Die Hostess von setos_verlobte (OHSHC mal anders) ================================================================================ Kapitel 8: Cinthya und Cinderella --------------------------------- Nachdem der Club die letzte Ferienwoche in Karuizawa verbracht hatte, saß Akane am ersten Schultag wieder entspannt in der letzten Reihe des Klassenzimmers der 1-B und schrieb Geschichtsdaten von der Tafel ab. Plötzlich ging die Tür des Raums auf und Schulleiter Suo kam mit einem kleinen, blauhaarigen Mädchen in die Klasse. Er besprach kurz etwas mit der Lehrerin, verschwand wieder und ließ die Blauhaarige alleine zurück. „Passt ihr bitte kurz auf! Das hier ist Cinthya McCartney, eine Austauschschülerin aus Wales, die bis Ende des Jahres bei euch in die Klasse geht. Ihre Eltern sind Künstler und wurden vor kurzem erst berühmt, sodass man sie als neureich bezeichnen könnte. Würde einer von euch die Patenschaft für sie übernehmen und sie etwas herumführen?“ Fragend blickte die Lehrerin Frau Takaya sich um, doch die Schüler begannen nur wild zu tuscheln. „Keiner? Dann sollte Akane das übernehmen. Bei ihr bist du in der richtigen Gesellschaft, Cinthya. Setz dich doch gleich neben sie.“ „Ich? Als wenn ich nicht genügend mit der Schule und dem Club zu tun hätte...“, murmelte Akane vor sich hin, während die Neue sich neben sie setzte. „Hi... Was meint Frau Takaya mit „richtiger Gesellschaft“? Bist du der Kunstfreak hier?“ „Nein, das nicht. Ich glaube sie wollte damit eher auf unseren Status anspielen... Das erklär ich dir lieber später. Ich bin Akane Futabetei.“ „Cinthya McCartney. Freut mich dich kennen zu lernen.“ „Ebenfalls. Viel Spaß auf der Ouran High.“ „Und wie gefällt dir unsere Schule bisher, Cinthya?“, fragte Akane, als sie mit ihrem Schützling beim Mittagessen saß und ihre Nudeln aufwickelte. „Pompös. Das ist das Einzige, was man wirklich sagen kann. Und man wird von jedem schief angeguckt... Diese Snobs...“ „Genau das meinte Frau Takaya mit „richtiger Gesellschaft“. Wir haben gegenüber diesen aufgeblasenen Hühnern hier die gleiche Einstellung. Ist ja auch kein Wunder, bei unserer Herkunft.“ „Stimmt. Bis vor wenigen Monaten war ich ein ganz normales Mädchen mit einer ganz normalen Familie. Und auf einmal sind die Eltern berühmt und man muss Angst vor den Paparazzi haben. Wenigstens bin ich hier in der Schule untergebracht und gut abgeschirmt. Du wohnst auch hier, richtig, Akane?“ „Ja, ich hab mich auch langsam eingelebt. Hier wieder weg zu müssen wäre schrecklich...“ „Was machen deine Eltern eigentlich?“, erwiderte Cinthya unwissend, woraufhin Akane sich an ihre Halskette fasste. „Ich habe keine Eltern mehr. Sie sind vor fast zehn Jahren gestorben... Deswegen wohne ich auch hier. Im Waisenhaus würden mich alle nur auslachen... Die Otori Group finanziert mein Stipendium und meine Unterbringung hier.“ „Achso... Das wusste ich nicht... Tut mir Leid.“ „Schon in Ordnung. Ich hab ja genug Ablenkung durch Schule und den Club. Verdammt der Club! Wir öffnen in zehn Minuten.“ Gestresst sprang Akane auf und Cinthya folgte ihr verwirrt. „Club? Was für ein Club?“ „Hostclub!“, schrie Akane im Laufen. „Hostclub? Das ist doch nicht das, was ich denke oder? Habt ihr im Japanischen andere Bedeutungen für englische Worte?