Anime Evolution: Nami von Ace_Kaiser (Vierte Staffel) ================================================================================ Kapitel 9: Traum und Aufbruch ----------------------------- Prolog: „Das ist nicht Ihr Ernst!“, blaffte Sakura Ino, ihres Zeichens jüngste Volladmirälin der Erde und vierthöchste Offizierin der United Earth Mecha Force. Julian Gardio, derzeitiger Ratsvorsitzender der UEMF und damit direkt Bevollmächtigter über den gesamten Finanzhaushalt der riesigen Organisation, brummte ärgerlich. „Nun tun Sie nicht so, als wäre ich hier der Böse! Der Plan ist Wahnsinn, und das wissen Sie! Für einen Mann ein so großes Risiko einzugehen ist…“ „Ich glaube, Sie verstehen hier nicht ganz, worum es wirklich geht!“, rief Admiral Ino wütend. „Dieser eine Mann ist vielleicht nur ein Mann, zusammengesetzt aus Materie für einen Wert von zwanzig Dollar, aber er hat für diese Welt tausendmal sein Leben riskiert, zweimal den Mars attackiert und einmal erobert! Er hat über dreihundert Mechas abgeschossen, ein anderes Sonnensystem erobert und ein Riesenreich, das unser direkter Nachbar ist, mit einem Husarenstück dazu gebracht, aus seiner Hand zu fressen! Denken Sie nicht, dass wir es ihm schulden, nach seiner Seele zu suchen?“ „Bringen Sie mich nicht in diese Zwickmühle. Ich kenne Division Commander Akira Otomo persönlich, und deshalb weiß ich, was er sagen würde: Sucht nicht blind nach mir, sondern wartet auf die Explosionen, die euch den Weg weisen.“ Sakura konnte ein Auflachen nicht unterdrücken. Ja, das klang nach ihm. Und wahrscheinlich hatte Gardio damit auch noch Recht. „Außerdem hätte er ein wirkliches Problem damit, wenn vierzigtausend Menschen und Soldaten auf der Suche nach ihm ihre Leben riskieren“, schloss der Italiener seine Rede. Sakura sackte in sich zusammen. Treffer. „Ich will ihn doch auch finden“, wandte der Ratsvorsitzende abmildernd ein. „Ich weiß, wie viel wir ihm schulden. Also geben Sie uns doch bitte eine Chance, Admiral, ein paar Fregatten für Ferneinsätze auszurüsten, sprungfähig zu machen und nach ihm auf die Suche zu schicken. Geben Sie uns ein weiteres halbes Jahr, und wir können mit den besten Leuten beginnen, die wir haben.“ „Noch ein halbes Jahr? So lange hat es gedauert, bis die AURORA wieder einsatzbereit war!“, rief sie wütend. Resignierend winkte sie ab. „Vielleicht hängen wir wirklich bereits viel zu sehr hinterher, sodass es keinen Unterschied mehr für Akira macht, wie viel Zeit wir brauchen.“ Gardio sah mit traurigem Blick auf. „Vier Monate. Geben Sie uns vier Monate. Aber lassen Sie die AURORA da wo sie ist. Wir werden ihre Sprungfähigkeiten und ihre Kapazitäten bestimmt noch brauchen. Wenn nicht für uns, dann für die Naguad. Offiziell sind wir zwar ein Protektorat der Arogads und unangreifbar, aber wir sind damit auch Verpflichtungen eingegangen. Wenn das Militär der Naguad ruft, wenn die Anelph unsere Hilfe wünschen, müssen wir etwas haben, um darauf zu antworten. Die AURORA ist das mächtigste Raumfahrzeug in diesem Teil des Universums. Und Sie sind die Anführerin der erfahrensten Einheit, die wir haben. Bitte, lassen Sie uns das alles nicht vergeuden.“ Megumi Uno erhob sich, berührte Sakura sanft an der Schulter und trat vor den Rat der UEMF. „Richtig, Ladies und Gentlemen, ohne zwingenden Grund sollten wir diesen Vorteil nicht aufs Spiel setzen. Die Erde steht besser da als je zuvor, und solange es Yohko Otomo alias Jarah Arogad gibt, können wir nicht nur sicher sein, dass das Protektorat durch Haus Arogad weiterhin besteht sondern dass auch die Verträge mit den Daness eingehalten werden.“ Sakura blinzelte. Megumi war eine Daness. Warum wies sie nicht darauf hin? „Und für Division Commander Otomo ist es irrelevant, ob er ein halbes Jahr oder ein halbes Jahrzehnt verschollen ist. Immerhin ist sein Körper bei uns und altert nicht, solange er im Biotank ruht.“ Julian Gardio zog die Augenbrauen hoch. „Worauf wollen Sie hinaus, Division Commander Uno?“ „Darauf, dass Ihr Vorschlag der Vernünftigste ist. So sollten wir es machen. Schicken wir kleine Kräfte aus, die nach Otomos Verbleib suchen. Und sobald diese eine Spur haben, senden wir stärkere Kräfte nach. Diese Idee, aus der Verwandtschaft der Familie Arogad mit dem Kaiserreich Kapital und Information zu schlagen, war ohnehin sehr gewagt.“ „Es ist schön, dass Sie mir da zustimmen, Division Commander Uno“, sagte der Italiener zaghaft. „Gut“, erwiderte Megumi und sah in die Runde. „Dann lassen Sie uns dieses kostenintensive und uninteressante Projekt kippen und gegen ein rationaleres, effektiveres Konzept austauschen.“ „Megumi!“ „Meister Daness! Was tun Sie?“ Lässig winkte die junge Frau ab. „Es geht hier um Rationalität, nicht um Emotionen. Der Rat kann und darf sich niemals durch Emotionen leiten lassen, richtig?“ „Schön, dass Sie das so sehen, Division Commander“, erwiderte Gardio. „Gut. Dann macht Ihnen dies hier sicher nichts aus.“ Megumi drehte sich um und öffnete die Doppeltür zum Nebenraum. Dort trat sie an die Balkontür heran und öffnete sie. Kaum war das geschehen, klang ein Raunen in den Sitzungssaal, als würde eine Springflut in den Raum schwappen. Neugierig erhoben sich die Teilnehmer der Konferenz und folgen der jungen Frau. Auf dem Balkon angekommen wurde jeder an die kleinen Sünden erinnert, die er oder sie auf dem Altar der Vernunft erbracht hatte. Vor ihnen, auf einer normalen Straße, nicht einmal einem Platz, hatte sich dennoch eine riesige Menschenmenge versammelt. Das Gros machten Soldaten aus den größten Nationen aus, viele von ihnen Mars-Veteranen. Aber auch Kronosier und Anelph waren vertreten. Über den Häusern der Stadt flogen Mechas dahin, einige hatten das Kunstwerk geschafft, auf Häusern zu landen ohne sie kollabieren zu lassen. Und allen war eines gemein: Sie skandierten. „Was Sie hier sehen“, rief Megumi über den Lärm hinweg, „sind Einheiten aus allen großen Staaten der Erde und Dutzende aus kleinen Nationen – durchweg UEMF-Länder. Und wissen Sie, was sie rufen? Wissen Sie, was diese Menschen wollen?“ Gardio lauschte dem einen Begriff, der sich wiederholte, immer wiederholte und schwieg ergriffen. „Vielleicht müssen wir unsere Pläne umstellen“, gestand er ein. „Wir reden drinnen weiter, wo es ruhiger ist.“ Sie verließen den Balkon, und fünfhunderttausend Menschen, die der UEMF und den Hekatoncheiren direkt oder indirekt etwas schuldeten, hörten nicht auf diese beiden Worte zu skandieren: Blue Lightning. 1. Die Welt, in der ich lebte, war nicht ideal. Sie war auch weit davon entfernt, annähernd ideal oder wenigstens einigermaßen ideal zu sein. Sie war laut, schmutzig, von Konflikten erschüttert und ständig am Abgrund der Selbstvernichtung. Das Übliche also. Ich persönlich hatte keinen Anteil an der schmutzigen Seite der Welt. Im Gegenteil, im Namen der Kaiserin räumte ich die Spielzeuge der anderen auf. Ich, der verstoßene Herzog, der Sohn des Verräters, der Bruder der Gegenkaiserin, der treueste Vasall meiner Kaiserin und ihr größtes Risiko. Akira von den Otomo. *** Meine Offiziere empfingen mich mit Hochachtung im Blick. Wir dienten schon lange genug zusammen, um einander gut zu kennen, und jeder einzelne hatte die persönliche Entscheidung getroffen, unter mir, dem Verräter, zu dienen. Dies bedeutete für die meisten von ihnen, dass ihnen der Weg in die reguläre Armee versperrt blieb. Und da sich die Verluste meiner Division in Grenzen hielten, waren es auch die Aufstiegsmöglichkeiten durch den Tod der Vorgesetzten. „Auf die Pest und blutige Kriege“, sollen sich englische Offiziere zugeprostet haben. Nur in solchen Zeiten starben ihre Vorgesetzten, höhere Ränge wurden frei und sie hatten nachrücken können. Nicht einmal das konnte ich meinen Offizieren bieten. Die Kaiserin hielt uns von den meisten Konflikten zurück. „Mylord. Der Joust wird wie geplant stattfinden. Ihr Knight wird bereits von Kampfbereitschaft auf Turnierbewaffnung umgestellt.“ Julian Andrews, Oberstleutnant in meinem Regiment und mein Stellvertreter, schob mir über den Konferenztisch eine Liste zu. „Die Namen der Knights, die am Joust teilnehmen möchten, Mylord.“ Ich nahm die Liste entgegen und studierte sie. Praktisch jeder Knight-Pilot hatte sich eingetragen. Es war nicht anders zu erwarten gewesen. Viel zu selten kamen meine Leute dazu, ihre Fähigkeiten aufzupolieren oder wenigstens zu zeigen. „Dein Name fehlt, Julian.“ Der groß gewachsene, goldblonde Mann schüttelte wehmütig den Kopf. „Mylord, wenigstens ein Knight-Pilot sollte Wache halten, während der Rest dieser vergnügungssüchtigen Bastarde mit den Franzosen spielt.“ Ich lächelte dünn. „Genehmigt. Aber dafür hält das nächste Mal ein anderer Wache.“ Ein leises raunen ging durch den Raum. Ich ahnte die Wahrheit, ohne dass sie ausgesprochen worden war. Beim letzten Joust hatte es Major Maria Utrecht erwischt, davor war es Hauptmann Kunz Krönig gewesen. Sie wechselten sich ab, und das bedeutete Teamarbeit. Ein beruhigender Gedanke für einen Anführer und Offizier. „Was steht noch an, Herrschaften?“ Harris winkte herüber. „Mylord, wir werden wie immer Gerichtshof abhalten. Ich habe bereits eine Auswahl an Gerichtsverfahren getroffen, die mir auf den Missbrauch der Bürger durch den Adel hindeuten. Außerdem haben sich bereits zwanzig Bittsteller eingetragen, die dem Vertreter der Kaiserin ihr Anliegen vortragen wollen. Siebzehn Bürger und drei Männer von Adel.“ Ich seufzte tief und schwer. „Bitte, Carl, sorge dafür, dass die Adligen als erste drankommen, damit ich mich so schnell wie möglich um die wichtigen Themen kümmern kann.“ Major Harris nickte und versuchte ein Grinsen zu unterdrücken. Aber die verräterisch zuckenden Mundwinkel sagten mir genug. „Gibt es sonst noch etwas wichtiges, bevor wir zum Tagesdienst übergehen können?“ „Es liegen zwei Depeschen vor. Einer von ihrer Majestät, der Kaiserin und eine von Eurer Schwester, Mylord.“ Ich seufzte tief. Kaiserin und Gegenkaiserin. Das versprach ein spannender Tag zu werden. „Ich werde sie nachher einsehen. Kommen wir zur Einsatzbereitschaft des Regiments und…“ Wenigstens konnte ich mit Routineaufgaben das Unvermeidliche etwas aufschieben. *** „Guten Morgen, geliebter Bruder.“ Die Lilienkaiserin lächelte auf mich herab, während die Kamera sich bemühte, ihre Schönheit so gut es ihr möglich war, einzufangen. „Wenn du diese Botschaft erhältst, sind wir nahe daran, die Macht der Kaiserin in den Neuen Kolonien zu brechen und ihre Invasionstruppen in den Pazifik zurückzutreiben. Die Republik und die kaiserliche Instanz gebieten dann über den gesamten Nordkontinent. Dies wird für die Republik ein erster großer Schritt sein, um nie wieder unter die Fuchtel des Adels zu geraten.“ Ich schwieg bedrückt. Schwester, wie hattest du dich jemals ernsthaft derart instrumentalisieren lassen? Aushängeschild der Republik warst du nun, und solltest du tatsächlich die Kaiserin besiegen können, würde die Republik dich fallen lassen wie eine heiße Kartoffel. „Ich biete dir hiermit in meinem Namen und dem des republikanischen Rates an, über mein irisches Protektorat mein Reich zu betreten und an meiner Seite zu kämpfen. Jetzt haben wir eine reelle Chance, und mit dir in unseren Streitkräften wird der Sieg schon sehr bald erfolgen. Bruder, ich vermisse dich. Bitte, nimm mein Angebot diesmal an. Deine Schwester Yohko.