Fast so kurz wie Yoko Ono... von Anurtle (Kurzgeschichten über die BESTE Band der Welt aus dem Hause Anni...) ================================================================================ A Thousand Miles (Wichtelstory für mimifuzzy) --------------------------------------------- Ich bin mal wieder total spät dran... SORRYYYYY!!! >___< Ich hoffe du kannst mir irgendwie verzeihen! *es mit Bestechung versuch* *dir Kekse hinhalt* Hier ist jetzt endlich die Story für dich! Welches Lied ich gewählt habe dürftest du erkennen (wenn auch nur am Titel, irgendwie >.<)... ich muss gestehen dass ich das Lied nicht mag (nur bei "White Chicks" oder wie der Film heißt xD)... Aber da du es dir so gewünscht hast habe ich es genommen und eine Story dazu geschrieben, die dir hoffentlich gefällt ^^" Ich wünsche dir nun viel Spaß beim lesen und entschuldige mich nochmal >.< ------------------------------------------------ A Thousand Miles Es war ein seltsames Gefühl für ihn, durch diese dunklen Straßen zu ziehen. Allein. Es fehlte etwas, was sonst so selbstverständlich für ihn war. Das Plappern, das Lachen, einfach alles. Viel zu ruhig war es für ihn, hatte etwas Unheimliches, was doch sonst genau sein Metier war. Mit einem Seufzen klappte er den Kragen seiner schwarzen Jacke hoch und strich sich durchs ebenso schwarze Haar. Seine Finger waren taub und die dünnen, feinen Haare schienen plötzlich hart und fest wie Klaviersaiten, die sich in seine Haut schnitten. Gern hätte er sich in eine Kneipe gesetzt, ein paar Bierchen gekippt und seinen halb erfrorenen Körper für ein paar Stunden dort aufgewärmt. Doch stattdessen zog er an den letzten beleuchteten Häusern vorbei, ignorierte die laute Musik und das Gelächter und setzte seinen Weg fort. Es war weit nach Mitternacht, doch es war Freitagabend und dementsprechend viel los auf den Straßen. Jedenfalls auf den Hauptstraßen, welche er jedoch so lange wie möglich mied. Eigentlich seltsam, wenn man die eisige Kälte und den leichten Schneefall betrachtete... und das im Februar. Nach einem wohl temperierten Weihnachtsfest hatten sie eigentlich schon damit gerechnet, dass sie Schnee nur noch in Filmen wie 'Der kleine Lord' sehen würden. Doch das weiße Zeug - von ihm persönlich gern Himmelswichse genannt - feierte ein riesen Comeback. Erneut seufzte Bela, steckte die eingefrorenen Hände tief in die Jackentaschen und stellte bedauernd fest, dass er sich nun wohl oder übel ins Getümmel stürzen musste. Seine kleinen Schleichwege führten alle zur Innenstadt, die ja auch von Anfang an sein Ziel gewesen war, doch nur zu gerne hätte er die Menschenmengen noch eine Weile gemieden. Der Drummer atmete tief durch, ließ den Blick kurz schweifen und trat schließlich hinaus. Er rechnete nicht damit, dass ihn jemand erkannte, schließlich waren die meisten Leute mit sich selbst beschäftigt oder bereits zu besoffen um ihre Umgebung wirklich wahr zu nehmen. Oder beides. Das war praktisch an Hamburg: Den Menschen war ihre Umwelt egal, er hätte dort auf dem Rathausmarkt verrecken können und man hätte ihm - wenn überhaupt - nur ein paar Münzen hingeworfen. Hätte er sich jedoch mit wem geprügelt, wären sofort die Gaffer aus Hamburg und Umgebung angetanzt, alle natürlich ganz zufällig in der Nähe und ganz zufällig mussten sie dann an genau dieser Stelle vorbei. Es war einfach zum Kotzen. Alles war zum Kotzen. Er zuckte leicht zusammen, als er ein leichtes Vibrieren an seiner Brust spürte, doch als kurz danach die ersten Töne von 