Hinrichtung mit Hindernissen von S_ACD (Viel zu viel Chaos in einer viel zu kleinen Stadt...) ================================================================================ Kapitel 2: Freitag ------------------ Dimidatus stand am Fenster des Bürgermeisterbüros im Rathaus, das vorübergehend als sein Schlafzimmer herhalten musste und sah stirnrunzelnd hinaus. So sehr er auch auf seinen unvergleichlichen Triumph, den Strohhut gefasst zu haben, stolz war und so sehr er auch dankbar war für die Ehre, die Verantwortung für die Hinrichtung übertragen bekommen zu haben… er würde froh sein, wenn das alles hier vorbei war. Er hatte gedacht, dass es ziemlich schlau gewesen war, nach Vino zu übersiedeln, aber in den letzten paar Tagen hatte sich herausgestellt, dass die Idee vielleicht doch nicht so toll war. Sechs Stockwerke unter ihm breitete sich der Marktplatz aus, auf dem der verdammte Strohhut in zwei Tagen um Punkt zwölf Uhr mittags sein Leben aushauchen würde. Als sie angekommen waren, hatte der Markt nur aus gut zwanzig bunten Ständen bestanden und aus vielleicht fünfzig Leuten mit Einkaufskörben, die gemächlich dazwischen herumgeschlendert waren. Das hatte sich innerhalb von ein paar Tagen rapide geändert. Dimidatus starrte jetzt hinunter auf ein buntes Gewusel aus unzähligen Menschen. Der Marktplatz schien beinahe überzugehen vor lauter Leuten, die Stände waren kaum mehr zu sehen. Alte, Junge, Kleine, Große, Männer und Frauen… alles war vertreten. Dazwischen tummelten sich Verkäufer mit Bauchläden, ein paar Standbesitzer, die das Geschäft ihres Lebens witterten, standen auf ihren Stühlen und priesen brüllend ihre Ware an, aus den Fenstern steckten Leute ihre Köpfe und unterhielten sich mit anderen, die draußen standen, kurz – es war ein kunterbuntes Durcheinander, ein chaotisches Treiben. Und Dimidatus hasste nichts mehr als Chaos. Am Ende einer Gasse hatte er eine der von ihm höchstpersönlich angeordneten Marinepatroullien erspäht, die sichtlich Mühe hatte, sich zum Rathaus durchzukämpfen. Niemand machte Platz, keiner schien die sich nährende Autorität auch nur zu bemerken. Der Offizier biss die Zähne zusammen. Das konnte ja was werden. Kaum, dass sie die Meldung von der Hinrichtung des Strohhuts an die Zeitung herausgegeben hatten, war das Theater hier auch schon losgegangen. Unzählige Menschen waren nach Vino geströmt und mittlerweile platzte die Stadt beinahe aus den Nähten. Alle Hotels, Pensionen und Motels (von denen es ohnehin nicht allzu viele gab) waren voll, nein, sie waren überbelegt und viele Bürger vermieteten privat Zimmer oder Betten, um diese unverhoffte Einnahmequelle zu nutzen. Der Hafen war überfüllt, es war so eng, dass viele Kapitäne ihre Schiffe weiter draußen vor der Bucht ankern ließen, anstatt an den Docks anzulegen. Die Überwachung der ganzen Ankömmlinge war so gut wie unmöglich geworden, die Kontrolle am Stadttor einen einzige Katastrophe. Und ein Ende war nicht abzusehen. Im Gegenteil, mit jedem Tag kamen mehr Menschen, obwohl die Stadt schon jetzt so gut wie keinen Platz mehr für sie hatte. Es klopfte an der Tür. Dimidatus riss sich von dem Anblick des wirren Treibens, dass sich vor ihm ausbreitet, los und knurrte: „Herein.