Fallen von Sarano ================================================================================ Kapitel 3: Part III – Accident ------------------------------ Part III – Accident Als Toshiya den Brief zu Ende gelesen hatte, legte er die vielen Blätter in einem Stapel zusammen gefasst auf den Tisch, bewunderte mal wieder die Fantasie ihrer Fans und beschloss den Fanbrief später noch genauer zu studieren. Danach blickte er um sich durch den Raum und bemerkte dabei, dass sich Kyo mittlerweile ins Badezimmer begeben hatte – konnte der Schwarzhaarige das leise Rauschen der Dusche vernehmen - während Die und Kaoru an dem Küchentresen lehnten, ebenfalls ihre Post lasen. Shinya, wie Toshiya mit einem Blick auf diesen fest stellte, stand noch immer an der großen Fensterfront und sah hinaus, wirkte dabei irgendwie, so... verloren. Leicht seufzte der 23-Jährige, ehe er sich von den weichen Polstern der Couch erhob, abermals zu dem Jüngeren ging und ihm seine Hand auf die Schulter legte. Der Bassist bemerkte, wie der Kleinere unter seiner Berührung leicht zusammenzuckte, sich das Gesicht des Langhaarigen dem seinen zuwendete und ihn die braunen Augen leicht angespannt ansahen. „Entschuldige Shin, ich wollte dich nicht erschrecken.“ „Hm, schon okay. Was möchtest du denn?“ „Nun ja, du hast so abwesend gewirkt...“ Noch ehe der Schwarzhaarige weiter sprechen konnte, wurde er von seinem Gegenüber unterbrochen. „Es ist alles in Ordnung.“ „Na gut, wenn du meinst. Was stand denn in deinem Brief? Darf ich mal sehen?“ „Nein.“ Dieses eine Wort war mit einer gewissen Schärfe über die Lippen des Jüngeren gekommen und ließ einen verblüfften Ausdruck auf dem Gesicht des Größeren zurück, Shinya hatte noch nie so reagiert, wenn er mal wieder etwas neugierig gewesen war, weswegen er beschloss, dass es wohl besser war, den Drummer in Ruhe zu lassen und einen Rückzug anzutreten. „Schon gut, geht mich ja auch eigentlich nichts an.“ Mit diesen Worten wand sich Toshiya von seinem Freund ab, verließ den Raum und verschwand in seinem Zimmer, welches er sich mit dem Sänger teilte, bemerkte nicht den fast schon reumütigen Blick, mit welchem der Jüngere ihm nachgesehen hatte. Ein tiefes Seufzen perlte von seinen Lippen, als er sich auf sein Bett setzte, mit der Hand seine hochgesteckten Haare löste, um sich danach mit dem Rücken auf das weiche Polster fallen zu lassen. Der Schwarzhaarige schloss die Augen und grübelte über den Jüngeren nach. Was nur lag auf Shinyas Herzen, dass er sich so anders verhielt, wegen einem Brief gleich aggressiv reagierte und noch dazu so verdammt ruhig war, mit keinem von ihnen redete? Langsam begann der Bassist, wegen diesem Verhalten, depressiv zu werden und nahm sich vor, den Drummer für eine Weile einfach etwas zu beobachten, um verstehen zu können, warum sich der Braunhaarige so verändert hatte. Einige Zeit später, nachdem alle ihre Post gelesen hatten – auch ihr Sänger, welcher etwas munterer wirkte als zuvor – verließen sie nun nacheinander ihr Penthouse, um gemeinsam frühstücken zu gehen, als ihr Leader ihnen sagte, dass sie schon vorgehen sollten, er würde vorher mit Isoa, dem Teamleiter ihrer Bodyguards sprechen müssen und dann nachkommen. Die restlichen Bandmitglieder nickten nur und setzten ihren Weg ohne den Violetthaarigen fort, während dieser an einer der Türen ihrer Etage stehen blieb und dort anklopfte. Als Die, Shinya, Kyo und Toshiya im unteren Bereich des Hotels angekommen waren, konnten sie schon den Speisesaal erblicken, in welchem ein großes Frühstücksbuffet aufgebaut worden war. Zielstrebig ging der Bassist, gefolgt von seinen Freunden, in den großen Raum, betrachtete sich die verschiedenen Dinge, welche angeboten wurden genauer, ließ seinen Blick über Toast mit Marmelade, Porridge, Würstchen, Speck, Eierspeisen und anderem gleiten. Ein jeder von ihnen nahm einen Teller, die zu ihrer Rechten standen – auch Shinya, welcher so gar kein Hungergefühl in sich verspürte, doch wollte er seinen Freunden nicht noch mehr Sorgen bereiten. Nachdem sie sich an dem Frühstück bedient hatten, begab sich der Sänger auf die Suche nach einem freien Tisch, welcher schnell gefunden war und sie sich dort nieder ließen. Gleich darauf erschien ein Hotelangestellter an ihrem Platz, der ihnen Kaffee, Tee und andere Getränke anbot. Kurze Zeit später stieß auch Kaoru wieder zu ihnen, der sich, ebenfalls mit einem voll beladenen Teller, neben seinen Geliebten setzte. „Sag mal Kao, was musstest du denn noch mit unserem Adlerauge besprechen?“ „Die, er heißt Isoa und ich habe ihm nur gesagt, wo wir uns treffen werden, bevor wir uns auf den Weg zu unserer Autogrammstunde machen. Er wird mit den anderen auch demnächst zum Frühstück kommen. Wir haben jetzt noch knapp eine Stunde Zeit, bevor wir los müssen, also können wir erst mal in Ruhe essen und uns danach noch mal frisch machen, wenn ihr wollt.“ Ein einstimmiges Nicken war die Antwort für ihren Leader, ehe sie sich ihrem Frühstück widmeten, sich leise miteinander unterhielten und dabei nicht bemerkten wie die Zeit voran schritt, erst als Kaoru mit einem Blick auf seine Uhr deutete, wurde ihnen bewusst, dass sie jetzt vor ihrem Aufbruch noch 30 Minuten Zeit hatten. Somit gingen sie nochmals in ihre Zimmer hinauf, richteten ihre Kleidung, Haare und fanden sich etwa eine viertel Stunde später vor dem Eingang ihres derzeitigen Zuhauses ein. Dort warteten die Fünf auf ihre Bodyguards und Dolmetscher, die nur wenige Augenblicke danach zu ihnen stießen, ehe sie los gingen. Sie waren noch nicht lange gelaufen als Toshiya von weitem ein Geschäft mit dem Namen ‚Tainted Blue’ erkennen konnte, der, laut Informationen, die sie von ihrem Manager bekommen hatten, mit japanischen Importartikeln – also auch ihren CD´s und Videos – handelte und in welchem ihre Autogrammstunde stattfinden sollte. Doch konnte der Bassist wie auch seine anderen Bandmitglieder – welchen die selbe Verwunderung in den Gesichtern anzusehen war, wie wahrscheinlich auch ihm selbst – eine beachtliche Menschentraube sehen, die sich vor dem Laden versammelt hatte und an dem Stil der Kleidung erkannte die Band, dass es ihre Fans waren, die scheinbar schon sehnsüchtig auf sie warteten. Mit soviel Andrang hatten Kaoru, Die, Kyo, Toshiya und Shinya wirklich nicht gerechnet, waren sie schließlich in einem fremden Land und nicht in Japan. Der Bassist bemerkte, wie Isoa sie zu einem kurzen Stillstand aufforderte und seinen Männern Anweisungen gab, sich diese nach wenigen Momenten wie ein Schützender Mantel um sie begaben, denn man konnte nie wissen wie die Menschen, die ihre Band so sehr mochten, reagieren würden, wenn diese auf sie aufmerksam wurden, dann setzen sie ihren Weg fort. Nur noch wenige Schritte von ihrem Ziel entfernt, steigerte sich der Lärm und von mehreren Stimmen ertönte der Name ihrer Band, sowie auch die der Mitglieder und irgendwie war es ein berauschendes Gefühl, das den Schwarzhaarigen in diesem Moment erklomm und er konnte an den lächelnden Gesichtern seiner Kollegen erkennen, dass es diesen ähnlich zu ergehen schien... bis auf den jungen Drummer, der noch immer sehr verschlossen wirkte. Die Fans wollten sich kaum beruhigen lassen und drängten sich, aufgeregt darüber, endlich ihre Idole persönlich sehen zu können, immer näher an den Eingang des ‚Tainted Blue’, so dass die Band gezwungen war in einer Seitengasse zu verschwinden um den Hintereingang zu nutzen. Mit Hilfe Ihrer Bodyguards schafften sie es, unversehrt in das Geschäft zu kommen, um die Autogrammstunde zu beginnen. ~~~~ Selbst nach den Jahren die ihre Band nun schon existierte, die Zeit in der Shinya von den Medien und den Fans umringt worden war, hatte er es nie vermocht, den Trubel der Popularität so anzunehmen, wie die Anderen das taten, seine Freunde schienen den stetig