'I Was Made For Loving You' erklangen wurde ihm klar, dass es nur sein Handy war. Gut, was hätte es auch sonst sein sollen? Und anhand des Klingeltons wusste er auch sofort, dass es sich bei dem Anrufer um Rod handelte. Auch etwas, was leicht zu erraten war. Denn welcher normale Mensch rief sonst zu dieser späten Stunde an? So verrückt waren nur Rod und... Einen Moment zögerte Bela, wusste nicht ob er abheben oder es einfach ignorieren sollte. Er hätte die Hände aus den angewärmten Taschen nehmen und die Jacke öffnen müssen - schon der Gedanke daran ließ seine Körpertemperatur sinken. Außerdem wusste er, was der Chilene wollte. Und auf eine Standpauke gepaart mit besorgten Fragen über seinen Aufenthaltsort hatte er grade keine Lust. So zog er widerstrebend eine Hand aus der Tasche, drückte sich kurz auf dem Brustkorb rum in der Hoffnung, die richtige Taste zu erwischen und ließ, sobald das Lied verstummte, seine Hand wieder in die Tasche gleiten. Vielleicht hätte er das Mobiltelefon gleich auf lautlos stellen sollen, da Rod sicher nicht so schnell aufgab, aber er ließ es bleiben. Stattdessen wischte er etwas Schnee von einer Bank und setzte sich auf diese. Sofort drang die Feuchtigkeit durch die Jeans, verstärkte die Gänsehaut und jagte leichte Schauer durch seinen Körper. Doch eigentlich spürte er es kaum. Seine Gedanken waren abgedriftet, er war nicht mehr in Hamburg, sondern in Berlin. Zwar saß er noch immer auf einer Bank vor einem Rathaus und es war dunkel, aber dort war es etwas wärmer. Und er war nicht alleine. Es war nach einer von vielen, nervigen Bandproben, die ihn in letzter Zeit immer mehr ankotzten. Kaum einer schien ihn zu verstehen, schien zu wissen, was er wollte. Abgesehen von einem. "Dirk? Hörst du mir eigentlich zu?" Der Größere wedelte mit der Hand vor den Augen des Anderen rum: "Du bist dran mit einem Vorschlag." 1981, mit Soilent Grün ging es zu Ende, auch wenn dies bis dato nur zwei Menschen wirklich erkannt hatten. "Okay, mein Vorschlag... 'Die Musiker, die Musik machen und die ihr euch anhören sollt'?" Grinsend wandte Bela sich dem Jüngeren zu, der lachend den Kopf schüttelte. "Gut, an dem Bandnamen werden wir wohl noch eine ganze Weile sitzen." "Ja... Wobei das doch eigentlich eher nebensächlich ist, oder? Egal, wie wir uns nennen, wenn die Leute unsere Musik hören, werden sie jeden Namen lieben, selbst wenn wir so was Einfaches nehmen wie 'Die Poster', 'Die Band' oder 'Die Ärzte'." Es schien als hätte es Klick gemacht, denn plötzlich grinsten die beiden sich an. "Also 'Die Ärzte' klingt doch eigentlich ganz gut. Leicht zu merken. Und man benutzt das häufiger mal, was einen Fan dann sicher schnell mal zusammenzucken lässt, wenn er das hört. Also ich bin dafür", grinste der Blonde noch immer. Und auch Bela nickte. "Ich auch, deshalb wollt ich das noch mit erwähnen. Damit wäre das Problem ja wohl behoben, oder?" "Allerdings!" Ein seltsames Plätschern drang an seine Ohren und schien immer lauter zu werden. Es dauerte einen Moment bis Bela wieder in der Gegenwart war und bemerkte, dass ein Stück weiter ein Jugendlicher grade seine Mahlzeiten und den darauf gegossenen Alkohol auf dem Bürgersteig verteilte. Das bräunlich-gelbe Erbrochene bildete einen seltsamen Kontrast zu der inzwischen recht dicken Schneeschicht und sah alles andere als appetitlich aus. Doch auf Papier gebracht hätte man bei jeder Kunstausstellung den ersten Preis damit belegt. Kopfschüttelnd erhob Bela sich von seinem Platz und stellte