Schwarze Schwingen von _Akatsuki_Note_ (Fly with broken Wings) ================================================================================ Kapitel 2: Gib (bloß) nicht auf ------------------------------- Meine lieben Damen und Herren! Hier ist das zweite Kapitel von "Schwarze Schwingen 'Fly with broken Wings'". Ich wünsche viel Spaß damit! Kapitel 2: Gib (bloß) nicht auf Mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund starrte Ryo von einer Ecke des Foyers zur anderen. Noch nie zuvor hatte er ein so großes Wohnhaus gesehen, nicht einmal das Treppenhaus bei seiner Mietwohnung war so riesig. Mokuba fand das ziemlich witzig, Seto hingegen betrachtete es mit Misstrauen. “Nun, was verschafft mir die Ehre deines Besuches?” “Wie?” Ryo drehte sich um und blickte in Kaibas eiskalte, hellblaue Augen. “Warum du hier bist”, wiederholte Kaiba. Der Weißhaarige wusste, dass der Braunhaarige ihn das fragen würde und trotzdem spielte er nervös mit vereinzelten Haarspitzen. Auch das wurde von Seto genauestens registriert. Er konnte sich nicht helfen, aber das Verhalten des anderen war höchstmerkwürdig, wenn nicht sogar unheimlich. “Nun, ich...Naja, ei-eigentlich wollte ich...Dich fragen ob..Ach, es ist sowieso unwahrscheinlich...”, druckste Ryo rum. “Komm zum Punkt!”, befahl Kaiba. Der weißhaarige Japaner fuhr erschrocken zusammen, was auch den beiden Brüdern nicht entging. Zitternd stand Ryo nun vor den Zweien, unfähig auch nur einen Ton zu sagen. Langsam aber sicher riss bei Seto der Geduldsfaden. “Weißt du, wenn ich jemanden brauche, der dumm bei mir im Haus herumsteht, dann besorge ich mir einen Pappaufsteller von Wheeler! Wenn du nichts zu sagen hast, möchte ich dich bitten, mein Grundstück zu verlassen!” Somit machte er Anstallten zu gehen, doch Mokuba hielt ihn am Arm fest:”Seto, wie kannst du nur so kalt sein? Siehst du denn nicht, dass sie Hilfe braucht?” “Dann kümmere du dich doch um ihn!”, gab Seto seinem Bruder patzig zur Antwort und verschwand dann in einem der vielen Zimmer. Einige Minuten vergingen, ehe sich der kleine Kaiba an den, jetzt nur noch unsichereren, Jungen wand:”Wie heißt du eigentlich?” Verständnislos sah der Ältere den jungen Kaiba an. Dieser grinste nur und meinte:”Na, du wirst doch einen Namen haben, oder etwa nicht?” “I-ich heiße Ba...Ryo.” “Ryo. Ein hübscher Name. Aber ist der nicht für Jungen?” “Ich bin ja auch ein Junge..”, erwiderte Ryo leise. Etliche Augenblicke verstrichen, ehe Mokuba seine Stimme wiederfand:”Oh, ich hielt dich für ein Mädchen. Das tut mir Leid, aber du bist so zierlich, gar nicht wie...Naja, wie ein Junge eben.” Der Kleine lächelte den anderen freundlich an. Langsam gelang es auch Ryo, wieder Fassung zu erlangen:”Das höre ich öfter, als es mir lieb ist. Aber ich kann ja nichts dafür, ich bin nun mal mehr wie ein Mädchen gebaut.” Plötzlich wurde der Weißhaarige vom Kleineren am Arm gepackt und in einen Raum gezogen, der wahrscheinlich das Wohnzimmer war. “Setz dich doch hin! Im Stehen reden ist weniger gemütlich!” Zuerst blickte Ryo den anderen leicht unsicher an, setzte sich dann aber doch hin. Mokuba setzte sich ihm gegenüber und fragte:”Mein Bruder hat dich vorhin ja schon mal gefragt, ich mache es aber in einem wesentlich angenehmeren Ton. Was hat dich hierher geführt?” Ryo wich dem Blick des Kleineren nun aus. Es war ihm so peinlich, außerdem dachte er, dass Mokuba nicht der richtige Ansprechpartner hierfür war. Aber was sollte er denn machen? Wenn er nun nicht bald jemandem seinen Grund sagte, dann würden sie ihn vor die Tür setzen. Dann könnte auch der kleine Kaiba nichts mehr dagegen tun. “Es...Geht um folgendes. Ich kann aus verschiedenen Gründen nicht mehr daheim wohnen und habe mir gedacht, ihr habt doch so viel Platz und wenn ich mich nützlich machen würde, im Haushalt vielleicht, dann-” “Dann könntest du hier einziehen?!”, ertönte die eiskalte Stimme