Fast so kurz wie Yoko Ono... von Anurtle (Kurzgeschichten über die BESTE Band der Welt aus dem Hause Anni...) ================================================================================ Borderline (Part I) ------------------- Da bin ich mal wieder xD Und ich bringe etwas mit... Eine neue Kurzgeschichte! xD Wobei es diesmal sehr fies wird... Es wird nämlich ein Mehrteiler xD Was ihr hier findet ist Part I von (wahrscheinlich) III... Ich mag die Story jetzt schon xD Und es war ein einziger Satz der mich dazu inspiriert hat xD Und dieser Satz ist aus einem Lied namens Borderline (von Bon Jovi *_*), deshalb der Titel. Es hat also nichts mit dem gleichnamigen Syndrom zu tun. Ich hoffe die Story gefällt euch, vielleicht mach ich ja irgendwann mal ein Video dazu, also eine Art Trailer xD Video... DER WETTBEWERB! >____< *losflitz* Viel Spaß beim lesen und ein paar Kommis wären lieb ^^" ---------------------------------------------------------- Borderline - Part I Es war wie der helle Schrei einer Frau, der die Stille der Nacht durchbrach und durch den dunklen Wald an seine Ohren drang. Immer wieder, immer lauter, als würde sie auf ihn zu kommen. Er kniff die Augen zusammen, wollte nicht sehen, warum sie schrie, denn es würde sich bestimmt nicht nur um eine Spinne handeln. Und doch öffnete er kurz darauf die Augen. Der Wald war verschwunden, oder jedenfalls etwas weiter entfernt, denn nun starrte er auf das leicht geöffnete Fenster. Er war Zuhause, genauer gesagt in seinem Wohnzimmer und lag ausgestreckt auf der Couch. Er war also doch eingeschlafen, trotz der etlichen Tassen Tee, die es sonst fast immer schafften, ihn wach zu halten. Auch die Schreie der Frau waren verschwunden, stattdessen hörte er etwas, was ebenso schrill war: das Telefonklingeln. Schläfrig erhob sich Farin von der Couch und rieb sich mit beiden Händen übers Gesicht, während er zum kreischenden Telefon schlurfte. Doch grade als er die Hand nach dem Hörer ausstreckte, wurde das nächste Klingeln im Ansatz erstickt. "Warum steh ich eigentlich noch auf?" Mit einem Seufzen machte der Blonde auf dem Absatz kehrt und schritt langsam zur Terrassentür. Es war kein Zufall, dass das Klingeln grade eben aufgehört hatte. Denn so ging es bereits den ganzen Abend, ebenso wie die Abende und Nächte davor. Zu Anfang war es ihm nur komisch vorgekommen, dann hatte er tatsächlich ein mulmiges Gefühl, doch jetzt hatte er sich fast schon damit abgefunden: Farin Urlaub wurde beobachtet. Natürlich hatte er mit seinen Bandkollegen drüber gesprochen, doch die beiden wussten auch nichts und hatten ihm geraten, dies der Polizei zu melden. Doch diesen Weg hätte er sich sparen können, denn das deutsche Rechtssystem war nun mal so aufgebaut, dass er mit mindestens zwei fehlenden Gliedmaßen dort auftauchen musste, damit sie ihn überhaupt beachteten. Am besten die beiden noch schön eingetütet! Mit Blicken suchte er den dunklen Garten ab, doch selbst wenn jemand dort gewesen wäre, er hätte ihn nicht gesehen. Nur die ersten paar Meter waren erleuchtet, von dem Licht, welches hinter ihm brannte und seinen Schatten unnatürlich lang auf die Steinplatten der Terrasse warf. Sonst war es dunkel. Die Straßenlaternen waren auf der anderen Seite des Hauses, wie der Name schon sagte, standen sie an der Straße. Und der schmale Sichelmond am Himmel lag irgendwo hinter einigen Wolken verborgen, deren dunkle Färbung erahnen ließ, wie das Wetter des nächsten Tages werden würde. Es war ruhig, nur der Wind imitierte gemeinsam mit den Bäumen das Rauschen der Wellen, nach denen der Gitarrist sich so sehnte. Sein Urlaub war geplant, würde allerdings erst in einem Monat stattfinden. Gern hätte er ihn vorverlegt, doch sein Terminkalender ließ eine frühere Abreise nicht zu. Frühestens in drei Wochen wäre es