir, dass du zu blöd bist, dein eigenes Haus wieder zu finden, selbst wenn du Kompass, Karte und nen Spürhund dabei hast!“ „Leute, jetzt krieg euch mal wieder ein“, meldete sich Franky zu Wort, „Ist doch die Aufregung gar nicht wert. Die Schädel einschlagen könnt ihr euch später immer noch.“ „Ganz genau“, Robin zog ihren Teller wieder zu sich her und Sanjis Miene hellte sich augenblicklich auf, „Wir wollten den Plan noch mal durchgehen oder?“ „Eschakt…“, nuschelte Lysop mit vollem Mund, „Alscho, lascht unsch loschlegen…“ ~*~*~*~*~*~*~ Okay... das ist meine allererste Fanfiction, also seid gnädig... ^^' Kapitel 3: Samstagvormittag --------------------------- Okay, nächstes Kapitel. Ruffy kommt zwar noch nicht vor, aber er hat seinen großen Auftritt schon noch, keine Sorge. Ich lass unseren coolen Strohhutcaptain nicht zu kurz kommen. Kurze Erklärung noch für die Kapitelübersicht, weil mir da ein paar Leute geflüstert haben, dass das mit den Tagen ein bisschen verwirrend ist: Also... der Montag ist nur sowas wie die Vorgeschichte, meinetwegen der Epiolg. Etwas in der Art jedenfalls. Die Hauptstory spielt dann ab Freitag. Gut, alles klar? Weiter geht's! _________________________________________________________________________ Dimidatus wachte auf, als ihn jemand an der Schulter rüttelte. „Äh… Sir?“ „W-was…?“ Er schlug die Augen auf und starrte direkt in ein Gesicht mit Marine-Schirmmütze, keine fünf Zenitmeter von seiner Nasenspitze entfernt. Der Soldat, der sich über ihn gebeugt hatte, zuckte erschrocken zurück. „Sir?“ Der Offizier ignorierte sowohl die pochenden, dumpfen Kopfschmerzen als auch die schmerzhaften Stiche in seinem Nacken und richtete sich auf. Wo zum Teufel war er? Etwas verwirrt sah er sich um, erkannte ein prachtvoll eingerichtetes Büro, eine hastig aufgestellte Pritsche am anderen Ende des Raumes und einen antiken Schreibtisch. An letzterem saß er und hatte, seinen Nackenschmerzen nach zu urteilen, auch die ganze Nacht mit dem Kopf auf der Tischplatte verbracht. Leise stöhnend rieb er sich mit einer Hand den Nacken und bemerkte erst nach ein paar Sekunden den wartenden Marinesoldaten neben sich. Der Mann war inzwischen, peinlich berührt darüber, seinem Vorgesetzten so nahe gekommen zu sein, rot angelaufen und starrte betreten auf seine Stiefelspitzen. Ach ja, richtig. Der Strohhut, die Hinrichtung, das kleine, abgelegene Städtchen… „Sir?“, setzte der Soldat zum dritten Mal an. „Was gibt’s denn?“, brummte Dimidatus ungeduldig. Obwohl er gerade geweckt worden war, kam es ihm so vor, als hätte er keine Sekunde lang geschlafen. Kaffee musste her und zwar ganz schnell. „Sir, wegen dem Strohhut…“ „Was ist mit ihm?“ Dimidatus war augenblicklich hellwach. Er warf einen Blick auf die Uhr und zuckte zusammen. Viertel vor sieben. Keine volle Stunde. Ach, du Schande! „Was ist mit ihm?!!!“, wiederholte er heftig, „Was ist los? Ist was passiert?! Sagen Sie mir nicht, er ist abgehauen!!!“ Er sprang auf und war schon auf dem Weg zu Tür. „Wie ist das passiert?! Wie hat er das gemacht?! Haben Sie denn alle gepennt oder was?!!“ Im Türrahmen fiel ihm auf, dass der Soldat ihm nicht folgte. „SPRECHEN SIE!!!“, brüllte er und der Mann zuckte zusammen, „IST ER AUSGEBROCHEN?!!!“ „Nein, Sir“, sagte der Soldat kleinlaut, „Verzeihen Sie bitte vielmals, falls ich diesen Eindruck erweckt haben sollte, aber-“ Weiter kam er nicht. „Soll das heißen, er ist noch da?“ „Ja, Sir, natürlich.“ „Und es gab auch keinen Ausbruchsversuch?“ „Nein, Sir, natürlich nicht.“ Dimidatus atmete auf. „Gut.“ Er schlenderte zurück zu seinem Schreibtisch und schlug, auf einmal in bester Laune, dem Soldaten väterlich auf die Schulter. „Na, dann lassen Sie mal hören.“ „In Ordnung, Sir“, der Mann schien erleichtert, „Folgendes: Es scheint ihm nicht besonders gut zu gehen.“ „Dem Strohhut?“ Der Soldat schien verwirrt. „Wem denn sonst, Sir?“ „Natürlich, natürlich. Sprechen Sie weiter.“ „Also, es scheint ihm nicht besonders gut zu gehen, Sir.“ „Wieso? Hat er was gesagt?“ „Nein, Sir.“ „Und woher wollen Sie das dann wissen?“ „Er macht einen geschwächten Eindruck. Kann nicht mal mehr aufstehen, Sir.“ „Was soll das? Höre ich da tatsächlich Mitleid?“ „Nein, Sir. Verzeihung, Sir.“ Dimidatus schüttelte tadelnd den Kopf. „Sehen Sie mal, Mann, dass kann genauso gut auch ein Trick sein. Dieses Piratenpack ist zu allem fähig.“ „Da haben Sie recht, Sir.“ „Er kann nicht einmal mehr aufstehen, sagen Sie?“ „Nein, Sir.“ „Sie sind doch nicht hineingegangen?“ „Nein, Sir, natürlich nicht.“ Der Offizier überlegte einen Moment lang. „In Ordnung“, sagte er dann, „Ich werde mir das selber ansehen. Ich bin in zehn Minuten bei Ihnen. Solange tun Sie gar nichts.“ Er sah den Marine scharf an: „Haben Sie verstanden? Gar nichts.“ „Jawohl, Sir!“ Der Mann salutierte und ging, offensichtlich erleichtert, das Ganze hinter sich gebracht zu haben, hinaus. ~*~*~*~*~*~*~ Zorro konnte nicht anders, er musste grinsen. Gut, es war nichts besonderes, er hatte schon hunderte von Häfen gesehen, aber jetzt, nach den sechs Tagen, die er in unfreiwilliger Gefangenschaft in ihrem winzigen Versteck herumgesessen hatte, kam ihm der in einer felsigen Bucht gelegene Hafen von Vino einfach wunderbar vor. Die frische, kühle Morgenluft, der klare, blaue Himmel, das dunkle, kristallklare Wasser… Meine Güte, wurde er jetzt etwa schon poetisch? Höchste Zeit, dass er mal wieder rausgekommen war. Er zog sich die schwarze Kappe tiefer ins Gesicht und beeilte sich, Lysop nicht zu verlieren. Gar nicht so einfach, vor allem, weil der ganz anders aussah als sonst. Er trug weder das gewohnte Tuch noch seine heiß geliebte Brille sondern, man sollte es nicht für möglich halten, einen cowboyartigen, braunen Schlapphut und eine Sonnenbrille mit großen Gläsern. Gut, wenn er ehrlich war, sah er selber nicht besser aus. Nami hatte auf eine derartige Verkleidung bestanden und Zorro sah nicht wirklich ein, was sich das Theater bringen sollte. Er sah noch genauso aus wie vorher, auch wenn er Kappe, Sonnenbrille und Jeansjacke trug. Außerdem hatte Nami ihn zwingen wollen, seine Schwerter wegzulassen. Nach einer viertelstündigen Diskussion hatte er nachgegeben, auch, weil an dem Argument, Klamotten hin oder her, mit drei Schwertern würde ihn hundertprozentig jemand erkennen, unbestreitbar etwas Wahres dran war und nur Kuinas Schwert mitgenommen. Es rannten hier schließlich genug Typen herum, die bei weitem schwerer bewaffnet waren als er, das hatte letztendlich sogar Nami einsehen müssen. Obwohl es so früh am Morgen war, dass er um diese Zeit normalerweise noch gepennt hätte, war es hier voll wie in einem Markenladen bei Sommerschlussverkauf. Nur, dass die Menschenmassen nicht aus hysterisch kreischenden Frauen bestanden, sondern aus Leuten, von denen einer weniger vertrauenserweckend aussah als der andere. „Hey, Lys- äh… warte doch mal!“ Shit, fast wäre ihm Lysops Name über die Lippen gekommen. Das hätte ihnen gerade noch gefehlt, dass er hier Namen von Monkey D. Ruffys Crewmitgliedern durch die Gassen brüllte. Lysop fühlte sich zum Glück auch ohne Namen angesprochen und drehte sich abwartend um. „Mann, was machst du denn! Leg doch mal nen Zahn zu!“ „Schon dabei, keinen Panik“, er arbeitete sich mit Einsatz von beiden Ellenbogen durch die Menge und erreicht ihn mit einige Schwierigkeiten. Sie waren in aller Herrgottsfrüh aufgestanden und hatten sich durch die überfüllten Gassen zum Stadttor vorgearbeitet. Die Hoffnung, dass frühmorgens weniger Leute unterwegs sein würden, hatte sich als kompletter Trugschluss erwiesen. Unablässig strömten Menschen in die Stadt hinein und als sie das Stadttor endlich passiert hatten (was sich als richtige Feuerprobe herausstellte, weil alle Leute nur hinein, nicht aber hinaus zu wollen schienen), hatten sie verblüfft festgestellt, dass draußen vor den Stadttoren Zelte aufgebaut waren. Anscheinend waren einige Leute auf die schlaue Idee gekommen, ihre eigene Bleibe mitzubringen, weil in Vino ja offensichtlich nichts mehr zu finden war. Energisch schob Zorro einen Typen beiseite, der sich mit seinen unzähligen Tatoos und seinen, langen, ungewaschenen Haaren sicher total hart vorkam und beeilte sich, mit Lysop Schritt zu halten. Mann, oh Mann, wenn er seinen Kumpel hier aus den Augen verlor, war er echt aufgeschmissen. Dann würde er ihn unter Garantie nie mehr wieder finden und zurück zu ihrem Versteck würde er auch nicht mehr kommen. Nicht in diesem Leben jedenfalls. Und sie hatten, da musste er Nami insgeheim Recht geben, schon genug zu tun, auch ohne dass sie in dieser durchgeknallten Stadt einen verloren gegangenen Schwertkämpfer suchen mussten. Vinos Hafen war auch sonst nicht besonders groß, aber in anbetracht der unzähligen Schiffe, die vom kleinsten Ruderboot bis hin zum riesigen Segelschiff reichten, wirkte er regelrecht winzig. Ein Wunder, dass sie die Dinger nicht noch übereinander gestapelt haben, dachte er, damit sie noch mehr unterbringen. Einige Schiffe hatten so dicht nebeneinander angelegt, dass man bequem über die Reling von einem aufs andere steigen konnte. Wie die da jemals wieder rauskommen wollten, war ihm ein Rätsel. Aber gut, das war nicht sein Problem. Sollten die doch zusehen, wie sie ihre Kähne wieder seetüchtig kriegen wollten. Er hastete weiter, rempelte im Vorbeirennen eine ältere Frau mit mindestens fünf Kinder an, die ihn daraufhin mit den unflätigsten Schimpfwörtern bedachte und packte Lysop an der Schulter. „Hey, du Blödmann, musst du so- Scheiße!“ Der Typ war nicht Lysop. Es war nur irgendjemand, der zufälligerweise denselben, bescheuerten Hut trug. Zorro ließ ihn wie von der Tarantel gestochen wieder los und der Typ verschwand mit genervtem Blick in der Menge. Ohhh, Scheiße. Verdammt, verdammt, verdammt. Hektisch sah der Schwertkämpfer sich um, rotierte ein paar Mal um die eigene Achse, aber der echte Lysop blieb verschwunden. Na, wunderbar. Von links stieß ihn jemand an, er hörte eine gemurmelte Entschuldigung und fluchte in Gedanken alle Flüche, die ihm nur einfielen. Die anderen würden ihn umbringen. Wenn sie ihn überhaupt wieder fanden, bevor er an Alterschwäche gestorben war. Himmel, Arsch und Zwirn, dass so was aber auch immer ihm passieren musste! Er hätte zu gerne mal Sanji in so einer Zwickmühle erlebt. Wieder stieß ihn von links jemand an, er brummte beinahe automatisch eine Entschuldigung, aber der Typ stieß ihm wieder in die Rippen. „Was denn?“, knurrte er genervt und drehte sich um. Dann zuckte er zusammen. Es war nicht Lysop. Aber der, der da stand, war mindestens genauso gut. Es war der alte John, der Typ, der ihnen ihr modriges Loch von einer Unterkunft kostenlos zur Verfügung gestellt hatte. „Tag, Jungchen“, er zeigte sein übliches, zahnloses Grinsen, „Du siehst mir n’bisschen verloren aus.“ Zorro atmete erleichtert auf. Noch mal Glück gehabt. Er war mit Lysop sowieso auf dem Weg zu John gewesen. Jetzt, wo dieser ihn gefunden hatte, würde Lysop sicher auch bald auftauchen. „Na ja“, er zuckte betont gleichgültig mit den Schultern, „Ich hab meinen Kumpel verloren. Aber wir wollten dich sowieso besuchen.“ Johns Grinsen wurde breiter. Er setzte sich wieder in Bewegung und kämpfte sich mit einer Kraft durch die Menschenmassen, die man ihm, klapprig wie er war, gar nicht mehr zugetraut hätte. Zorro beeilte sich, ihm zu folgen. Noch mal würde er hier nicht auf verlorenem Posten stehen. Bis er Lysop wiederhatte, würde er dem Alten nicht von der Seite weichen. „Mich besuchen?“, John zwängte sich zwischen einer Gruppe durch, die von jemandem angeführt wurde, der verdächtig nach einem Reiseführer aussah, „Wie komme ich denn zu so ner Ehre, Jungchen?“ Zorro, der der Touristengruppe nachgestarrt hatte, deren Führer gerade irgendwas von ‚Strohhut-Ruffys Geburtsort’ daherschwafelte, war rasch wieder an seiner Seite. „Ihr habt euch doch nicht etwas Sorgen um den alten Johnny gemacht oder?“ Er kicherte. „Ach was, nein! Äh… ich meine, doch auch, schon…“ „Schon gut, Jungchen, schon gut“, John kicherte wieder „Ich weiß schon, was ihr von mir wollt. Keine Sorge, euer Schiff ist noch da.“ „Sicher, Alter?“ „Ganz sicher. Verlass dich auf das Wort des alten Johnny. Ich war gestern Abend noch da und hab nachgesehen. Alles in Ordnung.“ Sie erreichten ein altes, baufälliges Häuschen am Ende der Docks. John schloss die sorgfältig versperrte Eingangstür auf und ließ Zorro eintreten. Die letzten zwanzig Jahre hatte John als Hafenwart der Stadt Vino verbracht. Normalerweise war er dafür verantwortlich, die wenigen Schiffe, die hier anlegten, genau aufzulisten und die Unterschrift der jeweiligen Kapitäne einzuholen, aber seit den letzten paar Tagen war er sozusagen arbeitslos. Zorro warf einen Blick aus dem winzigen, vergitterten Fenster. Wenn irgendjemand versuchen sollte, die ganzen Schiffe zu katalogisieren, war er entweder verrückt oder er legte es darauf an, verrückt zu werden. John sah ihm kichernd über die Schulter: „Ganz schön viel los, was?“ „Kann man wohl sagen…“ „Also, Jungchen, womit kann der alte Johnny euch dienen, hä?“ „Na ja, die Sache ist die-“ In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen und ein völlig aufgelöster Lysop stürmte herein. „John, du musst mir helfen!“, kreischte er, „Ich hab meinen Kumpel verloren! Wir müssen den Idioten unbedingt finden! Wenn der da draußen allein rumrennt, landet er noch in Timbuktu!“ Zorro verschränkte die Arme vor der Brust. „Na, danke vielmals“, knurrte er. Lysop zuckte zusammen, wirbelte herum, entdeckte Zorro… und fiel ihm prompt um den Hals. „Gott sei Dank!“, rief er, während Zorro vergeblich versuchte, ihn auf Abstand zu halten, „GOTT SEI DANK!!! Und ich dachte schon, ich müsste dich suchen! Meine Güte, das wäre ja was geworden! Gott sei Dank bist du da!“ Er ließ Zorro wieder los und schüttelte dem alten John überschwänglich die Hand. „Danke! Danke, danke, danke! Danke, dass Sie ihn gefunden haben! Sie haben mir den Arsch gerettet! Ich danke Ihnen vielmals!“ Zorro war das etwas zu viel des Guten. Hielt Lysop ihn denn für komplett unfähig? „Ja, schon gut, krieg dich mal wieder ein“, er packte ihn am Kragen, „Freu dich später weiter. Wir haben was zu erledigen.“ „Ach ja, stimmt“, Lysop schien kurz vorm Hyperventilieren zu stehen und atmete tief durch. „Also, John, wir müssen zum Schiff. Und zwar sofort.