Angel´s Secret von himachan (Hunting for the Truth) ================================================================================ Kapitel 14: A View to a Death ----------------------------- Endlich hab ich es fertig, das neue Kapitel! Dieses Mal hat es wirklich extrem lange gedauert und schuld war natürlich wieder mal die Schule *wie sonst* Aber jetzt ist es fertig und ich hoffe, ihr lasst euch nicht vom Titel abschrecken, so schlimm wird es schon nicht werden *lach* Und als kleine Entschuldigung ist es auch recht lang geworden, also hoffe ich mal, dass es euch auch gefällt *nod* Viel Spaß also beim Lesen! *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* 14. Kapitel A View to a Death „Wie jetzt, großartig?“, meldete sich ein völlig verwirrter Hyde nach einer langen Minute des Schweigens wieder zu Wort, in der Megumi ihren begeisterten Blick kein einziges Mal von ihm abgewandt hatte. „Du sollst mich heiraten und ich liebe einen Mann… was kann denn daran großartig für dich sein?“ Hyde mochte ja zugeben, dass er noch nie gut darin gewesen war, herauszufinden was in den Köpfen von Frauen vor sich ging, aber dass er hier mit einer saß, die sich auch noch freute, nachdem sie wusste, wem sein Herz gehörte, war schon mehr als angsteinflössend. Für eines hatte der Schock aber zugegebenermaßen gesorgt, er war wieder hellwach. Megumi ihrerseits schien auch wirklich nichts aus der Ruhe bringen zu können, sie blickte nur einmal kurz zur Tür, wie um sich zu vergewissern, dass niemand sie belauschen konnte, dann setzte sie mit wohlwollendem Lächeln zu einer Erklärung an. „Ach was Heirat! Natürlich hätte ich nichts dagegen gehabt so einen berühmten und noch dazu gutaussehenden Ehemann zu bekommen. Doch allein schon der Gedanke, was du zusammen mit Gackt für ein Traumpaar abgibst, hach! Da werd ich doch nicht mehr an so etwas denken. Und ich bin sicher nicht die erste, die findet, dass ihr perfekt zusammenpasst. Wenn du nur wüsstest, was im Internet so über euch kursiert!“ Die Schwarzhaarige grinste Hyde vielsagend zu, der natürlich sofort rosa anlief. „Du würdest Augen machen, die Fantasie von euren Fans kennt in der Beziehung wirklich keine Grenzen. Und…“, Megumi machte eine dramatische Pause, „ich bin die erste, die weiß, dass ihr auch in echt ein Paar seid!“ Ein blendendes Stahlen folgte auf diese Worte hin. „Gewesen seid“, berichtigte Hyde mit einem Seufzen. Gleichzeitig schwor er sich niemals wissen zu wollen, was in den Untiefen des Internets alles über ihn und Gackt zu finden war. Nein, er hatte nicht die geringste Lust darauf, herauszufinden auf welche Fantasien Fans kommen konnten. Die Bekanntschaft mit einer von dieser Sorte reichte wohl für sein restliches Leben, das, wenn er seinem Onkel weiter so entgegen trat, eh nicht mehr besonders lang sein würde. „Ich habe alles falsch gemacht!“ Wütend auf sich selber ließ sich der Sänger wieder in die Kissen sinken. „Ohne mit Gackt zu reden, bin ich einfach abgehauen. Und jetzt sitz ich hier fest, wobei ich froh sein kann, wenn mein Onkel nicht mit noch mehr Überraschungen als dieser Hochzeit ankommt. Gackt werde ich frühestens bei seinem nächsten Fernsehauftritt zu Gesicht bekommen, wenn ich bis dahin nicht vor Sehnsucht schon gestorben bin. Denn ja, ich vermisse ihn furchtbar!“ Mittlerweile war es dem Sänger egal, wie viel er Megumi über sich preisgab, die Frau schien ihn sowieso recht genau zu kennen. Und wer war zum Ausheulen besser geeignet, als jemand, der so fanatisch auf ihre Beziehung versessen war wie Megumi? „Es ist doch völlig unmöglich, dass wir uns auch nur noch einmal sehen können, selbst wenn mich Gackt zurück haben will.“ Was ich mehr als alles in der Welt hoffe, fügte er in Gedanken hinzu. „Aber ich stecke bis zum Hals in dieser verfluchten Organisation von meinem Onkel fest und Gackt gehört zu…“ Hyde stocke, fast hätte er ´zum Geheimdienst´ gesagt, aber durfte er Megumi wirklich so viel anvertrauen? Okay, seine Gefühle kannte sie auch ohne ihn danach gefragt zu haben, doch auch wenn ihm die Frau mehr als nur ein bisschen verrückt vorkam, gehörte auch sie zum Waffenschmuggelring. Mehr noch, Megumi war die Tochter eines ziemlich hohen Tieres und er hatte nicht die leiseste Ahnung auf welcher Seite sie selber in der ganzen Angelegenheit stand. Konnte er ihr also wirklich sein Vertrauen schenken? Wie als hätte Megumi geahnt, was sich hinter Hydes angespannt gerunzelter Stirn abspielte, änderte sich für einen kurzen Moment ihr Lächeln und sie machte mehr den Eindruck einer Frau, die ganz genau wusste, was sie im Leben wollte und wie sie ihre eigenen Ziele erreichen konnte. „Ich mag dich, Hyde“, sagte sie dann unvermittelt. „und ich kann nicht mit ansehen, wie du in Quälereien versinkst, weil du glaubst alles mit deiner große Liebe vermasselt zu haben, besonders, wenn es sich dabei um Gackt handelt. Vielleicht wirke ich nicht sehr, na ja, normal auf dich“, darauf konnte Hyde nur zustimmend nicken, „trotzdem kannst du mir vertrauen, denn ich möchte dir helfen. Wir stehen beide auf der selben Seite!“ Noch immer sah Hyde die Frau im hellblauen Kostüm mit Skepsis im Blick an. „Schön und gut, dass du meine Beziehung retten willst. Aber woher weiß ich, dass du mich nicht irgendwann an meinen Onkel verraten wirst? Wie kann ich dir da die ganze Wahrheit sagen?“, fragte Hyde und schloss die Augen. Einen Verbündeten zu haben, hier in den Mauern seines Gefängnisses, war schon ein sehr verlockender Gedanke. Ein Gedanke, dem Hyde nur zu gerne nachhing. Erneut unterbrach die klare Stimme von Megumi seine Überlegungen. „Was hast du jetzt noch zu verlieren? Ich kann dir weitaus mehr helfen, als du denkst. Niemand wird Verdacht schöpfen, wenn wir uns vertraut unterhalten, dein Onkel würde sich darüber nur freuen. Denn je schneller er uns verheiratet weiß, desto schneller ist er seinen unbeugsamen Neffen los. Du willst Gackt wiedersehen? Also gut, ich werde dir dabei nur zu gerne helfen. Doch vorher erzählst du mir alles über die Geschehnisse der letzten Tage.