Behind the Window of the Moonshadow von Dat-Yun-chan (Atticus x Zane) ================================================================================ Prüfung der grünen Flammen (Teil 1) ----------------------------------- So, hier kommt das nächste Chapter! So langsam könnte man das wirklich in die Sparte Horror werfen. Was ich mir immer einfallen lasse... *Kopfschüttel* Wenn jemand Angst kriegen sollte, nehm ich demjenigen das nicht übel, mir geht’s ähnlich. Nyo, Dank geht wie immer an meine Kommischreiber und an FubukiTenjoin. Also dann, wünsche euch: Viel Spaß!!!^^ ~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~ Kapitel 7: Prüfung der grünen Flammen (Teil 1) „Alexis?!“ Alle Augen richteten sich gleichzeitig auf die beiden Personen. In jedem einzelnen Paar konnte man Erstaunen erkennen. Woher kannte Atticus dieses Mädchen? Sie war ein Blutelf, wie man an ihren Ohren zweifellos feststellen konnte, aber sie war hier, bei den Hochelfen. Zane konnte sich einfach keinen Reim darauf machen. Jeder starrte einfach nur auf die Blondhaarige, bekam kein Wort über die Lippen. Viel zu sehr von der Tatsache überrascht, dass sie wohl doch nicht solch eine weltfremde Persönlichkeit ist. Allmählich erklangen Schritte von weiter hinten. Ein Blick über die Schulter verriet dem Türkishaarigen, dass Jaden sich in Bewegung gesetzt, nun alle Blicke auf sich ruhen hatte, doch nicht darauf einging, sondern starr auf den Blondschopf sah. Nur kurz vor ihr stoppte er, musterte sie interessiert, ehe er die Sprache wieder fand: „Alexis, du bist das wirklich! Kaum zu glauben, ich hätte dich beinahe nicht erkannt. Du hast dich ganz schön verändert! Kaum zu glauben, dass du genauso alt bist wie ich!“ Einen Moment geschah nichts. Seine türkisen Augen huschten zwischen den drei Blutelfen hin und her, als könne er nicht glauben, was hier gerade los war. Woher zum Teufel kannten die sich? Hatten die sich etwa einmal getroffen? Überhaupt, in welcher Beziehung standen sie zueinander? „Atticus? Jaden?“, fragte das Mädchen, worauf die beiden Angesprochenen nickten. Sie ging auf Jaden zu und umarmte ihn einmal. Dann wandte sie sich zu Atticus und sprang ihn wortwörtlich um. Nun lagen die beiden auf dem Boden, sie auf ihm, und kuschelten rum. Die Augen des Türkisschopfs weiteten sich schlagartig. Ein merkwürdiges Gefühl kochte in ihm auf, ein Gefühl, welches er noch nie verspürt hatte: Eifersucht. Er war eifersüchtig auf diese Frau, wünschte sich, jetzt an ihrer Stelle zu sein. Aber das war doch absurd. Warum Herrgott noch mal sollte er auf diese Evastochter neidisch sein? Er war doch nicht in den Brünetten verliebt! Oder vielleicht doch...? Irgendwie spielten seine Gefühle verrückt, wurden zu einem großen Knäuel, dessen Anfang nicht zu finden war. Sein Herz schlug etwas schneller als normal, wenn er daran dachte, dass diese Dame dem anderen wichtiger sein konnte, als er selbst. Das war ihm doch egal! Aber wenn nicht, was hatte das zu bedeuten? „Lex, ich bin ja auch froh, dich nach so endlos langer Zeit wieder zu sehen, aber du solltest von mir runtergehen, du kleines Moppelchen“, sagte der Braunhaarige, was das Fass zum Überlaufen brachte. Die Eifersucht formte sich langsam zu Zorn um. Zorn auf diese Alexis, weil sie ihm so nah war. Bevor er noch explodierte, drehte er den Kopf zur Seite. Das Mädchen setzte sich auf, hob ihre Hand und einige Sekunden später zierte ein roter Abdruck seine Wange, wie schon so häufig in letzter Zeit. Zane war sich sicher, dass dies dem Braunäugigen zu Recht passiert war, allerdings tat in dem Moment, wo dieser mit großen, fragenden Seelenspiegeln auf die Blondine schaute, sein Herz weh. Was war nur mit ihm los? [1] „Atticus!“, donnerte ihre Stimme auf Genannten hernieder, welcher sich so stark erschrak, dass er auf allen vieren hinter dem Türkishaarigen nach Schutz suchte. „Wie oft habe ich dir gesagt, du sollst mit deiner SCHWESTER nicht so umgehen?! Ich bin kein Wesen, das man einfach so mit irgendeinem Spitznamen beleidigen kann, auch wenn du es nicht so gemeint hast! Ich kann das nicht ab und das weißt du!“ Kaum waren ihre Worte verhallt, machte sich eine innere Erleichterung in Zanes Körper breit. Dieses Mädchen war seine Schwester, also war es nicht so schlimm, wenn sie ihn umarmt. Welch Glück... Moment mal! Was hat er gerade gedacht? Welch Glück? War er hier im falschen Film oder wie? Er war nicht in den Gleichalten verliebt, empfand nur eine ausgesprochen starke Sympathie ihm gegenüber. Eine übernatürlich starke Sympathie, die er noch nie gefühlt hatte. Lieber nicht weiter darüber nachdenken. „Bastion“, nun wandte sich Alexis an den Hochelfen, welcher noch immer mit aufgerissenem Mund dastand und einfach stumm zusah, „ich weiß, dass du auch mitkommen sollst, aber in deinem Aufzug kannst du nicht kämpfen. Im Bad liegen einige Klamotten für dich bereit.“ Somit verschwand der Schwarzhaarige – immer noch ein wenig perplex – im eben genannten Raum. Eine merkwürdige Stille legte sich über die Anwesenden, die schließlich von Chazz gebrochen wurde: „Bist du dir sicher, dass du seine Schwester bist und nicht seine Geliebte?