möglich gewesen, doch selbst dies schien noch in weiter Ferne zu liegen. Mit einem Ruck löste er sich von der Scheibe und ging auf die Küche zu, wobei er sich noch einmal umwandte, nur, um diesmal sein eigenes Spiegelbild in der Scheibe zu sehen. Am Anfang hatte er noch die Vorhänge zu gezogen, doch es schien als hätte er dadurch die Dauer zwischen den Anrufen nur verkürzt. Außerdem war es unheimlicher, wenn er nur erahnen konnte, was in seinem Garten vor sich ging. An Schlaf war nicht mehr zu denken, es war wie in den vergangenen Nächten. So setzte er Wasser auf und holte die Teekanne aus dem Wohnzimmer, wobei er wieder einen flüchtigen Blick nach draußen warf. Er hatte sich grade umgedreht, als das Telefon wieder klingelte, schrill, laut. Fast wäre das Stück Porzellan aus seiner Hand gefallen, er konnte es grade noch festhalten, während er zum Telefon ging. Allerdings dachte er diesmal gar nicht daran, abzuheben. Er streckte zwar die Hand nach dem Hörer aus, doch da das Klingeln verstummte, nutzte er den Schwung der Bewegung aus um sich umzudrehen, wobei seine Hand nun auf den Lichtschalter schlug. Es war stockfinster, wodurch er nun nicht mehr auf sein Spiegelbild in der Scheibe blickte, sondern durch diese hindurch in den Garten. Doch alles war ruhig, wieder bewegten sich nur die Blätter der Bäume. "Irgendwann erwische ich dich", murmelte er und betrat die noch beleuchtete Küche, aus der ihm heißer Dampf entgegen kam. Wieder dieser Schrei. Er schien ihn zu verfolgen, doch von Mal zu Mal mischte sich etwas anderes unter. Zwar hörte er die Frau noch immer recht deutlich, doch da war noch etwas anderes. Eine zweite Stimme kam dazu, eine vertrautere. Doch sie schrie nicht. Sie sagte etwas, was er nicht verstand. Er wollte der Stimme entgegen gehen, wollte sehen, zu wem sie gehörte, doch seine Beine gehorchten ihm nicht. Er blieb wie angewurzelt stehen und die Schreie kamen näher. Wieder kniff er die Augen zusammen, wollte es nicht sehen. Als er sie wieder öffnete, war alles hell. Er musste sich einen Moment an das grelle Licht gewöhnen, dann erkannte er seine Küche. Er war am Tisch eingeschlafen, die Teetasse lag zerbrochen in einer bräunlich-grünen Pfütze auf dem Boden. Wieder entpuppten sich die Schreie als das Telefonklingeln. Müde stand er auf, machte einen großen Schritt über die Scherben und ging zum Telefon. Mit einem Ruck riss er den Hörer hoch: "Verdammt, lass mich endlich schlafen du verdammter Wichser!" "Dir auch einen guten Morgen, Jan", klang Belas Stimme rauschend aus der Ohrmuschel. Anscheinend saß er im Auto, denn der Empfang war nicht sonderlich gut und bei genauerem Hinhören erkannte man den Verkehrslärm im Hintergrund. "Ah... Dirk... Sorry, ich hab-" "Mal wieder die ganze Nacht kein Auge zu bekommen, hab ich mir gedacht. Warum ziehst du nicht einfach den Telefonstecker?" "Dann hättest du mich jetzt nicht erreicht, oder?" Farin war froh die Stimme seines Freundes und Bandkollegen zu hören. Er ging zurück in die Küche und schnappte sich die Küchenrolle von der Arbeitsplatte, um den Tee aufzuwischen. "Ich hätte dich ja auch auf dem Handy anrufen können, oder?" Dieser Einwand des Drummers klang logisch, sogar sehr logisch. "Und warum hast du das nicht gemacht?" "Hab ich, es ist aus!" Einen Moment hielt der Blonde in jeder Bewegung inne. Dann jedoch lachte er los, sogar so stark, dass er von der Hocke auf den Hintern fiel. Seit Tagen hatte er nicht so gelacht: "Ich hab mich schon über deine plötzliche Logik gewundert!" "Du mich auch. Spring lieber unter die Dusche um wach zu werden und dann zieh dir was Vernünftiges an." Sofort verstummte das Lachen des Gitarristen. "Okay, was hast du mit mir vor?" "Nix, aber ich bin auf dem Weg zu dir und Rod kommt auch noch vorbei. Und koch schon mal Kaffee, ich bring