Was ist das für ein Gefühl? von Aziraphale (Genzo x Schneider) ================================================================================ Kapitel 7: So fern... und doch so nah ------------------------------------- (Anmerkung: Schneider ist seit ca. zwei Wochen weg "Verdammt, seit ich dich kenne hab ich echt keinen ruhigen Schlaf mehr!" Schon seit Stunden wälzte Genzo sich hin und her. Jede Nacht der gleiche Traum... Na ja, es war wohl eher ein Alptraum... Jede Nacht... das ist auf die Dauer extrem anstrengend. "...und alles nur wegen dir!" Sein Blick fiel auf das Bild von Schneider über seinem Bett. Jetzt, wo es draußen dunkel war, wirkte es grau, doch es war ihm, als könne er das Blau seiner Augen sehen. Er erinnerte sich so gut an dieses Blau... Er schlug mit der Faust in sein Kissen. Jede Nacht suchte ihn der selbe Alptraum heim: Um ihn herum war es dunkel... pechschwarz... Dann erschien vor ihm ein Licht... ein helles, sanftes Licht... er sah das lächelnde Gesicht seines besten Freundes... diese strahlend blauen Augen ... Doch kaum wollte er auf ihn zugehen, drehte der Blonde sich um und ging... ... ging einfach weg... ohne ein Wort... ohne eine Erklärung... ohne sich umzusehen... einfach weg... Genzo wollte etwas rufen um ihn aufzuhalten, doch kein Wort kam aus seinem Mund ... Er wollte zu ihm rennen, ihn festhalten, doch er erreichte ihn nicht ... Er ging einfach weiter... bis er irgendwann ganz verschwunden war ... ... und das jede Nacht! Tagsüber war er meist zu abgelenkt um darüber nachdenken zu können, doch wenn es zu dämmern begann und der Tag der Nacht wich, überkam ihn eine Einsamkeit, wie er sie noch ne zuvor gespürt hatte. Es brach ihm das Herz seinen Freund jede Nacht aufs neue gehen lassen zu müssen. Er vermisste ihn mehr, als er es für möglich gehalten hatte. Schneider hatte etwas von ihm mitgenommen, etwas, das ihm jetzt sehnlichst fehlte, so dass sich jetzt eine schier unerträgliche Leere in ihm ausbreitete... besonders wenn er allein war spürte er sie ganz deutlich. Genzo hatte ihm zwar gesagt es sei okay wenn er ginge, wenn er es wolle aber ... "Es ist nicht okay,... nicht für mich... ganz und gar nicht!", flüsterte er in die Dunkelheit der Nacht hinein. "... aber so leicht wirst du mich nicht los mein Freund!" Er hatte heute mit Herrn Mikami gesprochen und ihn gebeten ihn als Torhüter der japanischen U-16 Mannschaft mit nach Frankreich zu nehmen. Er hatte dies zwar sowieso vorgehabt, doch eigentlich hatte er nachkommen wollen nachdem der Hamburger SV sein nächstes Spiel gehabt hatte... allerdings ging es für seine Freunde aus Japan als nächstes gegen den FC Bayern, Schneiders neue Mannschaft. Da musste er dabei sein! Er wollte ihn wiedersehen, wenn auch nur kurz... er musste auch nicht mit ihm sprechen, er wollte ihn einfach nur sehen... einfach nur wieder in diese blauen Augen schauen... diese blauen Augen die er so sehr...j a was eigentlich? Genzo verbannte diesen Gedanken aus seinem Kopf- was auch immer es war, was er da fühlte, er wollte nicht darüber nachdenken... nicht darüber nachdenken wie viel ihm Schneider mittlerweile bedeutete.. "Warum immer ich?", murmelte er und drehte sich auf die andere Seite. "Hey Schneider, Telefon für dich!" "Bin gleich da!" Im Trikot des FC Bayern lief Karl-Heinz Schneider auf seinen Trainer zu, der ihm erst ein Handtuch und dann ein Handy reichte. Die Sonne brannte vom Himmel und sie hatten schon seit gut zwei Stunden Training. Er war froh über diese kleine Atempause. "Moment.", sagte er hastig in den Hörer, legte sich das Handtuch über die Schulter und verschwand in der Tür zum angrenzenden Fitnessraum, wo er sich auf den Mattenwagen setzte. "Ja?", fragte er und wischte sich mit