“ „Du wirst schon sehen was sich dahinter verbirgt. Die Jungs werden dir gefallen.“ „Ich hab ein komisches Gefühl dabei...“ „Gut. Noch keiner da...“, hauchte Akane bei ihrem letzten Atemzug heraus, als sie mit Cinthya im Musikraum 3 ankam. „Doch, ich!“ Freudig wirbelte Honey mit seinem Plüschhasen an den beiden Mädchen vorbei und setzte sich auf eines der roten Sofas. „Wer ist das?“, fragte Cinthya mit strahlendem Gesicht und blickte Honey hinterher. „Und wie alt ist er?“ „Honey ist in der dritten Klasse.“ „Mittelschule?“ „Nein. High School. Er ist der Älteste im Club.“ Cinthya fiel bei dieser Antwort fast der Kinnladen herunter „Aber nur knapp der Älteste.“ Hinter Akane tauchte Mori auf, der ihr kurz durch die Haare wuschelte und sich danach zu Honey setzte. „Bevor du fragst: Takashi Morinozuka kurz Mori... Du siehst aus wie eine Tomate, Cinth’“ Auch Cinthya bemerkte ihre Röte und hielt sich die Hand vor das Gesicht. „Die beiden sind so süß...“ „Ja. Und charmant noch dazu.“ Durch das Wort „charmant“ wurde Tamaki wie magisch angezogen und kniete sofort vor der Neuen. „Welch eine wunderbare blaue Rose hat sich in diese heiligen Hallen verirrt. Eine neue Kundin? Vielleicht sogar für mich?“ „Tamaki, halt die Schnauze. Die will dich bestimmt nicht“, meinte Haruhi, die auch in den Raum kam, und zog ihn am Ohrläppchen hinter sich her. „Typisch Chef... Kann sich einfach...“ „...nicht zurückhalten. Und du bist...“ „...unser neues...“ „Spielzeug?“, fragten die Zwillinge zusammen und kitzelten Cinthya langsam aber sicher zu Boden. „Hikaru, Kaoru, lasst sie in Ruhe. Nur weil ich, als eure Pseudo-Schwester, sie mitbringe, heißt das noch lange nicht, dass sie euer Spielzeug ist.“ „Schwester...“, versuchte Cinthya unter ständigem Lachen zu sagen. „Seit ihr hier eine Art Familie?“ „Könnte man so sagen. Wo ist Mama eigentlich?“ „Mama? Noch ein Mädchen?“ „Nein.“ Akane hörte hinter sich eine kühle Stimme, die ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. „Hast du mich etwa vermisst?“ Kyoyas Kopf legte sich auf ihre Schulter und er nahm sie in den Arm. „Vermisst du mich etwa, Kyoya?“ „Das wüsstest du wohl gerne... Und du bist sicherlich die kleine McCartney. Willkommen im Hostclub. Du kennst den Rest ja schon. Akane, kümmerst du dich um sie?“ „Klar. Du hast schließlich auch deine Kundinnen. Meine Jungs müssten sowieso etwas später kommen.“ Nachdem Kyoya sich mit den Zwillingen verzogen hatte setzten sich Akane und Cinthya auf eines der Sofas, um sich von dem ganzen Trubel zu erholen. „Puh... Ihr seid echt ein komischer Haufen...“ „Das kannst du laut sagen. Aber man gewöhnt sich irgendwann daran. Unsere Kunden scheinen es aber zu mögen...“ „Du scheinst hier auch jemanden zu mögen. Ist Kyoya dein Freund?“ „Nein, nicht wirklich. Ich bin aber nicht die einzige, die hier ein Auge auf jemanden geworfen hat... Mori und Honey haben heute nicht viele Kundinnen. Soll ich dich bei ihnen reinschieben?“, fragte Akane und lenkte damit von ihrer Beziehung zu Kyoya ab. „Das würdest du machen? Danke, Akane. Ich glaub du wirst noch meine beste Freundin hier.“ „Das hoffe ich doch. Und jetzt ab zu deinen beiden Hosts. Meine Kunden warten schon auf mich.