Fallen von Sarano ================================================================================ Kapitel 14: Part XIV - Rage (A) ------------------------------- Part XIV – Rage (A) ‚ ‚ dieses Zeichen steht für Gedanken Das dumpfe Poltern der gegen die Wand schlagenden Tür hallte in seinen Ohren und trotz dieses so extremen Lauts vermochte Shinya das leise Klicken in seinem Kopf zu hören, jener Schalter, der sich umgelegt hatte, als der Drummer seine Augen auf die Szene vor sich gerichtet hatte. Die Leere die er gefühlt hatte, den Schmerz, Kummer, die Aufgabe und Hilflosigkeit – all dies war verschwunden, vernichtet in einem alles erfüllenden Sturm des Zorns, einer Wut, die Shinya niemals zu besitzen gedacht hätte. Jegliche Gedanken waren schlicht fort, absolut nichts registrierte in dem Geist des jungen Mannes, auch nicht, dass sich einer der drei Fremden von Toshiyas kauender Form entfernte, auf ihn zu kam. „What do we have there... some pretty little boy, isn´t he? You should go and better forget the scene in here.“ Wieder Bewegungen, weitere Worte, die dem Braunhaarigen verloren gingen, obwohl er sie hätte verstehen können. „Hey, wait a second... is he not the one on the second photography? The picture that hang all over the wall?“ Jake gab dem zierlichen Mann einen intensiven Blick, glitt mit den Augen gierig über die schmalen Schultern, die Taille und langen Beine . „What do you think, Fred... we could take them both, nobody will ask a question about a little bruising.“ Der Kehle Toshiyas entfloh ein leises Wimmern, doch auch dies hörte Shinya nicht, er stand ohne eine Regung, ohne mit der Wimper zu zucken, nur ein sanftes Beben glitt in gleichmäßigen Wellen durch seinen Körper... dann hoben sich die schmierigen Finger, wollten ihn an der Wange berühren und Shinya reagierte. Der Schwarzhaarige heulte unter dem harten Griff um sein Gelenk auf, suchte seine körperliche Überlegenheit, sein Gewicht zu nutzen, um sich den schmalen Fingern mit einem Ruck zu entziehen, doch der Drummer folgte der Bewegung fließend, sie glich einem Schlag auf eine der Trommeln und so vermochte er den Arm des Größeren auf dessen Rücken zu drehen, so hinter ihn zu kommen, die freie Hand in dem dichten, drahtigen Haar verkrampft, als er den Anderen mit dem Gesicht voran gegen den Spiegel schlug, welcher unter der Wucht splitterte. Eine der feinen Scherben trafen den Braunhaarigen, ohne dass es diesen interessierte, er ließ lediglich los, trat kühl über dem zusammenbrechenden Körper hinweg und auf den nächsten der drei Männer zu. Dieser zog die Lippen zu einem überlegenen, widerlichen Grinsen zurück, ließ Toshiyas Haare los, um den schlanken Mann zu packen, der sich diesem Vorhaben in einer geschmeidigen Bewegung entzog. Die Ruhe in Shinya war tödlich, er agierte und kämpfte, als würde er dies bereits sein gesamtes Leben tun, sicher, er hatte diverse Kurse besucht, ein wenig Kampfsport betrieben, um sich körperlich zu kräftigen, niemals etwas von seiner Beweglichkeit einzubüßen, doch in diesen Sekunden war er mehr als nur gefährlich... es war ihm gleich, wo er seinen Gegenüber traf, welche Verletzungen dieser davon trug. Ein gepeinigter Schrei, als der Musiker den Anderen an den Schultern packte, zu sich zerrte, wobei der Blonde nach unten weg brach, Shinya das Knie in dessen Gesicht rammte, dann einen weiteren Tritt in die Seite landete. Erst als sich auch der zweite Mann auf dem Boden krümmte, keuchend suchte Luft zu bekommen, Blut spuckte ließ Shinya von ihm ab, es kümmerte ihn nicht, dass die Tür inzwischen blockiert war, jeden Moment jemand herein kommen könnte... er hörte nicht einmal den harten, schnellen Rhythmus des Schlagzeugs, der durch sein Inneres vibrierte. Fred knurrte, ohrfeigte Toshiya und lachte, als der Kopf des Bassisten durch die Wucht des Schlages zur Seite geschleudert wurde, dieser wie gelähmt liegen blieb, ein Laut von den Wänden der Toilette hallte, welches man nur als ein Grollen beschreiben konnte, entflohen aus der Kehle des Braunhaarigen, der einen drohenden Schritt auf den letzten und größten Gegner zutat. „You think, you can handle me just because you've got one or two hits on your side, pretty boy? Come one, try me, look if you can defeat me too... it will be a pleasure, to ram my cock into your sweet piece of ass, when I'm done with you.“ Wütend geschnarrte Worte, doch auch sie brachten den Drummer nicht aus seinem Zustand der totalen Kälte, lediglich der sich halb aufrichtende Toshiya wimmerte erneut, als das Messer mit einem übernatürlich lauten Klick geöffnet wurde, Shinyas Augen kurz in diese Richtung wanderten, doch sich dann wieder auf das Gesicht seines Gegenüber richteten. Dieser verharrte, suchte den Kleineren aus dem Konzept zu bringen, ihn in einem unbedachten Moment zu treffen, doch nichts, kein Öffnen der Verteidigung oder eine Ablenkung zu dem am Boden Kauernden, sodass Fred letzten Endes nur schnaubte, angriff. Shinya wich dem ersten Schwung aus, beim Zweiten erhielt er einen Schlag gegen die Schulter, prallte an die Wand, brauchte dort einen Augenblick um zu sich zukommen, etwas das der Andere nutzte, den Braunhaarigen mit einem weiteren Hieb am Arm verletzte, dennoch büßte dieser kaum etwas an Schnelligkeit ein, ignorierte den brennenden Schmerz, landete erst einen Faustschlag, dann den nächsten, beide gut platziert gegen den Hals des älteren Mannes. Fred hustete, hielt sich die Kehle, derweil der Kleinere zurückwich, lauerte, erst wieder agierte, als der nächste Angriff kam, brutaler, furioser