dem Handtuch über die Stirn. "Hallo Schneider!" Fast wäre ihm das Handy aus der Hand gefallen, als er Genzos warme Stimme hörte. Nervös fing er an mit dem Fuß auf und ab zu wippen und sein Herz begann so laut zu schlagen dass er meinte Genzo müsste es auf der anderen Seite hören. So oft hatte er selbst schon den Hörer in der Hand gehabt und war drauf und dran gewesen Genzos Nummer zu wählen, nur um seine Stimme zu hören und dann gleich wieder aufzulegen... Die Stimme seines Freundes löste etwas in ihm aus- etwas das stärker zu sein schien als er selbst. Doch was konnte er nur von ihm wollen? "Hi Genzo!", sagte er und bemühte sich normal zu klingen. "Ah, lange nicht voneinander gehört und doch wieder erkannt!" "Entschuldige, ich hatte einfach so viel zu tun... das Training hier ist sehr hart weißt du..." Doch das war nur eine Ausrede. Es stimmte schon, das Training war ziemlich anstrengend, doch er hatte mehr als nur einmal die Gelegenheit gehabt einfach nur zum Hörer zu greifen. Die Wahrheit war, dass er sich einfach nicht getraut hatte... er hatte einfach etwas Abstand gewinnen wollen, in der Hoffnung dass er sich geirrt hatte was seine Gefühle betraf... dass sie verschwinden würden wenn er Genzo eine Weile nicht sah- aber jetzt hatte allein seine Stimme ausgereicht um ihm das Gegenteil zu beweisen... "Bist du noch da?", hörte er seinen Freund fragen. "...ja, ja...was hattest du eben noch mal gesagt?", fragte er hastig. "Also wirklich...immer noch der Alte!", meinte Genzo mit einem leichten Lachen in der Stimme. Schneider brummte drauf nur etwas unverständliches und Genzo fuhr fort: "Ich wollte dir nur sagen dass ich auch dabei sein werde!" "Wobei?", fragte Schneider etwas verwirrt. "Na bei der U-16 WM und natürlich bei dem Spiel gegen euch!" "Was?", platzte es aus dem Blonden hervor. "Sag mal, hast du schlechte Laune oder so?" "Nein, nein... es ist nur... ach egal... Ich freue mich!", erwiderte der Blonde schnell. "Echt?" Und so war es auch. Egal wie fest sein Vorsatz auch gewesen war, Genzo eine Weile nicht zu sehen, versetzte der Gedanke daran wieder bei ihm zu sein ihn in helle Vorfreude. "Klar! Allerdings werde ich noch nicht dabei sein, weil ich noch neu in der Mannschaft bin.", antwortete Schneider. "Macht nichts, ich werde auch nicht spielen, dann gucken wir halt zu!", schlug Genzo vor. "... und was ist mit deinem Freund Tsubasa? Spielt er?" Wieso zur Hölle hatte er das jetzt bitte gefragt? Kaum ausgesprochen bereute er seine Frage auch schon. "Ja, er spielt und stell dir vor, er ist wirklich unheimlich gut geworden... du hättest sehen sollen wie er die komplette Abwehr der Italiener umspielt und dann Gino Hernandez einfach so eins zwischen die Pfosten geknallt hat... der Wahnsinn!", erzählte Genzo und Begeisterung schwang in seiner Stimme mit. Schneider fragte sich mittlerweile wie blöd man eigentlich sein musste oder ob er einfach nur einen leichten Selbstverletzungsdrang hatte... Jetzt würde er sich wieder Lobeshymnen über Tsubasa anhören müssen... Fast hätte er das Handy aus Reflex gegen die Wand geworfen. "Na das ist doch toll..." "Sag mal, ist wirklich alles in Ordnung mit dir?", fragte der Torhüter, dem der leicht ironische Unterton in der Stimme seines Freundes nicht entgangen war. Nein, es war nichts in Ordnung. Vielleicht hatte er gehofft, dass Genzo nicht auf seine Frage nach Tsubasa eingehen würde, dass er sie ignorieren würde... vielleicht hatte er herausfinden wollen, wie viel dieser Tsubasa Genzo bedeutete und dass er so von ihm schwärmte versetzte Schneider einen heftigen Stich... und dieser Stich brachte ihn zum Nachdenken... warum machte ihm das so viel aus? Genzo kannte sich aus, er erkannte, wie er selbst auch, gute