“ Am Abend fiel Akane erschöpft auf ihr Bett und sah neben sich auf den Nachttisch ihr Tagebuch liegen. „Ich habe ja seit wir nach Karuizawa gefahren sind, nichts mehr geschrieben... Wie konnte ich dich nur vergessen? Wir sind doch immer durch gute und schlechte Zeiten gegangen. Zusammen.“ Lächelnd nahm sie sich ihren Füllhalter und sah kurz auf das mit vollen Tagebüchern bestellte Regal über ihr, bevor sie anfing zu schreiben: „Liebes Tagebuch, ich bin mit Haruhi die Ferien über nach Karuizawa zum Jobben gefahren. Die Jungs haben uns natürlich, aufdringlich wie sie sind, besucht. Am Anfang waren sie zwar etwas nervig, aber gegen Ende habe ich es sogar genossen. Kyoya und ich haben uns ein Zimmer geteilt und die meiste Zeit auch ein Bett ^^... Ich habe ihn aber oft genug in die Schranken gewiesen, sodass nichts Großes zwischen uns passiert ist. Tagsüber war ich auch mit den anderen Clubmitgliedern zusammen und habe am letzten Tag mit Honey und Mori eine kleine Wanderung gemacht. Die beiden sind wirklich schnuffig und mit dieser Meinung schein ich wohl nicht allein zu sein. Unsere neue Austauschschülerin Cinthya ist schon am ersten Tag hier auf der Schule total vernarrt in sie. Obwohl ich mir nicht sicher bin, wen sie lieber mag. Sie hat auch zum ersten Mal die Frage gestellt, die in mir schon längere Zeit rumort: Bin ich Kyoyas Freundin? Seine Mätresse? Was bin ich für ihn? Ich werde es schon noch herausfinden... Gute Nacht. Akane. P.S.: Ich werde in einem Monat 16!“ Genau diesen Monat später saß Akane in der Mensa und rührte in ihrer Suppe herum. Niemand, aber auch wirklich niemand hatte ihr zum Geburtstag gratuliert! Die anderen Hosts waren wie vom Erdboden verschluckt, die Mädchen in ihrer Klasse interessierten sich sowieso nicht für sie und Cinthya lag krank in ihrem Bett. Selbst im Waisenhaus hatten sich mehr Leute um sie gekümmert... „Das ist einfach zu deprimierend... Und heute hab ich nicht einmal Clubtreffen. Das Leben ist echt beschissen... Ich geh dann mal in mein Zimmer... Hab eh keinen Hunger mehr...“ Unmotiviert machte sie sich auf den Weg zu ihrem Zimmer, bis sie gegen einen großen Körper prallte und mir nichts dir nichts hochgehoben wurde. „Was?! Lassen Sie mich runter!“ „Tut mir Leid, aber Otori-sama hat gesagt, dass ich dich zu ihm bringen soll.“ „Otori-sama? Kyoya? Bist du das, Tachibana? Was wollt ihr von mir?!“ „Ja. Du wirst schon sehen, was er will.“ „Wieso habt ihr mir jetzt die Augen verbunden? Ihr seid heute echt das Letzte...“, murrte Akane, als sie von Tachibana angesetzt wurde. „Du wirst es schon sehen...“, antwortete Kyoya und hielt sie an der Hand. „Wo sind wir hier überhaupt? Es riecht so nach Blumen... Im Gewächshaus? Nun macht mir schon die Augenbinde ab!“ „Okay... Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!“ Als Akane die Augen öffnete, ergoss sich vor ihr ein Meer aus weißen und gelben Blumen. „Margeriten und Sonnenblumen! Meine Lieblingsblumen. Woher wusstest du... Woher wusstet ihr?“, fragte sie erstaunt in die Runde der Hosts. „Du weißt doch, dass ich meine Quellen habe... Aber das spielt auch keine Rolle. Schneid lieber deinen Kuchen an.“ Auf dem einzigen Tisch im Raum enthüllten Cinthya und Mori eine Torte, die fast einen Quadratmeter groß war. Auf ihr sah man ein Bild des Hostclubs. „Oh, mein Gott... Ihr acht seid so verrückt... Eine Fototorte! Wartet mal... Die eine Hälfte ist für Honey, die andere für mich und ich gebe euch natürlich was ab, richtig?