Der Spiegel der Seele& andere Gedankengänge von abgemeldet (Gedanken eines Depressiven) ================================================================================ Kapitel 1: Der Spiegel der Seele -------------------------------- Der Spiegel der Seele Jeder Mensch besitzt einen Spiegel in seiner Seele. Ich glaube ganz fest daran. Jeder Mensch trägt einen Spiegel in sich, der seine Gefühle und Erlebnisse wiederspiegelt. Sobald ein Mensch geboren wird, wird ihm sein eigener Spiegel geschenkt. Er hat nun die Aufgabe sich um ihn zu kümmern und auf ich Acht zu geben. Zu Anfang besteht der Spiegel nur aus einem Stück Glas. Mit der Zeit wird sich aber der Spiegel verändern. Es wird sich ein Rahmen um ihn bilden und er wird wachsen. Solange wird sich der Spiegel immer wieder verändern bis der Mensch, zu dem er gehört, aufhört sich zu verändern. Mit jedem neuen Gefühl, dass sein Herr erfährt, wird der Spiegel an Schönheit und Reichtum wachsen. So liegt es also in der Hand jeder Person, wie sich der Spiegel seiner Seele entwickelt. Ein Spiegel, der von Liebe erfüllt ist, ist einer der prachtvollsten. Doch auch Schmerzen können der Seele zugefügt werden. Sollte sich erst einmal durch Gefühlsschmerzen ein Riss im Glas gebildet haben, so kann der Spiegel schon mit der nächsten Verletzung der Seele zerbrechen. Der Riss, entstanden durch diesen einen Schmerz, den nicht jeder in seinem Leben erfährt, würde sich unaufhörlich weiter durch das Glas ziehen und den Spiegel in tausend kleine Teile zersplittern lassen. Dann ist sein Besitzer allein gelassen mit der schwierigen Aufgabe den Spiegel zu reparieren. Es ist möglich einen kaputten Spiegel wieder zusammen zu setzen, doch es ist mühsam und dauert lange Zeit. Wenn man nicht ständig daran arbeitet dauert es ewig, vielleicht wird der Spiegel nie wieder heil. Diese Aufgabe ist allein kaum zu bewältigen... Doch kaum jemand wird in diesem Moment fähig sein zu helfen. Nur wenige Menschen können das Durcheinander im Innern entdecken oder gar verstehen und nur die wenigsten von diesen wenigen können helfen, wenn man in dieser Situation ist. Der einzige Anhaltspunkt, der einem bleibt, ist der rahmen des Spiegels, den man mit seinen Gefühlen geformt hat. Doch um den Rahmen verteilt werden tausende von Teilen verstreut sein. An diesen Teilen wird man sich immer wieder schneiden bis man das Gefühlspuzzle richtig zusammen gesetzt hat. Und egal wie man die Teile am Rahmen befestig und miteinander verklebt, alles wird Spuren hinterlassen. Einmal zerstört wird der Spiegel nie wieder perfekt sein. Denn nichts kann die Lücken füllen, die entstanden sind durch den Schmerz, der alles einstürzen ließ. All die kleinen Splitter, die mit dem bloßen Auge nicht zu sehen sind, kann man nie wieder an die richtige Stelle setzen, der Spiegel bleibt unvollständig. Man wird nur in die Splitter treten und sich daran schneiden. Sie werden sich tief in die Haut stechen und wieder und wieder wird man sich daran verletzen. Ein zerbrochener Spiegel bleibt ein kaputter und mit ihm wird auch die Seele mit Narben übersäet bleiben. Wenn der Wille stark genug ist, wird man den Schmerz überleben. Vielleicht kann man ihn sogar eines Tages vergessen. Wenn es jemanden gibt, der hilft und bei einem ist in dieser Zeit, kann der Spiegel möglicherweise bis auf ein paar kleine Risse wieder repariert werden, aber wie oft wohl mag das geschehen? Doch das allerwichtigste ist, dass man sich nicht aufgeben darf. Niemals, sonst ist es endgültig vorbei. Wenn man sich von allem erholt hat, erst dann hat man es geschafft. Dann hat man nicht nur eine schwere Zeit überstanden, nein, die Seele hat sich gewandelt. Denn keine Seele ist so rein und wunderschön wie die, die furchtbare Schmerzen erlitten hat. Denn so eine Seele hängt an den Dingen, die sie am Leben gehalten haben. Eine