als zuvor, eine Faust die neben dem Drummer in der Wand landete, ein weiterer Stoß, das Knirschen von Glassplittern, als sie miteinander rangen und fielen. Sofort stemmte der Langhaarige ein Fuß gegen den Boden, nutzte die Wucht und sein Halt am Kragen um sich mit dem Größeren zu drehen, über diesem zu sein, bevor der Stämmigere eine Chance hatte, sein höheres Gewicht als Vorteil zu nutzen, packte die Hand in welcher das Messer ruhte, trieb seine Nägel in den schmalen Raum zwischen den Sehnen am Gelenk. Der Engländer heulte auf, wollte mit den freien Fingern die des Zierlicheren fort zerren, doch dieser war schneller, riss den Kopf Freds an den Haaren nach oben, schlug ihn dann auf den Boden, wieder und wieder, bis die Gegenwehr schwächer wurde, schließlich ganz erstarb. Ruhe... eine so plötzliche und schwere Stille, in welcher Shinya nicht einmal seinen eigenen rasselnden Atem hörte – dann schlossen sich seine Lider, löste sich der Nebel um ihn, die Taubheit und Kälte, zumindest so weit, dass er begriff wo er war, alles andere verdrängte er. In einer schleppenden Bewegung schob er sich von dem anderen Mann herunter... ihm war danach einfach zusammen zu brechen, die Welt um sich herum nicht mehr zu beachten, doch das konnte er nicht tun... er musste Toshiya von hier fort bringen, kontrollieren, ob seinem Freund etwas geschehen war. Die wenigen Schritte zu dem Älteren kosteten Kraft, die der Drummer nicht mehr hatte, doch sie bewirkten, das der Bassist sich regte, ihm auf halben Wege entgegen kam, entsetzlich blass, mit bebenden Lippen und nassen Wangen. „Oh mein Gott... mein Gott... mein Gott...“ Immer wieder diese paar Worte, sein Name, als der Jüngere seine Hand hob, sie dem Größeren auf die Wange legte, einen behutsamen Kuss auf die kalten Lippen hauchte. „Es ist okay, es ist alles in Ordnung. Komm, ich bringe dich nach Hause.“ Stark sein... für Toshiya... für denjenigen, der ihm so viel gegeben hatte, demjenigen, der ohne zu fragen, ohne zu zögern alles getan hatte, um ihn zu umarmen, aufzubauen, in der Wirklichkeit zu halten... er konnte es schaffen, wenigstens solange, bis sie wieder zurück waren, er den Anderen warm und sicher in einem Bett wusste. Shinya konnte in die Leere in sich greifen, konnte seinen Körper dieses eine Mal noch fordern... für den Mann den er liebte, würde er jede Grenze überschreiten. ~~~~~~~~ Es dauerte einen Moment, bis die Worte des Jüngeren zu dem Schwarzhaarigen durchgedrungen waren, seine Augen die seines Gegenübers suchten. „In Ord... in Ordnung? Nein... nein. Es... nichts ist in Ordnung. Was... Shinya... was ist hier passiert? Oh Gott... ich...” Die Stimme des Bassisten verlor sich in einem erstickten Laut, als er versuchte, sich wieder unter Kontrolle zu bekommen, das Zittern welches seinen Körper erfasste zu ignorieren, doch zu tief saß der Schock. Auch die Bilder, welche einer Endlosschleife gleich vor seinen inneren Augen flimmerten, ihm immer wieder zeigten was so eben geschehen war, taten ihr übriges. Er konnte die drei Männer sehen, Shinya, welcher in der Toilettentür stand, die Wut in dessen Opalen, der erste Angriff auf den Zierlicheren... plötzlich zuckte er zusammen, als er eine Berührung an seinen Fingern bemerkte, auf diese blickte, erkannte das seine Hand von der des Zierlicheren ergriffen wurde. „Ssht... beruhige dich. Es ist vorbei. Wir sollten gehen.“ Der Ältere nickte nur, unfähig etwas zu sagen, gab dem leichten ziehen seines Freundes nach, welcher ihn dazu brachte, mit diesem zu gehen. Wie in Trance folgte Toshiya dem Braunhaarigen durch den Club, nahm das Stimmengewirr der vielen Besucher, die Musik, kaum wahr, als wäre alles weit entfernt. Er konnte den Vorfall von vor wenigen Minuten nicht verdrängen, dennoch wollte er einfach nicht glauben, was beinahe geschehen wäre. Die bloße Vorstellung daran, wohin es geführt hätte, wenn Shinya nicht gekommen oder sich so gut hätte zur Wehr setzen können, ließ Übelkeit in dem Bassisten aufsteigen. Er schluckte einige Male um den Brechreiz zu unterdrücken, doch vergebens, er spürte wie dieser immer schlimmer wurde, verkrampfte sich deshalb und blieb stehen, entzog sich dabei der Hand des Drummers. Für einen Augenblick verharrte der Ältere, rührte sich nicht, atmete ruhig ein und aus, schloss dabei die Augen, blendete seine Umgebung aus und wartete darauf, dass es ihm wieder etwas besser gehen würde, was nach ein paar Minuten auch geschah, spürte er wie sich sein Magen langsam beruhigte. Ein letztes Mal noch nahm er einen tiefen zug der kühlen Nachtluft, ließ diese langsam seinen Lungen entweichen, öffnete dann seine Lider wieder, blickte zu Shinya, welcher auf ihn gewartet hatte. „Bleib hier, ich werde den Wagen holen. Du kann...“ “Nein nein, es... alles in Ordnung. Ich gehe mit dir, lass uns nur endlich von hier verschwinden.“ „Gut, wie du meinst.