“ Die Tür flog auf und ein Marinesoldat kam herein. Er salutierte zackig. „Melde gehorsamst, Strohhut noch sicher in Gewahrsam, keine verdächtigen Vorkommnisse.“ „Gut…“ Dimidatus war stolz auf diesen Einfall. Jede volle Stunde hatte eine der Wachen bei ihm Meldung zu machen, ob mit dem Gefangenen alles in Ordnung war. Auf diese Weise war eine Befreiung noch schwieriger, weil sie beinahe unverzüglich entdeckt werden würde. Sollte sich die Meldung einmal verzögern, würde Dimidatus unverzüglich Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um zu erfahren, was vorging. Er hatte sich mit Herz und Seele dieser Aufgabe verschrieben, er würde den Strohhut übermorgen hinrichten lassen und nichts würde ihn davon abhalten. Selbst wenn das bedeutete, dass er nachts zu jeder vollen Stunde aus dem Schlaf gerissen wurde, um sich die Meldung seiner Leute anzuhören. Der Soldat salutierte wieder und wollte gerade hinausgehen, als Dimidatus noch etwas einfiel. „Hat er was gesagt?“ „Nein, Sir.“ „Habt ihr es weiter versucht?“ Das Gesicht des Marines weitete sich überrascht. „Nein, Sir. Sie hatten doch gesagt, wir sollen ihn in Ruhe lassen, damit er am Sonntag nicht so kaputt aussieht…“ Der Offizier verdrehte die Augen. „Natürlich“, sagte er ungeduldig, „Aber ich dachte, vielleicht ist ihm ja von alleine was über die Lippen gekommen.“ Selbstverständlich hatten sie nach Monkey D. Ruffys Ergreifung mit allen möglichen Mitteln versucht, ihn zum Sprechen zu bringen, aber er schwieg beharrlich. Es war beinahe schon erstaunlich, wie viele Schmerzen dieser schmale Junge aushalten konnte, ohne auch nur einen Laut von sich zu geben. Dimidatus war erstaunt darüber gewesen, wie schmächtig und vor allem wie jung der gefürchtete Pirat aus der Nähe wirkte. Aber Pirat war Pirat und außerdem hatte das Bürschchen Teufelskräfte. „Ach so, Sir“, der Soldat wirkte erleichtert, „Ich meine, nein, Sir. Er hat nichts gesagt.“ Dimidatus seufzte. „Schon gut“, er winkte ab, „Sie können gehen.“ Die Tür schloss sich wieder. Der Strohhut schwieg, von seiner Mannschaft war immer noch weit und breit nichts zu sehen und die Stadt Vino verwandelte sich langsam aber sicher in einen überfüllten, orientalischen Basar. Wobei sich Dimidatus sicher war, dass ein Großteil der Menschen, die gekommen waren, um die Hinrichtung zu sehen, keine ehrbaren Bürger waren, sondern ebenfalls zu diesem verdammten, blutgeilen Piratenpack gehörten. Er wandte sich wieder dem Fenster zu und seufzte tief. So weit, so schlecht. ~*~*~*~*~*~*~ Die alte Marktfrau hatte Mühe, die Lebensmittel alle in Tüten zu verstauen. Rund um die kleine hölzerne Bude wogten die Menschenmassen. Sie angelte nach der vierten Papiertüte und stopfte das Obst und Gemüse mit geübten, raschen Handbewegungen hinein. Ihre beiden Kunden, die nicht von vier klapprigen Bretterwänden geschützt wurden, hatten ihre liebe Not damit, nicht abgedrängt zu werden. „Verzeihen Sie bitte vielmals“, ächzte sie und wischte sich den Schweiß von der Stirn, „Ich bin gleich fertig.“ „Das wird auch höchste Zeit“, nörgelte die schlanke, rothaarige Frau mit der Sonnebrille, „Hier wird man ja zu Tode getrampelt.