“ Atticus hinter ihm war daran, laut zu lachen, doch er verkniff es sich und brachte nur ein Prusten zustande. Seine Schwester nahm diese Aussage allerdings ruhig auf und erwiderte: „Ja, ich bin seine Schwester, Alexis Rhodes, die Prinzessin der Blutelfen. Allerdings wurde ich vor zehn Jahren verbannt, doch den Grund kennt niemand. Dürfte ich fragen, wer ihr seid?“ „Natürlich“, antwortete Syrus, „ich bin Syrus, Prinz der Mondschattenelfen. Das da drüben ist Chazz, ein Adelssohn der Mondschattenelfen, und das vor Atticus ist mein großer Bruder Zane.“ „Sehr erfreut“, meinte das Mädchen und machte einen Knicks. Okay, sein erster Eindruck hatte ihn getäuscht, denn dieser Blondschopf war wahrhaftig freundlich. Kaum hatte sich Alexis wieder ordentlich hingestellt, trat Bastion wieder in das Zimmer. Gekleidet war er in eine gelbe Jacke, wie sie alle sie in unterschiedlichen Farben zu tragen pflegten, und eine schwarze Hose. Unter der Jacke guckte ein grünes Hemd hervor, was allerdings nicht großartig das allgemeine Erscheinungsbild des Grauäugigen veränderte. „Da ihr ja jetzt zusammen seid, würde ich euch gerne zum Eingang der Katakomben bringen“, ertönte plötzlich Amnaels Stimme von weiter hinten, was natürlich jedermanns Aufmerksamkeit erregte. Sofort machten sich die meisten auf, das Zimmer zu verlassen, nur Zane kämpfte noch mit dem Aufstehen. Sein Rücken war wohl doch noch nicht genesen. Dieser Zaubertrank von dem Alchemisten hatte nichts gebracht, außer der Tatsache, dass er sich daran beinahe verschluckt hätte. *~* Endlich war seine blonde Schwester von ihm gewichen. Na gut, er hatte sie eine halbe Ewigkeit über nicht mehr gesehen, doch das hatte anscheinend nichts an ihrem Charakter geändert. Nicht umsonst prangte ein weiterer Handabdruck in seinem Gesicht. Und komischerweise sah er genau in diesem Moment, in dem alle den Raum bereits verlassen hatten, seine nächste Chance, den Türkishaarigen für sich zu gewinnen. Von der Attacke seiner Schwester waren alle seine ihn störenden Gedanken wie weggeblasen, was ihn nun zur Konzentration in der hohen Kunst der Verführung einer unvergleichlichen Schönheit führte. Für diesen Adonis vor sich brauchte er eindeutig eine Taktik – laszives Vorgehen allein reichte nicht, außer, man wolle eines schönen Tages geköpft werden, zumal das Objekt seiner Begierde noch immer sein Katana in der Hand hielt und gerade versuchte, sich irgend möglich zu erheben, was anhand des vor Schmerz verzogenem Gesichtes wohl nicht gerade unproblematisch über die Bühne gehen wollte. Vielleicht sollte er es erstmal mit einfachen, helfenden Gesten versuchen? Immerhin konnte der Brünette somit zu hundertprozentiger Sicherheit schon mal freundschaftliches Vertrauen abgewinnen und wer weiß – die Chance, diese Anmut zu erobern stieg damit schon mal erheblich an! „Hey, lass dir helfen“, und mit diesen Worten half er dem noch immer Verwundeten auf die Beine, machte wieder einmal freiwillig die stützende Krücke des Türkisschopfs und trug ihn somit den anderen hinterher aus dem Raum. „Danke, Atticus“, wisperte der Schönling leise und angestrengt, was sicherlich daran lag, dass der Schnitt über seinem Rücken noch immer nicht verheilt war. Irgendwie kam ihm das spanisch vor. Bisher war sich der Braunhaarige sicher, Hochelfen wären begabte Alchemisten! Dieser Amnael tanzte wohl aus der Reihe. Aber alles in allem war er seinem Ziel gerade ein Stückchen näher gekommen, denn da sich sein heimlich Angebeteter – was natürlich nur auf rein sexueller Basis war – ihm so vertrauensvoll in die Arme gab, hieß es für ihn, dass ein gewisses Vertrauen bereits jetzt vorhanden war! Nur noch ein bisschen aufbauen und dann konnte er ihn um den Finger wickeln!!! Als Atticus sich schließlich mit seiner Last bei den anderen einfand, schritt der Weißhaarige los, führte sie abermals durch die endlos grünen Gänge (der Blutelf fragte sich wirklich, ob die hier nichts anderes zu tun hatten) bis aus dem Gebäude hinaus. Die Sonne lachte ihm hell leuchtend ins Gesicht, worauf er sich durch die gleißende Helligkeit die Augen zukneifen musste. Verdammt, warum musste dieser am Himmel thronende Feuerball nur so scheinen? Ein dunkler Schatten legte sich auf seine Augen, weshalb er nun mit vorgehaltener Hand, welche er sich als zusätzlichen Schutz zu sich hat kommen lassen, fast gar nichts mehr erkennen konnte. Ohne groß darüber nachzudenken, kam er auf den Türkishaarigen. Was hatte sich Zane denn nun schon wieder ausgedacht? Wütend nahm er den Arm herunter und wandte sich dem Mondschattenelfen zu, wollte ihn schon beinahe vor Wut kochend fragen, was dieser Mist nun wieder sollte, doch sobald er den Kopf zur Seite gedreht hatte, blieben ihm die Worte ihm Halse stecken und für einen kurzen Augenblick des Erstaunens vergaß er, dass er zum Überleben atmen musste. Goldenes Licht der Sonne rahmte das marmorfarbene Gesicht, schimmerte in dem türkisen Haar, ließ es auf eine einzigartige Weise glänzen. Smaragdgleiche Augen stachen besonders hervor, vervollkommneten dieses Bild einer makellosen Erscheinung eines Gottes gleich. Der Braunschopf musste schwer schlucken, um die plötzliche Trockenheit aus seinem Hals zu verbannen. Sein Herzschlag beschleunigte sich, sein Blut zirkulierte in hoher Geschwindigkeit durch seine Adern, erwärmte seinen Körper auf eine ganz bestimmte