“ Toshiya wollte dem Braunhaarigen nicht weiter zur Last fallen, sich endlich fangen, etwas, dass dem emotionalen Mann sehr schwer viel. Natürlich war sich der Bassist bewusst, das Niemand solch ein Ereignis schnell vergessen und ebenfalls empfindlich darauf reagieren würde, aber verdammt noch mal, es war doch kein Grund gleich den Boden unter den Füßen zu verlieren. Warum konnte er denn nicht stark sein? Sein Freund hatte weitaus mehr in den letzten Monaten durchgemacht, war ebenfalls von diesen Männern belästigt worden, dennoch war dieser ganz ruhig. Der zierliche Drummer hatte das geschafft, wozu er selbst unfähig gewesen war und sie durch sein Handeln vor Schlimmeren bewahrt. Der Ältere seufzte leise, was für eine Hilfe konnte er Shinya schon sein wenn er jedes Mal wenn etwas geschah, gleich einen Zusammenbruch erlitt? Wie so oft verfluchte er seine sensible Seite, verachtete sich selbst für diese Schwäche und plagte sich mit Vorwürfen. Diese innere Unruhe, verfolgte den Größeren auf den Weg zu ihrem Auto, ließ ihn auch während der Fahrt nicht los, saß er ruhig auf dem Beifahrersitz, blickte aus dem Fenster auf die vorbeiziehende Landschaft, während der Jüngere den Wagen lenkte, um sie in ihr derzeitiges Zuhause zu bringen. Durch die Zweifel an sich selbst, bemerkte Toshiya nicht einmal wie sie ihr Ziel erreichten, der Braunhaarige ihn in das Wohnzimmer brachte, dort auf das Sofa setzte und eine Decke über seine Schultern legte. Erst dessen Stimme riss den Bassisten aus seinen trübsinnigen Gedanken, ließen ihn aufblicken und es schien, als würde er jetzt zum ersten Mal erkennen, wie entsetzlich bleich der Andere war. Dennoch schien sein Freund nur auf sein Wohlbefinden fixiert, fragte erneut ob, alles in Ordnung war und wieder nickte der Dunkeläugige nur, folgte den Bewegungen des Zierlicheren, als dieser sich ihm Gegenüber auf dem Sessel nieder ließ. Ihm war als würde Shinya förmlich in sich zusammen sinken, kaum das dessen Körper die Polster berührt hatte und wenn der Kleinere schon jetzt mehr als bleich war im Gesicht, schien der letzte kleine Rest an Farbe auch noch zu weichen. Ein ungutes Gefühl beschlich den Älteren während er die Veränderungen an seinem Freund beobachtete, er ärgerte sich darüber, das ihm dies nicht schon vorher aufgefallen war, aber nein, man war ja zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen. „Shinya, geht es dir gut?“ Eine einsilbige Antwort folgte, allerdings nur zögerlich, Grund genug für den Schwarzhaarigen, wieder auf die Beine zukommen und die wenigen Schritte die sie voneinander trennten zu überbrücken. Er ließ sich vor dem Braunäugigen in die Hocke gleiten, versuchte ihm ins Gesicht zu blicken, denn dieser hatte den Kopf gesenkt, doch vergeblich, er konnte in der ausdruckslosen Mimik nichts erkennen. „Shinya was…“ Die Worte blieben ihm beinahe im Hals stecken, hier stimmte etwas nicht, denn als seine Hand sich auf den Arm des Kleineren legte, wurde diese feucht. Misstrauisch zog Toshiya seine Finger zurück, blickte auf diese, was er entdeckte ließ einen erstickten Laut seiner Kehle entweichen. Seine Augen weiteten sich erschrocken, legten sich automatisch wieder auf den Unterarm des Braunhaarigen und es dauerte einen Moment bis er eine Bestätigung für seine Vermutung fand. Zwar war es sehr schwer zu erkennen, ob des schwarzen Oberteils, welches Shinya trug, doch der untere Ärmel hob sich in der Farbe zum Rest des Stoffes ab, war an vielen Stellen dunkler. Panik machte sich im Innern des Bassisten breit, ließ ihn für die ersten Momente unfähig auf den Kleineren starren, doch er besann sich, wusste das er sich zusammen reißen musste, wenn er dem Jüngeren helfen wollte, denn dieser schien verletzt zu sein, waren mit der dahin wandernden Zeit, mehrere blutige Flecken auf dem Sessel zu erkennen. Geschockt blickte der Schwarzhaarige um sich, bemerkte weitere rotgefärbte Spuren auf dem Teppich, drehte behutsam die Hand des Zierlicheren und erkannte, dass auch diese von Blut besudelt war. Der Ältere fragte sich wann dies denn geschehen sein konnte... aber natürlich, da war dieses Geräusch, das Messer, er erinnerte sich, der Engländer musste Shinya damit getroffen haben. Augenblicklich wollte er herausfinden, wie tief die Wunde war, die sich der Jüngere zugezogen hatte, doch die Angst den Arm ein weiteres mal zu berühren verhinderte dieses Vorhaben, weswegen er mit seinem Freund zu sprechen begann, versuchte so zu erfahren, wie schwer die Verletzung war, doch der Zierlichere reagierte nicht, war wie weg getreten. In seiner Verzweiflung legte der Größere seine Hände auf die Schultern des Kleineren, schüttelte ihn leicht, in der Hoffnung eine Reaktion zu bekommen, doch nichts. Der Bassist griff ohne zu zögern sein Handy welches auf dem Tisch lag, wählte kurzerhand die Notrufnummer und wartete bangende Sekunden, suchte in dieser Zeit nach etwas, um den Arm des Langhaarigen abzubinden, bis endlich abgehoben wurde. „Hello international emergency call. How can we help you?” “Hello…it´s about my friend he is hurt…I think it is a stap wound but…I can´t tell how seriously the wound is.” “Where is he hurt?” “I am not sure, there is blood on his right forearm. I am about to try to stop the Bleeding.” “Is your friend consicous.” “Yes…he is, but…there is no reaction from him. What should I do?” “Please stay calm. Bring your friend in a stable postion and hold his arm above his heartlevel. We will send you an ambulance, please tell me your address.” “It is in Ellon the streets name is Kingsley Road 115.” [1] ”The ambulance will approximately arrive in 15 minutes.” Toshiya reagierte nicht mehr auf die letzten Worte, schmiss lediglich das Handy beiseite, kümmerte sich Augenblicklich darum, dass zu Tun was man ihm gesagt hatte, hob den Arm des Drummers in die Höhe, nachdem er diesen auf den Boden gelegt hatte. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, waren es jedoch nur Minuten in welchen er bangend neben seinem Freund saß, bis es an der Haustüre klingelte, er sofort diese öffnete, doch keinen Augenblick später wieder an der Seite Shinyas war. Die Krankenbahre wurde vorerst auf den Boden abgestellt, ignoriert, während die junge Frau, die Ärztin, zu ihnen trat, ihn bat Platz zu machen, damit sie sich um den Jüngeren kümmern konnte. Einer der Nothelfer kam auf ihn zu, fragte den Schwarzhaarigen nach dem eigenen Befinden, doch dieser reagierte nicht, blickte nur weiterhin zu seinem Freund. Alles weitere, dass geschah bekam der Bassist nicht wirklich mit, konnte er zwar sehen, wie der Jüngere auf die Bahre gelegt wurde, doch war es wie in einem Film und ehe sich der Schwarzhaarige versah, saß er im Krankenwagen, beobachtete die Helfer, als sie den dünnen Arm seines Freundes freilegten, er einen Einblick auf die Verletzung bekam. Im Krankenhaus angekommen, wurde Shinya in eines der Behandlungszimmer gebracht, er durfte nicht mit, wurde selbst in einen der vielen sterilen Räume geführt. Man redete mit ihm, doch in Gedanken bei dem Zierlicheren, bekam er kaum etwas mit, nur das ein Arzt gleich bei ihm sein würde. ~~~~~~ 28.01.2001 Die Dunkelheit schnürte seine Kehle zu, nahm ihm die Luft zum atmen. Es brauchte einige Sekunden, bis Shinya genug Kraft aufbringen konnte, gegen sie anzukämpfen, von sich zu streifen und so in die Realität zurück zu finden, in welcher er vollkommen verloren war. Die Lichter, die Stimmen... er kannte all dies nicht, es ängstigte ihn, sodass er blind neben sich tastete, suchte den Älteren zu finden und erst als ihm klar wurde, dass er nur Leere streifte drehte er auch seinen Kopf, aber Toshiya war nirgendwo zu sehen – Shinya war vollkommen alleine. Sofort verblasste die Angst im Angesicht einer allumfassenden Panik, es durfte nicht sein, wo war sein Freund? Er hatte für ihn gekämpft, ihn nach Hause gebracht, doch so sehr sich der Langhaarige auch bemühte, er konnte nicht greifen, was danach geschehen war, in seinem Geist existierten nur flüchtige Bilder, die er nicht erkennen konnte, eine Vielzahl von Lauten und Fragen, alle ohne einen jeglichen Sinn. Sein Kopf rollte zur anderen Seite, er lag, wusste aber nicht warum. Irgendwo über ihm piepte es, schnell, rasend, in dem Rhythmus der sein eigener Herzschlag war, selbst wenn der Drummer dies nicht begriff, seine Gedanken darauf konzentriert waren, seinem Körper abzuverlangen, sich endlich nach seinen Willen zu bewegen, damit es ihm möglich sein würde Toshiya zu finden. Mit einem mühseligen Ächzen stemmte er sich halb nach oben, sein Kopf war schwer, sackte von selbst nach unten und irgendwie gab es nichts mehr, dass ihm Schmerz bereitete, obwohl der Musiker wusste, dass das nicht sein konnte. Gerade war er damit beschäftigt, den Boden zu erreichen, sich auf diesem zu halten, ohne in die Knie zu sacken, da öffnete sich die Tür, kamen zwei junge Frauen herein gestürmt, stützen ihn behutsam unter den Armen. Langsam blinzelte Shinya, er kannte die Damen nicht, auch wenn ihm die Kleidung vage bewusst machte, dass er wohl in einem Krankenhaus war – wie verdammt war er denn hier her gekommen? „Toshiya?“ Das Wort brach sich nur stockend von seinen Lippen und zunächst wurde ihm keine Beachtung geschenkt, erst als der Drummer wieder flach auf seinem Rücken lag, gegen das Licht der Decke blinzelte, sprach die Kleinere der Schwestern zu ihm, derweil die Andere allerlei Einstellungen an den neben dem Bett stehenden Geräten tätigte, sanft sein Gelenk umschloss, um den Puls zu nehmen. „Do you know where you are, Mr. Terachi?“ Leicht zog er die Brauen zusammen, es brauchte ein paar Sekunden bis er den Sinn der Frage verstand, den Kopf schüttelte, woraufhin ihm ein freundliches Lächeln geschenkt wurde. „This is the Raigmore [2] hospital. Your friend has brought you here, you had an stab wound on your right arm, that had to be stiched.“ Langsam blinzelte Shinya, was für eine Stichwunde? Er hatte keinerlei Schmerzen, doch im Moment war ihm das völlig gleich, er musste in Erfahrung bringen, wo der Bassist war. „Where is he?“ „In the room next to yours, he's sleeping.“ „I want to see him.“ Nun zogen sich die Brauen der Schwester leicht zusammen, als sie seinen Versuchen sich erneut zu erheben entgegen kam, verhinderte, dass er seine Arme dazu nutzen konnte, genug Kraft aufzubauen. „Mr. Terachi, this is not possible at the current situation and your condition.“ Er schüttelte nur den Kopf, es war ihm vollkommen egal, welche Argumente die junge Frau noch hervorbringen würde. „I want to see him. Now!“ „If you insist, you have been warned.“ Der Drummer nickte nur erneut, ihm war alles gleich, solange er den Älteren sehen, sich mit eigenen Augen davon überzeugen konnte, dass er nicht versagt und den Anderen tatsächlich gerettet hatte. Behutsam wurde ihm geholfen, sich zu erheben, zwar drehte sich das Zimmer, doch ignorierte er es, ihm ging es nur um Toshiya. In dem Raum des Bassisten war das Licht gedämpft, sein Freund selber lag auf der Seite, die Beine vor die Brust gezogen – ein verlorenes Kind und dennoch, wie sehr es Shinyas Herz beruhigte, den Größeren zu sehen, zu beobachten, wie sich die Schultern unter den ebenmäßigen Zügen bewegten. „I'll leave the two of you alone.“ Die Tür schloss sich mit einem leisen Klicken, dennoch brauchte Shinya noch einen Moment, bis er tatsächlich auf das Bett zugehen, dem Schlafenden zärtlich einige der wirren Strähnen aus der Stirn streichen und einen sanften Kuss auf diese legen konnte. „Dir geht es gut... Gott sei Dank.“ Leise geflüsterte Worte, die ungehört blieben, doch es war sowieso nicht wichtig, solange der Langhaarige die weiche Haut unter seinen Fingern spüren konnte, als er langsam und immer wieder die Konturen zeichnete, bis er am Ende die Hand des Bassisten umschloss, einen kleinen Kuss auf die Knöchel presste. „Shinya?