Behind the Window of the Moonshadow von Dat-Yun-chan (Atticus x Zane) ================================================================================ Verwirrende Gefühle ------------------- So, da bin ich wieder! Trotz Urlaub!!! Mein Onkel hat es geschafft, sich einen PC mit Internet zu besorgen! Bin ich froh!!! So, bevor es jetzt weitergeht, erstmal dank an meine fleißigen Kommentatoren, die mich so lieb unterstützen. Besonderer Dank geht an Hell-Kaiser für ihren Einsatz, Atticus als Blutelf zu zeichnen und sich die Geschichte zu dem Buch "Wenn der letzte Schnee schmilzt" auszudenken. Und auch an FubukiTenjoin, weil sie für mich da ist. Hoffe, ihr freut euch!^^ Dann will ich euch mal nicht weiter aufhalten und wünsche euch: Viel Spaß!!!^^ P.S.: Sorry, dass Zane jetzt etwas malträtiert wird, aber das muss sein! ~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~ Kapitel 5: Verwirrende Gefühle Weißes Licht umschloss Zanes Körper, machte seine Augen blind. Er wusste nicht, wie lange er und die anderen durch diese Helligkeit fielen, bis er plötzlich das Gefühl hatte, auf den Boden zu fallen. Sein ganzer Rücken schmerzte, was nicht nur daran lag, dass sich seine Katana da befanden. Wie es der Zufall so wollte, musste er direkt auf einer harten Baumwurzel aufkommen. Sich verrenkend den ihn quälenden Part seines Köpers haltend, versuchte er, sich aufzurichten, doch der Pein war zu groß, sodass er wieder nach hinten umkippte. Aus einigen Metern Entfernung erklang die Stimme seines kleinen Bruders, welcher wohl darauf aus war, zu ihm zu rennen, wahrscheinlich schon kurz davor war, ihm an den Hals zu springen, doch bevor dies geschah, spürte der Türkishaarige, wie irgendetwas sein linkes Fußgelenk umschlang und hochzog, sodass er kopfüber in der Luft hing. Erschrocken riss er die Augen auf, die er bis eben vor Schmerz zugekniffen hatte. Vor ihm standen seine Weggefährten und sahen geschockt auf ihn hinauf, doch konnte er sich ihre Gesichtsausdrücke nicht erklären. Erst als er hinauf zu seinem Fuß sah, wusste er, warum die anderen so geistreich aussahen. Um seine Gliedmaße hatte sich tatsächlich eine Art Liane geschlungen! Diese Liane hing in einer sicherlich dreißig Meter hohen und recht breiten Birke, welche mit weiteren Schlingpflanzen ausgestattet war, doch nichts unternahm, um auch die anderen Elfen in ihre Gewalt zu bringen. Anscheinend hatte sie es nur auf den Prinzen der Mondschattenelfen abgesehen, da er aus Versehen auf ihrer Wurzel gelandet war. Sich den weißen Stamm dieses Baumes noch einmal genauer ansehend, blieb er an einer Stelle an ungefähr der Hälfte stehen, welche ihm genau gegenüber lag. Zwar war alles auf dem Kopf, doch glaubte er sich sicher zu sein, eine hässliche Fratze erkennen zu können, wie sie häufig in Halloweenkürbise geschnitzt wurden. >>Du hast meine Wurzel verletzt!<< Bildete er sich das jetzt nur ein oder hatte dieser Baum gerade wirklich mit ihm gesprochen? Einen Mund in diesem Sinne hatte er ja, doch war es schon irgendwie merkwürdig, sich mit einer Birke zu unterhalten, zumal er noch nicht viele Objekte dieser Pflanzenspezies gesehen hatte, die zusätzlich auch noch der Artikulation fähig waren. >>Dafür wirst du büßen!!!<< Darauf hatte er gerade herzlich wenig Lust. Der Schmerz in seinem Rücken war noch immer da und durch diese Haltung wurde es mit jeder Minute unerträglicher. Sein Blut rauschte in seinen Kopf, was ihn allmählich zur Ohnmacht zu führen schien. Doch der Baum hatte anscheinend andere Pläne mit ihm. Gewandt ließ er zwei weitere Lianen auf Zane zuschießen, fesselte ihm somit die Handgelenke, ließ mit der anderen sein Fußgelenk los, sodass er wenigstens nicht mehr kopfüber in der Luft hing und das Blut in seinem Körper wieder ordentlich durch seine Adern fließen konnte. Allerdings konnte er sich in dieser Position nicht besonders gut zur Wehr setzten, außer, er würde die Birke abfackeln wollen, was garantiert nicht sein Wunsch war. Wie viele sprechende Bäume trifft man schon in seinem Leben? Die Liane, die zuvor noch seinen Fuß umschlang, flog in hoher Geschwindigkeit direkt auf seine Brust zu. Ausweichen konnte er nicht, also musste er Magie benutzen. Seine Augen schließend, konzentrierte, sammelte er seine mentale Kraft. Als er sie wieder öffnete, strahlten seine Augen in einem hellen Blau und ein Schutzschild baute sich um ihn auf, woran die Liane des Baumes abprallte und weit weg geschleudert wurde. *~* Atticus konnte kaum glauben, was hier gerade passierte. Zuerst landeten sie in einer Lichtung mitten im Wald, umgeben von dreißig Meter hohen Bäumen. Dann stößt der Mondschattenelf mit den Smaragdaugen auf eine Wurzel, verletzt sich anscheinend und dann wird der dazugehörige Baum sauer auf ihn und greift ihn an! Wo waren sie da nur gelandet?! Die Barriere löste sich wieder auf, doch das Leuchten in Zanes Augen war noch immer vorhanden, als würde er irgendetwas planen, was diesem dreißig Meter hohen Unkraut sicherlich nicht gefallen würde. Seine Hände fingen ebenfalls an, im selben Farbton wie seine Augen zu glühen und der Brünette fragte sich, was nun geschehen würde, denn so etwas hatte er noch nie gesehen, schließlich gab es bei ihnen nicht einmal Magie! Ein Blick zur Seite verriet ihm, dass auch Jaden von den Socken war, doch was ihn verwunderte, war die Tatsache, dass auch Chazz und Syrus gespannt auf ihren Prinzen starrten. Die kannten ihn doch wohl länger als er, warum also glotzten die genauso interessiert auf seinen Türkishaarigen?! Moment mal! Hatte er wirklich SEINEN gedacht?! Hah, schön wär’s, allerdings konnte er sich nicht vorstellen, dass dieser anmutige Elf sich dazu bereit erklären würde, auch nur für eine Nacht sein “Gespiel“ zu werden. Hellblaues Strahlen riss ihn aus seinen Gedanken, als die Magie, die Zane in seinen Händen gesammelt hatte, sich plötzlich freisetzte. Das Leuchten ging auf die Birke über und ganz langsam zog sich eine Eisschicht über ihre Blätter und ihren Stamm, bis sie vollkommen eingefroren war und den Türkishaarigen nicht mehr attackierte. Das war zwar schon mal ein Vorteil, trotzdem hing dieser noch immer in der Luft herum und fror sich wahrscheinlich gerade die Hände wegen dem Eis ab. Er warf einen Hilfe suchenden Blick über die Schulter, sah mit seinen Türkisen direkt in die Augen des Braunhaarigen. Dieser erkannte sofort, in was für einer verzwickten Situation der andere sich befand, doch hatte er momentan noch keinen Plan, wie er ihn aus dieser Lage befreien konnte. Zuerst dachte er ja daran, dass der Türkisschopf sich da irgendwie heraus schmelzen konnte, doch das würde die Birke auch wieder auftauen und ihren Angriff fortsetzen lassen. Die nächste Idee war ja, dass Syrus seine Pfeile zu ihm hochschoss, da er der einzige mit einer Fernkampfwaffe war, doch der zitterte wie Espenlaub, während Jaden versuchte, ihn zu beruhigen und Chazz nur stumm daneben stand und sich auch nicht mehr für seinen Prinzen zu interessieren schien. Tja, musste er wohl selbst Hand anlegen, doch noch immer hatte er keinen Einfall, wie er diese Schönheit hätte retten können. Die Sache mit den Pfeilen war eigentlich noch die gewesen, die ihm am ehesten geholfen hätte, allerdings konnte er selbst nicht mit diesem gebogenen Stück Holz und den langen Stöcken umgehen, was ihn wieder zum Ausgangspunkt brachte. Doch halt! Wofür hatte er eigentlich so einen bescheuerten Kampfkurs mitgemacht? Da gab es doch so einen Trick, der hier wahrscheinlich die gesuchte Erlösung bringen würde und den Kleineren aus seine momentanen Position auf dem Präsentierteller holen würde. Zielend zog er sein Schwert aus der Scheide, konzentrierte sich auf die aus Eis bestehenden Lianen des Baumes, an denen Zane zu seinem Leidwesen noch immer herumhing, fokussierte seine Kraft in seinen rechten Arm, holte aus und warf mit voller Kraft... nach rechts! Im ersten Moment schienen die anderen erschrocken von seiner Tat, doch als das Schwert plötzlich seine Flugbahn änderte, durch die gefrorenen Schlingpflanzen sauste als wären sie Butter und sich schließlich drei Meter von Atticus entfernt in den Boden rammte, staunten sie nicht schlecht. Doch den Blutelfenprinz selbst interessierte die Begeisterung seiner Gefährten in diesem Moment rein gar nicht, denn der Mondschattenelf, der eben noch in der Luft zu schweben schien, war mächtig am Fallen, sodass der Braunhaarige sich beeilen musste, damit dieser nicht schon wieder eine königliche Bruchlandung hinlegte. Durch eine glückliche Portion Zufall, Können und Geschick, fing er den Türkishaarigen auf, wodurch er unter ihm zusammenbrach, was ihm allerdings keine nennenswerten Schmerzen zufügte. Wenigstens war Zane nicht wieder auf irgendeiner Baumwurzel gelandet und das Spektakel begann von neuem. Den Mondschattenelfen noch immer auf sich liegen habend, spürte er plötzlich, wie einige Wassertropfen sein Gesicht streiften. Er öffnete seine Augen und sah, wie die Person, die sich auf ihm befand, ihre Arme schüttelte, um die Nässe zu vertreiben. *~* Endlich war er wieder auf dem Erdboden und hing nicht mehr an komischen Lianen an einem Baum, was er dem Prinzen der Blutelfen, der momentan unter ihm lag, zu verdanken hatte. Den Rest der Kletterpflanzen, der noch an seinen Handgelenken war, hatte er geschmolzen und schleuderte nun das überflüssige Wasser durch die Gegend, da ihm nasse Hände nicht besonders gefielen. Andererseits war es nicht gerade schmerzlindernd, denn sein Rücken rebellierte stark. „Könntest du bitte von mir runter gehen?“, fragte die Stimme des Brünetten unter ihm, dessen Worte ihn bedrückt lächeln ließen, „auch wenn du nicht besonders viel wiegst, bist du trotzdem nicht aus Luft! Und genau die brauche ich zum Atmen!“ Schmerzvoll selbige einsaugend, kniff Zane seine Augen zu, versuchte, sich irgendwie aufzurichten, was ihm aber durch seinen wunden Rücken einfach nicht gelingen wollte. Zu sehr brannte die schmerzende Stelle, zu sehr fühlte er, wie sein Körper regelrecht paralysiert wurde. „Ich... kann nicht...“, unter großer Anstrengung brachte er diese Worte hervor. Das Leid, welches von seinem Rückgrat ausging, machte ihn blind, taub. Seine Umwelt verschwamm vor seinen nun wieder geöffneten Augen, mit welchen er direkt in Atticus’ braune sah, in ihnen versank, bevor alles um ihn herum einem Wirbel aus Farben wich, die sich alle vermischten und schließlich ein nicht enden wollendes Schwarz ergaben... *~* Türkise Seelenspiegel blickten gequält in seine eigenen. Auf dem marmorfarbenen Gesicht stand der Schweiß, Schmerz war aus ihm herauszulesen. Atticus wusste nur zu gut, dass Zane litt, hatte dieses Leid schon häufig erlebt, doch konnte er nichts dagegen unternehmen. Wehleidig sah er dabei zu, wie sich die Smaragde schlossen, nahm wahr, wie die Atmung des Türkishaarigen ruhig und gleichmäßig, allerdings sehr flach wurde. Ihm war klar, dass dieser gerade vor seinen Augen ohnmächtig geworden war. Nach Hilfe rufend, versuchte er, sich aufzurichten, was er mit Zane auf sich nicht wirklich fertig brachte. Erst als Jaden zu ihm gerannt kam und den Mondschattenelf anhob, konnte er unter ihm hervor kriechen und ihn dann in die Arme zu nehmen, da sein brünetter Freund dafür anscheinend nicht genug Kraft hatte. Der Türkisäugige sah so friedlich aus, wie er in seinen Armen lag und schlief, in tiefe Trance gefallen war. Doch war es nicht an der Zeit, sich diesem Anblick einer schlafenden