Art. Der Wunsch, diesen ästhetischen Körper bloß mit seinen Armen einfach zu umschlingen, keimte zusammen mit einem ihm unerklärlichen Bündel an Gefühlen auf. Wieder einmal fühlte er sich so aufgewühlt, war völlig aus der Fassung gebracht. Wieder einmal hatte der Kleinere es geschafft, seine Gedanken über den Haufen zu werfen und ihn unsicher werden zu lassen. Ein Verlangen, eine Sehnsucht nach der einfachen Nähe dieses jungen Mannes schien ihn von innen heraus zu verbrennen, während er sich in diesem Moment nichts sehnlicher wünschte, als diese vollen, von etwas Feuchtigkeit leicht glänzenden Lippen mit den seinen zu versiegeln, von ihrem verführerischen Geschmack zu kosten und sich der Endlosigkeit in diesem einen Augenblick der Nähe hinzugeben. „Ich dachte, so könntest du vielleicht besser sehen, wo wir doch sozusagen in die Sonne rennen, als Dankeschön für deine Hilfe“, die Worte, die über diese wundervollen Lippen wanderten, nahm Atticus nur am Rande wahr. Vielmehr war er von dieser warmen, sinnlichen Stimme verzaubert, die seinen Verstand abzuschalten schien. Ohne noch weiter auf seine Umgebung oder irgendetwas anderes zu achten, blieb der Brünette einfach stehen, versank mit seinen Augen in den unendlichen türkisen Ozeanen des anderen, in denen es niemals eine Insel geben würde, an der sich ein Schiffbrüchiger wie er hätte retten können. Auf ewig in diesen Meeren versunken... Vollkommen von dieser berauschenden Wohlgestalt verzaubert, näherte er sich ihr langsam, darauf bedacht, diese Gottheit, welche die Schönheit der ganzen Welt verkörperte, nicht irgendwie zu verschrecken. *~* Die braunen Augen des Braunhaarigen waren verklärt, er selbst schien in höheren Sphären zu schweben. Immer näher kam ihm das bronzefarbene, durch das Sonnenlicht betörend glänzende Gesicht mit den noch stärker brillanten Lippen. In Zane herrschte plötzlich ein Chaos an Gefühlen, sodass er nicht wusste, ob er nun Angst haben sollte oder nicht. Viel zu sehr zogen ihn diese Seen aus geschmolzener Schokolade in ihren Bann, als dass er hätte noch irgendeinen klaren Gedanken fassen können. Die braunen Seelenspiegel wurden halb geschlossen, als der Brünette kurz vor seinem Gesicht stoppte. Der Türkishaarige konnte den heißen Atem des anderen seine Lippen streifen spüren, kurz bevor sich die Lider senkten und der letzte Abstand überwunden wurde. Ganz leicht lagen ihre Lippen aufeinander, jagten dem Mondschattenelfen Schauer des Wohlgefallens durch den Körper. Abwesend ließ er das Schwert aus seiner Hand fallen, legte seine Hände in den Nacken desjenigen, der ihm dieses Hochgefühl empfinden ließ. Die Arme Atticus’ legten sich um seinen Oberkörper, drückten ihn näher an seinen eigenen. Die sanfte Zunge des Braunäugigen strich langsam, genüsslich über seine Lippen, als würde er sie verzehren. Immer dichter pressten sich ihre Körper aneinander. Ohne es zu merken, berührten sich ihre Becken, was erotische Wellen durch den Leib des Türkisäugigen schoss. Er konnte es nicht verhindern, aufzustöhnen, womit er seinen Mund öffnete und das erregte Geräusch gedämpft zu vernehmen war. Auf diesen Moment schien der Brünette gewartet zu haben. Bestimmend schob er seine Zunge in seine Mundhöhle, strich über seine eigene, forderte sie zu dem verbotenen Spiel auf, welches sie schon so häufig gespielt haben. Vollkommen seine Umgebung vergessend, gab er sich dieser Leidenschaft hin, focht einen Kampf der Sinnesraubung aus. Völlig gefangen in einer anderen Welt, einer anderen Realität, hatte Zane das Gefühl, auf Wolken zu schweben. Befreit von allen Sorgen, allen störenden Gedanken, nahm er nur noch den anderen wahr. Immer stärker, schneller floss das Blut durch seine Venen, erhitzten ihn immer mehr, schickte ein suggestives Zittern durch seine Glieder. Immer tiefer fiel er in diesen bodenlosen Traum, bis ein gellender Schrei ihm plötzlich seinen Verstand zurückgab. So schön diese verzaubernden Eindrücke auf ihn waren, so unpassend waren sie in diesem Augenblick. Er wollte unbedingt diese zarten Berührungen beenden, doch hätte er sowieso nicht weitermachen können. Viel zu sehr fehlte ihm die Luft zum Atmen, worauf sie den Kuss lösten und schwer nach dem kostbaren Sauerstoff rangen, ehe sich ihrer beide Blicke auf die Quelle dieses Schreis fielen: Alexis. Die Augen der Blondine hatten sich geweitet, ihr Mund stand offen, ihre Haut wahr etwas erblasst und Schweiß stand ihr auf der Stirn, was nur einen Schluss ziehen ließ: Alexis war entsetzt und zutiefst verstört. „Lexi, was hast du denn auf einmal?“, fragte Atticus seine Schwester sachlich, als wäre nie etwas geschehen, während der Türkisschopf nur genervt die Augen verdrehte und sich nach der fallen gelassenen Mythrilklinge bückte. Musste auch immer wieder ein Tamtam entstehen, wenn irgendetwas mit ihm und dem Blutelfen von Statten lief. Zwar kannte er den anderen noch nicht so lange, allerdings schien sich die Gottheit des Schicksals – deren Name ihm nicht bekannt war – einen Spaß daraus zu machen, diese beiden immer wieder in das nächste Fettnäppchen treten zu lassen. Vielleicht sollte er sich doch von der Gläubigkeit abwenden, wenn die Götter ihn nur als Objekt ihrer eigenen Belustigung ansehen. Zaubern konnte er bereits, somit hatte er das Geschenk der Göttlichkeiten bereits erhalten, also was hielt ihn noch am Glauben? Stimmt ja, die Tatsache, dass seine Mutter sich an die Heiligen vergeben hatte und zusätzlich noch den Namen der Mondgöttin trug (zumindest der einen, denn im elfischen Glauben gab es zwei), ließ ihn weiterhin daran glauben. „Was hier los ist?