“ Ihm war nicht aufgefallen, dass er eingeschlafen war und nun blinzelte er leicht, das Gesicht des Älteren lag so dicht vor dem seinen, es brauchte einige Sekunden, bis er begriff, dass sein Kopf ebenfalls auf dem Bett lag, er den Atem des Größeren über seine Haut streichen fühlte. „Ich bin so froh, dass dir nichts geschehen ist.“ Einen kurzen Moment lag Schmerz in den dunklen Tiefen, eine Empfindung die der Drummer nicht begriff, doch sie wurde nichtig, als Toshiya mit einem Finger über seine Wange geisterte. „Mir wäre es wichtiger, zu wissen das dir nichts passiert ist... aber das ist es und nichts konnte ich dagegen tun.“ Schuldgefühle, das war es, was der Bassist empfand, Kummer ob seiner Verletzung die sich nun bemerkbar machte, unangenehm zog, wann immer er den Arm bewegte, dennoch schüttelte der Zierlichere leicht den Kopf. „Das ist okay... ich würde dir so etwas niemals abverlangen.“ „Gar nichts ist okay, Shinya! Sieh dir deine Wunde doch an... so tief, so viel Blut und ich... ich habe es nicht einmal bemerkt, habe mich nur um mich selbst gekümmert, konnte an gar nichts anderes denken...“ Wieder und wieder schüttelte der Drummer den Kopf, legte seinen Finger auf die Lippen des Anderen, tauschte sie mit den eigenen in einem sanften Kuss. „Toshiya, hör auf damit, die Dinge sind geschehen. Viel wichtiger ist doch, dass du bei mir bist, dass Schlimmeres verhindert wurde.“ Der Bassist lachte, ein fast schon bitterer Laut. „Auch das ist dein Verdienst... selbst jetzt noch... nach allem...“ Shinya schloss kurz die Augen, verdrängte, was sofort auf ihn einschlug, er wollte nicht darüber nachdenken. „Du hast es mir ermöglicht, du hast mir dir Kraft gegeben, es bis hier her zu schaffen.“ „Du brauchst mich doch kaum...“ Ein weiterer behutsamer Kuss. „Das stimmt nicht... hör auf solch dumme Sachen zu sagen. Lass uns lieber nach Hause gehen... hier ist es viel schlimmer für mich.“ ~~~~~~ Es war nicht dumm, zumindest war Toshiya dieser Ansicht, aber er wusste auch, dass er an der Meinung seines Freundes nichts würde ändern können, so ließ er es bleiben noch etwas darauf zu erwidern. Einerseits beruhigte es ihn ja auch, zu wissen, das er Shinya scheinbar doch eine Hilfe war. „Meinst du, die lassen uns gehen? Deine Wunde ist sehr tief und ich glaube kaum, das der Arzt dich so einfach entlassen wird.“ „Ich werde den Doktor schon davon überzeugen! Ich weiß selbst was ich mir zumuten kann und was nicht.“ ‚Ich weiß nicht ob ich dir das glauben soll Shinya’...diesen Gedanken sprach der Bassist nicht laut aus, wollte den Braunhaarigen nicht verärgern, aber es war doch berechtigt, die Aussage des Drummers anzuzweifeln. Natürlich war Shinya bisher, von ihnen beiden, immer der Vernünftigere gewesen, aber nach alldem was passiert war, dieser sich selbst bis an den Rand seiner Kräfte getrieben hatte... Toshiya seufzte, wusste nicht so Recht, ob er den Jüngeren nicht lieber davon überzeugen sollte hier zu bleiben, allerdings wollte auch er selbst von hier weg, weswegen er schließlich doch noch nickte. „In Ordnung, dann lass uns aber am besten gleich gehen.“ Der Kleinere gab einen zustimmenden Laut von sich, erhob sich dann und blieb vor ihm stehen. Der Schwarzhaarige wollte die Decke zurück schieben, doch verharrte. „Totchi? Ist irgendetwas?“ „Nein, alles in Ordnung.“ Im nächsten Moment allerdings, nach einer weiteren Bewegung, zweifelte der Bassist an seinen eigenen Worten, seine Arme fühlten sich schwer wie Blei und auch seine Beine schienen in keinem besseren Zustand zu sein, dennoch setzte er sich auf. „Was haben die mit mir gemacht? Ich fühle mich, als wäre ich gegen einen LKW gerannt.“ Der Zierlichere blickte ihn fragend an, während er versuchte sich nicht einfach wieder in das Bett sinken zu lassen. „Vielleicht ein Beruhigungs- oder Schlafmittel?“ Dabei deutete Shinya auf seinen rechten Unteram, an welchem sich an einer bestimmten Stelle ein Pflaster befand. „Wahrscheinlich.“ Der Bassist hatte kaum eine Erinnerung daran, was geschehen war, nachdem sie im Krankenhaus angekommen waren, hatte nur die ganze Zeit an seinen Freund gedacht und folglich nicht bemerkt, was man mit ihm getan hatte. Er war nur irgendwann hier in diesem Zimmer aufgewacht, hatte den Braunhaarigen schlafend neben sich erblickt und diesen betrachtet, froh darüber, das es diesem scheinbar gut ging. Dann folgte eines dem anderen und nun befanden sie sich in ihrer jetzigen Situation. Abermals löste sich ein Seufzen von den Lippen des Älteren, seine körperliche Verfassung gefiel ihm gar nicht und schon aus Trotz, schob er die Beine aus dem Bett, versuchte aufzustehen, schenkte dem Kleineren ein dankbares Lächeln, als dieser ihm half. Ein Kribbeln ging durch seinen ganzen Körper, war es ein seltsames Gefühl sich wieder in einer aufrechten Position zu befinden, doch er gewöhnte sich langsam daran, stellte dann auch mit Erleichterung fest, das er, wie Shinya noch seine eigenen Sachen trug, selbst wenn der Ärmel an dessen Pullover abgetrennt war. Dadurch konnten sie das Krankenhaus gleich verlassen, ohne erst auf Kleidersuche gehen zu müssen. Kaum war dieser Gedanke zu Ende gedacht, wurde die Zimmertür von außen geöffnet und eine Schwester in Begleitung eines Arztes betraten den Raum. „What do you think you are doing, gentleman?” Der Schwarzhaarige war schon kurz davor dem Herren in Weiß etwas Passendes zu entgegnen, war es schließlich offensichtlich was sie vor hatten, doch er hielt sich zurück, denn er bemerkte, wie sein Temperament zum Vorschein