Fallen von Sarano ================================================================================ Kapitel 9: Part IX – Dawn ------------------------- Anmerkung der Autoren: So, nun kommt das bereits neunte Kapitel. Wir sind stolz darauf, das es dieses Mal nicht so lange gedauert hat und wir hoffen wie immer, das unsere Leser uns weiterhin treu geblieben sind und auch sich für diesen Teil begeistern können. *natürlich freuen wir uns auch über jedes neue Kommentar und jeden neuen interessierten ^^* Noch dazu möchten wir einmal erwähnen, das diese Story unser sogenanntes Baby ist, heißt es ist unsere aller erste gemeinsame Fanfiction, deswegen freuen wir uns sehr, das sie bisher soviel Begeisterung hervor gerufen hat. Deswegen ein ganz großes Dankeschön an alle, die uns bisher mit ihren lieben Kommentaren unterstützt haben. So nun aber genug der vielen Worte und viel spass beim lesen. Part IX – Dawn Ein Gefühl der Erleichterung erfüllte den Bassisten, er war so froh den Jüngeren nicht verpasst zu haben, denn schließlich hatte er seine Entscheidung, mit diesem hier zu bleiben, sehr kurzfristig gefällt. Die Anderen waren mit seinem Entschluss förmlich überrollt worden und selbst Kaoru, welcher versucht hatte den Schwarzhaarigen von dieser Idee abzubringen, war auf pures Granit gestoßen. Toshiya war nicht bereit, die Entscheidungen des Leaders zu akzeptieren und Shinya einfach zurückzulassen, obwohl er wusste, dass es der Wunsch des Kleineren war, welcher ihm nun mehr als überrascht gegenüberstand, denn den Bassisten hier anzutreffen, damit hatte dieser sichtlich nicht gerechnet. . Für einige Sekunden, welche jedoch eher wie Minuten wirkten, herrschte Schweigen zwischen den beiden Männern, blickten sie sich lediglich in die Augen, ohne eine Regung zu zeigen, bis sich der Braunhaarige als erster aus seiner Starre löste, sich der Ausdruck auf dessen Gesicht wandelte, nicht erkennen ließ, was er dachte. „Was machst du hier?“ „Ich habe dich gesucht, deswegen bin ich hierher gekommen und wie ich sehe gerade noch rechtzeitig.“ Der Bassist bemerkte, wie sich die schmalen Augenbrauen in Irritation zusammen zogen, der Drummer ihn mit einem ruhigen Blick bedachte. „Warum?“ „Ich werde mit dir hier bleiben.“ Es dauerte nur einen kurzen Moment, bis der Jüngere auf die Worte des Bassisten reagierte, seinen Kopf schüttelte und es war genau das, was Toshiya erwartet hatte, Shinya war nicht begeistert von seiner Entscheidung zu erfahren. „Totchi.., das solltest du nicht tun. Flieg mit den Anderen zurück nach Japan.“ „Das kann ich nicht. Ich weiß das du deinen Abstand brauchst, von der Band und allem, aber ich kann dich hier nicht einfach so alleine lassen, versuch mich zu verstehen.“ „Ich verstehe dich, aber...“ „Nein Shinya, ich habe meinen Entschluss gefasst. Außerdem kannst du mir nicht noch einmal so eine hektische Taxifahrt zumuten, zumal es jetzt sowieso zu spät ist.“ „Toshiya, ich kann das nicht akzeptieren. Warum diese Mühen um mich? Ich habe unsere Band zerstört, wieso willst du mich noch unterstützen?“ „Weil wir Freunde sind und ich dich nicht so einfach im Stich lassen werde. Was deine Entscheidung betrifft, die Anderen und ich, wir alle haben die Hoffnung, dass du es dir anders überlegen wirst, gerade weil wir wissen, wie viel dir 'Dir en grey' bedeutet, aber denke immer daran, selbst wenn du fest daran hältst die Band zu verlassen, du wirst immer zu uns gehören.“ Ein Seufzen perlte von den Lippen des Kleineren und Toshiya ahnte, was in diesem vor sich gehen musste, Shinya zeigte es ihm durch sein Verhalten nur allzu deutlich, der Drummer war wirklich nicht glücklich darüber, dass er nun ebenfalls hier bleiben würde. „Bitte Shin... mach es mir und dir doch nicht so schwer. Egal was du sagst, ich werde nicht gehen. Wenn es dir lieber ist, kannst du mich gerne ignorieren, aber erwarte nicht, dass ich abreise.“ Diese abweisende Haltung des Kleineren stimmte den Schwarzhaarigen traurig, hatte er eigentlich die Hoffnung in sich getragen, dass der Braunhaarige es ihm leichter machen würde, aber wenn der Ältere ehrlich zu sich selber war, er hätte nichts anderes von seinem Freund erwarten dürfen. Shinya war schon immer eine Art Einzelgänger gewesen, besonders wenn er Probleme hatte, viel zu stur, um sich freiwillig helfen zu lassen. Warum also hätte es dieses Mal anders sein sollen? Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sich abermals ein Seufzen von den Lippen seines Gegenübers löste, dieser wieder leicht seinen Kopf schüttelte, ehe er zu sprechen begann. „Habe ich eine andere Wahl, als deine Entscheidung zu akzeptieren?“ „Nein, tut mir leid.“ „In Ordnung, ich kann dich nicht daran hindern zu tun, was du willst.“ „Shin, ich weiß, dass du eigentlich dagegen bist, aber ich kann nicht anders. Du würdest ebenso handeln wie ich, habe ich nicht recht? Und so schlimm bin ich auch wieder nicht, dass du so ein Gesicht ziehen musst.“ Der Schwarzhaarige schenkte seinem Freund einen treuherzigen Blick, konnte dabei beobachten, wie dieser lediglich nickte und dem Größeren war, als würde eine tonnenschwere Last von seinen Schultern fallen, atmete erleichtert auf und lächelte, endlich hatte der Jüngere nachgegeben. „Danke. Da wir dass nun geklärt haben, schlage ich vor, dass wir erst einmal etwas essen gehen.“ „Ich habe keinen Hunger.“ „Das glaube ich dir nicht Shin-chan, außerdem würde ich dir gerne einen Vorschlag unterbreiten.“ „Und was für ein Vorschlag wäre das?“ „Das sage ich dir, wenn es soweit ist. Komm lass uns in ein Restaurant gehen, unser Gepäck können wir sicherlich bei der Rezeption lassen.“ ~~~~~ Erneut entfloh dem Langhaarigen ein leises Seufzen, doch er gab dem Älteren mit einem weiteren kleinen Nicken nach. „Wie du möchtest.“ Auf seine recht reservierten Worte schenkte ihm der Größere nur ein weites Lächeln, es war offensichtlich, dass sich Toshiya von seinem Verhalten nicht unterbekommen lassen würde, doch der Bassist war schlimmer als ein Hund mit einem Knochen, wenn er seinen Dickschädel unbedingt durchsetzen wollte und dass ihm das bisher geglückt war, zeigte Shinya die bloße Präsenz des Anderen. Ihre Koffer wurden von einem der Hotelangestellten in Verwahrung genommen, dann wurde der Drummer von seinem Freund nach draußen gezogen, wo der Schwarzhaarige noch einmal stehen blieb und Shinya den Kragen seines Mantels nach oben schlug, den Schal fester um den Hals legte. „Ich habe da diesen kleinen Laden gesehen, der so richtig gemütlich war, lass uns dahin gehen, okay?“ Wieder nickte der Dunkeläugige nur, weswegen Toshiya sich bei dem Zierlicheren einhakte, einen Moment den Kopf auf dessen Schulter legte, bevor sie los gingen. Es war offensichtlich, dass der Ältere versuchte dem Braunhaarigen zu vermitteln, dass er ihn auf keinen Fall bedrängen, dass er ihn nicht immer wieder auf ihre Band ansprechen, sondern einfach bei dem schlanken Mann bleiben wollte. In dem Lokal schob der Bassist seinen Freund in den hinteren Teil der Räumlichkeiten, platzierte diesen dort an einem ruhigen Tisch, brachte ihrer beiden Jacken weg. „Was für einen Vorschlag wolltest du mir machen?“ Toshiya lachte warm, während er seine Zigaretten auf den Tisch legte, sich aber keine nahm. „Eigentlich hatte ich gehofft, dass du Geduld bis nach dem Essen hättest.“ Keine Antwort, nur ein Blick, weswegen der Größere leicht den Kopf schüttelte, die Hände unter dem Kinn faltete. „Was möchtest du nun tun?“ „Das weiß ich noch nicht.“ „Gibt es denn schon einen Ort, den du dir ausgesucht hast? Oder ein Hotel?“ „Nein.“ „Würdest du denn gerne hier bleiben?“ „Das ist mir egal... ich will nur nicht zurück nach Hause.