“, donnerte ihre Stimme, worunter ihr brünetter Bruder sichtlich zusammenzuckte, während Zane egal war, welche Tonart sie anschlug, immerhin war er es gewohnt, von irgendwem angeschrieen zu werden. „Du knutscht mit dem da rum! Mit einem Kerl! Ich kann es nicht fassen! Das ist gegen das Gesetz, du Idiot!“ *~* Ja, das war sie, sein liebreizendes Schwesterherz. Ihr Gezeter in bestimmten Angelegenheiten – wie in diesem Beispiel das Gesetz – war eindeutig nicht verebbt. Diese Frau war einfach viel zu aufbrausend, was Regelwidrigkeit anbelangte! Das würde noch eine lange Reise werden... „Sis, wann haben mich die Gesetze denn bitteschön mal interessiert?“, fragte der Brünette gelassen und mit einem desinteressierten Schulterzucken. „Weißt du eigentlich noch, wie häufig wir uns zu dritt mit Jaden aus den Höhlensystemen geschlichen haben, um den Mond zu betrachten oder irgendwelchen Unsinn unter den Sternen zu quatschen? Im Übrigen gibt es dieses eine ausschlaggebende Gesetz hier nicht, sondern nur bei uns und hinter dem Fenster des Mondschattens! Also kann ich hier knutschen, mit wem oder was ich will. Ätsch!“ Seine geistliche Überlegenheit zeigte er der einzigen weiblichen Gestalt, indem er die Zunge rausstreckte und sie ihr darbot, ehe er damit anzüglich über seine Oberlippe leckte. In den Augen des Türkishaarigen, der aufrecht mit verschränkten Armen neben ihm stand, zeichnete sich eine Art Unglauben über so viel Abartigkeit ab, wie Atticus sie ihm gerade demonstrierte. Was der gelernte Schwerenöter doch aus einem einzigen Blick dieser Schönheit hatte herauslesen können! Hach, war er begabt!!! [2] Alexis hingegen nahm diese Aussage eher erschrocken auf, da sie sich an besagte Gegebenheiten erinnern konnte und in Folge dessen rot anlief – wahrscheinlich wegen der Tatsache, dass es ihr zutiefst peinlich war, sich gegen den Codex der Blutelfen benommen zu haben. Atticus indessen kümmerte sich nicht weiter um die nun wieder Gift und Galle spuckende Frau, sondern sah eher belustigt auf den anderen Blutelfen, der schon wieder um Chazz herumtänzelte, als wäre er ein neues Spielzeug für den Sechzehnjährigen. Jaden war eindeutig ein hoffnungsloser Fall, zumindest was das Flirten betraf, denn nun wandte auch der Türkisäugige seinen Blick auf den Braunschopf und den, recht säuerlich schauenden, Dunkelblauhaarigen und konnte sich ein wissendes Grinsen nicht verkneifen. Auch Syrus schien diese Szene wahrzunehmen, allerdings drückte sein Gesicht eine gewisse Art von Unwohlsein aus. Ebenso zeichnete sich eine untrügliche Peinlichkeit über seine Freunde seine Gesichtszüge, weswegen er den Blick schnell abwandte, direkt auf seinen Bruder richtete, der noch immer neben dem achtzehnjährigen Brünetten stand. „Bruder, du kannst wieder aufrecht stehen!!!“, stieß der Hellblauhaarige erstaunt hervor, was einen eher fragwürdigen Blick des großen Bruders hervorrief. Doch kaum hatte der Brillenträger das gesagt, wurde sich auch Atticus dessen bewusst, dass diese anmutige Gestalt wahrhaft neben ihm STAND und nicht schon mit schmerzverzerrter Miene auf dem Boden kauerte. *~* Jetzt, wo auf einmal alle Augen der Anwesenden auf ihn fielen, wurde er sich der offensichtlichen Begebenheit bewusst, dass er wirklich wieder ohne Beschwerden stehen konnte, ohne jede Sekunde wieder zusammenzusacken. Aber warum so plötzlich? Er hatte doch nur mit dem Brünetten geknutscht, das wird wohl nicht ausschlaggebend gewesen sein. Oder vielleicht doch, immerhin hatten die Elfengötter einen abnormalen Humor. Kaum war der Moment des Erstaunens vorüber gezogen, stand auch schon ein weißhaariger Alchemist vor seiner Nase und musterte ihn misstrauisch mit seinen roten Augen, die ihn zu durchbohren schienen. „Das ist sehr merkwürdig“, bemerkte Amnael, als er den Mondschattenelfen an den Schultern packte, ihn umdrehte und nun seine Rückseite begutachtete. „Normalerweise hätte der Trank, den ich Euch verabreicht habe, schon viel früher seine Wirkung entfalten müssen. Ich war ja der Annahme, dass sich die Auswirkung bei Eurem Elfenstamm etwas verzögert einsetzt, allerdings wunderte es mich bereits eine gute Weile, dass sich nichts tat. Demnach zufolge muss in Eurem Fall irgendetwas Entscheidendes eintreten, dass die heilende Kraft sich freisetzte. Wahrscheinlich war die Verbundenheit mit dem anderen Ritter des Blutmondschattens der springende Punkt, welcher zur Heilung führte. Das muss ich mir unbedingt notieren!