kam. Er hatte das alles so satt. Hatten Sie nicht schon genug durchgemacht für den heutigen Tag? War es so schwer zu verstehen, das sie nur in ihr derzeitiges Zuhause zurück wollten , um endlich ihre Ruhe zu haben? Sein rationales Denken setzte aus und Wut kroch in ihm empor, auch wenn er wusste, das man ihnen nur helfen wollte, doch irgendwann war es genug. Eine Hand legte sich auf seine Schulter und braune Augen blickten ihm entgegen. Der Kleinere hatte die Veränderung seines Freundes offensichtlich bemerkt, versuchte ihn zu beruhigen, wartete bis sich die zu Fäusten geballten Hände wieder lockerten und erst als Toshiya nickte, zeigte das er verstanden hatte, wand sich Shinya den anderen Personen im Raum zu. „We would like to go home. Is there any problem about that?” Ihr Arzt schenkte ihnen lediglich einen strengen Blick, die Augenbrauen skeptisch zusammen gezogen. “Mr. Terachi you have to understand that I can´t let you go. You have a serius stap wound and your friend does have some light interior bleeding. I have to be sure that you both be here for tonight and the following day for your own good.” Toshiyas Augen weiteten sich leicht, als er die Aussage des Älteren hörte. Leichte innere Blutungen? Wo sollte er die denn bitte schön her haben... aber natürlich, der Schlag in den Magen, dieser schien stärker gewesen zu sein, als angenommen. Es erklärte die Übelkeit die ihn ständig befallen hatte, doch nun ging es ihm sichtlich besser, bis auf diese körperliche Schwäche, die wahrscheinlich nur von den verdammten Medikamenten kam. Dies versuchte er auch dem Zierlicheren klar zu machen, als sich dessen besorgte Augen für einen Moment auf ihn legten. „Doctor, we both are aware of our conditions, but I don´t think it is necessary that we be here tonight. I assure you, that we come immediately, if we do have any problems.” “As your doctor I can´t give you permission but also I can´t hold you here against your own will. But be sure it´s your own risk and I have to insist that you come here again tomorrow morning.” “We are aware of that, thank you doctor.” “As I told you, it is your own risk. We call you a taxi. If you need a wheelchair or othwerwise our help, please don´t hestiate to call.” “We are fine, thank you.” Ein Nicken des grauhaarigen Mannes folgte, ehe sie wieder alleine gelassen wurden. „Na wenigstens etwas, ich dachte schon, der lässt uns nie gehen.“ „Totchi, ist wirklich alles in Ordnung?“ Der Größere blinzelte einen Moment, ehe er verstand, worauf Shinya hinaus wollte. „Sollte nicht ich der jenige sein, der DIR diese Frage stellt? Schließlich hast DU die Anderen und mich monatelang in dem Glauben gelassen, mit dir sei alles in Ordnung.“ Noch bevor er zuende gesprochen hatte, wurde sich Toshiya bewusst, was diese Worte anrichten könnten und schon tat ihm dieser offene Vorwurf leid. „Shinya... ich, entschuldige, das...“ „Nein, du hast schließlich Recht. Ich habe mich selbst zu weit getrieben, über meine Grenzen hinaus, darüber bin ich mir jetzt bewusst. Ich möchte nur nicht, das du dass selbe tust. Du sagst mir, wenn es dir nicht gut geht?“ „Das werde ich, wenn du das selbe auch tust. In Ordnung?“ Tief blickte er in die dunklen Seen seines Freundes, streichelte mit seinen Fingern über die zarte Wange, lächelte leicht. Shinya nickte, schmiegte sich für einen Moment in seine Hand, woraufhin der Bassist näher trat, den Zierlicheren vorsichtig in den Arm nahm, sich zu diesem beugte, ihm einen zärtlichen, sanften Kuss auf die Lippen hauchte. Für einige Zeit standen sie so beieinander, hielten sich gegenseitig in den Armen, bis ein Räuspern sie dazu brachte sich wieder voneinander zu lösen, ihre Aufmerksamkeit zu der Person wanderte, die im Türrahmen stand. „Excuse me, but your taxi is here.“ Noch bevor einer der Musiker etwas darauf erwidern konnte, hatte sich die junge Schwester mit deutlich erröteten Wangen schon wieder abgewandt. „Na dann. Lass uns die Gelegenheit nutzen und endlich von hier verschwinden.“ Beide waren froh, als sie sich in ihrer Fahrgelegenheit wieder fanden, sich immer weiter von dem Krankenhaus entfernten. Für diesen einen Moment waren alle Sorgen vergessen, zählte nur das hier und jetzt, sowie das Wissen, die geliebte Person neben sich zu haben. Früh genug konnten sie sich mit ihren Problemen wieder befassen, den ihnen beiden war bewusst, sie mussten schneller eine Lösung finden, als zuvor gedacht. ~~~~~~~ Shinya seufzte leise, als sich das schwere Holz der Eingangstür hinter ihnen schloss, selbst wenn er wusste, dass es eine Illusion war, so war die Vertrautheit doch wie eine Mauer des Schutzes. Toshiyas Hände legten sich einen Moment auf seine Schultern, drückten behutsam, bevor sie den geöffneten Mantel von diesen streiften, den der Andere auf hing und zu ihm zurück kehrte, hinter ihm verharrte, so dicht, dass er die Wärme des Größeren spüren konnte. „Warum zögerst du?“ Seine Frage war leise, schien seinen Freund aus tiefen Gedanken zu reißen, aber er ließ es fallen, schloss die Lider, als ihn der Ältere umarmte, er vollständig gegen dessen Körper schmelzen konnte, eine Empfindung die er so lange gefürchtet hatte, nicht aus Angst vor dem was zwischen ihnen entstehen würde können, sondern vor den Konsequenzen und der Gefahr, in die er Toshiya brachte. Nun aber war alles gleich geworden, er war unter der Last zusammengebrochen, hatte sich anvertraut und gegen alles gehandelt, dass er gewollt hatte... es war an der Zeit seinen Verstand auszusetzen, für einen kurzen Moment nur auf sein Herz zu hören. „Du zitterst, komm, du solltest dich in einem Bad aufwärmen.