“ Der Bassist summte verstehend, auch wenn ihn die Worte schon zu schmerzen schienen, denn für einen Moment war der Blick von dem Gesicht des anderen Musikers gefallen, doch nun kehrte er und auch das sachte Lächeln zurück. „Was hältst du davon, wenn wir nach Schottland gehen? Die Landschaft in den Highlands soll wirklich atemberaubend sein und ruhig ist es dort auch... wir könnten uns ein Hotelzimmer nehmen, ein Auto mieten und einfach mal alles aus einem anderen Blickwinkel betrachten.“ Einige Momente schien der Jüngere nachzudenken, mit sich zu hadern, doch letzten Endes nickte Shinya, was die Züge des Schwarzhaarigen noch ein wenig mehr erhellte. „Dann schauen wir uns also nach dem Essen in einem Reisebüro um.“ „In Ordnung.“ Mit einem letzten Lächeln nickte nun Toshiya, bevor er sich in der Speisekarte vergrub und für seinen Freund kurzerhand mitbestellte, da dieser die von Leder umhüllte Auswahl bisher nicht einmal geöffnet hatte. Shinya akzeptierte diese Fürsorge mit einer stummen Resignation, er war zu müde, um sich mit den konfliktreichen Botschaften auseinander zu setzen, die er in seinem Geist und seinem Herzen gleichzeitig erhielt. Der eine herrschte ihn an, dass er so unmöglich die Ruhe finden würde, die er so dringend benötigte, dass sich die Situation durch die Anwesenheit des Älteren in keinem Fall bessern, eher noch verschlimmern würde, dennoch war er... froh, dass sich der Schwarzhaarige gegen den Willen aller durchsetzte, an seiner Seite war. „Entschuldige mich einen Moment.“ Die Worte waren leise gesprochen, als sich der Jüngere erhob, zu den Toiletten hinüber ging, in welchen er sich in einer der Kabinen einschloss, das Gesicht in die Hände bettete, nachdem er sich auf den geschlossenen Deckel gesetzt hatte. Er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Ein Teil in ihm wollte seinen Freund auf Abstand halten und am liebsten, drei, vier Meter weg von ihm selber und in einem eigenen Hotel sehen, Toshiya ignorieren, wogegen seine Emotionen rebellierten, die vollkommen aus dem Ruder zu laufen schienen. Wann hatte Shinya das letzte Mal seine innere Balance gehalten, wann war er das letzte Mal ohne Kopfschmerzen aufgewacht? Der Braunhaarige vermochte es nicht mehr zu sagen, aber egal wie weit er auch zu fliehen versuchte, er würde sowieso immer wieder eingeholt werden. Vielleicht hatte Toshiya recht, vielleicht würde es... ihnen... gefallen in Schottland. Für einen Augenblick legte der Drummer den Kopf in den Nacken, atmete tief durch, nickte dann einmal für sich selber, bevor er die Kabine verließ, an das Waschbecken trat, wo er sich das Gesicht spülte, in den Spiegel blickte, das Kinn ein wenig anhob und die Schultern straffte, dann kehrte er zu seinem Freund zurück. Toshiya strahlte ihm entgegen, als er sich dem Anderen gegenüber niederließ, wies mit einer Hand auf den Tisch, auf welchem sich wirklich... beängstigend viel Essen befand. „Guten Appetit, Shin-chan.“ ~~~~~ Gegen Mittag, nach dem Essen, begaben die beiden Musiker sich auf direktem Wege zu einem Reisbüro, welches dem Jüngeren empfohlen worden war, um den Vorschlag des Bassisten in die Tat umzusetzen. Es dauerte nicht einmal wirklich lange, bis sie ihr Ziel erreicht hatten und Toshiya erinnerte sich, schon einmal an dem kleinen Geschäft vorbei gekommen zu sein, damals als er mit Kyo beim Shoppen gewesen war. Kurzerhand ging der Schwarzhaarige zu der Tür, öffnete diese und ließ den Zierlicheren vor sich eintreten. Für den ersten Moment blickte sich der Ältere suchend in dem Raum um, entdeckte vielerlei Prospekte, über verschiedene Länder und reichte einen über ihr Reisziel an seinen Begleiter weiter, einen anderen behielt er selbst, schließlich konnten sie schon jetzt ein paar Informationen sammeln und sich eventuell für eine Gegend entscheiden. Allerdings kaum eine Minute, nachdem sie den Laden betreten hatten, erschien einer der Mitarbeiter an ihrer Seite, begrüßte sie und fragte, ob er ihnen behilflich sein könnte. Der Schwarzhaarige hob den Blick von dem Katalog, welchen er in seinen Händen hielt, wand sich dann der Person zu, die neben ihn und Shinya getreten war. „Hello. Yes, you can help us. We already know, where we would like to go, but we haven´t found a town yet to stay and a place to sleep.” “Okay, I am sure we will find something, that will suit the both of you. Please follow me.” “Thank you.” Der größere Mann nickte nur, ehe er dem Braunhaarigen und dem Bassisten mit einer Bewegung seiner Hand deutete ihm zu folgen, sie etwas weiter nach hinten durch einen kurzen Gang führte, vorbei an ein paar Regalen mit diversen Reisebegleitern, dann vor einem offenen Schreibtisch stehen blieb, sich hinter diesem vor einen PC setzte und wartete, bis sich auch seine beiden Begleiter auf eine der Sitzgelegenheiten niedergelassen hatten. „So now, please tell me, which country you would like to visit.“ “Scotland.” “That is a beautiful place. Can I ask you some more questions? Because, then I will be able to find the perfect town for you.” Der Bassist nickte nur, deutete seinem Gegenüber an fortzufahren, was dieser mit einem Lächeln auch tat. „Which countryside do you prefer and which choice of towns are you interested in?” Toshiya überlegte einen Moment, ehe er sich an den Braunhaarigen wand, konnte er diese Entscheidung nicht ohne den Jüngeren fällen, schließlich war dieser es, der sich erholen sollte. „Shinya, er hat gefragt, wo genau wir hin möchten und welche Art von Städten wir bevorzugen.“ Der Zierlichere nickte, deutete ihm, das er den Reiseberater durchaus verstanden hatte. Der Größere war überrascht, dass Shinya die englische Sprache zu verstehen schien und hätte gerne gewusst, warum der Drummer dies bisher verschwiegen hatte, doch da ihr Gegenüber auf eine Antwort von ihnen wartete, ging er jetzt nicht darauf ein. „Ohh, ok. Na dann, was würdest du denn bevorzugen? Eher eine ruhige Gegend oder? Schön ländlich und abgelegen von den Großstädten?“ Der Zierlichere nickte lediglich, doch dies war dem Schwarzhaarigen Antwort genug, er hatte mit dieser Reaktion gerechnet und somit legte er sein Augenmerk wieder auf ihr Gegenüber. „We would like something near the Highlands, but it should be a smaller town, like a village and rustic, also a calm place.” “I am sorry, but near the Highlands doesn't exist [1] a place like that. But close to the ocean, there are many smaller towns, just according to your wishes. If you are interested, I can show you some selected photos of a really awesome village named Ellon. I visited it often by myself.” “Yes, thank you.” “Well, just a moment.” Der junge Mann erhob sich von seinem Bürostuhl und ging zu einem der Regale, diesem entnahm er ein paar kleinere Prospekte sowie zwei größere Kataloge, ehe er zu ihnen zurückkehrte. Für wenige Sekunden blätterte der Blonde in den Reiseführern, schlug dann eine Seite auf und gab diesen in ihre Hände, sagte ihnen, dass die Stadt Ellon im zentralen Hochland lag. Etwa eine halbe Stunde später hatten sich die beiden Musiker entschlossen das Angebot des Reiseverkäufers anzunehmen, waren überzeugt worden von den schönen Bildern, die sie sich angesehen hatten und den Berichten, die ihr Gegenüber von den eigenen Besuchen in Schottland erzählt hatte. Ellon schien eine sehr schöne kleine Stadt zu sein, in einer ruhigen ländlichen Gegend liegend, direkt in der Nähe des Meeres. Den Flug buchten sie schon für den heutigen Abend und auch eine Unterkunft für zwei Personen, die zu der jetzigen Zeit nicht bewohnt wurde, war schnell gefunden. Zufrieden und mit einem letzten Danke verließen