erstaunt fest, dass sich auch auf seiner Kleidung eine leichte Schneeschicht gebildet hatte. Hatte die Erinnerung ihn so sehr gefesselt, dass ihm all so was entgangen war? Sein Blick huschte zur nächsten Uhr und zu seiner Überraschung hatte er tatsächlich eine Stunde dort gesessen. Es war fast ein Wunder dass er nicht erfroren war. Vielleicht lag es ja an der Erinnerung, die ihn immer von innen heraus wärmte. So hatte schließlich alles mit Die Ärzte angefangen. Der eigentliche Anfang von allem lag natürlich noch ein wenig weiter zurück. Grinsend dachte er an die Worte, die er bei so ziemlich jedem interview zum Besten gab, wenn es darum ging dass er seinen ersten Eindruck von Farin, sein erstes Treffen mit diesem aus seiner Sicht beschreiben sollte. Grob gesehen passten diese natürlich perfekt. Denn da war nun mal ein tiefgebräunter, blonder 1,94 m Hüne der immer am lachen war. Und somit war Farin das genaue Gegenteil zu seinem damaligen Ich. Er selbst war schon immer eher der Dunkle. Und manchmal kam es ihm so vor, als hätte er erst durch Farin richtig lachen gelernt, als hätte es vorher nie einen Grund dafür gegeben. Wieder vibrierte sein Handy, kurz danach wieder das Lied, welches Bela nun wirklich nicht mehr hören konnte. Er sollte dem Chilenen einen anderen Klingelton zuordnen. Oder einfach mal abheben. Immerhin würde ihn dies vor einen Abend mit weiteren Terroranrufen schützen. Seufzend zog er das kleine Wunder der Technik aus der Innentasche seiner Jacke und hob schließlich ab: "Rod, was würdest du machen wenn ich grade jetzt mit einer Frau rummachen würde?" "Wahrscheinlich einen Schock fürs Leben bekommen. Wie geht es dir? Ich hab schon mehrmals versucht dich zu erreichen, wo bist du?" "DAS hab ich gemerkt. Ich bin noch unterwegs." "Dirk, du musst früh hoch..." "Du doch auch, schließlich holst du mich ab." "Denkst du wirklich, ich kann beruhigt einschlafen wenn du noch um die Häuser ziehst?" "Ruf mich einfach nicht mehr an, dann kannst du dir vorstellen, dass ich Zuhause bin und schlafe. Was hättest du eigentlich gemacht, wenn ich wirklich schon geschlafen hätte?" "Dann wärst du ja bereits ans Telefon gegangen, als ich es um kurz vor 12 versucht habe. Du hast doch nichts getrunken, oder?" "Hör ich mich so an? Und überhaupt... Versuchst du dich grade als Super-Nanny? Neuer Berufswunsch?" "Nein, aber... Jan wollte dass ich auf dich aufpasse-" "Ja, das weiß ich, aber ich kann auch gut auf mich selbst aufpassen. Wir sehen uns in ein paar Stunden. Bis dann, Rod!" Dass der Chilene plötzlich den Blonden erwähnte, ärgerte Bela irgendwie und so hielt er es für das Beste, das Gespräch einfach zu beenden. Zwar hörte er noch, wie der Bassist etwas sagte, doch was genau es war verstand er nicht, denn er hatte das Handy bereits vom Ohr entfernt und legte auf. Es würde ein anstrengender Tag werden und sicher wäre es das Vernünftigste, wenn er wenigstens versucht hätte, ein paar Stunden zu schlafen. Doch geschafft hätte er es eh nicht. Besonders nicht nach Rods Anruf. Er liebte den Bassisten, schließlich war er sein bester Freund, doch manchmal konnte er ihn - so unglaublich es auch klang - zur Weißglut treiben. Und dies war einer dieser Momente. War es nicht schon genug, dass Bela unaufhörlich an den Blonden denken musste? Und dann sprach Rod auch noch von ihm... Wütend trat Bela etwas Schnee weg, der fein wie Pulver vom Wind etwas weiter getragen wurde, wo er sich wieder auf den Weg legte und nicht mehr von dem bereits dort