“ ~*~*~*~*~*~*~ Zur selben Zeit wurden eine halbe Meile entfernt, draußen am Meer, mehrere kleine Ruderboote zu Wasser gelassen. Sie gehörten zu einem Schiff, das Mary’s Rose hieß. Der Captain der Mary’s Rose hatte erkannt, dass sich aus der Hinrichtung des Strohhuts Profit schlagen ließ und setzte nun schon seit zwei Tagen täglich Reisende nach Vino über, die der Vollstreckung beiwohnen wollten. Natürlich war die Mary’s Rose viel zu groß, um noch im Hafen anlegen zu können, aber das war für einen so findigen Mann wie den Captain kein Problem. Er ankerte einfach weiter draußen und vermietete die Ruderboote an die Touristen. Zusehen, wie sie an Land kamen, konnten sie dann selber. Die meisten Ruderboote waren übervoll, eine Großfamilie und zahlreiche Leute, die offensichtlich in Gruppen reisten, weil sie sich dann sicherer fühlten. Ein einziges war beinahe leer. Es enthielt nur zwei Personen, beide trugen für diese Hitze untypische Umhänge. Während sich bei den anderen Ruderbooten überall mehrere Männer in Zeug legten, ruderte hier nur einer der beiden. Der andere saß, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, einfach da und starrte, nachdenklich wie es schien, hinüber zum Hafen. Und obwohl nur einer ruderte, hatten sie die anderen Boote bald weit hinter sich gelassen. ~*~*~*~*~*~*~ Kapitel 4: Samstagnachmittag ---------------------------- „Mmmm… lecker.“ Chopper stopfte sich ein riesiges Stück des rosaroten Zuckerwattenbergs, den Frankie ihm soeben gekauft hatte, in den Mund und verzog genießerisch das Gesicht. „Schön. Dann sei so gut und gib mal für fünf Minuten Ruhe.“ Franky lehnte an der Mauer des Stiegenaufgangs, in den sie vor den vorbeihastenden Massen geflüchtet waren und starrte nervös hinüber zum Rathaus. Irgendwo da drin war Ruffy. Hoffentlich war mit ihm alles in Ordnung. Chopper schien seine Gedanken erraten zu haben. „Meinscht du, esch geht ihm gut?“, fragte er mit vollem Mund. Franky zuckte mit den Schultern. „Er schafft das schon. Schließlich war’s ja auch seine Idee.“ „Soll das heißen, du glaubst, es geht ihm nicht gut?“ „Nein, natürlich nicht.“ Er sah Choppers wenig überzeugten Gesichtsausdruck und grinste beruhigend. „Hey, jetzt schieb mal keine Panik, Kleiner. Ruffy geht’s hundertprozentig gut. Schließlich ist er der Captain.“ Chopper sagte nichts, aber er sah nicht mehr ganz so zweifelnd drein wie vorher. Ein Verkäufer mit Bauchladen hastete an ihnen vorbei und für einen Moment erspähte Franky mehrere kleine Puppen, die Strohhut trugen. „Ach du Scheiße, was soll das denn?“ Chopper hatte es offenbar auch gesehen, denn er machte große Augen. „Waren das grade Puppen von Ruffy?“ „Sah ganz so aus.“ „Warum verkaufen die Puppen von Ruffy?“ Franky zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung.“ Chopper verdrückten den letzten Rest Zuckerwatte und setzte sich dann entmutig auf die oberste Stufe. „Warum ist überhaupt so ein Rummel hier?“, murmelte er leise. „Sind die alle so scharf drauf, Ruffy sterben zu sehen?“ „Na ja…“, Franky wusste nicht, was er darauf antworten sollte. „Sieh mal, Kleiner, die Sache ist doch die… hier geht’s gar nicht wirklich um Ruffy. Die Marine hat seit Urzeiten endlich einmal so was wie nen Sieg davongetragen. In letzter Zeit tanzen denen doch die Piraten richtiggehend auf der Nase rum. Und jetzt müssen sie das eben richtig groß rausbringen.“ Er hatte Choppers volle Aufmerksamkeit. „Groß rausbringen?“ „Jawohl, groß rausbringen. Mit fetten Schlagzeilen in allen Zeitungen, ner richtig blutrünstigen Hinrichtung und so weiter. Damit alle Welt mitkriegt, dass sie doch noch was auf dem Kasten haben.“ „Verstehe… aber muss das grade Ruffy sein?“ „Wenn alles so läuft, wie geplant, dann stirbt er nicht.“ Er sah, wie sich Choppers Augen entsetzt weiteten und lenkte rasch ein: „Er stirbt sowieso nicht, Plan hin oder her. Wir lassen ihn nicht im Stich.“ In diesem Moment tauchte eine total verschwitzte, abgekämpfte Nami am Treppenabsatz auf. Sie trug ein rückenfreies, auffallend sexy Top, das mehr enthüllte, als es verbarg. „Hier steckt ihr“, sie ließ sich vollkommen erschöpft neben Chopper auf die Treppe fallen und lehnte die große, undurchsichtige Plastiktüte, die sie bei sich hatte, vorsichtig gegen die Wand. „Mann, ich dachte schon, ich sterbe an Hitzschlag!“ „Tja“, Franky beäugte die Tüte neugierig, „Bei uns war nicht viel los. Wie war’s bei dir? Alles glatt gelaufen?“ „So glatt, dass es fast schon verdächtig war“, Nami grinste, „Die Marines sind dahin geschmolzen wie Eis auf der warmen Fensterbank. Es war das reinste Kinderspiel.“ „Das heißt, da drin ist…?“ „Jope, genau. Ich hab alles. Bleibt nur zu hoffen, dass die anderen genauso viel Erfolg haben wie wir.“ ~*~*~*~*~*~*~ Robin kam sich dämlich vor. Die blonde Perücke juckte, ihr war heiß und außerdem sah sie sicher vollkommen bescheuert aus. Dass sie den schmachtenden Sanji im Schlepptau hatte, machte die Sache nicht unbedingt besser. „Du warst genial, Robinchen! Der Typ hat dir alles abgekauft. Jedes einzelne Wort. Du warst aber auch brillant. Einfach göttlich! An dir ist eine Schauspielerin verloren gegangen!“ „Ja, ja, schon gut“, murmelte sie aus den Mundwinkeln, „Brüll meinen Namen hier nicht so herum.“ Sanji schlug sich augenblicklich die Hände vor den Mund und ein Händchen haltendes Pärchen sah ihm entgeistert nach. „Verzeihung, Herzchen“, flüsterte er übertrieben leise, „Dein wunderbarer Name wird mir nicht mehr über die Lippen kommen, das schwöre ich bei meinem Leben! Nie wieder werde ich…“ „Es reicht, ich glaub dir ja“ sagte Robin nervös, „Sei bitte einfach ruhig!“ Sie umklammerte die graue Mappe, die sie unter den Arm geklemmt hatte, noch etwas fester und sah sich unsicher um. In dieser Menschenmenge hatte sie ständig das Gefühl, der Nächstbeste würde sie ihr aus der Hand reißen und damit davonrennen. Sie würde dem Frieden erst trauen, wenn sie die Tür ihres Verstecks sicher hinter sich zugemacht hatten. Zum Glück hatten sie es bald geschafft. ~*~*~*~*~*~*~ Dimidatus marschierte, eine dampfende Kaffeetasse in der Hand, die unterirdischen Gänge des Rathausarchivs entlang, die vorübergehend zum Kerker umfunktioniert worden waren. Zugegeben, die blassgrünen Aktenschränke, die die Flure säumten, erweckten nicht unbedingt diesen Eindruck. Aber das Archiv lag immerhin tief unter der Erde, direkt neben dem Keller der Bank, wo sich, wenn man den Gerüchten glauben durfte, Geld und Wertgegenstände im Wert von insgesamt 500 Millionen Berry befanden. Keine kleine Summe. Er hatte fünfzig Männer dazu abkommandiert, den Strohhut rund um die Uhr zu bewachen. Der einzige Ausgang des Archivkellers wurde ebenfalls ununterbrochen bewacht, eine Flucht war also so gut wie unmöglich. Zumindest unmöglich ohne Hilfe und dass noch jemand versuchen würde, Monkey D. Ruffy aus der Klemme zu helfen, bezweifelte der Offizier inzwischen stark. Er war gerade volle drei Stunden bei ihm gewesen und hatte, auf die nette Tour diesmal, versucht, ihn zum Reden zu bringen. Ohne Erfolg. Der Strohhut wirkte vollkommen apathisch. Die ‚Schwäche’, die die Soldaten bei ihm festgestellt hatten, hatte sich schlicht und einfach als unsäglicher Hunger entpuppt und nachdem der Junge eine halbe Stunde damit verbracht hatte, Lebensmittel für zwanzig Männer zu verputzen, schien es ihm wieder ganz gut zu gehen. Aber geredet hatte er nicht ein Wort. Dabei glaubte Dimidatus mittlerweile, sich zusammenreimen zu können, was passiert war. Die Mannschaft des Strohhuts hatte ihren Captain im Stich gelassen. Sie waren einfach abgehauen und das nahm sich der Junge offenbar so sehr zu Herzen, dass ihm alles andere von nun an egal war. Immerhin war er ja fast noch ein Kind und bestimmt war er von diesem Freundschafts- und Treue-für-den-Captain-Geschmuse überzeugt gewesen. Es war wirklich ein Kreuz, denn so etwas wie Treue gab es unter diesem Piratenpack nicht. Da war sich jeder selbst der nächste und alles drehe sich nur um den Profit. Der Junge konnte einem beinahe Leid tun. ~*~*~*~*~*~*~ Zorro kletterte nach Lysop die Leiter hinauf und genoss die warmen Sonnenstrahlen auf seinem Gesicht. Sie hatten die vergangenen vier Stunden damit verbracht, ihr Schiff wieder seetüchtig zu machen und alles vorzubereiten, damit sie morgen schnellstmöglich abhauen konnten. Er erklomm die letzte Sprosse und setzte seine Füße wieder auf festen Erdboden. Die Welt hat uns wieder, dachte er, als Lysop die runde Luke vorsichtig schloss und sorgfältig Steine, Erde und Gras darüber häufte. Vier Stunden in der kalten, feuchten Dunkelheit des unterirdischen Höhlensystems gingen einem wirklich an die Substanz. Sie hatten ihr Schiff mit Johns Hilfe vom anderen Ende der Insel, wo es eine Art Eingang gab, hineingesteuert und jetzt ankerte es seit sechs Tagen dort. Der alte John hatte hin und wieder nach dem Rechten gesehen. Als Hafenwart kannte er die Höhlen wie seine Manteltasche. Ohne ihn hätten sie ihren Plan nie im Leben durchziehen können und wären längst aufgeschmissen gewesen. Aber John war auf ihrer Seite und wild entschlossen, ihnen zu helfen. Schließlich hatte Ruffy ihm das Leben gerettet. Eigentlich mehr aus Zufall waren sie an Johns gekentertem Fischkutter vorbeigekommen, mit dem er jeden Sonntag, wenn er nicht viel zu tun hatte, hinausfuhr. Ruffy hatte ihn entdeckt und gerade noch rechtzeitig aus dem Wasser gefischt, bevor das vorbeifahrende Schiff ihn hatte nach unten drücken können. „So, geschafft“, Lysop richtete sich mit zufriedenem Gesicht auf, „Das hätten wir.“ „Ich hab Hunger“, sagte Zorro, mehr zu sich selbst und blinzelte gegen die untergehende Sonne an. „Ich auch“, gab Lysop zu, „Wir sollten zusehen, dass wir heimkommen. Bei Nacht rennen hier noch mehr Marines herum als bei Tag.“ Zorro grinste. „Wundert dich das?“ „Ne, nicht im geringsten. Mann, ich fass es nicht…“, Lysop schob sich seinen Schlapphut aus der Stirn und schirmte seine Augen mit der flachen Hand ab, „Werden das nicht irgendwann mal weniger?“ Er starrte auf die kunterbunte Menschenmasse, die unter ihnen wogte. Ein Teil schien immer noch beim Stadttor hineinzuströmen, aber ein anderen, nicht gerade kleiner Teil schien es sich vor den Stadtmauern gemütlich gemacht zu haben. Zahlreiche Lagerfeuer flackerten und der provisorische Campingplatz war seit dem Morgen um das Doppelte angewachsen. Zorro wischte sich über seinen schweißverklebten Nacken und verschränkte dann die Arme. „Glaube kaum. Die sind alle ganz wild darauf, einen berüchtigten Piraten elendiglich verrecken zu sehen.“ Lysop schluckte. „Zu schade, dass sie morgen ne Enttäuschung erleben werden.“ „Wieso? Sie kriegen auf jeden Fall was geboten. Auch wenn’s keine Hinrichtung ist.“ „Auch wieder wahr.“ Sie schlenderten gemächlich Richtung Stadttor, diesmal mit der Strömungsrichtung der Menge, was die ganze Sache wesentlich einfacher machte und winkten John zu, der immer noch in seinem Häuschen hockte und zahnlos grinsend zurückwinkte. „Mann“, sagte Lysop gerade, „Ich falle heute ins Bett und bin tot. So was von fertig.“ „Bist du nicht alleine, Alter“, gab Zorro ihm recht, „Ich könnte auf der Stelle einschlafen, so kaputt bin-“ Er erstarrte. Lysop, der hinter ihm gegangen war, rannte in ihn hinein. „Hey, was ist denn?“ Doch Zorro blieb einfach stehen. Stocksteif stand er da und starrte er an irgendeinen Punkt zwischen den Docks. Rund um sie zischten Leute, die ihnen ausweichen mussten, Flüche und Beleidigungen und drängten sich grob vorbei. „Zorro! Was hast du denn?“ Lysop rüttelte ihn hart an der Schulter, da schien er wieder zu sich zu kommen. „Äh… was?“ „Du siehst ja aus, als hättest du nen Geist gesehen! Alter, was ist denn mit dir?“ Zorro schüttelte leicht den Kopf, als müsse er bestimmte Gedanken verscheuchen, dann murmelte er geistesabwesend: „Nichts… nichts ist. Ich dachte nur… aber das kann gar nicht… das ist unmöglich.“ Er sah auf und bemerkte Lysops besorgten Gesichtsausdruck. „Schon gut, es ist gar nichts. Ich hab nur… es ist nichts.“ Lysop schnaubte. „Und das soll ich dir glauben?“ „Es ist wirklich nichts. Ich hab mich getäuscht, das ist alles. Komm jetzt, ich verhungere gleich.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und marschierte entschlossen durch die Menge davon. Lysop wandte ein letztes Mal den Kopf und versuchte zu entdecken, was Zorro gesehen haben mochte, aber da war nichts. Nichts außer ein paar winzigen Ruderbooten und Feluken, die meisten mit so wenig Platz, dass es gerade für einen einzigen Mann reichen mochte. Dann hastete er hinter Zorros schwarzer Kappe her, bevor sie in der Menge verschwand. ~*~*~*~*~*~*~ Am anderen Ende des Hafens redeten leise zwei Männer in Umhängen miteinander. Der Kleinere saß auf einem der Dockpfeiler, ein Bein angezogen, der Größere stand. Niemand achtete auf sie, alle Leute hasteten an ihnen vorbei. Sie waren auch wirklich nicht besonders auffällig. Der Größer sagte etwas, worauf der Mann, der auf dem Dockpfeiler saß, plötzlich zu lachen begann. Obwohl sein Gesicht nicht zu sehen war, war sein Lachen war laut und vergnügt, es klang fast, als ob ihm sein Begleiter soeben einen besonders guten Witz erzählt hatte. Aber der Andere verzog keine Miene. Schließlich sprang der Mann mit einer fließenden Bewegung vom Dockpfeiler herunter, landete geschmeidig wie eine Raubkatze auf den Beinen und marschierte durch die Menge. Er kam ohne größere Schwierigkeiten durch, sein Begleiter folgte ihm auf dem Fuß. Und dann, ganz plötzlich, blieb der Kleinere wie angewurzelt stehen und starrte auf einen Punkt zwischen den Docks. Lauter winzige Ruderboote waren dort, Segelboote und Feluken, die kaum für einen einzigen Mann groß genug waren. Er stand gut zehn Sekunden und starrte auf die Boote. Dann lachte er wieder, noch lauter als vorher. Lachte, als habe er gerade etwas besonders Lustiges gesehen. Ein paar Leute drehten sich verwundert um, aber weder der Mann noch sein Begleiter kümmerten sich darum. Also zuckten die Leute mit den Schultern und gingen weiter. Wäre einer von ihnen stehen geblieben, hätte er vielleicht noch hören können, wie der Mann so leise, dass es selbst für seinen Begleiter kaum zu hören war, murmelte: „So, so… ist der gute Mihawk also auch da… Hätte nicht gedacht, dass er kommt.“ Mit diesen Worten wandte er sich um und schlenderte, als hätte er alle Zeit der Welt, auf das Stadttor zu, den anderen Mann immer unmittelbar hinter sich. Einmal drehte er sich noch nach den Docks um, vielleicht, um einen letzten Blick auf den Sonnenuntergang zu werfen und seine Kapuze verrutschte leicht. Und ein besonders aufmerksamer Beobachter hätte feststellen können, dass unter dem Stoff ein paar feuerrote Haarsträhnen hervorschimmerten. ~*~*~*~*~*~*~ Okay, alle, die sich jetzt aufregen, dass Ruffy nicht vorgekommen ist... Geduld, Leute, der kommt noch! Ganz sicher. Kapitel 5: Samstagnacht ----------------------- „Scheiße, wisst ihr was?