wachsenden Ruhm und die Bekanntschaft enger, freimütiger zu umarmen, als der Braunhaarige das konnte. Der Drummer liebte seine Musik... das Leben und die Umstände, die es ihm ermöglichten auf der Bühne zu sein, seine Empfindungen mit so vielen Anderen zu teilen und natürlich liebte er seine Fans, doch manchmal, wünschte sich der junge Mann, einfach ferner bleiben zu können, dass man ihm weniger Aufmerksamkeit zuteil werden ließ. Sein Edding hatte mit der Zeit aufgegeben, so legte er diesen fort, nahm einen silbernen zur Hand, setzte mit einer sachten Präzision seine filigrane Unterschrift auf unzählige Karten, Bilder oder CDs, er mochte es nicht, wenn man seinen Namen nicht mehr erkennen konnte, seine Schrift unleserlich wurde. Einige Male hatte Shinya wirklich wunderschöne gezeichnete Bilder von ihnen, oder liebevoll gestaltete Collagen gesehen, die ihm das Herz erwärmten, gerade wenn die ihm gegenüber stehenden Mädchen so schüchtern waren, dass sie ihm es kaum geben wollten, geschweige denn seine Augen treffen. Sacht hoben sich seine Lippen in ein Lächeln, als er bemerkte, wie eine Gruppe der jungen Damen angespannt miteinander wisperte, immer wieder in seine Richtung sahen und dann eindringlich auf die Langhaarige in ihrer Mitte einredeten, die immer wieder den Kopf schüttelte, je näher sie kamen. Kurz bevor sie ihn erreichten, wurden die Stimmen noch ein wenig energischer und der Langhaarige konnte von der Seite her erkennen, das Toshiya den Kopf hob, in seine Richtung blickte, ein warmes Lächeln auf den Zügen, das ihm bedeutete dass der Ältere das Gesprochene verstanden hatte, doch noch bevor der Jüngere nachfragen konnte, hatte ihn das junge Mädchen erreicht, zögerte ein wenig, bevor sie ihm etwas auf der offenen Handfläche hin hielt. Den Kopf ein wenig auf die Seite legend, fiel sein Blick auf ein silbernes und geöffnetes Medaillon, das eine Fotographie von ihm selber trug... es überraschte den Drummer, diese so offensichtliche Zuneigung der Langhaarigen, doch unterschrieb er in engen Kanji, mit einem feineren Stift, als der, welcher eben noch in seiner Hand gelegen hatte und obgleich das der jungen Frau wohl offensichtlich gereicht hatte, schüttelten die hinter ihr stehenden mit dem Kopf und Shinya konnte sehen, dass sie tief einatmete bevor sie sich ihm noch einmal zu wand. Die nun folgende Geste war für ihn noch ein ganzes Stück unerwarteter – schlicht weil es das erste Mal war, dass es ihm passierte, doch nickte er leicht, beugte sich über den Tresen und öffnete seine Arme, so dass der Braunhaarige seinen Fan behutsam in seine Arme schließen konnte und sie erwiderte die Berührung nicht minder vorsichtig. Das Mädchen löste sich nach einigen Sekunden wieder, mit Tränen in den Augen ein einzelnes Wort hauchend, das er jedoch verstand, da es in seiner eigenen Sprache gesprochen worden war. „Danke.“ Shinya vermochte in Erwiderung nur zu Lächeln, blinzelte mehrmals, um seine plötzlich verschwommene Sicht zu klären, während dessen eine Hand über seinen Rücken glitt, zärtlich über sein Kreuz streichelte und wenig später konnte er den warmen Atem des Schwarzhaarigen an seinem Hals fühlen, als sich der Bassist zu ihm herüber beugte und leise in sein Ohr flüsterte. „Manchmal sind sie wirklich überwältigend, nicht wahr?“ Der Drummer nickte nur stumm, während dessen der Größere warm lächelte, die nächsten Photokarten entgegen nahm, der junge Mann den Bewegungen seines Freundes automatisch folgte, doch der Rest der Autogrammstunde war mehr eine Anreihung verschwommener Bilder, als etwas, das Shinya wirklich bewusst wahr nahm. Sie blieben noch ein wenig länger in dem Laden, Kaoru stöberte mit Interesse durch die unterschiedlichen Magazine, die verschiedenen Alben und Poster... der kleine Laden war erstaunlich gut gefüllt und eigentlich kaum von denen zu unterscheiden, die sie auch in ihrem Heimatland hatten... nur die Aufmachung war eine gänzlich andere, denn die hier vorherrschenden Farben waren dunkles Blau oder Schwarz. Kyo hatte seinen Kopf in den Nacken gelegt, blickte zu dem künstlichen Spinnennetz hinauf, als würde sich der Vocal tatsächlich überlegen, es mit zu nehmen und als eine neue Zierde in ihrem momentanen zu Hause auf zu hängen. Die und Toshiya betrachteten sich die Wand der Photographien, auf welchen man unter einigen hiesigen Künstlern vor allem Fans sehen konnte, die oftmals kleine Schilder in den Händen hielten, auf welchen sie Botschaften verewigt hatten. Ihr Dolmetscher Jiyuu war es schließlich der ihrer aller Aufmerksamkeit forderte, sie zu sich und dem Besitzer des Ladens rief, welcher eine Kamera in den Händen hielt. „Wenn ihr euch damit einverstanden erklärt, würde Herr Smith gerne noch einige Aufnahmen von euch machen und euch bitten in dieses Buch hier ein zu tragen.“ Während der kurzhaarige Mann gesprochen hatte, glitt der Blick des Drummers in Richtung der ausgestreckten Hand ihres Dolmetschers, das 'Buch' war vielmehr ein A3 großes, violett – silbernes gestaltetes Heft, das auf seinem Deckblatt den Namen des Geschäftes zu stehen haben schien, doch Shinya war zu weit entfernt, um sagen zu können, ob die fremden Buchstaben miteinander übereinstimmten. Kaoru nickte für sie alle, keiner von ihnen würde etwas dagegen sagen und so wurden sie mit einem Sonnenscheinlächeln auf eine Seite des kleinen Ladens geführt, wo sie schon fast automatisch eine bestimmte Reihenfolge der Aufstellung einnahmen. Das helle Blitzlicht blendete den Langhaarigen, doch hatte er sich daran gewöhnt und blinzelte nicht einmal, drehte allerdings unbewusst den Kopf ein wenig nach links, schließlich traten sie alle zu dem Heft hinüber, wo sich jeder auf seine Art auf den Seiten verewigte und während der Drummer einen Gruß an die hiesigen Fans schrieb, hörte er wie ihr Leader um Abzüge der Aufnahmen bat, Jiyuu, ihre geschriebenen Texte übersetzte. Mit einem finalen Schwung setzte Shinya das Datum, dieses schrieb er von links nach rechts, dann schloss er die Kappe des Stiftes und gesellte sich an die Seite ihres Bassisten, der mit Faszination ein selbstgemachtes Kostüm betrachtete, das sich in einer Glasvitrine befand. Zwar hatte der Schwarzhaarige bemerkt, wie der Jüngere neben ihm zum stehen kam, doch sprach er diesen nicht an, war viel zu sehr von dem schönen Kleidungsstück abgelenkt, das sich vor ihm in der Vitrine befand und welches er haarklein studierte, sehend dass es sehr aufwendig mit Samt und Spitzen gearbeitet war, hatte sich der Designer ganz offensichtlich sehr viel Mühe damit gegeben. So sehr mit seinen Studien beschäftigt sah Toshiya nicht, wie sich ihnen eine dritte Person näherte und wie der Jüngere neben ihm leicht die Augen verdrehte, als sich plötzlich ein Arm um seine Schulter legte, weswegen er zusammen zuckte. Der Bassist wendete nun endlich seine Augen von dem Kostüm ab, blickte statt dessen um sich und erkannte an dem roten Haarschopf, dass sich Die hinter ihm befand, der sich mehr oder weniger auf ihm und Shinya abstützte –der Gitarrist hatte seinen linken Arm, auf die Schultern des Braunhaarigen gelegt. „Na ihr zwei, was treibt ihr denn da.“ Ehe der Schwarzhaarige zu einer Antwort ansetzen konnte, sah er, wie der Jüngere den Arm Dies von seinen Schultern schob, einen Schritt nach hinten trat, sich somit von dem Rothaarigen entfernte und nur den Kopf schüttelte. Tohsiya konnte beobachten, wie sich die Gesichtszüge des Älteren aufgrund des Verhaltens des Kleineren wandelten, dass Lächeln von den Lippen des Größeren verschwand, doch noch bevor Die ein Wort sagen konnte, beschloss der 23-jährige sich einzumischen, da er das Gefühl hatte, es würde sonst ein erneuter Streit zwischen seinen Freunden entbrechen. „Wir haben uns das Kostüm hier angesehen Die, sieh mal, ist es nicht toll gearbeitet?