Setos. “Bruder?” Erschrocken blickte Mokuba seinen großen Bruder an, während Ryo abermals zusammenzuckte. “A-also...Nicht einziehen, sondern eher Asyl...Nur für kurze Zeit, bis ich meine Probleme gelöst habe...”, flüsterte der weißhaarige Japaner. Kaibas Augenbraue zuckte gefährlich, weshalb der zitternde Junge ein Stückchen zurück wich. “Asyl?”, wiederholte Kaiba ganz langsam. Ryo nickte nur leicht. Als Seto daraufhin auf den Kleineren zugehen wollte, wurde er von seinem Bruder festgehalten:”Seto, lass ihn bitte einziehen. Er hat anscheinen große Probleme!” “Sollte mich das auch nur im Entferntesten interessieren?!” “Ja, das sollte es, immerhin geht er zu dir in die Klasse! Außerdem würden wir wahrscheinlich auch in einer sehr schlechten Situation sein, hätte uns Goza-” “Ruhe! Kein Wort mehr!”, schrie der Braunhaarige. Kalter Schweiß bildete sich auf seiner Stirn und mit finsterer Mine betrachtete er seinen Klassenkameraden. Seinen Blick wand er kurzzeitig zu Mokuba, der ihn leicht eingeschüchtert ansah. Der Firmenchef atmete einmal tief ein und sagte:”Von mir aus kannst du eine Weile hier wohnen, Bakura. Aber wehe, du machst etwas kaputt! Und mach dich nützlich!” Damit verließ Seto den Raum. Unfähig sich zu bewegen oder gar etwas zu sagen, stand der Weißhaarige in der Mitte des Zimmers, Mokuba hingegen irgendwo zwischen Tür und Angel. Die Beiden sahen sich an, woraufhin Moki nach einer Weile zu lächeln begann:”Dann möchte ich dich herzlichst in der Familie Kaiba begrüßen.” “D-danke...”, stotterte Ryo. Nur wenig später führte der Jüngere den Anderen durch das Haus und zeigte ihm auch letztendlich das Zimmer, in dem der schüchterne Junge für einige Zeit hausen durfte. “Mach es dir bequem, sieh dich um. Zum Abendessen hole ich dich dann ab.” Somit verschwand der Kleine. Ryo ging langsam auf das Bett zu, stellte seinen Rucksack ab und setzte sich. Der Raum war riesig, um einiges größer als sein Schlafzimmer ‘daheim’. Genauestens besah der Weißhaarige sich jeden Winkel, jede noch so kleine Ungereimtheit wurde registriert. “Ich kann immer noch nicht glauben, dass Kaiba mich wirklich bei sich aufgenommen hat”, dachte er und stand auf. Gemächlich ging er zum Fenster und sah auf ein großes Gartengrundstück. Einige Minuten verharrte der Junge in seiner Position, als die Tür mit einem lauten Knall aufflog:”Bakura!” Ryo zuckte zusammen, drehte sich um und blickte in das wutentbrannte Gesicht Setos:”Komm gefälligst er!” Nur ein paar Millisekunden später steht der Kleinere vor dem Anderen:”W-was ist los?” Zornig stand Kaiba vor dem Kleineren, in seiner linken Hand hielt er einen Zettel, der schon ein klein wenig ramponiert aussah. “Ich habe mich bei deinem Vermieter nach dir erkundigt und der sagte mir, dass du mit zwei Monatsmieten im Rückstand bist!” Ungläubig starrte Ryo den Größeren an. Das konnte doch gar nicht sein. “Das kann nicht stimmen, ich habe meine Miete immer regelmäßig gezahlt.” “Ach ja?! Nun, davon wusste dieser Herr allerdings nichts!” Vor lauter Wut schmiss Seto das Stück Papier auf den Boden und ging zwei Schritte auf den Weißhaarigen zu. Dieser wusste gar nicht, wie ihm geschah, als Kaiba ihn plötzlich an den Armen packte und anschrie:”Kannst du mir das nun erklären, oder nicht?!” Ryo war so eingeschüchtert, dass er keinen Ton mehr herausbrachte, was den Braunhaarigen nur noch wütender machte und er den Kleineren schließlich von sich stieß. Unsanft viel der weißhaarige Japaner zu Boden, blickte dann mit angsterfüllten Augen zu Kaiba auf. “In einer Stunde erwarte ich dich im Wohnzimmer und wehe, du kannst mir das nicht erklären!” Damit ging Seto aus dem Zimmer, dessen Tür er mit einem lauten Knall wieder zufliegen lies. Zitternd saß Ryo auf dem Boden. Das konnte doch gar nicht sein! Er hat seine Miete jeden Monat gezahlt, außer... “Bakura. Er könnte das Geld wieder zurückgeholt haben. Aber weshalb sollte er