die Brötchen mit!" Farin setzte zu einem Protest an, doch Bela hatte bereits aufgelegt, wodurch nur noch ein Tuten zu hören war. Nun legte auch er selbst auf und ließ die Scherben vorerst Scherben sein. Um die Sauerei konnte er sich auch frisch geduscht kümmern. Der Blonde war noch nicht mal dazu gekommen sich anzuziehen, da klingelte es bereits an der Tür. Ein kurzer Blick durch den Türspion bestätigte, dass es sich bei dem Besucher um Bela handelte, aber sicher war sicher. "Du bist zu früh", seufzte Farin nachdem er die Tür geöffnet hatte und in die Küche schritt. "Wieso zu früh? Wir haben keine Uhrzeit abgemacht!" Der Drummer ließ die Tür ins Schloss fallen und stieg aus seinen Schuhen, ohne die Schleifen zu lösen, bevor er dem Anderen folgte. Der Blonde hatte sich wieder der zerbrochenen Teetasse und dem klebenden Etwas - früher bekannt als Pfefferminztee - gewidmet und sammelte nun die weißen Scherben auf. Jedenfalls versuchte er es, denn sobald er sich hingehockt hatte, lockerte sich das Handtuch, welches er sich um die Hüften geschlungen hatte. Bela beobachtete die Situation feixend. "Grins nich so vor dich hin, sondern sammle mit oder hol einen Lappen!" Farin war nicht so wütend über den kleinen 'Überfall' wie er vorgab, er freute sich sogar über die Ablenkung... aber wenn der Ältere schon ungebeten auftauchte, konnte er auch ruhig mit anpacken. "Is' ja gut. Geh dich anziehen, ich mach hier alles!" Während Bela auf ihn zukam, warf er die prall gefüllte Brötchentüte auf den Tisch. Allerdings hatte er wohl etwas zuviel Schwung drauf, denn es gab ein schlitterndes Geräusch und einen dumpfen Knall, als die Tüte auf dem Boden landete. "Ups", war alles was der Dunkelhaarige sagte, während Farin sich erhob und mit einem theatralischen Seufzen die Scherben in den Müll warf: "Bitte mach in meiner Abwesenheit nicht noch mehr kaputt!" Er drängte sich an Bela vorbei und spürte plötzlich ein leichtes ziehen, gefolgt von einem kühlen Windhauch. Erschrocken drehte er sich um und sah in das breit grinsende Gesicht des Anderen, der das Handtuch, welches kurz zuvor noch Farins Lenden umhüllt hatte, nun hoch hielt: "Du hast doch gesagt ich soll mir einen Lappen besorgen!" Sein Blick glitt über den schlanken Körper und das Grinsen wurde noch einen Tick breiter, sofern dies möglich war. "Kalt scheint dir ja nicht grade zu sein und wenn doch, dann... Wow!" Mit hochrotem Kopf verließ der Gitarrist die Küche und eilte die Holztreppe hoch, wobei ihm das Gelächter des Anderen zu folgen schien. Als er wieder runter kam saß Rod bereits mit am Tisch. "Wo kommst du denn so plötzlich her? Ich hab die Klingel gar nicht gehört." Verwirrt setzte er sich zu den beiden Dunkelhaarigen an den Tisch, deren Gespräch bei seinem Eintreten verstummt war. "Ich war eben noch beim Auto und Rod kam grade", meinte der Drummer und schob eine Tasse mit Pfefferminztee vor Farin. "Danke. Aber jetzt mal raus mit der Sprache, ihr habt doch was geplant, oder?" Der Blick des Blonden huschte von einem zum anderen, während er die Hände an das weiße Porzellan legte. Seine Bandkollegen sahen sich kurz an, bevor Rod schließlich seufzte und eine Hand auf Farins Unterarm legte: "Wir machen uns langsam Sorgen. Willst du wirklich nicht zur Polizei? Das geht jetzt schließlich schon eine ganze Weile..." Der Gitarrist sah kurz auf die Hand, welche auf seinem rechten Arm lag, schüttelte dann allerdings den Kopf: "Ich hab doch gesagt, es bringt nichts. Erst nach einem Angriff, vielleicht sogar erst nach zwei. Hört man doch immer wieder." Wieder sah er auf seine Tasse und drehte diese leicht zwischen den Händen. "Außerdem... Es sind noch nur ein paar Anrufe. So was hab ich als Kind auch gemacht, ist nix dabei", fuhr er fort und nippte an dem heißen Getränk. "Ja, aber du erhältst