“ Während der Schwarzhaarige sich darum kümmerte, den Älteren von dem Verhalten Shinyas abzulenken, war der Sänger an die Seite des Drummers getreten, berührte diesen leicht an der Schulter, bevor er ihn ansprach. „Geht es dir besser?“ Leicht erhob sich eine der fein geschwungen Augenbrauen des Langhaarigen, während er in dass Gesicht des Kleineren blickte. „Was meinst du?“ „Shin, wie lange kennen wir uns jetzt schon?...Wie dem auch sei, denkst du etwa, das ich nicht bemerkt habe, dass du dich unwohl fühlst, unter unseren vielen Fans?“ Kurz schien sich der Braunhaarige die Worte Kyo´s durch seinen Kopf gehen zu lassen, er wusste, dass der Blonde eigentlich Recht hatte und schenkte diesem, nach einem Moment, ein kleines Lächeln. „Entschuldige Kyo,...danke, es ist alles in Ordnung.“ „Die Kleine von vorhin, als sie dich umarmt hat... war ein schönes Gefühl, oder?“ Der Braunhaarige nickte nur, ehe sie in ihrem Gespräch unterbrochen wurden, sich Kaoru zu ihnen gesellte und auch der Bassist und Die ihre Unterhaltung einstellten, sich dem Leader zu wandten, als dieser zu sprechen begann. „Leute, wir sollten jetzt etwas essen gehen, sonst kommen wir in unserem Zeitplan durch einander. Es ist jetzt 13.45 Uhr und in 2 Stunden beginnt die Pressekonferenz. Ich schlage vor, dass wir in einem der Lokale hier in der Nähe Mittag essen gehen, hat einer von euch einen bestimmten Wunsch?“ Für einen Moment blickten ihn die restlichen Bandmitglieder etwas ratlos an, als sich Toshiya von der Seite des zweiten Gitarristen entfernte und zu dem Violetthaarigen trat, diesen mit Hundeaugen anblickend. „Italienisch, bitte. Das haben wir schon sooo lange nicht mehr gegessen. Das letzte Mal, als wir in Italien waren und unser Video zu ‚Akuro no Oka' gedreht haben.“ Kaoru konnte nicht anders als lächeln, als er den Jüngeren so vor sich stehen sah, welcher ihn so kindlich naiv ansah und schon die Unterlippe leicht hervor geschoben hatte, er an seinem Gegenüber vorbei zu den Anderen blickte, die ebenfalls lächelten und nur nickten, dem Bassisten seinen Willen nicht abschlagen konnten, wenn sich dieser so verhielt. „Also gut, dann Italienisch.“ Nach diesen Worten – sich durchaus bewusst über das strahlende Gesicht des Schwarzhaarigen - wand sich ihr Leader nochmals zu seinem Dolmetscher und dem Besitzer des Ladens, bedankte sich bei diesem, für die Organisation ihrer Autogrammstunde. Herr Smith führte ihre Band und Begleiter wieder zu dem Hinterausgang seines Geschäftes, wussten sie alle, dass sich die Fans noch immer vor dem Eingang des Ladens befinden würden, auch wenn die Jalousien runter gezogen waren, um den Eindruck zu erwecken, dass sie schon gegangen waren – so leicht ließen sich viele Leute nicht täuschen. An dem Ausgang angekommen, wünschte der dunkelhaarige Mann, den Mitgliedern von Dir en Grey noch viel Erfolg für ihr bevorstehendes Konzert und sagte ihnen, dass sie hier jederzeit willkommen waren, als sie das ‚Tainted Blue’ verließen und die Bodyguards und ihr Dolmetscher hinter ihnen folgten. Nicht lange dauerte es, bis sie ein typisch italienisches Lokal ausfindig machen konnten - hatten sie scheinbar die Restaurantmeile Englands entdeckt - und das Innere des Gebäudes betraten, wo sie sogleich von einem der Angestellten empfangen und an einen Tisch geleitet wurden. Nach längerem studieren der Speisekarte, da die Fünf nicht wirklich wussten, was sie nun essen sollten, hatte sich ein jeder von ihnen nach weiteren Minuten doch noch entschieden. Kaoru wählte Spaghetti a la Carabonara, Die entschloss sich für die Tagiatelle a la Arabiatta, Kyos Auswahlverfahren mit geschlossen Augen und einem Finger hatte Tortellini a la Bolognese ergeben, Toshiya nahm Farfalle a la Napoli und Shinya die Penne Rigate a la Frutti di mare, hauptsächlich, weil dieses Gericht Meeresfrüchte enthielt. Einige Zeit später, nach dem Essen und eine halbe Stunde bevor sie sich auf den Weg zu der Konferenz machen mussten, verließen sie das Restaurant wieder, miteinander absprechend, das sie ihre restliche freie Zeit noch mit privaten Dingen nutzen und sich danach wieder im Hotel treffen würden. Kaum dass sie sich geeinigt hatten, entfernte sich Shinya unbemerkt von ihnen, wartete nicht darauf, bis Kyo oder Toshiya auf die Idee kamen ihn begleiten zu wollen und bereitete sich innerlich auf sein bevorstehendes Treffen vor. Nur wenige Momente danach bemerkten die Anderen die Abwesenheit ihres Drummers und schließlich war es der Rothaarige der aussprach, was alle sich in ihrem Innern fragten. „Hey, wo ist denn Shin-chan so schnell hin?“ Kurz blickten sich die restlichen Bandmitglieder untereinander um, als Toshiya und Kyo nur mit den Schultern zuckten und Kaoru zu sprechen begann. „Wer weiß, er wird noch ein paar Besorgungen erledigen wollen, ehe wir weiter müssen und ich werde es ihm jetzt gleich tun. Kommst du Die?“ Der Rothaarige nickte nur und entfernte sich danach, zusammen mit seinem Geliebten, von den anderen Beiden. ~~~ Im wesentlichen war Shinya gar nicht so weit von seiner Gruppe oder der Umgebung des Hotels fort gegangen, tatsächlich war der Drummer in das nächstgelegene Geschäft geflohen, um aus dem Blickfeld der Anderen zu sein und nun ließ er seinen Blick über die silbernen Anhänger und Ketten der Vitrine wandern, hinter welcher er sich versteckte. Sein Leader und auch Die liefen nur einige Momente später an der großen Fensterfront vorbei, doch zu dem Glück des Braunhaarigen waren die beiden Geliebten in ein derart tiefes Gespräch vertieft, dass keiner von ihnen aufsah, was ihm ein kleines, erleichtertes Seufzen entlockte. Ein wenig fühlte sich Shinya ob seines Verhaltens schuldig, es lag nicht in seiner Art, so abweisend zu sein, sich ohne ein Wort von den restlichen Bandmitgliedern zu trennen, diese zu sorgen und ihnen doch nichts anderes als leere Beruhigungen zu geben, die mit der Zeit so fahl geworden waren, dass sie in seinen eigenen Ohren falsch klangen, wenn er sie aussprach. In seine Gedanken vertieft hatte Shinya gar nicht bemerkt, wie sich sein Blick auf ein zart geschlungenes Kreuz gerichtet hatte, erst die leisen Schritte und eine sachte Stimme ließen ihn sich seiner Umgebung wieder bewusst werden. „Can I help you?“ Ein wenig legte sich seine Stirn in Falten, als der Drummer die gesprochenen Worte zu verstehen suchte, er beherrschte die englische Sprache, entgegen aller Annahmen seiner Freunde und der Medien, dennoch erforderte es eine hohe Konzentration sie zu verstehen, vor allem wenn der, welcher sie nutzte, mit ihr groß geworden war. „Yes.. may I see this cross, please?“ Sein Akzent war in den langsam gesprochenen Worten deutlich zu verstehen, doch die junge Frau lächelte nur, öffnete die Vitrine und nahm behutsam jenes samtene Kissen heraus, auf welchen das filigran gearbeitete Schmuckstück lag. Der Langhaarige folgte der Blonden zum Tresen hinüber, wo er unter dem stärkeren Licht der Lampen einen oval geschliffenen Stein sehen konnte, dessen blass blaue Oberfläche mit einem sachten Glanz des Violett behaftet zu sein schien [1]. Irgendwie strahlte dieser Stein eine nicht zu greifende Ruhe auf ihn aus und noch bevor er dieses Gefühl richtig analysieren konnte, hatte der Braunhaarige schon seine Geldbörse in der Hand, nickte, als ihn die Verkäuferin fragte, ob er eine Kette zu dem Anhänger haben wollte. Sein Gegenüber wollte das Schmuckstück in ein dunkelblaues Kästchen legen, doch Shinya hob eine Hand, schüttelte sacht den Kopf, worauf hin ihn die blonde Frau ein weiteres Mal anlächelte, mit der Kette in den Händen um den Tresen herum trat und sie ihm anlegte, auch wenn er sich dafür ein Stück nach vorne beugen musste. „Thank you.“ Seine Worte waren mehr ein Wispern als alles andere, als der Drummer sich wieder aufrichtete, mit den Fingern über den Stein strich, während er seine Reflektion im Spiegel betrachtete, der sich hinter der Verkäuferin befand und Shinya vermochte ihr warmes Lächeln in ihrer Stimme zu hören. „You're welcome.