“ [3] Verzückt kramte der Weißgekleidete seinen Notizblock und seinen Stift hervor und beschrieb die dem Anschein nach mindestens sechzigste Seite, ehe er diese überaus wichtigen Gerätschaften wieder einräumte. Darüber, dass der “springende Punkt“ ein vor Leidenschaft triefender Kuss war, verlor der Gelehrte kein Wort – was wohl daran lag, dass es ihm nichts ausmachte, da im Lande der Hochelfen die Homosexualität erlaubt war. Vielleicht sollte Zane hierher ziehen. Dann wäre sicher einiges einfacher für ihn. Aber trotzdem war es irgendwie merkwürdig, dass ausgerechnet dieser Kuss mit dem Blutelfenprinzen nötig war, um seine Verwundung sozusagen aufzulösen. Götter und ihr Amüsement, keine gute Mischung. Aber da es ihm nun wieder gut ging, brauchte er nicht mehr von Atticus gestützt werden und seine Schwerter auch wieder allein mit sich rumschleppen. Endlich kam er aus dem Klammergriff des anderen raus! Wurde auch Zeit, dass er von diesem Wesen mit den abartigen Gedanken wegkam, denn sonst würde der andere Ritter des Blutmondschattens höchstwahrscheinlich als Leiche hier vor sich hin vegetieren. „Kann ich meine Katana wieder zurückhaben?“, fragte er vorsichtig, als wäre er sich sicher, gleich von dem Brünetten angesprungen zu werden. Allerdings geschah nichts der gleichen, denn dieser entfernte bereitwillig die Gurte und übergab sie an den Mondschattenelfen. Kaum hatte er die Lederriemen wieder um seinen Oberkörper gezurrt, war Amnael der Meinung, weitergehen zu müssen. Schweigend folgten sie ihm also, hinter dem Palast, einen abgelegenen Weg entlang, durch einen Hain zu einem komischen steinernen Bau. Es war einfach beschrieben ein Loch im Boden, welches mit einer Treppe und einer Tür versehen war. „Hinter dieser Tür befinden sich die Katakomben, die euch zum Baum Yggdrasil bringen sollen“, erklärte der Alchemist, „gebt auf euch Acht, denn niemand weiß genau, was alles hinter dieser Tür lauert. Ich wünsche euch viel Glück.“ Er wollte sich abwenden, doch Zane kam ihm zuvor. Schließlich durchzuckte gerade eine Frage sein Gehirn, welche er unbedingt beantwortet haben wollte: „Amnael, Sir. Rayan, unsere Priesterin, hat mir gesagt, Ihr würdet uns den Gegenstand geben, den wir brauchen. Euren Worten nach zu urteilen ist dies der Geisterschlüssel. Doch nun hat sich herausgestellt, dass Seine Majestät König Barrallay den Schlüssel besitzt. Was hat das zu bedeuten?“ „Ich sehe, Ihr habt einen scharfen Sinn, Prinz Zane, doch dieses Rätsel wird sie erst lösen, sobald Ihr mit Euren Gefährten zurückgekehrt seid“, antwortete der Rotäugige und ging hinfort, wurde immer kleiner, bis er schließlich völlig aus dem Sichtfeld verschwand. *~* „Na dann... Auf geht’s!!!“, ertönte Jadens Stimme, was Atticus die Hand innerlich vor die Stirn hauen ließ. Das war der kleine Brünette, immer für eine Herausforderung zu haben. Sicherlich würde ihn diese Eigenschaft eines Tages ins Verderben stürzen. Allerdings hatte er recht: Es war Zeit für ein Abenteuer. Eilig rannte der jüngere Brünette die Stiegen hinab, griff nach dem Türknauf, riss daran und... drehte sich mit einem peinlichen Grinsen auf dem Gesicht zu den anderen und sagte, sich mit einer Hand am Hinterkopf kratzend: „Hehe... Wisst ihr was? Ich krieg die Tür nicht auf!“ Wirklich alle waren bei dieser Aussage so geplättet, dass sie sich sofort den Schädel an irgendwelche Gegenstände stießen, vorzugsweise die Handfläche. Diese Aussage triefte nur so vor Idiotie, dass es wehtat. Würde Blödheit schmerzen, würde Jaden am Boden liegen und jammern, dessen war sich in diesem Moment anscheinend jeder bewusst. „Was du nicht sagst, du Idiot“, sprach Chazz in einem ruhigen, jedoch arroganten Ton, als er hoheitlich den Weg nach unten antrat und nun seinerseits die Hände an die Klinke legte, „ich werde dir zeigen, wie man das macht.“ Er versuchte, die Klinke runterzudrücken, doch das Ding wollte nicht so, wie er es sich vorstellte. Sogar als Syrus, Bastion, Jaden und sogar Alexis sich dazu hinreißen ließen, zu helfen, bekam niemand die Tür auf. Das einzige, was sie erreicht hatten, war, dass Chazz unartikulierte Flüche ausstieß. Der Blutelfenprinz schüttelte nur den Kopf, ehe er sich nach unten begab. Dabei packte er Zane am Handgelenk und zog ihn hinter sich her. Er hob seine Stimme an, woraufhin sich die anderen von der Tür entfernten: „Macht mal Platz für die Ritter des Blutmondschattens.“ Somit hatten die beiden freie Bahn. Während der Türkishaarige die Tür selbst in Augenschein nahm, untersuchte er diese Klinke. Öl schien dem Ding nicht zu fehlen, aber irgendetwas stimmte da eindeutig nicht. Er versuchte, das Ding mit der linken Hand runter zu drücken, doch nichts funktionierte. „Das kannst du vergessen“, sagte Zane so plötzlich, dass er sich erschrak und beinah gegen den Knauf geknallt wäre. Verdammt, warum war er bis eben auch so leise wie eine Katze gewesen? „Diese Tür wurde mit einem Bann belegt, der verhindern soll, dass sie geöffnet wird. Allerdings gibt es Hinweise, wie wir das Ding trotzdem öffnen können.