“ Lysop kam herein und ließ sich neben der frisch geduschten Nami auf einen der zerschlissenen Polstersessel fallen. „Ne, aber du sagst es uns sicher gleich“, rief Sanji aus der Küche. „Auf dem Marktplatz bauen sie grade die Guillotine auf“, sagte Zorro, der Lysop gefolgt war. Stirnrunzelnd stellte er fest, dass die Polstermöbel alle belegt waren und setzte sich auf die Tischkante. „Die was?“, kam es aus der Küche, „Ich hab dich nicht verstanden!“ „Die G-U-I-L-L-O-T-I-N-E!!!“, brüllte Zorro lauter, als nötig gewesen wäre. Franky ballte die Fäuste. „Na prima“, sagte er leise. Nami begann, an irgendeinem Faden, der aus der Polsterung ragte, herumzuzupfen. „Oh, nein…“ murmelte Chopper. Eine Weile herrschte drückendes Schweigen, Sanji tauchte im Türrahmen auf und lehnte sich mit verschränkten Armen dagegen. „Jetzt macht doch nicht alle so ein Gesicht“, durchbrach Robin schließlich die Stille, „Er wird doch nicht wirklich geköpft.“ „Schon klar“, brummte Lysop, „Aber trotzdem…“ Er zuckte mit den Schultern. „Ja, irgendwie…“, setzte Nami an, aber auch sie brach wieder ab. „Verdammte Scheiße noch mal“, sagte Zorro wütend, „Verdammt, verdammt, verdammt!“ „Leute, ich weiß nicht…“, sagte Sanji leise, „Müssen wir das wirklich durchziehen?“ Franky sah ihn ernst an: „Du weißt, es war Ruffys Idee. Er hat sich freiwillig gemeldet.“ „Ich würde ihn am Liebsten jetzt schon rausholen“, sagte Chopper und starrte auf den Fußboden, „Ich weiß, das ist feig, aber können wir das nicht machen? Ihn da einfach rausholen und abhauen?“ „Ich weiß, was du meinst“, murmelte Zorro, „Aber es geht nicht.“ „Er wäre wahnsinnig sauer auf uns“, sagte Nami und lächelte leise, „So was von stocksauer.“ „Da hast du Recht“, sagte Sanji völlig ernst und ohne seine typische Nami-Robin Stimme. Wieder schwiegen sie eine Weile, dann stand Lysop auf: „Es ist zu spät“, stellte er nüchtern fest, „Wir können ihn da jetzt nicht mehr rausholen. Nicht bei der Bewachung.“ Zorro funkelte ihn angriffslustig an. „Sicher? Ich würde es auf jeden Fall mal versuchen!“ „Das bestreitet auch niemand“, sagte Robin ruhig, „Aber wenn wir ihn jetzt befreien, war alles für die Katz. Denkt doch mal nach! Wenn alles glatt geht, hauen wir morgen mit Ruffy ab und sind 500 Millionen Berry reicher!“ „Und wenn was schief geht?“, sagte Chopper düster. „Dann hauen wir nur mit Ruffy ab. Ist doch ganz einfach!“, Nami sprang auf, „So, und hiermit ist diese Diskussion beendet. Ihr vergesst alle total, dass die ganze Sache einzig und alleine aus Ruffys Mist gewachsen ist. Und der weiß, was er tut.“ Sanji nickte zögernd und auch etwas widerwillig. „Okay. Übrigens, Leute, das Essen ist fertig.“ Alle standen auf und gingen in die Küche. Sanji wartete, bis sie vorausgegangen waren. Zorro war der Letzte. Im Türrahmen blieb er noch einmal stehen: „Wehe, du versaust es morgen. Wenn Ruffy wegen deiner Unfähigkeit was passiert, bring ich dich um.“ Sanji zog eine Augenbraue hoch. „Du spuck mal keine großen Töne. Sieh lieber zu, dass du deinen Teil selber hinkriegst. Und dass du…“, er grinste, „…dich auf dem Weg zur Guillotine nicht verläufst.“ „Ha, ha…“, Zorro grinste auch, „Wie witzig. Was gibt’s zu essen?“ ~*~*~*~*~*~*~ Dimidatus stand wieder am Fenster seines Büro-Schlafzimmers und starrte hinunter auf den Marktplatz. Erhellt von unzähligen Fackeln spielte sich auf dem Marktplatz unter ihm ein unheimliches Spektakel ab. Seine Leute hatten die unzähligen Menschen, die selbst nach Sonnenuntergang den Platz bevölkerten, vertrieben und begannen jetzt, umringt von nur mühsam zurückgehaltenen Zuschauern, die Guillotine aufzubauen. Die nötigen Teile, das Holz für das Podest, alles hatte schon im Rathausarchiv gelagert, aber bis jetzt war es wegen der vielen Menschen unmöglich gewesen, das Ganze aufzustellen. Schließlich konnten sie den Marktplatz nicht taglang sperren und außerdem, wenn die Guillotine mehrere Tage da draußen herumstand, bestand die Gefahr, dass es irgendjemandem gelang, etwas daran zu drehen, kaputtzumachen oder zu zerstören. Er fühlte sich hundemüde, in den vergangenen Nächten hatte er nie mehr als fünfzig Minuten durchgehend geschlafen. Und auch diese Nacht würde ihm die stündliche Meldung nicht erspart bleiben. Aber er wollte um nichts in der Welt darauf verzichten. Meine Güte, er würde erleichtert sein, wenn das Drama morgen problemlos über die Bühne gegangen war und er endlich wieder einen Nacht durchschlafen konnte. Ein tiefes Gefühl der Zufriedenheit überkam ihn, als er die vielen Marines sah, die geschäftig auf dem Platz untern herumrannten. Er hatte extra noch einmal tausend Mann beordert, damit morgen auch nur ja nichts schief gehen konnte. Am liebsten hätte er doppelt so viele angefordert, aber noch mehr Soldaten hätten in dieser Ministadt schlicht und einfach keinen Platz gehabt. Wenn er die Menschenmassen sah, wurde ihm schon jetzt bewusst, dass ein Großteil seiner Leute morgen in der Rathausaula würde warten müssen, weil der Marktplatz vor lauter Zusehern schlicht übergehen würde. Er konnte es selber kaum fassen, wie viele Leute gekommen waren. Der Strohhut, der innerhalb von kürzester Zeit zum berüchtigten Piraten aufgestiegen war… alle wollte ihn sterben sehen. Oder zumindest sehen, was morgen passierte. Denn es war glasklar, dass sich unter den ganzen Menschen auch unzählige Piraten und anderes zwielichtiges Pack befand. Möglicherweise erwarteten sie sich für morgen ein riesiges Spektakel der etwas anderen Art. Dass der Strohhut alles kurz und klein schlagen würde, vielleicht. Oder dass, wieder Erwarten, doch noch irgendwelche Kumpels von ihm auftauchen würden, um ihm aus der Patsche zu helfen. Alles Blödsinn, da war sich Dimidatus sicher. Der arme Tropf im Rathauskeller hatte auf der ganzen Welt keine Freunde mehr. Und so, wie er dreinschaute, schien er das auch ganz gut zu wissen. Wenn man den berühmten Strohhut aus der Nähe sieht, dachte Dimidatus, während er weiter zusah, wie das hölzerne Podest in die Höhe wuchs, sieht er aus wie ein ganz normaler Junge. Er kann einem wirklich Leid tun. ~*~*~*~*~*~*~ Zahllose Menschen drängten sich in den Gassen, einige stellten sich auf die Zehenspitzen, um sehen zu können, wie die Guillotine aufgebaut wurde, andere hüpften in regelmäßigen Abständen in die Höhe. „Leute, geht ein Stück zurück! Wir brauchen Platz!“, brüllte ein junger, halb verzweifelter Marine mit einer Fackel in der Hand, „Zurück, verdammt noch mal, jetzt geht doch mal zur Seite!!“ Niemand hörte ihm zu. In einer winzigen Seitengasse, die komplett leer war, weil man von ihr aus nicht auf den Marktplatz sehen konnte, standen schweigend zwei Männer in Umhängen. Besser gesagt, der Größere lehnte an der Wand, dem verrückten Treiben der am Ende der Gasse vorbeihastenden Menschen den Rücken zugekehrt, der andere saß, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, im Schneidersitz auf einer Mülltonne und sah den Vorbeirennenden aufmerksam zu. Sie schienen auf etwas zu warten, auch wenn man sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte, was das in dieser abgelegenen Gasse sein mochte. Minuten um Minuten vergingen, in denen nichts passierte. „Hübsche Aufmachung.“ Der Größere richtete sich etwas auf, der Kleiner blieb sitzen, wo er war. Aber obwohl man sein Gesicht nicht sehen konnte, war man sich irgendwie sicher, dass er grinste, als er antwortete: „Danke vielmals. Wir haben uns auch echt Mühe gegeben.“ „Sieht man“, sagte die Stimme spöttisch, dann trat ein Mann aus dem Schatten, der zuvor hundertprozentig noch nicht dort gewesen war. Das Beeindruckendste an ihm war ohne Zweifel das riesige Schwert, dass er quer über den Rücke trug. Mit hochgezogenen Augenbrauen und einem verächtlichen Lächeln auf den Lippen kam er näher und blieb vor dem Kleineren stehen. Der schaute unbeeindruckt zu ihm auf. „Hätte nicht erwartet, dich hier zu sehen, Mihawk.“ Abfälliges Schulterzucken. „Hatte sonst nichts Besseres zu tun.“ „Klar doch“, der Mann, der auf der Mülltonne saß, zog sich grinsend die Kapuze vom Kopf. Zum Vorschein kamen rote Haare und eine Narbe über dem linken Auge, die wie die Kratzer einer Katze aussahen. „Dass du hier bist, überrascht mich nicht im geringsten, Shanks.“ Mihawk verschränkte gelassen die Arme vor der Brust. „Ach ja?“, Shanks grinste breit, „Nun… mich auch nicht.“ „Hast dir ja ganz schön Zeit gelassen.“ „Wieso? Die Hinrichtung ist doch erst morgen.“ „Natürlich. Glaubst du, der Pöbel da…“, er machte eine angewiderte Handbewegung Richtung Menschenmasse, „…würde sich sonst so aufführen?“ Shanks verzog amüsiert das Gesicht. „Na bitte, wir sind total pünktlich.“ „Wie man’s nimmt.“ „Was soll das heißen?“ „Ich bin schon ne Weile hier“, Mihawk übersah Shanks Grinsen geflissentlich, „Weil ich nichts Besseres zu tun hatte.“ „Natürlich…“ „Jedenfalls“, fuhr er ärgerlich fort, „Seid ihr zu spät.“ Jetzt verging Shanks für einen Moment das Lachen. „Zum Teufel, warum?“ „Weil ihr ihn da jetzt nicht mehr lebend rausbekommt. Zu spät, ganz einfach. Ich hab mich umgehört. Die Marines, die den Kleinen bewachen, haben strengste Anweisungen, den Gefangenen bei einem eventuellen Fluchtversuch unverzüglich zu töten.“ „Wie bitte?“, mischte sich der größere Mann ein, der bis jetzt nur still daneben gestanden hatte. Mit einer raschen Handbewegung zog auch er sich die Kapuze vom Kopf und zum Vorschein kam Ben Beckman. „Was soll denn der Scheiß? Seit wann sind die Marines so blutrünstig?“ „Sie dürfen ihn nicht entkommen lassen“, murmelte Shanks leise und mehr zu sich selbst als an die anderen gerichtet, „Hätte nicht gedacht, dass sei einen Erfolg so bitter nötig haben. Scheiße, verdammte!“ „Tja, das kannst du laut sagen“, Mihawk verschränkte die Arme vor der Brust, „Du bist doch hier, um dem Kleinen aus der Klemme zu helfen, oder?“ Shanks sah ihn gereizt an. „Nein, ich hatte grade ein paar Tage zur Verfügung und dachte mir, hey! Vino ist so ne schöne Stadt – machen wir doch Urlaub dort!“ „Alles klar“, ein leises Lächeln erschien auf Mihawks Gesicht, „Fest steht zumindest, dass du ihn, wenn überhaupt, nur morgen bei der Vollstreckung des Urteils da rauskriegst. Und das wird kaum gehen, ohne Riesenaufsehen zu erregen.“ „Das ist mir im Moment scheißegal!“, die Augen des Rothaarigen blitzten, „Ich lass den Kleinen hier nicht verrecken, Aufsehen hin oder her! Sollen sich die in der Regierung doch denken, was sie wollen!“ „Warum überrascht mich das nicht? Schön, mach, was du willst. Ich bin dabei.“ Shanks und Beckman starrten ihn beide überrascht an. „Äh… was?“ „Ich bin dabei“, wiederholte Mihawk ungeduldig, „Ich mach mit.“ „O-kay“, sagte Shanks gedehnt, „Versteh mich jetzt nicht falsch, ich bin dir dankbar, aber… wieso?“ Mihawk schenkte ihm einen finsteren Blick. „Ich hab grade nichts zu tun. Mir ist stinklangweilig. Und wenn du hier schon Mist bauen willst, dann nicht ohne mich.“ Auf Shanks’ Gesicht erschien wieder ein breites Grinsen. „Na schön, wenn du drauf bestehst… danke, Alter.“ „MANN, ICH FASS ES NICHT!!!“ Die drei Männer in der Gasse hoben verdutzt die Köpfe. Auf dem Hausdach über ihnen löste sich eine schlanke Silhouette aus der Dunkelheit. „Scheiße“, kicherte sie, „Da komm ich nur her, um mir die Gegend für morgen mal anzusehen und dann platzte ich mitten rein ins Piratenkaffeekränzchen! Das nenn ich aber mal perfektes Timing!“ Shanks legte den Kopf in den Nacken: „Hi, Ace. Wie geht’s?“ „Bestens, danke!“ Der Typ schwang sich mit einer eleganten Bewegung über die Dachkante und landete unbeschadet drei Stockwerke weiter unten in der Gasse. „Hallo, allerseits!“ „Hallo“, sagte Mihawk desinteressiert. Ben sagte gar nichts, aber er lächelte leise. „Lange nicht gesehen, Ace“, Shanks streckte ihm die Hand hin und Ace schlug grinsend ein. „Kann man wohl sagen. Also…“, sein Grinsen wurde noch breiter und er breitete die Arme aus, „…jetzt bin ich aber mal neugierig. Was führt euch hierher?“ ~*~*~*~*~*~*~ ___________________________________________________ Öhm... ja, das war jetzt aber mal ein sehr aufschlussreiches Kapitel. uu" Ich hoffe, euch ist schon klar, dass Ace' Frage jetzt, ganz zum Schluss, rein rethorisch war? ^^ So doof ist er dann wieder doch nicht, dass er nicht kapiert, was Shanks und Co. hier machen... Okay, eines noch, damit ihr euch mein Gelaber nicht zu lange antun müsst... ich finde, die Unterhaltung der Strohhüte, von wegen Ruffy und so, etwas lahm geworden ist. Aber es ist eben so schwierig, sieben Personen gleichzeitig reden zu lassen... öhm... nicht gleichzeitig (^^), schon klar, aber alle in das Gespräch mit einzubauen... Wie gesagt, in diesem Kapi war nicht besonders viel los (tut mir leid), aber ab dem nächsten geht's dann rund. Muahaha... versprochen! Kapitel 6: Sonntagvormittag --------------------------- Der Platz war überfüllt. Nein, überfüllt ist noch untertrieben, dachte Dimidatus, da unten geht’s zu wie in einer Sardinenbüchse. Die Menschen standen dicht an dicht, Schulter an Schulter. Auf dem Marktplatz hätte jemand einen Herzinfarkt bekommen und sterben können, ohne dass es sein Nachbar mitgekriegt hätte, denn zum Umfallen war kein Platz mehr. Zum Umdrehen auch nicht. Dimidatus war schlecht gelaunt. Es war so gekommen, wie er befürchtet hatte, ein Großteil seiner Leute konnte nicht auf den Platz hinaus, um das Podest zu sichern, sondern musste sich in der Rathausaula in Bereitschaft halten. Zwar waren Scharfschützen auf den umliegenden Dächern postiert worden, aber sie hatten strengste Anweisungen bekommen, nur im Notfall zu schießen. Sollte bei diesen Menschenmassen eine Panik ausgelöst werden, konnte es ohne weiteres hunderte von Toten geben. Außerdem, und das machte dem Offizier noch mehr Sorgen, konnte ein Mensch bei einer Massenpanik so leicht in der Menge untertauchen, dass es beinahe schon lachhaft war. Auch wenn er nach wie vor davon überzeugt war, dass dem Strohhut niemand mehr zu Hilfe kommen würde. Sicherheitshalber hatte er seine Leute gestern dennoch angewiesen, den Gefangenen bei einem Befreiungsversuch zu töten, bevor er flüchten konnte. Hingerichtet werden würde er sowieso und im Falle eines Falles war es immer noch besser, er starb unten im Rathausarchiv als dass sie ihn entkommen ließen. Tot war schließlich tot. Aber wie sich herausstellte, war diese Maßnahem gar nicht nötig gewesen, denn auch in der letzten Nacht hatte sich nichts getan. Jetzt war es halb elf, der schmale Junge hatte noch eineinhalb Stunden zu leben. Anderthalb Stunden noch, dann hatte es Dimidatus endlich geschafft. Er betete zu allen Göttern, die ihm einfielen, dass bis Punkt zwölf Uhr nichts mehr schief gehen würde. Und er wäre sicher um einiges ruhiger gewesen, wenn er gewusst hätte, dass seine Gebete erhört werden würden. ~*~*~*~*~*~*~ Robin stand vorne am Bug. Ihre Augen huschten alle paar Sekunden zwischen der Karte in ihren Händen und dem dunklen Wasser vor ihr hin und her. „Gut, mehr nach steuerbord, da ist ein Felsen.