liegenden Schnee zu unterscheiden war. Aber auf wen war er wütend? Rod wollte schließlich nur helfen und das war höchstens nervig... liebenswürdig nervig, sofern es das gab. Nein, wütend war er wohl vielmehr auf sich selbst. Er hatte schließlich schon vor Rods Anruf - jedenfalls vor dem, den er angenommen hatte - an Farin gedacht. Aber er durfte das auch, schließlich war Farin... "Verdammt!" Wieder trat er etwas Schnee weg, immer und immer wieder. Sein Atem ging keuchend, obwohl es nun wirklich nicht schwer war ein paar weiße Flöckchen umher zu wirbeln. Das Handy vibrierte, klingelte und zerrte dadurch zusätzlich an seinen Nerven. "Rod, lass mich doch einfach in Ruhe!" Er wollte einfach Ruhe haben und in Erinnerungen schwelgen, obwohl er es auch gleichzeitig nicht wollte. Warum musste alles so kompliziert sein? Und warum konnte Rod ihn nicht verstehen und ihn einfach in Ruhe lassen? "Ich bin gespannt, was Rod sagt. Also er meinte wirklich, dass er mitmacht?" Farin zerschnippelte grade etwas Gemüse fürs Mittagessen, während der Ältere auf der Arbeitsplatte saß und leicht mit den Beinen schaukelte, wobei seine Hacken immer wieder leicht gegen die Schranktür unter ihm stießen. "Jupp. Er war zwar nicht unbedingt das, was man nüchtern nennt, aber auch nicht das, was man als sternhagelvoll bezeichnet. Ein gutes Mittelding also." Grinsend beugte er sich zu dem Blonden und schnappte sich ein Stück Karotte, welches kurz darauf in seinem Mund verschwand. "Sehr beruhigend. Und würdest du deine Lippen bitte vom Gemüse fern halten? Sonst werde ich nie fertig." "Wo soll ich meine Lippen denn sonst lassen? Vielleicht an dir?" Bela grinste noch immer, doch es wirkte nun anders...verführerischer. Farin musterte ihn schluckend und wandte sich schnell wieder dem Essen zu: "Hör auf mit den Späßchen." "Welche Späßchen?" Elegant sprang der Dunkelhaarige von der Arbeitsplatte und stellte sich dicht hinter den Größeren. "Du hast mir gefehlt, Jan." "Dafür hast du dich aber verdammt selten gemeldet." Seufzend lehnte Bela seine Stirn an den Rücken des Blonden und schloss die Augen. "Das hätte es für mich nur schwerer gemacht... Ich hatte Angst, dass du nichts von mir wissen willst." "Das hast du echt geglaubt?" Der Jüngere drehte sich um, was Bela dazu veranlasste wieder aufzublicken. "Dirk... Das war... dumm." "Nein, es war einfach nur meine Angst. Ist Angst denn etwas so Dummes?" Der Blonde zögerte einen Moment, schüttelte dann allerdings leicht lächelnd den Kopf. "Nein, etwas Verständliches. Mir ging es schließlich nicht anders." Auch Bela lächelte nun und legte eine Hand an Farins Wange. "Du hattest Angst? Das war... dumm." Grinsend stellte er sich auf die Zehenspitzen und legte seine Lippen sanft auf die des Gitarristen... Ihr erster Kuss, immer noch eine seiner liebsten Erinnerungen. Es folgten noch viele, doch dieser hatte halt etwas Besonderes, wie es immer bei einem ersten Kuss war. Und so vieles hatte in dieser Zeit ihren Anfang genommen. Noch am gleichen Tag hatte Farin Rod im 'Huxley´s Neue Welt' getroffen, wo sie erneut über die Band gesprochen hatten - Rod war an diesem Abend jedoch um einiges nüchterner, wodurch Farin später einige Details zu erzählen hatte. Und schon bald waren sie im Studio, auf der Bühne, beim Videodreh... Alles hatte zu dieser Zeit angefangen. Es hatte Höhen und Tiefen gegeben, sowohl mit der Band als auch in ihrer Beziehung, wobei es einmal sogar miteinander zu tun hatte. Fast wäre es erneut zur Trennung von Die Ärzte