“ Er deutete auf eine Zeichnung, welche zuvor mit Moos verdeckt gewesen war. Darunter waren eine rechte und eine linke Handinnenfläche gezeichnet, auf denen Kreuze prangten. Ein Bild darunter war zu erkennen, wie sich die Hände um die Klinke legten und eine Zeichnung weiter waren eine etwas geöffnete Tür und eine heruntergedrückte Klinke zu erkennen. „Auf einen Versuch kommt’s an“, meinte Atticus dann und deutete auf die Klinke, dass er dem anderen den Vortritt überlassen wollte, zumal auf den Malereien auch die linke unter der rechten Hand war. Und da Zane nun mal das Kreuz auf der linken Hand trug, war diese Geste eigentlich unnötig. Also legten sich die Finger der marmorfarbenen Hand auf den Knauf. Dunkelrotes Licht begann zu glühen und als der Brünette seine Hand um die des Mondschattenelfen schloss, tat sich auch ein hellblaues Leuchten auf. Ihre Hände verkrampften sich, versuchten fast verzweifelt, diese Klinke in Bewegung zu bringen. Mit ihren Schultern berührten sich ihre Körper, drückten sich aneinander. Immer mehr Kraft holten sie aus ihrem Innern, doch wollte der Türgriff nicht runtergehen. Stattdessen wurde das Leuchten immer stärker. „Wenn du wüsstest, wie sehr mir diese Nähe hier gefällt“, wisperte der Blutelf dem Kleineren ins Ohr, „am liebsten würde ich dich jetzt in meine Arme schließen und besinnungslos küssen, bis du vollkommen mir gehörst.“ „Red keinen Quatsch“, erwiderte Zane harsch, „das hat vorhin auch nicht geklappt. Also warum sollte es jetzt funktionieren? Überhaupt, warum hast du mich eigentlich... geküsst?“ Stille legte sich über die, die Frage hing in der Luft wie ein übel riechender Gestank, doch machte man keine Anstallten, sie mit einer Antwort wegzuwischen. Was sollte er darauf erwidern? Er wusste den genauen Grund selbst noch nicht einmal! Konnte man da eigentlich sagen, warum man ihn geküsst hatte? Wie als hätte der Türkisäugige seine Unsicherheit bemerkt, sprach er: „Du musst nicht sofort antworten. Lass dir ruhig Zeit, aber irgendwann würde ich den Grund schon gerne erfahren.“ Ein unheimliches Glühen breitete sich aus, verhinderte weitere Kommunikationen. Hellblau und dunkelrot, immer abwechselnd, bis es sich zu einem weißen Schein vermischte. Erst nach und nach ebbte das Licht ab, sodass niemand etwas erkennen konnte, nicht einmal Atticus, der immer noch die verdunkelte Sicht hatte. Doch plötzlich spürte er, wie etwas unter seiner Hand nachgab und das war garantiert nicht die Hand des Türkisäugigen. Also drückte er kräftig die Türklinke nach unten, bis es ein knackendes Geräusch gab und die Tür selbst sich wie von allein zu öffnen schien. *~* Das Licht verschwand allmählich, das Bild klärte auf. Langsam konnte Zane wieder die Tür, die Steine vor sich erkennen. Noch immer hielt er seine Hand auf der Klinke, noch immer lag die Atticus’ auf seiner, doch die Tür war geöffnet. Noch leicht erstaunt schaute er auf das, was sich ihm nun offenbarte: Schwärze. Auf der anderen Seite des geöffneten Durchgangs war alles dunkel und nichts zu erkennen. Ohne irgendein Licht würden sie da also nicht besonders gut vorankommen. „Ist das, weil ich alles so dunkel sehe, so huckeduster?“, fragte der Brünette neben ihm. Genau, er hatte ja immer noch den Verdunklungszauber auf sich. Vielleicht sollte er den schnell entfernen, sonst läuft er da drinnen noch gegen eine Wand. Kurz leuchtete seine Hand auf und im nächsten Moment wischte sich Atticus mit dem Arm über die Augen. Innerlich bereitete er sich schon auf eine Anfuhr seitens des Braunschopfs vor, doch entgegen seinen Vorstellungen grinste dieser wie ein Honigkuchenpferd: „Danke Kumpel. Ohne dich wär ich sicherlich noch irgendwomit kollidiert.“ Merkwürdig. Konnte der andere wirklich seine Gedanken lesen? Theoretisch war dies der größte Quatsch, den er schon mal gedacht hat, aber eigentlich... Nein, der Größere konnte nicht mal zaubern! Wie sollte er dann also der Fähigkeit mächtig sein, Gedanken zu lesen? „Hört auf, euch anzustarren!“, ertönte von hinten die Stimme einer gewissen Blondine, doch schienen sich ihre Worte nicht gegen sie zu richten. Verwundert drehte sich der Türkishaarige um und sah, wie das Mädchen auf Jaden und Chazz stierte. Die beiden standen sich gegenüber. Während Chazz so aussah, als würde er dem anderen jeden Moment an die Gurgel gehen würde, bedachte Jaden ihn einfach mit einem freundlichen Lächeln. Den beiden war eindeutig nicht zu helfen. Wie hieß es doch so schön: Was sich neckt, das liebt sich. Doch bei denen war das nicht einfach nur necken. So wie Chazz aussah, wollte er den kleinen Brünetten regelrecht mit seinem Blich durchbohren. Ganz klar, hier wurde nach Hilfe verlangt. Auch wenn Zane selbst nicht besonders weise in der Angelegenheit der Verkupplung war, so konnte er doch einige gute Tipps an den Braunschopf geben, wie er den Dunkelblauhaarigen rumkriegen würde, immerhin kannte er diesen schon länger. „Setzt ihr euch heute noch in Bewegung, Jungs?“, kam es mittlerweile genervt von Alexis, die sich inzwischen zusammen mit Bastion bei den Älteren eingefunden hat. „Wir haben nicht ewig Zeit und wer weiß, was uns da drin erwartet. Je früher wir das erledigt haben, desto besser.“ Da hatte die Bernsteinäugige ein wahres Wort gesprochen. Es wäre wirklich besser, es schnell zu beenden. Allerdings waren die Jungs noch immer nicht der Meinung, mitkommen zu müssen. Syrus versuchte schon verzweifelt, die beiden zum Bewegen zu animieren, doch er blieb erfolglos und sie gifteten sich nur noch mehr an. Resigniert seufzend begab er sich eigenhändig zu den Streithähnen hinauf. Grob packte er sie an den Schultern und schob sie vor sich auf den Eingang zu den Katakomben zu. Während dieser Prozedur konnte er es nicht lassen, sie zu belehren: „Wenn das noch einmal passiert, dass wir wegen euch aufgehalten werden, dann werde ich höchstpersönlich dafür sorgen, dass ihr genauso endet wie dieser Baum.