“ „Wie weit?“ Franky hielt das Steuerrad sicher in den Händen und verrenkte sich beinahe den Hals, um die von ihr angekündigten Hindernisse rechtzeitig zu erspähen. „Hundert Meter, vielleicht auch ein paar mehr.“ „Alles klar, ich seh ihn.“ Sie musterte wieder das verblichene Stück Papier, das sie in den Händen hielt. Die Schrift war so verblasst, dass sie sich Mühe geben musste, um die einzelnen Buchstaben zu entziffern. Aber gut, wozu war sie schließlich Archäologin? „Okay“, rief sie über ihre Schulter, „Da müsste dann auch jeden Moment ein… Verdammt, Chopper, ich seh so gut wie gar nichts!“ „Sorry“, tönte es von der Takelage herunter, dann verschob sich der Lichtschein der überdimensionalen Laterne, die Chopper hielt, ein wenig. „Jetzt besser?“ „Ja, ein bisschen… kannst du noch ein Stück weiter rauf? Noch ein Stück… danke!“ Hier unten, in dem unterirdischen Höhlensystem, dass die ganze Insel durchzog, war es zappenduster. Wenn sie Pech hatten, würden sie an irgendeinen Stalaktiten donnern und absaufen. „Haben wir’s dann bald?“, wollte Franky wissen, „Wir gurken jetzt schon ne gute Stunde hier herum!“ „Ja, wir sind bald da“, antwortete sie, obwohl das nicht ganz stimmte. Sie hatten erst zwei Drittel des Weges geschafft. „Wieso? Sind wir spät dran?“ „Nein!“, mischte sich Chopper aus luftigen Höhen ein, „Es ist erst kurz nach elf. Wir liegen gut in der Zeit.“ „Wollen wir hoffen, dass wir uns nicht verfahren“, knurrte Franky und steuerte das Schiff, das der Felswand bedrohlich nahe gekommen war, wieder zurück in die Mitte der Wasserstraße. „Wir verfahren uns nicht“, sagte Robin bestimmt, auch, um sich selbst Mut zu machen. Nicht auszudenken, wenn sie zur gegebenen Zeit nicht zur Stelle waren! Das würde eine Katastrophe geben. Sie warf wieder einen Blick auf die Karte, in deren linken, oberen Ecke der Stempel des geologischen Instituts von Vino prangte. „Noch ein Stück weiter steuerbord. Da kommt dann jeden Moment eine Gabelung.“ „Gut.“ „Da müssen wir nach rechts.“ „Sicher?“ „Hundert Pro.“ „Na dann…“, sie hörte Frankys Grinsen beinahe aus seiner Antwort heraus, „Volle Kraft voraus!“ ~*~*~*~*~*~*~ Nami hielt sich dicht hinter Sanji, obwohl weit und breit niemand zu sehen war. Die Flure der Bank waren so gut wie ausgestorben. Im ersten Stock war ein Wachmann gewesen, aber Sanji hatte ihm mit einem Fußtritt die Nase gebrochen und außer Gefecht gesetzt, bevor der Mann auch nur den Mund hatte aufmachen können. So weit, so gut. Sie mussten ins Büro des Bankdirektors um sich den Schlüssel zum Tresorraum im Keller zu beschaffen. Der Schlüssel lag in einem eigenen Tresor. Sie umklammerte den Träger ihres kleinen Rucksacks mit dem Sprengpulver fester und stupste Sanji in die Rippen. „Los, geht’s vielleicht noch langsamer?“ „Shhht…“, zischte Sanji mit aufmerksamem Gesicht, „Mach hier nicht so nen Lärm.“ Seine offensichtliche Anspannung trug nicht unbedingt dazu bei, um ihre Nervosität zu mildern. Sie erreichten den dritten Stock ohne Zwischenfälle und für Nami wurde das Schweigen unerträglich. „Wie spät ist es?“, flüsterte sie, nur um irgendetwas zu sagen. „Halb zwölf.“ „Okay.“ Schweigend hasteten sie weiter. Bei jeder Ecke, um die sie bogen, hielt Nami die Luft an, weil sie das Gefühl hatte, jemand würde hervorspringen und „Alarm!“ brüllen. Aber nichts passierte. Letzte Treppe, vierter Stock. Mit einem Ruck blieb Sanji stehen. Nami rannte fast in ihn hinein. „Was ist denn?“, fauchte sie leise, weil sie fast einen Herzinfarkt bekommen hatte. „Shht“, machte Sanji eindringlich und, als er Namis fragenden Gesichtsausdruck bemerkte: „Da ist jemand…“ Nami schluckte. Er hatte Recht. Um die Ecke bewegte sich etwas. „Du bleibst hier“, sagte Sanji beinahe lautlos, „Und bewegst dich nicht von der Stelle.“ Er wartete ihr Nicken gar nicht erst ab, sondern huschte um die Ecke. Ein überraschter Ausruf, ein dumpfer Aufschlag und ein hässliches Knacken, dann herrschte wieder Stille. Nami spähte neugierig um die Mauer und atmete erleichtert auf. Der nächste Kandidat für eine Nasenverschönerungs-OP. ~*~*~*~*~*~*~ Zorro war heiß. Saumäßig heiß und das hatte nichts mit der aktuellen Temperatur zu tun. Er war so nervös, dass er sich am liebsten ganz klein gemacht hätte, um nur von ja niemandem entdeckt zu werden. Aber das ging nicht, er sollte ja entdeckt werden. Oder zumindest gesehen werden. Er zog sich seine Schirmmütze zum wohl tausendsten Mal tiefer in die Stirn und rief sich gleich darauf in Gedanken zur Ordnung. Wenn er das hier nicht bald bleiben ließ, machte er sich vielleicht gerade dadurch verdächtig, dass er unverdächtig wirken wollte. Warum noch mal hatte er darauf bestanden, diesen Job selbst zu erledigen? Er war doch bei Gott kein Schauspieler. Scheiße, und jetzt war es zu spät. Irgendwie würde er das wohl hinkriegen müssen, sonst waren sie alle aufgeschmissen. Also schön, Lorenor, du schaffst das. Augen zu und durch! ~*~*~*~*~*~*~ Auf dem Dach eines fünfstöckigen Hauses standen vier Männer. Der Mann mit dem riesigen Schwert lehnte mit gelangweilter Miene am Schornstein, der Rothaarige stand gelassen neben ihm und gähnte von Zeit zu Zeit, der Schwarzhaarige hatte die Arme hinter dem Nacken verschränkt und sah hinauf in den blitzblauen Himmel und der Jüngste saß im Schneidersitz an der Dachkante und starrte aufmerksam hinunter auf den überfüllten Marktplatz. ~*~*~*~*~*~*~ „Sir?“ Dimidatus drehte sich um. Im Türrahmen stand ein Marine in Hab-Acht-Haltung und blickte ihn erwartungsvoll an. „Ja?“ „Sir, es ist so weit. Genau zehn vor zwölf, wie Sie es angeordnet haben.“ „In Ordnung.“ Er warf einen letzten Blick auf die gewaltigen Menschenmassen auf dem Marktplatz. Mit einem Mal fühlte er sich hundemüde. Wenn das nur gut geht, dachte er. Na ja, jetzt ist es zu spät. Irgendwie hatte er ein so flaues Gefühl im Magen, dass es ihm vorkam, als ginge er zu seiner eignen Hinrichtung und nicht zu der eines anderen. „Gut“, er wandte sich an den Marine, „Ich bin soweit. Gehen wir.“ ~*~*~*~*~*~*~ _________________________________________________ Okay, das war auch ein seeeehr langes Kapitel... -.- Aber immerhin ist mehr passiert als im letzten! Okay, und im nächtsen geht dann so richtig die Post ab. Muahaha... Kapitel 7: SONNTAGMITTAG ------------------------ So, bitte sehr – das große Finale. Ist ein bisschen länger geworden, aber das haben Höhepunkte nun mal so an sich. (Oha… ich hoffe, das hat sich jetzt nicht irgendwie pervers angehört. Oo) Also, ich weiß ja, dass ihr alle Ruffy sehr vermisst habt… und bitte – here he comes! Großer Auftritt… wobei der Auftritt am Anfang noch ziemlich glanzlos ist. Ja, ja, das Finale… ich bin selber ganz aufgeregt! *auf der Sesselkante hibbelt* Ich hab mir auf jeden Fall sehr große Mühe gegeben. (Was nicht heißt, dass Kritik nicht willkommen ist! Wenn ihr was zu bemängeln habt – auch Rechtschreibfehler oder so – immer her damit!) Okay, mir fällt grad auf… ich texte euch hier zu, dabei wollt ihr doch was ganz anderes lesen… Oo Öhm… sorry. Bin auch schon fertig! Let’s go! __________________________________________________________________ SONNTAGMITTAG Dong! Die große Rathausuhr schlug zum ersten Mal. Auf dem Marktplatz wurde es mucksmäuschenstill. Dong! Die Torflügel des Rathauses öffneten sich langsam. Dong! Niemand bemerkte den Schatten, der hoch oben am Rathausdach hervorhuschte. Dong! Die Menschenmassen teilten sich wie auf Befehl und zum Podest hin öffnete sich ein Durchgang. Dong! Hinter dem Tor kamen tausende von Marinesoldaten zum Vorschein. Dong! Alle starrten wie gebannt auf die kleine Prozession, die aus den Soldatenmassen hervortrat. Dong! Offizier Dimidatus marschierte, den Kopf stolz erhoben, mit festen Schritten voran. Dong! Dahinter kam eine Art Kapelle, der Soldat mit der Trommel trommelte den Gleichschritt mit. Dong! Und dann… sämtliche Leute hielten den Atem an… kam Monkey D. Ruffy, vollkommen zerschrammt, abgerissen, mit zerfetzten Klamotten und unzähligen kleinen Wunden. Dong! Den Kopf gesenkt, die Hände auf dem Rücken gefesselt, trottete er, flankiert von zwei kräftigen Marines, der Kapelle hinterher. Dong! Die Prozession erreicht das Podest, Dimidatus schritt würdevoll die Stufen hinauf, der Strohhut hatte dazu keine Kraft mehr und musste von den beiden Marines hinaufgeschleift werden. DONG!!! Sie standen auf dem Podest, hoch über allen Leuten, vor der Guillotine und der Trommler hörte zu spielen auf. ~*~*~*~*~*~*~ Es war so still, dass man selbst mitten unter den unzähligen Menschen eine Stecknadel hätte fallen hören können. Alle starrten unverwandt auf das Podest und da stand er – der berüchtigte Strohhutpirat, der sich innerhalb dieser kurzen Zeit solch einen Namen gemacht hatte. Den Kopf hielt er immer noch gesenkt, aber er stand sehr aufrecht und obwohl er niemanden ansah, wirkte er so selbstbewusst, dass man seinen Stolz noch bis in die letzten Reihen spüren konnte. Ein paar Sekunden geschah gar nichts, nicht einmal Dimidatus wagte zu atmen. Dann hob Monkey D. Ruffy langsam den Kopf. Hob den Kopf, ließ den Blick über die Menschenmassen schweifen, sah sich mit großen Augen um, fast wirkte er erstaunt, überhaupt jemanden zu sehen, blinzelte in die Sonne und dann, zum ersten Mal seit sieben Tagen, hörte Dimidatus seine Stimme: „Wow!!! Das sind ja sauviele Leute!!“ Irgendwo in der Menge hustete jemand, ansonsten blieb es weiterhin still. Alle Menschen starrten bloß den schmalen Jungen mit Strohhut an, der gerade grinste wie ein kleines Kind an Weihnachten und der einer der gefürchtesten Piraten auf der Grand Line sein sollte und konnten es einfach nicht fassen. Dimidatus konnte es selber kaum glauben. Bis jetzt hatte der Junge total apathisch gewirkt, niedergeschlagen, so, als sei sein Wille vollkommen gebrochen und als wäre ihm egal, was mit ihm passierte, aber von einer Sekunde auf die andere wirkte er so vergnügt, als hätte er noch ein ganzes Leben in Freiheit vor sich. Seine Augen strahlten regelrecht und er grinste so breit, dass es beinahe schon ansteckend war. Dimidatus riss sich von den freudestrahlenden Augen des Jungen los und räusperte sich. Beinahe hätte er zurückgegrinst, so fröhlich wirkte das Lachen. Mit einem Mal schnürte es ihm die Kehle zu, bei dem Gedanken daran, dass diese geballte Lebensfreude in wenigen Minuten erlöschen würde wie das Licht einer Kerze. Er trat vor: „Monkey D. Ruffy!“ Der Strohhut sah ihn mit großen Augen an. „Ja?“ Das brachte Dimidatus etwas aus dem Konzept. „Du brauchst nicht zu antworten“, zischte er leise. „Ach so“, flüsterte der Junge ebenso leise zurück, „Sorry, das wusste ich nicht.“ Der Marine, der links hinter dem Strohhut stand, unterdrückte rasch ein Lachen. Dimidatus sah ihn strafend an. „Monkey D. Ruffy!“, wiederholte er laut, „Du wurdest verurteilt zum Tod durch Enthauptung! Die Verbrechen, denen du dich schuldig gemacht hast, sind folgende…“ Er rezitierte kurz die Anklageschrift, dann sah er dem Jungen wieder in die Augen. „Hast du noch einen letzten Wunsch?“ Alle Menschen auf dem Platz spitzten gebannt die Ohren. Die letzten Worte eines Piraten wurden mitunter genauso berühmt wie ihre Urheber selber und bestimmt würde sie jetzt wieder etwas Einmaliges zu hören bekommen. „Ähm…“, der Junge schien zu überlegen, „…Nö, eigentlich nicht.“ Ein Murmeln ging durch die Menge. Dimidatus glaubte, sich verhört zu haben. „Wie bitte?“ „Nö, eigentlich nicht“, sagte der Junge wieder, „Ich hab keinen.“ „K-keinen letzten Wunsch?“ Jetzt hatte es dieser Bengel tatsächlich geschafft, ihn aus der Fassung zu bringen. Der Junge schüttelte vergnügt den Kopf. „Ne.“ „Und… und was ist… mit irgendwelchen letzten Worten?“ „Äh… lassen Sie mich mal nachdenken…“ Die Menge hielt den Atem an, um nur ja nichts von dem zu verpassen, was da auf dem Podest gesprochen wurde. So still war es in der Stadt Vino seit mindestens dreihundert Jahren nicht mehr gewesen. „Hmm…“, der Junge zuckte mit den Schultern, „Ne, auch nicht.“ Der Marine links hinter ihm kicherte schon wieder. Dimidatus warf ihm den drohendsten Blick zu, den er auf Lager hatte. „Also schön, Monkey D. Ruffy“, er räusperte sich wieder, „Wenn du dem nichts mehr hinzuzufügen hast, würde ich vorschlagen… ähm… dann bringen wir es zu Ende.“ „Würde ich auch sagen“, grinste der Junge, „Ich hätte echt nicht gedacht, dass das hier so lange dauert!“ Ein erneutes Raunen ging durch die Menge. Dimidatus spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss. Da machte ihn dieses Bürschchen doch tatsächlich noch zum Affen! Grob packte er ihn am Genick und zerrte ihn hinter die Guillotine. Eigentlich wäre das ja Aufgabe der beiden Marines gewesen, aber im Moment hätte er den Jungen am liebsten eigenhändig umgebracht. Er stieß ihn hart in den Rücken und der Bengel fiel auf die Knie. „Ich nehm das dann mal, Sir“, murmelte der Marine, der die ganze Zeit über gelacht hatte, hastig und zog dem Jungen den alten, ramponierten, fleckigen Strohhut vom Kopf. Seltsamerweise protestierte der Bengel nicht, dabei war in den vergangenen Tagen das einzige gewesen, was Emotionen in ihm auslöste, wenn jemand seinen Strohhut angefasst hatte. ~*~*~*~*~*~*~ „Wartet!“ Shanks hielt, die Hand am Schwertgriff, inne. „Was denn?“, knurrte er ungeduldig, die Augen starr nach unten gerichtet. Ace’ Blick wanderte unruhig von dem Podest unter ihnen, wo der Marine gerade den Holzbalken über Ruffys Kopf schloss, und Shanks hin und her. „Was ist denn noch?“ „Wartet noch kurz.“ Mihawk klang ungeduldig. „Ich werde jetzt sicher NICHT warten“, erklärte Shanks bestimmt und machte einen Schritt auf die Dachkante zu. Mihawks Hand schoss vor und packte den Rothaarigen am Oberarm. „Warte!“, zischte er eindringlich. „Hey!“, schaltete sich Beckman ein und hatte blitzschnell das Gewehr im Anschlag. Mihawk würdigte ihn keines Blickes. „Zum Teufel, Shanks, warte!“ Unten setzten die Trommeln wieder ein. „Warum sollte ich, verdammt noch mal?