“ Strahlend und trotzdem mit einer gewissen Strenge blickte Megumi zu Hyde hinunter. Dieser nickte schließlich ergeben. Sein Wunsch nach einem Verbündeten, seine Sehnsucht nach Gackt und die Hoffnung, dass diese verrückte Megumi ihm tatsächlich helfen konnte, siegte über all die Zweifel und Ängste in seinem Herzen. Er hatte schon so viele Fehler begangen, hatte nie jemandem vertraut, selbst Gackt hatte er letztendlich die ganze Zeit belogen; dieses eine Mal wollte er es wenigstens schaffen einem Menschen sein Vertrauen zu schenken und sei es nur, um seinen Geliebten wiederzusehen. „In Ordnung“, antwortete der Sänger deshalb und hoffte inständig mit diesen Worten seine Fehlerquote nicht noch weiter zu erhöhen. Megumis Reaktion bestand mal wieder aus einem Quietschen und einem funkensprühenden Blick, doch selbst das schaffte es nicht Hydes Entschluss rückgängig zu machen. Er wollte Gackt wieder haben, dafür würde er noch weit mehr ertragen, als nur Megumis Freudenbekundungen. „Sehr schön!“, freute sie sich. „Ich bringe euch wieder zusammen und dafür bekomm ich dann einen hochromantischen Kuss zu sehen!“ Während Megumi kicherte, wurde Hyde augenblicklich wieder rosa. „Und vielleicht ist Gackt sogar näher als du denkst…“, fügte sie noch zwinkernd hinzu. Obwohl er es selber fast nicht mehr für möglich gehalten hatte, stand Gackt irgendwann tatsächlich wieder vor seiner Haustür. Es hatte ihn einige Mühe gekostet den Weg nach Hause zu finden, vor allem, weil er sich den Standpunk vom Anwesen der Takarais, denn darum musste es sich bei der Villa einfach handeln, alle paar Sekunden wieder ins Gedächtnis rief. Denn was nützte es ihm den Irrgarten lebend zu verlassen, Hyde anschließend aber nicht wieder zu finden? Nachdem das Motorrad mit einem Platz an der Hauswand vorlieb genommen hatte, betrat Gackt zum ersten Mal seit einer Ewigkeit, so kam es ihm jedenfalls vor, seinen eigenen Flur. Aus dem einfachen Grund, dass sich in seinen Koffern und Taschen zwar genug Klamotten für die nächsten zwei Monate befanden, aber leider nichts, was sich für einen Einbruch eignete, hatte er darauf verzichtet zu Hydes Wohnung zu fahren und war stattdessen zur Abwechslung bei seiner eigenen gelandet. Ohne Licht anzumachen, ging der Braunhaarige sofort ins Schlafzimmer, öffnete den Kleiderschrank und kramte in der hintersten Ecke nach dem Stapel Einsatzklamotten. In Rekordzeit vollzog Gackt die Verwandlung vom gefeierten Sänger in einen brauchbaren Geheimagenten mit kugelsicherer Weste. Nachdem er auch die passenden schwarzen Handschuhe gefunden hatte, erlaubte er sich für einen Moment einen Blick in den Spiegel und nickte seinem Spiegelbild selbstsicher zu. Mit diesem Aussehen musste die Rettungsaktion jetzt einfach klappen. Schnell zog er noch zwei geladene Pistolen hervor, bevor er das Zimmer wieder verließ und den nächsten Zwischenstopp im Wohnzimmer einlegte. Um auf Nummer sicher zu gehen, suchte Gackt einen Stadtplan und rief sich zum wiederholten Mal die zurückgelegte Strecke ins Gedächtnis, die er anschließend auf dem Stadtplan markierte. Ein dickes rotes Kreuz platzierte er an die Stelle der Takarai-Villa. Diesen Weg würde er bestimmt nicht mehr so schnell vergessen, dachte Gackt und legte den Stadtplan zusammengefaltet auf den Couchtisch. Die Dämmerung deutete sich schon am Horizont an, als der Schwarzgekleidete zurück zum Motorrad ging. Es war also höchste Zeit loszufahren und das Versprechen einzulösen; bevor die Sonne aufging, hatte Gackt sich geschworen wieder vor dem Tor zu stehen und dieses Mal Hyde zu retten. Trotzdem überkamen ihn leichte Gewissensbisse, während er den Motor startete. Fast schon konnte er Naruse-sans aufgebrachtes Gesicht vor sich sehen und hören, wie er ihn lauthals zur Rede stellte. Denn was Gackt mit dieser Aktion vorhatte, verstieß gleich gegen ein Duzend Regeln des Geheimdienstes. Einen Alleingang zu starten, gegen die ausdrückliche Anweisung des Chefs sich die nächsten paar Tage zurückzuhalten und auszuruhen, wenn er da mit einer kurzzeitigen Suspendierung durchkam, konnte er noch zufrieden sein. Ihm war durchaus klar, dass sein Eindringen in die Villa gefährlich war, wenn nicht sogar selbstmörderisch. Auch wenn Gackt sich gerne im Mittelpunkt sah und nichts gegen ein bisschen Publicity einzuwenden hatte, er war nicht so dumm, anzunehmen Hyde ohne Probleme befreien zu können. Nein, er stellte sich auf Gegenwehr ein, doch für seinen Geliebten war er bereit in die Höhle des Löwen zu gehen. Die Konsequenzen seines Handelns waren ihm egal, ihm, aber seinem Chef sicher nicht. Doch bis eine großangelegte Aktion geplant war, wer weiß was Takarai Shinobu in der Zwischenzeit mit seinem Hyde angestellt hatte. Gackt musste jetzt handeln, jetzt in diesem Augenblick. Er würde es sich niemals verzeihen können, sollte er zu spät kommen, nur weil er die Regeln befolgt hatte. Was waren die billigen Geheimdienstregeln schon im Vergleich zum Leben des einzigen Menschen, dem sein Herz gehörte? Deshalb verzichtete er auf einen Anruf im Hauptquartier, früher oder später würden seine Kollegen schon von seiner Aktion Wind bekommen und bis dahin, war Hyde hoffentlich längst nicht mehr in der Schusslinie. Das Geräusch des Motors heulte durch die Straßen und jede Minute, die verstrich, brachte Gackt näher an sein Ziel. Er musste lächeln, als er daran dachte, wie aus ihm, dem gestern noch so stürmisch bejubelten Sänger in wenigen Stunden ein Einbrecher geworden war. Bei dem, was er gleich tun würde, fiel es auch nicht weiter ins Gewicht, dass es sich bei dem Motorrad um Diebesgut handelte. Nur gut, dass niemand von seinen Fans von dieser Seite an ihm etwas