“ Kühler Wind umfing den Langhaarigen, als dieser zurück auf die Straße trat, das Gesicht in der Wollstola verbarg und seine Schritte in Richtung des Hotels lenkte - Shinya würde seine 'Verabredung' in einem kleinen Cafe an der Straßenecke treffen, nicht, dass diese Aussicht den Drummer in wahre Jubelschreie stürzte, eher im Gegenteil, denn mit jedem weiteren Meter schien die Übelkeit in ihm anzusteigen, ballten sich seine Finger schon fast unbewusst zu Fäusten, bis er spürte, das seine Nägel die Haut brachen, da er nicht wieder in seine Handschuhe geschlüpft war. Einen Moment lang zögerte der junge Mann, bevor er die Tür zu dem Lokal öffnete, in das dämmrige Innere trat, sich einige Sekunden umblickte und danach in den hinteren Bereich zurück zog, dort einen versteckt liegenden Tisch wählte, an welchen sich der Braunhaarige so setzte, dass er mit dem Rücken zu der pastellfarbenen Wand platziert war und den Rest des Raumes in einem guten Überblick hatte. Seine Stola und den Mantel, welche der Braunäugige zuvor ausgezogen hatte, legte er neben sich auf die Sitzbank, dann faltete der junge Mann die Hände und lehnte sein Gesicht gegen diese, stützte sich mit den Ellenbogen auf dem Tisch, als er die Augen schloss und innerlich um Ruhe kämpfte. Shinya war der einzige Gast hier und ganz offensichtlich war der Wirt ein geruhsamer Mann, denn dieser polierte erst seine Gläser zu Ende, bevor er eine der ledernen Karten aufnahm, an den Tisch den Drummers trat, diesen mit einer heiseren Stimme ansprach, wie als hätte der bärtige Mann zu viel geraucht oder auch gebrüllt. „Good afternoon, Sir.“ Der Langhaarige nahm die Karte mit einem leichten Kopfnicken und einem, kleinen professionellen Lächeln entgegen, den Gruß des wuchtigen Mannes erwidernd, welcher sich hinter seinen Tresen zurück zog, dort wenig interessiert durch das Programm des TV zappte, bis er an einer Dokumentation hängen blieb. Gute fünf Minuten später öffnete sich die Tür zu dem Cafe ein weiteres Mal und obgleich Shinya nicht von seinem Milchkaffee aufblickte, so wusste er doch, dass der Fremde zu ihm wollte und nur wenige Sekunden später knarrte das Holz des gegenüberliegenden Stuhles unter einem Gewicht. Ein leichter Geruch nach einem teuren Aftershave und dem Qualm von Zigaretten umgab seinen Gegenüber, der eine Schachtel Marlboro und ein Feuerzeug auf den Tisch legte, eine Hand hob um den Mann hinter der Theke zu sich zu winken. „Ich bin hier wie von Ihnen gewünscht, Terachi-san. Sagen Sie mir nun, was vorgefallen ist?“ Ob der leichten Arroganz in der Stimme des Kurzhaarigen schoben sich seine Augenbrauen zusammen, doch antwortete der Drummer nicht, sondern öffnete schweigend seine Tasche, nahm den Brief aus dieser, welchen er am heutigen Morgen erhalten hatte und der nun in einer Schutzfolie lag, warf diesen ohne ein Wort auf den Tisch zwischen ihnen. ~~~~ Toshiya, hatte für einen Moment noch den beiden sich entfernenden Gitarristen nach gesehen, wand sich nun jedoch von diesen ab und stattdessen dem Sänger zu, der neben ihm stand. Doch bemerkte er, dass der Kleinere sich nicht mehr an der selben Stelle befand wie zuvor und blickte deshalb nun suchend um sich, bis er den Blonden wenige Meter vor sich entdeckte, der die Straße entlang in Richtung ihres Hotels ging. „Hey, Kyo, wo willst du denn hin?“ Der Kleinere blieb stehen und drehte sich um und dem Bassisten zu, der ihn fragend anblickte. „Wonach sieht es denn aus? Ich gehe zurück ins Hotel.“ „Hast du denn keine Lust mit mir, dem lieben netten Toshiya durch die Stadt zu streifen?“ „Nein.“ „Mou, aber warum denn nicht?“ „Weil ich mir jetzt lieber eine andere Beschäftigung suche, als mir sinnlos die Füße platt zu laufen.“ Um diese Aussage noch zu bekräftigen holte der Sänger seinen Gameboy aus einer seiner vielen Taschen und hob diesen demonstrativ in die Höhe, während der Schwarzhaarige wieder mal einen schmollenden Ausdruck auf seinem Gesicht trug. „Na toll, dann lasst mich halt alle allein. Pah, geh ich mich halt ohne euch amüsieren.“ Mit diesen Worten drehte sich der Größere von dem Älteren weg und trabte in die selbe Richtung, in die zuvor auch schon Die und Kaoru gegangen waren, davon. Kyo sah dem Jüngeren nach, zuckte kurz darauf nur mit seinen Schulten, ehe er selbst seinen Weg fort setzte, freute sich im Inneren schon diebisch auf einen der bequemen Hotelsessel, in welchem er es sich gemütlich machen und erst mal eine Runde zocken würde, wenn er sein Ziel erreicht hatte. Toshiya indes war vor einem der vielen Läden stehen geblieben, betrachtete die Kleidungsstücke die dort im Schaufenster ausgestellt wurden, war leicht beleidigt, dass die anderen einfach ohne ihn los gezogen waren, doch fasste er den Entschluss, sich davon nicht die gute Laune verderben zu lassen. Kurz blieb der Bassist noch vor dem Geschäft stehen, ehe er weiter ging, um seinen Schaufensterbummel fort zu setzen, ihm hatte nicht wirklich etwas von den Sachen gefallen, die er gesehen hatte. Während der Schwarzhaarige die Straße runter lief, blieb er hier und da immer mal wieder vor einigen Schaufenstern stehen, beschloss, vielleicht in einigen Tagen, sollte er die Zeit, in der Woche die sie noch hier verbrachten, dazu finden, in ein paar der Geschäfte zu gehen um zu shoppen. Bei den anderen Läden jedoch schüttelte Toshiya nur den Kopf, war sich sicher darüber diese nicht zu betreten, doch in Gedanken daran dem Sänger seiner Band davon zu erzählen, wusste er doch zu gut, wie sehr Kyo darauf bedacht war andere Leute mit seinem Aussehen zu schocken und da waren diese bizarren Läden genau richtig für den Blonden. Mit diesen Gedanken und für sich lächelnd ging der 23-Jährige weiter, bis er, nach kurzer Zeit, an einem kleinen Lokal vorbei kam, bei welchem sich im selben Moment die Tür öffnete. Die Person, die das Cafe verließ, schien es sehr eilig zu haben, denn der Bassist hatte keine Gelegenheit mehr auszuweichen, als diese mitten gegen seine Gestalt lief und er leicht zurück stolperte. Gerade als Toshiya denjenigen, der ihn angerempelt hatte, ansprechen wollte, erhob sich der Kopf der Person und der Schwarzhaarige erkannte seinen Gegenüber, welcher ihn leicht überrascht und auch entschuldigend anblickte. „Hey Shin, du bist heute aber stürmisch. Du hättest nur etwas sagen müssen, ich hätte dich auch so umarmt.“ „Tut mir leid Toshiya, ich habe dich nicht gesehen.“ „Schon in Ordnung, ist ja nichts passiert, aber warum hattest du es denn so eilig?“ „Ich wollte zurück ins Hotel, schließlich treffen wir uns dort gleich mit den anderen.“ Nach den Worten des Langhaarigen blickte der Ältere auf seine Uhr und stellte dabei fest, dass es gerade noch zehn Minuten waren, bis sie wieder im Hotel sein sollten. „Wow, die Zeit ist ja schnell vergangen, habe ich gar nicht bemerkt. Na dann, lass uns doch gemeinsam zurück gehen. Ok, Shin?“ Der Ältere bekam nicht mit, das der Kleinere leicht aufseufzte, sondern wartete bis dieser nickte und sie sich gemeinsam auf den Weg zurück machten. „Sag mal, warum bist du vorhin eigentlich so schnell abgehauen? Das war nicht sehr nett.“ Der 23-jährige bemerkte mit einem Seitenblick auf seinen Kollegen, wie sich dessen Gesichtszüge leicht wandelten, ein schuldbewusster Ausdruck die sanften Züge einnahm und noch bevor der Braunhaarige antworten konnte, er wollte dem Drummer kein schlechtes Gewissen machen, redete Toshiya gleich weiter. „Naja, ist ja auch egal. Du bist ja nicht der einzige der mich hier, in dieser großen fremden Stadt, einfach alleine gelassen hat. Kao und Die sind zusammen los gezogen und unser lieber Sänger, der hat es vorgezogen Gameboy zu spielen.