“ „Macht von mir aus, was ihr wollt“, fauchte Ace heftig, „Aber wenn mir nicht sofort jemand einen guten Grund sagt, gehe ich jetzt runter und rette meinem Bruder das Leben.“ „Nein!“, rief Mihawk gereizt, „Wartet noch!“ „Du kannst mich!!“, brüllte Shanks und riss sich von ihm los, „Ich hab jetzt keine Zeit für so was!“ „Zu spät“, sagte Beckman neben ihnen plötzlich tonlos. Sie fuhren alle drei herum. Dimidatus hatte den Hebel betätig. ~*~*~*~*~*~*~ Das Messer der Guillotine sauste herunter, lautlos und pfeilschnell. Einen Herzschlag lang blitze die Klinge im strahlenden Sonnenschein auf und im derselben Sekunde blitze noch etwas anderes, rasiermesserscharfes. Es gab ein helles, klirrendes Geräusch und im nächsten Moment prasselten glitzernde Splitter in alle vier Himmelsrichtungen und rieselten auf die Menschenmenge nieder. Das Ganze war so schnell gegangen, dass niemand wirklich mitbekommen hatte, was passiert war. Dimidatus brauchte selber ein paar Augenblicke, bevor er realisierte, was seine Augen sahen. Der Marine, der dauernd gelacht hatte, stand, ein Schwert in der Hand, neben der Guillotine und hatte, so unvorstellbar es auch war, offensichtlich gerade das Messer in tausend Stücke gehauen. „Was…“, stotterte der Offizier, „Was zur… was zur Hölle…?“ Weiter kam er nicht, denn mit einer weiteren, fließenden Bewegung holte der Mann aus und hieb das Schwert durch die Holzbalken, die Monkey D. Ruffys Kopf fixierten. Die Klinge glitt durch als wäre es Butter. Und dann, viel zu spät, ging Dimidatus auf, was hier los war. „Nein…“, stammelte er, „Nein, das kann nicht…“ WUMM!!! Er zuckte zusammen und synchron mit ihm alle Menschen auf dem Platz. Die umliegenden Gebäude erbeten für einen Moment unter der Explosion. Im obersten Stockwerk der Bank barsten sämtliche Fenster und Glassplitter regneten auf den Platz. In seinen Ohren klingelte es, aber sein Kopf war mit einem Schlag wieder vollkommen klar. Das war ein Fluchtversuch! Eine Befreiungsaktion! Und noch dazu ein exzellent geplanter! „Ergreift sie!“, schrie er mit überschnappender Stimme, „Ergreift sie alle beide! Das ist ein Fluchtversuch!“ Der zweite Marine, der neben ihm auf dem Podest stand, sah ihn verwirrt an. „Ergreifen?“, rief er, „Wen denn, Sir?“ „Den da!“, brüllte Dimidatus und fuchtelte mit einer Hand in die Richtung des Mannes, der soeben ohne Schwierigkeiten die kiloschweren Holzbalken, die er durchschlagen hatte, vom Hals des Strohhuts herunterwuchtete. „Ja aber, Sir!“, der Soldat schien unsicher, „Das ist doch…“ Weiter kam er nicht, denn der falsche Marine wirbelte herum, packte ihn kurzerhand am Kragen und schleuderte ihn mit einer weit ausholenden Bewegung in die Menschenmenge. Dimidatus griff nach seinem eigenen Schwert, aber urplötzlich spürte er eine eiskalte Klinge an seinem Hals. „Würd ich an ihrer Stelle lieber lassen, Sir…“ Der falsche Marine grinste ihn spöttisch an. Rundherum wurde es wieder Stecknadel-fallen-lassen-still. Alle Leute starrten wie gebannt auf das Podest, wo einer der Marinesoldaten soeben Offizier Dimidatus mit einem Samuraischwert bedrohte, während sich Strohhut-Ruffy langsam aufrichtete und schmerzhaft das Gesicht verzog. „Aua…“, machte er und obwohl er nicht laut sprach, verstand man ihn sogar noch in der letzten Reihe, so still war es. „Aua, tut mir mein Nacken weh… Kann einem der Nacken einschlafen, Zorro?“ „Keine Ahnung“, der falsche Marine zuckte mit den Schultern, „Schon möglich.“ „Sie…“, brachte Dimidatus heiser hervor, „Sie wissen ja nicht, was sie da tun!“ „Oh doch, ich denke schon.“ Der Mann zog sich die blaue Marine-Schirmmütze vom Kopf und warf sie angewidert von sich. Darunter kam kurzes, türkisfarbenes Haar und ein erstaunlich junges Gesicht zum Vorschein. Dimidatus schätze ihn auf höchsten zwanzig. Höchstens. „Das denke ich nicht“, sagte er so ruhig wie möglich, obwohl ihm das Herz bis zum Hals klopfte. „Ich hindere sie daran, meinen Kumpel zu enthaupten“, erwiderte der junge Mann, den der Strohhut soeben mit Zorro angesprochen hatte, seelenruhig, „So gesehen, doch, ich weiß ziemlich genau, was ich tue.“ Zorro, Zorro… Dimidatus überlegte. Dann ging ihm ein Licht auf. Meine Güte, langsam wurde er wohl alt! Lorenor Zorro – auf den war das zweithöchste Kopfgeld in der Mannschaft des Strohhuts ausgesetzt, gleich nach dem Captain selber. „Sie kommen hier niemals lebend weg“, sagte Dimidatus entschlossen. Er würde sich hier doch von zwei Teenagern nicht einschüchtern lassen! „Da drin“, er deutete mit der ausholendendsten Handbewegung, die er sich mit einer Klinge am Hals zutraute, auf das Rathaustor. „Da drin warten über tausend Mann nur auf meinen Befehl!“ „Tja“, Lorenor Zorro grinste noch breiter, „Dann lass sie doch rauskommen, du Sack. Los, ich warte!“ „Zorro…“, sagte da eine quengelige Stimme neben ihnen, „Meine Hände werden langsam taub.“ „Oh… sorry, Alter“, Lorenor hatte urplötzlich ein zweites Schwert in der anderen Hand, die Klinge blitzte einmal kurz auf und Monkey D. Ruffy rieb sich zufrieden grinsend die Handgelenke. „Danke.“ Der Schwertkämpfer achtete für einen Moment nicht mehr auf ihn und das nutzte Dimidatus aus. „SCHARFSCHÜTZEN!!!“, brüllte er und ging dann selbst in Deckung. Augenblicklich hagelte es Kugeln von allen Seiten. Das Holz splitterte nur so unter den Einschlägen. Gut eine halbe Minute war die Luft erfüllt von fliegenden Bleigeschossen, dann trat wieder Stille ein. Dimidatus öffnete die Augen… und in der nächsten Sekunde weiteten sie sich erschrocken. Der Strohhut stand da, als wäre überhaupt nichts gewesen und schaute sich nur neugierig nach den Schützen um, Lorenor Zorro, die zwei Schwerter in der Hand, war etwas außer Atem, aber ansonsten hatte er nicht den kleinsten Kratzer. „Du Arsch!“, brüllte der Strohhut plötzlich und ehe sich Dimidatus versah, erhielt er einen Tritt in den Magen, der ihn gegen den Balken der Guillotine knallte, ihm sämtliche Luft aus den Lungen presste und etliche Organe quetschte. „Du Blödmann! Zorro ist nicht kugelfest!!“ „Hey, schon gut“, schaltete sich Lorenor ein und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn, „Ich lebe ja noch.“ Er entledigte sich der Marine-Jacke, die er trug und pfefferte sie auf den Boden, als wäre sie giftig. „Ich denke, es ist Zeit zu verschwinden.“ „Jope“, Monkey D. Ruffy bückte sich, hob seinen alten Strohhut auf, der, wie Dimidatus erst jetzt bemerkte, in Sicherheit neben der Guillotine gelegen hatte und setzte ihn sich auf den Kopf, „Bin reisefertig.“ „Okay.“ Lorenor hob den Kopf, „SANJI, DU PENNER!! SEID IHR FERTIG DA DRIN ODER NICHT?!!“ Aus dem obersten Stockwerk der Bank kam tatsächlich eine Antwort. „DU KANNST MICH MAL, ZORRO!!“, tönte aus einem der zerbrochen Fenster, „WIR HABEN ES FAST!!!“ „WAS GENAU BEDEUTET FAST?!!“ „DASS WIR GLEICH FERTIG SIND!!!“, schrie eine weibliche Stimme, „UND JETZT NERV HIER NICHT RUM!!!“ „HI, NAMI!!!“, brüllte der Strohhut, „WIE LÄUFT’S?“ „RUFFY!!!“, kam es zurück, „IST ALLES OKAY BEI DIR?!! GEHT’S DIR GUT?!!“ „BESTENS!!!“ Dann herrschte wieder Schweigen. Die Menschen auf dem Platz starrten mit großen Augen. Dimidatus wälzte sich vor Schmerzen am Boden und hatte das Gefühl, dass sein schlimmster Albtraum gerade Wirklichkeit wurde. Was hat das verdammte Piratenpack in der Bank verloren, dachte er verzweifelt, obwohl er die Antwort längst wusste. Das durfte doch einfach nicht wahr sein! Verdammt, warum war dieser vermaledeite Marktplatz nur so winzig, dass seine Leute keinen Platz mehr gehabt hatten? Und warum zur Hölle kam niemand? Was trieben die da drin im Rathaus? Spielten sie Tic Tac Toe? Die Soldaten mussten doch mitkriegen, was hier draußen lief! „Verdammt“, ächzte er und robbte zum Rand des Podestes, wo er sich Auge in Auge mit einem Marine der Kapelle wieder fand, „Wo bleibt denn die Verstärkung? Warum brauchen die so lange?“ Der Mann sah ihn verzweifelt an, „Verzeihen Sie bitte vielmals, Sir, aber es scheint… nun ja…“ „Was?“, fauchte Dimidatus, „Das hier ist die reinste Katastrophe! Meine Leute sollen ihren Arsch hier raus bewegen und diesen verdammten Piraten ordentlich einheizen!“ „Aber, Sir…“, flüsterte der Soldat verzagt, „Sie können nicht!“ „Was soll das heißen, sie können nicht?“ „Sie können nicht weil… anscheinend… jemand das Rathaustor… na ja… zugeklebt hat.“ „ZUGEKLEBT?!!!“, explodierte Dimidatus, „Sagen Sie mal, wollen Sie mich verarschen?“ Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass der gesamte Marktplatz, einschließlich der beiden Piraten hinter ihm, ihrer Unterhaltung andächtig lauschte. Die zwei auf dem Podest grinsten wie die Honigkuchenpferde. Dimidatus wurde schlecht. „Nein, keineswegs, Sir“, sagte der Soldat, der beinahe in Tränen aufgelöst schien, „Das Tor geht nicht auf. Und an den Flügeln sickert eine durchsichtige Substanz durch, die… ganz so aussieht wie Klebstoff…“ Er vergrub das Gesicht in den Händen. Dimidatus gab sich geschlagen. Er schloss die Augen und wollte nichts und niemanden mehr sehen. Wie durch einen Schleier drang die Stimme des Strohhutjungen an sein Ohr. „Wer hat die Tür zugeklebt? War das Lysop?“ „Jope. An dem Zeug hat er die ganze Woche lang rumgemixt. Und ich konnte als Versuchskaninchen herhalten.“ Der Junge kicherte. „Hätte ich zu gern gesehen.“ Lorenor knurrte irgendwas. „Wo habt ihr die Uniform her?“ „Geklaut.“ „Nami?“ „Jope.“ Eine Weile herrschte Schweigen und Dimidatus spitzte, genau wie die übrigen Menschen auf dem Platz, die Ohren, um kein Wort zu verpassen. „Und?“, fragte Lorenor schließlich, „Wie war’s so bei den Marines?“ „Das Essen war mies.“ „Kann ich mir vorstellen. SANJI, JETZT MACHT DOCH MAL WEITER!!!“ „JA, VERDAMMT!!! WIR SIND FERTIG!!!“ Dimidatus öffnete die Augen wieder. Der Strohhut grinste breit und auch Lorenor Zorro machte ein zufriedenes Gesicht. „Na bitte, geht doch.“, sagte er, „Also dann…“ „Zeit zu gehen“, murmelte Monkey D. Ruffy und es klang fast ein wenig resigniert, „Gut, dann Wiedersehen euch allen!“ Er winkte in die Menge, „Ihr wart n’tolles Publikum!“ Im nächsten Moment hatte er Lorenor am Kragen gepackt, sprang wie ein Gummiball in die Höhe und sauste mit Karacho durch eines der zerbrochenen Bankfenster. ~*~*~*~*~*~*~ Hoch oben, am Dach eines fünfstöckigen Hauses standen vier Männer. Die vergangenen zehn Minuten hatten sie, genau wie dir restlichen Menschen auf dem Marktplatz, dagestanden wie die Ölgötzen und vollkommen verblüfft hinuntergestarrt. „Also…“, meldete sich Beckman jetzt zu Wort und lächelte leise, „…Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich doch glatt sagen, wir haben den Kleinen und seine Leute unterschätzt…“ Mihawk Falkenauge schenkte ihm einen missbilligenden Blick und setzte gerade zu einer Antwort an, als Shanks Schultern plötzlich zu zucken begannen. Im nächsten Moment prustete er auch schon los und schien sich vor lauter Lachen gar nicht mehr einzukriegen. Ace, der immer noch im Schneidersitz dasaß, stützte sein Kinn auf die rechte Hand und sein Grinsen wurde so breit, dass es fast nicht mehr auf sein Gesicht zu passen schien. „Da hast du nicht Unrecht, Alter.“ Er pfiff anerkennend durch die Lippen, „Die Aktion war echt nicht übel. Respekt.“ Mihawk verschränkte erneut die Arme vor der Brust und verdrehte sichtbar genervt die Augen. „Freut mich, dass ihr euch hier alle so gut amüsiert“, er sah besonders Shanks finster an, der immer noch lachte, „Meine Güte, jetzt krieg dich doch mal wieder ein.“ Der Rothaarige atmete tief durch, versuchte ein ernstes Gesicht zu machen und kicherte keine zwei Sekunden später wieder los. „Ich wüsste… haha, ich wüsste echt zu gern… woher… hahaha, woher zum Teufel du das gewusste hast, Mihawk!“ Der beste Schwertkämpfer der Welt hob eine Augenbraue, aber seine Mundwinkel verzogen sich zu einem schmalen Lächeln. „Tja… der eine Marine da unten kam mir gleich bekannt vor. Außerdem…“, er zuckte mit den Schultern, „…hat der Kleine keine Probleme gemacht, als er ihm seinen Strohhut weggenommen hat. Man sollte doch meinen…“, er blickte Shanks eine Spur spöttisch an, „…dass dir so was eigentlich auffallen würde…?“ Für einen Augenblick wurde Shanks wieder ernst. „Du hast Recht…“, murmelte er. Dann hellte sich sein Blick sofort wieder auf. „Ach, was soll’s“, das ewige Grinsen kehrte in sein Gesicht zurück, „Hauptsache, dem Kleinen ist nichts passiert. War doch ganz witzig.“ „Aber echt“, Ace verschränkte die Arme hinter dem Kopf, „Die Marine wird begeistert sein von der Show, die sie hier grade abgezogen haben.“ „Jope.“ Shanks drehte sich um, steuerte auf die Dachkante zu, sprang und landete elegant auf dem Nachbardach. „Hey!“, rief ihm Beckman nach, „Wo willst du bitte hin?“ „Mich von Ruffy verabschieden natürlich! Wenn ich schon mal hier bin!“ Und weg war er. Ace sprang auf die Beine. „Das ist ein Wort!“, sagte er und rannte, quer über alle Dächer, Shanks hinterher. Beckman seufzte genervt. „Meine Fresse“, sagte er, mehr zu sich selbst als zu Mihawk, „Die ganze Zeit ist der Captain die Ruhe in Person, aber wenn er’s mal eilig hat, dann richtig.“ Mihawk schüttelte den Kopf, aber er schien amüsiert. „Na dann…“, er drehte sich um und warf Shanks’ Vize einen auffordernden Blick zu, „Hinterher!“ ~*~*~*~*~*~*~ Ähm... mir fällt grade auf... in dem Kapitel wird ja vielleicht was herumgebrüllt! Dauernd müssen sie schreien. (Die Armen!) Werden die nicht irgendwann mal heiser? ^^" Okay, vergesst es. Blöder Gedanke meinerseits... Kapitel 8: Sonntag, kurz nach Mittag ------------------------------------ Soooo… das letzte Kapitel. *staun* Wow, das es mal soweit kommt, habe ich selber gar nicht wirklich gedacht. An dieser Stelle ein großes Dankeschöne an alle, die da immer so lieb Kommis geschrieben haben. Leute, ich LIEBE euch! (Aber jetzt echt mal. Ich hätte mir nie gedacht, dass Kommentare so gut fürs Ego sein können. xD) Nami schrie erschrocken auf, als das schwarz-grün-weiß-rote Etwas beim Fenster herein geflogen kam und ganz dicht neben ihr vorbeizischte. Unsanft donnerte es gegen die gegenüberliegende Wand. Sanji, der sich den zum Platzen gefüllten, braunen Jutesack über die Schulter geworfen hatte, zuckte zusammen. „Mensch, wollt ihr, dass ich nen Herzanfall bekomme?!“, fauchte Nami wütend Richtung Wand, wo sich gerade ein etwas benommener Zorro aufrichtete und sich den Hinterkopf rieb. Er beachtete sie nicht: „Mann, Alter, musste das denn sein?“ „Tut mir leid“, grinste Ruffy, der sich gerade aufrappelte, mit einer Stimme, die besagte, dass es ihm nicht im geringsten Leid tat, „Nach sieben Tagen untätig rumsitzen bin ich n’bisschen aus der Übung!