ahnte. Ein Diebstahl machte sich sicher nicht sehr vorteilhaft neben der Bemerkung, dass er zum sexiest man in Japan gewählt worden war. Sein Ego befand sich auf einem bedeutet höheren Level, als Gackt zum zweiten Mal innerhalb weniger Stunden vor dem hohen Zaun um die herrschaftliche Villa der Takarais zum Stehen kam. Da konnte er zur Abwechslung wirklich mal auf sein Gedächtnis stolz sein. Wegen der Tatsache, dass er sich nicht ein einziges Mal verfahren hatte, war er auch recht positiv gestimmt und begann erneut nach einer passenden Stelle zu suchen, um über den Zaun zu klettern. Da seine Kleidung keine Behinderung mehr darstellte, schaffte es der Braunhaarige auch schnell und vor allen Dingen ohne ein Geräusch zu verursachen sich mit Hilfe eines kleinen Hakens an der Mauer entlang nach oben zu ziehen. Ein Blick auf die andere Seite zeigte ihm einen üppigen und weitläufigen Garten, den viele schon von der Straße sichtbare Bäume und leuchtende Blumen zierten. Erst ein ganzes Stück weit entfernt ragte die Villa in ihrer ganzen Pracht auf. Hätte es Gackt nicht besser gewusst, so wäre er bei diesem wahrhaft paradiesischen Anblick sicher nicht auf die Idee gekommen, es handle sich hier um den Sitz einer Schmugglerbande. Er musste schon zugeben, dass die ersten Sonnenstrahlen ein Versteck zeigten, wie es besser nicht hätte sein können. Doch leider fiel sein Blick nicht nur auf das schöne Anwesen, sondern auch auf weitaus unangenehmere Dinge. Direkt vor seinen Augen befand sich ein dünnes Kabel, das einmal über die gesamte Länge des Zauns führte und an mehreren Stellen für den Bruchteil einer Sekunde rot aufblinkte. Um zu erkennen, worum es sich handelte, musste Gackt noch nicht mal eine langjährige Ausbildung als Agent hinter sich haben. „Ne Alarmanlage, war ja klar“, murmelte er leise. Bevor er allerdings Zeit hatte das Gerät genauer unter die Lupe zu nehmen, sah er gerade noch rechtzeitig die nächste technische Errungenschaft. Ruckartig duckte er sich unter der Überwachungskamera weg, die gerade erbarmungslos ihren Kopf in seine Richtung drehte. Noch einen Moment länger und sein Gesicht wäre in aller Schönheit auf den sicherlich vorhandenen Bildschirmen in der Villa aufgetaucht; auf diese Form der Medienpräsens konnte er aber gut und gerne verzichten. „Vielleicht hätte ich die Maske doch nicht weglassen sollen“, überlegte Gackt und verfluchte kurz seinen Hang sich immer nur perfekt gestylt in die Öffentlichkeit zu begeben, selbst dann, wenn er überhaupt nicht gesehen werden wollte. Er konnte nur hoffen, dass ihm diese Angewohnheit hier nicht zum Verhängnis wurde, denn solch ein Glück wie eben, hatte er bestimmt nicht immer. Nachdem der Sänger die Kamera für einen Moment beobachtet hatte, wusste für wie viele Sekunden sie nicht direkt auf ihn gerichtet war und auch, dass es zum Glück nur eine von der Sorte gab, zog er sich blitzschnell weiter hoch. Er verlagerte sein Gewicht und schwang die Beine dann in hohem Bogen über die Mauer. Mit einem leichten Aufklatschen, aber ohne das Kabel der Alarmanlage berührt zu haben, landete er im perfekt gestutztem Gras. Damit war der erste Teil des Einbruchs geglückt, doch noch war es zu früh um aufzuatmen, die technische Verteidigung war bestimmt immer noch harmloser als die menschliche. Mit ihrem üblichen Lächeln auf den Lippen verließ Megumi das Zimmer des kleinen Sängers. Hyde hatte nach einigem Drängen ihrerseits nachgegeben und nun war sie, wohl als erste Frau auf diesem Planeten, bestens in die Beziehung der beiden eingeweiht. Über den versprochenen Kuss bekam sie schon bei der bloßen Vorstellung leuchtende Augen. Die Eröffnung allerdings, dass Gackt zum Geheimdienst gehörte, war da weit weniger erfreulich gewesen. Trotzdem, sie hatte ihre Hilfe angeboten und die würde ihr Lieblingspaar auch bekommen. Nun, da Hyde wieder eingeschlafen war, machte sich Megumi zunächst auf den Weg zu dessen Onkel. Ein bisschen die besorgte Verlobte spielen, konnte nie etwas schaden. Doch noch bevor sie das Büro von Shinobu-san erreichte, vernahm sie Stimmengewirr, was eigentlich ungewöhnlich für diese Tageszeit war. Vorsichtig geworden, blieb die Schwarzhaarige an die Wand gelehnt stehen und lauschte, dankbar für die dünnen japanischen Wände, dem Wortwechsel auf der anderen Seite. „…deshalb sollten wir ihn abschießen, bevor er noch mehr Schaden anrichten kann und seine Kollegen herholt! Ich verspreche Ihnen, der Kerl ist so gut wie tot!“ Bei diesen kalten Worten stockte Megumi der Atem, in was war sie denn da reingeraten? „Alles zu seiner Zeit“, hörte sie nach einem Moment der Stille eine weitere Stimme, die sie ohne Probleme als Shinobu-san höchstpersönlich erkannte. „Meinst du nicht, wir hätten es schon längst mit einer ganzen Horde von diesen Schnüfflern zu tun, wenn unser Besucher von offizieller Seite aus hier wäre?“ „Sie meinen…“, dieses Mal klang die kalte Stimme überrascht, „er ist auf eigene Faust unterwegs? Aber weshalb?“ „Um genau das herauszufinden, werde ich ihn einstweilen am Leben lassen. Unsere Gegner würden niemals einen Agenten alleine schicken, sollten sie die Villa tatsächlich gefunden haben. Doch die Fähigkeiten dieser Truppe in allen Ehren, ich trau es ihnen nicht zu.“ Gerade zu protzend vor Selbstvertrauen ließ sich Shinobu-san wohl aller Wahrscheinlichkeit über den japanischen Geheimdienst aus. „Auch als Ablenkungsmanöver halte ich diese Aktion für zu auffällig, doch zur Sicherheit werdet ihr die Wachen verstärken und das Überwachungsmaterial der letzten Stunden noch einmal durchsehen. Ansonsten will ich den Typen lebend vor mir sehen, der Rest ist euch überlassen. Fangt ihn mir ein!