“ „Keine Sorge, Mäuschen“, zwitscherte ihr Begleiter, „Ich lasse doch nicht zu, dass dir was passiert. Sei unbesorgt.“ Er schob mit einigen Schwierigkeiten seine Hand in die Hosentasche und angelte nach seinem Feuerzeug. Die Marktfrau füllte die fünfte Tüte, während der Mann sich eine weitere Zigarette ansteckte. Innerhalb der letzten zehn Minuten hatte er bereits drei geraucht und die alte Marktfrau musste sich Mühe geben, ihn nicht darauf hinzuweisen, wie gesundheitsschädigend eine derartige Dauerqualmerei sein konnte. Stattdessen suchte sie nach einem unverfänglichen Thema. „Haben Sie schon gehört?“ „Was gehört?“ Die Frau machte kein besonders interessiertes Gesicht. „Na ja… übermorgen ist doch diese Hinrichtung…“ „Ach, tatsächlich?“, jetzt klang sie spöttisch, „Was glauben Sie wohl, warum wir hier sind?“ Meine Güte, war die unhöflich. Hübsch, aber furchtbar unhöflich. „Das habe ich nicht gemeint“, die Marktfrau machte ein eingeschnapptes Gesicht und stopfte die sechste Tüte. „Was ich sagen wollte, war: Haben Sie schon gehört, dass die Marine jetzt Flugblätter mir den Gesichter von sämtlichen Crewmitglieder dieses Verbrechers herausgebracht hat?“ Der Mann mit den blonden Haaren hustete los. „Wie… wie bitte?“ Ja, ja, das Rauchen, dachte die alte Marktfrau, kein Wunder, dass er bei dieser Menge Zigaretten Raucherhusten kriegt. Dabei ist er doch noch so jung. Sie reckte triumphierend das Kinn, weil ihre Bemerkung auch die unfreundliche junge Frau beeindruckt zu haben schien. „Ja, Flugblätter. Sie verteilen sie seit heute morgen. Alle Mitglieder dieser Strohhutbande, inklusive Namen. Sollen ja gar nicht so viele sein, dafür, was sie alles angestellt haben.“ „Ta-tasächlich?“ Der Frau schien es die Sprache verschlagen zu haben. „Ist ja toll… ich meine… ähm… großartig. Oder?“ Sie stieß ihrem immer noch nach Luft schnappendem Begleiter in die Rippen. „Stimmt doch?“ „Ja, natürlich…“, er hustete wieder, „Da hast du… vollkommen recht… Mäuschen.“ Seine Stimme klang verdächtig nach einem akuten Asthmaanfall. „Ähm… sagen Sie mal…“, mit einem Mal klang ihre Stimme viel freundlicher, „Würde es Ihnen was ausmachen, sich zu beeilen? Wir haben noch was… Wichtiges zu erledigen.“ „Selbstverständlich, Fräulein.“ Die alte Marktfrau füllte, zufrieden mit sich und ihrer Leistung, die letzte Tüte und stellte sie auf den Tresen. „Bitte schön.“ Zu ihrer Verblüffung begann die Rothaarige, zeitweise behindert durch vorbeihastende Menschen, von denen sie angerempelt wurde, alle Tüten dem Blonden neben sich aufzuladen. Und der beschwerte sich nicht einmal. Auch, wenn es ihm offensichtlich schwer fiel, in dem Gedränge das Gleichgewicht zu halten. Mit einem Mal schien sie es sehr eilig zu haben. Die Marktfrau nannte den Preis, die Frau bezahlte und dann kämpften sich die beiden auch schon einen Weg durch die Menschenmassen frei. Die Alte sah dem Tütenberg, der sich langsam Richtung Seitengässchen schob, verwundert nach und konnte noch hören, wie der Blonde fragte: „Brauchen wir noch was?“ „Ja“, antwortete die Rothaarige, „Sake.“ „Oh nein, zum Teufel, muss das denn sein? Der Penner wird es doch auch ein paar Tage ohne aushalten!