Hinrichtung mit Hindernissen von S_ACD (Viel zu viel Chaos in einer viel zu kleinen Stadt...) ================================================================================ Kapitel 3: Samstagvormittag --------------------------- Okay, nächstes Kapitel. Ruffy kommt zwar noch nicht vor, aber er hat seinen großen Auftritt schon noch, keine Sorge. Ich lass unseren coolen Strohhutcaptain nicht zu kurz kommen. Kurze Erklärung noch für die Kapitelübersicht, weil mir da ein paar Leute geflüstert haben, dass das mit den Tagen ein bisschen verwirrend ist: Also... der Montag ist nur sowas wie die Vorgeschichte, meinetwegen der Epiolg. Etwas in der Art jedenfalls. Die Hauptstory spielt dann ab Freitag. Gut, alles klar? Weiter geht's! _________________________________________________________________________ Dimidatus wachte auf, als ihn jemand an der Schulter rüttelte. „Äh… Sir?“ „W-was…?“ Er schlug die Augen auf und starrte direkt in ein Gesicht mit Marine-Schirmmütze, keine fünf Zenitmeter von seiner Nasenspitze entfernt. Der Soldat, der sich über ihn gebeugt hatte, zuckte erschrocken zurück. „Sir?“ Der Offizier ignorierte sowohl die pochenden, dumpfen Kopfschmerzen als auch die schmerzhaften Stiche in seinem Nacken und richtete sich auf. Wo zum Teufel war er? Etwas verwirrt sah er sich um, erkannte ein prachtvoll eingerichtetes Büro, eine hastig aufgestellte Pritsche am anderen Ende des Raumes und einen antiken Schreibtisch. An letzterem saß er und hatte, seinen Nackenschmerzen nach zu urteilen, auch die ganze Nacht mit dem Kopf auf der Tischplatte verbracht. Leise stöhnend rieb er sich mit einer Hand den Nacken und bemerkte erst nach ein paar Sekunden den wartenden Marinesoldaten neben sich. Der Mann war inzwischen, peinlich berührt darüber, seinem Vorgesetzten so nahe gekommen zu sein, rot angelaufen und starrte betreten auf seine Stiefelspitzen. Ach ja, richtig. Der Strohhut, die Hinrichtung, das kleine, abgelegene Städtchen… „Sir?“, setzte der Soldat zum dritten Mal an. „Was gibt’s denn?“, brummte Dimidatus ungeduldig. Obwohl er gerade geweckt worden war, kam es ihm so vor, als hätte er keine Sekunde lang geschlafen. Kaffee musste her und zwar ganz schnell. „Sir, wegen dem Strohhut…“ „Was ist mit ihm?“ Dimidatus war augenblicklich hellwach. Er warf einen Blick auf die Uhr und zuckte zusammen. Viertel vor sieben. Keine volle Stunde. Ach, du Schande! „Was ist mit ihm?!!!“, wiederholte er heftig, „Was ist los? Ist was passiert?! Sagen Sie mir nicht, er ist abgehauen!!!“ Er sprang auf und war schon auf dem Weg zu Tür. „Wie ist das passiert?! Wie hat er das gemacht?! Haben Sie denn alle gepennt oder was?!!“ Im Türrahmen fiel ihm auf, dass der Soldat ihm nicht folgte. „SPRECHEN SIE!!!“, brüllte er und der Mann zuckte zusammen, „IST ER AUSGEBROCHEN?!!!“ „Nein, Sir“, sagte der Soldat kleinlaut, „Verzeihen Sie bitte vielmals, falls ich diesen Eindruck erweckt haben sollte, aber-“ Weiter kam er nicht. „Soll das heißen, er ist noch da?“ „Ja, Sir, natürlich.“ „Und es gab auch keinen Ausbruchsversuch?“ „Nein, Sir, natürlich nicht.“ Dimidatus atmete auf. „Gut.“ Er schlenderte zurück zu seinem Schreibtisch und schlug, auf einmal in bester Laune, dem Soldaten väterlich auf die Schulter. „Na, dann lassen Sie mal hören.“ „In Ordnung, Sir“, der Mann schien erleichtert, „Folgendes: Es scheint ihm nicht besonders gut zu gehen.“ „Dem Strohhut?“ Der Soldat schien verwirrt. „Wem denn sonst, Sir?“ „Natürlich, natürlich. Sprechen Sie weiter.“ „Also, es scheint ihm nicht besonders gut zu gehen, Sir.“ „Wieso? Hat er was gesagt?“ „Nein, Sir.“ „Und woher wollen Sie das dann wissen?“ „Er macht einen geschwächten Eindruck. Kann nicht mal mehr aufstehen, Sir.“ „Was soll das? Höre ich da tatsächlich Mitleid?“ „Nein, Sir. Verzeihung, Sir.