Schönheit hinzugeben, sondern eher zu gucken, was genau ihm eigentlich Probleme bereitete. Kaum waren Syrus und Chazz am Ort des Geschehens angekommen, übergab der Blutelfenprinzen ihnen und Jaden den Türkisschopf, um seine Jacke auszuziehen und sie auf dem Boden auszubreiten, damit sie etwas hatten, worauf sie den Verletzten legen konnten. Nur noch das schwarze Oberteil tragend, welches er von dem Kronprinzen der Mondschattenelfen bekommen hatte, machte er sich daran, auch diesem seine Jacke auszuziehen und sie als Unterlage zu verwenden – nachdem er seine Schwerter zur Seite gelegt hatte –, sodass der verwundete Elf auch nur noch sein schwarzes Hemd trug. Ganz vorsichtig legten die anderen ihn auf die Jacken, während der Brünette nach irgendwelchen Verletzungen suchte. Wenn, dann mussten die Wunden unter seinem Oberteil sein, denn an seinen Beinen konnte eindeutig nichts sein – außer vielleicht am linken Fußgelenk, aber das wurde schon von Syrus inspiziert. Also hieß es, die schwarze Klamotte über seinen Kopf zu ziehen... Unwillkürlich musste Atticus schlucken. Der andere hatte einen so gut gebauten Oberkörper, dass er vorhin, als sie sich umgezogen hatten, beinahe schon gesabbert hätte. Was sollte demnach jetzt passieren, wo dieses Wesen ihm schutzlos ausgeliefert war? Na gut, so schutzlos war Zane auch wieder nicht, denn Atticus hatte nicht vor, ihn vor den Augen seines kleinen Bruders zu vernaschen. Dafür sollte doch schon eine angenehme Zweisamkeit herrschen. Trotzdem, was nun? Eigentlich konnte er nur darauf hoffen, dass Jaden rechtzeitig mitbekam, welchen inneren Konflikt sich der Braunhaarige widmete und dass er ihn noch stoppen konnte, falls er die Kontrolle verlor, schließlich kannte der Kleine seine Anfälle. Noch einmal tief durchatmend, griff er nach dem schwarzen Kleidungsstück, zog es dem Mondschattenelfen aus und hielt in seiner Betätigung an. Abermals war er von dieser anschaulichen Statur bezaubert, dass er gar nicht wirklich wahrnahm, wie Chazz und Jaden ebenfalls auf die wirklich gut gebaute Brustpartie des bewusstlosen Prinzens starrten. Doch schnell realisierte er, dass er sich wieder seinen Träumen gefangen gab – die alle eindeutig nicht ganz unschuldig waren – und fing an, diese Brust von oben bis unten nach irgendwelchen Blessuren abzusuchen, dabei permanent an Schnee denkend. Nicht, dass sich noch eine sichtliche Erregung bei ihm breit machte. Auf dem Brustkorb des am Boden Liegenden waren keine Abschürfungen oder ähnliches zu entdecken, also musste er auf dem Rücken nachsehen. Tief durchatmend drehte er also den Türkisschopf um, sodass dieser auf dem Bauch lag und einen unwiderstehlichen Blick auf seine Rückseite preisgab. Ohne es wirklich zu realisieren, wanderte Atticus’ Blick hinunter zu Zanes Hintern, stellte sich vor, was für schöne Sachen er mit dem Kleineren anstellen könnte. Wie dessen Doppelbett demonstrierende Quietschgeräusche von sich gab, was allerdings von dem wohlwollenden Stöhnen des Türkishaarigen übertönt wurde... Okay, dieser Gedankengang war eindeutig zuviel des Guten! Niemals würde sich der Sohn des Königs der Mondschattenelfen zu so etwas hingeben! Vor allem nicht für ihn! Diese Assoziation war und ist eindeutig eins seiner Hirngespinste, welches NIE zur Realität werden würde! Außerdem herrschte im Moment wahrhaftig ein anderes Problem, als die Vorstellung, wie Zane unter ihm keuchte und nach mehr verlangte! Arg, weg mit diesen Gedanken!!! Tief Luft holend, kniff er die Augen zu, um wieder zur Vernunft zu kommen. Als dies dann erledigt war, wandte er sich seiner eigentlichen Mission zu, der Suche nach äußeren Verletzungen an Zanes Körper. Er öffnete seine Augen langsam, blickte hinab zum Rücken des Türkishaarigen und erschrak fürchterlich. Eine klaffende Schnittwunde zog sich seine gesamte Wirbelsäule entlang, aus der noch immer viel Blut floss. Um den Schnitt herum hatte alles eine bläuliche Verfärbung angenommen, welche die Verletzung noch bedrohlicher wirken ließ. In diesem Augenblick setzte sein Herz einige Sekunden lang aus, sein Atem stockte, seine Knie wurden weich. Ein ihm bisher recht unbekanntes Gefühl beschlich ihn. Ein Gefühl, welches seinen Geist noch nie wirklich umarmt hatte: wahre, vollkommene Angst. Atticus hatte Angst um Zane, fürchtete sich davor, ihn zu verlieren. Eisige Kälte kroch in seine Glieder, brachte ihn zum Zittern. Wie konnten sie es nicht bemerken? Wieso hat keiner erkannt, was für Höllenqualen der Türkishaarige erlitt? Warum war kein Blut an seiner Jacke, wenn dieses noch immer aus dem Schnitt quoll? Vollkommen von Befangenheit und Furchtsamkeit gelähmt, bemerkte er gar nicht, wie sich von hinten jemand näherte und ihn ansprach, worauf er sich erschrocken umdrehte: „Hey, was habt ihr mit der Camulabirke gemacht? Ihre Blätter können Schnittwunden heilen, welche von ihr selbst zugefügt worden sein könnten! Also, warum ist sie eingefroren?“ Vor ihm stand ein männliches Wesen mit tiefer Stimme. Eine gelbe Haut überzog seinen Körper und er schien eine beachtliche Körpergröße zu besitzen, was ihn als Hochelf auszeichnete. Sein Körper wurde von einem grüngelben Gewand umhüllt, seine schwarzen Haare standen nach hinten ab, während seine grauen Augen die Anwesenden inspizierten, kurz auf Zanes entblößtem Rücken anhielten und schlussendlich auf dem Prinzen der Blutelfen stehen blieben. Ohne großartig darüber nachzudenken, schmiss sich der Brünette vor dem Fremden auf den Boden, verneigte sich so tief, dass seine Nase in den umliegenden Blättern badete, und sprach mit bebender Stimme: „Ich weiß nicht, woher du kommst oder wer du bist, aber ich verspreche, dir alles zu erzählen, wenn du uns hilfst!