“ Ich schwieg, frustriert, verärgert und vor allem verunsichert. Dann entkrampfte ich meine Hände. Ich würde antworten müssen. Verdammt, Yohko, warum hattest du dich für die Demokratie einspannen lassen? Warum hattest du nach Vater die Monarchie ebenfalls verraten müssen? Ich wechselte den Datenträger. Die Kaiserin erschien. Sie trug nur einen Morgenmantel, und ihr ansonsten kunstvoll frisiertes Haar fiel ihr in langen braunen Strähnen auf die Schultern. Ihre Augen wirkten erneut älter als sie es durften. „Akira. Ich habe schlechte Neuigkeiten. Yohko ist es gelungen, unsere Brückenköpfe an der Westküste zu vernichten. Wir müssen uns mitten im Winter über Sibirien zurückziehen. Das ist ein schwerer Schlag für uns, und ich will wissen, wer dafür verantwortlich ist. Ich will, dass du nach Japan gehst, und die Operation untersuchst. Ich will einen Schuldigen, und ich will DEN Schuldigen, nicht ein armes Würstchen, das mir als Opferlamm zugeworfen wird. Sobald du deinen Joust mit meinen französischen Untertanen und deinen Gerichtstag beendet hast, brichst du auf. Zu dem Zeitpunkt wird das Ostpazifikheer eingetroffen sein. General von Berger weiß noch nicht, dass ich eine Untersuchung angeordnet habe, und er wird sich nicht darüber freuen, dass ich meinen bissigsten Bluthund auf ihn gehetzt habe. Dennoch erwarte ich perfekte Arbeit von dir. Da drüben starben schon fünftausend meiner Soldaten, außerdem wurden ein paar tausend Zivilisten getötet, dreimal so viele verletzt und zehntausende obdachlos gemacht. Ich kann eine derartige Unfähigkeit nicht tolerieren. Akira, du bist der einzige meiner wandernden Herzöge, der vor dem Adel keine Angst hat. Nur du kannst herausfinden, wieso ich eine ganze Division verloren habe. Von Soldaten, die darauf vertraut haben, dass sie für die richtige Sache kämpfen. Die darauf vertraut haben, dass ihre Offiziere in meinem Namen Befehle geben.“ Sie schwieg, und um ihre Lippen erschien ein verkniffener Zug. Ich kannte diese Mimik. Im Moment war die Kaiserin sauer, und diesen Ausdruck musste man bei ihr fürchten. Schon so mancher Adliger hatte auf schmerzhafte Weise erfahren müssen, dass Anastasia die Erste keinesfalls die willfährige Marionette einer schattenhaften Eminenz war, sondern trotz ihrer Jugend im eigenen Wissen und in eigenster Verantwortung regierte. Vater hatte sie sehr gut auf ihre Aufgabe vorbereitet. Bevor er sie verraten hatte. „Finde das für mich heraus und finde heraus, wie schwer seine Schuld wiegt. Wenn der Kommandeur der Republikaner einfach besser war, lass ihn leben. Aber wenn es Unfähigkeit war, geboren aus der üblichen Überheblichkeit und Korruption, dann schleif ihn vor meinen Thron!“ Ihre Augen blitzten zornig. „An den Haaren, Akira.“ Das entlockte mir ein schmunzeln. Vor ihr waren alle Menschen gleich, wenn sie erst einmal vor ihrem Thron standen. Ihre Miene wurde wehmütig. „Und… Akira… Ich erwarte immer noch eine Antwort auf mein Angebot. Musst du wirklich so lange darüber nachdenken, wenn ich dir die Ehe anbiete? Gibt es etwas, was du an mir hasst? Ich meine… Entschuldige bitte, aber ich habe nicht viel geschlafen. Da wird man wohl etwas redselig. Erfülle deine Aufgabe und antworte mir, wann es dir am besten passt. Auf bald.“ Auch auf diese Botschaft würde ich antworten müssen. Und langsam würde ich mich nicht mehr vor einer Antwort auf ihre Frage drücken können. Mit einem aufatmen schaltete ich ab. Einen General in die Ecke drängen war nicht weiter schwer. Auch wenn es ein adliger Halunke war. Das war eine Aufgabe recht nach meinem Herzen. Der einzige Haken bei der Geschichte war, dass ich dabei Japan und damit Edo erschreckend nahe kam. Edo, eine der vier Residenzen der Kaiserin, war dann nur einen Katzensprung entfernt. Entweder konnte meine Kaiserin mir befehlen, an ihrem Hof zu erscheinen, oder sie konnte sich entschließen, mich aufzusuchen. In jedem Fall eine… unerfreuliche Entwicklung. 2. Als sich die beiden Frauen musterten, geschah dies mit einer Mixtur aus nahezu sichtbaren Emotionen, die einen Geringen an die nächste Wand gedrückt hätte. Und dabei standen sich die zwei lediglich als Hologramme in einem speziell präparierten Raum irgendwo auf dem Anelph-Planeten Lovtose gegenüber. Eine Frau stand in diesem Moment auf der Erde in ihrem Hologrammgenerator. Die andere benutzte den in ihren Arbeitsräumen im Turm der Logodoboro auf Nag Prime. Beide waren einander sehr ähnlich, hatten helle Haut, langes schwarzes Haar und schmale Gesichter. Aber die eine hatte stahlgraue Augen, die andere bernsteinrote. Endlich ergriff jene mit den stahlgrauen Augen das Wort. „Hallo, Eidbrecher.“ „Hallo, Tyrann“, erwiderte die Frau mit den roten Augen. Dann schmunzelten beide und traten so weit aufeinander zu, wie es die Hologrammprojektion zuließ. Die dritte Person im Raum, die als Beobachterin anwesend war, der einzige Grund, warum sich die beiden ihre Projektionen nicht direkt schickten, war ebenfalls nur als Hologramm anwesend. Sie spürte wohl die Macht und die Spannung zwischen den beiden Frauen, aber ihre in vielen Jahrzehnten gereifte innere Ruhe konnte nicht so schnell erschüttert werden. Nie mehr. „Dir scheint es gut zu gehen, Kleines“, sagte die mit den stahlgrauen Augen schließlich. „Und du, Oma, siehst immer noch so gut aus wie am ersten Tag“, erwiderte die andere. So ging es einige Zeit hin und her, die beiden stritten nicht wirklich, aber sie klopften einander verbal ab, machten kleine Scherze, stichelten ein wenig und wirkten mehr wie junge, rivalisierende Mädchen und nicht wie zwei uralte Frauen mit unendlicher Erfahrung. Endlich bewegte sich die dritte Frau im Raum und trat vor. „Wir sollten beginnen. Es kann nicht mehr lange dauern, bis diese illegale Leitung entdeckt wird.“ Die Frau mit den eisgrauen Augen nickte zustimmen. „Natürlich, Eridia Arogad. Nun, Agrial Logodoboro, beginnen wir mit unserer Verhandlung.“ „Natürlich, Meister Kuzo.“ *** Der Joust war phantastisch. Die Arena der Normannen maß zwei Kilometer im Rund und bot achtzigtausend Menschen bequem Platz und erlaubte es acht Knights gleichzeitig zu kämpfen. Dieses Land hatte eine lange Ritter-Tradition, und dies spielte sich vor allem in ihren Stadien wider. Fast jedes Stadion war in der Lage, einen Joust abzuhalten, die Kämpfe der zwölf Meter hohen und vierzig Tonnen schweren Knights zu überstehen und zugleich nicht einen Funken Gefahr für die Zuschauer zu zulassen. Die Franzosen hielten sich tapfer. Ihre besten Leute, so sie denn neben den Kämpfen in Afrika Zeit fanden an einem Joust teilzunehmen, hatten sich uns gestellt, und für Republikaner waren sie wirklich nicht schlecht. Unsere Verbündeten lieferten uns spannende Kämpfe, denen es an nichts mangelte. Nun, vielleicht an Siegen, denn neunzehn Kämpfe hatten meine Knights gewonnen, drei verloren. Und wir waren erst am Mittag. „Ein guter Joust, Mylord“, sagte Catherine Deveraux hinter vorgehaltener Hand. Die Frau in der Mitte ihrer besten Jahre war die Regionskommandeurin im Generalsrang, und dementsprechend verantwortlich für zweihunderttausend Mann unter Waffen. Außerdem fungierte die als Querschießerin bekannte Frau als Gastgeberin des Tages. Quertreiber und Besserwisser – ich mochte sie auf Anhieb. „Es ist eine gute Lektion für beide Seiten, Mylord General“, erwiderte ich mit der traditionellen Anrede für einen nichtadligen Stabsoffizier, was bei den Franzosen, die auf ihre republikanische Tradition sehr stolz waren, eigentlich nicht gebräuchlich war. „Nicht doch. Sie schmeicheln mir, meinen Truppen und den anderen französischen Knights im Feld, Mylord.“ In einer verlegenen Geste schlug sie die Augen nieder. Dazu zierte eine gewisse Röte die Wangen der zierlichen, schwarzhaarigen Frau. Hm, flirtete sie etwa mit mir? Nicht, dass ich was gegen Frauen knapp unter der vierzig hatte. Aber war sie sich des Risikos bewusst, das sie damit einging? Wenngleich ich ein fahrender Herzog war, und damit nur der Kaiserin gehorchen musste, so haftete doch der Geruch des Verrats an mir. Sich mehr als dienstlich mit mir einzulassen, und sei es nur auf freundschaftlicher Ebene, konnte für ihre weitere Karriere sehr hinderlich werden. Aber wenn ich sie mir so ansah, dann wusste ich, dass ihr die Verteidigung gegen Irland wichtig war, nicht wie weit sie noch aufsteigen konnte. Das gefiel mir wirklich. „Ehre wem Ehre gebührt. Meine Knights sind erfahrene Frontsoldaten aus aller Herren Länder. Es ist keiner unter ihnen, der nicht mindestens einen Knight in seinem Leben abgeschossen hat. Ihre Leute hingegen müssen den ereignislosen und frustrierenden Wachdienst ertragen, und wenn wirklich mal etwas passiert, hagelt es auch noch Vorwürfe, weil man angeblich in der Wachsamkeit nachgelassen hat. Es sind ein paar Veteranen aus Nordafrika anwesend, aber sie sind nicht unbedingt besser als Ihre Leute, Mylord General.“ „Mylord Akira, Sie schmeicheln mir und meinen Leuten ja erneut“, strafte sie mich ab, aber ihr Lächeln bewies, dass sie nicht wirklich böse mit mir war. Gerade machte Major Utrecht mit ihrem Gegner kurzen Prozess. Ihr Knight vom Typ Panther, der auf den klangvollen Namen „Lauernder Tod“ hörte, traf den gegnerischen Sturmtiger mittig auf der Brust und schleuderte die Maschine samt Piloten an die fünf Meter starke Stahlbetonwand der Arena. Die Menge tobte und sprang von den Sitzen auf. Gut zu wissen, dass es ein toben aus lauter Begeisterung war, und nicht etwa eines aus Frust, da hier gerade ein Franzose besiegt worden war. Major Utrecht reckte die rechte Faust des Knights siegreich in die Höhe und salutierte dann in meine Richtung, was ich mit einem deutlichen und huldvollen Nicken beantwortete. Für diesen grandiosen Sieg wollte ich sie reich belohnen. Als nächster stand Carl Harris auf der Liste. Er würde einen Onager in die Schlacht führen, einen Artillerie-Knight, der nach den alten Wurfkatapulten der Römer benannt worden war. Um die Chancen in diesem Duell einigermaßen fair zu halten – immerhin hatte das Los ihm einen leichten Späher vom Typ Luchs zugespielt – waren zwei der vier Rohre des Onagers mit dem klangvollen Namen Geisterkrieger versiegelt worden. Der junge Mann war seit wie vielen Jahren mein Adjutant? Ich konnte es nicht sagen. Aber ich wusste, dass ich vieles besser ertragen hatte, weil er an meiner Seite war, die treue Seele. Ihn zu verlieren wäre ebenso schlimm für mich gewesen, wie meine Schwester zu verlieren, oder meine Kaiserin. Oder meine Eltern, die noch immer in Burg Edo unter Hausarrest standen, seit mein Vater den unheilvollen Schritt zum Verrat getan hatte. Als sich Maria Utrechts Lauernder Tod und Harris´ stolzierender Geisterkrieger in der Pforte zu den Katakomben entgegen kamen, schlugen sie einander mit den voll modellierten Händen der Knights ab. Ich lächelte dünn dabei. Einen jungen Knight hätte ich für derart kindisches Verhalten natürlich so sehr abgestraft, dass er seine Nase noch Tage danach kaum eine Handbreit über dem Boden wieder fand, aber diese kampferprobten, in tausend Feuern gehärteten Veteranen konnten und durften sich eine ganze Menge mehr erlauben. Hauptmann Harris salutierte in meine Richtung, dann für die Generälin und wandte sich anschließend seinem Gegner zu. „Auch eure Knights sind mehr als respektvoll zu meinen Truppen“, murmelte Deveraux mehr zu sich selbst als zu mir. Unter uns, in der Tiefe, entbrannte ein schneller und erschreckender Kampf, als Harris alles über Bord warf, was als Kampfdoktrin für den Onager galt. Er griff im Sturm an und brachte seine Masse zum tragen. Nach wenigen Sekunden präsentierte er sich als Sieger durch Aufgabe des Gegners. Er war kurz davor gewesen, die leichtere Maschine regelrecht zu zerquetschen, und hätte der französische Knight-Pilot nicht aufgegeben, dann hätte ich den Sieg meines Knights befohlen, um das Leben des Franzosen zu retten. Natürlich wäre ich damit General Deveraux zuvorzukommen, um sie vor dem Gesichtsverlust zu bewahren, einen ihrer Knights zur Aufgabe befohlen zu haben. „Ihr seid zu gütig, Mylord. Aber es wäre meine Aufgabe gewesen, meinem Knight das Leben zu retten“, tadelte sie mich. „Ich habe keinen Ruf mehr zu verlieren“, wies ich die Frau meinerseits zurecht. „Mylord!“ Ihre Stimme klang entrüstet. Harris trat mit Geisterkrieger vor unsere Empore und schlug mit lautem Knall die Knightfaust vor die linke Brust. Ich nahm die Ehrenbezeugung mit einem kaum merklichen Nicken entgegen. Danach verbeugte sich Geisterkrieger vor der Generälin, was diese mit einem militärischen Salut erwiderte. Als Geisterkrieger das Stadion verließ und der beschädigte Luchs abtransportiert worden war, riefen die Fanfaren des Stadions zur Mittagspause. Achtzigtausend Menschen würden nun ihre Plätze verlassen und zu den Zelten und dem Jahrmarkt vor dem Stadion eilen, der auf den umgebenden Wiesen aufgebaut worden war – und das bei bestem Wetter in herrlicher Vorfrühlingsluft. Wir hatten wirklich Glück mit unseren Joust. Ich erhob mich und bot der Frau neben mir die Hand zum aufstehen. „Mylord General.