die Anrufe zu Zeiten, wo Kinder längst schlafen! Und es geht einfach schon zu lange, das wird langsam... unheimlich!" Auch Bela versuchte nun den Größeren zu überreden, erhielt als Antwort allerdings nur ein leichtes Kopfschütteln. "Ich fahr doch eh bald weg, da wird es dann aufhören. Bestimmt!" Er lächelte den beiden zuversichtlich zu, doch an seinen Augen konnte man erkennen, wie unsicher er war. "Also schön, dann lassen wir die Sache mit der Polizei. Aber vielleicht sollten wir besser hier bleiben." "Das ist nicht nötig, so glaubt mir doch!" Tatsächlich klang der Gitarrist schon etwas gereizt, was allerdings nur indirekt an seinen Freunden lag. Hauptsächlich war es wohl der Schlafmangel der letzten Tage und die Tatsache, dass er nicht mehr über dieses Thema sprechen wollte. "Okay, aber eine Sache noch", seufzte Rod und beugte sich ein wenig vor, wobei er sich mit den Unterarmen auf dem Tisch abstützte. "Warum besorgst du dir nicht eine neue Nummer? Ich meine... Dann wäre die Sache mit den Anrufen wenigstens gegessen!" Bela nickte kräftig, anscheinend hatte er sich diese Frage auch schon gestellt. Nun war es an Farin zu seufzen. "Alles schon organisiert, es dauert aber eine Weile, wahrscheinlich kurz vor der Reise. Und jetzt lasst uns endlich ein anderes Thema anschlagen!" Tatsächlich hatten sie das Thema gewechselt und sprachen an diesem Tag nur noch sehr selten über den Stalker (Farin gefiel der Ausdruck "Sehr treuer und energischer Fan, der es etwas übertreibt" besser). Sie hatten beschlossen, abends etwas auswärts zu essen und so war es bereits Nacht als Farin zurück in sein Haus kam. Rod hatte angeboten, bei ihm zu übernachten, was der Blonde allerdings dankend ablehnte und so hatte der Chilene sich grade auf den Weg gemacht. Bela war bereits vom Restaurant aus nach Hause gefahren, hatte er doch am nächsten Tag einen Termin mit einem Regisseur. So stand Farin nun vor dem dunklen Haus und wollte dieses grade betreten, als ihm bewusst wurde, dass er den Briefkasten seit einer Weile nicht geleert hatte. Es war nicht so, dass er einen Brief oder etwas anderes erwartete und er hatte nun wirklich andere Sachen im Kopf als Reklame. Also machte er auf dem Absatz kehrt und blieb am Briefkasten stehen, welchen er auch sogleich öffnete. Wie nicht anders zu erwarten sah er auf viel buntes Papier, welches ihm unter anderem '20% auf alles außer Tiernahrung' versprach. Resigniert seufzend griff er rein, um die nervige Werbung zu zerknüllen und in den nächsten Mülleimer zu werfen. Doch grade als er zugriff, erklang ein lautes Knallen und ein stechender Schmerz schien von seinen Fingerspitzen direkt in den Kopf zu schießen. Mit einem Aufschrei zog er die Hand zurück. Man konnte erkennen, wie die blutigen Finger anschwollen und sich leicht bläulich verfärbten, jedenfalls war es an den Fingerspitzen so. Und diese Färbung ging bis zu dem silberfarbenen Bügel der Mausefalle, welche an seiner Hand hing. Mit einem Ruck riss er sie weg, was ihn noch einmal leise aufschreien ließ. Seine Fingerspitzen hatten bereits den doppelten Umfang und schienen von Sekunde zu Sekunde dicker zu werden. Da die Blutzirkulation nun nicht mehr unterbrochen war schienen die Finger noch stärker zu bluten und ein leichtes Kribbeln breitete sich aus. "Fuck!" Mehr fiel ihm nicht ein, aber was sollte man sonst sagen wenn die Hand, die man für wirklich alles brauchte, aussah wie eine mit Blut gefüllte Wasserbombe? Der Schmerz schien in seiner Hand zu pulsieren und immer wieder kleine Stromstöße in seinen Kopf zu schicken. Alles verschwamm vor seinen Augen und nur mühsam konnte er sich zur Haustür schleppen. Bis er diese aufgeschlossen hatte, verstrichen noch einmal einige Sekunden oder gar Minuten, denn mit der linken Hand schien es plötzlich viel schwerer. Endlich