die beiden Musiker das kleine Reisebüro wieder, gingen zurück in ihr noch derzeitiges Hotel, um sich von dort aus ein Taxi rufen zu lassen. Sie hatten beschlossen, gleich zum Flughafen zu fahren, gab es dort ebenfalls vielerlei Beschäftigungsmöglichkeiten sowie Restaurants und Geschäfte, in welchen sie ihren Aufenthalt verbringen konnten. Zu ihrer gebuchten Reise würden sie erst gegen 19.00 Uhr aufbrechen und bis dahin, waren noch einige Stunden. So geschah es dann auch, dass Shinya und Toshiya ihr Gepäck an dem Schalter ihres ehemaligen Hotels abholen ließen, welches sogleich zu ihrer Fahrgelegenheit gebracht wurde, ehe sie sich auf den Weg zum Londoner Airport begaben. ~~~~~ Mit einer milden Faszination beobachtete Shinya seinen Freund, der ihm in dem kleinen Bäckercafé gegenüber saß und mit einem zufriedenen Summen ein Stück Gebäck aß, von welchem der Braunhaarige nicht einmal sagen konnte, was alles darauf war, dabei schloss der Bassist immer wieder leicht die Augen und wirkte alles in allem, als hätte man ihm soeben einen Herzenswunsch erfüllt. „Du solltest das auch probieren, es steigert die Zufuhr der Glückshormone ungemein.“ Der junge Mann zog auf diese Aussage nur eine Braue nach oben, unterließ es jedoch zu antworten... der Drummer war an einem Punkt angekommen, an welchem er sich einfach mitziehen ließ, froh war, über die Führung des Schwarzhaarigen, der ihm durch jede dieser kleinen, unbedachten, ungezwungenen Gesten ein bisschen Stärke schenkte, bis es Shinya selbst möglich sein würde, diese aufzubauen. „Wirklich, schau nur nicht so skeptisch.“ Um seine Worte zu unterstreichen, wurde ihm auffordernd ein Stück des Kuchens hingehalten, blickte ihn der Andere erwartungsvoll an, bat ihn stumm, mit ihm zu arbeiten, weswegen der Dunkeläugige leise seufzte, aber ein Stück abbrach, sich dieses zwischen die Lippen schob. „Es ist sehr gut.“ „Sag ich doch.“ Zufrieden lehnte sich der Ältere in seinem Sitz zurück und Shinya konnte sich nicht helfen, als diesen zu studieren, auch wenn er den Anderen ständig um sich hatte, so war es doch immer etwas anderes gewesen, nie hatte er die Gelegenheit dazu gehabt zu betrachten, welche unbewussten Bewegungen der Größere ausführte, wie das subtile Spiel seiner Mimik war. „Hey, habe ich was am Mundwinkel oder warum schaust du so?“ Shinya blinzelte kurz, sein Freund hatte sich über den Tisch hinüber gebeugt, wedelte nun mit einer Hand vor seinem Gesicht. „Ich war in Gedanken.“ „Das habe ich gemerkt, komm, sie haben gerade unseren Flug angesagt.“ Toshiya bot dem Zierlicheren eine Hand an, half diesem auf die Füße, bevor sie zu dem Gate hinüber gingen, wo sie das Gepäck aufgaben, anschließend den Sicherheitscheck durchliefen, bis sie in den abgetrennten Warteraum der Passagiere gelangten, dort ließen sie sich auf die ledernen Sessel nieder, die nahe der Fenster standen. Der Drummer döste ein wenig vor sich hin, seine Augen fielen einfach immer wieder zu und ein wenig musste er sich auch vollkommen verloren haben, denn Shinya setzte sich unter den Worten des Bassisten auf, welcher ihm sacht über die Wange gestrichen hatte. „Wir können an Bord gehen.“ Erneut nickte der Jüngere, wenig später war der Zierlichere an das Fenster durch gerutscht, zog auf seinem Sitz die Schultern nach vorne, es war kühl in dem Flugraum, trotz seines Pullovers. „Hier.“ Sein Freund hatte sich ein wenig zu ihm hinüber gebeugt, legte ihm das dicke Sweatshirt um, welches der Ältere bis eben noch getragen hatte und obgleich sich der Langhaarige in die noch anhaftende Wärme des Anderen schmiegte, richtete er seinen Blick auf den wieder stehenden Musiker, welcher ihr Handgepäck verstaute. „Wird dir nicht kalt werden?“ „Mach dir um mich keine Gedanken. Gibt es etwas, was du noch aus deiner Tasche brauchst?“ Erst wollte der Braunhaarige seinen Kopf schütteln, doch dann verharrte er. „Meine Musik?“ Der Bassist lächelte nur, reichte dem Zierlicheren seinen Diskman und auch die Tasche in welcher Shinya die CDs aufbewahrte, ließ sich dann neben diesen sinken, festigte seinen Gurt, als ihnen mitgeteilt wurde, dass sie in Kürze starten würden. Wieder war Shinya eingeschlafen, begleitet von den sachten Klängen eines klassischen Konzertes und der warmen Stimme des Bassisten, welcher dieses mitgesummt hatte, da sie sich ihre Musik teilten und dieses Mal brauchte sein noch müder Geist wesentlich länger, um vollständig aufnahmefähig zu sein, Shinya wäre es gleich gewesen, wohin ihn der Ältere an der Hand geführt hätte, solange er sich nur weiter ausruhen konnte. Toshiya bestellte ihnen ein Taxi, welches sie von Aberdeen nach Dyce brachte, einem kleinen, nicht weit entfernten Ort, an dem sie eine Anbindung nach Ellon haben würden. Außerhalb des historisch wirkenden Bahnhofes atmete der Langhaarige tief durch, schloss einen Moment die Lider, den Kopf auf die Seite geneigt, es roch frisch und klar, die kalte Winterluft war beinahe unangenehm in seinem Rachen und den Lungen, doch der Drummer hieß sie willkommen, bis er hörte, wie der Größere neben ihm die Reisetasche schulterte. „Der Beschreibung nach sollte es nicht allzu weit von hier entfernt sein.“ Shinya folgte dem Größeren, welcher sich nach rechts wandte, die Straße hinab ging, dabei suchte, auf dem nur spärlich gekehrten Gehweg zu bleiben, ohne sichtlichen Erfolg, denn schon zwei Kreuzungen später verkündete der Schwarzhaarige mit einem schiefen Grinsen, dass seine Schuhe bereits vollkommen durchweicht waren. Sie erreichten ihre Bleibe, als der Schneefall wieder einsetzte, der Schlüssel für das Haus war ihnen am Schalter des Bahnhofes hinterlegt worden und genau diesen suchte der Bassist nun, während Shinya den Kopf in den Nacken legte, an der alten, dennoch sehr schönen Fassade des Gebäudes hinauf sah, die feinen Arbeiten an den Holzverschlägen bewunderte, bis ihm ein leiser Laut einen Sieg Toshiyas verkündete, der in diesen Sekunden das Schloss öffnete. „Na dann mal rein, in die gute Stube.“ ~~~~~ Die Tür hinter ihnen wieder verschließend, tastete der Ältere nach dem Lichtschalter, welcher sich direkt neben dem Eingang befinden musste, drückte diesen nach unten und Sekunden später, wurde der kleine Gang, in dem sie standen, in ein warmes Licht getaucht. Neben ihnen war im mittelalterlichen Stil eine Garderobe in die Wand eingelassen worden, an der sie sich nun ihrer Jacken und der vom Schnee aufgeweichten Schuhe entledigten, ehe sie mit ihrem Gepäck weiter das Innere des Hauses betraten, sich kurz darauf in einem Wohnraum wiederfanden. Begeistert blieb der Bassist inmitten des Zimmers stehen, betrachtete sich die hellen Möbel, welche wunderbar zu dem Dunkel des Holzes passten, entdeckte dabei auch den Kamin, der sich direkt vor der einladenden Couch befand und für angenehme Wärme sorgte, wenn er erst einmal mit feuriger Nahrung versorgt werden würde. Dies wollte er gleich als nächstes ausprobieren, denn er spürte noch immer die eisige Kälte in seinen Gliedern, war es zwar nur ein kurzer Weg von dem Bahnhof bis hierher gewesen, dennoch lagen die Temperaturen draußen deutlich unter dem Gefrierpunkt und Toshiya war sich sicher, dass dem Drummer solch ein Feuer sicherlich gut tun würde. Dennoch fragte er den Zierlicheren vorher, schließlich wusste er nicht was der Braunhaarige für Pläne hatte, wollte er ihn nicht zu irgendetwas drängen und so wie er seinen Freund kannte, würde dieser wohl zu aller erst sein Gepäck in einem der Schlafräume unterbringen wollen, obwohl dieser ebenso zitterte. Als nach weiteren Sekunden keine Antwort von dem Langhaarigen kam, war sich Toshiya nicht sicher, ob Shinya ihn gehört hatte, stand der Kleinere noch immer ruhig neben ihm, hatte sich bisher nicht gerührt. „Shinya?