so etwas denn machen? Das ergibt alles einfach keinen Sinn...” Wimmernd kauerte er nun auf dem Teppich, hatte einfach keine Kraft mehr. Eigentlich hätte er es sich denken können, denn nach einem solchen Höhenflug musste ja ein tiefer Fall kommen. Doch um Kaiba das mit der Miete zu erklären, müsste er ihm ein wenig von sich erzählen und das wollte der ängstliche Japaner nur ungern machen. Eine Stunde saß Kaiba nun schon mit verschränkten Armen auf dem Sofa in dem großen Wohnzimmer. In wenigen Augenblicken müsste Bakura den Raum betreten und ihm die Sache mit den ausstehenden Mieten erklären, auch wenn Seto eigentlich nicht daran glaubte, dass der ängstliche Junge so etwas mit Absicht machte. “Dafür hat er doch nicht genügend Mut.” Kaum das Kaiba diesen Satz ausgesprochen hatte, öffnete sich die schwere Tür. Ein vor Unsicherheit und Nervosität zitternder Ryo betrat das Wohnzimmer, setzte sich gegenüber von Kaiba und starrte den Braunhaarigen an. “Also, ich höre?”, konnte man Kaibas eiskalte Stimme vernehmen. Ryo zuckte kurz zusammen, atmete tief ein und blickte dem Größeren in die Augen:”Wenn ich dir das erkläre, verstehst du es nicht. Ich muss ein klein wenig weiter ausholen.” Ungläubig musterte Seto sein Gegenüber:”Inwiefern ‘weiter ausholen’?” Unruhig rutschte Ryo auf seinem Platz hin und her, atmete ein paar Mal tief durch und fing an, zu erklären... “Du musst wissen, dass ich nicht alleine lebe, sondern mit zwei älteren Männern zusammen. Du kennst ja die Sache mit den Millenniumsgegenständen und einer der Beiden ist der Geist eines solchen Gegenstandes. Der Andere ist so etwas wie die lebendige Version des Geistes und...Naja, sie haben beide eine besondere Bindung zu mir.” “Mit wem du ins Bett springst, interessiert mich nicht!”, fuhr Kaiba den Kleineren an, der jedoch nur den Kopf schüttelte:”Nicht diese Art von Bindung. Eher eine geistige Beziehung, aber das musst du nicht verstehen, ich verstehe es manchmal selbst nicht. Auf alle Fälle ist es so, dass diese beiden nicht unbedingt mein Bestes wollen. Es ist auch schon vorgekommen, dass...Naja, du weißt ja, dass ich nicht regelmäßig im Unterricht erschienen bin, was daran lag, dass sie mich entweder eingesperrt hatten oder mich so misshandelten, dass ich mich nicht mehr bewegen konnte. Um nun der Sache etwas näher zu kommen...Sie würden alles tun, nur damit es mir schlecht ergeht. Eines dieser Dinge ist nun zum Beispiel die Miete. Wenn mich mein Vermieter verklagt, muss ich die beiden anflehen, ihm die Rückstände zu zahlen, was mich bei ihnen wieder einiges kosten würde...Einen Großteil meiner sowieso schon kleinen Freiheit. Damit schließt sich dann auch wieder der Kreislauf - Sie machen etwas und ich bin danach abhängig von ihnen.” Mit Tränen in den Augen blickt Ryo auf den Boden, während Kaiba ihn nur entgeistert anstarrt. Nach ein paar Minuten des Schweigens erhob Seto das Wort:”Nun, das mit den Beiden habe ich immer noch nicht so ganz verstanden, aber...” Ryo sah auf, um dem Braunhaarigen in die Augen sehen zu können. Dieser schluckte kurz, als er den verzweifelten Blick des Anderen sah und redete weiter:”Ich habe zumindest verstanden, weshalb deine Miete nicht gezahlt ist.” Kaiba stand auf, ging zu einem der großen Fenster und starrte hinaus. Er seufzte, wendete sich wieder dem weißhaarigen Japaner zu und flüsterte:”Du kannst von mir aus hier wohnen bleiben, doch die Bedingungen sind immer noch die Gleichen!” Ein kurzes Aufblitzen von Freude war im Gesicht des Kleineren zu sehen, ehe er abzog. Stumm stand Seto am Fenster und schaute die geschlossene Tür an. Plötzlich schüttelte er den Kopf und wisperte:”Warum habe ich das jetzt gemacht? Weshalb...? Ach, ist jetzt auch egal.” Somit machte er sich auf den Weg in sein Arbeitszimmer, da durch dieses Gespräch wertvolle Arbeitszeit zunichte gemacht worden war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)