“ Dann waren sie in dem Gedränge verschwunden. Die Marktfrau begann, ihren Tresen abzuwischen, bevor es der nächsten Kundschaft gelang, sich zu ihr durchzudrängen und keine zwei Stunden später hatte sie die beiden seltsamen Leute vergessen. ~*~*~*~*~*~*~ Es dämmerte schon, als Nami, den kaputten Sanji im Schlepptau, ein winziges, düsteres Seitengässchen erreichte. Hier war von der Hype, die die ganze Stadt befallen zu haben schien, nicht viel zu merken. Ein Mann schlief neben ein paar Mülltonnen, wobei er Pappkarton als Decke benutze, aber abgesehen davon war weit und breit niemand zu sehen. Sie marschierte zielstrebig zum Ende der Sackgasse, wo sich, verdeckt von einem weiteren Batallion Müllcontainer und einer rostigen Feuertreppe eine kleine, unscheinbare Tür mit eingelassenem Spion befand. Hinter ihr schepperte es. Sie zuckte zusammen und fuhr mit klopfendem Herzen herum, aber dann stellte sie fest, dass er nur Sanji gewesen war, der mit dem Gepäckstapel auf seinem Rücken zwei Mülltonnen skalpiert hatte. „Mann, bist du vielleicht leise?“ „Verzeihung, Nami-Mäuschen“, ächzte er und kam taumelnd ein paar Schritte näher, „Es war keine Absicht.“ „Das will ich auch hoffen“, knurrte sie, hob die Hand und klopfte. Zweimal lang, dreimal kurz, wie vereinbart. Als keine Reaktion kam, klopfte sie noch einmal. Obwohl es weit und breit keine Anzeichen dafür gab, stieg auf einmal Unbehagen in ihr auf. Scheiße, wo blieben die denn? Womöglich war etwas passiert. Die Marine hatte sie entdeckt. Die anderen waren alle festgenommen worden. Das war ein Hinterhalt. Hinter der Tür lauerten lauter Soldaten, die nur auf ihre Rückkehr gewartete hatten… In diesem Moment tönte eine gedämpfte Stimme durch das Holz: „Passwort?“ Sie atmete insgeheim erleichtert auf. „Franky, lass den Scheiß. Wir sind’s.“ Das mit dem Passwort war kompletter Blödsinn. Er konnte sowieso durch den Türspion sehen, wer draußen stand. Es war bloß eines der idiotischen Spiele, die Lysop, Chopper und er sich in den letzten Tagen ausgedacht hatten, weil sie ihren ‚Undercovereinsatz’ so unsagbar cool fanden. „Tut mir leid, aber ohne Passwort kann ich euch hier nicht reinlassen.“ Ein unterdrücktes Kichern. Bevor Nami etwas sagen konnte, stand Sanji schon neben ihr. „Alter, ich hab schon seit drei Stunden das Gefühl, dass ich mir mein Kreuz gebrochen habe! Wenn du also diese Scheißtür nicht augenblicklich aufmachst, trete ich sie ein und dann kannst du auch noch nen Tritt in die Fresse haben!“ „Mann, du bist ja gut drauf.“ Die Stimme verstummte, dann war das Klicken von unzähligen Schlössern zu hören und endlich schwang die Tür lautlos auf. Nami trat ein, wobei sie Frankys Grinsen geflissentlich übersah und atmete tief durch. Hinter ihr rumpelte Sanji mit einigen Schwierigkeiten durch die Türöffnung. Mit einem ungeduldigen „Hier, halt das mal!“ drückte er Franky einen Teil seiner Last in die Arme und stieß die Tür mit dem Fuß an. Mit einem Knall flog sie zu. „Und jetzt ab in die Küche damit“, kommandierte er. Franky folgte ihm ergeben. „Nami, sperrst du bitte wieder zu?“ „Klar“, seufzte sie und verriegelte und verrammelte die Tür wieder nach allen Regeln der Kunst. Hinter ihr betrat jemand den Flur. „Na, wieder da?