“, lautete die letzte Anweisung, woraufhin schnell eine Bestätigung durch die kalte Stimme folgte. Als nächstes vernahm die aufgeregt vor der Tür stehende Megumi Schritte auf den Tatamimatten, es war also höchste Zeit von hier wegzukommen. Auch wenn Shinobu-san sie für recht vertrauenswürdig halten mochte, immerhin befand sie sich schon seit einigen Stunden ohne ständige Überwachung in der Villa, spätestes, wenn er sie hier vor der Tür erwischte, war sie die längste Zeit mit seinem Neffen verlobt gewesen. So schnell und leise es ihn ihrem engen Kostüm möglich war, drehte sie sich um und verschwand in Richtung Garten. Denn bevor sie Hyde von ihren interessanten Neuigkeiten erzählen würde, solange die Schlafmütze überhaupt wach zu kriegen war, wollte sie zuerst ihren Verdacht überprüfen. Wenn dieser zutraf, bekam Hyde sein Treffen früher als gedacht, ihren hochromantischen Kuss natürlich nicht zu vergessen. So ganz allmählich wurde Gackt doch unruhig. Er war schon geschlagene zehn Minuten in diesem Garten und hatte noch immer keine Menschenseele zu Gesicht bekommen. Nicht, dass er so ein großes Verlangen nach Kontakt mit dem Takarai-Clan hatte, von seinem Angebeteten einmal abgesehen, aber hier herumzulaufen, ohne auch nur eine Wache oder ähnliches zu sehen, hatte er nicht erwartet. Was, wenn man ihn schon längst entdeckt hatte und ihn nur noch etwas länger in Sicherheit wiegen wollte, bevor der Moment zum Zuschlagen gekommen war? War es eine Falle, in die er gleich tappen würde? Trotzdem, Gackt war schon so weit gekommen, sich jetzt nur wegen solchen Gedanken Angst machen zu lassen, wo Hyde doch so nah war, wollte er einfach nicht. Also schlich er weiter um das Haus herum, überlegte an welcher Stelle er am besten einsteigen sollte. Im hinteren Teil des Gartens standen die mittlerweile schon verblühten Obstbäume und gaben den Blick frei auf eine breite Veranda, die nur von dünnen Wänden abgegrenzt wurde und dann in den Flur überging. Diese Türen aufzubekommen, würde wirklich ein Kinderspiel werden, dachte der Braunhaarige erfreut; eine japanische Villa war eben auch für Einbrecher geradezu ideal. Kurz bevor er aber den ersten Fuß auf die Stufen setzte, sah er gerade noch aus den Augenwinkeln eine Bewegung über sich. Alarmiert tauchte Gackt unter das Vordach, um einer möglichen Schusslinie zu entkommen und zog eine seiner Pistolen aus der Halterung. In genau diesem Augenblick sprang auch schon ein schwarzer Schatten vom Dach, auf den Gackt seine entsicherte Pistole richtete, noch bevor der Mann den Boden berührte. Sein Angreifer hatte im Gegensatz zu ihm nicht auf die Gesichtsmaske verzichtet und so kam sich der Sänger fast wie in einem Ninja-Streifen vor, als er seinen Finger um den Abzug legte und abdrückte. Die Kugel verfehlte ihre Wirkung nicht und mit angeschossenem Bein sackte der Ninja-Verschnitt zusammen. Gackt hatte schließlich nicht vorgehabt Leichen zu hinterlassen, sondern wollte die Wache nur außer Gefecht setzten. Schnell beugte er sich über den Mann, setzte an, um diesem mit der Pistole zur Sicherheit noch mal eins über zu ziehen, als er hinter seinem Rücken wieder etwas Verdächtiges wahrnahm. Bevor sich der Braunhaarige allerdings umgedreht hatte, hörte er schon das typische Geräusch einer entsicherten Pistole und konnte gerade noch den Kopf wenden, um dieser in den Lauf zu blicken. Der nächste Augenaufschlag zeigte ihm gleich zwei neue Gegner, beide bewaffnet und beide Waffen auf ihn gerichtet. Zeit, die eigene Pistole in Reichweite zu bringen, blieb Gackt nicht, bei dieser Bedrohung war selbst die kugelsicherste Weste nutzlos. Es war also doch eine Falle gewesen und er hatte sich fangen lassen, wie der dümmste Anfänger. Wütend auf sich selbst, weil er sich so leicht von dem ersten Angreifer ablenken ließ und dabei nicht mehr genügend Aufmerksamkeit auf seine Umgebung richtete, ließ er seine Pistole sinken. Er hatte nicht den leisesten Zweifel, dass die beiden vermummten Gestalten vor ihm auch nur eine Sekunde zögern würden den Abzug zu betätigen, sollte er nur eine falsche Bewegung machen. Die Hände vor den Mund geschlagen, stand Megumi in den Schatten des anbrechenden Tages versteckt auf dem Flur und beobachtete das Geschehen im Garten. Wie gerne hätte sie Gackt ein „Vorsicht!“ zugerufen, als die Wachen so plötzlich hinter ihm aufgetaucht waren, doch hätte ihm das wohl kaum noch helfen können. Zu erkennen, um wen es sich bei dem morgendlichen Besucher handelte, war ihr nicht schwer gefallen; Gackts brauner Wuschelkopf konnte einfach keinem anderen gehören. Sie hatte also mit ihrer Ahnung recht behalten, aber so wie es jetzt aussah, steckte der Sänger ganz schön in Schwierigkeiten. Zum Glück kam er nicht auf die Idee, sich zur Wehr zu setzen, sondern stand langsam auf und ging den beiden Männern voran ins Haus, während der Verletze hinterher humpelte. Megumi, zur stillen Zuschauerin verdammt, folgte der Gruppe in sicherem Abstand, schließlich durfte sie Hyde zuliebe kein Detail verpassen. „Bleib stehen!“, knurrte einer der Vermummten hinter Gackt, woraufhin dieser anhielt. Sie standen vor einer verschlossenen Tür, die sehr viel stabiler aussah, als die anderen Türen der Villa und auch der Rest dieses Gebäudekomplexes machte einen weit modernen Eindruck im Vergleich zur Hauptvilla. Auf ein kurzes Klopfen hin folgte ein Klicken und die Tür öffnete sich. Gackt wurde mehr oder weniger hineingeschoben, bevor sich die Tür auch schon wieder schloss. Die drei Wachen entfernten sich schnell und hinterließen eine enttäuschte Megumi, die ihren Kopf an die Wand presste, doch trotzdem kein Sterbenswörtchen hören konnte. Im Inneren des Raumes fand der braunhaarige Sänger einen länglichen Tisch und mehrere Stühle vor, ansonsten war das Zimmer bis auf ein paar Kisten an der Wand leer. Jedenfalls, was die Einrichtungsgegenstände betraf, finster dreinblickende Wachmänner standen in genügender Zahl im Raum verteilt. Gackt seufzte leise, wie sollte er denn bei dieser Bewachung jemals Hyde finden können? Sein Plan, in die