“ „Toll“, knurrte Zorro zurück und stand auf. Die Wand hinter ihm hatte ein paar dünne Risse bekommen, aber ansonsten war sie heil geblieben. „Hey, Ruffy!“, Sanji war mit zwei Schritten bei ihrem Captain und zog ihn auf die Beine, „Schön, dich wieder zu sehen, Alter! Geht’s dir gut?“ „Alles bestens“, Ruffy strahlte, „Wie war’s bei euch so?“ „Bisschen stressig“, sagte Sanji und ein breites Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, „Aber ansonsten…“ „Klasse“, unterbrach ihn Nami unwirsch, „Für den Smalltalk habt ihr später auch noch Zeit. Wir sollten zusehen, dass wir hier wegkommen.“ „Gut“, feixte Ruffy, „Also dann, Leute! Abmarsch!“ Er marschierte quer durch das verwüstete Direktorenbüro auf die Tür zu und öffnete sie schwungvoll. Dann hielt er inne und drehte sich um. „Äh… gut, und wo geht’s lang?“ Nami verdrehte die Augen. „Ich gehe voraus“, stellte sie fest, „Und Sanji macht das Schlusslicht. Nicht, dass uns einer von euch beiden Idioten noch verloren geht.“ „Hey!“, sagten Ruffy und Zorro beinahe gleichzeitig. „Wo sie Recht hat, hat sie Recht“, Sanji machte eine angedeutete Verbeugung Richtung Tür, was ihm mit dem Gewicht, dass er trug, nicht gerade einfach zu fallen schien, „Also, bitte nach euch!“ Zorro schenkte ihm einen finsteren Blick und folgte Nami. „Wow“, sagte Ruffy hinter ihm, „Was ist in dem Sack eigentlich alles drinnen?“ „Die persönlichen Ersparnisse des Bankdirektors“, sagte Nami und vergewisserte sich mit einem Blick über die Schulter, dass alle da waren, „Die hatte er auch alle im Tresor.“ „Was ist mit dem Schlüssel?“, schaltete sich Zorro ein. Nami kicherte. „Welcher Schlüssel?“ Ruffy überhörte die Ironie in ihrer Stimme und nahm die Frage ernst. „Na, den Schlüssel für den Tresorraum, unten im Keller! Deswegen haben wir das ganze Theater hier doch eigentlich veranstaltet!“ „Ach so, den Schlüssel“, die Navigatorin drehte sich um und zwinkerte kokett, „Den hab ich natürlich hier.“ Sie steckte die Hand in die Hosentasche und beförderte einen großen, alten Eisenschlüssel zu Tage, der allem Anschein nach regelmäßig poliert worden war. Ruffy schien zufrieden zu sein. „Puh, und ich dachte schon…“ „Was dachtest du?“, meldete sich Sanji zu Wort, während sie die Treppe zum zweiten Stock hinunter stiegen, „Dass wir das Geld und die Wertsachen mitnehmen und das Wichtigste vergessen?“ Zorro konnte sich die Antwort einfach nicht verkneifen: „Ehrlich gesagt… dir traue ich das durchaus zu, Schneebesenheini.“ „Wer hat dich denn gefragt, Spinatschädel?“, fauchte Sanji zurück. „Jungs…“, sagte Nami drohend. Das genügte. Sie hasteten eine Weile schweigend weiter und erreichten das Erdgeschoss. „Ihr könnt sagen, was ihr wollt…“, sagte Ruffy plötzlich, „…aber ich finde immer noch, es ist ne kreuzdämliche Idee, nen Tresorschlüssel in einem Tresor zu verstecken.“ „Tja“, sagte Nami und machte Zorro Platz, damit er die Holztür, die in den Keller führte, beseitigen konnte, „Versteh einer die Bankmenschen…“ ~*~*~*~*~*~*~ Robin hielt erschrocken die Luft an, als sie über ihrem Kopf plötzlich Stimmen hörte. Gut, entweder hatte alles hingehauen und das waren Ruffy und die Anderen oder irgendwas war schief gegangen und da kamen die Marinesoldaten, um sie festzunehmen. Chopper und Franky wechselten hastig einen beunruhigten Blick, Franky noch mit den letzten beiden Geldsäcken aus dem Tresorraum in der Hand. Sie spitzten alle drei die Ohren. „Was ist denn bitteschön ein Bankmenschen?“, tönte eine wohlbekannte Stimme durch das beinahe kreisrunde Loch in der Felswand über ihrem Kopf, durch dass sie in der vergangene halbe Stunde Geld, Schmuck und andere Wertgegenstände auf das Schiff verladen hatten. „Das Wort gibt’s gar nicht, Ruffy“, erwiderte eine andere, genauso bekannte Stimme, „Das hat sie sich grade ausgedacht!“ „Stimmt doch gar nicht. Das Wort gibt’s wirklich!“ „So ein Blödsinn!“ „Hey! Willst du behaupten, dass Namilein lügt, du Idiot?“ „Gar nichts will ich! Ich sag nur, dass es das Wort nicht gibt.“ „Ich hab’s auch noch nie gehört!“ „Misch dich du da nicht auch noch ein, Ruffy!“ Robin atmete erleichtert auf. So, wie sich das anhörte, war alles in bester Ordnung. Neben ihr ließ Franky grinsend die Geldsäcke auf die Planken fallen. „HEY!!“, brüllte er hinauf, „LEGT MAL NEN ZAHN ZU DA OBEN!! WIR HABEN NICHT DEN GANZEN TAG ZEIT!!!“ Weiter oben bewegten sich mehrer Schatten in dem runden Umriss, dann kreischte jemand erschrocken auf. In der nächsten Sekunde donnerte Ruffy auf die Schiffsplanken, eine vor Schreck erstarrte Nami in den Armen. „Sag mal, spinnst du?!“, keuchte sie mit überschnappender Stimme, „Willst du mich umbringen?“ Mit einem Krachen landete erst Zorro, dann Sanji auf dem Schiff. Bei Sanji ächzten die Holzplanken gequält auf, woran hauptsächlich der schwere Jutesack schuld war, den er trug. „Alles gut gegangen?“, erkundigte sich Chopper, obwohl die Antwort offensichtlich war. „Perfecto“, grinste Ruffy und ignorierte Namis wütende Miene, „Ihr habt da oben ja fleißig ausgeräumt.“ „Kannst du laut sagen“, Franky gab den beiden Säcken einen leichten Stups mit dem Fuß, „Das waren gut und gerne 600 Millionen Berry. Wenn nicht sogar noch mehr…“ Auf dem Gesicht des Captains erschien ein wahnsinnig breites Grinsen. „Das sind ja mal gute Nachrichten!“ „Aber hallo…!“ „Kannst du laut sagen…“ „Meine Güte…“ „Ist ja irre!“ Jetzt grinsten alle wie die Honigkuchenpferde. „Also dann“, Monkey D. Ruffy wandte sich zu seinen Leuten um, „Legt euch mal ins Zeug. Wir holen noch Lysop ab und dann nichts wie weg hier!“ ~*~*~*~*~*~*~ Keine Viertelstunde später segelte ein einsames Schiff aus der Bucht des kleinen Städtchens Vino, in dem das totale Chaos ausgebrochen war. Menschen rannten durch die Straßen, schrieen herum, einige hatten die Bank gestürmt und den geplünderten Tresor entdeckt. Währenddessen versuchten die Marines im Rathaus immer noch, die Tür einzurennen. Allerdings war es in der Rathausaula viel zu eng, um ordentlich Anlauf nehmen zu können und zudem die Auswahl an rammbockähnlichen Gegenständen alles andere als groß. Das Podest mit der Guillotine war umgerissen und niedergetrampelt worden und der Lärm, der in der ganzen Stadt herrschte, war gewaltig. Die Ereignisse wurden herumgebrüllt, die Namen des Strohhuts und seiner Leute wurde gebrüllt, nach der Marine wurde gebrüllt, nach Rum wurde gebrüllt… Kurz, der Lärmpegel stieg ins Unermessliche und geriet außer Kontrolle, genau wie die restliche Situation. Die Menschen waren außer Rand und Band. Und heimlich, still und leise stahl sich ein einzelnes Schiff davon und segelte, nachdem es aus einer versteckten Felsspalte aus heraus geglitten war, dem Horizont entgegen. Die Segel gesetzt und erfüllt von einer kräftigen Meeresbrise, umflattert von neugierigen Möwen, teilte es die azurblauen Wellen des Ozeans in zwei Hälften und ließ das Städtchen Vino mit jedem Augenblick weiter hinter sich. Vorne am Bug stand Monkey D. Ruffy. Einen Arm hatte er auf der Reling abgestützt, mit der anderen hielt er seinen Strohhut fest und hinderte ihn so daran, davonzufliegen. Vor ihm glitzerte das Wasser im hellen Licht der Mittagssonne, der Wind wehte ihm um die Nase und er fühlte sich so rundum glücklich und federleicht, dass er fast das Gefühl hatte, abheben und fliegen zu können. „Volle Kraft voraus!“, schrie Lysop vom Krähennest herunter, „Los, Leute, jetzt legt euch mal ins Zeug!“ „Du bist nicht der Captain!“, brüllte Zorro zurück, „Und wenn’s dir zu langsam geht, dann komm gefälligst runter und hilf uns n’bisschen!“ Ruffy musste lachen. Er drehte sich gerade um, um selber mit anzupacken, als ihm plötzlich etwas ins Auge sprang. Das… das konnte doch nicht sein! Das war unmöglich! Er hastete los, überquerte das Deck, rannte beinahe Sanji um, setzte mit einem gewaltigen Sprung über Franky hinweg, der am Steuer stand und der Luftzug wehte Namis Karten vom Tisch. „Hey!“, rief es hinter ihm mehrstimmig, „Was machst du denn?!“ Ruffy ging nicht darauf ein, er erreichte das Heck, beugte sich weit über die Reling und starrte vollkommen fassungslos zurück zur Insel. Hinter sich hörte er Schritte. Seine Leute kamen alle angerannt, um zu sehen, was so plötzlich mit ihrem Captain los war. Sie hatten Vino schon ein gutes Stück hinter sich gelassen und die Stadtmauern waren ohnehin verdeckt von einem Wald aus Schiffsbäuchen, Masten und weißen Segeln. Aber ganz am Ende des Hafens stand Johns kleines Zählerhäuschen. Und dort auf dem Dach… sie trauten alle ihren Augen kaum… standen vier Männer. Die Entfernung war schon zu groß, um noch einzelne Gesichtzüge sehen zu können, aber einer der Männer hatte zweifellos rote Haare. Und auch die anderen waren unschwer zu erkennen. „Ach du…“, sagte Robin leise, „Ach du Schande, das kann doch nicht…“ Ruffy schwieg. Robin war sich nicht einmal sicher, ob er sie gehört hatte. Keiner der Crew konnte sein Gesicht sehen. Ihr Captain umklammerte die Reling so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten, verharrte vollkommen bewegungslos und starrte total gebannt hinüber. „Scheiße…“, murmelte Zorro plötzlich mehr zu sich selbst, „Dann war das doch Falkenauges Sarg, den ich da gesehen hab…“ Sie schwiegen alle überwältigt. Und gerade als Nami überlegte, was sie denn Tröstendes zu ihrem Captain sagen sollte, der immerhin sein großes Vorbild und seinen Bruder so knapp verpasst hatte, löste sich Ruffy aus der Starre. Er riss einen Arm hoch, winkte ein paar Mal begeistert hinüber und drei der Männer auf dem Dach winkten tatsächlich zurück. Nur der mit dem großen Schwert auf dem Rücken rührte keinen Finger. „Also, Leute“, Ruffy drehte sich mit funkelnden Augen wieder zu seiner Mannschaft um, „Worauf warten wir noch?“ Er schob sich seinen heiß geliebten Strohhut ein Stück aus der Stirn und grinste so glücklich, dass alle unwillkürlich zurückgrinsten. Das Wasser glitzerte, der Wind trug den würzigen Geruch von Salzwasser und Freiheit vor sich her und die Sonne strahlte von einem wolkenlosen Sommerhimmel herunter. Und weit hinten, nahe der Stadt Vino, war das Dach des Zählerhäuschens plötzlich leer. Monkey D. Ruffy streckte eine Faust in die Luft: „VOLLE KRAFT VORAUS!!!“ ~*~*~Ende~*~*~ Jahh… *schnief* …und Schluss. Ein Happy End wie aus dem Bilderbuch. Aber hey – das hier ist One Piece. Da ist ein Happy End fast zwangsläufig vorprogrammiert. (Aber voll! Oda lässt ja wirklich nie, nie, NIE irgendjemanden sterben. Die tauchen alle wieder auf! Keiner bleibt tot!) *räusper* Äh… gut, ein Wort noch zum Schluss: Da, wo sie alle so brav mit den Armen herumwacheln. Ich hab ne Weile überlegt, ob ich den guten Ben auch winken lassen soll, weil der ja, genau wie Mihawk, nicht grade der Winke-winke Typ ist, aber dann hab ich mir gedacht, was soll’s. Immerhin konnte Ben den kleinen Ruffy ja auch ziemlich gut leiden und dann hat er ihn so lange nicht mehr gesehen… da kamen bei ihm halt die Erinnerungen hoch. *drop* Okay, sagen wir einfach, er hat sich von der Situation mitreißen lassen und es war ihm hinterher auch saupeinlich, dass er gewunken hat. ^^ (Das musste jetzt sein, sonst wäre mir Ben irgendwie OOC vorgekommen.) Kapitel 9: Sonntagnacht (Zusatzkapitel) --------------------------------------- Huiuiui... das ist jetzt aber lang geworden. *staun* Na ja, was soll's. ^^ DIESES KAPITEL IST IMMERSATT GEWIDMET!!!!!!!!!!! Bitte sehr, liebe immersatt, alles deins! ^^ Ich wünsche dir viel Spaß und hoffe, dass alle Unklarheiten jetzt (zumindest einigermaßen) bereinigt sind. Wenn noch Fragen offen geblieben sein sollten - du scheust dich sicher nicht, mir das mitzueteilen, oder? xD (Und tut mir echt WAHNSINNIG Leid, dass es so lange gedauert hat. *sich selber mit dem Schuh auf den Kopf haut* Ich hatte doch mehr um die Ohren, als ich dachte. *drop*) _______________________________________________________________________________ „Ich glaub’s ja nicht…“, Sanji stellte die überdimensionale Schüssel auf den Tisch und schaffte es gerade noch rechtzeitig, seine Hand wegzuziehen, bevor Ruffy sich darüber hermachte, „Was soll das heißen, du bist fast vom Dach gefallen?!“ Zorro prustete los. „Mann, wie doof ist DAS denn?“ Lysop machte ein beleidigtes Gesicht. „Ein Dachziegel war locker.“ „Ja, klar.“ Nami rückte ein Stück von ihrem Captain ab, der das Essen in sich hineinschaufelte, als ob er seit einem Monat nichts mehr zwischen die Zähne bekommen hätte und dabei auch seine nähere Umgebung in Mitleidenschaft zog. Sie machte ein amüsiertes Gesicht. „Das wär’s ja echt gewesen, wenn du da auf einmal vom Rathausdach gekracht wärst!“ „Wiescho?“, nuschelte Ruffy, ohne aufzuschauen oder auch nur aufzuhören, sich die Fleischstücke in den Mund zu stopfen, „Waschadernoschmalgemascht?“ „Na, erlaube mal“, Lysop wurde augenblicklich um einen Kopf größer, „Ich hab dir das Leben gerettet!“ „Träum weiter.“ Zorro lehnte sich zurück, machte sich auf der Bank so breit, dass Franky beinahe keinen Platz mehr hatte und verschränkte die Arme hinter dem Kopf, „Soweit ich mich erinnern kann, bin immer noch ich derjenige, der dafür gesorgt hat, dass wir mit Ruffys Kopf jetzt nicht kegeln können.“ „Also bitte“, Franky schubste seine Beine ungehalten ein Stück zur Seite, „Das ist doch wirklich geschmacklos. Kegeln… pfff… Bowling ist viel cooler.“ Robin lächelte leise. „Na, zum Glück bist du ja oben geblieben, Lysop.“ „Natürlich“, der Angesprochene machte ein selbstgefälliges Gesicht, „Glaubt ihr, Captain Lysop fällt so einfach vom Dach?“ „Waschaderufemdaachgemascht?“, fragte Ruffy mit vollem Mund und großen Augen. „Erst schlucken, dann sprechen“, kommandierte Sanji und begann, die benutzen Kochgeräte in die Spüle zu räumen, „Sonst versteht kein Mensch, was du willst.“ Ruffy zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder dem Essen zu. „Nadannischeschmirauschgeal.“ Nami starrte ihn ungehalten an. „Wie bitte?“ „Er will wissen, was Lysop auf dem Dach gemacht hat“, erklärte Chopper friedfertig, „Ganz einfach.“ Franky grinste breit. „Ich dachte, du übersetzt nur für Tiere?“ „Tja…“, Nami schnippte mit angewidertem Gesichtsausdruck ein Fleischstückchen weg, das vor ihr auf der Tischplatte gelandet war, „Soviel Unterschied besteht da gar nicht.“ Zorros Augen blieben geschlossen, aber er lachte. „Lysop hat die Rathaustür zugeklebt, Alter“, sagte er, an Ruffy gewandt, „Warum er dazu erst aufs Dach musste, geht mir selber zwar auch immer noch nicht ganz ein, aber gut…“ „Meine Güte“, Sanji verdrehte die Augen und versenkte eines seiner Messer im Schaum, „Wie dämlich kann man denn eigentlich sein? Damit ihn keiner sieht, ist doch klar!