“ Dankbar ergriff sie die Hand und ließ sich von mir auf die Beine ziehen. Danach bot ich ihr meinen Unterarm an, wie es am Hofe ihrer kaiserlichen Majestät üblich war, und mit einem dünnen Lächeln, aber erfreut blitzenden Augen, weil ich sie mehr wie eine Frau als eine Offizierin behandelte, legte sie ihren linken Unterarm auf meinen. So schritten wir aus der Loge hinaus und Dutzende Menschen folgten uns. Auf dem Festplatz wimmelte es von Leben, denn zusätzlich zu den achtzigtausend Menschen, die das Glück gehabt hatten, eine Karte für das Stadion der Normannen zu bekommen, gab es auch noch gute zweihunderttausend Menschen, die auf die großen Leinwände gesehen hatten, welche rund um das Stadion aufgebaut worden waren. Public Viewing nannte man das, und ich fand es netter, als den Tag und den Joust zuhause vor dem Bildrundfunkempfänger zu verbringen. Ich führte die Generalin zu meinem persönlichen Zelt; Ordonnanzen und die jüngeren Offiziere hatten derweil das Essen für einen kleinen Empfang vorbereitet. Die Plätze waren wohlweislich limitiert, und die Kontrollen sehr streng. Auch wenn ich der Verrätersohn war, so wussten doch alle, dass ich das Ohr der Kaiserin besaß, und das war es wert, selbst ein wenig in Verruf zu geraten. Selbstverständlich war ich für diese Speichelleckerei nicht empfänglich. Also hatte ich zu diesem Empfang lieber die lokalen Größen eingeladen, dazu selbstverständlich jeden einzelnen Knight, der an diesem Tag angetreten war oder noch antreten würde – die Mannschaften des Wartungspersonals obendrein, wenn sie es denn noch zu einer Dusche und in eine saubere Ausgehuniform geschafft hatten. Das trug mir den Verdruss der Offiziellen ein, sicherlich, aber ich war ja nicht hier, um mir Freunde zu machen. Im Gegenteil. Am nächsten Tage schon würde ich Gericht halten, und etliche Offizielle von ihren Posten entfernen, um der hier wie überall wuchernden Korruption entgegen zu treten. Ein französischer Offizier im Hauptmannsrang und mit der Jacke der Ordonnanzen bekleidet, servierte uns Champagner und bat sodann mich und die Admirälin nach unseren Wünschen vom Buffet. Für ihn schien es undenkbar, dass wir uns selbst bedienen wollten wie die einfachen Offiziere und Knight-Piloten. Aber zu einem Gang zum Essen und zu einem oder zwei ordentlichen Schwatzern war später noch Zeit. Zuerst einmal trat ich mit der Generälin an der Seite vor die Versammelten. Ich hob mein Glas, und sofort wurde es leiser, bis auch der letzte Redende verstanden hatte, dass der Herzog etwas sagen sollte. „Meine Damen und Herren, trinken wir auf die Kaiserin, zu deren Ehren wir dieses Turnier veranstalten.“ „Auf die Kaiserin!“, hallte es mit hundertfach entgegen. Ich trank einen kurzen Schluck aus meinem Glas und hob es dann erneut. „Und trinken wir auch auf dieses wundervolle Land, unseren treuen Verbündeten, unser sicheres Standbein, Geburtsort so vieler tapferer Knights und sicherlich Geburtsort vieler weiterer tapferer Helden. Auf Frankreich!“ „Auf Frankreich!“, wurde zurückgerufen, und es klang noch ein wenig enthusiastischer als der Toast auf die Kaiserin. Was verständlich war, denn die Franzosen waren und blieben zutiefst in ihren Herzen republikanisch. Etwas, was ihr Adel in mehreren Bürgerkriegen hatte lernen müssen. „Und lassen sie uns auch auf Akira von den Otomo und seine tapfere Division trinken, die gerade mit unseren besten Leuten den Boden aufwischt“, fügte die Generalin hinzu. Leises, zustimmendes Gelächter, vor allem von den Knights, antwortete ihr. „Auf den Herzog und seine Mannen.“ „Auf den Herzog und seine Mannen!“ Ich nahm den Trinkspruch freundlich und mit einem Nicken entgegen. Er hatte nicht so sehr etwas von der üblichen Speichelleckerei, mit der man mich sonst bedachte, ich empfand ihn im Gegenteil als ehrlich und erfrischend. „Wer sich in Gefahr begibt kommt darin um, dass wisst Ihr doch, Mylord General?“, tadelte ich die Französin schmunzelnd. „Und wer mit dem Hintern immer zuhause hockt, wird runzlig und fett“, konterte sie. „Außerdem lebe ich ohnehin schon gefährlich genug, mit den Iren im Gesicht und den Deutschen im Nacken.“ Ich lächelte zustimmend. Dankbar nahm ich dem Hauptmann – oder Capitain – meinen Teller ab, der bis zum Rand mit Fingersnacks gefüllt war. Man meinte es anscheinend gut mit mir. Oder man wollte mich verfressen aussehen lassen. Deveraux hatte einen weniger gefüllten Teller erhalten, allerdings mit allerlei erlesenen Leckereien. Diese fand ich auch auf meinem Teller wieder, ordentlich verstärkt durch die eine oder andere Spezialität. „Versucht die Austern, Mylord“, riet die Frau mir. „Ich habe sie heute Morgen aus der Bretagne einfliegen lassen. Selbstverständlich habe ich dafür Sorge getragen, dass auf Eurem Teller die größten liegen. Ein weiteres Dutzend liegt mindestens noch parat, falls sie Euch schmecken.“ Sie sah meinen unsicheren Blick und lächelte. Mit einem niedlichen Pardon nahm sie eine Austernschale vom Teller und trank sie zu meinem Entsetzen und einem leichten Schlürfen aus. Nun, jetzt wusste ich zumindest, wie man Austern aß. Aber ob sie mir schmeckten stand auf einem anderen Blatt. Gehorsam und unter dem strengen Blick meiner Lehrmeisterin trank – oder aß – ich die Erste und fand es nicht schlecht, gerade mit dem Hauch Zitrone. Danach kostete ich mich durch die anderen Leckereien, die durchweg entweder mit teurem Champagner oder noch teurerem Trüffelpilz zubereitet zu sein schienen. Schließlich entdeckte ich in all den kleinen Kunstwerken auf meinem Teller etwas einfaches, eine grobkörnige schwarze Paste auf dem berühmten französischen Weißbrot – nur um mich von Deveraux belehren zu lassen, dass ich gerade Stör-Rogen aß, besser bekannt unter seinem Namen Kaviar, unter dem er Weltruhm erlangt hatte. „Ich wünschte mir, ich hätte nur etwas Baguette auf dem Teller“, meinte ich schließlich verdrossen. „Aber, aber, Mylord, nun lasst mich Euch doch ein wenig verwöhnen.“ Das sagte sie mit einem beinahe schüchtern zu nennenden Lächeln, was mich noch mehr für diese Frau einnahm. Es folgte eine lange Abfolge von paradieren, mir wurden viele der Knights und Offiziere vorgestellt, und selbstverständlich auch die Offiziellen der nahen Stadt Caen, der das Stadion der Normannen gehörte und die es unterhielt. Der Bürgermeister Malaincourt, sein Stellvertreter, der ironischerweise auf den Nachnamen Krüger hörte, die Ratsherren und einige hochrangige Veteranen im Ruhestand, von denen nicht wenige unter dem Befehl meines Vaters gekämpft hatten. Was mich ehrlich gesagt erstaunte, denn von einem französischen Kontingent in seiner reisenden Division hatte ich bisher nichts gehört, als er selbst noch wandernder Herzog war – vor seiner Zeit als oberster Berater der Kaiserin. Vor seiner Zeit als Verräter, der ihre Majestät gefangen gesetzt, Edo besetzt und die Republik ausgerufen hatte, nur um all das dem ersten erscheinenden General auf das Ehrenwort hin seine Offiziere und Mannschaften straffrei ausgehen zu lassen sofort zu übergeben. Erst Jahre später hatte ich verstanden, dass Vater keinen Verrat begangen hatte, sondern der Kaiserin die wichtigste und letzte Lektion ihrer Ausbildung erteilt hatte. Der bezeichnende General, Ariel Moore von den Freiwilligen Black Watch ihrer Majestät der britischen Königin, unterstellt der Kaiserin, hatte nämlich vorgehabt, trotz Ehrenwort die Offiziere und Mannschaften der meuternden Truppen zu dezimieren. Eine alte Sitte des noch älteren Roms, das seine unruhigen Truppen, von den Meuterern bis zu den Feiglingen stets auf die gleiche Weise diszipliniert hatte. Aus der angetretenen Truppe wurde jeder Zehnte herausgenommen und hingerichtet. Dies wurde so lange getan, bis die Einheit wieder gehorchte, oder bis sie als Kampftruppe ausgelöscht war. Die Kaiserin aber hatte es ihm mit Erinnerung an ihr Ehrenwort verboten und die Meuterer mit allen Ehren und Ämtern wieder in Dienst gestellt. Danach wurden sie mir unterstellt, einem Frischling, der noch auf der Schule war und nie mit auch nur einem Gedanken daran gedacht hatte, Soldat zu werden. Plötzlich hatte ich die Leute meines Vaters unter mir – später dann ihre Kinder. Und ich hatte seinen Titel, seine Ländereien und sein Amt als wandernder Herzog inne. Gott, manchmal wünschte ich mich zu diesen einfachen Zeiten zurück als alles so klar gewesen war. Als mein einziger Verbündeter Anastasia gewesen war. Bevor die Lage noch schlimmer geworden war, weil meine Schwester ins Exil gegangen war, um eine Armee aufzustellen. Warum wusste der Teufel. Aber die Republikaner hatten begeistert eingeschlagen und sie als Gegenkaiserin etabliert. Zu ihrem Pech aber hatte es meine Schwester mit ihrer Ausbildung und ihrem Charme geschafft, dieses luftleere Gebilde mit Leben zu füllen und tatsächlich das Oberhaupt der Vereinten Republiken zu werden. Und sie war jederzeit nur einen einzigen Schritt davon entfernt, auch die politische Macht an sich zu reißen. Aber noch tat sie es nicht. Das hatte alles für mich schlimmer gemacht, denn fortan galt meine Division als die nächste, die desertieren würde, um an die Seite meiner Schwester zu eilen. Mordanschläge hatte es auf mich gegeben, offene wie versteckte, die Hinrichtung meiner Eltern war gefordert worden, wieder und wieder. Und jederzeit musste ich damit rechnen, dass man erneut versuchte, mir einen Dolch in den Rücken zu stoßen. Von all dem war ich aber gerade so weit entfernt wie ich nur sein konnte, solange ich die Veteranen und die Offiziellen von Caen vor mir paradieren sah, Hände schüttelte und einige Worte wechselte. Danach fühlte ich mich wohler, auch wenn die Mittagspause dadurch für mich erheblich verkürzt worden war. Deveraux deutete meinen Gesichtsausdruck richtig und bestellte den Capitain wieder ein, damit er mir einen Kaffee brachte. Dankbar nahm ich das heiße Getränk entgegen. „Verzeiht, Mylord, aber es gibt da eine Frage, die sich mir wieder und wieder aufdrängt. Darf ich sie stellen?“ „Verstößt sie gegen die Disziplin, die allgemeine Sicherheit, oder ist es gar Hochverrat?“ „Nein, Sir.“ „Dann, um Himmels Willen, stellen Sie Ihre Frage, Mylord General.“ Catherine Deveraux lächelte für einen Moment. Dann holte sie tief Luft. Ein deutliches Anzeichen dafür, wie wichtig die Frage für sie war. „Mylord, ich habe gehört, ihre kaiserliche Majestät hat Euch einen Heiratsantrag gemacht.“ Ich nickte bestätigend, während einige meiner Offiziere, die möglichst unauffällig um uns herum standen, stumm zu grinsen begannen. „Das ist richtig, Mylord General.“ „Warum nehmt Ihr den Heiratsantrag nicht an? Es würde doch vieles leichter für Euch werden, Mylord.“ Ich schmunzelte. „Nun, Mylord General, vielleicht kann ich das Dilemma in dem ich stecke, am besten durch ein Beispiel erläutern. Ah, Maria, meine Beste, komm doch einen Moment zu uns“, sagte ich mit lächelnden Augen zu Major Utrecht. Die Offizierin löste sich aus der uns umstehenden Menge, als hätte sie jemand plötzlich herbei gezaubert. „Mylord?“ „Hast du die Frage von Mylord General gehört, Maria?“ Die junge Frau nickte knapp und verkniff sich ein Lächeln. „Nun, dann sei so gut und spiele einen Moment lang die Gräfin zu Bombay für mich.“ Ich sah Deveraux grinsend an und fügte hinzu: „Ihre Gnaden, die Gräfin von Bombay, ist eine besonders ernste und streitbare Verfechterin der Tradition. Genauer gesagt, sie ist sehr mächtig und hat viel Einfluss unter den Konservativen und eine genaue Vorstellung davon, wie es am wandernden Hofe ihrer Majestät zugehen sollte. Zudem ist sie eine alte Soldatin, die man durchaus ernst zu nehmen hat. Fertig, Maria?“ „Fertig, Mylord.“ „Nun gut. Beste Rosamunde, ich komme, um Euch mitzuteilen, dass ich dem Werben ihrer Majestät, der Kaiserin, nachgeben werde.“ Mit Maria Utrecht ging eine erschreckende Verwandlung vor. War sie zuvor ein bescheidenes, dunkelblondes Persönchen mit frechen Augen gewesen, schien sie nun vor den Augen aller zu wachsen. Arroganz trat in ihren Blick und sie schien auf mich herab zu sehen, obwohl ich größer war als sie. „So? Ihr wagt es, Verrätersohn? Dann gebietet es mir meine Ehre, Euch sofort des Hochverrats anzuklagen! Wenn mir das nicht gelingt, werde ich meine Garde sammeln und Euch vernichten, wo ich Euch treffe!