“ Der Bassist hatte leise in sein Ohr geflüstert, was den Schauer nur verstärkte, als er leicht nickte, sich von dem Schwarzhaarigen nach oben bringen ließ, dabei zusah, wie dieser Wasser einließ, die Heizlüfter einstellte und Handtücher bereit legte. Ein Finger des Größeren wanderte über seine Wange, dann hinab über seine Brust, wo er ihn sanft einfing, hob und gegen seine Lippen presste. „Bleibst du bei mir?“ „Wenn du das möchtest?“ Er nickte leicht, wollte helfen, sich zu entkleiden, doch Toshiya wehrte nur ab, half ihm behutsam und er ließ ihn, es schien seinem Freund gut zu tun, eine innere Ruhe zu geben, wenn dieser etwas hatte, dem er folgen konnte. Das warme Wasser war angenehm, selbst wenn es an seinen Fußsohlen fast zu heiß war und dennoch brauchte Shinya einige lange Sekunden, bis er sich vollständig entspannen konnte, kurz die Augen schloss, die Tränen zurückdrängte die sich in ihnen sammelten und deren Ursprung er nicht kannte, nicht wusste, woher auf einmal diese aufgewühlten Gefühle stammten, die seine Kehle zuschnürten. Seinen verletzten Arm bettete der Schwarzhaarige sanft auf einem Handtuch auf dem Rand der Wanne, dann setzte sich Toshiya neben ihn, streichelte seicht über seine Stirn, die Nase. „Shinya... kannst du einen Moment vergessen, was geschehen ist?“ Langsam drehte er seinen Kopf, suchte den Blick in die dunklen Augen, fragte stumm, wie er das möglich machen sollte, wie es ihm gelingen sollte, die Bilder zu verdrängen, die Laute des Kampfes, die er noch immer hören konnte, über dem leisen Wimmern seiner Liebe und dennoch erwiderte er nichts – Toshiya schien weiter sprechen zu wollen, suchte wohl nur nach den Worten dafür. Stille umfing sie für einige Minuten, nur das stetige Streicheln über die Haut des Braunhaarigen blieb konstant, das sachte Plätschern des Wassers, wann immer sich der Drummer bewegte. „Was wird nun aus uns?“ Eine Frage die plötzlich fiel und über deren Formulierung der Ältere nicht gerade glücklich schien, doch nun hing sie zwischen ihnen, bebend, einem jungen Vogel gleich, der aus seinem Nest gefallen war. „Was wünschst du dir?“ Shinya kannte seine Antwort auf die gestellte Frage, er wusste, was er begehrte, verlangte... wonach er sich sehnte, doch er wollte nicht, dass Toshiya sich einfach nur für ihn aufopferte, das hatte der Bassist schon oft genug getan, in diesen letzten Wochen. Der Braunhaarige wollte, dass sein Freund tief in sich lauschte, die Antwort in seinem Herzen fand und diese dann aussprach. Ein Finger wanderte sanft über seine Lippen, als der Größere den Kopf auf den Wannenrand legte, ihn nur stumm ansah, bis sich leise Worte formten, ebenso zerbrechlich, wie alles, dass zwischen ihnen entstanden war, dass sie nun zu greifen und formen suchten. „Ich möchte bei dir bleiben, dich halten. Was ist es, das du dir wünschst?“ „Dich.“ Ein simples Wort, doch es drückte am besten aus, was in Shinya vorging, wenn sich seine Gedanken auf den Anderen richteten und es war überwältigend, das Feuer in den Tiefen Toshiyas auflodern zu sehen, pur und von einer Intensität die ihm den Atem nahm. Der Bassist erhob sich halb, schob die Arme in das Wasser und unter den Körper Shinyas, schloss ihn so in eine enge Umarmung, die trotz ihrer unbequemen Haltung das Süßeste war, das der Drummer in einer sehr langen Zeit erfahren hatte und nun lösten sich die Tränen doch, selbst wenn es nur einige waren, die lautlos über sein Gesicht glitten, sie waren Ausdruck eines emotionalen Chaos, dem es erlaubt sein würde zur Ruhe zu kommen. „Du besitzt mich bereits.“ Noch für einige lange Sekunden, hielt er den Jüngeren in seiner Umarmung, wollte diesen gar nicht mehr loslassen, aus Angst, das er sich diesen Moment nur einbilden würde, aber er spürte deutlich den warmen Atem auf seiner Haut, doch auch etwas anderes gesellte sich zu diesem, fühlte er eine Feuchtigkeit, wie Tropfen eines warmen Sommerregens die auf seine Schulter fielen. Daraufhin löste sich der Bassist vorsichtig, allerdings nur soweit, bis er in das Gesicht des Kleineren blicken konnte. Die Augen Shinyas waren geschlossen, erkannte er Spuren von Tränen auf dem schönen Gesicht, hob seine Hand, streichelte leicht über die nassen Wangen, lächelte sanft, als sich die Lider über den dunklen Opalen hoben. „Warum weinst du, Shinya?“ „Ich... ich weiß es nicht, kann dir denn Grund nicht nennen... aber vielleicht... weil ich gerade glücklich bin.“ Der Bassist war diese neue Offenheit zwischen ihnen nicht gewohnt, hätte ihm Shinya noch vor ein paar Tagen sicherlich nicht gesagt, was er empfand, diese so neue Seite, zeigte dem Älteren was sie eigentlich miteinander verband. „Sollte der schöne Engel dann nicht lieber lächeln?“ Der Blick des Jüngeren senkte sich, schien der Braunhaarige einen bestimmten Punkt zu betrachten, doch nur für einen kurzen Herzschlag, konnte Toshiya gleich darauf wieder in diesen unglaublich tiefen Seen ertrinken. „Ich weiß nicht, ob ich das kann.“ Kaum das diese Aussage gefallen war, legte sich eine unangenehme Stille über sie, wussten die beiden Musiker welche Bedeutung hinter den Worten des Drummers lag, der Schwarzhaarige allerdings wollte nicht akzeptieren, das dieser schöne Moment wieder zerstört wurde. „Nein, das werde ich nicht zulassen.