“ *~* Dunkel war es vor Zanes Augen. Kein Wunder, schließlich hatte er sie geschlossen. Sein Kopf schmerzte höllisch, seine Augen waren schwer, wollten nicht geöffnet werden. Sein Rücken brannte noch immer, doch hatte der Schmerz bereits nachgelassen. Seine Umgebung konnte er nicht wirklich wahrnehmen; durch einen ihm unbekannten Grund schaukelte er. Hin und her, auf und ab, immer weiter, als ob er von irgendetwas getragen wurde. Doch was sollte ihn denn jetzt tragen? Das letzte, woran er sich erinnern konnte, waren braune Augen, die in seine Seele zu blicken schienen. Sich jetzt der Arme um seinen Arm und seine Beine bewusst werdend, erfüllte eine Empfindung von Sicherheit, Geborgenheit seinen Körper, was ihm ein wohliges Seufzen über die Lippen treten und ihn sich mehr in die kräftigen Gliedmaßen schmiegen ließ. So viel Wärme hatte er noch nie gespürt, also musste er sie in diesem Moment voll auskosten. „Hey, ich glaube, es geht ihm besser!“, drang eine kräftige Stimme an seine Ohren. Eine Stimme, die er noch nicht lange kannte, ihm trotzdem vertrauter war als man es sich vorzustellen vermochte. Zwar konnte er im Moment nicht sagen, um wen es sich handelte, da sein Verstand zu stark vernebelt war, doch wusste er, dass er in seiner Nähe sicher war. „Lasst uns eine Pause einlegen, vielleicht wacht euer Prinz ja auf“, erklang eine ihm unbekannte, tiefe Stimme, doch wenn die andere dieser Person vertraute, konnte er ihr auch trauen. Die Bewegung stoppte abrupt und kurze Zeit später fühlte er, wie sein Körper gegen etwas Raues gelehnt wurde. Zane atmete tief durch und realisierte erst jetzt die frische Waldluft, die seinen Körper umgeben musste. Noch nie hatte er diesen Geruch in der Nase gehabt von solch einer sauberen Atmosphäre, noch nie durfte er so etwas auch nur ansatzweise inhalieren. Mit einem tiefen Atemzug sog er noch etwas dieser wundervollen Luft ein, genoss die beruhigend auf ihn einwirkende Umgebung, ehe sie von den Stimmen der anderen zerschlagen wurde: „Sag mal, sind hier bei den Hochelfen irgendwelche besondere Gesetze?“ – „Nö, nur die, die bei den anderen Elfenstämmen üblich sind. Wieso fragst Ihr?“ – „Nur so... Ist hier auch so ein Verbot, dass Männer nichts miteinander anfangen dürfen?“ – „Nein, das gibt es nur bei den Mondschattenelfen und den Blutelfen, weshalb?“ – „Dir macht das nichts aus?“ – „Wieso sollte es?“ – „Gut, vielen Dank für die Info!“ Schritte erklangen, wurden immer lauter, kamen immer näher, ehe sich ein plumpsendes Geräusch direkt bei ihm bemerkbar machte und er ein merkwürdig schweres Gewicht auf seinen Oberschenkeln gewahrte. Von weiter hinten ertönte: „Was habt Ihr denn jetzt auf einmal vor?“, was die ganze Situation selbst mit geschlossenen Augen irgendwie drückend werden ließ. Zane konnte es sich nicht erklären, aber ein ihn zerquetschendes Gefühl machte sich in ihm breit. Was sollte den nun wieder mit ihm passieren? Ehe er sich einige Vorstellungen machen konnte, was nun geschehen würde, spürte er, wie sich etwas Warmes und Weiches auf seine Lippen legte. In diesem Moment war das beklemmende Druckgefühl verschwunden, der Türkishaarige hatte einfach das Empfinden, auf Wolken zu schweben. Ein Fremdkörper öffnete mit unvorstellbarer Leichtigkeit seine Lippen, drang in seinen Mundraum ein, erforschte etwas, was er schon kannte, neu, ehe er seine Zunge zu einem Kampf aufforderte, aus dem der Dominante in dieser sinnlichen Berührung hervorgehen sollte. Ohne es zu merken, legten sich seine Hände auf den Rücken der Person, die ihm dieses Spiel der Sinne einbrachte, während sich deren Arme um seinen Oberkörper schlangen, den Kuss immer leidenschaftlicher gestalteten. Genau in diesem Augenblick schoss eine Erkenntnis durch seine Gedanken wie ein Blitz. Er wusste, wo er war, wer er war, mit wem er unterwegs war, konnte sich lebhaft vorstellen, wer es sich auf seinen Oberschenkeln bequem gemacht hatte und wer gerade diesen Lippenkontakt zu ihm pflegte. In der nächsten Sekunde fiel ihm auch wieder ein, dass dies ein vollkommenes Tabu für ihn war! Schockiert riss er die Augen auf, blickte direkt auf die geschlossenen des Braunhaarigen. Schon einen Atemzug später saß dieser noch immer auf seinen Beinen, jedoch hielt er sich seine Wange, die beim Frühstück schon einmal in Mitleidenschaft gezogen worden war. „Bist du dir auch ganz sicher, dass du Atticus RHODES und nicht “von Lüsternheit“ heißt?!“, beschwerte sich der Mondschattenelf lautstark, zumal er ihn vor einem ihm Unbekannten einfach so geküsst hatte. Dass es ihm in Wirklichkeit gefallen hatte – aus welchem Grund auch immer –, verschwieg er besser. Erst jetzt bemerkte er die Blicke, mit denen Syrus, Jaden, Chazz und ein Hochelf mit schwarzen Haaren ihn bedachten, als wäre er von den Toten auferstanden. Als ob er gestorben wäre. Er war doch bloß eine Zeit lang bewusstlos, was war daran denn bitte so schlimm? Okay, einige Leute machen sich dann schon große Sorgen um einen, doch es ging ihm gut, sogar blendend! Sein Rücken zog durch diese Annahme gerade einen dicken Strich, denn der noch nicht vollkommen abgeklungene Schmerz durchzuckte seinen Körper, ließ ihn ein wehleidiges Zischen von sich geben. Natürlich war es Atticus, der ihn sofort in die Arme nahm, ihm Schutz spendete, als wäre er ein verängstigtes Kind, dem man sein Spielzeug geklaut hätte. Auch wenn sich der Türkishaarige ein bisschen so vorkam, als hätte man ihn an der Nase entlang geführt, fand er es schon recht süß, dass sich der Brünette solche Sorgen um ihn machte. MOMENT! Er fand es “süß“? Wo war sein Therapeut, wenn er ihn mal brauchte? So langsam schienen diese Gedanken seinen Verstand übernehmen zu wollen, was er eindeutig nicht billigen konnte, denn erstens waren diese Überlegungen gegen das Gesetz und zweitens war er ein Prinz, hatte also Haltung zu bewahren – obwohl Chazz dieser Aufgabe sicherlich besser nachgekommen wäre, denn immerhin hat er sich von einem Baum gefangen nehmen lassen. „Hey, alles in Ordnung, Zane?