“ Ich machte ein unsicheres Gesicht und wich einen Schritt zurück. „Gnade, meine Beste, Gnade. Dann lehne ich das Werben ihre Majestät eben ab!“ Nun blitzten ihre Augen vor Zorn nur so auf. Wütend hob sie den Kopf und pures Gift schien sich über mich ergießen zu wollen. „Was? Wie könnt Ihr es wagen, Ihr, ein kleiner Herzog, der nur durch die Gnade ihrer Majestät, der Kaiserin, hier überhaupt stehen kann, der ihr alles zu verdanken hat, wie könnt Ihr so unverschämt sein und so tun, als hätten Ihr überhaupt das Recht, einen Wunsch ihrer Majestät, der Kaiserin, abzuwehren? Wenn Ihr das tut, seid Ihr in meinen Augen nicht mehr als Gewürm zu meinen Füßen, und Gewürm zertritt man. Seid gewiss, dass ich ein Heer aushebe und Euch für diese Beleidigung töten werde. Euren Kopf werde ich abschlagen und ihrer Majestät, der Kaiserin, als Geschenk darbieten.“ „Genug, genug, Maria“, sagte ich hastig, und aus der Zornversprühenden Furie wurde wieder meine liebe, sanfte Offizierin und Bataillonsführerin. „War es in Ordnung so?“, fragte sie und lächelte freundlich. „Es war perfekt. Aber ich denke, in Osaka war die Vorstellung besser“, neckte ich sie. „Man kann nicht alles haben“, erwiderte sie, und in diesen Worten lagen tausende Anspielungen und ein Versprechen. „Seht Ihr nun mein Dilemma, Mylord General?“ „Sehr, sehr deutlich, Mylord. Erlaubt mir, dass ich an Eurer Stelle zutiefst verstört bin.“ Sie hob die Augenbrauen. „Adel.“ In diesem einen Wort hatte sie alles zusammengefasst, was sie zu diesem Thema zu sagen hatte, und mit einem Lachen stimmte ich ihr zu. Da erschollen wieder die Trompeten und verkündeten das Ende der Pause. Zu gerne hätte ich mich selbst mit meinem Knight in den Joust geworfen, aber es hatte sich kein Gegner gefunden, der bereit war, ausgerechnet gegen Akira von den Otomo zu jousten. Wie bedauerlich. *** Der folgende Tag war Gerichtstag. Catherine Deveraux war meine Beisitzerin zur Linken, seine Ehren, der Bürgermeister von Caen, Monsieur Malaincourt Beisitzer zur Rechten, die mit mir Gericht halten würden, während mein Stab Ermittlungen vornahm, Beweise aufarbeitete und mir zutrug. Die ersten Fälle wurden von Adligen vorgetragen, die in diesem Land noch immer einiges Gewicht hatten und sich von mir Hilfe bei ihren Anliegen erhofften. Einem gab ich wirklich Statt, weil der Marquis, der ihn vorbrachte, wirklich bei seinem Streit mit den Küstenstädten im Recht war. Die anderen schmetterte ich ab und befahl sogar die Enteignung und die Fortnahme des Titels bei einem Baron, der sich zu offensichtlich der Korruption schuldig gemacht hatte, und von mir, ausgerechnet von mir, Absolution dazu erhofft hatte. Wie idiotisch. Danach kamen die Bürger an die Reihe, und bis zum Mittag hatte ich ein Dutzend Fälle zur Zufriedenheit der meisten Beteiligten abgearbeitet. Ein mysteriöser Mord kam mir dazwischen, und ich befahl die Exhumierung der Leiche auf der Stelle, weil auch mir die Ungereimtheiten bei der polizeilichen Ermittlung aufgefallen waren. Tatsächlich hatte Harris mich mit einer Fußnote in der Akte ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Witwe gegenüber vieles vertuscht worden war und auch die Todesursache im Unklaren lag. Pikant wurde die Sache, weil der Tote Polizeileutnant gewesen war, der bei der Grenzwache gedient hatte. Ich hätte lachen mögen, als ich der Witwe eine Stunde später, zwischen zwei anderen Terminen, in einem Gespräch unter vier Augen erklärte, dass sie Recht gehabt hatte und die Ermittlungen nun wegen Mordes an einem Polizeioffizier fort gingen und in Händen der Gendarmerie-Zentrale in Paris lagen. Auch wenn das ihr den Gatten nicht wiederbrachte, so würde es doch eine erhebliche Ecke aus der Fassade der französischen Vetternwirtschaft brechen, die natürlich hier wie anderswo vertreten war und wie die Hydra der Sage wirkte: Schlug man einen Kopf ab, wuchsen zwei nach. Aber es würde Gerechtigkeit geschehen, dafür würde ich sorgen. Meine Offiziere würden den Fall bis zu ihrem Abschluss nicht aus den Augen lassen. Das war alles, was ich der Frau als Trost mitgeben konnte. Das und die nicht unbeträchtlich erhöhte Rente, da ihr Mann nun offiziell im Dienst ermordet worden war. Als ein langer Tag endlich sein Ende fand, kroch ich müde und zerschlagen in mein Zelt. Mein Bett fand ich vorgewärmt. „Was denn, will Mylord etwa bereits schlafen gehen?“, erklang eine amüsierte Stimme aus der Dunkelheit vor mir. „Nein, meine Beste, nur ins Bett.“ Mit dem Gedanken daran, dass ich noch jung war und mein Körper einiges an Raubbau ertragen konnte, schlüpfte ich unter die warme Decke und kam so noch zu meinem eigenen Joust. 3. Selbst auf der Erde dieses Zeitalters gab es immer wieder Überraschungen. Es gab Neuerungen, Einmaligkeiten und Wunder. In welche Kategorie diese Pressekonferenz eingeordnet werden musste, war nicht so offensichtlich, wenngleich pikant. Blue Slayer, in ihre volle KI-Rüstung gehüllt, hatte den Vorsitz dieser Pressekonferenz, während General Makoto Ino zu ihrer Rechten als Vertreter der UEMF fungierte. Auf den anderen Plätzen saßen die anderen sechs Slayer, unter ihnen natürlich auch Yellow. Die Presseleute waren bunt gemischt und kamen aus aller Herren Länder. Die Sicherheitsbestimmungen im Hamburger Vier Jahreszeiten waren natürlich nicht so streng wie jene der Titanen-Station, deshalb drängelten sich die Interessierten sogar durch die einzige Tür in den Saal hinein. Natürlich unter dem wachsamen Blick gut und diskret bewaffneter Wachtposten. Unter ihnen waren zwei KI-Meister, zudem konnte man die Slayer nicht als wehrlos bezeichnen. Das hinderte die Kameramänner aber nicht, die acht Menschen am Tisch in ein wahres Blitzlichtgewitter zu hüllen. „Meine Damen und Herren“, sagte Blue Slayer ruhig, und sofort wurde es still, wenngleich das Blitzlichtgewitter hektischer wurde. „Wir, das heißt alle sieben mit der United Earth Mecha Force verbündeten Youma Slayer, haben diese Pressekonferenz einberufen. Ihnen allen ist sicherlich bekannt, was die Slayer für den Schutz der Erde geleistet haben. Zuerst in Japan, dann auf dem Mars und nicht zuletzt auf der AURORA und im Kanto-System.“ Zustimmendes Gemurmel erfüllte den Saal. Die Berichte der AURORA, soweit sie für Zivilisten freigegeben waren, füllten noch immer ganze Glossen, bildeten Schlagzeilen und waren Kolumnen der Chefredakteure. „Als diese Verbündeten haben wir uns verpflichtet, mit der UEMF zusammenzuarbeiten. Diese Zusammenarbeit kann von uns an diesem Punkt aber nicht mehr gewährt werden.“ Zwischenrufe klangen auf, erschrocken raunten die Reporter. Makoto wehrte die fragend hochgereckten Hände mit einer eindeutigen Geste ab. „Um die rechtliche Handhabung unserer Weigerung, weiter mit der UEMF zusammenzuarbeiten zu erleichtern, habe ich mich als Anführerin der Youma Slayer zu einem radikalen Schritt entschlossen.“ Blue atmete kurz tief durch. „Von dieser Minute an erkläre ich die Magical Youma Slayer für aufgelöst.“ Das Blitzlichtgewitter wurde nun zum Sturm, zur Urgewalt, und es begann die sieben Mädchen zu martern. Dutzende Hände schossen hoch. Fragen wurden in den Raum geworfen, in der Hoffnung, die Mädchen würden sie beantworten. „Díe UEMF“, begann Makoto mit lauter, durchdringender Stimme, „bedauert den Entschluss der Slayer, sich aufzulösen. Damit verlieren wir einen sehr wichtigen Verbündeten, der uns in Zeiten großer Not und großer Gefahr oft hilfreich zur Seite gestanden hat.“ Er erhob sich und öffnete eine kostbare Holzschatulle, um den Inhalt in die Kamera zu halten. „Aus diesem Grund, und im Namen einer dankbaren Menschheit überreichen wir deshalb den Magical Youma Slayer, namentlich Blue Slayer, Red Slayer, Orange Slayer, Green Slayer, Black Slayer und White Slayer den Orden Service under Fire der Klasse eins.“ Makoto nahm die Orden einen nach den anderen heraus und überreichte ihn den angesprochenen Slayern. Er verzichtete darauf, die Orden persönlich an die hautengen KI-Rüstungen zu heften, um keinen Neid der anwesenden Männer auszulösen. „Wir wünschen den Slayern alles Gute für die weitere Zukunft und betonen noch einmal unsere tief empfundene Dankbarkeit. Ihre Fragen bitte.“ „New York Times. Warum hat Yellow Slayer diese Auszeichnung nicht erhalten? Auch wenn sie erst auf der AURORA aufgetreten ist, so hat sie in dieser Zeit doch nicht weniger geleistet als die anderen Slayer.“ „Sie hat den Orden bereits. In beiden Klassen“, informierte Makoto, und unterdrückte dabei ein Schmunzeln. „Wie Sie wissen, kann der neu gestiftete Orden in jeder Klasse nur einmal vergeben werden. Aber ich werde anregen, einen Klasse eins mit Ehrenzeichen zu stiften, der den normalen Klasse eins ersetzen kann, wenn es Ihnen Recht ist.“ Diesen Worten folgte ein wilder Tumult aus Worten, Fragen und Vermutungen, die Makoto mit einer harschen Handbewegung abbrach. „Ihre Fragen, bitte. Ordentlich, bitte.“ Nun, Reporter in Sensationslaune konnten nicht ordentlich sein, deshalb brach der Offizier der UEMF an dieser Stelle die Pressekonferenz ab. *** Die UEMF gibt bekannt: In Dienst gestellt wird eine neue Kompanie unter direkter Führung von Division Commander Megumi Uno; aufgestellt werden namentlich genannt folgende Mecha-Piloten: Hina Yamada, Major, Ami Shirai, Lieutenant, Sarah Anderson, Spezialistin, Akane Kurosawa, Captain, Emi Sakuraba, Lieutenant, Akari Otomo, Lieutenant. Die neu aufgestellte Kompanie dient als persönliche Einheit von Division Commander Uno und ist für Spezialeinsätze vorgesehen. Executive Commander Eikichi Otomo teilt die neu aufgestellte Einheit der AURORA zu und wünscht ihr Glück im Kampf und im Frieden. *** Als Makoto Ino Tage später zum Mars reiste benutzte er einen zivilen Pendler. Zwischen Mars und Erde – und, zugegeben, dem Mond – gab es einen erheblichen Transfer an Menschen und Material. Den Transport übernahmen große Luxuskreuzer, riesige Frachtschiffe, kleine Yachten und Passagierschiffe. Die NYX OLYMPUS war ein solches Passagierschiff. Aufgebaut auf der Zelle eines Sierra-Klasse Zerstörers verfügte das Schiff über die Triebwerke, um den Mars selbst dann binnen von zwei Wochen zu erreichen, wenn er sich gerade auf der anderen Seite der Sonne befand. Dazu hatte das Schiff die Kapazität, dreitausend Passagiere und obendrein zweitausend Tonnen Ware zu befördern. Nun, beides war gut aufgefüllt, mit Makoto befanden sich nahezu dreitausend Passagiere an Bord. Die meisten waren Geschäftsleute, Neueingestellte für das Plattformsystem CASTOR und POLLUX, UEMF-Personal für die auf dem Nyx Olympus-Vulkan geplante regionale Flottenadmiralität, ein gewisser Anteil an Touristen sowie Anelph und Kronosier. Wusste der Himmel, warum sie zum Mars flogen. Makoto selbst war der rote Planet zu kalt, der Luftdruck zu niedrig und die Schwerkraft zu gering. Gewiss, rund um Martian City gab es normale Erdschwere, und der CO2-Ausstoß der speziell dafür aufgestellten Anlagen sorgten für einen Treibhauseffekt in der Großklimazone Olympus, und dies schon seit über zehn Jahren. Aber man musste nur ein paar Dutzend Kilometer von der Stadt und ihrem grünen Gürtel entfernt sein, um die harte Realität des Mars zu sehen. Endlose rote Steinwüsten, eiskalte, dünne Luft und blanke, unbesiedelte Erde. Man hätte sagen können, der Mars sei tot, aber das war so nicht ganz richtig. Unter dem roten Fels existierten gigantische Kavernen, die mit Wasser gefüllt waren. Genauer gesagt erstreckten sich unter dem Gestein Abermilliarden Hektoliter an…Meeren. Und diese Meere wimmelten zumindest von bakteriellem und viruellem Leben. Selbst einzellige Pflanzenarten waren bereits festgestellt worden. Diese Kavernen waren zur Grundlage für das Leben in der grünen Zone geworden, indem man sie angestochen und das Wasser gefördert hatte. Die Kronosier waren dabei nicht sehr zimperlich gewesen und hatten nicht gerade viel Wert darauf gelegt, das „intakte unterirdische Ökosystem Marsmeer“ unberührt zu halten, geschweige denn von ihren Wissenschaftlern dokumentieren zu lassen. Für sie war es einfach nur eine hervorragende Gelegenheit, an Wasser zu kommen ohne auf groß angelegten Raubbau am Pol-Eis angewiesen zu sein. Natürlich gab es hier und da private Aufzeichnungen, die nun halfen, das, wie terranische Wissenschaftler es nannten, „mittlerweile stark kontaminierte Ökosystem“ zu rekonstruieren, aber der Aufschrei in der Fachpresse war groß gewesen. Ja, die Damen und Herren Fachwissenschaftler hatten sich sogar so sehr hinein gesteigert, die Wasserförderung aus den Kavernen als größtes Verbrechen der Kronosier zu bezeichnen. Eine Formulierung, die der UEMF und speziell Eikichi Otomo so quer im Hals gesessen hatte, dass man sich erzählte, NACH seiner harschen Beschwerde hätten sich mehrere offene Professuren ergeben. Für Makoto spielte das alles keine Rolle. Auch nicht, dass die wenigen privaten Aufzeichnungen mit dem derzeitigen Zustand der Kavernen weitgehend übereinstimmten, sich also das Ökosystem da unten gar nicht oder nur wenig verändert hatte. Er war Soldat, und ein Soldat hatte zu kämpfen, und nicht die Umwelt zu retten. Der junge Taral seufzte lange und tief. Noch saß er hier in der Lobby der Ersten Klasse und konnte es sich gut gehen lassen. Aber schon sehr bald würde wieder die Hektik der vorzubereitenden Mission nach ihm greifen. Was konnte er tun, um die Annehmlichkeiten eines zivilen Fluges für seine Entspannung zu nutzen? Ein wenig Sport? Die Bibliothek belagern? Sich im Wellness-Bereich massieren lassen? Vielleicht ein paar Runden im Fünfundzwanzig Meter-Becken drehen. Oder weiter hier sitzen, nach den Sternen gaffen und Eikichi Otomo einen guten Mann sein lassen? Letzteres hatte zumindest was. „Sir? Würden Sie bitte den Arm freimachen?