Villa einzusteigen, war wirklich voll nach hinten losgegangen. Obwohl, in der Villa befand er sich schon, die Frage war viel eher, ob er das Gebäude jemals wieder leben verlassen würde. Gerade als Gackt überlegte, sich nicht einfach auf einem Stuhl niederzulassen, weil sich keiner der Wachen zu einem Angebot sich zu setzen herabgelassen hatte, öffnete sich die Tür erneut. Der Sänger drehte den Kopf und erblickte das Antlitz eines zufrieden drein schauenden schwarzhaarigen Mannes, dem sich auch alle anderen Blicke auf der Stelle zuwandten. Keine Frage, bei einem Mann, der so viel Macht ausstrahlte konnte es sich um keinen geringeren als den Chef des Ganzen handeln, Takarai Shinobu! Sollte Gackt sich nun freuen diesem Widersacher endlich von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu stehen? Noch vor ein paar Tagen war er der festen Überzeugung gewesen, ihn beim ersten Blickkontakt dem Erdboden gleich zu machen, doch in anbetracht der Überzahl an Wachmännern, beschloss Gackt diese Aktion lieber auf später zu verschieben, so eilig hatte er es mit dem Sterben heute auch wieder nicht. Noch bevor sich der Braunhaarige zu überhaupt einer Handlung durchgerungen hatte, spazierte Takarai-san an ihm vorbei und setze mit selbstgefälliger Miene zum Sprechen an: „Ein Agent in eigener Mission unterwegs, wie wird dem Geheimdienst das wohl gefallen? Nur bedauerlich, dass wir Sie so schnell aufgehalten haben, nicht wahr?“ Jeder, der Gackt kannte und wusste, dass dieser nicht gerade mundfaul war, hätte sicher mit einer hitzigen Antwort gerechnet, nur blieb diese zum großen Erstaunen, besonders von ihm selber, aus. Was hätte er darauf auch schon groß antworten können? Natürlich würde der Geheimdienst nicht gerade begeistert von seinem Alleingang sein und Luftsprünge wegen der Festnahme zu vollziehen war auch mehr als unpassend. Andererseits legte Gackt es nicht darauf an Hyde noch mehr Probleme zu bescheren, als dieser ohnehin schon hatte und schwieg deshalb auch auf die nächste Frage vom Takarai-Oberhaupt, weshalb er sich denn alleine zu ihnen bemüht hatte. „Nun gut, wenn Sie uns nicht an Ihren Motiven teilhaben lassen wollen, sehe ich leider keine andere Möglichkeit, als dass wir uns von Ihnen verabschieden müssen. Ich denke doch nicht, dass Sie Ihr Auftraggeber sehr vermissen wird, also dann…“, Takarai-san winkte kurz seinen Leuten zu, woraufhin zwei von ihnen sofort nach vorne traten und sich zu beiden Seiten des Sängers aufstellten. Das war sie also gewesen, die Ankündigung seines Todes. Schon so oft hatte Gackt dem nahenden Tod ins Auge geblickt, manchmal wusste er selber nicht, wie er dennoch mit dem Leben davon gekommen war. Doch jetzt war es anders. Es stand außer Frage, dass man ihn gleich umbringen würde, auch wenn die kalten Worte von Shinobu-san so ausdruckslos klangen, konnte der Braunhaarige die getroffene Entscheidung in den schwarzen Augen lesen. Gerne hätte er den Geheimdienst darüber aufgeklärt mit welchen Methoden die Schmuggler zu Werke gingen und wie wenig Zeit verstrich, bevor sie ein Todesurteil fällten. Doch dazu würde er keine Gelegenheit mehr bekommen. In seinem Kopf rotierten aufs Neue die Gedanken, überschlugen sich, um verzweifelt einen Ausweg zu suchen. Wenn er seine Meinung ändern würde, wenn er doch den Grund seines Kommens nennen würde… ja, vielleicht würde sich der Zeitpunkt seines Todes nach hinten verzögern, abwenden konnte er ihn nicht mehr. Aber seinen Geliebten mit hineinzuziehen, ihn zu verraten; Gackt konnte es nicht. Auch nicht im Angesicht des Todes, auch nicht, wenn ihm nur noch wenige Minuten blieben. Seine Liebe zu Hyde hielt ihn davon ab auch nur ein Wort zu sagen. Zu sterben, ohne Hydes Lächeln vorher noch einmal sehen zu können, erschien ihm schlimmer, als der Tod selbst. Aber Hyde dem gleichen Schicksal zu überlassen, übertraf beides noch bei weitem. Seinem trostlosen Ende ohne Ausweg überlassen, senkte Gackt den Kopf. Sich zu wehren, war genauso sinnlos, wie etwas zu sagen, also versuchte er es erst gar nicht und ließ reglos zu, wie ihm dieses Mal Handschellen angelegt wurden. „Sie sind sehr tapfer, das muss ich schon zugeben“, erklang wieder die Stimme des Mannes, der seinen Tod mit so wenigen Worten beschlossen hatte. „Die meisten in Ihrer Situation fangen an zu reden, pausenlos, nur damit wir sie am Leben lassen oder sie brechen in Tränen aus. Eigentlich ist es doch schade, Sie jetzt zu töten…“ Shinobu-san lachte leise und herzlos auf und Gackt drehte sich der Magen um. Den Mann vor sich zu packen und seine Kehle zuzudrücken, wie verlockend erschien ihm dieser Gedanke? Ein weiteres kurzes Handzeichen später und einer der Männer öffnete die Tür wieder, bereit den Gefangenen abzuführen. Genau in diesem Moment wurde im anderen Teil des Raumes eine Stimme laut und alle Köpfe drehten sich in diese Richtung, als sich eine Wache mit der flachen Hand kräftig gegen die Stirn schlug. „Ich wusste doch gleich, dass ich den Kerl schon einmal gesehen hab!“, rief der Mann und machte den Anschein sich gleich noch ein bisschen weiter vermöbeln zu wollen. „Gestern, bei dem Konzert, dieser Live-Übertragung, da hab ich durch Zufall draufgeschaltet und ich bin zu hundert Prozent sicher, dass er dort gesungen hat. Sein Name war…“, es folge eine kurze Pause angestrengten Nachdenkens, bis dann ein „…Gackt!“ ertönte. Benannte Persönlichkeit rätselte einen Moment, wie man seinen Namen und vor allen Dingen sein Gesicht überhaupt vergessen haben konnte und sah sich dann wieder im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit. „So so, Gackt-san also.“ Ein paar tiefschwarze Augen musterten ihn erneut, dieses Mal sehr viel gründlicher. „Ihr Name ist mir durchaus nicht unbekannt. Das wirft die Angelegenheit natürlich in ein ganz anderes Licht. So schnell werden Sie sich nun nicht mehr von ihrem Leben verabschieden müssen. Einen Mann mit ihrem Bekanntheitsgrad so einfach verschwinden zu lassen, das wäre selbst für uns zu riskant.