“ Wieder reagierte sein Freund nicht, so dass er sich zu diesem wand, dabei den abwesenden Ausdruck auf dessen Gesicht bemerkte und erst, als er ihn an seiner Schulter berührte, erschien es dem Älteren, als würde sein Gegenüber ihn wahrnehmen, war es als würde dies seit langer Zeit zum ersten Mal geschehen, war Shinya schon seit ihrer Abreise sehr still, zurückgezogen. Doch für den Bassisten nichts ungewöhnliches, der Andere war noch nie sehr auffallend gewesen, erkannte Toshiya auch, das der Jüngere sehr müde sein musste, kein Wunder, schon während ihres Fluges hatte dieser die ganze Zeit geschlafen und erweckte auch jetzt nicht wirklich einen muntereren Eindruck. Braune matte Augen blickten fragend zu ihm auf und der Größere konnte nicht verhindern, dass sich ein kleines amüsiertes Lächeln auf seinen Lippen bildete, er fand den Anblick des Zierlicheren einfach zu süß, wirkte dieser einfach nur total konfus, als wüsste er gar nicht, was um ihn herum geschah, was wahrscheinlich auch stimmte, er darauf seine Frage wiederholte, dabei seine Hand auf dessen Wange legte. „Shin-chan, möchtest du dich auch noch ein wenig an einem warmen Feuer aufwärmen, bevor wir unsere Zimmer beziehen?“ Lediglich ein Nicken war die Antwort des Braunhaarigen, doch weiterhin rührte sich dieser nicht, weswegen der Ältere diesen an seiner Hand ergriff und zu einer der bequemen Sitzgelegenheiten führte, das Gepäck, welches sich noch immer in ihrer Nähe befand, vollkommen ignorierend. Erst als Shinya saß, ließ der Schwarzhaarige seinen Begleiter los, trat zu der offenen Feuerstelle und nahm ein paar von den Holzscheiten, welche aufgebeugt in einer Halterung neben dieser gestapelt waren, legte diese auf die verkohlte Fläche des Ofens. Danach blickten die braunen Augen suchend umher, bis sie auf einen kleinen Gegenstand fielen, welcher sich ebenfalls unweit von ihm befand. Der Bassist griff nach dem Päckchen an Anzündern, entnahm diesem zwei der Würfel und gab diese ebenfalls in den Kamin, kramte danach aus seiner Hosentasche ein Feuerzeug heraus, entzündete ein kleineres Stück der Hölzer, hielt dieses direkt an eines der weißen Substanz und wartete bis dieses Feuer fing, ehe er das Hölzchen auf den steinernen Boden fallen ließ, sich abwand und ebenfalls auf das Sofa neben den Jüngeren setzte. Der Schwarzhaarige beobachtete fasziniert, wie sich die züngelnden Flammen, je mehr die Zeiger der Uhren voran schritten, um das Holz ausweiteten, dem ausgekühlten Raum als auch seinem und Shinyas Körper langsam an Wärme spendeten, seufzte er wohlig, als sein Zittern endlich nachließ. Aus dem Augenwinkel konnte er sehen, wie sich der Drummer nun tiefer in die weichen Polster sinken ließ, genießerisch die Augen schloss und einfach nur döste. In den nächsten Minuten sprachen die beiden keine Worte miteinander, ließen die Stille des Abends aus dieser neuen Umgebung auf sich wirken, Toshiya in seinen Gedanken vertieft und Shinya neben ihm, noch immer mit geschlossenen Augen ruhend. Der Bassist fragte sich unwillkürlich, wie es nun weiter gehen würde, schließlich waren sie ohne wirkliche Planung hier her gekommen, einfach nur aus einer spontanen Entscheidung heraus, doch sicherlich würde sich mit der Zeit etwas ergeben, das sie tun könnten. Jetzt hatten sie schließlich ihre Ruhe von der Band, dem ständigen Tourstress sowie anderlei Verpflichtungen, auch wenn Sie ihr leben als Musiker noch so sehr liebten, ab und zu ausspannen tat einfach gut und der Größere war gewillt diese Zeit für sich zu nutzen, als auch seinem Freund die Erholung zu schenken, welche dieser dringend nötig hatte. Leicht streckte sich der Schwarzhaarige, spürte Müdigkeit in sich kriechen, welche sich wohl nicht allzu schnell wieder vertreiben ließ, war es einfach zu entspannend hier zu sitzen und den züngelnden Flammen bei ihrem Spiel zuzusehen, doch richtete sich sein Augenmerk abermals auf den Jüngeren, als er dessen ruhige Atmung vernahm, die verriet, dass der Kleinere eingeschlafen war. Abermals bildete sich ein Lächeln auf den Lippen des Musikers, der Zierlichere wirkte einfach zu niedlich in seinem derzeitigen Zustand, doch mischte sich unter dieses Gefühl auch ein Funken der Sorge. So hatte Toshiya seinen Freund lange nicht gesehen, hatte sich dieser in der ganzen letzten Zeit kein einziges Mal einfach fallen gelassen und Schwäche gezeigt, sondern immer seine innen wohnende Stärke zur Schau gestellt. Da Shinya es dieses Mal zuließ, das der Langhaarige ihn in einem solchen Moment erwischte, zeigte Toshiya, es musste etwas geben, was den Jüngeren sehr belastete und er bezweifelte immer mehr, das es nur an den Streitereien mit Die lag, dennoch würde er die wahren Gründe für dieses Verhalten des Drummers nicht einfach erfahren, weswegen er lediglich seufzte, ehe er seinen Freund auf die Arme nahm. Ohne Probleme trug der Größere den Braunhaarigen die Treppe zur oberen Etage hinauf, dabei den stechenden Schmerz in seiner Schulter ignorierend. Der Bassist erinnerte sich zurück an den Prospekt, welchen sie von dem Reisevertreter bekommen hatten und wusste somit, wo sich die Schlafzimmer befanden. Einen der Räume betretend, blieb ihm ein weiteres Mal der Atem weg, von dieser wunderschönen Einrichtung begeistert, welche wie für seinen Freund geschaffen erschien. Toshiya trat weiter in den Raum hinein, ließ seine wertvolle Fracht auf das seidene weiße Laken gleiten. Er entkleidete den Kleineren soweit es im möglich war, schlug dann die Bettdecke zurück und breitete diese nun über dem schmalen Leib Shinyas aus, dabei für mehrere Sekunden den Ruhenden betrachtend, sich erst nach einem weiteren Moment von seinem Freund fort drehend und dessen Zimmer wieder verlassend. Unten im Wohnraum angekommen, blieb dem Bassisten nicht lange Zeit für Überlegungen was er nun tun sollte, konnte er hören, wie sein Handy sich zu rühren begann. ~~~~~ Es irritierte den Drummer, dass er keinen Wecker in seiner Nähe hatte, als er von seinen Träumen aus dem Schlaf gerissen wurde, doch draußen war es noch dunkel, weswegen er nicht allzu lange geruht haben konnte, dennoch blieb er einige Momente liegen, um seine Orientierung wiederzufinden. In der kühlen Luft fröstelte er, was ihn dazu brachte, an sich herunterzusehen, vollkommen verwirrt zu blinzeln, warum trug er denn keinen Pullover mehr? Einen Moment später dämmerte ihm, dass ihn der Bassist irgendwie hier her gebracht haben musste und obwohl sein Freund nicht in der Nähe war, so runzelte er doch die Stirn, Toshiya sollte sich und seine Schulter schonen und ihn nicht durch die Gegend tragen. Das Humpeln des Musikers war stärker geworden, wahrscheinlich durch das relativ viele Laufen am heutigen Tag, außerdem pulsierte der Knöchel des jungen Mannes, ein Umstand, der seine Stimmung nicht gerade hob, schon gar nicht, als er sich in dem unbekannten Raum auch noch an der Hüfte stieß. Auf den Treppen verharrte der Braunhaarige einen Moment, hier war es noch ein Stück schwärzer, doch der Dunkeläugige wollte seinen Freund nicht stören, indem er das Licht einschaltete, da er nicht wusste, ob dieser vielleicht im Wohnraum eingeschlafen war. Einen Moment lang lauschte Shinya, doch schien in dem weitläufigen Zimmer alles ruhig zu sein, weswegen er die kleine Tischlampe anschaltete, welche er neben der Couch auf einem Tisch gesehen hatte, kurz schloss er dabei seine Augen, zwar war das warme Licht nicht grell, dennoch blendete es ihn. Aus der Küche holte er sich ein Glas mit Leitungswasser, auch wenn es ein paar