“ Makoto sah auf und erkannte die Stewardess, die sich seit dem sechs Tage dauernden Flug um seinen Block gekümmert hatte. „Darf ich fragen, wieso?“ „Nun, die auf dem Mars eingetroffenen Anelph haben einige bakterielle und viruelle Spezialitäten mitgebracht. Alle Besucher des Mars sind dazu aufgefordert, sich gegen diese Erreger impfen zu lassen, anstatt eine neue Epidemie zu riskieren. Wenn ich Sie jetzt bitten dürfte, Sir…“ „Nein“, sagte Makoto schlicht. „Sir, es tut mir Leid Ihnen das sagen zu müssen, aber dies ist eine offizielle Anweisung der Gesundheitsbehörde. Es würde mir persönlich wehtun, wenn ich die Schiffssicherheit rufen müsste, nur um Sie impfen zu können.“ Makoto sah auf. Die junge Frau war Schwarzafrikanerin, wirkte sehr gebildet, und in ihren dunklen Augen stand tatsächlich die flehentliche Bitte an ihn, es nicht so weit kommen zu lassen. Makoto seufzte ergeben. „Sie missverstehen mich. Oder besser gesagt habe ich mich falsch ausgedrückt. Ich brauche Ihre Impfung nicht. Ich habe sie bereits erhalten.“ „Oh, dann waren Sie schon auf dem Mars?“, fragte sie überrascht, ja hocherfreut. „Nein.“ „Nein? Aber diese Impfung wird exklusiv für Marsreisende ausgegeben! Die einzige andere Möglichkeit wäre…“ Die Stewardess wurde bleich und schluckte trocken. „Richtig“, brummte Makoto. „An Bord der AURORA während des Kanto-Einsatz.“ „I-ich muss das verifizieren, Sir.“ Makoto griff in die Innentasche seines Anzugs, zog seine Brieftasche hervor und reichte der jungen Frau seinen Chipkartenausweis. Sie steckte die Karte in ihren Leser und hatte kurz darauf eine Übersicht über all seine Impfungen. Ihre Wangen röteten sich heftig. „Verzeihung, General, aber ich dachte… Ich dachte… Ich dachte Sie wären größer!“, platzte es aus ihr hervor. „Und es gibt ja so viele Kerle, die meinen, wenn sie erzählen, sie wären auf der AURORA gewesen, dass…“ Wieder schluckte sie, und Makoto lächelte dünn. Nicht mit einem Wort hatte er in den letzten sechs Tagen seinen Job erwähnt. „Es ist in Ordnung. Aber Sie würden mir einen persönlichen Gefallen tun, wenn Sie mir einen Kaffee bringen würden, sobald Sie fertig sind.“ Die junge Frau reichte die Chipkarte zurück und stammelte eine Bestätigung. Makoto dankte mich einem Lächeln und lehnte sich wieder zurück. Die Stewardess, die ihm keine fünf Minuten später frischen Kaffee servierte, war eine andere, eine hochgeschossene Vietnamesin, aber sie hatte einen so dämlichen Glanz in den Augen, dass sich Makoto für einen Moment wie das Opfer einer Verwechslung fühlte. Verwechselt mit irgendeinem Superstar. „Bitte sehr, General. Wenn Sie irgendetwas brauchen, bitte zögern Sie nicht, uns Bescheid zu geben. Das ganze Team der NYX OLYMPUS steht Ihnen zur Verfügung. Und hätten Sie schon früher gesagt, wer Sie sind, dann…“ „Junge Dame“, erwiderte Makoto mit einem dünnen Schmunzeln, „was verbinden Sie mit dem Begriff: Anonym reisen?“ „Oh“, machte sie. „OH! Ent- entschuldigen Sie, Sir. Es ist nur so dass… Den Freund von Joan Reilley an Bord zu haben ist so…“ Lauthals begann Makoto Ino zu lachen. Das hatte ja kommen müssen. Nun, es war nicht gerade so, dass die Stewardess ihn anhand seiner Freundin identifiziert hatte. Nein, es war eher so, dass sie diese Erkenntnis zu seiner Klassifikation hinzugefügt hatte. Und die lautete in erster Linie Makoto Ino, UEMF-General. Dann erst kam „Freund von Joan Reilley“ dran. „Ich kann Ihnen leider kein Autogramm von ihr versprechen, junge Dame.“ Nun war es um die Fassung der Frau ganz geschehen. Heftig mit der Fassung ringend stand sie vor ihm und Makoto befürchtete schon, sie mehr als notwendig gegängelt zu haben. Als sie aufkreischte, schrillten in seinem Bewusstsein die Alarmglocken, leider nicht die Richtigen. Einen Moment später befand er sich in einer sehr intensiven und erstickenden Umarmung, das Gesicht auf den Busen der Stewardess gepresst. „MAKOTO INO! AN BORD VON UNSEREM SCHIFF! KYAAAAAAA!“ Damit hatte die junge Frau etwas ausgelöst, was die anderen Passagiere in der Lobby später nur noch als Massenphänomen bezeichnen konnten – soweit sie sich nicht selbst dran beteiligten. Als die hysterische Meute aus jungen Frauen – und einigen Männern – endlich schuldbewusst von ihm abließ, hatte der junge Taral eine ungefähre Vorstellung davon, was es bedeutete, ein Superstar zu sein – in seinem Fall einer zum anfassen und abknutschen. Dieser Gedanke erfüllte ihn mit einer so tiefen Zufriedenheit, dass er der Entschuldigung des Skippers nur mit halben Ohr zuhörte und sie schließlich ganz abtat. Stattdessen lächelte er den alten Offizier mit seinem hübschesten Lächeln an – auch mit Kurzhaarschnitt konnte der kleine blonde Mann verdammt niedlich aussehen – und würgte die Entschuldigung ab. Etwas, das so viel Spaß gemacht hatte, konnte doch nicht schlecht gewesen sein. Als er schließlich auf dem Raumhafen von Martian City die NYX OLYMPUS verließ, ließ er einen Kapitän zurück, der mit sich haderte, weil er den jungen General am liebsten selbst umarmt und liebkost hätte. Martian City war längst gewachsen, expandiert. Von jenen Anfangstagen in der isolierten Kaverne, in der ein künstliches Ökosystem den ersten Menschen, die die Gift erhalten hatten, das Überleben ermöglicht hatte, den weiteren Zeiten mit den Fabriken und Werften über der Kaverne am Fuß des riesigen Schildvulkans bis zu diesen Tagen, in denen Kaverne um Kaverne im Gestein unter dem Olympus erschlossen worden war und auf der Oberfläche Fabrik um Fabrik hinzu gekommen war, hatte eine Menge Zeit vergehen müssen. Es waren sogar schon erste Wohngebäude an der Oberfläche entstanden, deren Zugänge allerdings allesamt unterirdisch im Höhlensystem lagen. Noch war der Mars zu unwirtlich, um außerhalb der Tagesstunden betreten zu werden. Es wurde stetig besser, aber bis zu einem terraformten Mars war es noch ein sehr, sehr weiter Weg. Dennoch brodelten die Kavernen vor Leben. Als Makoto mit einem Taxi in die Tiefe rauschte, und dabei auf dem Weg gefahren wurde den er damals bei der zweiten Marsattacke mit seinem Eagle Zeus genommen hatte, erkannte er viele Ecken und Winkel wieder. Für den Moment fühlte er sich in diese Zeiten zurückversetzt, sah das Sterben, die heranflutenden Cyborgs, die doch nicht mehr gewesen waren als ein Haufen hirnloser, programmierter Schrott, sah das Legatenhaus, bevor sie es abgerissen hatten. Die Wiese, auf der Joan damals ihr Konzert abgehalten hatte, auf der Akira den Grundstein für eine vereinte Menschheit gelegt hatte – zumindest was die Planeten betraf – war einem großzügigen Park gewichen, in der hunderte Gedenktafeln standen. Makoto wusste, dass die meisten Tafeln den Tod der Kronosier und ihrer Söldner betrauerten, die Minderzahl war mit den Namen terranischer UEMF-Soldaten beschriftet worden. Eikichi hatte gesagt, dass man den Menschen und Kronosiern einen zentralen Trauerpunkt auf dem Mars hatte geben müssen. Immerhin waren die meisten Menschen dort ebenfalls Familienväter gewesen, Befehlsempfänger und dergleichen. Das war besser als aus der Trauer einen geheimen Personenkult im Verborgenen zu machen, der irgendwann zu einer verklärten Geschichte führen konnte – und von da vielleicht zu einem Aufstand. Auch die Stadt war weiter gewachsen, expandiert. Alleine die zugezogenen Anelph der ersten Tage hatten eine Erweiterung um ein Viertel erfordert. Mittlerweile empfand Makoto es als Unsinn, von Kronosiern und Anelph zu sprechen. Bei sich nannte er sie Marsianer. Aber er sprach es nie aus. Es konnte falsch aufgefasst werden. Solange der Vorwurf in der Luft schwebte, die UEMF würde eine Ghettoisierung der Außerirdischen und der Träger der Gift betreiben, musste man mit solchen Begriffen vorsichtig sein. Der Kurs des schnellen Taxis führte ihn mitten durch die Stadt, und das zur Rush Hour. Dennoch fand der Fahrer zielsicher seinen Weg in die neu erschlossene Kaverne, in der vor allem die neuen Industrien von der Erde siedelten. Auch hatte man in ihr das regionale Oberkommando der UEMF installiert. Übrigens waren neunzig Prozent des Personals ehemalige Truppen des Legats. Und das bezog sich nicht auf die unteren Ränge. Als sie den Park passierten, der auf dem Platz angelegt worden war, der früher einmal vom Legatshaus eingenommen worden war, erschauderte Makoto. Dort hatte Akiras Prime gelegen, durchbohrt von Henrys Herkules-Schwert. Da wäre beinahe Megumi umgekommen, wenn Akira sie nicht in einem unheimlichen Kraftakt gerettet hätte. Da hinten hatte sich Makoto vor die Entscheidung seines Lebens gestellt gesehen. Er hatte seine Waffen abfeuern müssen, um Yohkos Leben zu retten. Eine Entscheidung, die er nicht bereut hatte. Und dort, dort hatte Joan Reilley mit bloßen Händen eine Artemis-Lanze und den am anderen Ende stehenden Daishi abgefangen. Unwillkürlich sah sich Makoto seine Arme an, aber da war nur die Erinnerung an ihre Liebkosungen, ihre Zärtlichkeit, die er überhaupt nicht mit der monströsen Stärke gleichsetzen konnte, die ein Mensch aufbringen musste, um einen Daishi aufzuhalten, einen ausgewachsenen, zwölf Meter hohen und vierzig Tonnen schweren Kampfroboter! Die Fahrt ging weiter, und die Straße wurde noch lebhafter, als sie die Kavernen wechselten. Nun kam das Hauptquartier der UEMF in Sicht. Ein riesiger Fahrstuhl verband das Gebäude mit der Oberfläche, und Makoto wusste, dass die Plattform in der Lage war, sogar eine Korvette zu transportieren. Makoto wurde anstandslos mitsamt dem Taxi auf das Gelände gelassen – irgendjemand im Stab musste besonders effizient sein, wenn der inkognito reisende General nicht nur erkannt worden war, sondern sogar an der Torwache frei Fahrt erhalten hatte. Als der Wagen vor dem eigentlichen Eingang hielt, stand eine Ehrenformation bereit. Die meisten waren Anelph und Kronosier, stellte er zufrieden fest. Er bezahlte, legte ein dickes Trinkgeld drauf und verließ den Wagen. Dies war für die Wache das Zeichen zu salutieren. Makoto trug keine Uniform, also beschränkte er sich darauf, die Reihen schweigend bis zum Eingang abzugehen. Dennoch rührten ihn die Ehren, mit denen er empfangen wurde. Letztendlich war er einer von denen, die das Legat zerschlagen hatten, und viele der angetretenen Männer und Frauen hatten unter ihnen gedient. Waren sie wirklich schon so sehr zusammengewachsen? Hatten sie jetzt schon, nach nicht ganz drei Jahren, eine solche Einheit erreicht? Makoto dachte an die Horrorvisionen guter und auch nicht so guter Science Fiction-Autoren, die den Krieg der Welten heraufbeschworen, sobald der Mars besiedelt war – weil man sich ja so schnell fremd wurde und so. Aber jetzt, in diesem Moment sah es für ihn genau anders herum aus, und das gab ihm eine gewisse Genugtuung. Im Hauptquartier wurde er weniger martialisch, aber kaum weniger herzlich begrüßt. „Schön, dass Sie es noch geschafft haben, Ino“, begrüßte Admiral Richards ihn. „Um nichts in der Welt hätte ich mir diese Show entgehen lassen“, erwiderte der junge Mann und schüttelte artig den anderen Anwesenden die Hand, allen voran Torum Acati. Aris Taral, sein Großvater, trat auf ihn zu und musterte den Jungen kritisch. Makoto wich nicht einen Zoll zurück und gab nicht mit dem leisesten Muskelzucken die Angst zu, die ihm diese Musterung seines Lehrmeisters, Vorbild und Opas verursachte. Dann schloss der große Mann den kleinen in die Arme. „Es tut so gut, dich zu sehen, mein Kleiner.