“, drangen die fürsorglich ausgesprochenen Worte an seine Ohren, ließen angenehme Schauer über seinen Rücken jagen, die er sich nicht erklären konnte. Was war das nur; warum fühlte er sich wohl, wenn dieser Blutelf in seiner Nähe war? „Nein, mein Rücken tut mir weh“, mit wieder geschlossenen Augen, lehnte er sich an die Schulter des Braunhaarigen, genoss die glühenden Hände, die beruhigend über die schmerzenden Stellen streichelten. Von weiter hinten erklang die Stimme dieses schwarzhaarigen Hochelfen, begleitet von einem amüsierten Unterton und einem, wie er nach einem sichergehenden Blick herausfand, dezenten Grinsen auf den Lippen: „Und ihr wollt mir weiß machen, dass die beiden nicht zusammen sind?“ *~* Oje, mit dieser Aussage hätte der Schwarzhaarige lieber nicht kommen sollen, denn der Kronprinz der Mondschattenelfen war schlagartig auf hundertachtzig und schien regelrecht überzukochen. Bestimmend schubste dieser ihn von seinen Beinen, stand auf und schritt zielsicher auf den Hochelfen zu. Atticus wunderte es ja, wo Zane die Kraft dazu herhatte, denn eben gerade jammerte der ihm schließlich noch vor, dass sein Rücken ihm Probleme bereitete. Auch Jaden, Syrus und Chazz glotzten auf den Türkishaarigen, als wäre er ein Zombie. „Mit Verlaub würde ich gerne erfahren, mit wem ich es hier zu tun habe, wenn sich diese Wenigkeit schon dazu herablässt, sich über mich lustig zu machen!“, Zanes Stimme bebte, klang bedrohlich, dass sogar Atticus das Blut in den Adern gefror. Sich seine dicke Backe haltend, beobachtete er dieses recht interessante Schauspiel vor sich, konnte immer noch nicht glauben, wie der Türkisäugige einfach so wieder gehen konnte! „Mein Name ist Bastion Misawa“, erklärte sein Gegenüber ruhig und gelassen, als wäre es für ihn das normalste der Welt, angeschrieen zu werden, „ich bin ein Hochelf und assistiere dem großen Weisen Amnael.“ Moment, was hatte dieser Bastion gerade gesagt? Er assistierte Amnael? War das nicht dieser komische Futzi, von dem diese Rayan ihm erzählt hatte, den sie finden mussten? Sicherlich war der Grauäugige die beste Möglichkeit, zu diesem Kerl zu kommen, zumal sie in einem ihnen unbekannten Waldgebiet durch die Gegend irrten, immer auf der Hut, nicht gleich von irgendwelchen Schlingpflanzen umarmt und zu Tode gewürgt zu werden. Doch wenn der Türkisschopf jetzt einen Wutausbruch auf ihn ablassen würde, dann könnte es zu Problemchen kommen. Dem Gesichtsausdruck des Mondschattenelfen nach zu schließen, hatte dieser das allerdings nicht vor, da er anscheinend gerade dasselbe gedacht hatte, wie er. Doch von einer Sekunde zur anderen verzerrte sich seine Mimik und er fiel auf die Knie. Sofort wollte Atticus zu ihm hineilen – was dem Anschein nach auch in Sys Interesse lag, immerhin war der andere sein Bruder –, doch Bastion hatte sich schnell zu ihm hinuntergebeugt, sodass auf jeden Fall keine Gefahr mehr für ihn bestand. „Alles in Ordnung, Euer Hoheit?“, fragte er in höflichem Ton, während er dem Bewohner der Mondschattenwelt aufhalf, gleichzeitig eine kleine Ampulle aus einer Tasche seines Gewands zog und sie dem zukünftigen Regenten hinreichte. „Trinkt das, es wird Eure Schmerzen lindern.“ Da waren zwei eben noch geschockte Seelen erleichtert. Atticus und Syrus klammerten sich aneinander, freuten sich zusammen, dass es ihrem türkishaarigen Gefährten gut ging. Dieser jedoch sah überrascht zu dem Gelbhäutigen hinauf, welcher noch immer dieses kleine Gefäß mit einer violetten Flüssigkeit unter seine Nase hielt: „Woher wisst Ihr, wer ich bin?“ „Eure Begleiter haben es mir verraten, wofür ich notdürftig Eure Wunden versorgt habe“, erwiderte der Schwarzschopf leicht lächelnd und übergab dem Türkishaarigen die kleine Arzneiflasche. Sicher nickend, setzte er das Getränk an seine Lippen und kippte es mit einem Mal runter. Atticus’ Augen nahmen die Größe von Wagenrädern an. Wie konnte der das einfach so runterkippen? Das war schließlich Medizin und die ist bekanntlich bitter. Wie um alles in der Welt konnte also ein elfisches Wesen dieses Teufelszeug in einem Zug wegtrinken? Hatte der etwa schon an einigen Saufgelagen teilgenommen oder was? Ha, jetzt fing er an zu husten! Wenigstens etwas Gerechtigkeit! Obwohl... Da röchelte gerade die größte Schönheit der Welt! Wenn man dieses für sich gewinnen wollte, sollte man sich als Retter in der Not darstellen. Zumindest trug er schon mal die Katana des Türkisäugigen auf dem Rücken, was sicherlich schon einmal als Anfang galt. Als sich der Elf mit den türkisen Haaren wieder beruhigt hatte, ließen sie sich von Bastion weiterführen, der sie eh zur Stadt der Hochelfen bringen wollte. Allerdings konnte Atticus es nicht gut finden, dass Zane gerade ohne fremde Hilfe durch die Gegend torkelte, als hätte er 2,8 Promille. *~* Was war das nur für ein Zeug, welches der schwarzhaarige Hochelf ihm gegeben hatte? Sein Körper fühlte sich schwer an, er hatte das Gefühl, jeden Moment im Stehen einzuschlafen. Die Sicht verschwamm vor seinen Augen und erst im letzten Moment bemerkte er, dass er im Begriff war, mit einem Baum zu kollidieren. Abrupt blieb er stehen, besah sich noch einmal diesen dicken, braunen Lichtstrahl – denn als dieser erschien ihm der Baum –, schlug dann eine andere Richtung ein und wäre beinahe in einen Busch gerannt, zumindest nahm er an, dass es sich um einen Busch handelte. Neben ihm erklang die Stimme seines kleinen Bruders, worauf er sich zu ihm drehte und nur einen hellblauen Fleck in der Landschaft erkannte: „Sag mal, Bruder, geht es dir vielleicht nicht gut? Du gehst hier durch die Gegend, als wärst du betrunken, aber du hast doch noch nie auch nur ein kleines Gläschen angefasst!