“ „So war das gedacht“, antwortete Honey und freute sich auf sein überdimensionales Kuchenstück. „Wisst ihr eigentlich, dass ich bis gerade eben gedacht hatte, dass heute der schlimmste Geburtstag meines Lebens werden würde und es jetzt der beste ist?“ „Wir machen unserem Spielzeug gerne eine Freude“, erwiderten die Twins und reichten Akane ein langes Messer. „Nun schneid schon an. Wir haben Hunger.“ „Ich kann auch euch anschneiden“, sagte Akane und nahm ihnen das Messer aus den Händen. Nachdem alle ihr Kuchenstück aufgegessen hatten (auch Honey ^^), fiel Akane satt auf ein Sofa und schmiegte sich an Kyoya, der neben ihr saß. „Danke, Leute. Ihr seid die besten Hosts, die man sich vorstellen kann.“ „Und was ist mit mir?“, fragte Cinthya beleidigt und stützte sich auf die Sofalehne. „Du bist darin eingeschlossen. Schließlich gehörst du so gut wie zum Club. Du bist eh jeden Tag mit uns zusammen. Willst du nicht zur Hostess auf Zeit werden?“ „Nie im Leben. Dann könnte ich ja nicht mehr Moris und Honeys Kundin sein. Das kann ich den beiden doch nicht antun.“ „Du meinst wohl, dass du das dir nicht antun kannst...“, verbesserte sie Kyoya und strich Akane über die Haare. „Das musst du gerade sagen! Du hättest Akane doch auch viel lieber als deine Kundin. Oder wirst du nicht eifersüchtig, wenn deine kleine Prinzessin von anderen Jungen angegraben wird?“ Kyoya wollte Cinthya gerade seine Beweggründe zugrunde legen, als Akane dazwischen ging. „Das reicht jetzt ihr beiden. Es ist mein Geburtstag und ihr werdet euch nicht streiten. Wir wissen alle, dass Cinth’ total in Honey und Mori verschossen ist und Kyoya der Profit wichtiger ist als ich, also Ende der Diskussion.“ „Das stimmt so nicht, Akane...“, begannen Kyoya und Cinthya gleichzeitig und sahen sich feindselig an, bevor sie anfingen zu lächeln. „Du hast Recht, wir sollten nicht streiten.“ „Waise Entscheidung. Und bevor wir zu den Geschenken kommen, wüsste ich gerne, ob euch meine Valentinschokolade geschmeckt hat.“ „Natürlich“, rief Honey und Mori stimmte ihm mit einem doppelten Nicken zu. Doch die Twins waren anderer Meinung. „Die von unseren Kundinnen war besser...“ „Und die von Haruhi auch...“, fügte Tamaki leise hinzu. „Na toll... Wenigstens zwei, denen es geschmeckt hat. Und was ist mit dir, Kyoya?“ „Ich habe sie noch nicht gegessen.“ „Was? Das ist keine billige Schokolade aus dem Supermarkt, die man jahrelang liegen lassen kann! Die muss schnell gegessen werden, sonst schmeckt sie nach alten Socken. Ich hab mir doch gerade bei deiner Mühe gegeben...“ Eingeschnappt verzog Akane den Mund, bis Kyoya erwiderte: „Eben. So etwas Schönes kann ich nicht essen. Ich habe das kleine Herzchen auf das Kaminsims in meinem Zimmer gestellt.“ „Du hast einen Kamin in deinem Zimmer? Wow...“ „Das erstaunt dich? Warst du etwa noch nie bei Kyoya?“, fragte Cinthya verwundert. „Nein...“ „Akane, du bist seit über einem halben Jahr auf dieser Schule und hier im Club und warst noch nie bei deinem Senpai? Das glaube ich einfach nicht... Ich war schon dreimal bei Honey und Mori. Nettes Dojo und süße Brüder.“ Niedergeschlagen kuschelte sich Akane wieder an ihren Sitznachbarn und wurde von ihm in den Arm genommen. „Kann ich nicht mal mit zu dir, Kyoya-kun?