“ Noch immer stand Gackt in Mitten des Raumes. Hatte sein Name ihm gerade das Leben gerettet? Wenn er also, statt seine Absichten preiszugeben, einfach seinen Namen genannt hätte, wären ihm diese qualvollen Minuten, mit dem sicheren Tod bereits vor Augen, erspart geblieben. Doch Takarai-san hatte ihn für Jemand unbedeutenden gehalten, jemand, den niemand und schon gar nicht die Öffentlichkeit je vermissen würde, sollte er sterben. Trotzdem, Gackt wusste, dass sie ihn niemals lebend gehen lassen würden, jetzt da er das Gesicht des Oberhauptes kannte und wusste, wo sie sich versteckt hielten. Es war also nur ein Aufschub an Zeit, der ihm gewährt wurde. Zeit, die die Organisation brauchen würde, um den Sänger Gackt verschwinden zu lassen, ohne zu viele Fragen aufzuwerfen. „Bis ich entschieden habe, was wir weiter mit ihm unternehmen, sperrt ihn ein!“ Die kalte Stimme riss Gackt aus seinen Gedanken und erinnerte ihn daran, dass der Aufenthalt in der Villa bestimmt nicht halb so komfortabel werden würde, wie in einem Hotel. Als die Wachen ihn an den Schultern packten, hatte der Braunhaarige noch immer kein Wort von sich gegeben. Tonlos ging er durch die geöffnete Tür und überlegte, ob man ihn vielleicht nicht gleich erkannt hatte, weil er heute, entgegen aller Gewohnheit, so schweigsam war. „Und sie haben ihm wirklich noch nichts angetan, nur eingesperrt?“ Hyde stellte nun schon ungefähr zum zehnten Mal dieselbe Frage und langsam hatte selbst Megumi nur noch ein müdes Kopfnicken dafür übrig. „Ich versichere dir, sie haben Gackt in die Zelle gesperrt und werden auch in der letzten Stunde nichts anders mit ihm angestellt haben“, erwiderte sie wie die Male davor und ging mit dem Schwarzhaarigen weiter durch die Flure. „Nachdem sie auch endlich mal mitbekommen haben, wen sie sich da geschnappt haben“, setzte sie noch kopfschüttelnd hinzu; wie man Gackt nicht erkannt haben konnte, war ihr immer noch ein großes Rätsel. Als Megumi das Gespräch hinter der geschlossenen Tür schon als für sie nicht mehr erreichbar abgeschrieben hatte, ging die Tür plötzlich wieder auf und da bei der Enthüllung über Gackts Namen niemand mehr ans Türschließen gedacht hatte, bekam sie Shinobu-sans letzte Worte mit. Wieder war sie den Wachen und Gackt auf leisen Sohlen immer weiter in den Villenneubau hinein gefolgt, der hier schon mehr einem Hochsicherheitstrakt glich, als einem alten japanischen Anwesen. Erst als eine große, weiße Tür das Ende des Ganges markierte, blieb sie stehen und trat, nachdem man Gackt in den dahinterliegenden Raum verfrachtet hatte, den Rückzug an. Sie sah gerade noch, wie die zwei Wachen vor der Tür Position bezogen. Danach war sie in Windeseile zu Hydes Zimmer gelaufen und hatte ihm endlich ihre Neuigkeiten mitteilen können, bevor sie noch vor Aufregung platzte. Der Schwarzhaarige seinerseits hatte die Zeit, die Megumi mit Lauschen vor einer verschlossenen Tür und Gackt mit dem Üben in seiner neuen Schweigsamkeit zugebracht hatten, hauptsächlich mit schlafen vertan. Als er dann endlich wieder wach wurde, zog er sich als erstes frische Klamotten an, davon hatte er aus gutem Grund genug im Zimmer verstaut, und versank wieder in Grübeleien über Gackt. Allesamt endeten sie darin, dass er ihn aufs Furchtbarste vermisste. Auch war er sich nicht sicher, das Richtige getan zu haben, als er Megumi von Gackts Zugehörigkeit zum Geheimdienst erzählte und dass sie so lange verschwunden blieb, machte es da auch nicht viel besser. Schließlich wurde Hydes Herzfrequenz noch einmal recht hart auf die Probe gestellt, als ihm eine schwer atmende Megumi eröffnete, dass sich der Grund von Hydes Sehnsucht mitten in der Villa befand. Für einen langen Moment, in dem sein Herz wahre Purzelbäume schlug und er seine schlimmsten Albträume zur Wirklichkeit werden sah, starrte er sie mit weit aufgerissenen Augen an. Dann sprang er unvermittelt auf, lief zur Schiebetür und fragte im Laufen: „Wo steckt er und wieso ist er überhaupt hier?“ Megumi musste den Sänger an den Armen festhalten, damit sie ihm erzählen konnte, was sie gesehen und gehört hatte. Bis auf den Aspekt, dass Gackt nicht mehr sehr lange zu leben hatte, wenn es nach Shinobu-san ging, erzählte sie alles, was sie wusste. Diese Sache sollten die beiden doch lieber unter sich ausmachen, dachte sich Megumi. Inzwischen waren die beiden ´Verlobten´ im Neubau angekommen. „Du kannst von Glück sagen, dass mein Onkel Überwachungskameras im Haus nicht ausstehen kann, sonst hätten sie dich bestimmt auch noch gleich gefangen genommen“, wies Hyde Megumi zurecht und sah sie vorwurfsvoll an. Diese senkte schuldbewusst den Kopf, an Kameras im Gang hatte sie tatsächlich keinen einzigen Gedanken verloren, zum Glück hatte also Shinobu-san diese Abneigung. Doch sofort setzte sie zu einer Erwiderung an. „Wer wollte denn, wenn ich dich daran erinnern darf, sofort losrennen, ohne sich vorher einen Plan zurecht zu legen?“ Jetzt war Hyde an der Reihe mit betreten aussehen. „Ich weiß“, gab er zu und lief einen Schritt schneller, „Jetzt haben wir aber wirklich genug Zeit verloren. Und lass uns vor allen Dingen leise sein, in diesem Haus ist man vor nichts sicher.