Versuche gekostet hatte, dieses zu finden, danach suchte er die Tabletten aus seinem Rucksack heraus, schluckte eine von ihnen, dann glitt sein Blick zu der Uhr an der gegenüberliegenden Wand. Es war kurz vor zwei Uhr morgens, gegen 22:00 Uhr waren sie angekommen, demnach waren es wieder nur knappe vier Stunden gewesen, zu wenig, als dass sich sein Körper erholen und sein Geist beruhigen konnte, doch mit Hilfe der Medikamente, so hoffte Shinya, würde er vielleicht einmal neun oder auch zehn Stunden schlafen können. Interessanter Weise enthielt das Schlafmittel auch ein leichtes Antidepressiva, nicht dass er sich so fühlte, als würde er dieses brauchen, aber vielleicht hielt es eine zusätzliche beruhigende Wirkung inne, die es dem Drummer erlaubte, seine Kontrolle wiederzuerlangen. In dem schwarzen Gepäckstück bewahrte der junge Mann auch die Salbe und die Verbände für seinen Fuß auf, um den er sich nicht besonders gut gekümmert hatte seit dem Konzert, weswegen er diesen nun behutsam auf die Polster des Sofas stellte, auf welchem er sich niedergelassen hatte. Sein Atem entwich in einem leisen, zischenden Laut, als er seinen Fuß drehte, nachdem er die Schiene und den Verband abgenommen hatte, die Haut schien gereizt und gespannt, die darunter liegenden Muskeln steif, die Venen hervorgetreten, so dass er an ihnen den Rhythmus seines eigenen Herzschlags sehen konnte. Mit einem leisen unbestimmten Laut öffnete Shinya eine Packung des Mulls, auf welchem er die kühlende Creme verteilte, dieses dann mit leichtem Druck um seinen Knöchel schlang, dann legte er einen frischen Verband darüber, festigte diesen mit zwei Klemmen. Eigentlich hätte der Drummer vielleicht etwas essen sollen, bevor er die Tablette nahm, denn gerade wurde ihm leicht flau im Magen, doch würde dieses Gefühl schon wieder schwinden, stattdessen hieß der Musiker die Schwere willkommen, die sich in seinen Gliedern ausbreitete, er sich auf der Couch ausstreckte, einen Arm so legte, dass er seinen Kopf darauf betten konnte, die Augen schloss. Sein letzter Gedanke galt einer Decke, die Shinya ja hätte mit sich nehmen können, doch war er schon zu weit fort gedämmert, als dass es ihm gelungen wäre, noch einmal aufzustehen. 21.01.2001 Das nächste Mal trieb er zu einem leisen, melodischen Summen an die Oberfläche des Bewusstseins, dennoch wollte der Langhaarige noch nicht aufwachen, schmiegte sich stattdessen enger in den weichen Stoff, der ihn vollkommen zu umhüllen schien. Blinzelnd hoben sich die Lider über den braunen Augen, richteten sich diese ein wenig verwirrt auf die helle Tagesdecke, bis ihm klar wurde, dass ihn der Bassist gefunden haben musste und glücklicherweise kein zweites Mal probiert hatte, ihn in das obere Stockwerk hinauf zu bringen. Der Mann seiner Gedanken kam in diesen Sekunden durch die Tür der Küche in den Wohnraum, in den Händen hielt er ein Tablett, welches er auf dem Esstisch zu seiner Rechten abstellte, bevor ihm der Schwarzhaarige ein sachtes Lächeln schenkte, nachdem dieser gesehen hatte, dass er wach war. „Guten Morgen.“ Shinya erwiderte den Gruß, während er sich aufsetzte, die Decke von seinen Schultern streifen und zusammen legen wollte, doch unterband der Ältere dies, arrangierte den weichen Stoff stattdessen so, dass er um die Beine des Zierlicheren gewickelt lag. „Konntest du gut schlafen?“ Der Drummer nickte nur leicht, woraufhin ihm ein zärtliches Lächeln geschenkt wurde, als sich Toshiya ihm gegenüber auf den Sessel setzte, ihnen beiden Tee eingoss, bevor er das Kännchen auf ein Stövchen stellte, welches dem Langhaarigen zuvor gar nicht aufgefallen war. „Das ist gut, auch wenn du ruhig hättest im Bett bleiben können, wenn ich mir schon so viel Mühe mache und dich dorthin bringe.“ „Das hättest du sowieso nicht tun sollen, mit deiner Schulter.“ Leichte Falten legten sich auf die Stirn des Jüngeren, derweil sein Freund nur einmal mit den Augen rollte, gespielt frustriert seufzte. „Du könntest ein wenig mehr Dankbarkeit zeigen.“ Shinya ignorierte den Kommentar, legte aber den Kopf leicht auf die Seite, als ihm das Obst auffiel, welches Toshiya zusammen mit etwas hellem Brot mitgebracht hatte. „Wo kommen die Sachen her?“ „Ich war einkaufen, immerhin ist es schon beinahe 11:00 Uhr.“ ~~~~~~ Der Schwarzhaarige konnte sehen, wie sich die Augenbrauen Shinyas aufgrund seiner Aussage leicht zusammen zogen, der Jüngere für einen Moment um sich blickte, dabei wohl feststellte dass sich keine Gepäckstücke mehr in dem Zimmer befanden, ehe sich dessen braune Augen abermals auf seine Gestalt legten. „Wo...“ „Ich habe unsere Taschen schon nach oben gebracht, ich hoffe dir ist die Verteilung der Zimmer recht, ich dachte mir, da du heute Nacht schon ein Bett ausgetestet hast, wirst du auch in dem Raum bleiben.“ „Es ist in Ordnung, aber warum hast du mich denn nicht geweckt? Ich hätte dir helfen können.“ Toshiya schüttelte lediglich seinen Kopf, ehe er seinem Freund antwortete. „Also wirklich, das konnte ich wohl noch alleine schaffen, außerdem... erwartest du wirklich von mir, dass ich einen schlafenden Engel wecken könnte?“ Diese Aussage brachte dem Bassisten einen irritierten Blick seitens seines Freundes ein, hatte er beinahe schon das Gefühl hören zu können, was der Drummer ihm damit sagen wollte, doch zuckte er lediglich mit seinen Schultern. „Sieh mich nicht so an, es stimmt doch. Der Schlaf hat dir sichtlich gut getan, denn du siehst viel besser aus, als die letzten Tage.“ „Dennoch, das hättest du nicht tun müssen, denk an deine Schulter.“ „Fängst du schon wieder damit an. Es geht mir gut, ich werde ja wohl wissen, was ich mir zumuten kann und was nicht.“ „Wenn du meinst.“ „Ja meine ich und nun genug davon, jetzt iss erst mal was. Ich habe mir extra viel Mühe mit deinem Frühstück gegeben und hoffe es schmeckt dir.“ Mit diesen Worten schob der Größere den Teller mit den Früchten und dem Brot vor den Anderen, nickte diesem aufmunternd zu, als sich dessen Augen abermals fragend auf ihn richteten. „Und was ist mit dir?“ „Ich habe schon gefrühstückt.“ Eine Lüge, welche der Ältere ohne rot zu werden einfach aussprach, hielt er es nicht für notwendig dem Zierlicheren zu sagen, dass er außer einer Tasse Kaffee noch nichts zu sich genommen hatte, denn dieser würde sich wahrscheinlich nur unweigerlich Sorgen machen, welche nicht wirklich von Nöten waren. Er war heute Morgen mit einem elanvollen Gefühl erwacht, was es ihm unmöglich gemacht hatte, etwas zu essen, viel zu aufgeregt und von einem inneren Tatendrang bestärkt, den Aufenthalt in Schottland für Shinya so angenehm wie möglich zu gestalten, hatte er auch für den heutigen Tag schon Pläne geschmiedet, was sie unternehmen könnten. Von diesen würde er seinem Gegenüber erzählen, wenn dieser fertig gefrühstückt hatte. Während dieser Zeit, beobachtete er mit Zufriedenheit, wie der Braunhaarige die Früchte aß, welche er besorgt hatte, nippte dabei mehr als abwesend immer mal wieder an seinem Tee, in Gedanken zurück an dass Telefonat des gestrigen Abends. Auch jetzt noch konnte er nur den Kopf über ihren Leader schütteln, natürlich war dieser es gewesen, der ihn angerufen hatte und genaustens wissen wollte wie es ihnen ging, wo sie nun waren und ob alles in Ordnung sei. Innerlich keimte wirklich die Frage in dem Bassisten auf, ob Kaoru nichts besseres zu tun hatte, als Morgens um Halbacht bei ihm anzurufen, den wenn er sich richtig an die Zeitrechnung erinnerte, war es genau eben jene Uhrzeit in Japan gewesen. Der Violetthaarige schien irgendwie Beschäftigung zu brauchen, war dies für ihn eine logische Erklärung für die Meldung des Älteren, denn zur Zeit wurde weder Geprobt noch standen irgendwelche Termine an, waren sie nun schließlich gezwungener Maßen im Urlaub, Shinya und er hier in Schottland und die anderen drei in Japan. Aber natürlich war er sich bewusst, warum Kaoru sich gemeldet hatte, nur hätte der Anruf, seiner Meinung nach, gut und gerne heute sein können, auch wenn er mit diesem schon früher gerechnet hatte. Doch so war ihr Leader nun einmal, immer um dass Wohl der Band und deren Mitglieder besorgt, konnte er diesem sicherlich keinen Vorwurf daraus machen und außerdem war es ganz klar, dass sich Kaoru in nächster Zeit öfters bei ihnen melden würde um zu erfahren, was geschah, denn auch der Älteste erhoffte sich, dass Shinya bei ihnen bleiben würde. Der Schwarzhaarige wurde abrupt aus seinen Gedanken gerissen, zuckte zusammen, als sich eine Hand auf seine Schulter legte. Mehrmals musste er blinzeln, ehe er das besorgte Gesicht des Jüngeren vor sich erkannte. „Was...?