“ Zufrieden stellte der Bassist fest, wie sich ein kleines Lächeln auf den Lippen des anderen Musikers bildete, als er abermals einen kurzen Blick auf diesen warf, während sie weiter gingen. Es dauerte nicht lange, bis sie wieder vor ihrem Treffpunkt zum stehen kamen, zeitgleich auch ihre beiden Gitarristen aus einer Seitenstraße schlenderten und sich zu ihnen gesellten. „Hey Totchi, du hast ja unser Bandkücken ausfindig gemacht.“ Der Rothaarige schenkte seinen beiden Freunden ein Grinsen, schlug dabei freundschaftlich auf die Schulter des Schwarzhaarigen, während dessen Kaoru nur den Kopf schüttelte, wusste er doch, dass Die seine Kommentare nicht für sich behalten konnte. „Erm, ja. Wir sind uns zufällig unterwegs begegnet.“ Ihrer beiden Gegenüber nickten nur auf die Worte ihres Bassisten, ehe der Leader ihrer Band zu sprechen begann. „Da wir ja dann alle zeitig hier sind, können wir uns auf den Weg zur Pressekonferenz machen. Jedoch würde mich interessieren, wo Kyo ist. War er denn nicht bei dir, Toshiya?“ Der Violetthaarige musste sich ein Lächeln verkneifen, als er sah wie der Bassist beleidigt seine Unterlippe leicht hervor schob und seinen treuherzigsten Blick aufsetzte, ehe dieser antwortete. „Der ist wahrscheinlich im Hotel. Er hat gesagt, dass er keine Lust hat sich die Füße platt zu laufen und ist zurück gegangen.“ Kaoru nickte nur, wollte sich schon gemeinsam mit seinem Geliebten zum Eingang begeben, um ihren Vocal zu holen, doch erledigte sich dieses vorhaben, als sich die Türen vor ihnen öffneten und ein ziemlich zerzauster Kyo, der so gar keinen freundlichen Eindruck erweckte, erschien. Der blonde Mann grüßte sie mit einem halb ernst gemeinten Knurren, das von 'Schön euch zu sehen', bis ‚'Lasst mich ja in Ruhe' alles hätte heißen können, wobei er sich streckte und durch das wirre Haar fuhr, ein eigentlich ziemlich sinnloser Versuch, es zu richten, die anderen Bandmitglieder senkten lediglich kurz den Kopf, sich in Bewegung setzend, als Kaoru mit der Hand in Richtung des kleinen Parkplatzes deutete. Tao, einer ihrer Betreuer, schloss die Tür des Tourbusses hinter ihnen, wartete, bis sie sich alle angeschnallt hatten, bevor er Jiyu das Zeichen zum losfahren gab. Toshiya welcher zwischen Shinya und Kyo saß, seufzte leise, blickte erst in die eine und dann in die andere Richtung, doch der Sänger erschien ihm nicht sehr kommunikativ zu sein... nicht das der junge Mann auf der linken Seite des Bassisten redseliger gewesen wäre, Shinya hatte seinen Kopf gegen die Scheibe gelehnt, den Blick auf die vorüber ziehende Landschaft gerichtet, auch wenn es dem Schwarzhaarigen so vorkam, als würde der Andere diese gar nicht sehen. Sich die lockeren Strähnen aus dem Gesicht streichend, seufzte der Musiker ein weiteres Mal, denn auch sein Leader und dessen Geliebter schienen nicht bereit, sich mit ihm zu unterhalten, da sie über einen Hefter Noten brüteten, den Kaoru von irgendeinem, ihm unbekannten, Ort hervor gezaubert hatte und auch wenn Toshiya ihre Musik mit seiner ganzen Seele liebte, die technischen Fragen der viertel und halben Noten waren ihm für den Moment zu trocken. „Hier.“ Das leise, weich gesprochene Wort überraschte den Bassisten, als er den Kopf auf die Seite neigte und zu Shinya herüber blickte, dessen braune Augen ruhig auf ihm lagen, dann fiel der Blick Toshiyas auf das Buch, welches der Braunhaarige ihm entgegen hielt. Die Lippen des Älteren erhoben sich in einem dankendem Lächeln, derweil er behutsam das Buch nahm, mit den Fingern über das makellose Cover glitt. „Danke, du bist ein wahrer Lebensretter.“ Auf die Züge des Drummers legte sich ein flüchtiges Lächeln, dann wand sich der Größere von ihm ab und schlug das Buch auf, konzentrierte sich auf das Geschriebene, während dessen sich der Blick des Langhaarigen zurück auf die Straße richtete. Shinya suchte nicht an sein Gespräch in dem Café zurück zu denken, doch immer wieder begannen seine Überlegungen um genau dieses Thema zu kreisen, schürte sich erneut seine Wut, die der Musiker in so enge Ketten gelegt hatte. Wie konnte man ihm nur mit einer solch kühlen Arroganz gegenüber sitzen und sagen, dass er sich keine Gedanken machen sollte? Das man sich schon um alles kümmern würde? Shinya konnte beim besten Willen nicht einen Fortschritt erkennen, etwas, das mehr und mehr seinen Unmut entfachte. Die Lider zufallen lassend, atmete der Braunhaarige tief durch, suchend den Brocken zu lösen, der sich in seinen Lungen gebildet zu haben schien und der ihm die Luft zum Atmen nahm, seine innere Anspannung verursachte einen dauernden Kopfschmerz in seinen Schläfen, der nicht gerade dazu beitrug, dass der junge Mann weniger gereizt war. „Shinya-san, bist du okay?“ Im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, behagte dem jungen Mann nicht, so wie in diesen Sekunden geschah, in denen sich alle Blicke auf seine Gestalt richteten, nachdem Tao gesprochen hatte, die Brauen in Sorge leicht zusammen geschoben und halb in dem Sitz herum gedreht, um den Braunhaarigen besser sehen zu können. „Ich bin in Ordnung.“ „Sicher? Du bist ein wenig blass.“ Der Drummer nickte in Richtung des Violetthaarigen, der den Hefter auf den Schoss des zweiten Gitarristen hatte fallen lassen, um sich ebenfalls zu dem Jüngerem herum drehen zu können. „Ja, ich habe nur einen Moment lang keine Luft bekommen.“ „Nicht, dass du dir etwas eingefangen hast.“ Eine warme Hand legte sich gegen seine Wange und dann auf seine Stirn und obgleich Shinya der Berührung ausweichen wollte, erduldetet er sie, dabei die dunklen Augen des Bassisten treffend, der das Buch zugeschlagen auf den Knien balancierte. „Das glaube ich nicht, es war vielleicht so was wie eine kleine Panikattacke... du weißt, dass ich nicht gerne hier drinnen bin.“ Toshiya summte in Erwiderung, doch die Sorge ließ sich nur schwer von den Gesichtern der ihn anblickenden Personen vertreiben, erst als der Langhaarige noch weitere zwei Male bestätigt hatte, das es ihm wirklich gut ging, schien man ihm zu glauben. Ein leises Seufzen entfloh den Lippen des Drummers, als sich dieser in seinem Sitz zurück sinken ließ, sich des noch immer auf ihm liegenden Blickes bewusst, welcher ihm von dem Sänger geschickt wurde und welcher dem zierlichen Mann ohne jegliche Worte klar machte, dass er wohl ein Gespräch mit dem Blonden haben würde, sobald sie einen Moment Ruhe fanden und auch wenn sich in dem Unterleib des Jüngsten ein fester Knoten der Schuldgefühle bildete, so würde er seinen Freund doch belügen müssen. Es tat Shinya weh... und gab ihm die Empfindung nicht nur die Band sondern insbesondere Kyo zu betrügen, doch er sah schlicht keinen anderen Weg. ~~~~ Es waren etwas mehr als 30 Minuten später und dennoch in ihrem Zeitplan, als sie den Ort, an welchem ihre Pressekonferenz stattfindet, erreicht hatten. Eigentlich hätten sie schon etwas früher dort sein sollen, war ihr Hotel, nach Aussagen des Management ca. 13 Kilometer von dem Britannia International Hotel entfernt, doch durch den Verkehr und auch den kurzen Orientierungsverlust ihres Fahrers – es hatte Riku beinahe einen ‚Nervenzusammenbruch’ gekostet, als sich Jiyu verfahren hatte – war ihre Ankunft leicht verzögert worden. Gleich darauf, verfiel der Älteste ihrer Band, wieder wie gewohnt in seine Leaderrolle und trieb seine Schäfchen aus dem Gefährt, ehe sie sich gemeinsam mit ihren Dolmetschern auf den Weg zum Eingang des riesigen Glaspalastes begaben, während ihr Fahrer den Bus auf dem Hotelparkplatz abstellte und dort auf sie warten würde. Die Türen des Hotels wurden von einem der Hotelpagen geöffnet, so dass sich die Band mit ihren Begleitern nur wenige Sekunden später im Vorraum des Gebäudes wieder fand. Suchend blickten sich die einzelnen Mitglieder für einem Moment um, wussten sie nicht wirklich genau, wo die Konferenz statt finden würde, als sie die Rezeption entdeckten, auf welche Yutaka zu lief und ihnen sagte, dass er nachfragen würde. Während sich ihr Dolmetscher mit der Dame an der Information unterhielt, betrachtete Toshiya sich ihre Umgebung etwas genauer, ihm gefielen die verzierten Wände sehr, waren die künstlerischen Werke doch mit viel Stil gearbeitet, während sich Kaoru mit Die unterhielt, Kyo sich ebenfalls etwas umblickte und Shinya leicht abseits von seinen Freunden an einer Wand lehnte. Die Aufmerksamkeit der Band legte sich auf den Älteren, als dieser wieder zu ihnen trat und ihnen in knappen Worten erklärte, dass es hier eine Konferenzetage gab, welche sich in dem 15. Stockwerk des Hotels befand, auch erfuhren sie, dass die Leute der Presse sie schon in einem der 19 Räume erwarten würde und sie diesen nicht verfehlen konnten, da es der letzte auf der rechten Seite war. „Also ihr habt es alle gehört, dann mal ab zum Interview.