Halloweenmuffel von Allraunde ================================================================================ „Mama? Wie siehst du denn aus?“ fragte Alex seine Mutter erstaunt als dieser die Treppe runter kam. „Wieso? Gefall ich dir so nicht?“ „Du siehst aus wie eine Hexe!“ warf er zickig zurück. „Kein wunder, das soll ja auch eine darstellen.“ Erklärte sie ihm und zupfte wild an ihren Haaren. „Und was soll das ganze?“ fragte er. Während dessen sah er sich im Wohnzimmer um. An der Decke hingen Plastikgeister, ein Sarg aus Styropor stand an der Tür nahe dem Flur und im ganzen Zimmer waren künstliche Spinnweben verteilt. „Wir haben heut Halloween!“ nun war sie es, die zickig klang. „Das weiß ich auch, aber das ist etwas für kleine Kinder.“ langsam wurd es ihm zu blöd. Der Meinung war sie scheinbar nicht, denn jetzt stellte sie auch noch ein paar Kürbisse vor die Haustür. „Mama, du spinnst!“ warf er ihr entgegen, und ging nach oben. Ein wenig später wurde es unten immer lauter und fortwährend klingelte es an der Tür. Alex schmollte noch immer oben in seinem Zimmer. Was soll das ganze Theater? Es ist doch nur ein dummes Kinderfest, bei dem man süßes sammeln geht. Warum, warum nur lachten sie da unten soviel? Was war es, was die Leute so fröhlich stimmte? Vielleicht ein besonders lustig aufgemachtes Geisterkostüm? Langsam wurde er neugierig. Er setzte sich auf, schaute noch etwas bockig, überwand sich dann aber doch. Aus dem Zimmer und die Treppe hinunter schleichend, um einmal zu lauschen, was dort vor sich ging kam ihm ein Gast entgegen. „Na kleiner?“ Alex sah ihn erstaunt an, hatte ihn erst gar nicht bemerkt. „Na, was ist? Warum hast du kein Kostüm an?“ Der Gast musterte ihn ein wenig. „Naja, wahrscheinlich, bist du noch zu Jung dafür und solltest längst im Bett sein. Geh lieber wieder zurück, ehe deine Mutter dich erwischt!“ Riet ihm der Gast und ging in Richtung Toilette davon. Es sah aus als würde er schweben und nicht gehen. Wie macht er das nur? Und was heißt hier überhaupt zu Jung? Empört sprang er auf. „Euch werd ich es noch zeigen. Ihr werdet schon sehen was wirklich gruselig ist.“ Er zog sich seine Jacke über und marschierte zu Haustür raus. Er dachte darüber nach, was der Gast zu ihm sagte. „Von wegen zu jung! Mit fünfzehn Jahren muss ich wohl kaum schon um neun Uhr abends ins Bett.“ Für die Uhrzeit liefen unheimlich viele Kinder rum, wie ihm gerade auffiel. Manche als Vampir andere als Trolle, Hexen oder Geister indem sie sich ein Bettlaken mit zwei Löchern übergeschmissen hatten, liefen so von Tür zu Tür. „Süßes, oder saures!“ hörte man es überall. Bei den kleinsten waren große Kinder dabei oder deren Eltern. Inzwischen machte es ihm sogar Spaß dem Treiben zuzusehen. „Aber was“, dachte er „mach ich jetzt, damit ich die doofen Gäste zum gruseln bringe?“ Es musste irgendwas sein, was nicht jeder kennt, und schon gar nicht jeder macht. Er ging ein ganzes Stück und überlegte dabei stark, doch es wollte ihm einfach nichts Gescheites einfallen. Es zog Nebel auf, wurd immer stiller und auf den Wegen waren kaum mehr Kinder zu sehen. Er war sicherlich schon eine halbe Stunde unterwegs. Total in Gedanken versunken, hatte er gar nicht mehr auf den Weg geachtet. Alex befand sich in einer Ecke der Stadt die er so noch nicht kannte. Zwischen den einzelnen Häusern war viel mehr Platz. Die Häuser selbst wurden auch größer. Dies war sicherlich eine der Nobelgegenden, von denen man sonst nur sprach. „An solchen Türen, würde sicherlich keiner freiwillig klingeln um nach etwas Süßem zu betteln.