“ Sie drehte sich um. Robin sah, ein offenes Buch in der Hand, so entspannt aus wie immer. „Wieder, ja“, sagte sie genervt, „Meine Güte, da draußen ist der Teufel los.“ „Kann man wohl sagen“, Robin lächelte und Nami fiel ein, dass sie mit Chopper ja heute auch auf Erkundungstour gewesen war. „Habt ihr’s gepackt?“, erkundigte sie sich neugierig. „Ja, so ziemlich. Und wir haben was Tolles rausgekriegt.“ „Echt? Was denn?“ „Erzählen wir euch nach dem Abendessen. Da gehen wir den Plan ja noch mal durch, wenn ich das heute Morgen richtig verstanden habe.“ „Stimmt“, Nami seufzte wieder und fuhr sich übers Gesicht, „Seid ihr zwei schon lange wieder da?“ „Nein“, Robin klappte das Buch zu und wandte sich der schmalen, nicht besonders vertrauenserweckenden Wendeltreppe am Ende des Flurs zu, „Grade erst gekommen. Also, falls ihr mich sucht, ich bin noch schnell mal unter der Dusche.“ Und weg war sie. Nami schlenderte, immer dem Lärm nach, gemächlich durch die einzige Tür, die neben der Küchentür noch infrage kam. Sie betrat einen großen, dunklen Raum dessen einziges Fenster von dicken, mottenzerfressenen Gardinen verdeckt wurde. Ein paar Sekunden lang blinzelte sie, dann hatten sich ihre Augen an das Dämmerlicht gewöhnt. Die Wände waren grau verputzt und an etlichen Stellen schimmerte die blanke Ziegelwand durch. Eine Garnitur zerschlissener, ehemals dunkelrote gepolsterter Sitzmöbel füllte die gesamte Wandseite aus, ein holzwurmzerfressenes, altersschwaches Regal mit drei Büchern darin stand neben der Tür und den restlichen Platz beanspruchte ein gewaltiger Tisch aus dunklem Holz für sich, der auch schon bessere Zeiten gesehen hatte. Im Moment war er das einzige Möbel in diesem Zimmer, das auch benutzt wurde. Lysop hatte darauf über die Tage etwas aufgebaut, dass Nami immer wieder unangenehm an Frankensteins Labor erinnerte. Mehrere große Glasbehälter mit verschiedenfarbigen Flüssigkeiten darin, zusätzlich ein paar Töpfe und Schüsseln sowie einen Kochlöffel und einen Schneebesen, die er alle aus Sanjis Küchenzubehör zweckentfremdet hatte. Dazwischen ein paar aufgeschlagene Bücher und zahlreiche voll gekritzelte Notizblätter. An einem der abgenutzten Polstersessel, die früher einmal ganz gemütlich gewesen sein mussten, lehnten drei Schwerter. Zorro selber stand am anderen Ende des Raumes, wo sich eine weiter Tür befand, die zu einer kleinen, spinnenverseuchten Abstellkammer führte und rüttelte verschwitzt, mit hochrotem Kopf und offensichtlich vollkommen entnervt am Türknauf. Chopper stand daneben und feuerte ihn lautstark an. Namis Auftauchen blieb weitgehend unbemerkt. „Lysop, du Trottel!“, brüllte Zorro gerade, „Ich hab’s so was von satt! Es reicht, das Zeug ist gut!“ „Nur noch ein paar Minuten!“, kam Lysops geschäftige Stimme gedämpft durch die Tür, „Wenn sie innerhalb der nächsten fünf Minuten nicht nachgibt, dann hast du’s geschafft!“ „Keine bescheuerten fünf Minuten mehr! Mir reicht’s! Mach deinen Scheiß doch alleine!“ „Ach, komm schon“, jammerte Chopper ein Stockwerk unter Zorro, „Du hast es doch gleich. Du packst das, Zorro!“ „Nein!“, fauchte der Schwertkämpfer wütend und ließ den Türknauf los, „Mir steht’s bis hierher. Der Kleber hält und basta. Ich hab genug.