“ Dimidatus schüttelte tadelnd den Kopf. „Sehen Sie mal, Mann, dass kann genauso gut auch ein Trick sein. Dieses Piratenpack ist zu allem fähig.“ „Da haben Sie recht, Sir.“ „Er kann nicht einmal mehr aufstehen, sagen Sie?“ „Nein, Sir.“ „Sie sind doch nicht hineingegangen?“ „Nein, Sir, natürlich nicht.“ Der Offizier überlegte einen Moment lang. „In Ordnung“, sagte er dann, „Ich werde mir das selber ansehen. Ich bin in zehn Minuten bei Ihnen. Solange tun Sie gar nichts.“ Er sah den Marine scharf an: „Haben Sie verstanden? Gar nichts.“ „Jawohl, Sir!“ Der Mann salutierte und ging, offensichtlich erleichtert, das Ganze hinter sich gebracht zu haben, hinaus. ~*~*~*~*~*~*~ Zorro konnte nicht anders, er musste grinsen. Gut, es war nichts besonderes, er hatte schon hunderte von Häfen gesehen, aber jetzt, nach den sechs Tagen, die er in unfreiwilliger Gefangenschaft in ihrem winzigen Versteck herumgesessen hatte, kam ihm der in einer felsigen Bucht gelegene Hafen von Vino einfach wunderbar vor. Die frische, kühle Morgenluft, der klare, blaue Himmel, das dunkle, kristallklare Wasser… Meine Güte, wurde er jetzt etwa schon poetisch? Höchste Zeit, dass er mal wieder rausgekommen war. Er zog sich die schwarze Kappe tiefer ins Gesicht und beeilte sich, Lysop nicht zu verlieren. Gar nicht so einfach, vor allem, weil der ganz anders aussah als sonst. Er trug weder das gewohnte Tuch noch seine heiß geliebte Brille sondern, man sollte es nicht für möglich halten, einen cowboyartigen, braunen Schlapphut und eine Sonnenbrille mit großen Gläsern. Gut, wenn er ehrlich war, sah er selber nicht besser aus. Nami hatte auf eine derartige Verkleidung bestanden und Zorro sah nicht wirklich ein, was sich das Theater bringen sollte. Er sah noch genauso aus wie vorher, auch wenn er Kappe, Sonnenbrille und Jeansjacke trug. Außerdem hatte Nami ihn zwingen wollen, seine Schwerter wegzulassen. Nach einer viertelstündigen Diskussion hatte er nachgegeben, auch, weil an dem Argument, Klamotten hin oder her, mit drei Schwertern würde ihn hundertprozentig jemand erkennen, unbestreitbar etwas Wahres dran war und nur Kuinas Schwert mitgenommen. Es rannten hier schließlich genug Typen herum, die bei weitem schwerer bewaffnet waren als er, das hatte letztendlich sogar Nami einsehen müssen. Obwohl es so früh am Morgen war, dass er um diese Zeit normalerweise noch gepennt hätte, war es hier voll wie in einem Markenladen bei Sommerschlussverkauf. Nur, dass die Menschenmassen nicht aus hysterisch kreischenden Frauen bestanden, sondern aus Leuten, von denen einer weniger vertrauenserweckend aussah als der andere. „Hey, Lys- äh… warte doch mal!“ Shit, fast wäre ihm Lysops Name über die Lippen gekommen. Das hätte ihnen gerade noch gefehlt, dass er hier Namen von Monkey D. Ruffys Crewmitgliedern durch die Gassen brüllte. Lysop fühlte sich zum Glück auch ohne Namen angesprochen und drehte sich abwartend um. „Mann, was machst du denn! Leg doch mal nen Zahn zu!“ „Schon dabei, keinen Panik“, er arbeitete sich mit Einsatz von beiden Ellenbogen durch die Menge und erreicht ihn mit einige Schwierigkeiten. Sie waren in aller Herrgottsfrüh aufgestanden und hatten sich durch die überfüllten Gassen zum Stadttor vorgearbeitet. Die Hoffnung, dass frühmorgens weniger Leute unterwegs sein würden, hatte sich als kompletter Trugschluss erwiesen. Unablässig strömten Menschen in die Stadt hinein und als sie das Stadttor endlich passiert hatten (was sich als richtige Feuerprobe herausstellte, weil alle Leute nur hinein, nicht aber hinaus zu wollen schienen), hatten sie verblüfft festgestellt, dass draußen vor den Stadttoren Zelte aufgebaut waren. Anscheinend waren einige Leute auf die schlaue Idee gekommen, ihre eigene Bleibe mitzubringen, weil in Vino ja offensichtlich nichts mehr zu finden war. Energisch schob Zorro einen Typen