“ „Nur mit der Ruhe oh Leader-sama, wir werden schon rechtzeitig kommen.“ „Wenn du hier weiter nur rum stehst, bezweifle ich das.“ Scheinbar wollte der Rothaarige darauf noch etwas erwidern, doch wendete sich Kaoru nach seinen Worten ab von Die. Dieser hatte aufgrund, ignoriert worden zu sein, die Unterlippe leicht hervorgeschoben, entlockte dem Rest der Band ein kleines Lächeln, da der Gittarist einfach keine Chance hatte gegen ihren Leader, selbst wenn er noch so sehr schmollte, ehe sie dem Violetthaarigen zu den Aufzügen folgten, um die Presse nicht noch länger warten zu lassen. Ein Seufzen löste sich von den Lippen des Bezopften, als er auf seine Uhr blickte und fest stellte, dass er sich das Ganze noch weitere 20 Minuten über sich ergehen lassen musste, ehe die Konferenz beendet sein würde. Der Bassist fühlte sich unwohl und nervös, blinzelte nur immer wieder mal kurz in die Menge der Reporter und Fotografen mit ihren blitzenden Kameras, hielt seine Augen jedoch hauptsächlich auf den Boden gerichtet, war diese ganze Angelegenheit doch so trocken und der Schwarzhaarige war froh, dass sich die meisten Fragen an ihren Leader richteten. Toshiya beachtete kaum dieses ständige Fragen und Antwortspiel, zwischen der Presse, ihren Dolmetschern und den Mitgliedern seiner Band, hörte nur immer wieder mal zu, wie auch jetzt, als die Journalisten das übliche wissen wollten. „Habt ihr große Hoffnungen auf einen Aufstieg für eure Band, durch den Auftritt hier in London?“ Es dauerte immer einige Zeit bis Riku die Worte vom Englischen ins Japanische übersetzte, um ihnen allen verständlich zu machen was der Journalist von ihnen wissen wollte, auch wenn er, sowie auch Die, die Worte der Presse durchaus verstanden hatten doch mischten sich die beiden grundsätzlich nicht ein in diese steifen Gespräche. „Sicherlich hoffen wir als Band auch einen Erfolg in England zu erreichen, dennoch schrauben wir diese nicht allzu hoch und warten ab, wie unser Konzert hier verlaufen wird.“ Kaum das ihr Dolmetscher die Worte Kaorus an den Mann mit der Brille weiter gegeben hatte, wurden schon die nächsten Fragen gestellt. „Wird es dieses Jahr ein neues Album geben?“ „Wir planen ein neues Album zu veröffentlichen, doch werden wir dies erst in Arbeit nehmen, wenn wir wieder in Japan sind.“ Der Bassist lächelte leicht, als er zu dem Sänger blickte, welcher sehr gelangweilt erschien und die Augen mehr auf die Seite gerichtet hatte, als in die blitzende Meute vor ihnen. Sein Blick wanderte für einen Moment zu dem Drummer, welcher neben ihm saß, nicht eine Gefühlsregung war in dem Gesicht zu erkennen, doch ahnte der Schwarzhaarige, dass es seinem Freund ähnlich ergehen musste wie im selbst, wenn nicht vielleicht etwas schlimmer, war Shinya einfach ein zurück gezogener Mensch, der nicht gerne redete und vielen Menschenmassen aus dem Weg ging. „Gefällt euch London bisher?“ „Was wir von der Stadt gesehen haben, hat uns sehr gut gefallen.“ „Wird es weitere Konzerte auch in anderen Ländern geben?“ „Auch das können wir im Moment nicht genau sagen. Natürlich möchten wir gerne auch in anderen Ländern Konzerte geben, aber das wird sich erst mit der Zeit entscheiden.“ So ging das ganze noch eine Weile weiter, zwischendurch antwortete auch mal Die für seinen Geliebten, doch Shinya, Toshiya und Kyo saßen mehr oder weniger stumm mit den beiden Anderen auf ihren Stühlen. Etwas später hörte Toshiya die erlösenden Worte Yutakas, der den Journalisten mitteilte, dass die Konferenz nun beendet würde, da sich ihre Band noch anderen Dingen widmen mussten und kaum hatte ihr Dolmetscher geendet, erhoben sich die fünf Freunde von ihren Plätzen, blieben noch für einen Moment stehen, ergaben sich den blitzenden Kameras, ehe sie sich verbeugten und den Raum wieder verließen um wieder mit dem Aufzug nach unten zu fahren. „Man die wollten heute aber mal wieder viel wissen, nicht oh Leader-sama?“ Der Violetthaarige nickte nur auf die Worte seines Geliebten, während sie warteten, bis sie wieder in der Vorhalle angekommen waren. „Hey Kao, wie viel Zeit bleibt uns noch, bis wir weiter müssen?“ Fragend blickte der Schwarzhaarige den Kleineren vor sich an. „Wir haben noch etwa zehn Minuten, warum?“ „Ah, na dann hab ich ja noch genügend Zeit um mal wohin zu gehen, oder? Außerdem will ich mir dass Hotel noch ein bisschen ansehen, es gefällt mir hier.“ Es war klar, dass Toshiya wieder seinen Bambiblick aufsetzen würde um den Älteren von seinen Plänen zu überzeugen und wie immer schien es zu wirken, nickte dieser nur, ehe er mit Die dem Größeren folgte, bemerkte dabei jedoch, dass Kyo und Shinya sich nicht zu ihnen gesellten. „Kommt ihr zwei nicht mit?“ „Nein, wir warten hier auf euch.“ Die Worte des blonden Vocals waren mit einer scharfen Bestimmtheit behaftet und sie trafen Shinya beinahe wie eine Ohrfeige, der Drummer vermochte zwar mit Zorn, Ungeduld, Ignoranz, Vorwürfen... all diesen so verletzenden Empfindungen um zugehen, doch nicht wenn eine von ihnen von dem Kleineren gegen ihn selbst gerichtet wurde. Der Braunhaarige liebte den Sänger ihrer Band auf eine ungewöhnliche, doch intensive Weise, beinahe schon wie einen Bruder und das Gefühl den Älteren in irgend einer Art zu enttäuschen, zerbrach ihn innerhalb eines Herzschlages und ohne sich dessen wirklich bewusst zu werden, ballte sich seine rechte Hand zu einer Faust. Kyo, welcher den anderen Mitgliedern nachgesehen hatte, drehte sich nun zu dem Größeren herum, deutete mit einer Geste, dass er sich auf einen der beiden Sessel nieder lassen sollte, die ein wenig abseits von ihnen beiden standen und von den restlichen Blicken der Anwesenden des Hotels relativ abgeschnitten war. Shinya nickte leicht, folgte der stummen Aufforderung, indem er sich mit angespannten Schultern und einem durchgebogenen Rücken setze, seine Hände dabei ineinander verflocht, derweil der Blonde die Beine übereinander schlug, sich auf der Armlehne stützte, dann beugte sich der Kleinere zu seinem Freund hinüber. „Ich weiß nicht, was mit dir los ist, doch ich mache mir Sorgen um dich.“ Der Braunhaarige öffnete seine Lippen, wollte den Sänger unterbrechen, doch hob dieser nur eine warnende Hand, die Brauen leicht zusammen geschoben. „Ich möchte auch nicht hören, dass du in Ordnung bist.“ Für einige Sekunden traf sich ihr Blick, sprachen sie miteinander ohne wirkliche Worte zu benutzen, bis der Kurzhaarige schließlich leicht den Kopf schüttelte, seine Hand mit der Handfläche nach oben ausstreckte. „Shin... warum kannst du mir nicht einfach sagen, was mit dir nicht stimmt?“ Mit einen lautlosen Seufzen schloss der Jüngere seine Augen, legte seine Finger in die des anderen Musikers, wo sie von Kyo behutsam gedrückt wurden, wie in einer Ermutigung, sich zu offenbaren und auch wenn es den Langhaarigen bis zu einem Punkt schmerzte, dass ihm schlecht wurde, so würde er doch schweigen. „Ich kann es dir nicht sagen.