“ „Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken, aber dein Tee...“ „Was ist damit.“ Noch ehe der Zierlichere irgend etwas sagen konnte, spürte der Größere, wie etwas warmes sein T-Shirt durchtränkte, blickte an sich herunter und bemerkte, dass er die Tasse, ohne davon zu trinken, weiterhin schräg gehalten hatte, so dass sich der Inhalt nun auf seiner Kleidung befand. „Ahh verdammt, heiß.“ Eine unangenehme Hitze breitete sich auf seinem Gesicht aus, es war ihm verdammt peinlich, dass er viel zu abwesend gewesen war, um zu bemerken, was er da eigentlich tat, schenkte er dem Braunhaarigen lediglich einen stechenden Blick, als er dessen leises Lachen vernahm. Doch konnte er seinem Gegenüber nicht wirklich böse sein, dass sich dieser über sein Missgeschick amüsierte, denn zu lange hatte er diesen erheiterten Laut vermisst, musste unwillkürlich selber Grinsen, steckte ihn die Fröhlichkeit Shinyas förmlich mit an. „Ja ja, lach du nur. Schließlich bist es nicht du, der jetzt dasteht wie der letzte Idiot.“ „Entschuldige.“ „Schon gut, amüsier dich nur, bin ja selber schuld. Außerdem, sieht man dich in letzter Zeit so selten lachen, ich habe dir schon einmal gesagt, das solltest du öfters tun.“ Mit einem Mal verstummte die Stimme Shinyas, fragte sich der Schwarzhaarige, ob er nun vielleicht etwas falsches gesagt hatte, doch wich dieses Gefühl der Erleichterung, als er in das Gesicht seines Freundes blickte, welcher noch immer ein kleines Lächeln auf seinen Lippen trug. ~~~~~ Eine halbe Stunde später brachte der Schwarzhaarige äußerst zufrieden das Geschirr weg und sein Freund kam nicht um den Gedanken, dass Toshiya ihn versuchte zu mästen, erst würden es nur Früchte und Brot sein, doch Shinya war sich sicher, dass sich der Andere steigern würde, wenn er ihn nicht bremste. „Ich bin mich umziehen.“ Aus der Küche her summte der Bassist nur, doch noch bevor der Jüngere die Treppen erreichte, erschien der Musiker in der Tür, lehnte sich dort gegen den Rahmen. „Soll ich dir helfen? Du solltest deinen Fuß entlasten.“ Shinya drehte leicht seinen Kopf, damit er zu dem Anderen blicken konnte, eine der Brauen in die Höhe gezogen, was dem im Wohnraum Stehenden klar machen sollte, dass sich sein Freund an die eigene Nase fassen sollte, dann schüttelte er diesen leicht. „Nein, dennoch danke.“ Toshiya lächelte in Erwiderung und der Drummer konnte sehen, wie sich der Schwarzhaarige auf die Couch fallen ließ, sich dort streckte, was Shinya ein weiteres, kleines Lächeln entlockte, dann trat dieser mit frischer Kleidung in das Badezimmer, nachdem er, zugegebenermaßen, die erste Tür falsch geöffnet hatte. Es fühlte sich gut an, in die neue Kleidung zu schlüpfen, auch wenn sich der Drummer wohl einen weiteren Pullover überziehen würde, es war wirklich kalt hier. Seinen Fuß hatte der junge Mann außerhalb des Verbandes gelassen, weswegen er nun sehr behutsam auftrat, als er die Treppen wieder hinunter ging, denn seinen Rucksack hatte der Größere wohl an die Garderobe gehangen, in seinem Raum war er nicht gewesen, doch noch bevor der Dunkeläugige dazu kam, nachzufragen, war Toshiya an seiner Seite, stützte ihn und nahm so sein Gewicht von der Verletzung. „Du hättest auch rufen können.“ „Ich habe mir den Fuß doch nicht gebrochen.“ „Darum geht es mir gar nicht, und das weißt du.“ Der Zierlichere wurde zu den Sitzgelegenheiten hinüber gebracht, dann fragte ihn sein Gegenüber, wo seine Verbände wären, doch Shinya zögerte einen Moment, bevor er es sagte, darauf hoffend, dass der Ältere ihm den gesamten Rucksack bringen würde, ohne in diesen hinein zu schauen, der Langhaarige wollte nicht, dass sein Freund die Tabletten fand. Wenig später trug der Drummer nicht nur einen Pullover des Größeren, sondern war erneut in die Tagesdecke eingehüllt und hielt eine weitere Tasse Tee in den Händen, dies alles, weil dem Bezopften aufgefallen war, dass er die Schultern nach vorne gezogen hatte, um den Schauer zwischen ihnen zu vertreiben... ganz offensichtlich war Toshiya zu einer kleinen Glucke mutiert, weswegen Shinya nicht so recht wusste, ob es ihn amüsieren oder erschrecken sollte, immerhin würden sie die nächste Zeit sehr eng beieinander sein. „Ich habe eine Waschmaschine gefunden.“ Die Stimme des Älteren war von Stolz erfüllt, als dieser aus den Untiefen des Kellers hervor kam, die Hände voller Holz, welches er in die, neben dem Kamin stehende Box legte, sich dann die Hände abklopfte und neben Shinya auf die Couch fallen ließ. „Gibt es etwas, dass du gleich gewaschen haben willst, bevor wir losgehen?“ „Meine Pullover.“ „Ist okay, lege sie mir einfach nachher raus, dann nehme ich sie mit nach unten und bevor du etwas sagst, ich weiß, dass du das auch alleine kannst, aber ich bin hier, möchte es machen, also lass mir das... du weißt doch, arbeitende Männer soll man nicht aufhalten.“ Shinya legte leicht den Kopf auf die Seite. „Ich wollte gar nichts sagen.“ „Doch das wolltest du.“ Mit einem Zwinkern nahm sich Toshiya einen der Kekse, die der Größere von weiß Gott woher mitgebracht hatte, bot auch ihm einen an, doch Shinya verneinte mit einer leichten Geste, schloss dann einen Augenblick die Lider. „Gibt es etwas, dass du heute tun möchtest?“ Wieder schüttelte der Drummer leicht sein Haupt, blickte Toshiya dennoch fragend an, sicher hatte sich sein Freund schon etwas überlegt. „Ich würde gerne mit dir an den Strand fahren, sie haben für heute Sonnenschein und nicht allzu starken Wind angesagt, außerdem habe ich beim Einkaufen entdeckt, dass es wohl eine Reihe von kleinen Lokalen geben soll, in welchen wir dann zu Mittag essen könnten, bis wir genug Vorräte zusammen haben, um auch hier etwas zu kochen. Ist mein Vorschlag angenommen?“ „Ja.“ Erneut hoben sich die Lippen des Bassisten in einem warmen Lächeln, bevor er sich ein neues Stück des Gebäcks nahm. „Wann würdest du los wollen?“ „Gib mir noch eine halbe Stunde.“ Mit diesen Worten erhob sich der Braunhaarige, trat erst die Treppen hinauf, um seine Pullover mit in das Wohnzimmer zu nehmen, suchte anschließend nach seinem Handy, mit welchem er zu der Garderobe trat, sich dort Schuhe und Mantel überstreifte, dann auf die Terrasse hinaus ging, einerseits weil er die frische Luft genießen wollte, anderseits, um ein wenig Privatsphäre zu finden. „Ja?“ Sein Freund klang mürrisch, als wenn man ihn aus dem Schlaf gerissen hatte, obgleich Shinya sehr gut wusste, dass dem sicher nicht so war. „Hallo, Kyo.“ „Es tut gut deine Stimme zu hören.“ Sofort war der Tonfall des Kleineren vollkommen anders, behaftet mit einer zärtlichen Zuneigung, welche in Sorge, Frustration und einem Hauch der Erschöpfung eingewickelt lag. „Wie geht es dir?