gekommen, was auch ihre Beziehung beinahe zum Scheitern brachte. Ohne die Band wären sie wohl nie zusammen gekommen und irgendwie hatte Bela damals das Gefühl, dass das Ende der Band auch das Ende ihrer Beziehung bedeutet hätte. Doch beides renkte sich wieder ein... Zum Glück. Längst war Bela weiter gegangen und stellte kurz darauf überrascht fest, dass er grade in die Straße bog in der seine Wohnung lag. Seine Füße hatten ihn automatisch nach Hause geführt und er hegte den Verdacht, dass sie einen Pakt mit Rod geschlossen hatten und ihn von jeder Kneipe fernhalten wollten. Anscheinend waren seine Füße momentan vernünftiger als sein Kopf, denn der war immer noch fürs dicht saufen und vergessen. Doch er gab nach und schloss stattdessen schnell die Haustür auf. Sobald er die Wärme des Treppenhauses gespürt hatte, würde sich sein ganzer Körper dagegen wehren auch nur die Nase aus der Tür zu stecken. Und so war es auch. Die Wärme umgab ihn und ließ ihn nachträglich frösteln. Seltsames Phänomen des Körpers. Vielleicht hatte er draußen auch nur deshalb nicht gefroren, weil der Großteil seiner Erinnerungen eher... heiß war. In der Wohnung angekommen kam erneut dieses Frösteln und es wurde langsam aber sicher ziemlich lästig. Doch das blinkende Lämpchen seines Anrufbeantworters lenkte ihn schnell ab und als er die Anzahl der hinterlassenen Nachrichten sah musste er doch leicht lachen. 40 Nachrichten... Rod hatte seinen persönlichen Rekord gebrochen. Doch den Rekord des Blonden würde er nie toppen. 365 Nachrichten, jeden Tag seines einjährigen Urlaubs eine Nachricht, immer mit den gleichen Worten... 'Ich liebe dich'. Bela hatte damals alle anderen Nachrichten gelöscht und es - mit ein wenig Hilfe von Rod - tatsächlich geschafft alles auf eine CD zu brennen. Und genau diese CD wollte er sich jetzt anhören. Er musste nicht lange suchen, sie gehörte schließlich zu den CDs, die nie die Anlage mit 5er CD-Fach verließen. Während er sich aus Schuhen und Jacke kämpfte griff er nach der Fernbedienung, schaltete die Anlage an und drückte den Knopf für CD 3. Kurz darauf erklang die Stimme des Größeren und hauchte ein sanftes 'Ich liebe dich'. Es war diese Stimme, die er jetzt brauchte, diese Worte, die er hören wollte... Zwar hatte er den ganzen Abend dagegen angekämpft, sich dies einzugestehen, doch er hatte es nicht wirklich geschafft, sich zu belügen. Erschöpft legte er sich auf die Couch, wollte eigentlich jedes 'Ich liebe dich' hören, doch er schaffte es nur bis 286, dann übermannte ihn die Müdigkeit. Wie versprochen stand Rod am nächsten Morgen auf der Matte - genau genommen nur 5 Stunden nachdem Bela eingeschlafen war - und war so pervers gut drauf und vor allem hellwach, dass der Drummer ihm am liebsten die Tür vor der Nase zu geknallt hätte. Doch es hätte nichts gebracht, Rod hatte schließlich einen Schlüssel. "Ich hab dir gesagt, dass du früh schlafen solltest. Hast du getrunken?" Rod war zwar in Belas Schlafzimmer verschwunden und suchte die Sachen für ihn zusammen, doch seine Stimme war trotzdem deutlich zu hören. "Nein, deine Helfer haben mich sicher nach Hause gebracht", nuschelte der Ältere und warf einen wütenden Blick auf seine Füße. "Was hast du gesagt?" "Nein, ich hab nicht getrunken!" Müde strich Bela sich durchs Haar und rieb sich leicht den Nacken. Eine Ledercouch war nun mal kein geeigneter Schlafplatz, aber im Bett hätte er keinen Schlaf gefunden. Es war zu groß, zu leer und viel zu kalt. "Dirk, geh eben duschen und mach