“ „Klar. Am besten kurz vor den Ferien, wenn ich mit den Zwischenprüfungen fertig bin. Was hältst du von dem Donnerstag vor Ferienbeginn?“ „In Ordnung. Und was ist nun mit meinen Geburtstagsgeschenken von euch?“ „Wir gehen heute Abend Sushi essen“, antwortete Haruhi und freute sich schon auf den teuren Luxusfisch. „Wir gehen Essen? Aber ich hab doch gar nichts anzuziehen... Mit Jeans oder Schuluniform schmeißen die mich doch sofort wieder aus dem Luxusschuppen...“ „Genau dafür haben wir dir auch das hier von unserer Mutter anfertigen lassen“, sagten die Zwillinge und zogen ein blaues Cocktailkleid hervor. „Wenn du seit Weihnachten nicht zu viel zu- oder abgenommen hast, sollte es passen.“ „Danke, ihr zwei. Danke, euch allen!“, rief Akane freudig mit strahlenden Augen, gab den Jungen jeweils einen dicken Kuss auf die Wange und umarmte Cinthya und Haruhi kräftig. „Keine Ursache, Akane.“ Am selben Abend lief Akane in ihrem neuen Kleid und mit einem alten Regenschirm aus dem Haupteingang der Ouran auf eine schwarze Limousine zu. Der Regen, der am Nachmittag eingesetzt hatte, peitschte ihr entgegen, bis sie sich in das Fahrzeug rettete. „Puh... Scheißwetter... Hi, Jungs.“ Verwundert blickte sie sich um, als sie bemerkte, dass außer ihr und Kyoya niemand in der Limo saß. „Wo sind die Anderen?“ „Es macht weniger Aufsehen, wenn wir in kleinen Häppchen am Restaurant ankommen. Der ganze Club wäre für die Presse zu viel auf einmal.“ „Ach, und acht Strechlimousinen vor einem kleinen Restaurant in Tokio erregen kein Aufsehen. Oder bildet man sogar in euren Nobelkreisen Fahrgemeinschaften?“ „Du hast es erfasst, Schätzchen. Tamaki holt Haruhi ab, die Twins kommen natürlich zusammen und Honey und Mori kümmern sich um...“ „...Cinthya. Bekommt also jeder seine Lieblingsbegleitung.“ „Was bist du schlau...“, säuselte ihr Kyoya ins Ohr, während er sich über sie beugte und mit ihr auf die Rückbank sank. Es folgten ein ausdauernder Kuss und die Nähe, nach der sie sich seit Karuizawa gesehnt hatte. Zwar schienen die Clubmitglieder die Zuneigung zwischen ihnen durchschaut zu habe, aber sie selbst gönnten sich nicht den Freiraum, der ihnen dadurch zugesichert wurde. „Kyoya, du zerstörst meine Frisur. Es hat Stunden gedauert, bis ich das so hinbekommen habe.“ „Na dann... Ich helfe dir hoch.“ Langsam richtete er sich wieder auf, jedoch ohne sie loszulassen. „Lass dich überhaupt mal ansehen...“, meinte er und musterte sie genau. Ihre beiden langen Strähnen hatte sie als Kranz um ihren Kopf geflochten, das Gesicht war dezent geschminkt, der Lippenstift schon leicht verschmiert, an ihrem Hals hing das Diamantcollier, das ihr der Club zu Weihnachten geschenkt hatte, und das Kleid war so geschnitten, dass der Ausschnitt in einer gerade noch angemessenen Höhe aufhörte und der Saum ihre Knie bedeckte. „Perfekt... Jedenfalls fast“, sagte er bewundernd und fuhr ihr mit dem Finger die Lippenkonturen nach, um ihren verwischten Lippenstift zu entfernen. Sie sah ihn mit einem verträumten Blick an, während sich eine leichte Röte auf ihre Wangen legte. Er war so süß! Einfach nur traumhaft... Ihre Gedanken wurden plötzlich davon unterbrochen, dass der Fahrer scharf bremste und sie in Kyoyas Arme fiel. „Kyoya... Was? Wieso halten wir?