“ Sofort waren die beiden ruhig und nickten stumm. Es war eigentlich nicht seine Art, jemandem zu drohen, doch dies war eindeutig einer der Fälle, in denen nach Ungewöhnlichem verlangt wurde. Klar, er hätte es ihnen auch schonender beibringen können, aber dann hätten sie es sicher nicht verstanden und diese Art der Behinderung des Verkehrs würde sich wiederholen. Als sie endlich alle vor dem Durchgang versammelt standen, machte Atticus den ersten Schritt und tauchte in die Dunkelheit. Eine Zeit lang war von ihm keine Reaktion zu hören, bis seine Stimme ertönte und von der Wand echote: „Ist gar nicht so dunkel, wie wir angenommen haben. Man könnte es als einschüchternden Nebel bezeichnen, weiter nichts. Kommt ruhig, hier hängen viele Fackeln rum!“ *~* Das Innere der Katakomben erinnerte an das Innere einer alten Burg, gebaut aus Feldsteinen. Im Eigentlichen erinnerte es eher an den Kerker einer Burg. Die Wände bestanden aus den grauen Klötzen und im regelmäßigen Abstand hingen Fackeln daran, doch auch eiserne Ketten waren keine Seltenheit. In der einen Ecke des ersten Raumes befanden sich einige Pranger, in einer anderen stand eine mit Blut verschmierte Streckbank und in einer wieder anderen eine recht stark verrostete Eiserne Jungfrau. Kaum hatten die anderen diese Dunstwolke aus Nebel hinter sich gelassen und diesen tollen Empfang in Augenschein genommen, zeichnete sich Entsetzen auf ihre Gesichtszüge, nur Chazz schien das irgendwie kalt zu lassen. Alexis schlug sich die Hand vor den Mund, Bastion stand mit geöffnetem und mit weit aufgerissenen Augen da, während Syrus sich an seinen großen Bruder klammerte, welcher eine ebenso erstaunliche Gelassenheit präsentierte wie der Schwarzgekleidete. Jaden indessen krallte sich in Atticus’ weiße Jacke, was dieser mit Argwohn hinnahm. Wahrscheinlich müsste er wieder das Bügeleisen schwingen, wie toll es doch war. Sobald der erste Eindruck verpufft war, wurden alle wieder lebendiger. Der Brünette war froh, dass wenigstens noch kein Monster seinen Weg hierher gefunden hatte. Was für einen Friedhof er wohl dann hinter sich stehen gehabt hätte, wollte er gar nicht wissen. „Das hier ist abscheulich“, meinte Alexis und besah sich dabei die Eiserne Jungfrau genauer, welche mit offenen Türen dastand, sodass man ihre mit Blut beklebten Dornen gut erkennen konnte. „Ich kann mir nicht vorstellen, wieso die Hochelfen solche Folterinstrumente hatten.“ „Hatten sie auch nicht“, sprach Bastion nun, sich einem Pranger widmend, „die Hochelfen haben diese Katakomben nicht gebaut. Das waren die Dunkelelfen, die zuvor diese Insel besiedelt hatten, bis sie in die schwarze Wüste Colib gezogen sind. Die Dunkelelfen gelten als blutrünstiges Volk, sind mit ihren Methoden radikal, aber nicht so schlimm, wie – ich bitte um Verzeihung – die Blutelfen, welchen man schon ihrem Namen ihren Blutdurst nachsagen kann.“ Na, vielen Dank auch. Nun war er hier auf einer – wie Rayan es so schön betitelte – “heiligen Mission“ und musste sich von einem Gefährten beleidigen lassen. Da hätte er auch zuhause bleiben können. Obwohl, dann hätte er nie diese Schönheit in Mannsgestalt kennen gelernt. Und Jaden hätte sich auch nicht verschossen – den Anzeichen nach war dem nämlich so. Ein Blick zu Zane zeigte, dass auch er nicht besonders zufrieden war mit den Worten des Schwarzhaarigen. Seine Augen zeigten Unglauben, Skepsis und das Wissen eines Besseren. Ob dieses Wissen nun die Blutelfen oder die Dunkelelfen betraf, wusste Atticus nicht. „Können wir aufhören, von Geschichte zu quatschen, und stattdessen endlich losgehen?“, meckerte Chazz auf einmal rum. „Ich bin nicht hier, um mir die Beine in den Bauch zu stehen!“ Na gut, was diesen Punk betraf, hatte der Grauäugige schon Recht. Sie waren wirklich nicht hier, um darauf zu warten, dass aus ihren Füßen plötzlich Wurzeln wuchsen und sich in den Boden pflanzten, zumal das hier gar nicht möglich war, da der Boden durchgehend aus Gesteinsplatten bestand. Folglich setzten sie sich in Bewegung, durchquerten den Raum, öffneten die Tür zum nächsten und mussten feststellen, dass dieser noch schlimmer eingerichtet war. Zwar waren auch hier Eiserne Jungfrau und Streckbank, allerdings gab es noch den Stuhl, der mit Dornen regelrecht übersäht war, Daumenschrauben und das Rad. Eine Wand war mit Blut regelrecht tapeziert worden, während auf die andere mit Kreide geschrieben wurde. Einige Sachen, wie “Zetsuka: Drei Tage und tot“, waren zu entziffern, was meist dasselbe Ergebnis veranschaulichte. „Besser, wir bringen das schneller hinter uns, als ursprünglich geplant“, meinte der Türkishaarige und musterte seinen kleinen Bruder, der sich noch immer an seine Klamotten krallte. Atticus konnte ihn verstehen. Auch wenn er nicht jünger war, als die restlichen Anwesenden, war Syrus eindeutig nicht für so etwas gemacht. „Dieser Ort gefällt mir eindeutig nicht. Am besten, wir können hier ganz schnell wieder raus und das hier vergessen.