“ „Aber ich fühle mich wie betrunken“, gab der Türkishaarige wieder, doch irgendwie klang es, als würde er mit schwerer Zunge sprechen. „Ich kann kaum was erkennen und laufe sicherlich noch in den nächsten Baum, sodass die Geschichte mit der Birke sich wiederholt. Und ich bin froh, nicht zu wissen, was eigentlich passiert ist, als ich bewusstlos war.“ [1] „Vielleicht sollte dir jemand helfen, damit du nicht noch irgendwo gegen knallst!“, nahmen seine Ohren die Stimme von Jaden zu seiner anderen Seite auf, doch auch er war nur ein braunroter Fleck in der Gegend. „Da hat diese Niete ausnahmsweise mal Recht“, drang Chazz’ Stimme an sein Ohr, welcher sich vor ihm als schwarzer Klecks materialisierte, „mit einem blauen Prinzen können wir nichts anfangen!“ Na toll, vielen herzlichen Dank auch. Gerade wurde man von einer Birke geschlagen, dann war der Rücken mehr als geschunden und nun gab der Dunkelblauhaarige auch noch seine bissigen Kommentare ab, die sich als nicht besonders aufbauend herausstellten. Verarschen konnte sich der Türkisschopf selbst, da brauchte er nicht die Hilfe eines Satansanhängers – den Klamotten nach zu schließen war Chazz einer. Ehe er sich noch weiter hätte aufregen können, fiel ihm auf, dass jemand einen Arm unter seine Achseln hindurchführte und ihn somit stützte. Allerdings musste er diesem freiwilligen Helfer in die Hand kneifen, da diese einfach nicht stillhalten und ihn auf spezielle Weise streicheln wollte. Neben ihm erkannte er weiße Farbe, was wohl Atticus’ Anwesenheit als Krückenersatz bedeuten sollte. Er konnte es zwar nicht sehen trotzdem wusste Zane, dass der Brünette ihm mit einem freundlichen Lächeln entgegen blickte. „Komm, gehen wir weiter“, sagte besagter Braunschopf und schon setzten sie sich wieder in Bewegung, wobei Zane zum Glück nun nicht mehr die Chance hatte, gegen einen Baum zu rennen. Allerdings beschleunigte sich sein Herzschlag, doch er wusste nicht, wieso. Was war nur auf einmal mit ihm los? *~* Die Buchen, Birken, Kastanien und Eicheln schienen sich endlos hinzuziehen. Nirgends kam mal Abwechslung, ebenfalls war nirgends mehr ein grünes Blatt zu sehen, dabei war bei Atticus zuhause gerade mal der Sommer angebrochen. Hier schien es bereits Spätherbst zu sein. Immer mehr Blätter fielen ihm ins Haar, welche er schon seit einigen hundert Metern aufgehört hatte zu zählen. Das nächste Mal könnte man ihn ja vorwarnen, wenn sie durch einen Wald spazieren gingen, denn die ganzen Baumbehänge zerstörten bloß seine supergut gestylte Frisur und er wollte nicht schon wieder drei Stunden vor einem Spiegel stehen, damit seine Haare auch hielten – zumindest zur Zeit nicht. Auch wenn dieser Wanderweg beschwerlich war, hatte es doch etwas Positives. Er konnte ganz nah an Zane sein, seine Wärme spüren, sich geborgen fühlen. Zwar wuchs das Verlangen, den Mondschattenelfen zu küssen und mit ihm zu schlafen, immer mehr, doch war da eine Art Barriere, die seine Sehnsucht nach dem anderen zu unterdrücken schien. Und diese Blockade war eindeutig kein Zauber des Türkishaarigen oder so. Dieser wusste schließlich nichts von dem beklemmenden Gefühl in ihm. Nein, irgendetwas Größeres war hier am Werk, eine Macht, die er nicht zuordnen konnte, die er vielleicht fürchten sollte. Denn irgendwie konnte er sich nicht vorstellen, dass es normal für ihn wäre, einfach das sexuelle Interesse an einem solch erregenden Körper zu verlieren. Nein, das konnte wahrhaftig nicht sein! Und doch... Ihm war klar, dass, auch wenn er nichts dafür konnte, der Türkisäugige damit zu tun hatte. Bisher hatte er doch auch nie den starken Wunsch gehabt, jemandem, den er anziehend fand, so nah sein zu wollen, immer bei ihm zu sein, ihn zu beschützen... Er wollte ihn beschützen, ja. Unter Einsatz seines eigenen Lebens würde er dem Elfen mit den Smaragdaugen beistehen, ihn retten, doch warum eigentlich? Warum hatte sich solch ein Beschützerinstinkt in ihm festgesetzt? Vielleicht, weil er den Anblick des bewusstlos am Boden liegenden und blutenden Zanes nicht ertragen konnte, so etwas nie wieder erleben wollte? Vielleicht. „Ich würde dich gerne etwas fragen“, drang diese liebliche Stimme an seine Ohren, schmiss ihn aus seiner Gedankenwelt, brachte ihn in die Realität zurück. „Atticus Rhodes ist nicht dein wahrer Name, oder? In Wirklichkeit hast du einen ganz anderen, habe ich Recht?“ „Ja, Atticus Rhodes ist nicht mein richtiger Name“, antwortete der Blutelf auf die Frage des Bewohners der Mondschattenwelt, „so wie du nicht Zane Truesdale heißt. Gibt es denn schon jemanden, der deinen wahren Namen kennt, den du über alles auf der Welt liebst?“ „Nein“, kam die leicht traurige und nachdenkend wirkende Antwort über die Lippen Zanes, worauf dieser die Augen schloss und tief durchatmete, „ich habe mich nie wirklich für so etwas interessiert. Gelesen habe ich viele Liebesromane, doch selbst... Ich will es mal so sagen: Meinen ersten Kuss habe ich an dich verloren.“ „Was?!“, erschrocken brachte Atticus dieses Wort hervor, glotzte den jungen Mann an seiner Seite fassungslos an, „das war dein erster...? Wow, ich glaub’, ich spinne! Du kannst so leidenschaftlich küssen, dass ich dachte, du hättest schon etliche Küsse hinter dir!“ „Und was ist bitteschön mit dir? So wie es mir schein, hattest du schon so einige Bettgeschichten, was? Auf so was habe ich erst recht keine Lust! Wenn, dann soll das ganze schon was Ernstes sein! Ich will nicht für eine Nacht das Spielzeug eines anderen sein, damit dieser seinen Spaß hat und sich bei mir austoben kann.