“ „Wir sind da“, antwortete er belustigt über sie und half ihr auf. „Oh...“ Verwundert über sich selbst musste sie lächeln, bis auf einmal die Tür aufging und vor der Tür ein Blitzlichtgewitter ausbrach. Verunsichert blieb sie sitzen, als Kyoya ausstieg und die Reporter ihre üblichen Fragen stellten. „Otori-san! Was machen Sie heute Abend hier?“ „Was sagen Sie zu den neuen Projekten Ihres Vaters?“ Allerdings dachte Kyoya nicht einmal daran zu antworten, sondern drehte sich wieder zu Akane um. „Kommst du?“ „Ich weiß nicht...“ „Das wird schon. Ich bin ja bei dir.“ Sie atmete tief durch, bevor sie die Hand nahm, die er ihr entgegenhielt, und ihre Füße auf den roten Teppich setzte. Um sie herum wurde alles stumm, das einzige was man hören konnte, war der Regen, der auf den Vorbau des Restaurants tropfte. Über ein Dutzend Augenpaare starrten Akane an, bis endlich wieder ein Fotoapparat abgedrückt wurde und der Presserummel ein weiteres Mal anfing. „Wer ist Ihre Begleitung?“ „Ma’am, nennen Sie uns ihren Namen!“ „Kyoya...“, quetschte sie genauso gequält heraus, wie sie versuchte ihre Zähne zu einem Lächeln zusammen zu pressen. „Was soll ich jetzt machen?“ „Einfach auf Durchzug schalten und mitkommen“, sagte er gelassen, legte den Arm um ihre Schulter und zog sie mit sich. „Puh... Von wegen kein Presserummel! Das ich nicht lache...“, regte sich Akane auf, als sie endlich im Restaurant angekommen waren und die Presse hinter sich ließen. „Akane, bitte. Die Anderen müssen wohl schon da sein, sonst wäre es nicht so viel gewesen. Ich glaube du solltest zur Vorspeise einen Beruhigungstee bestellen.“ „Sehr witzig... Lass uns zu unserem Tisch, sonst verliere ich die Nerven.“ „Wie du willst. Garcon, ich hatte einen Tisch für den Hostclub reserviert“, sagte Kyoya ruhig zum Saalchef (nennt man das so?) und wurde von diesem erfreut angelächelt. „Otori-san! Suo-san hat vorhin angerufen und mich gebeten Ihnen dies mitzuteilen: Ich zitiere: „Hi, Kyoya, Tut uns Leid, dass wir noch nicht da sind, aber Antoinette musste zum Tierarzt, Haruhi hat heute Spielabend mit ihrem Vater, Mori und Honey haben einen Wasserrohrbruch im Dojo und Cinthya will ihnen unbedingt helfen. Die Klone haben dann natürlich auch keine Lust den Abend nur mit dir und Akane zu verbringen, also müsst ihr euch alleine rumschlagen. Viel Spaß und Guten Appetit. Tamaki. P.S.: Ich fühle mich auch schuldig, wenn einer von euch beiden heute nicht im eigenen Bett einschläft. Ihr wisst schon was ich meine ^^.“ Zitat Ende. Sie wollen also lieber einen Tisch für zwei?“ „Ja, danke. Komm, Akane. Wollen wir mal sehen, ob wir Tamaki morgen für schuldig erklären können...“ Unsicher folgte Akane Kyoya und dem Saalchef durch das Restaurant, wurde in einen Raum geführt, der mir weinrotem Teppich ausgelegt war und in den ein Tisch, zwei Stühle und ein Zweiersofa stand, und setzte sich auf den Stuhl, den Kyoya ihr anbot, bevor er gegenüber von ihr Platz nahm. „Das Menü bleibt wie bestellt. Sie können gehen“, sagte Kyoya bestimmend und wandte sich danach Akane zu. „Alles in Ordnung? Du bist so blass...“ „Schon in Ordnung... Ich habe mich nur gewundert wieso wir hier so alleine sitzen. Ein eigener Raum wäre nun wirklich nicht nötig gewesen...