“ „Nicht übel... ich sitze hier mit meinen neuen Untermietern und esse trockene Nudeln, weil es einen Rohrbruch gegeben hat und es keiner für nötig erachtet hat, mir Bescheid zu geben.“ „Du solltest zu Kaoru und Die gehen.“ „Und dabei zusehen, wie unser Leader einen Graben in seine Wohnung läuft? Nein danke, ich bleibe bei meiner Spinne... du hast nicht zufällig einen Namen?“ Shinya lachte leise, mehr weil er wusste, dass es dem Blonden gut tun würde diesen Laut zu hören, als dass ihm danach war, dann ließ er sich auf einem der mit Folie abgedeckten Stühle sinken. „Ich wollte um Verzeihung bitten.“ Auf der anderen Seite der Leitung seufzte Kyo leise. „Das musst du nicht... wo seid ihr beiden?“ „In Ellon...Schottland.“ „Muss ich das kennen?“ „Nein, ich kannte es bis gestern auch nicht.“ Der Drummer hatte seine Augen geschlossen, die Lippen in einem sachten Lächeln erhoben, es tat so gut, die Stimme des Kleineren zu hören, zu wissen, dass dieser ihn und ihre Freundschaft nicht aufgegeben hatte, obgleich es das gute Recht des Älteren gewesen wäre. „Gebt auf euch acht, okay? Ruft regelmäßig bei uns an, bevor Kaoru die Wände hinauf zu laufen beginnt. Kauft euch neue Sachen und denkt gefälligst auch an uns, schaut euch die Gegend an und macht so viele Fotos, dass wir eine gesamte Woche einen Grund haben meinen DVD-Player zu quälen, verstanden?“ Unter den geschlossen Lidern des Drummers sammelte sich Feuchte, die er mit einem tiefen Einatmen und einem Blinzeln vertrieb, den Hörer ein wenig fester umschloss. „In Ordnung.“ „Versprichst du es mir?“ „Ja.“ „Achtet auf euch... bis dann.“ „Das werden wir.“ Einen Moment lang noch blickte Shinya stumm geradeaus, das Handy noch immer in seinen Fingern, bis er hörte, dass sich die Tür der Terrasse öffnete, Toshiya zu ihm kam, sich neben ihm auf einen zweiten Sitz sinken ließ. ~~~~~~ „Und, bei unserem Sänger alles klar?“ „Woher wusstest du, dass ich Kyo angerufen habe?“ „Wusste ich nicht, aber ich habe einfach mal geraten. Was hat er denn gesagt?“ „Er wollte wissen, wo wir sind und wie es uns geht. Bei ihm selber ist alles in Ordnung. Er hatte einen Rohrbruch.“ Toshiya nickte auf die Worte des Kleineren nur, er wollte gar nicht mehr wissen, auch hatte er irgendwie das Gefühl, dass es ihn nichts anginge, was der Sänger und Shinya noch so miteinander geredet hatten, stattdessen erzählte er seinem Freund von dem Anruf Kaorus. „Ich habe vergessen dir zu sagen, dass Kao gestern angerufen hat.“ Der Jüngere schenkte dem Bassisten daraufhin einen fragenden Blick, nickte dann nur, als Zeichen, dass er ihm zuhörte. „Er wollte ebenfalls wissen, ob es uns gut geht, wo wir sind, was wir machen und noch vieles mehr, aber du kennst ihn ja. Ich war sogar überrascht, dass er nicht schon viel früher angerufen hat.“ Der Schwarzhaarige musste ein wenig lächeln, als er an den Älteren dachte, schlich sich unwillkürlich ein Bild von seinem Freund in den Kopf, wie dieser in seiner Wohnung auf und ab ging, das Telefon in der Hand und den Blick darauf fixiert. Natürlich war er sich bewusst, dass es in der Realität nicht so war, dennoch, bei Kaoru konnte man nie wissen, er war nun mal die Bandmama und wollte immer über jeden von ihnen bescheid wissen, um sicher zu gehen, dass alles in Ordnung war, eine Eigenart des Leaders, die manchmal nerven konnte, aber schon in der Vergangenheit des Öfteren geholfen hatte, denn er war immer für sie da gewesen, wenn Probleme aufgetaucht waren. Dennoch vertrieb er nun das Bild des Violetthaarigen aus seinem Kopf, konzentrierte sich stattdessen wieder auf sein schweigsames Gegenüber, das den Blick von ihm abgewandt hatte und verträumt in die Ferne blickte. Der Schwarzhaarige erhob sich von seinem Platz, er wollte nur zu gerne wissen, was in dem Zierlicheren vor sich ging, aber er würde nicht nachfragen, stattdessen legte er nur seine Hände auf die schmalen Schultern, bis braune dunkle Augen auf die seinen trafen. „Alles in Ordnung?“ Ein Nicken. „Gut. Die Waschmaschine läuft bereits, ich werde sie nachher noch gleich ausräumen, aber vorher sollte ich mich dann auch noch mal kurz umziehen gehen, denn so kann ich glaube ich nicht rum laufen.“ Dabei hatte er auf sein Shirt gedeutet, welches immer noch die Spuren seines Missgeschicks trug, ging dann zu der Tür der Terrasse um ins Innere zu verschwinden, doch blieb er stehen, als die Stimme des Drummers ertönte. „Soll ich dir helfen?“ „Nein, lass nur. Das bisschen Wäsche kann ich auch alleine bewältigen.“ „Das meinte ich nicht. Dein Verband sollte gewechselt werden und du hast noch immer Probleme beim Ankleiden.“ „Ohh, das...erm, nein, ist schon in Ordnung, der hält noch ganz gut und das schaffe ich schon alleine, habe es schließlich heute Morgen auch gemeistert.“ „Toshiya!“ „Es ist in Ordnung, wir haben sowieso keine Zeit mehr dafür, du kannst mir auch nach unserem Ausflug einen neuen Verband anlegen.“ Mit diesen Worten wand sich der Bassist nun endgültig von seinem Freund ab und verschwand im Innern des Hauses, ging auf direktem Weg zu der schmalen Wendeltreppe, die ins obere Stockwerk führte. Toshiya wusste nicht warum, aber immer dann, wenn der Jüngere seine verletzte Schulter erwähnte, sperrte sich etwas in seinem Inneren dagegen, sich von dem Kleineren helfen zu lassen, war es ihm peinlich auf diesen angewiesen zu sein, noch dazu wollte er nicht, das dieser sich um ihn Sorgen machte, hatte der Braunhaarige schon so genügend andere Dinge, die ihm zu schaffen machten. In seinem Zimmer angekommen, ging der Bassist geradewegs auf den massiven Holzschrank zu, in welchem sich bereits seine Kleidung befand, hatte er diese heute Morgen schon eingeräumt, aus purer Langeweile und des Schlafmangels wegen, da er einfach so gegen 7:00 Uhr aufgewacht war, mit der Gewissheit nicht wieder einschlafen zu können. Sich dem gebrauchten Kleidungsstück mit Mühe entledigend und für den Moment einfach auf dem Boden liegen lassend, griff er nach einem frischen sowie warmen Pullover, war es draußen noch immer sehr kalt. Es vergingen ein paar Minuten, bis sich Toshiya wieder vollständig angekleidet hatte, nahm er das gebrauchte Shirt wieder an sich, ging mit diesem nach unten in den Keller und gab es in einen Korb, der von nun an für ihre Schmutzwäsche dienen sollte, danach kümmerte er sich darum, die frisch gewaschenen Kleidungsstücke zum Trocknen aufzuhängen. Etwa eine viertel Stunde später, befanden sich die beiden Musiker bereits auf dem Weg zum Meer, der Bassist hinter dem Lenkrad des geliehenen MG Rover, während sein Freund auf dem Beifahrersitz saß und aus dem Fenster, die an ihnen vorrüberziehende ländliche Gegend betrachtete. Sie mussten nicht wirklich lange fahren, bis sie ihr Ziel erreicht hatten, lag der Ozean von dem kleinen beschaulichen Ellon nur wenige Kilometer entfernt, dennoch war der Schwarzhaarige froh, sich den Weg dorthin beschrieben haben zu lassen, denn so klein dieses Dorf auch war, verfahren konnte man sich überall. Toshiya parkte den Wagen auf einem der öffentlichen Parkplätze, welche zu dieser Jahreszeit kaum irgendwelche Besucher aufzeigten. Gemeinsam mit Shinya verließ der Größere den Leihwagen, ging in gemächlichen Schritten zu den Treppen, die den Hügel hinab führten und griff unbewusst dabei die Hand seines Begleiters. Erst als sie unten angekommen waren, nur wenige Meter entfernt von den Tiefen des blauen Meeres, bemerkte der Bassist, dass er noch immer die Hand des Jüngeren in der seinen hielt, ließ diese daraufhin augenblicklich los, da er nicht wusste, ob dies Shinya vielleicht unangenehm gewesen war. ~~~~~ Der Braunhaarige ertappte sich dabei die Wärme der Finger Toshiyas zu vermissen, die er selbst durch ihrer beider Handschuhe hindurch gefühlt hatte, doch würde er von sich aus diese Berührung nicht offenbaren, trat aber so nahe an den Älteren, dass sich ihre Schultern leicht streiften, während sie beide zu dem Ozean hinüber sahen, der in einer gemütlichen Ruhe an den Strand heran rollte, kleine Kronen aus Schaum vor sich her trieb, in welchen sich Seevögel niederließen. Kalter Wind streifte sie, kühlte ihre Wangen aus, doch Shinya genoss die klare Luft, die Stille, die sie umgab, denn sie schienen die einzigen hier zu sein, zumindest so weit er sehen konnte. „Die Lokale sollen wohl zwei Meilen in diese Richtung liegen.