solche Seele würde alles dafür geben um diese Dinge zu erhalten, denn sie lebt um zu lieben, nicht mehr um zu trauern. Kapitel 2: Der Ort, an dem das Schlechte in mir liegt ----------------------------------------------------- Warmes, fast heißes Wasser fällt von oben auf mich herab, fließt meinen Körper entlang, bahnt sich seinen Weg bis zur weißen Emailleschicht der Badewanne. Dort fließen die einzelnen Tropfen zusammen, vereinigen sich regelrecht und verschwinden zusammen im Abfluss. Gleichzeitig kommt aus dem Duschkopf neues, reines Wasser und tut es dem vorhergegangenem gleich. Alles ist in Bewegung- nur meine Gedanken stehen still. Wie zu Eis erstarrt bleiben sie fest in meinem Kopf verankert. Ich will sie loswerden, sie auswaschen, sie wegschwemmen, doch sie verschwinden nicht. Ich fühle mich scheußlich. Von allen allein gelassen, traurig, am Boden zerstört und ich weiß selbst nicht, warum sich die Leere in mir stetig ausbreitet. Es ist ein elender Teufelskreis, dem ich nicht zu entfliehen vermag. Meine Gedanken fliegen, versuchen die Antwort zu finden. Aber sie sind eingeschlossen, eingemauert von Wänden aus schlechten Gefühlen. Es scheint mir, als gäbe es einen Ort in mir, an dem sie sich verstecken, immer dann, wenn es mir gut geht. Vielleicht eine Schublade in meiner Seele... Ja, eine Schublade trifft es gut. Bis oben hin gefüllt mit Erinnerungen, Gedanken, Ideen- allesamt schlecht, traurig und deprimierend. Und noch etwas scheint in der Schublade versteckt zu sein und die Trauer und das Gefühl des Alleinseins zu unterdrücken, wann immer sie kurz davor sind mich endgültig zerbrechen zu lassen. Es ist meine Kreativität, die mich rettet. Jedes Mal, wenn ich mich nach ihr sehne, sie rufe, sie brauche, öffnet sich die Schublade. Die Kreativität kommt zu mir. Und die schlechten Gedanken brechen aus. Sie fliegen durch meine Seele, breiten sich aus, verteilen sich in meinem ganzen Körper, lassen meine Gedanken nicht mehr los, beherrschen meine Gefühle. Wieder einmal fühle ich mich schlecht, möchte weinen, kann es nicht und letztlich will ich nur noch sterben. Es geht mir gut, wenn ich zeichnen kann. Ich bin fröhlich, aber dieses Gefühl wird getrübt von den Dingen, die sich zusammen mit der Kreativität aus der Schublade befreit haben. Also fühle ich mich wieder schlecht. Doch die Kreativität, die sich ebenfalls losgerissen hat, kommt mir zur Hilfe. Sie hilft mir die schrecklichen Dinge zu vergessen. Ich denke über so vieles nach- nur um die Trauer zu bekämpfen und wieder wegschließen zu können. Das ist alles was ich in dieser Zeit tue und tun kann. Meine Kreativität hilft mir letztendlich nur durchs Leben. Ich sperre die Trauer und das Gefühl, allein gelassen zu sein, in die Schublade zurück- bis ich sie ein nächstes Mal öffne. Und ich werde sie öffnen, denn ich fühle mich zwar gut, so lang sie geschlossen ist und ich nicht über all das Schlechte nachdenken muss, aber es gibt nur eine Sache, die mich wirklich glücklich macht. Und das ist das Zeichnen und Schreiben. Und dafür brauche ich sie wieder- meine Kreativität. Also öffne ich wieder und wieder das Schloss, dass die Schublade der schlechten Gefühle verriegelt, die ich so hasse, nur um glücklich zu sein. Ein elender Teufelskreis umgibt mich, steckt in mir. Wie ich ihm entfliehen kann? Ich wüsste es so gern. Ich möchte fröhlich, glücklich sein können, aber mein Glück selbst verhindert es. Ich werde weiterleben, nach dem Glück suchen und versuchen einen Ausweg zu finden, der mich rettet- bevor ich endgültig zerbreche. Und das alles nur der Menschen wegen, die ich so sehr liebe, auch wenn sie mich nicht verstehen und mich auch nie verstehen werden. Ich liebe sie und das allein reicht mir um zu leben und um mein Leben zu kämpfen. Hosted by Animexx e.V. 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