“ „Oooch…“ Chopper verzog enttäuscht das Gesicht. „Hast du gehört, Lysop? Er will nicht mehr!“ „Spielverderber“, tönte es durch die Tür. „Mir egal…“, murmelte Zorro, drehte sich um und entdeckte Nami. „Hey, ihr seid schon wieder da?“ „Eben eingetroffen. Ihr kommt ja gut voran, wie ich sehe.“ Sie grinste. Zorro warf ihr einen finsteren Blick zu und ließ sich auf einen der Polstersessel fallen. „Seit sechs Stunden versuche ich, diese gottverdammte Tür aufzukriegen“, knurrte er, „Das war jetzt mindestens der tausendste Versuch.“ „Nein“, ließ sich Lysop vernehmen, „Genau der neunhundertdreiundfünfzigste.“ Zorro fuhr in die Höhe. „Soll das heißen, du schreibst das mit?!“ „Aber klar“, Lysop schien sich sicher zu fühlen, weil er in der Besenkammer saß und Zorro nicht, „Neunhundertdreiundfünfzig Versuche, neunhunderteinundfünfzig davon positiv und die letzen beiden negativ.“ „Wow“, Chopper sah beeindruckt aus, „So oft hast du sie aufgekriegt?“ Aber Zorro schien das nicht wirklich mitzubekommen. „Ich glaub, du tickst nicht mehr ganz richtig!“ Mit drei Schritten stand er vor der Tür, „Komm auf der Stelle da raus!“ „Damit du mir eine verpassen kannst?“, spielte Lysop sich auf, „Vergiss es. Du kannst mir im Moment gar nichts anhaben!“ Das stimmte. Aber Nami fand es trotzdem dämlich von Lysop, sich jetzt mit Zorro anzulegen. Die Tür bestand schließlich auch nur aus Brettern und wenn der Schwertkämpfer auf die Idee kommen sollte, seine Schwerter… Zorro schien soeben derselbe Gedanke gekommen zu sein. „Ich mach gleich Kleinholz aus der verdammten Tür!“, brüllte er und hämmerte dagegen. Anscheinend war das Geschrei auch im Nebenzimmer zu hören. „Könnt ihr Säcke nicht mal für fünf Minuten die Klappe halten!“, donnerte es aus der Küche, „Wenn da nicht bald Ruhe ist, komme ich rüber!“ „Oh, da hab ich jetzt aber Angst!“, gab Zorro zurück. Er war ohnehin schon mies gelaunt und da auch Sanjis Laune im Moment nicht grade die beste war, hatte Nami deutlich das Gefühl, dass das Ganze in eine Prügelei ausarten würde, wenn sie nichts unternahm. „HEY!“, verschaffte sie sich lautstark Gehör. Chopper und Zorro zuckten zusammen. „Was?“, knurrte der Größere gereizt. „Was?“, tönte es neugierig durch die Abstellkammertür. Nami strahlte sie an. „Ihr habt es geschafft, Jungs!“ „Hä?“ Sie verdrehte die Augen, lächelte aber weiter breit: „Ihr habt es hinbekommen! Klasse!“ „Ich glaub, sie meint mich“, ließ sich Lysops gedämpfte Stimme vernehmen. Zorro schnaubte, aber er schien sich wieder eingekriegt zu haben. „Träum weiter.“ Bevor irgendjemand antworten konnte, erschien Frankie im Türrahmen. „Abendessen ist fertig.“ ~*~*~*~*~*~*~ Sie quetschten sich zu siebt um den Küchentisch und stürzten sich auf das Abendessen. Zorro war so glücklich darüber, endlich wieder Sake zu haben, dass er Sanji vor lauter Freude beinahe um den Hals gefallen wäre. Aber nur beinahe. Nami wartete, bis die Jungs fertig damit waren, das Essen in sich hineinzuschaufeln, als ob sie seit Monaten nichts mehr gegessen hätten und wieder einigermaßen Ruhe am Tisch eingekehrt war. Dann ließ sie die Bombe platzen: „Hey, wisst ihr was?