“ Ihr Blick wanderte zu der Tür, durch die der Saalchef vorher verschwunden war, und las die großen, goldenen Buchstaben „VIP“ in Spiegelschrift. Ihr Kinnladen machte beinahe Bekanntschaft mit dem Tisch, bevor sie hinzufügte: „Very important person? Ich habe zwar Geburtstag, aber das ist doch nun wirklich übertrieben...“ „Du bist wichtig, Akane. Nicht nur mir, sondern auch den anderen. Wir können uns ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen.“ Lächelnd schob er den Kerzenständer aus der Mitte des Tisches zur Seite und legte seine Hände auf ihre. „Danke, Kyoya... Aber was wird nächstes Jahr aus dem Club? Mori und Honey sind nicht mehr auf der Schule und Cinthya geht auch wieder nach Hause. Und das Jahr drauf sind Tamaki und du auch nicht mehr da! Hikaru, Kaoru, Haruhi und ich werden den Club wohl schlecht selber leiten können... Ich will euch einfach nicht wieder verlieren!“ Dicke Tränen kullerten ihre Wangen herunter. Sie hatte versucht standhaft zu bleiben, aber manchmal ging es nicht mehr. „Akane... Komm mal her...“ sagte er fürsorglich und führte sie zu sich auf den Schoß. Immer noch am Schluchzen legte sie ihren Kopf auf seine Schulter und ließ ihren Tränen freien Lauf. Irgendwie hatte er es also auch an diesem Abend geschafft sie zum weinen zu bringen. Oder war es sie selbst gewesen? Schließlich waren ihre Überlegungen begründet, auch er hatte alles bis zu seinem Abschluss schon durchgespielt. Aber eben nur bis zu seinem Abschluss. Was dann aus ihr werden würde war vorher immer in den Hintergrund gerutscht. „Wir schaffen das schon alles. Vertrau mir.“ Es würde keinen großen Aufwand machen, sie in seine Pläne einzubauen. Wenn es mit dem Club so weiterlief wie bisher, dann würde er Ende dieses Schuljahres sein Ziel erreicht haben. Und zwar mit ihr. „Oh, mein Gott, dieses Gurkensushi war köstlich! Gut, dass du daran gedacht hast, dass ich keinen Fisch mag“, sagte Akane, die sich mittlerweile wieder beruhigt hatte, nachdem sie satt gegessen auf das rote Plüschsofa gefallen war. „Ja, ich denke immer an alles. Deswegen gibt es jetzt zur Verdauung noch etwas Alkohol.“ „Kyoya, ich...“, begann sie daraufhin, doch sie hielt inne und ließ sich in seine Arme fallen. Sie war sich mittlerweile sicher über ihre Gefühle, aber sie wusste nicht, ob er damit fertig werden würde. Vielleicht war es noch zu früh dafür. „Was wolltest du sagen?“, fragte Kyoya, bevor er sie sanft küsste. „Ach, nichts wichtiges...Nur, dass ich keinen Alkohol mag...“ „Mädchen, du bist wählerisch...“ „Dann kannst du ja froh sein, dass ich mich für dich und nicht gegen dich entschieden habe.“ „Ja, da sollte ich mich wohl glücklich schätzen...“ Genau nachdem Kyoya geendet hatte, kam ein Kellner mit zwei Drinks in den Raum. „Danke, aber wir haben entschlossen den Verdauungsschnaps wegzulassen. Die Rechnungsadresse haben Sie ja und das Videomaterial von heute Abend wird doch wie immer vertraulich behandelt, oder?“ „Natürlich, Otori-san. Das Video der Überwachungskamera wird Ihnen zugesandt. Einen schönen Abend noch. Und benutzen Sie doch die Hintertür, wenn Sie wollen.“ „Gerne, Komm Akane.“ Wieder zog Kyoya sie mit sich und führte sie durch das Restaurant und dessen Küche bis zum Hinterausgang, vor dem schon seine Limousine stand. „Wow, das ist ja alles auf die Sekunde abgepasst...