beiseite, der sich mit seinen unzähligen Tatoos und seinen, langen, ungewaschenen Haaren sicher total hart vorkam und beeilte sich, mit Lysop Schritt zu halten. Mann, oh Mann, wenn er seinen Kumpel hier aus den Augen verlor, war er echt aufgeschmissen. Dann würde er ihn unter Garantie nie mehr wieder finden und zurück zu ihrem Versteck würde er auch nicht mehr kommen. Nicht in diesem Leben jedenfalls. Und sie hatten, da musste er Nami insgeheim Recht geben, schon genug zu tun, auch ohne dass sie in dieser durchgeknallten Stadt einen verloren gegangenen Schwertkämpfer suchen mussten. Vinos Hafen war auch sonst nicht besonders groß, aber in anbetracht der unzähligen Schiffe, die vom kleinsten Ruderboot bis hin zum riesigen Segelschiff reichten, wirkte er regelrecht winzig. Ein Wunder, dass sie die Dinger nicht noch übereinander gestapelt haben, dachte er, damit sie noch mehr unterbringen. Einige Schiffe hatten so dicht nebeneinander angelegt, dass man bequem über die Reling von einem aufs andere steigen konnte. Wie die da jemals wieder rauskommen wollten, war ihm ein Rätsel. Aber gut, das war nicht sein Problem. Sollten die doch zusehen, wie sie ihre Kähne wieder seetüchtig kriegen wollten. Er hastete weiter, rempelte im Vorbeirennen eine ältere Frau mit mindestens fünf Kinder an, die ihn daraufhin mit den unflätigsten Schimpfwörtern bedachte und packte Lysop an der Schulter. „Hey, du Blödmann, musst du so- Scheiße!“ Der Typ war nicht Lysop. Es war nur irgendjemand, der zufälligerweise denselben, bescheuerten Hut trug. Zorro ließ ihn wie von der Tarantel gestochen wieder los und der Typ verschwand mit genervtem Blick in der Menge. Ohhh, Scheiße. Verdammt, verdammt, verdammt. Hektisch sah der Schwertkämpfer sich um, rotierte ein paar Mal um die eigene Achse, aber der echte Lysop blieb verschwunden. Na, wunderbar. Von links stieß ihn jemand an, er hörte eine gemurmelte Entschuldigung und fluchte in Gedanken alle Flüche, die ihm nur einfielen. Die anderen würden ihn umbringen. Wenn sie ihn überhaupt wieder fanden, bevor er an Alterschwäche gestorben war. Himmel, Arsch und Zwirn, dass so was aber auch immer ihm passieren musste! Er hätte zu gerne mal Sanji in so einer Zwickmühle erlebt. Wieder stieß ihn von links jemand an, er brummte beinahe automatisch eine Entschuldigung, aber der Typ stieß ihm wieder in die Rippen. „Was denn?“, knurrte er genervt und drehte sich um. Dann zuckte er zusammen. Es war nicht Lysop. Aber der, der da stand, war mindestens genauso gut. Es war der alte John, der Typ, der ihnen ihr modriges Loch von einer Unterkunft kostenlos zur Verfügung gestellt hatte. „Tag, Jungchen“, er zeigte sein übliches, zahnloses Grinsen, „Du siehst mir n’bisschen verloren aus.“ Zorro atmete erleichtert auf. Noch mal Glück gehabt. Er war mit Lysop sowieso auf dem Weg zu John gewesen. Jetzt, wo dieser ihn gefunden hatte, würde Lysop sicher auch bald auftauchen. „Na ja“, er zuckte betont gleichgültig mit den Schultern, „Ich hab meinen Kumpel verloren. Aber wir wollten dich sowieso besuchen.“ Johns Grinsen wurde breiter. Er setzte sich wieder in Bewegung und kämpfte sich mit einer Kraft durch die Menschenmassen, die man ihm, klapprig wie er war, gar nicht mehr zugetraut hätte. Zorro beeilte sich, ihm zu folgen. Noch mal würde er hier nicht auf verlorenem Posten stehen. Bis er Lysop wiederhatte, würde er dem Alten nicht von der Seite weichen. „Mich besuchen?“, John zwängte sich zwischen einer Gruppe durch, die von jemandem angeführt wurde, der verdächtig nach einem Reiseführer aussah, „Wie komme ich denn zu so ner Ehre, Jungchen?“ Zorro, der der Touristengruppe nachgestarrt hatte, deren Führer gerade irgendwas von ‚Strohhut-Ruffys Geburtsort’ daherschwafelte, war rasch wieder an seiner Seite. „Ihr habt euch doch nicht etwas Sorgen um den alten Johnny gemacht oder?