“ „Warum nicht? Wovor fürchtest du dich?“ „Ich fürchte mich nicht.“ Shinya hatte seine Augen wieder geöffnet, traf den Blick der dunklen Tiefen des Sängers, der seinen Griff auf seine Finger ein wenig verstärkte, wie als würde er so verhindern wollen, dass der Drummer vor ihm floh, sacht mit seinem Freund sprechend. „Doch, das tust du. In all den Jahren, die ich dich nun kenne, gab es nichts, dass dich so ängstigt wie das, über was du so beharrlich schweigst.“ Ein Klumpen mit der mentalen Größe von Kyoto schien sich in den Hals des Langhaarigen fest zu setzen und für einige donnernde Herzschläge starrte er seinen Freund einfach nur an, fast furchtsam zu blinzeln, auch wenn er wusste, dass seine Augen trocken waren. Kyo erwiderte den Blick unverwandt, schwieg, derweil er beobachtete wie Shinya einen für ihn unsichtbaren Kampf austrug und das, was auch immer den Größeren bedrängte, in Ketten zu legen schien, denn als der Drummer erneut sprach, waren sowohl seine Stimme als auch die dunklen Tiefen von einem hitzigen Funken des Starrsinns erfüllt. „Ich danke dir wirklich für deine Nähe, Kyo, doch wem ich mich anvertrauen möchte, wenn ich Probleme habe und ob mir diese über den Kopf wachsen ist meine persönliche Entscheidung.“ Dieses Mal war es der Braunhaarige der eine Hand hob, um die sich formenden Worte des Vocal zu stoppen. „Ich weiß, dass ihr euch sorgt und auch dafür bin ich euch dankbar, doch ich akzeptiere nicht, dass meine Autorität als Person untergraben wird.“ „Du gibst also zu, dass es da etwas gibt, was du uns nicht sagen willst?“ Diese Falle hatte er nicht gesehen und natürlich war der Größere in all seiner Glorie in sie hinein gelaufen, doch er würde dem Blonden nicht nachgeben, auch wenn ihn dieser wesentlich geschickterer aus der Reserve zu locken vermochte, als Shinya das eigentlich wollte. „Ja, das tue ich, doch ich werde es auch alleine schaffen.“ „Wieso?“ „Es ist privat.“ „Shin, so etwas wie Privatsphäre gibt es unter uns kaum mehr. Sage es wenigstens mir, wenn du schon nicht willst, dass es die Band erfährt. Ich bin dein Freund.“ Mit einem kurzen Ruck entzog der Größere dem Älteren seine Finger, ließ sie auf der Armlehne ruhen, als er sich nun seinerseits ein wenig nach vorne beugte. „Das ist nicht fair von dir.“ „Ich weiß.“ Mit einem leisen Seufzen erhob sich der Kurzhaarige, überbrückte den wenigen Abstand zu dem Jüngeren, legte Shinya seine Arme um den Hals, zog den Größeren an sich, so dass dieser mit dem Kopf gegen den Bauch des Sängers ruhte. „Es tut mir leid.“ Der Bezopfte nickte auf die leise gesprochenen Worte, als Kyo einen flüchtigen Kuss auf den Scheitel des Drummers hauchte. „Du wirst zu mir kommen, wenn es doch zuviel wird, oder?“ „Ja.“ „Versprichst du es mir?“ Der Jüngere löste sich ein Stück weit, blickte zu dem Vocal hinauf, dann schüttelte der Braunhaarige leicht seinen Kopf. „Du weißt, dass ich das nicht kann.“ Für einen Moment blitzte ein Funken des Schmerzes in den dunklen Tiefen des Blonden auf, doch dieser wurde einige Sekunden später wieder verbannt, als Kyo leicht nickte. „In Ordnung.“ Sich vollständig lösend trat der Musiker ein Stück weit von dem Sessel fort, gab seinem Freund so die Möglichkeit sich zu erheben und noch bevor Kyo wieder in den einsehbaren Teil der Halle zurück kehren konnte, berührte ihn der Drummer leicht an der Schulter. „Ich werde es versuchen.“ „Mehr verlange ich gar nicht von dir.“ Mit einem schmalen Grinsen auf das halb ernst gemeinte Schnauben des Bezopften, setzte sich der Sänger in Bewegung, Toshiya zu nickend, der seinen Arm in die Höhe gehoben hatte, als der Bassist sie erspäht hatte, Kaoru und Die zu rufend, dass die ‚Verschollenen’ wieder aufgetaucht waren. ~~~~ Nachdem die Band nun wieder vereint war, verließen sie das Hotel und kaum das sich die Glastüren des Gebäudes geschlossen hatten, zündeten sich die Raucher unter ihnen eine Zigarette an, während sie zu dem Parkplatz schlenderten – Shinya folgte seinen Freunden in einem gewissen Abstand, da er nicht unbedingt noch passiv mit diesen rauchen wollte. Auf dem Abstellplatz angekommen suchten sie nach ihrem Tourbus, welchen Die wenig später, weiter hinten geparkt entdeckte und zielstrebig darauf zu ging, während die anderen ihm folgten. An dem Gefährt angekommen, schien ihr Fahrer sie nicht zu bemerken, hatte dieser sich in seinem Sitz zurückgelehnt und Kopfhörer zierten dessen Ohren. Die Musik war so laut geschaltet, das die Fünf sowie ihre Dolmetscher und Tao hören konnten, dass es ihre Lieder waren die Jiyu sich anhörte und so vertieft war, dass er scheinbar nichts, was um ihn herum geschah, mehr wahr nahm. Ein Lächeln legte sich auf die Lippen der einzelnen Bandmitglieder, denn es war immer ein schönes Gefühl, wenn andere ihre Songs, welche sie mit Leib und Seele produzierten, hörten, besonders wenn es Mitglieder ihrer Crew waren, denn diese sollten doch eigentlich schon genug von ihrer Musik haben. Es war Kaoru der sich auf die Seite der Fahrertür begab, durch das geöffnete Fenster griff, den Blonden an der Schulter schüttelte und diesen darauf aufmerksam machte, dass sie zurück waren. Die, Kyo und Toshiya konnten ein Lachen nicht verhindern, als Jiyu plötzlich wie von einer Tarantel gestochen auffuhr und wenig später sehr verwirrt in die Augen ihres Leaders blickte, ehe er sich von seinem leichten Schrecken erholte, den kleinen Diskman ausschaltete und den Worten des Violetthaarigen lauschte, als dieser mit ihm sprach. Während die anderen ihre Zigaretten weiter rauchten, begab sich ihr Drummer in den Tourbus, nachdem Tao die Schiebetür geöffnet hatte und setzte sich auf die linke Seite, neben dass Fenster und blickte aus diesem hinaus, war er in Gedanken bei dem Gespräch mit Kyo. Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf die anderen Bandmitglieder, die aufgeraucht hatten und nun ebenfalls einstiegen. Dabei bemerkte Shinya, wie sich Toshiya, der sich als erster zu ihm gesellt hatte, hinter ihn setzte, daneben Die, dann Kyo und innerlich war er ganz froh darüber dass es nicht der Rothaarige war, der sich direkt hinter ihm befand, hätte dieser ihn doch wahrscheinlich wieder nur geärgert, wobei er sich eingestehen musste, dass sich der Gitarrist zur Zeit sehr zurück hielt, was den Drummer doch etwas überraschte. Vielleicht hatte Kaoru, welcher sich in diesem Moment mit Tao neben den Langhaarigen setzte, etwas damit zu tun, das sein Geliebter sich so ruhig verhielt, allerdings dachte er nicht weiter darüber nach, als sich dass Fahrzeug in Bewegung setzte. Die Fahrt zu dem Gebäude der Zeitschrift 'Arachnathea' verlief relativ ruhig, waren sie alle etwas erschöpft von dem bisherigen Tag und ein jeder von ihnen in die eigenen Gedanken vertieft. Der Bassist blickte leicht verträumt aus dem Fenster neben sich, beobachtete die vielen Autos die den selben Weg fuhren wie auch sie, während andere wieder rum in irgendwelchen Seitenstraßen abbogen, als er plötzlich von dem Rothaarigen leicht in seine Rippen gestoßen wurde, er seine Augen von dem ihm dargebotenen Bild abwendete und statt dessen zu dem zweiten Gitarristen blickte, welcher mit einem breiten Grinsen auf den Vocal ihrer Band deutete. Kyo saß in sich zusammengesunken neben Die auf seinem Sitz und hämmerte wie verrückt auf die Tasten seines Handys ein, da das kleine Gerät scheinbar nicht so wollte wie er, doch noch ehe Toshiya etwas zu dem niedlichen Anblick sagen konnte, wurde die Stille durch einen lauten Knall unterbrochen, spürte der Bassist nur noch, wie er schmerzhaft mit der Schulter gegen die Seite des Fahrzeuges knallte, sich Sekunden später ihr Bus drehte und ihm kurz schwarz vor Augen wurde. Als der Schwarzhaarige seine Lider wieder öffnete, erkannte er, dass sich der Bus nicht weiter bewegte und sie scheinbar angehalten hatten. Toshiya wusste noch nicht wirklich, was eigentlich geschehen war , blinzelte einige Male, ehe sich die braunen Augen suchend um blickten. Der Bezopfte spürte einen stechenden Schmerz in seiner Schulter als er seinen linken Arm bewegte, bevor sich seine Aufmerksamkeit auf die restlichen Mitglieder seiner Band richtete. Der Leader und ihr Drummer setzten sich in jenem Moment etwas auf, schienen ebenso verwirrt wie auch er selbst, während sich Die, neben ihm noch immer ganz ruhig verhielt nur die Atmung des Älteren, verriet wie es in seinem Innern aus zu sehen schien, auch bemerkte der Bassist die leichten Schnittwunden, die den rechten Arm seines Sitznachbars zierten, wurde sich erst jetzt bewusst, dass die Scheibe neben ihm in tausend Teile zerbrochen war und er selbst einige der Scherben und Splitter abbekommen hatte. Ein lautes Fluchen, dass von Seiten ihres Vocal kam, ließ den Schwarzhaarigen leicht zusammen zucken, konnte er sehen, dass auch Kyo einige Schnittwunden abbekommen hatte, als er zu diesem blickte. „Verdammte Scheiße, was war denn das jetzt?