sprang das Stück Holz nach innen auf und er taumelte sofort vorwärts. Um den Lichtschalter kümmerte er sich gar nicht erst, auch die Haustür blieb offen stehen. Blind vor Schmerz gelangte er endlich in die Küche, wo sein Handy lag. Er rief keinen Notarzt und auch keine Polizei: "Rod, kannst du vorbei kommen? Bitte!" Längst tränten seine Augen, doch was genau der Grund dafür war konnte er nicht sagen. Alles kam zusammen: Wut, Schmerz, Verzweiflung und zum ersten Mal richtige Angst! Rods Antwort hörte er nicht mehr, das Mobiltelefon rutschte ihm aus den tauben Fingern und fiel scheppernd zu Boden, bevor er selbst zusammenbrach und neben der Plastikkappe liegen blieb. "Rod, er wacht auf!" Die Stimme, die Farin hörte, schien von weit her zu kommen und doch übertönte sie den Frauenschrei, der sich mal wieder in seinen Traum geschlichen hatte. Grelles Licht blendete ihn und so hielt er es für klüger, die Augen vorerst geschlossen zu halten. "Dirk?" Er erschrak als er die krächzende Stimme hörte, die seine eigene sein sollte. "Ja, ich bin hier. Rod ist auch gleich wieder da, er kocht dir grade einen Tee." Der Drummer sprach beruhigend auf ihn ein und strich leicht über die Stirn des Blonden. Die Hitze, die von dieser ausging, schien ein wenig abzunehmen, was wahrscheinlich an dem nass-kalten Waschlappen in Belas Hand lag. "Was machst du hier? Ich dachte du hast einen Termin..." Er konnte den Älteren nicht sehen und doch wusste er, dass dieser verlegen grinste. "Wir haben dich angelogen, tut mir Leid. Ich sollte ein wenig Wache schieben, falls der Stalker-" "Sehr treuer und energischer Fan, der es etwas übertreibt!" "Ja, gut. Also falls der es wirklich übertreibt und sonst was anstellt. Aber ich muss weggeknickt sein, bin erst wach geworden als Rod mich angerufen hat und von deinem Anruf erzählt hat. Ich bin sofort rein gestürmt und hab dich in der Küche gefunden." Langsam kehrte die Erinnerung zurück, ebenso wie der Schmerz in der Hand des Größeren. "Wir haben einen Druckverband angelegt, aber vielleicht solltest du ins Krankenhaus." Erneut zuckte Farin zusammen, denn Rod war so leise ins Wohnzimmer gekommen, dass er es tatsächlich nicht bemerkt hatte. "Nein, nicht nötig... Wahrscheinlich hab ich einfach eine blöde Stelle erwischt. Wundert mich eh, wieso es so stark geblutet hat." "Weil es keine normale Mausefalle war." Die Stimme des Chilenen war leise und doch deutlich zu hören, während er sich auf einem der Sessel niederließ. "Ich hab das Ding draußen gefunden. Eine große Blutlache hat mich drauf aufmerksam gemacht, du musst geblutet haben wie ein abgestochenes Schwein. Nachdem ich gesehen hab, dass du okay bist hab ich mir das Ding mal genauer angeguckt. Jemand muss den Bügel bearbeitet haben, er war sozusagen angespitzt. Da hat jemand ganze Arbeit geleistet." Mit einem Seufzen lehnte sich der Bassist etwas zurück und strich sich einige der schwarzen Strähnen aus dem Gesicht, bevor er weiter sprach: "Ist er oder sie für dich jetzt immer noch ein sehr treuer und energischer Fan?" Nun war auch das letzte bisschen Farbe aus Farins Gesicht gewichen. "Jan, du musst zur Polizei!" Auch Bela war blass und er sah den Gitarristen besorgt an. Doch dieser schüttelte nur den Kopf: "Nein... Das wird schon wieder aufhören." "Wird es bestimmt nicht! Du musst endlich etwas machen!" Der Drummer war aufgesprungen und stand nun mit geballten Fäusten vor dem Größeren, doch dieser schüttelte erneut den Kopf. "Dirk hat Recht, Jan. Wer weiß was er oder sie als nächstes macht!" Zwar sprach Rod noch immer sehr leise, doch in seiner Stimme war ein gewisser Nachdruck. Resigniert seufzend setzte Farin sich nun auf. "Okay, ihr habt gewonnen! Aber noch nicht. Dirk, lass mich ausreden!" Als Bela den Mund öffnete um zu protestieren hob der Blonde