“ Die Worte waren gefallen, kaum hatte der Größere diesen Gedanken zu Ende geführt, wurde daraufhin mit einem fragenden Blick des Zierlicheren bedacht. Toshiya erwiderte den Augenkontakt des Kleineren, überlegte, ob er dies, was ihn beschäftigte aussprechen sollte, denn er wusste, was er von sich selbst verlangte und sich von seinem Freund wünschte, würde wahrscheinlich sowieso nicht funktionieren. Es war zuviel geschehen, dennoch er wollte es versuchen. „Ich möchte mich nicht wieder mit unseren Problemen befassen oder daran denken was vor wenigen Stunden geschehen ist. Ich will mich dem Glauben hingeben, dass alles in Ordnung ist... selbst wenn es auch nur für kurze Zeit sein sollte... und... ich wünsche mir dasselbe von dir.“ Der Langhaarige nickte leicht, dennoch sah der Ältere die Zweifel in dessen Augen. „Schon monatelang möchte ich aus diesem Alptraum erwachen, doch bisher habe ich es nicht geschafft.“ „Damals warst du aber noch allein, jetzt bin ich bei dir.“ „Ich weiß... Danke.“ Der Schwarzhaarige lächelte, zog seinen Freund abermals näher an sich, bevor er leise in das Ohr des Anderen flüsterte. „Für dich immer.“ Kaum hatte er zu Ende gesprochen, bemerkte Toshiya wie der schlanke Leib des Jüngeren erzitterte, als würde diesem ein Schauer nach dem anderen über den Rücken jagen, ließ daraufhin eine seiner Hände in das Wasser gleiten und spürte, das es deutlich kühler war als zuvor. Ohne zu zögern, schob er seinen rechten Arm unter die Kniekehlen des Jüngeren, den Anderen legte der Schwarzhaarige um die Schultern des Zierlichern und hob ihn aus der Wanne, das erschrockene Keuchen ganz ignorierend. Einen kurzen Augenblick lang, hielt er den Braunhaarigen bei sich, bevor er diesen auf seinen Füßen abstellte, dann nach einem der großen Frotteehandtücher griff, dieses um Shinyas Körper hüllte, welcher ihn dabei sehr aufmerksam musterte. „Was ist?“ „Darf ich mir deine Schulter ansehen?“ Der Bassist blinzelte nur leicht verwirrt, nickte dann aber, ließ sich von Shinya sein Oberteil ausziehen, nachdem dieser auf ihn zugekommen war, den Saum des Stoffes ergriffen hatte. Der Kleinere faltete das Shirt ordentlich zusammen, legte es beiseite und deutete dem Älteren sich umzudrehen, etwas das der Größere ohne zu Murren tat. Als die zierlichen Finger seine Haut berührten, zuckte der Schwarzhaarige leicht zusammen, waren sie etwas kühl, andererseits seufzte er leise, empfand es als angenehm, als die Hände seines Freundes, über seinen Rücken nach oben wanderten, am Übergang von Hals und Schulter inne hielten, dann an bestimmten Bereichen leicht zu drücken begannen. Eigentlich hatte Toshiya keine Schmerzen mehr, nur noch an gewissen Stellen, war die Prellung beinahe verheilt. Der Braunhaarige jedoch, schien die Gabe zu besitzen, genau diese Punkte zu treffen, entzog sich der Ältere den tastenden Fingern. „Schmerzt es sehr?“ „Nein, nur etwas unangenehm.“ „Wo hast du die Salbe hingetan?“ „Hier im Bad, aber du musst dir die Mühe nicht machen, ich kann das auch alleine.“ „Ich möchte es aber.“ Damit war die Diskussion für den Jüngeren beendet, trat dieser zu dem Spiegelschrank, entnahm diesem das schmerzlindernde Gel und tat etwas davon, nachdem er den Deckel abgeschraubt hatte, auf seine Finger, verteilte es dann vorsichtig auf der Schulter des Bassisten. Kurz darauf verließen sie das Bad, gingen nach oben in ihre Zimmer, um sich ihre Schlafkleidung anzuziehen. Trotz des späten Abends, der körperlichen als auch geistigen Schwäche, welche beide Musiker in sich trugen, konnten sie nicht schlafen gehen, noch immer zu aufgewühlt, ob der Geschehnisse in der letzten Nacht, weswegen sich beide dazu entschlossen weiterhin wach zu bleiben, bis der Schlaf sie von alleine übermannen und in Morpheus Arme überführen würde. So kam es, dass sie sich nur wenige Zeit nach dieser Entscheidung, im Wohnzimmer wieder fanden, eng aneinander gekuschelt in einer Decke gehüllt vor dem brennenden Kamin auf der Couch saßen, sich von sanfter Musik berieseln ließen. Sie wollten nicht wieder in Gedanken an diesen Stalker verfallen, sich in dieser Art in eine andere Welt retten und vergessen, was ihre Seelen quälte. Stunden später war von dem wärmenden Feuer nichts weiter als glühende Asche geblieben und auch die CD, welche ihre Zuhörer zuvor noch mit ihrem sanften Spiel verzaubert und mit ihrer Musik fort von den trüben Gedanken gelockt hatte, war schon lange verstummt. In Dunkelheit gehüllt lag der Raum, ließ kaum etwas erkennen, doch das seichte Mondlicht, das sich durch die Fenster stahl, gab den Blick frei auf zwei Personen, die auf dem Sofa ruhten, die Arme um den jeweils Anderen geschlungen, gefangen in Träumen die fern ab der grausamen Realität lagen, hatte die Müdigkeit der beiden sie doch besiegt. Irgendwann erwachte der Bassist, wusste nicht was in geweckt hatte und ob es noch mitten in der Nacht oder schon der nächste Morgen angebrochen war, er fühlte sich noch sehr schläfrig. Allerdings bemerkte der Schwarzhaarige, dass sie auf der Couch eingeschlafen waren, doch diese war sicherlich nicht geeignet genug um weiterhin dort zu ruhen, so erhob er sich kurzerhand, nahm vorsichtig den Jüngeren auf seine Arme, wollte er diesen schließlich nicht wecken und brachte ihn nach oben in ihr Zimmer. Dort angekommen, ließ er Shinya langsam auf die Laken gleiten, legte sich zu diesem, deckte sie beide zu und schloss abermals die Augen, war nur wenige Sekunden danach wieder eingeschlafen, bemerkte nicht, wie der Jüngere näher rückte und Toshiya unbewusst einen Arm um diesen legte. End Part XIV – Rage (A) [1] Wir haben keine Ahnung, ob es diese Strasse dort wirklich gibt [2] Selbes wie oben. Keine Ahnung wie die Krankenhäuser in Ellon heißen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)