“ „Was?“ Fünf paar Augen sahen sie erwartungsvoll an. Nur Sanji, der ja wusste, was kommen würde, nutzte die Gelegenheit und schnappte sich blitzschnell das letzte Brötchen, bevor ihm jemand zuvorkommen konnte. „Die verteilen seit heute morgen Flugblätter mit Bildern von uns.“ „Wer, die?“ Chopper machte große Augen. „Die Marine?“ „Jope. Mit Bildern, Namen, Alter… alles, was sie eben wissen.“ „Ach, du Scheiße“, Franky griff nach dem Brotkorb und verzog das Gesicht, als er feststellen musste, dass dieser leer war, „Und warum bitteschön?“ „Zur ‚Allgemeinen Warnung und Erkennungshilfe der Bevölkerung von gemeingefährlichen und blutrünstigen Verbrechern’“, leierte Sanji grinsend den lahmen Slogan herunter, „Mit unseren Steckbriefbildern.“ Jetzt sahen alle beunruhigt aus. „Na toll“, sagte Zorro und leerte die fünfte Flasche Sake an diesem Abend, „Das war ja mal wieder klar.“ „Aber echt“, stimmte Lysop ihm zu, „So ein Glück haben immer nur wir.“ Robin runzelte die Stirn und schob unter Sanjis verletztem Blick ihren Teller, der immerhin noch halb voll war, ein Stück von sich weg. „Oh, Mist“, sagte sie, „Vielleicht war es doch keine so gute Idee, dass ich heute draußen war. Was, wenn mich jemand erkannt hat?“ Lysop schüttelte den Kopf. „Glaub ich kaum. Ich meine, ihr seid doch nicht aufgefallen, oder?“ „Nein, natürlich nicht. Wir waren so unauffällig, dass uns wahrscheinlich kaum jemand bemerkt hat.“ „Außerdem…“, stellte Nami ruhig fest, „Bei dem Theater, das da draußen los ist… da wird niemand auf euch geachtet haben.“ „Na, wenn das so ist“, schaltete sich Zorro ein, „Kann mir dann bitte mal jemand erklären, warum Robin raus darf und ich seit sechst Tagen in diesem schimmligen Loch hocken muss?“ Nami verdrehte die Augen. Jetzt ging das schon wieder los! „Ganz einfach“, sagte sie mit so viel Geduld, wie sie nur aufbringen konnte, „Weil du, nach Ruffy, der Bekannteste von uns bist. Wenn dich da draußen irgendjemand mit drei Schwertern rumrennen sieht, sind wir mit ein bisschen Pech geliefert.“ „Und was ist mit Robin?“, wiederholte Zorro mit der Beharrlichkeit eines Kleinkindes, „Die ist mindestens genauso bekannt, wenn nicht noch bekannter. Wieso…?“ „Weil Robinchen im Gegensatz zu dir zu unserem Versteck zurückfindet ohne sich fünftausend Mal zu verlaufen!“, unterbrach ihn Sanji unwirsch, „Alles klar?“ Zorro wuchs augenblicklich um zwanzig Zentimeter. „Willst du mir damit was unterstellen, du bescheuerter Kochlöffelschwinger?“ „Ja“, fauchte Sanji zurück, „Ich unterstelle dir, dass du zu blöd bist, dein eigenes Haus wieder zu finden, selbst wenn du Kompass, Karte und nen Spürhund dabei hast!“ „Leute, jetzt krieg euch mal wieder ein“, meldete sich Franky zu Wort, „Ist doch die Aufregung gar nicht wert. Die Schädel einschlagen könnt ihr euch später immer noch.“ „Ganz genau“, Robin zog ihren Teller wieder zu sich her und Sanjis Miene hellte sich augenblicklich auf, „Wir wollten den Plan noch mal durchgehen oder?“ „Eschakt…“, nuschelte Lysop mit vollem Mund, „Alscho, lascht unsch loschlegen…“ ~*~*~*~*~*~*~ Okay... das ist meine allererste Fanfiction, also seid gnädig... ^^' Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)