“ „Du hast mich auf dem ganzen Heimflug gesehen“, erwiderte Makoto und versuchte aus der Umarmung des Älteren zu entkommen. Natürlich nicht ernsthaft, aber man konnte wohl von einem Bluthund erwarten, dass er einen General nicht vor versammelter Mannschaft umarmte. Auch nicht wenn es „der“ Bluthund war. Auch nicht wenn es „der“ General war. „Nun hab dich nicht so. Ich musste lange genug auf dich, deine Schwester und eure Mutter verzichten.“ „Opa, wir sind im Dienst“, tadelte Mako ernst, obwohl ihn innerlich die Tränen der Rührung fortzuschwemmen drohten. „Richtig. Und der Dienst beginnt in zwei Stunden. Warum sind Sie nicht mit einem militärischen Flug gekommen? Das hätte Ihre Reise um ein bis zwei Tage verkürzt, General Ino“, stellte Richards fest. „Ich dachte, ich nutze die Gelegenheit und spanne etwas aus. Die Reise auf der NYX OLYMPUS war sehr entspannend. Und hat mir ein paar neue Erkenntnisse gebracht.“ Vor allem die Erkenntnis, dass manche Menschen in ihm wohl einen Popstar sahen. Oder irgendetwas Ähnliches. „Verstehe. Ich lasse Ihnen eine Liege zuweisen. Ein eigenes Zimmer wird nicht lohnen, fürchte ich. Haben Sie die Dokumente?“ Makoto nickte. „Gesiegelt und unterzeichnet von Eikichi Otomo und beglaubigt von Jarah Arogad und Solia Kalis.“ „Na dann, lassen Sie uns Nägel mit Köpfen machen, bevor die Ratsmitglieder der UEMF aus der Schockstarre kommen und erkennen, dass immer noch sie die Befehlsgewalt haben, und nicht Megumi Uno.“ Makoto nickte nur dazu. *** Ziemlich genau zwei Stunden später wurde Makoto geweckt. Eine gnädige Seele reichte ihm einen frischen Kaffee, den der junge Offizier vorsichtig antrank – auch wenn Akira gerade nicht da war, er würde nie, nie, niemals vergessen, einen Kaffee auf Zimt zu testen. Oh, er hasste Zimt. Und Akira wusste das. Elender Halunke. Makoto wischte sich eine Träne aus dem linken Auge. Verdammt, wenn der große Trottel nur zurückkam, würde er seinen Kaffee freiwillig nur noch mit Zimt trinken! Ach was, er würde Zimt essen, tonnenweise! Einigermaßen erfrischt ließ sich der junge Offizier durch das Gebäude führen, traf am Fahrstuhl mit den anderen Admirälen und Offizieren zusammen und fuhr mit ihnen in die Höhe, wo bereits eine Foxtrott-Korvette auf sie wartete. Es folgte eine aufregende Fahrt auf der Fahrstuhlplattform, von der sie einen wunderbaren Blick über die Stadt hatten. „Was ist das für ein Geräusch? Streikt die Hydraulik?“, fragte Makoto irritiert. Richards und Aris Taral tauschten einen amüsierten Blick aus. „Das sind Hupen. Die ganze Stadt da draußen hupt was sie kann.“ „Warum hupt sie?“ „Weil sie weiß, dass Makoto Ino in diese Korvette steigen wird.“ Der junge Bluthund spürte wie er rot wurde. Nicht, dass er Aufmerksamkeit nicht mochte. Ein Bluthund verbarg sich entweder in der Anonymität, oder direkt im Rampenlicht. Dennoch, eine ganze Stadt, die… Die was tat? Ihn tadelte? Ihn lobte? Auf jeden Fall bemerkte, das war eine Erfahrung, die er noch nicht gemacht hatte. Die Korvette startete, kaum das der Fahrstuhl die Oberfläche erreicht hatte. Ihr Ziel war die Großwerft auf Deimos, dem Mond des Mars, den Akira in Ruhe gelassen hatte, wie ein gängiger Witz unter den Mannschaften und Offizieren der UEMF lautete. Die gleichen Stimmen wollten auch wissen, dass der ehemalige Executive Commander striktes Verbot hatte, den Erdmond zu betreten – für den Fall der Fälle. Zur Zeit stand die SUNDER in der Werft. Sie war auf Kiel gelegt worden und erhielt ihren Sprungantrieb zurück. Im Austausch wurde die Mecha-Kapazität extrem heruntergeschraubt. Ein Kompromiss, den die UEMF eingehen musste, weil sie in ihrer Doktrin die Bewegung zwischen den Sonnensystemen nie berücksichtigt hatte. Beziehungsweise zu beheben versucht hatte, indem sie zuerst die AURORA und danach die anderen Bakesch als Superträger in Dienst gestellt hatte. Aber über kurz oder lang würde die UEMF nicht um weitere sprungfähige Schiffe herumkommen. Na, wenigstens erhielt die SUNDER eine ganze Flotte als Begleitschutz, um der verminderten Mecha-Tragfähigkeit Rechnung zu tragen. Der Trip zur Werft war kurz, nicht einmal drei Stunden. Es war gerade genug Zeit, um die wichtigsten Aspekte zu besprechen, gemeinsam einen Kaffee zu trinken und ein paar Anekdoten auszutauschen. Die meisten Offiziere waren wie er selbst Veteranen des Mars-Feldzugs, und Opa platzte fast vor Stolz, wenn einer der anderen Offiziere die Leistungen des jungen Tarals ansprach und entsprechend würdigte. Auf der Werft wurden sie von Ban Shee Ryon persönlich empfangen. Die Erste Offizierin der SUNDER im Range eines Kapitäns war über ihr Kommen informiert gewesen, aber nicht über die Gründe. Als sie über die Werftschleuse auf das fast wiederhergestellte Schlachtschiff der Bakesch-Klasse wechselten, geschah dies in strenger Reihenfolge. Zuerst Admiral Richards als ranghöchster Offizier. Danach Konteradmiral Acati, danach er selbst als ranghöchster BodenCommander. Schließlich und endlich die anderen Offiziere, und jeder wurde mit Schiffspfeifen und Salut empfangen. Ban Shee Ryon hatte es mal ein Relikt der terranischen Seefahrt genannt, angewidert und beinahe beleidigt. Mittlerweile war sie eine wahre Verfechterin der Tradition und ließ einen Großteil der Manöver von ihren Signalgasts pfeifen. Ihr lapidarer Kommentar dazu war: Weil es schneller geht. Natürlich empfing Kei Takahara die Offiziere persönlich. Er begrüßte jeden einzelnen mit Salut und anschließend mit Händedruck. Makoto machte die selbstsichere und energische Art des kleinen Mannes Spaß. Er war selbst auch nicht gerade mit Größe gesegnet worden und freute sich wirklich jedes Mal, wenn einer der „Kleinen“, wie er die Bedauernswerten Menschen nannte, die der japanischen Norm entsprachen, eine große Leistung vollbrachte, die ihn auf eine Stufe mit den „Großen“, wie Akira oder Yoshi stellte. Admiral Richards sah den Untergebenen streng an. „Konteradmiral Takahara. Lassen Sie die Mannschaft im großen Hangar antreten.“ „Aye, aye, Sir. Mannschaft im großen Hangar antreten lassen.“ Er sah zu Ryon herüber, die sofort Signal pfeifen ließ. Dann klang ihre Stimme im ganzen Schiff auf. „Mannschaft, geordnet in Divisionen, im großen Hangar antreten!“ Kei machte eine einladende Bewegung. „Bitte hier entlang, Gentlemen.“ Als die Stabsoffiziere den Hangar betraten – drei von ihnen immerhin hochrangige Flaggoffiziere – war die Mannschaft bereits geschlossen versammelt. „Bitte treten Sie zu Ihrer Besatzung, Konteradmiral Takahara.“ „Aye, aye, Sir.“ Nun war die Crew der SUNDER komplett. Wie selbstverständlich stellte sich Makoto vor den Reihen auf. Eine eilig improvisierte Verbindung mit dem Lautsprechersystem wurde ihm auf ein Headset gelegt, welches er anlegte. „Besatzung der SUNDER. Ich verlese hiermit vier Befehle, auf Anweisung und unterschrieben von Executive Commander Eikichi Otomo, der Vertreterin der Arogad Jarah Arogad beziehungsweise Colonel Yohko Otomo und der jetzigen Verwalterin des Lehens von Aris Arogad, Solia Kalis beziehungsweise Division Commander Megumi Uno.“ Leises Raunen ging durch die Menge, bevor es den Abteilungschefs gelang, die Reihen zum verstummen zu bringen. Makoto nahm den ersten Befehl aus der Tasche. Er entfaltete ihn und las laut daraus hervor. „Hiermit wird Konteradmiral Kei Takahara, namentlich Kapitän des Schlachtschiffs SUNDER, von seinem temporären Rang als Konteradmiral entbunden. Seine Leistungen in diesem Rang waren vorbildlich und gereichen sowohl der jungen Tradition der Raumschifffahrt als auch der legendären erdgebundenen Schifffahrt zur Ehre. Die United Earth Mecha Force ist stolz auf diesen Kommandanten und bedauert, die Feldbeförderung zurückziehen zu müssen. Eine Bestätigung kann aufgrund der veränderten Rechtslage nicht erfolgen.“ Wieder ging ein leises Raunen durch die Menge, und diesmal hielten die Offiziere ihre Leute nicht zurück. Keis Gesicht erstarrte zur Maske. Makoto zog den zweiten Befehl hervor. „Im Namen der United Earth Mecha Force ergeht folgende Anordnung: Mit Dankbarkeit nimmt die UEMF zur Kenntnis, dass die Anelph die SUNDER als Leihgabe der Flotte zugeteilt haben. In Zeiten, in denen wir defacto aber nicht länger nur Verbündete sind, sondern dem gleichen Herrn dienen, ist diese Leihgabe nicht länger nötig. Die SUNDER wird vollends in die UEMF integriert, dient aber fortan unter Kommando der Anelph. Terranischen und kronosischen Offizieren und Mannschaften wird gestattet, auf andere Schiffe zu transferieren.“ Nun erfolgte ein erschrockenes, vielstimmiges Geräusch, das nicht mehr viel mit einem Raunen zu tun hatte. Makoto öffnete den dritten Befehl. „Im Namen von Haus Arogad ergeht folgender Befehl: Die freien Streitkräfte der Anelph sind fortan in die Hausstreitkräfte des Hauses integriert, unterstehen aber eigenem Befehl. Deshalb ergeht folgende Anweisung. Kommodore Takahara wird mit sofortiger Wirkung abgelöst und versetzt.“ Makoto musste kurz unterbrechen, weil das laute Gebrüll ihn übertönte. „Stattdessen“, fuhr er laut fort, laut genug, um den Lautsprechern Dissonanzen zu entlocken, „wird mit sofortiger Wirkung Kapitän Ban Shee Ryon zum Kommodore befördert und mit dem Kommando der SUNDER beauftragt. Beförderung und Kommando gelten ab sofort.“ Das versöhnte die Crew der SUNDER etwas. Makoto zog den vierten und letzten Befehl hervor. „Auf Anweisung von Solia Kalis, namentlich Division Commander Megumi Uno, ergeht folgende Anweisung. Die SUNDER hat sich schnellstmöglich der AURORA im Erdorbit anzuschließen. Die Teilnahme an der Rettungsaktion für Aris Arogad, namentlich Division Commander Akira Otomo, hat höchste Priorität.“ Wieder musste er einen Moment unterbrechen. Diesmal war es der Jubel, der ihn im Redefluss unterbrach. „Auf der AURORA hat sich die SUNDER bei dem Befehlshaber des Begleitverbandes zu melden, sprich dem Nachfolger von Admiral Richards, der mit sofortiger Wirkung die Regionaladmiralität als Vize-Admiral verstärkt. Ihre Meldung bei Kommodore Kei Takahara, zur Beförderung anstehend, hat nicht später als fünf Tage nach Verlassen der Werft zu erfolgen. Unter sämtliche Befehle für die SUNDER gezeichnet: Executive Commander Eikichi Otomo, Vertreterin der Arogad Jarah Arogad beziehungsweise Colonel Yohko Otomo und Verwalterin des Lehens von Aris Arogad, Solia Kalis beziehungsweise Division Commander Megumi Uno.“ Makoto sah auf. „Kommodore Ryon, die Mannschaft kann wegtreten.“ Eine Stunde später, nachdem sich der Trubel und die Aufregung gelegt hatten, saßen Kei und Makoto alleine in der Kajüte zusammen, die dem jungen Computerfreak so lange als Zuhause gedient hatte. Und die er nun für seinen ehemaligen Ersten Offizier räumen musste. „Du bist ein Arschloch, Mako-chan“, tadelte Kei grinsend und schenkte seinem Gegenüber einen neuen Schuss Scotch in sein Glas. „Du hast mich genauso auflaufen lassen wie Akira damals nach der Schlacht um den Mars.“ „Das gehört zur Ausbildung, Kei“, erwiderte Makoto und nippte an seinem Drink. „Damit du uns nicht abhebst.“ Kei lachte leise. „Ist vielleicht nicht so verkehrt.“ „Und, Kei? Wie läuft es mit dir und Ami?