Spieler auf den ersten Blick und sie waren beide mit vielen von ihnen befreundet... Es war mehr die Art wie er von Tsubasa sprach, diese Begeisterung die ihn so sehr störte... nein, wenn er ehrlich war, machte es ihn fast wahnsinnig! "Ja, alles okay, ich muss nur gleich wieder zum Training!" Trotz seiner Bemühungen möglichst normal zu klingen zitterte Schneiders Stimme dieses mal ein wenig. "Ach ja, tut mir leid dass ich dich gestört habe! Wir sehen uns ja dann eh nächste Woche!" Der Blonde brummte zustimmend. "Dann machs mal gut! Wir können dann ja mal gegeneinander spielen, so wie sonst immer... du wirst staunen, dieses mal halte ich deinen Feuerschuss!", sagte Genzo daraufhin. "Das glaubst aber auch nur du!" "Wir werdens ja sehen!" "Dann bis Mittwoch! Tschüss!", sagte der Blonde und legte auf. Eine Weile starrte er das Handy an, dann stand er auf und ging mit gemischten Gefühlen auf den Platz zurück. Einerseits freute er sich riesig Genzo wiederzusehen, andererseits hatte er auch ziemlich viel Angst davor wie stark seine Gefühle für den Torhüter noch werden könnten. Genzo rutschte an der Wand seines Zimmers herab. Er war mit seinen Freunden aus Japan nach Bremen gekommen um sich dort ihre Testspiele anzusehen. Gegen die Bremer Mannschaft hatten sie verloren und die Italiener wollten daraufhin nicht gegen sie antreten... und dann hatte Tsubasa seine Aktion gestartet und ihnen seinen Topspin gezeigt. Sie wohnten alle in einem Hotel. Er starrte auf das Handy in seiner Hand. Dieses Telefonat war schwerer gewesen als ein Fußballspiel gegen einen haushoch überlegenen Gegner! Während des ganzen Gespräches war es ihm gewesen, als hätte sein Freund direkt vor ihm gestanden. Er kannte ihn mittlerweile so gut, dass er sich jeden seiner Gesichtsausdrücke hatte vorstellen können- was die ganze Sache im übrigen auch nicht gerade einfacher gemacht hatte. Genzo wurde den Eindruck nicht los dass etwas nicht stimmte. Irgendetwas war komisch gewesen! Etwas hatte in Schneiders Stimme gelegen was nicht gepasst hatte... er war so abweisend gewesen... Was war nur los mit ihm? Er wurde das blöde Gefühl nicht los, dass Schneider sich nicht wirklich darauf freute ihn zu sehen... Und allein dieser Gedanke machte ihm Angst. Der Gedanke, dass Schneider ihn nicht wiedersehen wollen könne war ihm unerträglich... er wüsste nicht wie er damit umgehen sollte, falls es wirklich so wäre. Als die Tür plötzlich schwungvoll aufging wurde er jäh aus seinen Gedanken gerissen. Er teilte sich das Zimmer mit Tsubasa und Ishizaki, die nun beide lachend in der Tür standen. Sie waren bei bester Laune. Vor allem Tsubasa, seit er erfahren hatte das Taro Misaki in Frankreich zu ihnen stoßen würde. Taro war immer Tsubasas bester Freund geblieben, auch nachdem er fortgezogen war. Sie wurden damals, wegen ihres perfekten Zusammenspiels "das goldene Duo" genannt und alle waren gespannt, ob sie sich immer noch blind verstehen würden. "Haben wir dich bei etwas wichtigem gestört?", fragte Ishizaki und ließ sich grinsend auf sein Bett fallen. Genzo schüttelte den Kopf. "Was für ein Tag!", sagte Tsubasa und tat es Ishizaki gleich. "Was machst du eigentlich da auf dem Boden? Liegestütze?", fragte Ishizaki und grinste noch breiter. Schweigend stand Genzo auf und ging ans Fenster. "...nächste Woche...", murmelte er. "Genau! Da schlagen wir die Bayern!", rief Tsubasa und streckte einen Arm in die Luft. "Jaaaaaa!", rief darauf Ishizaki und warf seinem Freund ein Kissen gegen den Kopf. Zwischen den beiden entbrannte eine Kissenschlacht, während der Torhüter immer noch aus dem Fenster sah und ein Flugzeug beobachtete, welches langsam am Horizont verschwand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)