“ Megumi verzichtete großzügig darauf ihm mitzuteilen, dass er es war, der sie ständig mit denselben Fragen löcherte und legte stattdessen ebenfalls einen Schritt zu. Schnell hatten sie auch die Abbiegung in den Gang erreicht, an dessen Ende Gackts Gefängnis lang. „Hoffentlich klappt das auch“, murmelte Hyde leise, drehte sich zur weißen Wand um und legte eine Hand sachte auf die Schaltfläche, die in der Wand verankert war. Ein kaum wahrzunehmender Piepslaut ertönte und die auf dem schwarzen Untergrund erscheinende Schrift bat ihn, den Pincode einzugeben. Der erste Hindernis wäre also geschafft, sein Onkel hatte ihm noch nicht die Benutzerrechte am Computer entzogen und dieser reagierte noch auf seine Fingerabdrücke. Während Hyde schnell die Pinnummer eintippte, hoffte er, dass auch sie sich nicht geändert hatte. Ein langer Augenblick verstrich und nichts passierte, doch bevor sie einen Ausweichplan entwerfen mussten, piepte es erneut und Hyde erhielt Zugriff auf den Computer. Dankbar auf das noch vorhandene Vertrauen seines Onkels, tippte er sich zur Steuerung der Überwachungskameras durch, die genau auf die Tür zu Gackts Gefängnis und in die Zelle selbst gerichtet waren. Denn im Gegensatz zu den anderen Gebäudeteilen waren hier Kameras installiert, damit wirklich nicht die kleinste Regung der Gefangenen übersehen werden konnte. Hyde war zum Glück in dieses Überwachungssystem eingeweiht und kannte sich auch mit der Steuerung gut genug aus, um durch einen Trick eine Endlosschleife in die Kameras zu schleusen. Manchmal war es wirklich schon erstaunlich, über welche anderen Fähigkeiten man als Sänger noch verfügen musste. Nachdem es der Schwarzhaarige geschafft hatte, dass die Moitore im Kontrollraum für die nächste Zeit immer wieder die gleiche Minute zeigen würde, in der die beiden Wachen einfach nur stocksteif vor der Tür standen, schaltete er auf die Kamera in Gackts Zelle. Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als er sah wie der andere Sänger mit zu Boden geneigtem Kopf auf einer Pritsche saß. Hätte Megumi ihm nicht einen nachdrücklichen Stoß in die Rippen verpasst, hätte er wohl noch eine halbe Minute mit klopfendem Herzen auf dieses Bild gestarrt. So aber wandte er so schnell er konnte den gleichen Trick wie zuvor an und drehte sich nach verrichteter Arbeit wieder zu seiner Verbündeten um. „Alles klar, ich hab es geschafft. Jetzt bist du an der Reihe!“, flüsterte Hyde so leise er konnte und blickte der grinsenden Megumi hinterher, die wieder in die Richtung verschwand, aus der sie gekommen waren. Zur Sicherheit, falls doch etwas mit den Kameras schief gehen sollte, war sie Hyde gefolgt und startete erst jetzt mit ihrem Teil des Plans. Der Sänger wartete ein paar angespannte Minuten und lauschte auf ein Geräusch von den Wachen. Sie brauchten eine gehörige Portion an Glück, damit ihr Plan auch funktionierte. Doch schneller als gedacht, vernahm Hyde Schritte im Gang und einen erstaunten Ausruf. Er beugte sich vorsichtig um die Ecke und sah, wie die beiden Wachen mit sehr interessiertem Gesichtsausdruck zu dem einzigsten Fester im Gang starrten, das sich genau auf ihrer Höhe befand und einen Ausblick in den Garten gewährte. Grinsend registrierte er, wie dem einen Mann die Kinnlande hinunter klappte; Megumi musste ihre Sache wohl wirklich gut machen. Da die Wachen beide abgelenkt zum Fenster starrten, als wollten sie am liebsten durch das Panzerglas springen, wagte sich Hyde vorsichtig um die Ecke und schlich auf sie zu. Auch als der Sänger nur noch einen Meter von ihnen entfernt direkt hinter ihnen stand, zeigte sich keine andere Reaktion. Bevor die beiden noch anfangen konnten zu sabbern, streckte Hyde beide Arme aus und schlug zu. Er traf genau den empfindlichen Punkt im Rücken und die Männer sackten so schnell bewusstlos in sich zusammen, dass der Schwarzhaarige aufpassen musste, um nicht von ihrer Körpermasse nieder gewalzt zu werden. Bevor er sich der weißen Tür zuwandte, warft auch er einen Blick aus dem Fenster. Draußen ging noch immer Megumi auf und ab, die scheinbar interessiert den schönen Garten musterte und dabei nicht mit dem Zuschaustellen ihrer weiblichen Reize sparte. Das hellblaue Kostüm hatte sie durch einem knappen Minirock ersetzt, als sie vorhin in Hyde Zimmer den Plan ausgearbeitet hatten. Dieser nickte ihr kurz zu, musste durchaus zugeben, dass Megumi das nicht besser hätte machen können und wandte seine volle Aufmerksamkeit dann aber schnell dem Öffnen der Tür zu. Wieder befand sich eine Schaltfläche in der Wand, in die Hyde wie eben schon Fingerabdruck und Pincode eingab. Anschließend schob er die beiden Chipkarten, um die er die Wachen vorher erleichtert hatte, gleichzeitig durch den passenden Schlitz und nach einem Klicken sprang die Tür auf. Hyde wagte nicht zu atmen, als er vorsichtig über die Schwelle trat und in das Halbdunkel des Gefängnisses blinzelte. Für einen Moment stand er einfach nur im Türrahmen und sah geradewegs auf den einzigen Insassen, der noch immer in der selben Stellung vor sich hinstarrte. Vor diesem Augenblick hatte er sich so sehr gefürchtet, hatte in seinen schlimmsten Albträumen seinen Liebsten hier gesehen, gefangen von seinem verhassten Onkel. Niemals hatte er es so weit kommen lassen wollen, all die Jahre, die er Gackt nun schon kannte, hatte er versucht ihn heraus zu halten aus der Organisation, in der er selber seit seiner Geburt fest verankert war. Doch am Ende hatte ihre Liebe die jahrelange Vorsicht besiegt und die Mauern des Verdrängens, die Hyde so mühsam errichtet hatte, mit einem Schwung niedergerissen. Er war machtlos gewesen sich zurückzuhalten, genauso machtlos, wie Gackt aus den Fängen seines Onkels zu befreien. So sehr hatte er sich danach gesehnt ihn wieder zu sehen und jetzt, als dieser Wunsch schneller als erwartet erfüllt wurde, kämpfte sein Herz mit der Angst Gackt für immer verlieren zu können. Während Hydes Herz ihm Zwiespalt zwischen Glück und Frucht schneller schlug, hob der Jüngere langsam seinen Kopf. Hatte er schon gedacht, die Wachen wären zurückgekommen und sich deswegen nicht die Mühe gemacht aufzuschauen, so glaubte er jetzt eine Halluzination vor sich zu sehen. Doch als nach einer Minute die Gestalt seines Engels noch immer reglos im Türrahmen stand, war er sich sicher, dass Hyde tatsächlich gekommen war, zurück zu ihm! „Haido…“, flüsterte Gackt leise und