“ „WAS? Hat Takashi geplaudert?“ „Nein, das ist es nicht. Aber beim Rückflug habt ihr einander so auf der Pelle gehangen, da lag der Verdacht nahe.“ Zufrieden lehnte sich Makoto in seinem Sessel zurück. „Danke, dass du den Verdacht gerade bestätigt hast.“ „DU!“, rief Kei drohend, die Flasche zum Wurf erhoben, besann sich aber eines besseren. „Besser nicht. Der Scotch ist zwölf Jahre alt.“ „Na danke“, erwiderte der Taral amüsiert. „Also, wie läuft es?“ „Geht so. Sie ist zur Zeit dauernd auf der Erde, und wir sehen uns kaum. Außerdem hat sie mich verdammt an der Nase herumgeführt, bis ich endlich gemerkt habe, worum es ihr ging.“ „So sind sie, die Frauen. Wenn ich daran denke, wie ich mit Joan zusammengekommen bin… Frauen sind ein Geschenk des Himmels, aber der Teufel hat sie gemacht. Und das mit außerordentlicher Kreativität, Kei. Vergiss das nie, oder du wirst untergebuttert.“ „Bei Joan Reilley stelle ich es mir nett vor, untergebuttert zu werden“, warf Kei ein. „Zugegeben“, brummte Mako. Er griff in seine Jacke und zog einen fünften Befehl hervor. „Dein Marschbefehl, Kei. Sobald du auf der AURORA eintriffst, wirst du die Flottenzentrale Poseidon übernehmen. Sobald du deinen Fuß auf die AURORA setzt, wird außerdem deine Beförderung zum Konteradmiral aktiv. Diesmal ist es keine Feldbeförderung, sondern errungen und bestätigt durch deine Aktionen im Kanto-System gegen die Raider des Cores.“ „Steige ich nicht etwa schnell auf? Wann hat man jemals von einem einundzwanzigjährigen Konteradmiral gehört?“ „Als du noch zwanzig warst, hat es dich anscheinend nicht gestört, Kei“, tadelte Makoto. „Sieh es einfach ein. Es sind interessante Zeiten, und Menschen mit Talent wie wir beide steigen zu himmeljauchzenden Sphären auf, weil die üblichen Kriegsgewinnler, Kinder reicher Eltern und Arschkriecher mit der Materie noch nicht annähernd so vertraut sind wie wir beide. Also nimmt man das Beste, solange man kein Füllmaterial braucht.“ „Na, das kann ja ne Marine werden, wenn du Recht behältst“, erwiderte Kei amüsiert. Der Kommodore sah den General über den Rand seines Glases an. „Wann geht es los?“ „Drei Tage nachdem die SUNDER eintrifft, wird die Versorgung ihren Höhepunkt erreicht haben. Sakura übernimmt wieder das Kommando. Ich habe übrigens dafür gesorgt, dass Winslow befördert wird und ein neues Schiff bekommt. Die STADTHAGEN wird gerade ausgebaut und wird pünktlich zum Termin fertig sein. Frag mich nicht wieso, aber der alte Pirat ist geradezu versessen darauf, Akira zu retten. Hat irgendwas gemurmelt wie: Ich werde ihn jedenfalls nicht so schnell vergessen. Frag mich nicht, was das bedeuten soll.“ Kei hustete stark. Zu dem Thema hatte er anscheinend etwas zu sagen. „Was ist?“ „Schon gut. Wie sieht es weiter aus?“ „Wir haben zwanzig Schiffe nach Kanto geschickt. Die gleiche Zahl patrouilliert die Nachbarsysteme. Dadurch stehen die Hekatoncheiren komplett für die AURORA-Mission zur Verfügung, ohne unser Bündnis zu vernachlässigen. Ich meine, wir sind zwar jetzt alle ein wenig Arogad, aber deshalb können wir unsere Präsenz bei unseren allerersten Verbündeten nicht vernachlässigen.“ „Gemeinsam bluten, eh? Mako, du hast eine sehr dunkle und sehr primitive Seite.“ „Ich weiß. Hast du schon die Gans geschlachtet, mit deren Blut wir uns nachher gegenseitig Runen der Verbrüderung auf den nackten Körper schmieren werden?“ „Nein. Ich dachte, wir beißen ihr gemeinsam den Kopf ab“, erwiderte Kei sarkastisch. „Oh, welche Ehre.“ Die beiden Männer musterten sich einen Moment und brachen dann in lautes Gelächter aus. „Ausgerechnet wir beide. In einem martialischen Männerritual. Was für ein Gedanke.“ „Ja“, bestätigte Makoto. „In so einer Szene stellt man sich eher Kenji und Takashi vor.“ „Himmel, es gibt Leute, die dafür bezahlen würden, so etwas zu sehen.“ Wieder lachten die beiden. „Kriegen wir eine ähnlich starke Begleitflotte?“ „Fast. Wir bieten diesmal vier Bismarck auf. Auch die anderen Schiffe werden unmaßgeblich verstärkt. Aber durch Umverteilungen müssen mehrere Veteranenschiffe wieder auf grün runtergestuft werden. Aber wir kriegen die schon noch wieder auf den richtigen Level.“ Mako prostete dem anderen zu. „DU kriegst sie schon wieder hin.“ „Na danke.“ Kei fuhr sich mit einer Hand durch den weißen Schopf. „Grau kann ich zum Glück ja nicht mehr werden.“ „Du könntest eine Glatze kriegen“, warf Mako ein. „Monster.“ „Ich zähle nur die Fakten auf.“ „Ich hasse dich.“ „Ich liebe dich auch.“ Kei schnaubte auf und prustete dabei Whisky durch die Nase. „Mistkerl“, tadelte er. Nachdem er sich abgetrocknet hatte, fragt er ernst: „Und? Wo wird es hingehen? Wo suchen wir zuerst nach diesem elenden Rumtreiber?“ „Wir haben nur einen Anhaltspunkt. Das ist eine Welt, die Akiras Vorfahren erobert haben, vor beinahe zweitausend Jahren.“ „Die Core-Welt“, stellte Kei zufrieden fest. „Also müssen wir ins Kaiserreich. Mann, werden die sich freuen, die AURORA zu sehen.“ „Das wollen wir doch hoffen“, erwiderte Makoto mit einem wölfischen Grinsen. „Stehen eigentlich alle Chancen gegen uns?“, fragte Kei nüchtern. „Die meisten.“ Der Kommodore erhob sein Glas und Makoto stieß an. „Dann ist ja alles wie immer, oder?“ 4. Ich stand auf der Schulter meines Knights, als ich den Abzug meiner Division beobachtete. Es war immer wieder ein Erlebnis, dabei zu zu sehen, wie dreitausend Soldaten, Männer wie Frauen, binnen weniger Stunden ein komplettes Feldlager abbrachen und Abmarschbereitschaft herstellten. Die unglaubliche militärische Disziplin bewirkte dabei wahre Wunder. Aber wahrscheinlich war meine fahrende Division sowieso die einzige, die sich solcher Geschwindigkeit rühmen konnte – immerhin waren wir es gewohnt, von der Kaiserin von Brennpunkt zu Brennpunkt geworfen zu werden. Kurz bevor die Klarmeldung kam, erschien im Norden eine schwarze Wand am Himmel. Ein anderes Wort für die zweihundert Atlas-Transportmaschinen gab es nicht. Die Schar der herankommenden Flugzeuge verdunkelte tatsächlich den Himmel. Auch hier stellte ich bewundernd die Präzision des Landemanövers fest. Die anschließende Verladeaktion hatte ich bereits hundert Male gesehen, aber dennoch war es faszinierend, dabei zu zu sehen, wie das Material der Division nach und nach in den großen gewölbten Bäuchen verschwand. Kurz nachdem sich die letzte Heckklappe der gigantischen Transporter geschlossen hatte, stiegen die ersten Atlas auf ihren Startdüsen senkrecht in den Mittagshimmel über der Normandie auf. Auch die ersten Knights erhoben sich als Begleitschutz in den unendlich blauen Himmel. „Mylord. Es wird Zeit“, klang Marias Stimme durch mein KommSet. „Was? Schon wieder? Du hast zuviel Energie“, neckte ich die Offizierin. Wie ich erwartet hatte, ließ sie ein entrüstetes MYLORD hören. Als wenn unsere Beziehung in der Division ein Geheimnis gewesen wäre. „Ich bin auf dem Weg“, brummte ich amüsiert und erklomm meinen Knight. Kurz darauf trat ich die Schubpedale für die Sprungdüsen durch und raste ebenfalls in den Mittagshimmel. „Salut für General Deveraux und ihre Division“, ordnete ich an. Kurz darauf blühte buntes Feuerwerk über dem Landstreifen auf, auf dem lediglich ein paar dunkle Flecken verkündeten, was sich noch wenige Stunden zuvor dort befunden hatte. Die Knights der französischen Division nahmen den Salut mit Feuerwerk entgegen, indem sie mit ihren Waffen auf die gigantischen Schilde schlugen. Ich glaubte fast, das Geräusch hier oben noch hören zu können. Es stimmte also doch: Aussätzigeneinheiten unter sich wurden schnell zu Freunden. Es war ein beruhigender, wenngleich ernüchternder Gedanke. „Abflug“, befahl ich ernst, bevor mich die Emotionen übermannen konnten. Nach und nach schwenkten die Atlas-Transporter mit den sie begleitenden Knights nach Norden ab. Uns erwartete ein Flug über den Pol, und von dort eine direkte Reise über Teile Sibiriens nach Japan, wo sich von Berger mit seinen Truppen reorganisierte. Ich bezweifelte, dass der Karriereoffizier sehr erbaut davon sein würde, ausgerechnet vom blutigen Herzog ins Gebet genommen zu werden. Aber das war genau der Grund, der mir diesen Job schmackhaft machte, der mich bei der Stange hielt. Ich entschied als einer der höchsten Inspektoren der Kaiserin über Leben und Tod, über Karrieren und Schicksale, und das Beste daran war, ich war absolut unbestechlich. Ein Mann wie ich, der die Abgründe des Hades gesehen hatte, der den Styx bereits einmal überquert hatte, war nicht mehr zu bedrohen, zu erschrecken, und nur schwer zu manipulieren. Ich konnte nach reinstem Wissen und Gewissen handeln. Die einzigen beiden Möglichkeiten, auf meine Entscheidungen Einfluss zu nehmen waren die Kaiserin selbst oder einer meiner Offiziere, die mir bei Gerichtsverhandlungen, Kriegsgerichtsverfahren und öffentlichen Entscheidungen zuarbeiteten. Vielleicht war ich deshalb der gefürchtetste der reisenden Herzöge. Menschen mit schlechtem Gewissen mussten ahnen, dass sie sich vor meinen Augen nicht freikaufen konnten. Ja, das machte den Job wirklich liebenswert. Drei Stunden später war die Armada über dem Nordpol. Es juckte mir in den Fingern, mitten in der finsteren Nordpolnacht landen zu lassen und bei minus fünfzig Grad dem einsamen Pfahl einen Besuch abzustatten, der den Nordpol markierte, aber angesichts der harschen Temperaturen ließ ich es dann doch. Weitere zwei Stunden darauf überquerten wir bereits Kamschatka. Die Sibirien vorgelagerte pazifische Halbinsel war Ausgangsbasis für die Hälfte aller Missionen in Amerika. In diesem Fall hatten auf ihr nicht nur die Vorbereitungen für die Landeoperation General von Bergers stattgefunden, über sie waren die Truppen auch zurückgeflutet. Verdammt, dreitausend Tote. Dreitausend! Meine ganze Division umfasste dreitausend Soldaten, aufgeteilt auf Knights, Infanterie, Panzerabteilungen, Nachschub und Logistik. Und von Berger schaffte genauso viele Menschen in schwarzen Säcken nach Hause. Ich schwor mir, wenn dieser Mann schuldig war, wenn er das Desaster verursacht hatte – aus Starrsinn, aus Angst, aus Geltungssucht oder weil ihm die Leben seiner gemeinen Soldaten egal waren – dann würde ich ihm zeigen, dass der Arm der Kaiserin erst recht zu den Generälen reichte. Und das ihre fahrenden Herzöge in der Lage waren, Gerechtigkeit geschehen zu lassen. „Mylord. Wir sind in Kurzwellenreichweite von Hokkaido.“ „Und dafür störst du mich, Carl?“, fragte ich mit einem Seufzen. Der kleinere Mann runzelte die Stirn. „Es gibt Unregelmäßigkeiten in der Kommunikation, Mylord.“ „Unregelmäßigkeiten?“ Meine Leute gehörten zu den Besten. Wenn Carl Harris von Unregelmäßigkeiten sprach, dann schrillten bei mir die Alarmglocken. „Sie sprechen akzentfreies englisch, Mylord. Und als wäre das nicht ungewöhnlich genug, vermissen wir einen Großteil der Routinekommunikation zwischen den einzelnen Stationen.“ Englisch war die international anerkannte Gemeinsprache des Flugverkehrs, ein Trostpflaster, das man dem König von England zugestehen musste, damit er der kaiserlichen Allianz beitrat. Deshalb war es nicht verwunderlich, dass die japanischen Stationen auf Englisch kommunizierten. Genau gesagt mussten sie es sogar. Aber wenn ich eines wusste, dann dass die meisten Japaner, sofern sie es überhaupt lernten, mit englisch gewaltig auf dem Kriegsfuß standen. Grund genug, um sich darüber Gedanken zu machen. Entweder um ein paar pfiffige Soldaten unauffällig ein paar Ränge zu fördern, oder um misstrauisch zu werden. Die Tatsache, dass ein Großteil der internen Kommunikation fehlte, ließ mich zu letzterem neigen. „Alarm für die gesamte Division“, befahl ich. „Jawohl, Mylord. Alarm für die gesamte Division. Darf ich empfehlen, sofort mit der kaiserlichen Residenz Edo zu kommunizieren?“ „Gut, Carl, rufen Sie Edo an, aber erst nachdem die Knights ihre Abwehrstellungen um die Luftflotte eingenommen haben.“ „Sehr wohl, Mylord.“ Harris griff an sein Kinn und aktivierte ein KommSet. „Befehl seiner Lordschaft: Alarm für die ganze Division! Ich wiederhole: Alarm für die ganze Division!