dich dann fertig, wir kommen sonst zu spät." Rod stand nun in der Tür, hielt den schwarzen Sack von der Reinigung in der Hand und kämpfte leicht mit dessen Reißverschluss. Mit einem Schlag war der Drummer hellwach. "Scheiße, fast hätte ich es vergessen... Rod? Ich kann da nicht hin. Kannst du mir nicht eine Entschuldigung schreiben?" Der Chilene hatte in der Zwischenzeit den Kampf gewonnen und warf nun einen verwirrten Blick zu Bela: "Entschuldigung? Dirk... Das ist wohl das Dümmste, was ich je von dir gehört habe... Du hast wirklich nix getrunken?" Mit wenigen Schritten hatte Rod den Abstand zwischen ihnen verringert und schnupperte nun skeptisch an Belas zerknittertem Hemd. "Ich bin nüchtern! Aber ich hab Schiss... Ich kann das einfach nicht." Der Jüngere musterte ihn etwas unsicher, setzte sich dann jedoch neben ihn, wobei er darauf achtete, seinen eigenen Anzug nicht zu verknittern. "Dirk... Ich weiß dass du es kannst. Und du weißt es auch, du willst es dir nur grade nicht eingestehen." Bela mied den durchdringenden Blick des Anderen und starrte stattdessen auf ein Brandloch im Teppich, welches Rod bei der Wohnungseinweihung hinterlassen hatte. Sein Einweihungsgeschenk - eine Flasche Wein - hatte er dafür dann wieder mitgenommen, immerhin hatte Bela nun eine länger haltende Erinnerung. "Ich werd umkippen." "Ich werde neben dir stehen und dich gegebenenfalls auffangen." "Ich werde losheulen, vor all den Leuten." "Das ist normal... Und denkst du etwa, ich werde keine feuchten Augen bekommen?" "Was ist, wenn ich kotzen muss?" "Du hast nix im Magen, es wird dann nicht lange dauern. Musst dich also nur aufs Zielen konzentrieren." "...Ich muss da hin, oder?" "Ja, musst du." Mit einem resignierten Seufzen erhob Bela sich und verschwand kurz darauf im Bad, wo man auch bald das Geräusch der laufenden Dusche hörte. Die Fahrt dauerte nicht lange und obwohl Bela mehrmals versuchte, den Anderen zum umkehren zu bewegen - "Der Ofen ist bestimmt noch an!" "Ich hab ihn ausgemacht, Dirk." "Ich hab ihn heute noch gar nicht angemacht, also hast du ihn jetzt sicher angestellt und meine Wohnung wird abbrennen." "Er ist aus, Dirk! Ganz sicher!" "Aber die Dusche nicht, die hab ich sicher an gelassen!" "Das hätten wir gehört." "Ich hab mit Schalldämpfer geduscht!" - kamen sie schließlich auf dem großen Parkplatz an. Es war noch recht leer, was sich in einer Stunde spätestens ändern würde. Doch Bela und Rod wollten früher da sein, es gab noch einiges vorzubereiten. Und so hatte der Drummer noch Zeit zur Ruhe zu kommen, sicher war sicher. "Dirk, jetzt steig aus." "Du hast Kindersicherung rein gemacht, schon vergessen?" Rod grinste leicht bei den Worten des Älteren und das Grinsen wurde noch breiter, als sich die Beifahrertür öffnete und Bela eine Hand entgegen gestreckt wurde. "Jetzt kannst du aussteigen, Dirk." Das tat dieser auch, wobei ein leichter Rotschimmer auf seinem Gesicht erschien. Anscheinend war es ihm peinlich, dass Rod nicht der einzige war, der seine Worte gehört hatte. Der Chilene stieg nun ebenfalls aus und warf einen Blick über das Wagendach zu den beiden Älteren: "So, Jan. Deine Braut ist sicher angekommen, hatte zwischendurch aber ziemlich kalte Füße." Mit einem Grinsen beobachtete er, wie der Blonde den Kleineren an sich drückte und seine Lippen auf dessen presste. Ja, der 14. Februar war wirklich der perfekte Tag für eine Hochzeit. Es war einfach... lächerlich romantisch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)