war über sich selber erstaunt, dass seine Stimme ihm nicht den Dienst versagte, nachdem er sie so lange nicht mehr gebraucht hatte. Ihre letzte richtige Begegnung, bei der sie sich im Bergwerk gegenüber gestanden hatten, kam ihm wie eine Ewigkeit vor. Wie viel war seitdem geschehen und wie viel hatte sich zwischen ihnen verändert? Nicht nur, dass sie die Identität des jeweils anderen erfahren hatten, auch musste Gackt an Hydes Brief denken, an dessen Angst den Jüngeren in Gefahr zu bringen und ihn unverzeihlich verraten zu haben. Trotz allem war Gackt jetzt hier, weil ihre Liebe stärker war als die Angst. Der Braunhaarige erhob sich endlich von der Pritsche und ging ein paar Schritte auf Hyde zu, der ihm nun auch entgegen kam. Irgendwo in der Mitte des Raumes trafen sie zusammen, sahen sich für einen Augenblick in die Augen ohne zu sprechen, bis der Kleinere seine Arme um sein Gegenüber schlag und sich an ihn drückte. Liebend gern hätte Gackt die Umarmung erwidert, doch noch immer waren seine Hände auf dem Rücken gefesselt. „Ich hoffe doch, du hast nicht wieder vor mich ohnmächtig werden zu lassen“, murmelte der Größere in Hydes Haare und verfluchte im Stillen die verdammten Handschellen. „Baka!“, erwiderte Hyde und hob seinen Kopf ein Stück, um Gackt wieder ansehen zu können und wischte sich mit dem Handrücken über die feuchten Augen. Mal wieder hatte er nicht bemerkt, wann ihm die Tränen gekommen waren. „Du hast mir so gefehlt…“, seufzte er, fügte dann aber sofort: „Doch du hättest nicht hierher kommen dürfen!“ hinzu, auch wenn ihm sein Herz für diese Äußerung ein schmerzhaftes Ziehen versetzte. Gackt blickte ihn traurig an, wusste zum einen, dass Hyde recht hatte, doch andererseits… „Ich hab es nicht länger ausgehalten. Gestern, als ich dich nach dem Konzert gesehen hab, da musste ich dir folgen und herkommen. Nicht, weil ich diese Schmuggler endlich fassen wollte, das auch, aber ich will dich zurück haben, Haido! Ich will dich hier rausholen!“ Noch während er die letzten Worte sagte, wusste er wie merkwürdig es sich anhören musste, schließlich war er es, der gefangen hinter Gittern saß. Hyde runzelte kurz die Stirn, nach dem Konzert, wollte Gackt ihn gesehen haben? Wahrscheinlich zu dem Zeitpunkt, als er selber mal wieder für die folgenden Stunden weggetreten war, er wurde aber auch wirklich zu den unpassendsten Zeiten ohnmächtig. Bei dem Gedanken aber, Gackt wollte ihn tatsächlich wieder zurück haben, musste er unwillkürlich erleichtert lächeln. „Jetzt sieht es aber wohl eher so aus, als müsste ich dich befreien“, meinte er grinsend, wurde dann sofort wieder ernst. Doch bevor er weitersprach, wollte er zuerst den Braunhaarigen von seinen Fesseln befreien, damit er auch selbst endlich eine Umarmung genießen konnte. Er hatte zwar keinen Schlüssel, schaffte es aber auch so die Handschellen zu lösen. Klappernd fiel das Metall auf den Boden, doch es störte sie nicht, stattdessen murmelte Gackt leise „Danke“ und konnte endlich seine Arme nach so lange Zeit wieder um Hyde legen. Dieser seufzte erneut auf und wieder ran ihm eine Träne die Wange herab. „Mein Onkel wird dich nicht mehr gehen lassen, Ga-chan. Er bringt jeden um, der ihm in die Quere kommt und jemand vom Geheimdienst wie du…“ Hyde versagte sie Stimme, er wollte nicht daran denken, was unweigerlich geschehen würde, wenn nicht ein Wunder passierte, doch schon jetzt vermeinte er das Blut riechen zu können. Wie damals… „Bitte Haido, denk nicht daran, nicht jetzt…“, flüsterte der Größere und drückte seinen Geliebten ein Stück von sich, versank wieder in dem sanften Braun seiner Augen. Er wusste genauso gut wie Hyde, was ihm von Shinobu-san blühte, trotzdem jetzt, für diesen Augenblick wollte er alle Angst vergessen. War nicht vorhin erst sein einziger Wunsch gewesen, Hyde noch einmal sehen zu können? Er wollte ihn auskosten, diesen Moment, dem ihm das Schicksal beschert hatte, was immer auch danach geschehen mochte, auch wenn es das letzte war, das er in seinem Leben tun würde. „Wie hast du nur jemals daran zweifeln können, dass ich dich liebe?“, fragte er leise und beugte sich zu Hyde hinunter, legte zärtlich seine Lippen auf dessen feuchte Wangen und küsste die Tränen weg. „Versprich mir, dass du nie wieder daran zweifeln wirst.“ Hyde konnte nur mit dem Kopf nicken, zu Worten war er nicht mehr fähig. Die Sehnsucht übermannte ihn, ließ ihn wie Gackt all die Zweifel und Ängste verdrängen. Wieder wurde er von seinen tiefen Gefühlen für den Mann vor ihm überwältigt, hob erwartungsvoll den Kopf und öffnete seine Lippen noch bevor Gackts Zunge um Einlass bitten konnte. In ihrem Kuss schien alles dahinzuschmelzen, unwichtig zu werden und in Vergessenheit zu geraten. Sie vergaßen, wo sie waren und welches Schicksal auf ihren Schultern lastete, als sich ihre Körper aneinander drängten und der Verführung des leidenschaftlichen und bittersüßen Kusses erlagen. Keiner von ihnen achtete mehr auf die Geräusche, die von der Tür des Gefängnisses herkamen, als sich Megumi, dessen Anwesenheit Hyde schon längst wieder vergessen und Gackt niemals bemerkt hatte, mit dem Ausdruck purer Glückseligkeit die Tränen der Rührung aus den Augenwinkeln wischte. *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* Also Leute, wenn ihr in nächster Zeit einen Einbrecher braucht, steh ich da voll zur Verfügung *kicher* nach diesem Kapitel kenn ich mich da wohl bestes aus XD Ich hoffe doch, das lange Warten hat sich für euch gelohnt und mein Ende ist doch auch mal etwas netter ausgefallen als sonst *lach* Jedenfalls hätte ich nichts dagegen gehabt am Ende mit Megumi zu tauschen und hab ich schon erwähnt, dass ich sie sympathisch finde? ^_____^ Also dann, bis zum nächsten Kapitel (das hoffentlich nicht so lange auf sich warten lässt) eure himachan Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)