“ Er kicherte. „Ach was, nein! Äh… ich meine, doch auch, schon…“ „Schon gut, Jungchen, schon gut“, John kicherte wieder „Ich weiß schon, was ihr von mir wollt. Keine Sorge, euer Schiff ist noch da.“ „Sicher, Alter?“ „Ganz sicher. Verlass dich auf das Wort des alten Johnny. Ich war gestern Abend noch da und hab nachgesehen. Alles in Ordnung.“ Sie erreichten ein altes, baufälliges Häuschen am Ende der Docks. John schloss die sorgfältig versperrte Eingangstür auf und ließ Zorro eintreten. Die letzten zwanzig Jahre hatte John als Hafenwart der Stadt Vino verbracht. Normalerweise war er dafür verantwortlich, die wenigen Schiffe, die hier anlegten, genau aufzulisten und die Unterschrift der jeweiligen Kapitäne einzuholen, aber seit den letzten paar Tagen war er sozusagen arbeitslos. Zorro warf einen Blick aus dem winzigen, vergitterten Fenster. Wenn irgendjemand versuchen sollte, die ganzen Schiffe zu katalogisieren, war er entweder verrückt oder er legte es darauf an, verrückt zu werden. John sah ihm kichernd über die Schulter: „Ganz schön viel los, was?“ „Kann man wohl sagen…“ „Also, Jungchen, womit kann der alte Johnny euch dienen, hä?“ „Na ja, die Sache ist die-“ In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen und ein völlig aufgelöster Lysop stürmte herein. „John, du musst mir helfen!“, kreischte er, „Ich hab meinen Kumpel verloren! Wir müssen den Idioten unbedingt finden! Wenn der da draußen allein rumrennt, landet er noch in Timbuktu!“ Zorro verschränkte die Arme vor der Brust. „Na, danke vielmals“, knurrte er. Lysop zuckte zusammen, wirbelte herum, entdeckte Zorro… und fiel ihm prompt um den Hals. „Gott sei Dank!“, rief er, während Zorro vergeblich versuchte, ihn auf Abstand zu halten, „GOTT SEI DANK!!! Und ich dachte schon, ich müsste dich suchen! Meine Güte, das wäre ja was geworden! Gott sei Dank bist du da!“ Er ließ Zorro wieder los und schüttelte dem alten John überschwänglich die Hand. „Danke! Danke, danke, danke! Danke, dass Sie ihn gefunden haben! Sie haben mir den Arsch gerettet! Ich danke Ihnen vielmals!“ Zorro war das etwas zu viel des Guten. Hielt Lysop ihn denn für komplett unfähig? „Ja, schon gut, krieg dich mal wieder ein“, er packte ihn am Kragen, „Freu dich später weiter. Wir haben was zu erledigen.“ „Ach ja, stimmt“, Lysop schien kurz vorm Hyperventilieren zu stehen und atmete tief durch. „Also, John, wir müssen zum Schiff. Und zwar sofort.“ ~*~*~*~*~*~*~ Zur selben Zeit wurden eine halbe Meile entfernt, draußen am Meer, mehrere kleine Ruderboote zu Wasser gelassen. Sie gehörten zu einem Schiff, das Mary’s Rose hieß. Der Captain der Mary’s Rose hatte erkannt, dass sich aus der Hinrichtung des Strohhuts Profit schlagen ließ und setzte nun schon seit zwei Tagen täglich Reisende nach Vino über, die der Vollstreckung beiwohnen wollten. Natürlich war die Mary’s Rose viel zu groß, um noch im Hafen anlegen zu können, aber das war für einen so findigen Mann wie den Captain kein Problem. Er ankerte einfach weiter draußen und vermietete die Ruderboote an die Touristen. Zusehen, wie sie an Land kamen, konnten sie dann selber. Die meisten Ruderboote waren übervoll, eine Großfamilie und zahlreiche Leute, die offensichtlich in Gruppen reisten, weil sie sich dann sicherer fühlten. Ein einziges war beinahe leer. Es enthielt nur zwei Personen, beide trugen für diese Hitze untypische Umhänge. Während sich bei den anderen Ruderbooten überall mehrere Männer in Zeug legten, ruderte hier nur einer der beiden. Der andere saß, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, einfach da und starrte, nachdenklich wie es schien, hinüber zum Hafen. Und obwohl nur einer ruderte, hatten sie die anderen Boote bald weit hinter sich gelassen. ~*~*~*~*~*~*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)