“ „Genau…“, Robin blätterte eines Seite um und markierte die Stelle mit dem dünnen, roten Lesezeichen, „Er konnte ja schlecht mit Klebstoffeimer, Pinsel und Leiter hinrennen und die Innenseite der Türflügel anstreichen.“ Ruffy hatte, auch wenn er nicht unbedingt den Anschein erweckt hatte, aufmerksam zugehört. Jetzt hob er den Kopf. „Waaumnich?“ „Mensch, schluckst du vorher bitte runter?“, empörte sich Sanji, „Mit vollem Mund spricht man nicht!“ Der Captain ignorierte ihn. „Waaumnich?!“, wiederholte er eindringlich. Zorro machte die Augen immer noch nicht auf, aber er runzelte die Stirn. „Weil ihn da die halbe Grand Line gesehen hätte.“ „Ascho…“, Ruffys Eifer richtete sich wieder auf die Schüssel vor ihm. „Ja, ja…“ Lysop machte ein triumphierendes Gesicht, „Aber glücklicherweise war euer guter Captain Lysop ja genial genug, um sich eine Lösung einfallen zu lassen.“ „DU hast dir ne Lösung einfallen lassen?“, Chopper sah ihn verwirrt an, „Ich dachte… du hast du mir doch lang und breit erklärt, dass du eigentlich gar nichts machen musst, weil die natürlichen, physikalischen-„ Lysop unterbrach ihn hastig. „Das hast du missverstanden“, sagte er schnell, „Das war nicht so einfach, wie ich’s gesagt habe…“ „Wieso nicht?“ Franky zog eine Augenbraue hoch, „Du musstest einfach aufs Dach klettern und den Kleber auf der Türinnenseite runtergießen, als die Penner mit Ruffy raus sind. Der Rest ging dann ganz von alleine. Die haben das Tor wieder zugemacht, das Zeug ist getrocknet und – tadaa!“ Lysop verzog das Gesicht. „Na schön…“, murmelte er, „Ich musste mir vielleicht nicht GANZ so viel einfallen lassen… aber schwierig war’s trotzdem.“ „Klar“, sagte Nami abfällig, „Jetzt tu nicht so, als ob du der Einzige gewesen bist, der was zu erledigen hatte. Ich dachte jedes Mal, mich trifft der Herzschlag, als wir in der Bank um ne Ecke gebogen sind.“ „Pah, jetzt tu du nicht so… Ich meine, toll, ihr musstet den Schlüssel für die Tresortür im Keller holen… Schwere Aufgabe, wirklich. Schweeeere Aufgabe.“ „Wir waren nicht nur für den Schlüssel zuständig!“, Nami verzog beleidigt das Gesicht, „Wir waren auch da, falls Zorro es vermasselt hätte, schon vergessen? Für den Notfall!“ „Als ob ich das vermasseln würde… Lorenor Zorro vermasselt so was nicht, merkt euch das!“ Drüben an der Spüle schnaubte es abfällig. „Ich könnte dir jetzt mit genug Beispielen kommen, bei denen du es wirklich vorbildhaft versaut hast, Spinatschädel.“ „Hat dich wer gefragt, Kochlöffel?! Spül dein Geschirr und halt die Klappe!!“ „WIE WAR DAS??!“ „Schluss jetzt!“, fauchte Nami ungehalten und erstickte damit alle aufkeimenden Streitigkeiten im Keim. Franky verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Ich weiß nicht, warum ihr euch alle beschwerte… von wegen Herzinfarkt und so weiter. Ihr hattet wenigstens so was wie Action! Alles, was ich gesehen habe, war Wasser, Wasser und noch mal Wasser. Von Zeit zu Zeit vielleicht auch noch einen Stalaktiten, aber ansonsten…“ „Und Geld“, fügte Robin schmunzelnd hinzu, „Vergiss das Geld nicht.“ „Stimmt“, strahlte Chopper, „Geld hast du auch gesehen. Ziemlich viel Geld.“ „Okay, okay“, Franky hob grinsend die Arme und gab sich geschlagen, „Ihr habt ja Recht. Geld. Wie konnte ich das nur vergessen?“ „Erklärt mir noch schnell mal jemand, warum Nami dann extra noch den Schlüssel holen musste? Wenn ihr wegen diesem komischen Höhlen-Dingens das Geld im Keller doch sowieso schon ungehindert einsacken konntet?“ Ruffy sah mit großen, fragenden Augen von einem zum anderen. Die Schüssel vor ihm war leer. Mit einem rasch versteckten Grinsen und bittendem Gesichtsausdruck schob er sie auf der Tischplatte von sich Weg – Richtung Sanji. „Nachschlag?“ Der Smutje verdrehte die Augen. „Ruffy…“ „Bitte. Bitte, bitte, bitte, bitte… weil ich doch wieder da bin.“ Seufzend gab sich Sanji geschlagen. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte er direkt angenommen, Ruffy setzte diesen Dackelblick gezielt ein. „Meinetwegen. Weil du wieder da bist.“ „Danke“, sagte der Captain glücklich und gab der Schüssel einen Stups. Sie schlidderte noch ein Stück auf dem Tisch dahin und kam geradewegs vor Sanji zum Stehen. „Also?“, wandte er sich wieder seinen Leuten zu, „Warum musste Nami den Schlüssel extra holen?“ „Weil wir sonst nicht in den Keller gekommen wären. Da hätten uns Robin, Franky und Chopper nicht viel genutzt, genauso wenig wie es uns was gebracht hätte, dass sie den ganzen Tresor bereits ausgeräumt haben. Immerhin war da immer noch die meterdicke Tresortür dazwischen. Sie waren drin und wir waren draußen.“ „Oder wir waren unten und ihr wart oben“, sagte Robin, „Ganz wie du willst.“ Lysop verzog das Gesicht. „Hab ich das richtig verstanden?“, fragte er, „Da war doch noch was mit einem Tresor, den du und Sanji sprengen musstet oder?“ Nami seufzte. „Mann, seid ihr denn alle begriffsstutzig? Es gab zwei Tresore, einen im Keller, den großen Tresor mit dem ganzen Geld, den 500 Millionen Berry, den ganzen wunderbaren, grünen Scheinen…“ Ihr Gesicht bekam einen entrückten Ausdruck und sie brach ab. Robin schüttelte amüsiert den Kopf. „Dann gab es noch den kleinen Tresor, oben in der Bank“, fuhr sie fort, als sie Lysops verwirrten Gesichtsausdruck sah, „Und in dem kleinen Tresor war der Schlüssel für den großen Tresor im Keller. Alles klar?“ „Ja…“, murmelte Lysop, „Alles klar. Aber… Moment mal… eine Tresorschlüssel IN einem anderen Tresor? Wie bescheuert ist das denn?“ „SAG ICH DOCH!!“, platzte Ruffy heraus, „SAG ICH DOCH, DASS DIE IDEE VOLLKOMMEN VERBLÖDET IST!!!“ Er strahlte glücklich. „Ja…“, murmelte Zorro und jemand, der ihn nicht besser kannte, hätte annehmen können, er befände sich bereits im Halbschlaf, „Versteh einer die Bankmenschen, was?“ Lysop starrte ihn irritiert an. „Was zum Teufel ist denn ein Bankmensch?“ Ruffy grinste breit. „Frag Nami!“ „Nein“, stöhnte diese auf, „Nicht schon wieder. Vergiss das bescheuerte Wort einfach, okay?“ „Lasst Nami-Mäuschen in Ruhe, ihr unsensiblen Idioten“, eilte Sanji seiner Angebeteten zu Hilfe. „Bitte schön.“ Er knallte Ruffy die zweite Portion vor die Nase. Sie war um einiges größer als die letzte, zweifellos in der Hoffnung, sich dann den dritten Nachschlag ersparen zu können. Obwohl sich der Smutje ziemlich sicher war, dass sich diese Hoffnung nur allzu schnell in Schall und Rauch auflösen würde. Und schon hatte sich der Aufmerksamkeitspegel des Strohhutjungen um hundertachtzig Grad gedreht. Ein paar Sekunden war es still, dann kicherte Chopper los. „Aber egal, was ihr alle sagt, das allerbeste ist und bleibt Zorro in Marine-Uniform.“ „Aber echt“, Frankys Grinsen wurde breiter, „Ich werd nie vergessen, wie Lysop geschrien hat, als er reinkam!“ „Lyschopatgeschiien?“ „Ja“, feixte Zorro und schlug die Augen auf, „Als ich mit der Uniform aufgetaucht bin, hat er mich für nen echten Marine gehalten.“ „Ach ja“, Robin lachte, „Ich hab schon geglaubt, er hätte sich was getan, so wie er auf einmal aufgesprungen ist.“ Lysop war rot geworden. „Aber ich hab nicht geschrien“, stellte er trotzig fest, „Und überhaupt hat mich niemand vorgewarnt! Woher sollte ich denn bitteschön wissen, dass da auf einmal Zorro als Marine reinmarschiert kommt?!“ „Du hast geschrien“, sagte Franky genüsslich, streckte sich und warf Zorro, der sich schon wieder ein Stück mehr ausgebreitet hatte, einen missbilligenden Blick zu, den dieser aber nicht bemerkte. „Und verdammt laut noch dazu.“ „Ich habe NICHT geschrien“, beharrte Lysop eisern, „Das war ein überraschter Ausruf, sonst gar nichts.“ „Klaaar.“ „Aber wo wir vorher grade beim Herzinfarkt waren…“, Zorro richtete sich ein Stück auf und rückte von Franky ab, „Ich war auch nahe dran.“ „Wieso?“ Chopper sah ihn neugierig an, „Bei dir hat doch alles 1-A geklappt.“ „Denkst du“, gab Zorro zurück, „Ich meine, das Reinkommen ins Rathaus war noch einfach...“ „Weil die Idee schließlich von mir war“, fiel ihm Lysop ins Wort, der seinen Stern wieder im Steigen sah. Der Schwertkämpfer warf ihm einen missbilligenden Blick zu. „Jetzt hör gefälligst auf, alle Erfolge auf dein Konto zu verbuchen!“ „Jungs…“, sagte Robin samtweich, „Jungs, bitte. Wir waren beim Herzinfarkt.“ „Jope“, Zorro brauchte ein paar Sekunden, um den verlorenen Faden wiederzufinden, „Also, das Reinkommen war ein Kinderspiel. Da sind ja sowieso massig Marinepatrouillen rumgerannt und der Erstbesten, die ich gesehen hab, hab ich mich an den Rockzipfel gehängt. Bei dem Gedränge ist keiner Sau aufgefallen, dass der letzte Mann plötzlich ausgewechselt wurde. Am allerwenigstens den Marines selber.“ „Was hast du mit dem Letzten gemacht?“ Zorro grinste breit. „Der ist bewusstlos in irgendeiner Seitengasse gelandet.“ „Pfff…“, Nami verschränkte die Arme, „Und was soll daran jetzt so nervenaufreibend gewesen sein? Klingt doch ganz einfach!“ „War’s ja auch…“, Zorros Grinsen wurde noch um eine Spur breiter, „Total einfach, einfach bis zu dem Zeitpunkt an dem ich und dieser andere Typ Ruffy aus seiner Zelle rausgeholt haben.“ Chopper hing förmlich an seinen Lippen. „Wieso?“ „Na ja… als Ruffy dann plötzlich ‚Hallo, Zorro!’ zu mir gesagt hat, dachte ich für nen Moment echt, mir bleibt das Herz stehen!“ Er versetzte dem Captain einen Rippenstoß, was dieser aber nicht wirklich zu bemerken schien, weil er damit fortfuhr, in Höllentempo Lebensmittel zu vernichten. „Mann, Alter, das war aber echt eine Scheißaktion!“ Jetzt stellte sich heraus, dass Ruffy zugehört hatte. „Naaund?“, erwiderte er ungerührt, „Waakeineaabschischt… aabsdoschehwiedaaingebogen.“ Franky schüttelte den Kopf. „Was?“ „Er sagt, dass er’s nicht absichtlich gemacht hat und dass er’s sowieso wieder hingebogen hat.”, übersetzte Chopper, „Was auch immer das bedeuten soll.” „Und?“, fragte Sanji nach, während er sich das nächstbeste Geschirrtuch angelte, „Was soll das bedeuten?“ „Ischbinonmäschigumgegibt…“ Nami griff sich an den Kopf. „Oh Mann, spielen wir hier jetzt Rätselraten oder was? Ich hab keine Ahnung, was er meint!“ „Er ist umgekippt“, sagte Zorro, „Hat so getan, als wäre er ohnmächtig geworden. Da haben sie dann nicht mehr allzu viel Wert auf seine Aussage gelegt, weil alle dachten, er ist früher abgekratzt, als er sollte. Die haben richtig Panik gekriegt.“ „Schtimmd.“ Lysop begann zu lachen. „Meine Güte, die Armen! Ruffy, wie kannst du ihnen so was nur antun!“ „Wow…“, ließ sich Sanji vernehmen, „Das wäre ja noch besser gewesen, als wenn Lysop vom Dach gekippt wäre… Ruffy lässt einfach mal so nebenbei alles auffliegen. Mann…“ „Ischwaaltübeaschd…“ „Hä?“ „Er war überrascht.“ Franky grinste. „Was würden wir nur ohne dich machen, Chopper?“ „Wieso warst du überrascht?“, Nami runzelte die Stirn, „Du hast doch gewusst, dass früher oder später irgendwer von uns auftauchen würde.“ „Hum? „Ach… vergiss es.“ „Aleschglar…“ „Aber sag mal, Ruffy… soll ich dich wirklich nicht verarzten?“ Chopper machte ein besorgtes Gesicht. „Ich weiß, es ist nicht so schlimm, aber… na ja…“ Ruffy hob den Kopf, Mund und Hände gefüllt mit Fleischstücken: „Neeischwirglichnichnödig…“ Er verzog den vollen Mund zu einem wahnsinnig breiten Grinsen. „Alleschnunpaakaazer.“ „Alles nur ein paar Kratzer…“, seufzte Chopper, bevor ihm noch irgendjemand mit der Frage zuvorkommen konnte. Zorro erhob sich mit einem Ruck und Franky zuckte zusammen. „Wo willst du hin?“ „Raus. Hier drin kann man nicht pennen.“ „Ohh… was für eine Überraschung“, flötete Nami spöttisch, „Das hättest du jetzt aber nicht erwartet, stimmt’s?“ Aber Zorro war schon an der Tür und würdigte sie keines Blickes. ~*~*~*~*~*~*~ Sanji schloss die Tür zum Zimmer der Mädchen so leise, als gelte es, niemanden aufzuwecken. Vergebliche Liebesmühe, denn die anderen waren alle noch in der Küche, wo sie Ruffy beim Essen zusahen und sich die ganzen Details der Geschichte, die hinter ihnen lag, noch einmal durch den Kopf gehen ließen. Er war nur hier, um Robin den Weg zu ihrer Kabine zu ersparen. Gentleman war und blieb nun mal Gentleman und bevor die anbetungswürdige Nico Robin sich extra die Mühe machen musste, ihr Buch zurück zu ihrem Nachtkästchen zu tragen, übernahm das doch lieber er. Damit sie ihre wunderbaren Beine schonen konnte. So, das wäre erledigt. Jetzt aber schnell zurück in die Kombüse. Wenn Ruffy seinen ‚Nachschlag’ fertig hatte, bevor Sanji wieder da war, kam er am Ende noch auf die verblödete Idee, selber in der Vorratskammer auf Beutezug zu gehen. Der Smutje beschleunigte seine Schritte, trat hinaus aufs Deck, hastete um die Ecke und… „Uwah!“ Rumms. Autsch… Das Schiffsplanken aber auch immer die ungute Angewohnheit haben mussten, steinhart zu sein! Er unterdrückte einen Fluch und drehte, noch während er sich aufrappelte, den Kopf, um zu sehen, über was er da gerade geflogen war. „Mann, kannst du nicht aufpassen wo du hinlatscht?“ Allein beim Klang dieser Stimme spürte Sanji die blanke Wut in sich aufsteigen. Innerhalb von zwei Sekunden stand er wieder aufrecht auf dem Deck und starrte wutentbrannt auf Zorro hinunter, der, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und die Beine von sich gestreckt, träge nach oben blinzelte. „KANNST DU NICHT AUFPASSEN, WO DU DEINEN ARSCH HINPFLANZT??!!!“ Stocksauer ballte der Smutje die Fäuste. Scheiße, er hasste diesen gottverdammten Penner, er hasste ihn, und wie er ihn hasste! Diesen faulen, arroganten, unnützen, eingebildeten, sturen, ignoranten… er hätte die Liste noch ewig weiterführen können. Aber die Zeit hatte er jetzt nicht. Zorro würde erbost aufspringen, ihm irgendeine Beleidigung an den Kopf werfen und ihn am Kragen packen. Und genau in diesem Moment würde er einen Tritt in den Magen kassieren. Der Smutje wich ein paar Zenitmeter zurück, die Fäuste geballt, den Körper angespannt. Gleich würde es krachen und zwar ganz genau in drei, zwei, eins… hä? Nichts war passiert. Und es passierte auch weiterhin nichts. Vollkommen verblüfft starrte Sanji auf seinen Lieblingsfeind hinunter. Zorro hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Im Gegenteil, er hatte sogar die Augen wieder geschlossen und würdigte den Smutje keines Blickes. Was war denn jetzt kaputt? Einen Augenblick lang spielte Sanji mit dem Gedanken, sich umzudrehen und zu gehen, dann kam ihm die Idee, Zorro einfach so einen Tritt zu verpassen. Verdient hatte es der Idiot sowieso und eine derartige Gelegenheit konnte er sich doch nicht entgehen lassen! Aber er verwarf beides wieder. Irgendetwas stimmte nicht. Für ein paar Sekunden war er hin und hergerissen. Einerseits wollte er wissen, was los war, aber andererseits… er gönnte Zorro alle Probleme dieser Welt von Herzen und außerdem konnte er doch nicht so einfach nachfragen. Wer war er denn? So weit würde es noch kommen, dass er für diesen schimmelhaarigen Trottel Kummerkasten spielte. Noch bevor er einen Entschluss gefasst hatte, nahm ihm Zorro die Entscheidung ab. „Du bist immer noch da?! Was ist denn noch? Hast du vergessen, wo sich die Küche befindet, hä? Ist irgendwo da hinten! Da, wo das Licht brennt.