“ Dachte er sich. Er drehte um, wollte wieder nach hause gehen, ihm fiel ja doch nichts mehr ein. Da er nicht wusste wo genau er war, hatte er auch keine Ahnung, wie genau er eigentlich hier her kam. Alex suchte eine Weile den Weg, gab dann aber auf um sich einzugestehen, dass er sich mitten in der Stadt verlaufen hatte. Er kramte sein Handy aus der Tasche und wollte seine beste Freundin anrufen. Ja genau. Wieso kam er nicht eher auf diese Idee? Sie hatte doch immer die besten Einfälle. „Na toll.“ Genervt musste er feststellen, dass er nicht mehr genug Guthaben hatte um zu telefonieren. Nicht einmal zum Anklingeln reichte es noch. Er versuchte nochmals den richtigen Weg zu finden. Doch er verlief sich nur mehr und mehr. Inzwischen befand Alex sich auf einem Weg der wie ausgestorben schien. Vor ihm tat sich ein Riesiges Tor auf, das sich als Eingang zu einem sehr großen Gelände entpuppte. Er sah genauer hin. „Ein Friedhof! Na toll, genau das was mir jetzt fehlte. Es ist Halloween, es ist kalt, mitten in der Nacht, ich hab mich verlaufen und steh vor einem Friedhof. Schlimmer kann es nicht mehr werden.“ Doch er hatte sich geirrt. Just in diesem Moment begann es zu regnen. Erst nur ein wenig, dann aber immer stärker. Sein Blick war düsterer als jeder Friedhof es sein könnte. Alex kam sich vor wie in einem dieser billig aufgemachten Filme, er brauchte bloß an etwas Schlechtes denken und schon wurd es wahr. Er rannte den Weg zurück in der Hoffnung einen Unterschlupf zu finden. Wieder an der Strasse angekommen, war er bereits komplett durchnässt. Wozu also brauchte er jetzt noch einen Unterstand? Wieder trottete er durch die Strasse, mit den so noblen Häusern und Anwesen. Der Regen nahm langsam ab. Wie er auf seinem Handy sah, war es nun schon halb zwölf durch. Inzwischen war es ihm gleich, ob er nun die Gäste zum gruseln bringen konnte oder nicht. Er hatte Glück, denn ein paar Minuten später kam ein Auto die Strasse entlang. Er könnte nach dem Weg fragen, oder sogar um Mitnahme bitten. Das Auto fuhr an ihm vorbei, mitten durch eine Pfütze durch. Und wie es kommen musste, bekam er eine Welle Schlamm ab. Jetzt hingen, durch die Nässe nicht nur seine Haare herunter. Nein, nun hing ihm auch noch Dreck im Gesicht und seine Jacke war voll damit. Wiedererwarten, hielt das Auto ein paar Meter weiter doch noch an. Er steckte seine Wut zurück und rannte hinüber. „Entschuldigung? Könnten sie vielleicht…“ „Oh, Alex? Hi! Was machst du denn hier?“ Erst jetzt bemerkte er, dass er die Arbeitskollegin seiner Mutter vor sich hatte. Kaum wieder zu erkennen war sie unter diesem Make Up. Was sie wohl genau darstellte, mit ihrer grünlichen Farbe? „Komm steig ein, ich wollt eh zu euch, ich konnte leider nicht früher.“ Das erste Mal an diesem Abend lächelnd, stieg er ein und sie fuhren nach Haus. „Geh du schon mal rein ich muss noch was aus dem Kofferraum holen.“ Und sie wand sich von ihm ab. „Ob Alex immer noch eingeschnappt ist?“ fragte die Mutter, die alle zusammen gerufen hatte. „Es ist gleich Geisterstunde, vielleicht mag er ja doch mal runter kommen.“ Wie auf ein Schlagwort trat Alex zur Tür rein, fiel über einen der Kürbisse, und konnte es nun nicht mehr halten. Er stand auf und schrie all die angestaute Wut aus sich heraus. Seine Eltern und all die Gäste erschraken zu Tode und ihnen gefror das Mark in den Knochen. Er sah aber auch gruselig aus, mit dem Schlamm auf der rechten Gesichtshälfte, seiner durchnässten Kleidung und dem grimmigen Blick, als wollte er jemanden Töten. „Ich dachte Halloween ist etwas für kleine Kinder?“ warf ihm seine Mutter lächelnd zu. Auf diesen Satz lachten plötzlich alle. Manche pfiffen, andere Klatschten, aber alle mochten seine Kostümierung. So sagten sie jedenfalls. Seither feiert Alex gerne Halloween, und selbst wenn ihm mal kein so tolles Kostüm einfällt, hat er immer eine Spannende Geschichte von sich und einem langen Weg zu erzählen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)