“ Diese Worte waren wie ein Schlag unter die Gürtellinie. Der Brünette wusste nicht wieso, aber er fühlte sich vor den Kopf gestoßen. Diese Wörter wühlten seinen Geist auf, ließen ihn abrupt stehen bleiben, einfach nur durch die Gegend starren. Warum fühlte er sich auf einmal so hilflos? Sonst machte es ihm doch auch nichts aus, wenn jemand so eine Anfrage auf eine gemeinsame Nacht verneinte, also warum ging es ihm in diesem Moment so eigenartig? So einsam, verlassen? Sein Herz setzte einen Moment aus, die Zeit schien stillzustehen. Waren seine Empfindungen für den Türkishaarigen denn so... anders? Sicher, diese Sehnsucht nach der einfachen Nähe Zanes war schon etwas, was er zuvor noch nie empfunden hatte, ebenso wenig die Angst, ihn verlieren zu können. Was war nur mit ihm los? „Hey, was hast du?“, vernahm er die Stimme desjenigen, der ihn so durcheinander brachte, blickte ihm tief in die Augen, schien in ihren türkisen Ozeanen zu versinken, nie wieder an das Land zurückzukehren, „komm schon, wir müssen weiter. Sonst verpassen wir den Anschluss.“ Freundlich, zärtlich, gefühlvoll. So klang diese Stimme in Atticus’ Ohren, die Stimme, die ihn völlig aus der Bahn warf. Abwesend nickte er, ging wieder los, doch nicht, ohne sich im Klaren zu sein, dass sich bei ihrem ersten Kuss bereits etwas verändert hatte. Und genau diese Veränderung war es, die ihm immer großer werdende Besorgnis bereitete. *~* Irgendetwas stimmte mit dem Brünetten nicht, das wusste Zane ganz genau. Warum sonst sollte er stehen geblieben sein, kurz nachdem er ihm gesagt hatte, dass er sich nicht einer einfachen Bettgeschichte hingeben wollte? Ob er mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hatte, wie er selbst? Seine Gefühle schienen verrückt zu spielen, ihn als einen Fußball anzusehen, den sie nach Leibeskräften kicken konnten. Irgendeine Empfindung dem Braunhaarigen gegenüber war da, die er sich partout nicht erklären konnte. Und das stimmte ihn unsicher. Doch momentan brachte es nichts, darüber nachzudenken, denn sein Blick schärfte sich mit jedem Schritt; die blendende Nebenwirkung des komischen Zaubertranks verflog. Vor ihm erstreckten sich noch immer zahlreiche Bäume, doch glaubte er, einige Bauten dahinter zu erkennen. Und als sie noch einige Meter hinter sich gebracht hatten, wurde seine Vermutung bestätigt. Große, khakifarbene, quadratische Gebäude erstreckten sich vor ihnen an einem Abhang. Eine Straße aus gelben Steinen schlängelte sich durch die Häuser hinauf auf den Berg, wo sich ein großer Tempel befand. Seitenstraßen führten zu den Wohnhäusern ein, die in kleinen Höfen zu einem Halbkreis angeordnet waren. In den Höfen tollten kleine Hochelfen herum, spielten Fangen oder nervten ihre Eltern solange, bis diese sich dazu bereit erklärten, mit ihnen zu spielen. Während Bastion sie auf direktem Wege zum Tempel führte, ließ Zane seinen Blick sehnsüchtig über die fröhlichen Kinder schweifen, die von ihren Vätern auf den Schultern getragen wurden. Wie sehr hatte er sich nach dem Tod seiner Mutter doch gewünscht, sein eigener Vater wäre so für ihn da gewesen, aber das war er nicht. Nur Rayan hatte sich um sein Wohl gekümmert, nur sie war es, die auf ihn aufgepasst hat. Seinen Blick wieder nach vorne richtend, die überraschten Blicke der umstehenden Hochelfen ignorierend, konzentrierte der Türkishaarige sich auf den Weg den Hang hinauf, damit Atticus und er nicht noch umkippten, da ersteren diese Neigung der Natur nicht zu interessieren schien. Als sie alle zusammen dann vor dem großen Tempelgebäude standen, verschlug es jedem von ihnen die Sprache. Diese heilige Stätte war rund, hatte ein Spitz zulaufendes Dach und sicherlich einen Durchmesser von mehr als hundert Metern. Grüne Mauern umrahmten es, das Dach hatte die Farbe der Sonne, während die wahrscheinlich fünf Meter hohen Tore aus weißem Birkenholz gemacht waren, worauf eine Art Baum eingeschnitzt war. [2] Bastion grinste über beide Wangen, als er eine der Türen zur Seite schob und ihnen den Eintritt ermöglichte. Innen sah es genauso aus wie außen. Grüne Wände und zweieinhalb Meter hohe Türen, alle mit diesem einen Baum versehen. Zielsicher führte der Schwarzhaarige sie durch die Gänge – Zane erlebte einschneidende Déjà-vu Erlebnisse, denn er musste stark an die Gänge im Palast der Mondschattenwelt denken – bis zu einer fast schwarzen Tür, vor der er stehen blieb und sich zu den Mondschatten- und Blutelfen umdrehte. „Hinter dieser Tür befindet sich das Labor des Weisen Amnael“, fing der Hochelf an, zu erklären. „Ich werde euch nun zu ihm hineinlassen. Sobald ihr drinnen seid, bitte ich um Diskretion, Respekt und Disziplin, sonst werdet ihr sofort aus dem Raum geschmissen.“ Gut, diese Bedingungen waren für den Türkisäugigen ein Klacks, musste er sich doch schon vor seinen Lehrern so benehmen, ebenso wie Chazz und Syrus. Allerdings machte er sich Sorgen, ob Jaden und Atticus das genauso gut hinbekommen würden, zumal der Ältere der beiden bereits häufiger sein loses Mundwerk hat zeigen lassen. *~* Abwesend wurde er durch die Tempelgänge geführt, ebenso halb unaufmerksam lauschte er den Worten Bastions. Ordentliches Verhalten sollte angenommen werden. Gut, er war eh zu sehr in Gedanken, dass er sich hätte undiszipliniert zeigen können. Der Schwarzhaarige stieß die Tür auf und ließ sie alle eintreten. Ein großer Raum, der an eine Vorlesungshalle erinnerte. Eine Treppe führte nach unten, an ihren Seiten waren mehrere Sitzreihen, die alle zu einem halbrunden Platz ausgerichtet waren. In der Mitte dieses Platzes befand sich ein Tisch mit Destillierkolben, Mörser, Stößel, Retorte