“ „E...entschuldigt bitte i...ich weiß es nicht. Irgendetwas hat uns in die Seite gerammt und ich habe die Kontrolle über den Wagen verloren.“ Als sich Toshiya den Worten ihres Fahrers bewusst wurde, konnte er nicht verhindern, dass ein Zittern seinen Körper erfasste, er versuchte ruhig zu bleiben, was ihm auf Grund des leichten Schocks nicht unbedingt leicht viel. „Beruhigt euch. Scheinbar hat etwas unseren Bus gerammt, kein Grund zur Panik. Geht es euch sonst gut?“ Es waren nur Shinya und Kyo die auf die Worte ihres Leaders reagierten, dem Älteren mit einem Nicken bestätigten, dass mit ihnen scheinbar alles in Ordnung war. „Die, Totchi?“ Die beiden Angesprochenen reagierten nicht und es war offensichtlich für Kaoru, dass sich der Rothaarige und der Bassist in einem Zustand des Schocks befanden, weswegen er sich abschnallte und auf stand. Sich zwischen den Sitzen durchschiebend, begab sich der Violetthaarige an die Seite seines Geliebten, ging vor diesem auf die Knie und sprach ihn sanft an, brachte Die nach gewisser Zeit dazu sich zu erheben, gleichzeitig Kyo darum bittend, dass er sich um Toshiya kümmern sollte. ~~~~~ Shinya hatte zwar mitbekommen, dass man sich um ihn herum bewegt, dass Kaoru mit ihnen geredet hatte, doch das er seinen Leader verstanden, noch dazu hatte antworten können, war dem Braunhaarigen selber unbegreiflich, denn außer dem dumpfen Pochen in seinen Ohren schien er vollkommen taub zu sein. Er war verängstigt, denn sein sonst so kontrollierter Sinn für die Realität war ihm verloren gegangen, der Drummer fühlte sich, als hätte man ihn in eine Situation gestoßen, die der Langhaarige eigentlich klar hätte erkennen müssen, doch irgendwie konnte er keine Richtung finden, in die er einen ersten Schritt tun sollte. Seine Blicke folgten ihrem Leader, der sich nach hinten kämpfte, danach spürte der junge Mann eine Berührung an seiner Schulter, erst zaghaft, dann mit etwas mehr Druck. „Shinya-san, bist du verletzt?“ Einen Moment brauchte der Langhaarige um die Worte von den Lippen seines Gegenübers ablesen zu können, sie zu verstehen, dann schüttelte der Musiker einmal, scharf, seinen Kopf, ignorierte den Schmerz, der hinter seinen Schläfen aufflammte, bevor er sich abschnallte und das zurück schnappen des Gurtes in die Halterung, die Mauer der Stille ein zu reißen schien, die sich um dem Jüngsten errichtet hatte. Für einen langen Moment schloss der Braunäugige seine Lider, die Hände zu Fäusten geballt an seine Oberschenkel pressend, da er sie sonst zu seinen Ohren erhoben hätte, um der Lautstärke Einhalt zu gebieten, die auf ihn einstürzte, statt dessen erduldete er die undefinierbaren Laute, die verzehrten Stimmen, bis er eine von ihnen klar ausmachen konnte. „Totchi... kannst du mich hören? Komm, ich bringe dich an die frische Luft.“ Kyo... es war der Sänger, den er da sprechen hörte und irgendwie schien sein Geist das Wort 'Luft' mit dem Drang gleich zu setzen, den Van zu verlassen, denn dieser war dem Bezopften mit einem Mal viel zu beengt, raubte ihm den Raum zum Atmen. Tao hatte offensichtlich die gleichen Gedanken gehabt, doch schon nach einigen Sekunden des Rüttelns an dem Türgriff wurde klar, dass sich diese nicht rührte und mit einem sachten Drängen schob er sich an dem anderen Mann vorbei, lehnte sich mit einem Knie gegen den vor ihm befindlichen Sitz, um mehr Druck hinter dem Zug seiner Hände aufbauen zu können, mit welchen er den Griff umschloss, kurz und ruckartig an diesem zog. Das verbogene Chrom knarrte bockig unter seiner Krafteinwirkung und so schoben sich seine Augen zu zwei wütenden Schlitzen zusammen, als er seine Gewicht verlagerte, die Gewalt hinter dem, was er tat noch verstärkte. Dann, mit einer plötzlichen Leichtigkeit, gab das Schloss knackend nach und die Tür öffnete sich mit einem schabenden Geräusch, bis die Stopper diese aufhielten, der Tourbus leicht erzitterte. Shinya bewegte sich ungeachtet der Empfindung, als wenn winzige Nadeln auf seiner Haut liegen würden ihn in den Nacken und die Schultern stachen, als sich der Braunhaarige an dem Rahmen des Buses stütze und nach draußen kletterte. Kaum das der Drummer einen Fuß auf den weichen Boden des Rasens, auf welchen es den Van geschleudert hatte, absetzte, brach dieser unter seinem Gewicht schlicht weg ein, knickte um, doch außer dem leisen Laut, der seinen Lippen entfloh, ignorierte Shinya auch das, verließ das Fahrzeug vollständig, auch wenn ein jeder Schritt einen sengenden Schmerz zur Folge hatte. In der kalten Winterluft begann der Langhaarige augenblicklich zu frieren, doch noch bevor er die Arme um sich selber legen konnte, war einer ihrer Bodyguards an der Seite des Drummers, stützte dieses behutsam unter dem Ellenbogen. „Ist alles in Ordnung?“ Wieder nickte der Braunhaarige nur, setzte sich über den Schwindel hinweg, der ihn erfasst hatte, als er die grünen Augen seines Gegenübers suchte. „Was ist mit den Anderen?“ Für einen Moment blickte Sasha über die Schulter des Kleineren hinweg in Richtung ihres Busses, dann schenkte ihm der langhaarige Mann ein schmales Lächeln. „Sie sind okay, Hiro und Galesh kümmern sich um sie.“ „Tao und Jiyu?“ Während der Drummer gefragt hatte, war er zu einer der nahe gelegenen, wenn auch schräg stehenden Parkbank geführt worden, wo ihn der Bodyguard mit sachten Druck auf die Schultern dazu bewegte sich zu setzen, dem Braunäugigen der schwere Mantel des Anderen um die Schultern gelegt wurde. „Sie rauchen schon wieder, also ist ihnen nichts passiert, Yutaka und Riku sind auch dort.“ Der Kleinere nickte leicht, schmiegte sich enger in den Stoff, um dem Beben entgegen zu treten, dass seinen gesamten Leib erfasst zu haben schien und für einige Sekunden drückte Sasha noch einmal seinen Oberarm. „Warte hier, okay? Ich werde die Polizei rufen, wenn das nicht schon jemand getan hat und nachsehen, ob es Verletzte gegeben hat, die Hilfe brauchen... ist ein ziemliches Chaos hier.“ Shinya beobachtete, wie sich der breitschultrige Mann von ihm entfernte, man seine Freunde zu ihm brachte, da 'seine' Bank ein wenig außerhalb der ganzen Hektik lag, die sich über die Kreuzung ausgebreitet hatte, der Braunhaarige blinzelte einige Male, um die Schlieren zu vertreiben, die in seinem Sichtfeld umher schwebten. Tief in ihm begann sich etwas zu lösen, beinahe einem Knoten gleich, der unter zu hoher Spannung gestanden und nun zerrissen war, die Stimme eines kleinen Kindes, das zu Wimmern begann, als der Drummer starr auf ihren Van blickte, sich in keinster Weise mehr zu regen schien, bis die gewisperte Frage in seinem Geist endlich so laut geworden war, dass er sie verstehen konnte. Was, um Gottes Willen war nur passiert? Ende Part III - Accident [1] Coelestin Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)