“ Ich konnte es regelrecht vor mir sehen, wie nun an Bord der Atlas-Maschinen die Hektik ausbrach. Gesehen hatte ich es oft genug. Alles was nicht ohnehin schon angezurrt war, wurde nun befestigt, weitere schwere Güter doppelt gesichert. Die Infanteristen drängten sich nun vor den Magazinen, um ihre Fallschirme zu empfangen, falls ein Landungsangriff erforderlich wurde. Und die Panzer machten sich bereit, abgeworfen zu werden. Weitere Knights schleusten aus und reihten sich ein. Die Abwehrphalanx stand, mit mir an der Spitze. Es war schon so oft gedrillt worden, dass es jedem Soldaten in Fleisch und Blut übergegangen war. Und genau das war der Grund für unser Überleben. „Wir erreichen die Landgrenze von Hokkaido, Mylord.“ „Gut, Carl. Funken Sie Edo an.“ „Jawohl, Mylord.“ „Julian.“ Lieutenant Colonel Andrews meldete sich sofort. „Mylord?“ „Sollten wir beschossen werden, so unwahrscheinlich das klingen mag, führe einen Fernbeschuss durch. Ich wünsche Effizienz durch Geschwindigkeit, nicht durch Präzision.“ „Ich habe verstanden, Mylord.“ „Nicht, das ich glaube, wir würden ausgerechnet über Japan beschossen werden“, fügte ich hinzu. „Raketenbeschuss, Mylord! Die Abwehrstellungen auf Hokkaido greifen uns an.“ „Abfangen. Julian, dein Auftritt.“ „Sehr wohl, Mylord!“ Über fünfzig Knights verließen unsere Formation und strebten dem Erdboden entgegen. Vor, zwischen und unter uns explodierten Granaten der Luftabwehr. Unwillkürlich fragte ich mich, wer hier gerade mit seinem Leben spielte. War von Berger wahnsinnig genug, sich ausgerechnet gegen den blutigen Herzog zu stellen? Dann war seine Vernichtung nicht mehr fern. Und wenn ein Atlas, ein einziger Atlas meiner persönlichen Division abgeschossen wurde, wenn ich auch nur einen Mann durch diesen Akt verlor, dann würde ich… Dann sollte… „Mylord, wir können keinen Kontakt mit Edo etablieren!“ „Wir bereiten eine Landeoperation vor. Primärziel ist die kaiserliche Residenz. Die Bodentruppen gehen um und in Edo in Stellung. Die Knights bilden Abwehrgürtel über der Bucht und über der Stadt, bis wir wissen, was hier passiert. Julian, wie weit bist du?“ „Ich bin vielleicht nicht euer Cousin, Mylord, aber so ein paar Popelige Raketen und Abwehrstellungen kriege ich noch in den Griff. Eine Minute, bitte.“ Ich grinste dünn. Es war vielleicht nicht besonders klug, mich an meinen Cousin zu erinnern, der zusammen mit meiner Schwester desertiert war. „Du hast deine Minute, Julian.“ In der Luft explodierten die Raketen, lange bevor sie ihre Ziele erreichen konnten. Das Flakfeuer ebbte ab und erstarb dann ganz, während die Knight-Abteilung unter uns ganze Arbeit leistete. Aber noch immer wusste ich nicht, woran ich war, was gespielt wurde. Im schlimmsten Fall gerieten wir mitten in einen Invasionsversuch der Republik, im besten versuchte nur jemand, den Blutherzog auszuschalten. „Maria, hast du Informationen für mich?“ „Leider nein, Mylord. Ich fange Routinemeldungen auf, aber die kommen anscheinend alle aus der Konserve. Ein paar Mal haben meine Leute ein paar stark gestörte Funkanrufe empfangen und wir sind noch bei der Bearbeitung. Aber bisher lässt sich noch nichts sagen.“ „Das ist übel! Mensch, Major, ich brauche Fakten!“ „Das weiß ich, Mylord! Und ich könnte schneller arbeiten, wenn seine Lordschaft mich arbeiten lassen würde!“ Ich schluckte meinen Ärger runter. Richtig, mit den harschen Worten tat ich ihr Unrecht. Ich wusste selbst wie kompetent sie war, wie hart sie arbeitete. „Entschuldige.“ „Da gibt es nichts zu entschuldigen. Du tust deinen Job, ich tue meinen, okay?“ Zögerlich fügte sie hinzu: „Mylord.“ Ein Lächeln huschte über mein Gesicht. Sie war großartig, einfach großartig. „Na, dann will ich mal meinen Job machen. Carl!“ „Mylord?“ „Fanfaren.“ „Sehr wohl, Mylord.“ Sekunden später fuhren die stärksten Sender der Division hoch und sendeten mit Maximalenergie das Erkennungssignal der Division, des wandernden Herzogs und mein persönliches Signal. Jeder kaiserliche Soldat, der einen Empfänger bei sich trug, würde nun wissen, dass ein fahrender Herzog nahte – übrigens auch jeder Feind. „Wir verlassen das Land über Hokkaido und nähern uns der Hauptinsel Honshu, Mylord.“ „Wir gehen weiter wie ich befohlen habe. Es wird auf jeden gefeuert, der es wagt, seine Waffe gegen mich zu erheben, selbst wenn es die Leibwache der Kaiserin ist.“ Aufgeregtes Gelächter erklang auf der Frequenz. Die Kommandeure und Knights schienen sich über den Gedanken zu amüsieren, sich die arroganten Leibwachen der Kaiserin einmal vornehmen zu können. Bei den letzten Jousts hatten sie jedenfalls haushoch verloren. „Die Sicherheit ihrer Majestät hat absoluten Vorrang vor allem anderen!“, blaffte ich hart, eigentlich härter als ich wollte. Versöhnlicher fügte ich hinzu: „Sobald ihre Majestät sicher ist, gilt als zweite Priorität der Schutz der Zivilbevölkerung.“ „Jawohl, Mylord!“ „Wir erreichen Honshu, Mylord. Und wenn ich das anmerken darf, wir werden erneut beschossen. Die ID-Transponder der Stellungen weisen sie zudem als republikanische Einheiten aus.“ Ich stutzte. Und die wildesten Phantasien brandeten durch meinen Geist. Was wenn eine republikanische Armee den zurückflutenden Truppen des Generals von Berger gefolgt war? Was wenn sie zuerst Hokkaido erobert hatte und dort den Anschein eines normalen Betriebes simuliert hatte? Und was, wenn sie später auf die Hauptinsel gestürmt war? Vielleicht gerade jetzt? Waren wir mitten in den Eroberungskampf um Edo geplatzt? Entschlossen umklammerte ich die Steuerungssticks meines Knights stärker. Nun, diese Woche hatte viel zu viele Tote und ein verdammt gutes Turnier gesehen. Ich hatte nicht vor, die Mächtigen dieser Welt weiter ihre Spiele spielen zu lassen. Nicht wenn ich in der Nähe war. „Feuer frei auf alle Stellungen aus denen Beschuss erfolgt“, sagte ich ernst. Carl Harris bestätigte sofort und ohne Widerworte. Kurz darauf lag die Küstenabwehr von Honshu hinter uns; unser Kurs auf Edo war fest. „Hergehört, Leute. Wenn es irgendwie möglich ist, landen die Bodentruppen in und um Edo. Sollten die Feindverbände zu stark sein, suchen wir uns einen guten Platz außerhalb. Wenn das Gelände bereits in der Hand des Feindes ist, bauen die Bodentruppen einen Abwehrgürtel in der Nähe der Stadt auf, der uns als Zufluchtsort und Sammelpunkt aller loyalen Kräfte dient. Derweil gehen die Knights rein und sichern die Flucht ihrer kaiserlichen Majestät.“ „Jawohl, Mylord.“ „Betet, dass es noch nicht so schlimm ist.“ Es war schlimmer, viel schlimmer. Aber es gab noch keine Entscheidung. Im Norden der Hauptstadt hatte sich eine Front etabliert, republikanische Kräfte und kaiserliche Einheiten standen sich hier im Schlagabtausch gegenüber. „Alter Plan! Die Infanterie sichert Edo! Julian, du kommst mit deinen Leuten mit mir!“ „Jawohl, Mylord!“ Wir schwenkten ab und wurden bereits vom Abwehrfeuer der Republikaner erwartet, während die Atlas-Transporter, von den anderen Knights gedeckt, bis nach Edo flogen und dort auf Plätzen und Straßen landeten, um Abwehrstellungen einzunehmen. „Carl, dreh die Fanfaren auf Maximum!“, befahl ich gepresst.“ „Jawohl, Mylord!“, rief Harris begeistert. Kurz darauf erklang ein fürchterliches Feedback, welches grauenhaft an meinen Nerven zerrte. Oh ja, Harris hatte wirklich auf Maximum gedreht. Bei manchen mochte es gereicht haben, um die Plomben zu lockern. Ich sah der Erfolg dieser Maßnahme, als die Frontreihen der Knights und Bodentruppen ins Stocken gerieten. Automatisch zog ich meinen Knight zwischen die kämpfenden Einheiten. Als die Maschine auf dem Boden landete, tat sie dies mit einer Leichtigkeit, als wäre sie ein kleiner Junge von zwanzig Kilo, und keine vierzig Tonnen schwere Kriegsmaschine. „Mein Name ist Akira von den Otomo!“, rief ich, und meine Stimme wurde von den hervorragenden Lautsprechern meines Knights und der anderen Maschinen verstärkt. „Ich bin fahrender Herzog ihrer kaiserlichen Majestät Anastasia! Republik-Kommandeur, Ihr Invasionsversuch ist gescheitert. Ziehen Sie sich und Ihre Truppen sofort zurück. Ich gewähre Ihnen freien Abzug und räume Ihnen ein großzügiges Zeitlimit zum bergen Ihrer Verwundeten und Toten ein. Nehmen Sie an, oder sehen Sie dem Tod ins Auge!“ Innerlich zitterte ich. Nicht vor Erregung oder Angst. Nein, es war Gram. Gram darüber, dass mein Gegenüber auf der Republik-Seite vielleicht nicht auf meine Forderung einging. Dass ich Menschen töten musste, die letztendlich meiner Schwester dienten und glaubten für eine gute Sache zu arbeiten. Dass ich erneut die voll modellierten Hände meines Knights blutrot färben musste – ironischerweise mit Blut. Vater, darauf hattest du mich nie vorbereitet. „Akira von den Otomo! Die Lilienkaiserin bietet euch an, sofort in ihren Dienst zu treten und…“ „Abgelehnt!“, blaffte ich. „Sie haben fünf Minuten für die Entscheidung, meine Bedingungen anzunehmen!“ „Das ist nicht so einfach, Mylord Otomo! Ich habe meine Befehle und…“ „IHR ANGRIFF IST GESCHEITERT! Wie viele Leute haben Sie bereits verloren? Sollen noch mehr hinzukommen? Und reichen die Toten an der amerikanischen Westküste noch nicht aus? Sollen wir auf Teufel komm raus noch ein paar hinzufügen?“ „Nein, Mylord. Ich nehme Ihre Bedingungen an. Geben Sie mir und meinen Leuten fünf Stunden für den Abmarsch.“ „Gewährt.“ „Mylord. Ihre kaiserliche Hoheit ist gesichert. Wir haben den Schutzwall der kaiserlichen Wachen verstärkt und patrouillieren die Stadt.“ „Gute Arbeit, Carl. Weiter so.“ „Ja, Mylord.“ „Kaiserliche Truppen! Dies ist die Gelegenheit! Zum Angriff auf…“ „STOPP!“, blaffte ich wütend. „Die kaiserlichen Truppen halten ihre Stellungen!“ „Dies ist die Gelegenheit, sie anzugreifen wenn sie am verletzlichsten sind!“, erklang eine trotzige Stimme, die ich als jene erkannte, die den Angriffsbefehl gegeben hatte. Ich wandte meinen Knight um und hob die schwere Klinge in der Rechten. „In diesem Moment spreche ich mit der Stimme der Kaiserin. Alle Streitkräfte halten ihre Positionen. Wer dem zuwider handelt, wird bestraft!“ „Aber sie fliehen! Sie verschwinden! Dies ist unsere Gelegenheit! Wir werden einen glorreichen Sieg erringen und…“ „HALT DIE KLAPPE!“ Endlich hatte ich den Sprecher identifiziert. Ich ließ meinen Knight springen, landete vor dem schweren Modell des Sprechers und warf die sechzig Tonnen schwere Konstruktion um. „Abgesehen davon, dass ich Truppen nicht traue, die ein angreifendes republikanisches Heer erst auf der Hauptinsel Honshu verlangsamen können, und abgesehen davon, dass ich nicht die Leben meiner Leute riskiere, um mit diesen Stümpern zu kämpfen, ist da hinten immer noch Edo! Edo ist kaiserliche Residenz und fasst zwanzig Millionen Menschen! Und zu allem Überdruss befindet sich ihre kaiserliche Majestät in der Stadt! Ich werde kein Risiko eingehen, weder für ihre Majestät, noch für die Bürger dieser Stadt, wenn ich einen Kampf vermeiden kann, der Tod und Verwüstung über sie bringt!“ Ich ließ den Knight einmal um die eigene Achse rotieren. „Sei es kaiserlicher Gardist, sei es republikanischer Pilot. Wer immer zu kämpfen wünscht, muss sich zuerst mit mir messen! Und glauben Sie mir, wenn es um so viele Menschenleben geht, bin ich nicht zimperlich!“ Das Geräusch der überschweren Kanone eines Knights klang hinter mir auf. „Und nur um es klarzustellen“, klang die Stimme von Julian Andrews auf, während er seinen Knight über die rauchenden Trümmer eines kaiserlichen Knights beugte, „wenn Mylord sagt, dass sich die Hitzköpfe mit ihm messen müssen, so gibt es noch immer eine Reihenfolge. Wer meinem Herzog an den Kragen will, muss zuerst an seinen treuen Knights vorbei!“ Auf die letzten Worte folgte Jubel, Jubel der von meinen Leuten stammte. Ich schnaubte zufrieden aus. „Also?“ Es verwunderte mich nicht, dass sich niemand mehr meldete. Epilog: Die junge Frau, die als die Herrin des Paradieses der Daima und Daina galt, schüttelte traurig den Kopf. „So habe ich mir das nicht vorgestellt. So sollte Akira nicht sein. Ich werde eine neue Simulation ansetzen.“ Die ältere Frau mit dem schwarzen Kapuzenkleid hingegen lächelte leicht. „Dafür aber ist er genau so, wie ich es mir gewünscht habe. Willkommen im Team, Akira Otomo.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)