“ Die Stimme des Bassisten klang gedämpft, weil dieser sein Gesicht in dem Schal verbarg, während er mit einer Hand nach rechts den schier niemals enden wollenden Strand hinunter deutete, woraufhin der Zierlichere leicht nickte, sich in die angegebene Richtung wandte. Einige Meter liefen sie in Schweigen, dann umschlossen die Finger des Schwarzhaarigen erneut die des Jüngeren, welcher langsam seinen Blick darauf richtete und Toshiya so dazu bewegte, stehen zu bleiben. „Stört es dich?“ Für einen Herzschlag schien der Langhaarige überlegen zu müssen, bevor den Älteren ein kleines Kopfschütteln erreichte, auf das Toshiya mit einem zärtlichen Lächeln antwortete, ihre verbundenen Finger drückte. Sie ließen sich Zeit derweil sie liefen, immer wieder einmal stehen blieben, um die zerklüfteten Felsen zu bewundern, an welchen sich die Wellen brachen, bizarre, zum Teil atemberaubende Schauspiele boten und nicht selten schloss einer von ihnen die Augen, als die Gischt sie streifte, sie das in der Luft liegende Salz noch deutlicher schmeckten. Ab und an blieb Shinya stehen, kniete sich hin, um dem feuchten Sand eine Muschel oder einen Stein zu rauben, welche dann behutsam von den kleinen Kristallen befreit wurden. Irgendwann hielt Shinya die zerbrechlichen Gebilde aus Kalk in den Händen, da er befürchtete sie würden in seiner Tasche kaputt gehen, bis ihm der Größere eine kleine Tüte hinhielt, was den Drummer zu der Überlegung brachte, doch einmal nachzuschauen, was für Wunder der Schwarzhaarige noch so in den Ärmeln seiner Jacke versteckt hielt. Seine eigenen Gedankengänge entlockten dem Zierlicheren ein leises Glucksen, woraufhin sein Begleiter fragend den Kopf zu Seite legte, er den seinen jedoch nur schüttelte. „Es ist schon in Ordnung.“ „Okay...“ Die Art wie Toshiya dieses Wort betonte, sagte dem Langhaarigen, dass sein Freund eigentlich vor Neugierde platzte, aber Shinya würde dennoch nichts verraten, nur ein weiteres Lächeln schenkte er dem Anderen... es war so lange her, dass er dies so natürlich tat, wie in diesem Moment. Gerade als dem Braunhaarigen begann wirklich kalt zu werden, erreichten sie das kleine Fischerdorf und Toshiya, der bis dahin wie ein kleines Kind auf den gelegentlich ins Wasser ragenden Dämmen entlang balanciert war, sprang nun von den hellen, glatt geschliffenen Steinen herunter, holte zu seinem Freund auf, der sich schon auf den ersten Stufen der Treppe befand, die sie den Hügel hinauf bringen würde. Sie betraten das erste Lokal, des verschlafenen Ortes, wo man sie mit einem freundlichen Lächeln begrüßte, sie die stämmige Inhaberin des alt-rustikal eingerichteten Gebäudes an einen Tisch brachte, von welchem sie den Ozean sehen konnten. Shinya brachte ihre Jacken fort, stillte alle Proteste des Älteren mit einem kleinen, warnenden Blick, studierte dann die Karte, bis ihm ein kleines, erschrockenes Keuchen entfloh, auf welches der Andere nur grinste, sich wieder aufrichtete und so sein Bein mit sich nahm, welches der Bassist unter dem Tisch gegriffen hatte, dieses auf dem freien Stuhl platzierte. Einen Moment lang blieben die schlanken Finger Toshiyas auf dem Leder der Stiefel liegen, bis sich der Größere sicher schien, dass sein Gegenüber seinem stummen Wunsch nachgab, dann wählte auch der Bezopfte, entschuldigte sich wenig später bei seinem Freund, um die Örtlichkeiten aufzusuchen. Shinya stützte sein Gesicht in eine Hand, die Augen auf das Wasser gerichtet, dieses einfach nur beobachtend, ohne dass er zuließ, dass sich seine Gedanken zu sehr auf einen Punkt fixierten, er wollte dieses Gefühl, diese Ruhe so lange es ihm möglich war, halten. In ihm gab es diese kleine Stimme, die ihm sagte, wie bitter nötig er dies hier, den Abstand gebraucht hatte, dennoch bereute er zutiefst, auf welchem Weg es geschehen war... vielleicht, wenn er nur nicht so stolz und stur gewesen wäre, dann hätte er diesen Abgrund schon vorher gesehen und wäre nicht so brachial in diesen gestürzt, dennoch konnte er seine gesprochenen Worte nicht so einfach ungeschehen machen, waren seine Entscheidungen gefallen. War es wirklich so? Immer, wenn Shinya sich daran zurück erinnerte, zog sich sein gesamter Unterleib zusammen, bildete sich augenblicklich ein Kloß in seinem Hals, begann sich der junge Mann zu fragen, wie lange es wohl dauern würde, bis der Schmerz verklingen würde. Und dabei war es doch eigentlich so einfach, nicht wahr? Kaoru, Kyo, Toshiya, sie alle hatten es ihm gesagt, ihm gezeigt, der Musiker war nicht gezwungen zu gehen, er bräuchte nur sagen, dass er blieb... aber wann immer sich sein Herz in diese Richtung schlich, sich seine Seele nach dieser Möglichkeit ausstreckte, tauchten Fetzen von Erinnerungen auf, sah er den Violetthaarigen fallen, den Bassisten in Tränen aufgelöst auf einem Bett sitzen. Der Braunhaarige konnte einfach nicht danach greifen, nicht, wenn er der Auslöser für den Schmerz seiner Freunde war, egal wie indirekt das auch sein mochte. „Excuse me?“ Die dunklen Augen des Drummers richteten sich auf die Wirtin, welche an ihren Platz heran getreten war, ihm eine schlanke Karte entgegen hielt, die er nur zögernd entgegen nahm. „There was that young man, just a moment ago, he...“ Seine Gesprächspartnerin hatte sich zu dem Tresen herum gedreht, doch außer Shinya war niemand in dem kleinen Lokal zu sehen, weswegen sich die Worte der Dunkelhaarigen unsicher verloren, das Herz des Zierlicheren in dessen Hals hinauf kroch, dennoch brachte er ein 'Thank you' über die Lippen, auch wenn es gebrochener klang, als der junge Mann zu sprechen gewohnt war. Shinya wartete, bis er wieder alleine war, dann öffnete er die Karte, legte seinen Blick auf den einzelnen, filigran geschriebenen Satz und innerhalb eines Herzschlages, schien sein gesamtes Blut in seine Füße zu sacken, bevor es in seinen Ohren zu rauschen begann, der Drummer seine Augen schließen musste, um gegen den Schwindel anzukämpfen. Ohne dass er es wirklich registrierte, zerknitterte die Karte unter seinem Griff, verbarg er sie in seiner Hosentasche, während er noch immer die Worte erkennen konnte, selbst in der Dunkelheit seiner geschlossen Lider. 'Ich werde dich immer finden.' Diese süße Illusion, welcher er sich den Vormittag hatte hingeben können, war zerschmettert, ließ ihn hohl und hilflos zurück, bescherte ihm eine nur allzu bekannte Übelkeit, bis er sich schließlich am Tisch festhielt, aus Furcht, einfach auf dem Boden zusammenzusinken, die Welt unter seinen Füßen schwankte bedrohlich genug. „Shinya?“ Hände, beinahe zu warm und ein Schock gegen seine kalte Haut, legten sich gegen seinen Hals, strichen über seine Wange. „Was hast du? Du bist auf einmal total blass.“ Ende Part IX – Dawn [1] Da wir beide noch nicht in Schottland waren, können wir dies nicht mit sicherer Bestimmtheit sagen. In unserer Story ist es eben so. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)