“, wunderte sich Akane, während Kyoya und sie einstiegen. „Ja, alles perfekt, nicht?“ „Perfekt ist alles, wenn ich spätestens in zehn Minuten in der Schule bin, weil ich sonst laut der Aussage des Hausmeisters auf der Straße im Regen schlafen kann. Um Mitternacht werden die Türen bis 6 Uhr morgens verriegelt.“ „Und unsere Limousine verwandelt sich um Mittenacht wieder in einen Kürbis, Aschenputtel. Im Notfall könntest du aber bei mir übernachten.“ Besitzergreifend zog er sie sich auf den Schoß und begann an ihrem Ohrläppchen zu knabbern. „Kyoya... Lass das...“, brachte sie unter Lachen hervor. „Würde mein Traumprinz so was machen, wenn ich Cinderella wäre?“ „Dein Traumprinz? Da du eigentlich das moderne Aschenputtel symbolisierst und ich wohl im Moment als einziger Prinz in Frage komme, muss ich wohl ja sagen.“ „Ach... Kyoya-kun…” Ein geschmeicheltes Lächeln huschte ihr übers Gesicht, als die Limousine wieder plötzlich anhielt. „Wir sind schon da? “ „Ja. Leider. Ich bring dich noch zur Tür, Prinzessin.” „Danke. Gibst du mir noch meinen Regenschirm? Da müssten wir beide drunter passen.“ Die beiden stiegen aus und gingen eng unter dem Regenschirm zusammengekuschelt bis zum Haupteingang der Ouran. Akane prüfte zuerst, ob die Tür noch offen war und steckte danach erleichtert den schon wieder geschlossenen Schirm zwischen Tür und Rahmen. Die zeitgesteuerte Zentralverriegelung würde nicht eher abschließen, bevor nicht alle Türen verschließbar wären. „Danke für den schönen Abend, Kyoya...“, sagte sie verlegen und biss sich danach unsicher auf die Lippe. „Ich fand ihn auch schön. Vor allem, weil die Anderen nicht dabei waren. Sie stehen uns manchmal ziemlich im Weg...“ Verwundert über diese Aussage blickte Akane hoch und erwidert: „Ich glaube wir stehen uns mehr im Weg. Gute Nacht.“ Sie gab ihn einen letzten Kuss auf die Wange und ehe er sich versah, war die Tür hinter ihr zugefallen und hatte sich automatisch verschlossen. Natürlich hatte sie Recht. Ihre Vorstellungen einer Beziehung waren zu verschieden, um sich immer einig zu sein. Sie hielt ihn auf Distanz, um ihm nicht zu oft klar machen zu müssen, dass es bei ihr nicht darum ging etwas zu verdienen, während er versuchte seine und ihre Gefühle so lange wie möglich unausgesprochen zu lassen, um ihre Vorstellung von Liebe nicht zu zerstören. Und dazu kam noch, dass sie beide zu große Dickköpfe waren, um ihre Schranken fallen zu lassen. „Wer wird wohl den ersten Schritt tun?“, fragte Kyoya sich selbst, als er durch den strömenden Regen zur Limousine zurückging. (Das ist bis jetzt das längste Kapitel... War echt ein hartes Stück Arbeit, weil ich jetzt an den Kapiteln ankomme, für die ich noch keinen genauen Aufbau habe. Eigentlich hatte ich ursprünglich vorgehabt für Cinthya ein extra Kapitel zu machen und dann noch eins für den Valentinstag und Akanes Geburtstag dranzuhängen, aber die wären wohl beide recht kurz geworden ^^'. Außerdem wollte ich schnell zum nächsten Kapi kommen, weil ich mich schon seit drei Monaten darauf freue es endlich schreiben zu können. Hoffentlich gefällt es euch dann genauso wie mir jetzt schon in meiner Vorstellung. Danke fürs Lesen ^^) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)