“ Und schon setzten sich alle mit erhöhter Geschwindigkeit in Bewegung. Ihr Weg führte sie durch verworrene Gänge und einige Kreuzungen, die in ebenso mit Foltergeräten oder mit Gefängniszellen bestückten Räumen endeten. Nicht selten fanden sie auf ihrem Weg irgendwo ein Skelett sitzen oder in einer recht ungesunden Stellung irgendwo angebunden. Nach einer schier endlos erscheinenden Wanderung kamen sie in einem runden Raum ohne Tür oder andere Möglichkeit zum Weiterschreiten an. Allerdings konnten sie sich nicht verlaufen haben, da alle anderen, vom Hauptweg ableitenden Wege in Sackgassen aufhörten. Einen Weg suchend, ließ der Braunäugige seine Augen die mit Spinnenweben verdeckten Wände ab, doch konnte er nichts ausmachen, was auch nur ansatzweise einer Tür oder eventuell einem geheimen Schalter ähnelte. *~* Dies war ein bizarrer Raum. Alles voll von Spinnenweben und nirgends auch nur eine Eventualität, tiefer ins Innere dieses Kerkers vorzudringen. Zane sah sich angespannt um. Irgendetwas stimmte hier nicht, dessen war er sich bewusst. Die Luft war irgendwie stickig, modriger Geruch herrschte. In einigen der Netze konnte er Teile von Skeletten erkennen, was seinen Verdacht nur bestätigte. Sein Blick fiel auf die Wurzeln, gegenüber der Tür. Darunter war kein Weg zu erkennen. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Wenn sie nicht schnell diesen Raum verließen, würde irgendetwas Unheimliches geschehen. Sein Blick wanderte die Wurzeln hinauf und tatsächlich wurde ihm ein Durchgang gewahr. Es schien so, als wären die Wurzeln sozusagen die Leiter, um weiter zu kommen. Er richtete den Finger auf das Loch in der Wand und sagte: „Da oben geht es weiter. Wir müssen uns an den Wurzeln hochklettern.“ Kaum hatte das letzte Wort seine Lippen überbrückt, war Jaden der erste bei den Pflanzenteilen. Er wollte zupacken, doch ehe er eine erwischen konnte, zogen sich die Faserwurzeln zurück wie die Augen einer Schnecke, wenn man selbige berührte. Um sie herum herrschte auf einmal eine angespannte Atmosphäre. Sämtliche seiner Nackenhaare stellten sich auf, Angst schlich in seine Knochen, sein Herz wurde immer schneller. Wie er erwartet hatte, ging etwas Unheimliches von Statten... *~* Unsicher blickte Atticus an der Wand vor sich hin und her. Er war sich nicht sicher, ob er sich das nur einbildete, aber es schien ihm, als würde ein Schatten sich daran entlang schleichen. Als müsste er sich vor einer unsichtbaren Macht schützen, trat er einen Schritt zurück, legte dabei seine Hand an sein Schwert. Irgendetwas Ungewöhnliches ging hier vor, etwas, was sicherlich nur in den schrecklichsten Alpträumen präsent war. Immer weiter wich er zurück, bis er einige andere Rücken an dem seinen spüren konnte. Das bestätigte ihm, dass er nicht der einzige war, der diese Wahrnehmung hatte. Hier war eindeutig was faul und damit war nicht der plötzlich aufgetauchte Geruch von verwesenden Leichen gemeint. Moment! Was hatte er gerade gedacht? Der Geruch von verwesenden Leichen? Panisch blickte er sich weiter um, sah immer wieder diese obszönen Schatten über die Wand huschen. Doch mit einem Mal wurde seine gesamte Aufmerksamkeit umgelenkt, als es einen großen Knall gab. Sofort wandte er seine Augen auf die Tür, durch die sie hier herein getreten waren, welche nun geschlossen war. Augenblicklich setzte lautes Getrappel ein, was sich anhörte, wie kriechende Geräusche mehrerer tausender Beine. Nun war es offensichtlich. Noch einmal tief durchatmend, zog der Brünette sein Schwert, stellte sich kampfbereit und hörte, wie sich auch die anderen bewaffneten. Sie waren in eine Falle getappt... ~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~ [1] VYN: „Man, bist du schwer von Begriff.“ – Ryo: „Ich bin nun mal kein Experte in Sachen Gefühlen. Und außerdem: Du schreibst das doch!“ – VYN: „Uups, stimmt ja. Da hab ich aber ein Eigentor geschossen... *drop*“ [2] VYN: „Weißt du, Fubuki, Einbildung ist auch eine Bildung.“ – Fubuki: „Was willst du denn von mir? Ich BIN begabt!“ – VYN: „Worin?“ – Fubuki: „Ich kann Ryo eifersüchtig machen und ihn um den Verstand küssen!“ – VYN: „Soll ich dir mal was sagen: Eifersüchtig war er auf Asuka, nicht dich. Und das mit dem Küssen ist nur die halbe Wahrheit. Wer schreibt das denn immer???“ – Fubuki: „Na gut, aber beim nächsten Mal gewinnst du nicht!!!“ [3] Kommt mir das nur so vor oder habe ich das wirklich professorenartig dargestellt? Ich blick da nämlich überhaupt nicht mehr durch. TT.TT Wer durchblickt, kriegt etwas von meinem letztens gebackenen Marmorkuchen!!!^^ *Teller bereitstell* *nach oben schau* Ach du heilige... Was habe ich denn da verbrochen??? Na ja, wenigstens hat dieser Horror vorerst ein Ende und mein Schreibstil kann sich wieder einrichten. Hätte nicht so viel “Golden Butterfly“ (<~ normales Yu-Gi-Oh) von der Autorin von “Anubis Black“ lesen sollen. *ordentlich Schleichwerbung mach* Hier muss ich erstmal schneiden, tut mir ja Leid, dass ich immer wieder Cliffhanger schreibe, aber sonst wäre es zu lang geworden. Na, schon eine Ahnung, was nun auf unsere Helden zukommt und ob Atticus nun endlich mal die Frage beantwortet, warum er Zane geküsst hat? Fragen über Fragen und ich werde sie (höchstwahrscheinlich) im nächsten Kapitel beantworten. Wartet darauf, dass sich das Fenster des Mondschattens ein weiteres Mal für euch öffnet. Eure Gastgeberin verabschiedet sich. Bis zum nächsten Mal!^^ *winkewinke* Dat VYN^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)