und was man sonst noch für chemische Experimente benötigt. Hinter dem Tisch war eine Tafel angebracht, auf der mit blauer, weißer und roter Kreide einige Formeln angeschrieben standen, die der Braunhaarige nicht deuten konnte. Etwas weiter rechts davon war eine Tür, die wahrscheinlich in den Aufbewahrungsraum für Chemikalien und andere Materialien führte. Kaum hatten seine Augen diese Tür erfasst, öffnete sie sich und eine in ein weißes Gewand – welches eher an einen Kittel erinnerte – gekleidete Person trat heraus. Breite Schultern und ein schmales Becken ließen auf Männlichkeit schließen, was allerdings durch lange, weiße Haare und einem leicht femininen Touch nicht so ganz verdeutlicht wurde. Hinter rechteckigen Brillengläsern versteckten sich zwei rote Augen, welche allerdings freundlich und liebevoll leuchteten. Atticus war irgendwie unwohl. Weißhaarigen konnte man eindeutig nicht trauen, was ihm ein gewisser Raynil eingebläut hatte. Dieses selige Lächeln war doch überaus verdächtig! Sicherlich verbarg sich hinter diesem unschuldigen Lächeln ein mordlustiger Verrückter, der nur darauf wartete, einem von ihnen an die Kehle zu springen und ihn blutrünstig zu töten. Okay, diese Vorstellung war vielleicht ein wenig ZU krank, doch immerhin lenkte es ihn von seinen ursprünglichen Gedankengängen ab. Schließlich wollte er sich momentan nicht solch einem komischen Gefühlschaos unterordnen, jetzt war es daran, sich um die Rettung der Welt zu kümmern – und darauf zu achten, nicht gleich von dem Weißhaarigen umgebracht zu werden. „Meister Amnael, ich habe hier einige Leute mitgebracht, die ich im westlichen Waldgebiet gefunden habe“, sprach Bastion unverblümt auf den komischerweise hellhäutigen Mann ein. Allerdings war dies wohl nicht gerade ein passender Augenblick, denn gerade hatte Amnael, welcher er zu sein schien, via Pipette versucht, einer gelben Mixtur, die über dem Bunsenbrenner kochte, einige Tropfen einer violetten Flüssigkeit zuzuführen, woraufhin er wohl zuviel verwendet hatte und die ganze Konstellation explodierte. Zurück blieben eine aufsteigende Rauchwolke und ein verrußter Alchemist. *~*~*~* Die Gänge der Höhlensysteme waren verlassen und ruhig. Vereinzelt konnte man Wassertropfen auf den kargen Fels fallen hören, bis schleppende Schritte die Stille durchbrachen. Im Licht der in roten Flammen brennenden Fackeln materialisierte sich eine in eine blutrote Rüstung gehüllte Gestalt. Eine bronzene Haut überzog seinen Körper, silbernes Haar umrahmte sein Gesicht, während schwarze Augen ein dämonisches Funkeln besaßen, als diese Person die Türen zum Thronsaal kraftvoll aufstieß und unverfroren eintrat. Auf dem Thron in dieser Halle saß ein in ein rotes Gewand mit schwarzen Rändern gekleideter männlicher Elf. Dunkelbraunes Haar lag ungebändigt auf seinen breiten Schultern, ebenso dunkelbraune Augen waren starr auf den anderen Elf gerichtet. Als dieser vor dem Thron anhielt, machte er nicht auch nur eine Andeutung, sich zu verneigen. Stattdessen sprach er einfach mit bösartiger Stimme drauf los: „König Ajachi, ich bedaure, Euch mitteilen zu müssen, dass wir weder Jaden Yuki, noch Euren Sohn Atticus haben finden können.“ „Dann sind die beiden noch immer verschollen“, stöhnte der König ergeben, „Tsukioh, ich bitte Euch, weiterhin nach den beiden zu suchen. Wenn sie den Hochelfen oder gar den Mondschattenelfen in die Hände geraten, dann bedeutet das unser Ende.“ Ohne auch nur einmal mit der Wimper zu zucken, drehte sich der Silberhaarige weg, schritt hinaus aus dem Saal, knallte die Türen mit einem großen Knall zu. Ajachi sank in seinen Thron zurück. Wenn die beiden jungen Blutelfen wirklich von den Hochelfen oder den Mondschattenelfen aufgelesen wurden, hatte er ein großes Problem. Nicht nur, dass die Prophezeiung des Blutmondschattens und die Offenbarung der Schicksalssterne in Erfüllung ginge, sondern würde auch Tsukioh, sein erster General, der Anführer seiner Soldaten, seinen Platz als König einnehmen, da Atticus dafür viel zu jung und der Schwarzäugige schließlich sein Bruder war. Doch war er mit seiner Herrschensart nicht zufrieden. Wenn sein Sohn wüsste, dass diese ganzen Kriege nur geführt wurden, um Tsukiohs Blutrausch unter Kontrolle zu halten, würde er ihn nicht so sehr verachten, doch gab es keine andere Möglichkeit, als die Wahrheit vor ihm zu verstecken, auch wenn das die Beendung seines Lebens zu bedeuten hatte... *~*TBC*~* ~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~°~*~ [1] Wer wissen will, wie Atticus und die anderen Bastion überredet haben, Zane zu verarzten, sagt mir via Kommi oder ENS Bescheid und ich schreibe dann dafür ein Extrakapitel, welches ich NACH dem Ende veröffentlichen werde. [2] *Kuchenteller in der Hand halt* Altes Spielchen! Wer durchblickt, kriegt nen Erdbeerkuchen!!!^^ So, das wars erstmal wieder. Falls mein Schreibstil irgendwie abweicht, liegst an meinen Klassenkameraden. Deren Schreibstil geht mir nicht mehr aus dem Kopf, der Schrott. ToT Nya, Atti kriegt schon langsam ne Idee, was für Gefühle er für Zanilein hegt. *smile* Und nun habe ich euch auch mal verraten, dass der Kerl aus dem Prolog zwar der Oberböse, aber NICHT König Ajachi ist! Hatte einer schon den Verdacht, dass er das nicht sein konnte? Bitte via Kommi sagen. Nyo, dann sage ich mal tschüss und bis zum nächsten Mal, dass höchstwahrscheinlich etwas länger dauern könnte (Mein Onkel: "Ilse, hol mal ne Flasche Bier! Geh in den Garten und hol Zwiebeln! Du musst noch mal gehen, um Schnittlauch zu holen!" Das ist Sklaventreiberei! Der war sicher Auspeitscher im alten Ägypten, als die Pyramiden gebaut wurden. -.-). CU! Dat VYN^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)