“ Sanji ballte erneut die Fäuste und kämpfte die Welle des Zorns nieder, die ihn erneut überflutete. „Schön“, fauchte er und drehte sich um, „Lieg ruhig weiter rum wie ein nasser Fetzen, den keiner braucht! Ich frag dich jedenfalls nicht mehr, was los ist!“ Er hatte es gerade bis zur Ecke geschafft, als ihn Zorro zurückhielt. „Was hast du grade gesagt, Schnitzelklopfer?“ Sanji blieb stehen. „Bist du jetzt außer blöd auch noch schwerhörig?“ Spätestens jetzt wäre der andere auf ihn losgegangen. Im Normalzustand zumindest. Aber die Situation war offenbar ernster als anfangs angenommen. Zorros Kopf fuhr ruckartig nach oben. Sein Gesicht sah aus, als ob er sich nicht recht zwischen ‚verdattert’ und ‚verärgert’ entscheiden konnte. „Was?“ „Vergiss es.“ „Hast du mich grade ernsthaft gefragt, was mit mir los ist, Kochlöffel? Bist du krank?!“ Das war doch jetzt wohl die Höhe! Dieser Penner fragte IHN, ob er krank war?! „Ob ich krank bin? Ich? DU hockst doch hier rum, als ob deine Großmutter gestorben wäre!“ Zorro hatte sich in der Zwischenzeit für ‚verärgert’ entschieden. „Schwachsinn“, knurrte er, allerdings ohne so überzeugt zu wirken wie sonst. Er sah viel eher danach aus, als ob er Sanji einfach schnellstmöglich wieder loswerden wollte. Dieser hatte Blut gewittert. Irgendetwas war faul an der ganzen Sache und wenn Zorro sich schon nicht mit ihm prügeln wollte, vielleicht konnte er ihm dann auf anderem Wege eins reinwürgen. Das war auch der einzige Grund, warum er abwartend stehen blieb, anstatt entschlossen zurück in die Küche zu marschieren. „Schwachsinn“, äffte er Zorro nach, „Schwachsinn, ja klar. Verkauf mich nicht für blöd, irgendwas ist los. Lass mich raten, du hast schon wieder Rechts mit Links verwechselst und dabei endlich bemerkt, dass du viel zu dämlich für diese Welt bist. Oder ist deine Midlife-Crises einfach um ein paar Jährchen zu früh gekommen?” Für eine derartige Aussage hätte ihn Zorro normalerweise umgebracht. Oder sich zumindest an einem Mord versucht, denn so einfach ließ sich Sanji natürlich nicht um die Ecke bringen. Und tatsächlich zeigte die Beleidigung Wirkung. In Zorros Augen erschien in ein gefährliches Funkeln. Er sprang auf, machte einen Schritt auf Sanji zu, blieb dann aber plötzlich stehen. „Hau bloß ab“, sagte er leise und seine Stimme klang so hasserfüllt, dass der Smutje schlucken musste, „Hau ab, oder ich schwör dir, du krepierst heute wirklich noch.“ Sanji lief es kalt den Rücken hinunter. Aber er ließ sich nichts anmerken. So tief war noch nicht gesunken. Schlimm genug, dass er Zorro gefragt hatte, was los war, er würde um keinen Preis der Welt zugeben, dass der andere ihm im Augenblick wirklich unheimlich war. Okay, er war es gewohnt, dass Zorro wütend auf ihn war. Er war es gewohnt, dass sie sich anschrien, prügelten oder einander durch diverse Holzwände und Hausmauern kickten. Und Morddrohungen oder Sätze wie ‚Ich mach dich kalt!’ waren sowieso an der Tagesordnung. Ihm war natürlich klar, dass Zorro ihn nie ernsthaft umbringen würde. Niemals. Das war beiden Seiten bewusst. Aber im Moment hätte er dem Schwertkämpfer die Todesdrohung glatt abgekauft. Und das wollte schon etwas heißen. „Gut…“, sagte er langsam und war froh, dass seine Stimme so selbstsicher und unbeeindruckt klang wie immer, „Gut, ich bin schon weg. Aber vorher machst du noch mal das Maul auf und sagst mir, warum du hier den Auftragskiller spielst.“ Denn jetzt war klar, dass irgendetwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Wenn es so weit kam, dass Zorro ihm Angst machte, dann war es definitiv an der Zeit, die Dinge wieder gerade zu rücken, bevor ihnen das noch zur Gewohnheit wurde! Auch, wenn das ein mehr oder weniger friedliches Gespräch bedeutete, aber das hatte er dann eben in Kauf zu nehmen. „Kann dir doch scheißegal sein.“ Zorro klang abweisend, aber er hatte immerhin nicht abgestritten, dass etwas nicht stimmte. Und der blitzende Blick voller Hass war verschwunden. Wenigstens etwas. Sanji holte tief Luft. Er hatte auch nicht erwartet, dass Zorro sofort auspacken würde. Aber ER würde hier sicher nicht den Psychiater spielen. Dieser Penner bekam die Gelegenheit, ihm zu sagen, was ihm nicht passte und wenn er sie nicht nutzen wollte, Pech gehabt. Er war ja schließlich nicht seine beste Freundin oder so was. „Jetzt pass mal auf“, sagte er unwirsch, „Du hockst hier draußen, während wir alle drinnen sind und feiern, dass Ruffy wieder da ist! Was soll das ganze Theater, hä? Ich meine, da krieg sogar ich mit, dass was nicht stimmt! Was passt dir nicht? Entweder du rückst jetzt mit der Sprache raus oder ich geh wieder! Bin schließlich nicht für dich verantwortlich!“ Stille. Zorro sah ihn missmutig an, dann wandte er ihm den Rücken zu. Schön, wie er wollte. Sanji wollte gerade gehen, als ihn Zorro zum zweiten Mal aufhielt. „Ich könnte ihn umbringen.“ Seine Stimme war leise und so eiskalt, dass Sanji sich beunruhigt wieder umdrehte. Aber Zorro schien gar nicht ihn gemeint zu haben. „Was?“ „Ich könnte ihn umbringen“, wiederholte er im selben Tonfall, „Aufschlitzen und seinen Kadaver dann über irgend so nen Zaun hängen.“ Einen Moment lang herrschte Schweigen. „Genau genommen…“, fuhr Zorro fort und wandte sich langsam wieder Sanji zu, „…ist der Tod noch viel zu gut für dieses Drecksschwein.“ „Ähm…“, der Smutje stellte fest, dass der andere wieder seinen Hass-Blick aufgesetzt hatte, „Um wen genau geht’s eigentlich?“ Zorro blickte auf uns sah ihm direkt ins Gesicht. „Um dieses gottverdammte Marinearschloch!“ „Was?“ „Um diesen Marine… –offizier oder was auch immer!“ „Warum?“ Sanji kamen seine Fragen selber dämlich vor, aber er kapierte die Zusammenhänge nicht. Was hatte Zorro denn auf einmal gegen diesen Marineoffizier… wie hieß der noch mal? Gut, er hatte Ruffy verhaftet und gut, er hatte ihn auch köpfen wollen, aber das war immerhin sein Job. Was sollte der Mann denn sonst auch machen? Das war doch kein Grund dafür, dass Zorro auf einmal derartig ausgeprägte Hassgefühle gegen ihn entwickelte! „Warum? Das ist jetzt doch aber nicht dein Ernst, oder?“ Der Schwertkämpfer starrte ihn ungeduldig an und Sanji war beinahe erleichtert, als er feststellte, dass Zorro so angenervt klang wie sonst auch, wenn er mit dem Smutje reden musste. Normal angenervt. Nicht auf diese komische Psycho-Art und Weise angenervt, bei der man Angst bekam, er würde einem gleich an die Kehle springen. „Ich meine, hast du dir Ruffy schon mal angesehen?! Oder warst du dazu auch zu dämlich?!“ Sanji runzelte die Stirn. Oha. Schön langsam kapierte er, was Zorro dermaßen gegen den Strich ging. Und er konnte ihn – Wunder über Wunder – sogar verstehen. Ihm waren die zahlreichen Schrammen und Kratzer an den Armen und Beinen ihres Captains auch nicht entgangen. Ganz im Gegenteil. Natürlich war klar gewesen, dass die Marines einen gesuchten Piraten nicht mit Samthandschuhen anfassen würden. Aber normale Schläge machten Ruffy üblicherweise nichts aus und brechen konnte er sich schließlich auch nichts… dass er trotzdem so ramponiert aussah, konnte einen schon ins Grübeln bringen. Die ganzen Kratzer, die teilweise schon verheilt waren, stammten ohne Zweifel von einer Klinge und an Ruffys Oberarmen hatte er unangenehm viele runde Flecken entdeckt, die ziemlich frisch aussahen und deren Herkunft ihm ebenfalls klar war: Zigaretten. Zorro musste an seinem Gesichtsausdruck gesehen haben, dass der Smutje verstanden hatte, worauf er hinauswollte. „Alles klar?“, fragte er unwillig, „Kapierst du jetzt, was mich so aufregt?“ Sanji nickte langsam. „Jope“, sagte er leise, „Alles klar. Aber… ich meine… Ruffy hat selber gesagt, dass es halb so wild ist. Du hast ihn ja gehört, er will sich nicht mal verarzten lassen. Also…“ Zorro unterbrach ihn wütend: „Also was? Also ist alles in Ordnung oder wie seh ich das? Hä? Alles bestens, denn es ist ja alles halb so wild!“ „Es ist wirklich alles halb so wild“, sagte plötzlich eine Stimme hinter ihnen vergnügt, „Du regst dich komplett umsonst auf, Zorro!“ Sie fuhren beide herum. Um die Ecke schob sich ein rabenschwarzer Haarschopf, dann tauchte Ruffys Kopf auf. Als er ihre verdutzten Blicke bemerkte, grinste er breit. „Essen war alle“, erklärte er, „Außerdem dachte Nami schon, dass Sanji in ihrer Unterwäsche rumstöbert, weil er so lange braucht.“ Der Smutje wurde augenblicklich rot – ob vor Verlegenheit oder vor Zorn war nicht auszumachen. Vermutlich ein Stück von beidem. Er schob Ruffy zur Seite und verschwand Richtung Küche, um seinem Nami-Schatz das Missverständnis zu erklären und seinen Namen von jeglicher Schuld reinzuwaschen. „Noch nen Nachschlag!“ rief Ruffy hinterher, „Und beeil dich, ja?“ Dann wandte er sich Zorro zu. „Noch sauer auf mich?“ Der Angesprochene war ehrlich verblüfft. „Auf dich? Wieso sollte ich?“ „Na, grade eben warst du doch noch sauer“, Ruffy starrte ihn mit großen Augen an, „Hast du doch selber gesagt! Irgendwas von wegen umbringen oder so… hab nicht alles verstanden.“ Zorro verdrehte die Augen. „Alter, aber doch nicht dich, sondern den bescheuerten Marine-Fuzzi!“ „Was? Wieso? Was hat der dir denn getan?“ Zorros Miene verdüsterte sich. „Mir gar nichts. Aber dir.“ „Hä? Mir? Wieso mir- oh!“, Ruffys Gesicht hellte sich auf, „Aber… ach so! Mann, Zorro! Das ist doch gar nichts!“ „Gar nichts, schon klar. Zigaretten und so weiter…“ Er starrte seinen Captain so finster an, als ob er sich selber verbrannt hätte. „Na ja…“, Ruffy zuckte mit den Schultern, schien die ganze Situation aber immer noch nicht recht ernst zu nehmen, „…die wollten eben wissen, wo meine Mannschaft steckt. Ob ihr abgehauen seid oder nicht und so weiter… Und als ich den Mund nicht aufgemacht hab, hat der Opa halt irgendwann die Geduld verloren.“ Er blinzelte vergnügt. „Ich musste jedes Mal wahnsinnig aufpassen, damit ich nicht loslachen, wenn der Komische mir einreden wollte, alle meine Freunde hätten mich verlassen und im Stich gelassen und was weiß ich noch alles… Es war irgendwie richtig witzig, wie überzeugt der war!“ „Witzig?!“ Zorro klang fassungslos. Richtig fassungslos. „Klar“, bestätigte Ruffy übermütig, „Ich meine, das Rumsitzen war schon langweilig und das Essen war auch Kacke und dann auch immer nur so wenig und so kleine Portionen und…“ Er musste Luft holen und die Gelegenheit nütze Zorro. „Und ich frage noch mal: WITZIG??!!“ „Schon auch langweilig“, lenkte Ruffy ein, „Aber ich hab doch schließlich gewusst, dass ihr mich da wieder rausholt. Also hab ich eben den lieben langen Tag vor mich hingestarrt oder gedöst. Ich glaub, die dachten alle, dass ich total verzweifelt bin oder so was.“ Er lachte. „Komplett irre, oder?“ Zorro schüttelte den Kopf, aber er schmunzelte. „Komplett“, bestätigte er. „So“, der Captain starrte ihn aufmerksam an, „ War’s das? Ich glaub nämlich, Sanji ist fertig.“ „Woher willst du das denn wissen?“ „Ich spüre das.“ „Klar.“ „Ruffy, eines noch.“ „Was?“ „Willst du mir nicht sagen, mit wem du gewettet hast?“ In Ruffys Augen blitzte es. „Nein“, strahlte er, „Vergiss es, keine Chance. Und jetzt komm, ich hab Hunger. Du willst doch nicht den ganzen Abend hier draußen hocken, oder?“ Mit diesen Worten drehte er sich um und stürmte zurück in die Küche. Zorro hörte Namis erschrockenes Kreischen, als die Tür mit einem lauten Krachen gegen die Wand knallte, dann lautes Lachen und das unvermeidliche Gezeter, das auf beinahe jede von Ruffys Aktionen folgte. Ihr Captain hatte unbedingt an Vino vorbeisegeln wollen. Auf alle ihre Fragen hatte er immer wieder geantwortet, er hätte eine Wette abgeschlossen und würde ihnen alles erklären, wenn sie dort wären. Kurz bevor sie das Städtchen erreicht hatten, hatte er sie alle plötzlich mit hinterhältigem Grinsen gefragt, was sie denn davon halten würden, das allgemeine Mannschafts-Budget um ein paar Millionen Berry aufzustocken. Klar, dass sie alle mit Begeisterung dafür gewesen waren. Irgendjemand, wahrscheinlich war es Robin gewesen, hatte daraufhin eingewandt, dass sie sich aber informiert habe und dass die Bank ziemlich gut befestig sei. Und dass sie ein verdammt gutes Ablenkungsmanöver brauche würden, um an das Geld überhaupt ranzukommen. Vom ungehindert-wieder-abhauen ganz zu schweigen. Als Ruffy ihnen mit glänzenden Augen eine ‚Gefangennahme’ vorgeschlagen hatte, waren sie alle erst einmal strikt dagegen gewesen. Aber dann hatte ihr Captain aus purem Zufall den alten John aus dem Wasser gefischt (Was, im Nachhinein betrachtet, nur ein Wink des Schicksal gewesen sein konnte, denn der Alte stellte sich als wahres Geschenk der Götter heraus) und anschließend hatten sich die Ereignisse nahezu überschlagen: Das Marineschiff, das sich genähert hatte, weil den Soldaten ihre Flagge aufgefallen war, Ruffys grinsendes Gesicht und seine letzten Worte: ‚Ihr macht das schon, Leute. Denkt euch eben was aus!“ Im nächsten Moment war er auch schon in die Höhe geschnellt und – allgemeiner Ausbruch von Panik – auf dem Deck des Marineschiffs gelandet. Dann die hastig Flucht, die Marines, die ihre Verfolgung ziemlich schnell aufgaben, weil sie ihre ‚Beute’ ja schon hatten. Das Verstecken, das Kopfzerbrechen, die ersten Ideen. Die genaue Ausarbeitung des Plans, das Ausspionieren, das Herumtüffteln und Überlegen, das über-den-Haufen-werfen von Ideen und erneutem Kopfzerbrechen. Nervosität, Sorge, Hektik. Und zwischendurch immer wieder dieses nervenaufreibende Warten. Und vor allem… ABSOLUT KEINE AHNUNG, WER SCHULD DARAN WAR!!! Mit wem hatte Ruffy gewettet? Zorro schüttelte den Kopf, um die lästigen Gedanke zu vertreiben. Es war überstanden, sie hatten es gepackt. Aus der Küche schallten laute Stimmen, Lysops Kreischen schrill über allen anderen: „GIB’S ZURÜCK RUFFY!!! DAS GEHÖRT MIR UND ÜBERHAUPT IST ES NOCH NICHT FERTIG!! GIBST DU WOHL– HEY!!!“ Gemächlich schlenderte er übers Deck und schloss die Küchentür hinter sich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)