nur kurz seine unverletzte Hand und sah ihn fest an. "Ich werde noch etwas abwarten ob noch etwas passiert... Ob die Anrufe weiter gehen oder sonst was. Wenn das der Fall ist, gehe ich zur Polizei, einverstanden?" Zwar sahen die beiden Dunkelhaarigen noch immer nicht besonders glücklich aus, doch sie widersprachen ihm nun auch nicht mehr, sondern nickten stumm. "Aber in der Zeit wirst du nicht hier schlafen. Du ziehst zu mir, wenigstens für ein paar Tage, damit du dich richtig ausschlafen kannst", meinte Bela und ließ sich neben seinem Bandkollegen auf die Couch sinken. "Abgemacht..." Schon am nächsten Tag fuhren sie gemeinsam zu Belas Wohnung, die nun auch für ein paar Tage zu Farins Reich werden sollte. Er würde zwar noch ab und an in sein Haus fahren, doch nie alleine. Da sie die letzte Nacht kaum geschlafen hatten, war es kein Wunder, dass Rod sich schon früh verabschiedete. Zwar hätte auch er bei Bela unterkommen können, doch er zog es vor bei seiner Familie zu übernachten, wollte er diese doch eh mal wieder besuchen. So saßen Farin und Bela bald alleine in der großen Wohnung, beiden waren die Strapazen der vergangenen Nacht deutlich anzusehen, wobei sich bei dem Blonden auch die der letzten Tage deutlich abzeichneten. "Leg dich doch etwas hin. Ich weck dich schon wenn etwas ist", meinte Bela plötzlich und zerstrubbelte spielerisch das blonde Haar das Anderen. Dieser schüttelte langsam den Kopf: "Du bist doch auch müde. Und mir geht’s gut, kümmer dich nicht um mich. Gib mir einfach ein gutes Buch und vielleicht noch eine Tasse Tee, dann bin ich glücklich!" "Du musst mich nicht gleich mit dem Zaunpfahl erschlagen, du Tee-Junkie!", grinste Bela und verschwand für einige Minuten in der Küche, während Farin sich, ebenfalls grinsend, das Bücherregal näher besah. Ein Geräusch, welches eindeutig vom Flur kam, ließ ihn zusammenzucken. "Dirk?" "Was denn?", erklang die Stimme des Drummers über das laute Wasserrauschen hinweg. "... Nichts, schon gut. ich bin mal eben auf Toilette!" "Alles klar!" Mit ungutem Gefühl betrat der Blonde den Flur und tatsächlich stand die Haustür einen Spalt offen. Schnell näherte er sich dieser und schloss sie wieder, wobei er auch die Kette vorlegte. Als ihm dies bewusst wurde, schüttelte er seufzend den Kopf. "Jetzt bekomm ich echt Paranoia...", lächelte er, doch dieses Lächeln erstarb, als er einen harten Schlag auf den Hinterkopf bekam. Der Ansatz eines Aufschreis erstarb auf den leicht geöffneten Lippen und alles wurde schwarz, während er an der hellen Tür herab sank. Es war noch immer hell draußen, vielleicht auch schon wieder, er wusste es nicht. Benommen öffnete Farin die Augen und blinzelte mehrmals. Er starrte auf die helle Schlafzimmerdecke, während er krampfhaft versuchte sich daran zu erinnern, wie er dort hingekommen war. Seine letzte Erinnerung war die offene Haustür... Mit einem Ruck setzte er sich auf, was einen stechenden Schmerz hervorrief, welcher von der Beule an seinem Hinterkopf ausging. Mit einem Stöhnen schloss er die tränenden Augen und strich sich durchs schweißnasse Haar. Schweiß? Er hielt in jeder Bewegung inne und zog die nun zitternde Hand zurück. Er schwitzte nicht, jedenfalls war dies vor wenigen Sekunden noch der Fall. Doch nun, als er sich die rote Flüssigkeit auf seinen Fingern genauer ansah, schienen sich seine Poren zu öffnen. Es war nicht sein Blut, das spürte er, denn er hatte keine offene Wunde und der Verband an seiner verletzten Hand war noch fast so sauber wie am Vorabend. Seine vor Schreck geweiteten Augen wanderten über das voll geblutete Laken auf welchem er lag, bis zu einer Spur welche zur geschlossenen Zimmertür führte, an der ein Stück Papier mit einer kurzen Nachricht klebte: Ich habe ihn! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)